november, november.

merke die weltlage an einer nervosität, die alles unterlegt, die konflikte sind immer nur einen gedanken weit weg. die zeitschrift micromega, die ich schätze, stellt sich klar auf die seite der palästinenser und differenziert nicht zwischen hamas und zivilisten, ich merke beim lesen, wie sehr ich da bei habeck bin. unfassbar, dass eine zeitschrift die nachrichtenlage nicht hinterfragt und sich nicht um faktencheck bemüht, anderslautende berichte (israel habe eine bombe aufs krankenhaus geworfen vs eine beim start explodierte rakete von der hamas) schlicht ignoriert und vom „genozid“ an den palästinensern schreibt, der 7. oktober wird nur nebenbei erwähnt. selbst wenn es schwerfällt, sich für eine version der geschichte zu entscheiden, gehören beide genannt. zur weltlage habe ich das interview mit dem autor etgar keret gern gelesen. der antisemitismus, der sich auch in berlin zeigt, ist jedenfalls unerträglich.

bei der kaltmamsell den hinweis auf einen blogpost bei rungholt gefunden, den ich euch ans herz lege.

händel-schlager für den grauen november. grad fällt mir ein, wie ich diese arie mal den söhnen vorgespielt habe, „das ist eine oper“, und die kids: „ja, opa singt.“

es sterben weiterhin menschen aus meinem umfeld, mit ende fünfzig/anfang sechzig scheint es da eine art erster runde zu geben, krebs oder herz-kreislauf, mit mitte sechzig ist der fluss dann hoffentlich schon fast überquert. die statistik klärt die wahrnehmung, es geht eben jetzt los, ab mitte 50 sterben mehr als doppelt soviele menschen wie bis 50, ab dann geht es in ähnlichen schritten weiter. ich rechne nicht damit, besonders alt zu werden, würde es aber gern, deshalb kümmer ich mich so gut wie möglich um meinen diabetes, der nach wie vor schwer einstellbar ist. mein eigenes leben findet seit jahren, sehr zu ungunsten meiner karriereplanung, deutlich mehr im augenblick statt, ich freue mich dauernd über irgendwas, einerseits aus bewusster entscheidung ob der unsicherheit des lebens allgemein, andererseits weil ich ein eher geruhsamer mensch bin. ich weiß, dass ich mich kümmern muss und tue das, und kann leute nicht richtig verstehen, die ihre gesundheit als gegeben ansehen, statt als geschenk, dass es zu hüten gilt, sry für satzbau.

im letzten jahr hatte ich in einer mischung aus nostalgie und sentiment meinen söhnen adventskalender zugeschickt, richtig originelle (für den angehenden bio-lehrer einen insektenbausatz), mit dem hinweis, damit erst am 1. dezember zu beginnen, woraufhin der kalender auf einem schrank landete und dort erst ostern wieder zum vorschein kam. ich hab die lektion gelernt und dieses jahr nur für mich einen gekauft, einen trekkie-kalender, mein hausgast ist zum glück auch pro weihnachten. oh, der ist schon vergriffen, hätt ich mal früher gepostet! aber der mit einer mini burg blaustein ist noch verfügbar.

jetzt, wo mein eigenes leben nicht mehr prekär ist, wird die welt zunehmend prekär, oder scheint das nur so, weil ich kapazitäten freihabe dafür?

1. mai 2023

es scheint, als ob wir loopenden typ einser in zukunft google colab nutzen könnten, um die app zu schreiben, mit der die insulinpumpe gesteuert wird. wir müssen das ja aus versicherungsrechtlichen gründen selber tun, mit android studio und in einem für nichtnerds oft rätselhaften copy/paste-verfahren, mit unerwarteten fehlern, wobei für leute wie mich ja jeder fehler gleichermassen erwartet wie unerwartet ist, und zur gänze unerklärlich. es wäre hilfreich, wenn ein programm in einer cloud das übernimmt. zum glück gibt es das erst jetzt, sonst hätte ich noch ewig keinen neuen rechner gebraucht, und über den freue ich mich ja täglich. hier gehts zur anleitung.

