der unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten cello ist wirklich überraschend. beim ersten höre ich die suite und mag die wärme und den klang des instruments, freue mich über die melodie. beim zweiten ist sofort alles anders, jeder ton ist klarer, genauer, hat mehr tiefe und raum, ist viel komplexer, dabei ganz leicht und fein, eine ganze dimension kommt dazu, das instrument hat eine eigene stimme, die alles zusammenhält, sich nicht aufdrängt, aber ich höre sie und habe respekt. dieses gefühl werde ich nicht mehr vergessen. alles stimmt, alles fügt sich, so soll es sich auch im leben anfühlen, wenn etwas wirklich gut ist, ein klares erkennen (das ist es).
bin grad erkältet, habe bei andauernd negativem schnelltest absurd hohe blutzuckerwerte, brauche fast dreimal soviel insulin wie sonst. das passiert eigentlich nie. das fatale hinterhersein bei stoffwechsellagen. frust, weil es auch mit den tollen systemen nicht besser wird, es geht halt mit meinem körper nicht. meine ärztin ist da stellvertretend für die medizin bei all meinen fragen oder vermutungen nur so „ja, das kann natürlich mal sein“, liefert immer nur freundliche antiklimax. vielleicht komme ich langsam ins leibärztïn-alter (das gendern liest sich hier aber doch verwirrend, ich sehs ja ein) und brauche jemanden, der alle meine werte, vitamine, hormonlagen in beziehung zum diabetes kann und zu allem eine idee hat, wie das internet.
balkon in betrieb genommen beim fertiglesen des lesegruppen-buches, anything is possible von elizabeth strout, sehr besonders. immer wieder bücher, auf die ich nie gekommen wäre, das ist mit das schönste an diesen treffen, wobei ich ehrlich gesagt immer noch kaum lese. ob die lesezeit vorbei ist? wie ist das passiert? ich habe keine disziplin und heutzutage bräuchte ich welche, gegen netflix und co., früher war das lesen der einzige ausweg.
zwischendrin behaglichkeit wg dem ´job, der so sinnvoll ist, dem regelmässigen lohn, dem alltag mit seiner struktur. wie ich morgens früh mit emma die erste runde drehe, auf dem heimweg vom job beim rewe einkaufe, dafür eine schöne radtasche gekauft habe, am samstag putze, abends erschöpft bin. dann fällt mir der krieg wieder ein, dauernd, ist das normal?
die zwillis sind 21 geworden, bis jetzt sind diese 21 jahre viel länger bei ihnen als bei mir. die kids haben mich beweglich gehalten, dafür musste ich gar nichts tun und habe mich daran gewöhnt, aber ich war natürlich jung. trotzdem nehme ich meine nachlassende kraft bis jetzt als persönliches manko wahr, nicht als normale alterserscheinung. neulich einem älteren elternteil gesagt, 60 sei das neue 40, aber das ist natürlich blödsinn, das altern beginnt unabänderlich mit anfang 50, vorher sind es eher nuancen, danach wird alles graduell immer nur schwieriger. also vom körper wegdenken, im kopf beweglich bleiben, mich an erfahrung und selbsterkenntnis und whatnot freuen, geht alles, aber als frau gibt es einfach eine dramatische zusatzdimension, grade als single. ich hab mich dran gewöhnt, im spiegel sehe ich mein altern noch nicht so, ich habe auch okaye gene, nur wenn ich gelegentlich bei heller sonne aus der nähe im handybildschirm gespiegelt werde: senkrechte falten an den lippen, wtf., und die vielen feinen linien, trotz hohem lichtschutzfaktor in den letzten jahren. es ist ein fortdauernder prozess, es wird nicht wieder weggehen, das stört mich gar nicht so, aber bis jetzt ist es auch noch ein akt der entfremdung, weil das selbstbild langsamer altert, oder anders, eben kumulativ und nicht destruktiv. jedes bild mit falten ist ein weiteres in der langen reihe aus eigen- und fremdwahrnehmungen, mit und ohne foto, und irgendwann sind es dann mehr alte als junge. wie schnell die zeit wirklich vergeht, sehe ich am hellgrauen haaransatz an den schläfen, der andauernd wieder da ist, dabei hab ich doch grade noch … keine ahnung, ob mein haar ohne nachfärben ganz oder nur teilweise grau wäre, auf den gefühlt intensiven verjüngungseffekt mag ich noch nicht verzichten. erwarte dann schockaltern ab 60 oder 65 oder so, aber die grenze wird sich bestimmt weiter magisch nach hinten verschieben, wenn ich, wenn wir dann noch da sind.
meine mutter, mit 87, über ihre freundin, 85: die ist viel jünger als ich.
(ich-sattes laber-rhabarbern, bitte um vergebung. im kopf durch den krieg so einen grundton von alles ist eitel, dann plappere ich eben ein wenig.)
Note to self: beim nächsten Spaziergang noch ein paar mehr Komplimente machen.
du bist doch seit je ein begnadeter komplimentemacher!
Ich bilde mir ein, Unterschiede zu hören, zumindest zwischen dem ersten und dem zweiten, vielleicht auch zwischen dem zweiten und dritten Cello, aber es kann sein, dass ich mir das einbilde. Mir hat eine Berufs-Cellistin mal erzählt, dass es ab einer bestimmten Qualität beim Cello kaum mehr Unterschiede gäbe, sondern dass ab da der Bogen die größte Rolle spielen würde. Aber das mag ich auch falsch in Erinnerung haben; sie spielte so in einer 50.000-Euro-Liga, also weit von diesem Top-Modell entfernt.
ich glaube, die hört man wirklich 😉 das interessant, zwischen dem zweiten und dem dritten höre ich die unterschiede auch kaum noch, zumindest nicht so als qualitätsunterschied. das mit dem bogen leuchtet ein, der erzeugt ja auf der saite den klang, ob es den bogen zum instrument dazu gibt, ob der inclusive ist? 50 tsd und 180 tsd sind aber zumindest eine vergleichbare liga, die million hängt bestimmt an anderen gründen, wie alter und seltenheit etc.
Also ich hör da recht deutlich was: das allererste ist sehr rauh, wenig Mitten, dann wirds nach teurer immer weicher im Klang, obere Frequenzen weg und unten auch noch. Am besten hör ich das bei den tiefsten Noten im Stück. Es ist jetzt keine supergute Aufnahme, aber ich bin neugierig und werd das mal bißchen analysieren, ob ich das richtig gehört hab.
Für Liveauftritte ist das wichtig, für Studioaufnahmen eher weniger, weil da noch per MIkrofonie und Filter ausgeglichen werden kann.
(Und was bin ich froh, daß ich solche Feinheiten doch immer noch hören kann. Falten sind mir egal, Frequenzen nicht!)
ja, stimmt, ans immer-noch beim hören hatte ich gar nicht gedacht. ich höre keine frequenzen + oder -, die töne fühlen sich aber fokussierter und klarer an, das könnte daran liegen, dass oben und unten was fehlt. sehr spannend.