(die körper von wolken)

das bloggen rutscht in den hintergrund, genauso wie twitter, vielleicht hängt das auch zusammen. es ist mir nicht mehr so wichtig. das altern zeigt erste kleine zähnchen (die wirklich alten lächeln milde über uns alberne endfünfziger), ich bin oft müde und in einem totalen alltag festgeklebt, wie in einer fliegenfalle. nicht unangenehm, es ist wie es ist, aufwand lohnt sich nicht, besser wird es nicht mehr, aber es ist okay. schau filme an, in denen leute (meistens männer) uralte motoren wieder zum laufen bringen, sowas bräuchte ich vielleicht auch. freue mich über den feierabend, die freunde, meine wohnung. finde meine tage nicht interessant genug, um darüber zu schreiben, andrerseits lese ich die tagebücher der anderen immer sehr gerne, bewege mich da bisschen im widerspruch. irgendein thema, ein bild, ein detail bleibt dann ja doch hängen von einem tag.

letzte woche der moment, wo mein fröhlicher jagdeifer beim versuch, mit einem anderen mitarbeiter einen fuchs aus dem garten meiner arbeitsstätte zu vertreiben, während alle anderen hinter einer unsichtbaren linie stehenblieben, in scharfen schmerz kippte, als ich bei einem zu schnellen richtungswechsel mit dem fuss umgeknickt bin. der triumph ist immer nur kurz.

vielleicht geht das bloggen in der sagen wir nichtkalten jahreszeit einfacher? es hat dieses jahr so lang gedauert, es ist so aufregend, wenn es endlich los geht, ich fühl mich nach einem wochenende schon wie ende juni, lieber auf vorrat fühlen, alles auf einmal, es hält ja doch nicht, morgen sind wieder 12° grad.

erinnere mich an 1. mai-tage bei 30° c im görlitzer park, in den achtzigern, irgendwie lagen wir da immer unter bäumen und es war endloser frühsommer. demos kriege ich heute nur über die polizeimeldungen auf twitter mit, das hätte ich vor 20 jahren auch keinem geglaubt, immerhin ein bisschen unangenehm ist es mir dann doch. vor drei oder vier jahren bin ich mit einer affäre zufällig am rand des geschehens entlangspaziert, fällt mir jetzt grad ein, mauerpark, es wurde dunkel und war laut, und wir haben über etwas anderes geredet.

jetzt habe ich ein legoset mit über 2300 teilen zuhause und freue mich lieber weiter drauf, es am nächsten oder übernächsten wochenende aufzubauen, statt endlich damit anzufangen, obwohl der tag perfekt dafür wäre. bin inzwischen dermassen zuhause im impulskontrollmodus, ich komm da gar nicht mehr raus. im letzten sommer habe ich am see eine vespa zusammen mit dem g.-zwilling zusammengebaut, das war toll, ich glaube, ich warte jetzt auch auf den sommer, wenn zumindest der große mal reinschauen will, um der nonna beim auszug mitzuhelfen.

kleines ping aber habe ich, ping ping, sagt die lifeline.

2./3. april

am flughafen erreicht mich eine nachricht vom g.-zwilling über wa, er müsse mir was mitteilen, er wolle sein studium jetzt doch abbrechen. erschrecke mich arg, argumentiere pädagogisch sinnvoll, und frage, was er denn stattdessen? dann kommt die antwort „voll erwischt, mama!“, und ja, hat er. umkehrung, früher war es immer anders rum.

auf dem flug nach mailand die familie in der ersten klasse, typ mit maga-basecap, „donald trump“ hinten drauf, teuer gekleidet. die frau hat ihren trenchcoat auf meinem rucksack abgelegt, im knäuel, an den ich nochmal ran muss (flug hatte verspätung wie alles grad verspätung hat), der mantel rutscht halb richtung sitz beim handling, sie ist genervt und sagt: jetzt geben sie schon her, sie zerknittern ihn ja. päärchen gibts, die wünscht man einander. die passen zusammen.

der einzige unterschied zwischen business und economy ist das essen. wir bekommen ein wasser und ein stück schokolade, sie irgendwas auf tabletts. stühle und abstände sind die gleichen, es gab nur 4 reihen erste klasse, ab reihe 5 war schon economy. es geht wohl wirklich nur ums vorne sitzen und eher reindürfen.

auf beiden flügen hatte außer mir nur noch eine andere person eine maske auf.

nachts heller vollmond, um halb sechs wach geworden.

ich hab für die woche nur handgepäck mitgenommen, wurde trotzdem am ber zur gepäckaufgabe gezwungen, flugzeug voll, irgendwas, machen sie sich keine sorgen, das haben sie dann in malpensa wieder, und so war es natürlich nicht, das gute stück mit insulin und sensoren etc pp drin war in frankfurt geblieben. am flughafen klargemacht, dass ich nicht ewig auf den koffer warten kann wg medikamenten, und nur einen halben tag später kam dann ein mann in einem kleinwagen und hat mir den koffer gebracht, er ist die strecke nur für mich gefahren. guter service bei lufthansa, andrerseits haben sie auch die weitergabe verbockt, oder es war die kollegin am flughafen, die nicht gesehen hat, dass nur ein halbe stunde zeit zwischen den flügen war. dann einkaufen gefahren, hier auch sonntags kein problem. dicke feine colomba von tre marie gekauft, 11€, die muss ich noch an freunde verfüttern.

erster tag am see fühlt sich an wie drei, so erholungsmäßig, so sicher funktioniert die konditionierung. weiß nicht, ob die vielen hier verbrachten ferien dafür verantwortlich sind, oder ob es einfach an italien liegt, mit licht, sprache, freunden und dem essen. es gab eine unangenehme sache heute, ich musste nescafe frühstücken, weil der kaffee alle war. freier blick über den see, der blick geht bis zum monte rosa ohne ein wölkchen dazwischen. ich starte morgens die heizung neu, die nachts nicht angegangen war, es ist im schatten nur 10° wärmer als in berlin hier unten, und versuche, den kamin anzumachen, scheitere an fehlendem kleinholz, dass ich suchen gehe, aber dann ist das papier alle und es gibt keine streichhölzer. in der sonne ist es fast zu heiß, ich setze mich in einen liegestuhl zum aufwärmen. sehr feine sorgen.

jetzt am montag 9:15 vergeht die zeit immer noch sehr langsam, mal schauen, wann sie fahrt aufnimmt, ich schätze so donnerstag. (sry, nur handybilder, hab kamera vergessen)

das erste viertel ’23

dieses jahr immerhin schon ein bisschen kunst goutiert, habe im februar sogar in feiner begleitung meine allererste operette gesehen, die geschichte der fledermaus in der komischen oper, war sehr unterhaltsam und auf eine erich-kästner-hafte weise fabelhaft. mir sind arien aber lieber.

chancen für rockmusik hätte es in diesem jahr auch gegeben, frau gaga wollte mich gelegentlich mal mitnehmen, aber da konnte ich immer nicht. rockkonzerte sind mir auch eigentlich inzwischen zu laut, es sollte eher jazz oder klassik sein. julian lage hab ich leider verpasst, das hamburger konzert ist ausverkauft, amsterdam wäre noch zu haben, aber das erste konzert ist ebenfalls uitverkocht, nur mitte der woche ist noch was zu haben, und ich habe keine drei urlaubstage mehr übrig.

anstrengende monate gehabt, abends oft so kaputt, dass ich um 21 uhr einschlafe und erst um 5 uhr früh wieder aufwache. es wird vermutlich so bleiben, grad keine große lust, den job noch 9 jahre zu machen, also drüber nachdenken, wie es besser werden könnte, ich muss mich besser organisieren, mehr planen, effizienter werden, ändern, was in meiner macht liegt, vor allem die ganzen dokumentationsaufgaben rutschen mir noch etwas durch. die dramatische personalsituation kann ich nicht verändern. noch eine woche, dann eine woche ferien, die nicht ausreichen wird. meine uffs sind legion.

mit etwas glück habe ich im herbst eine woche lang eine hinreissende hündin zu besuch, drücken sie daumen! beim kennenlernen damals zusammen mit emma bin ich ihr ein paarmal auf die pfoten getreten, aus nervosität, und weil sie so wuselig war, aber sie hat es vergessen, und ist ja auch inzwischen kein welpe mehr. hundeferien.

das wochenende ist voll, ein tag mutter, viel haushalt, wenig zeit zum chillen. allgemeines genervtsein, was nicht am wetter liegt, der viele regen ist mir willkommen in zeiten der trockenheit, er sollte noch ein paar wochen anhalten, bis die pflanzen alle im grünen sind (ups! kaffee geholt, jetzt ist der himmel wieder blau, immerhin echter april). habe das lesegruppenbuch noch nicht geschafft, das wird jetzt ein bisschen eng, ich verliere andauernd den faden, genau wie beim picard, die letzte staffel ist ein einziger intrigantenstadl.

die tröstlichste nachricht in all der entropie ist die möglichkeit von zeitreisen, zumindest auf quantenebene. es würde zwar eine million jahre dauern, um einen menschen eine sekunde zurückzuversetzen, und selbst wenn die entwicklung dieser quantentechnologie ähnlich wie bei moores law eher exponentiell als linear verläuft, dann sind wir auch in ein paar jahrzehnten erst bei einer zahl, die immer noch keinen ausweg aus der gegenwart bietet. auch vor einer stunde war die welt schon in einem traurigen zustand. well.

ich weiß gar nicht, ob ich lieber in die vergangenheit oder in die zukunft reisen würde, vielleicht sind dazu eh ganz verschiedene technologien notwendig, und die zukunftsreisen werden irgendwann in der zukunft erfunden werden, sind dann super einfach, aber die vergangenheitsreisen dauern immer noch eine ära für eine sekunde, das wär blöd, dann würden wir nie davon erfahren. vorwärts immer.

in diesem sinne werde ich morgen zum volksentscheid gehen und für eine schnellere energiewende stimmen, auch wenn ich dann ab 2030 in berlin nie mehr ein auto fahren werde.

+ tag 7

immer noch positiv, schmerzen besser, aber noch da, kann gut stehen, komme aber nicht gut hoch, wenn ich liege oder sitze. ich denke, es sind die nieren, ärztin beruhigt mich, es könne auch vom husten kommen, aber ich huste kaum und hatte noch nie muskelkater davon. das kann es nicht sein. bitteren geschmack im mund, eventuell nebenwirkung von paxlovid. urin weiterhin positiv auf kreatinin, nicht mehr auf leukozyten. sehe echt scheiße aus im moment, tiefe ränder, bleich, so richtig alt und krank. hatte vor allem angst um meine nieren, entscheide mich, es als corona-symptom wahrzunehmen, nicht als zeichen für baldige dialyse. diese angst ist das neue an corona, normalerweise sind krankheiten lästig, die moe war auch schmerzhaft, ich wusste aber, es geht vorbei. wie war das bei euch, wart ihr unruhiger als bei normaler grippe oder ähnlichem? großeinkauf liefern lassen, sehr angenehm, habe aber fast keinen hunger.

im hintergrund die provokationen durch russische propagandisten, die die zerstörung meiner welt herbeifantasieren, das fordert auch rationalisierung und verdrängung ein. was für eine welt das geworden ist. bisher kann mir gar nicht vorstellen, dass so ein paar noch lange nicht gelieferte panzer tatsächlich den krieg beenden können, würde es aber gern glauben. psychologische kriegsführung, da gab es doch mal einen asterix-band?

+ tag 4

immer noch kein fieber, husten wird bisschen besser, unterer rücken tut aber immer noch sehr weh, und ja, es könnten durchaus die nieren sein und nicht irgendwelche bänder. heute leukozyten und kreatinin im urin, mit so schnell bestellten teststreifen gemessen, das beunruhigt mich etwas, habe ich doch durch den ewigen typ 1 eh arg geforderte nieren. der ärztin gemailt und sicherheitshalber geduscht. sie hat mir heut früh paxlovid verschrieben, das nehme ich sobald der bote es bringt. d.-zwilling hatte bei seiner c.-erkrankung auch starken schmerzen im körper, die mit ibu und geduld nach 3 tagen vorbei waren, also hoffen wirs beste.

15. januar 2023

es ist zeit. nach 15 jahren im dienst bekommt mein alter rechner einen ruheplatz im regal, nicht etwa, weil er kaputt gegangen ist, sondern weil die zeit nicht auf ihn wartet, die browser nicht mehr aktualisiert werden können, die kamera zu alt für videocalls ist, weil die neuen versionen von android studio für meinen diab-kram zwar laufen, aber der rechner nicht mehr genug kraft dafür hat. es ist ein abschied von einem lebenspartner, er hat länger gehalten als das ipad (5 jahre) und die diversen iphones. die tastatur ist immer noch die beste, die ich je hatte, der bildschirm ist hochauflösend und bis jetzt makellos, jedes pixelchen an seinem platz. er geht in einer minute an, hat 8 gb ram und eine schnelle ssd mit 1tb, ich bin ja die generation, die alle daten immer noch vor ort haben will und den cloud-systemen eher misstraut. habe ein nachfolgermodell gekauft, hoffe, es hält genauso lange, glaube aber nicht daran, die geplante obsoleszenz macht bestimmt auch vor highend-geräten nicht halt.

frühmorgendliches bloggen im bett

gestern so früh schlafen gegangen, dass ich jetzt um 5 wach bin, kann aber noch nicht richtig denken, schreiben geht, aber nur linear sozusagen, noch keine textwahrnehmung, keine metaebenen möglich.

kurzes we gehabt, viel gelesen (das lesegruppenbuch hat zähe stellen), erholt, viel telefoniert mit freundinnen und familie, eine online-italienischstunde für den sonntag vorbereitet, eine freundin hat mir das netterweise vorgeschlagen. sehr interessant, will gleich wieder theorie zum spracherwerb lesen, es ist ein so faszinierendes thema. hab dabei zuviel gequatscht, ich hoffe, da kommt noch routine dazu, in die grammatik komm ich hoffentlich wieder rein. auch gemerkt, dass der alte rechner wirklich nicht mehr geht, er war nicht nutzbar, musste das telefon zu hilfe nehmen, nur stress. hoffe, der neue ist diesmal der richtige. während der stunde klingelt es und die zwillis plus freundin stehen überraschend vor der tür, das passiert sonst nie. nachher noch einen tee mit ihnen getrunken, geredet, gefreut, versucht, die übriggebliebenen weihnachtspralinen und lebkuchen an sie zu verfüttern, dann sind sie wieder weg.

sie fahren flixbus in ihre studistädte, mir ist das unheimlich, busse auf nächtlichen autobahnen voller raser und baustellen. das 49€-ticket kommt ab april, ist aber nur, also ausschließlich im abo nutzbar, 500€ im jahr, so ein totaler studifeindlicher schwachsinn, die planer wollen offensichtlich keine gelegenheitsnutzer, sie wollen nicht alle, sie wollen mich nicht. jede demokratisierung des öpnvs wird verhindert, sie wollen keine vollen züge, sie wollen nur die pendler, es ist der kleinste mögliche schritt in richtung 9€-ticket, kaum mehr als eine frechheit. ich hoffe, da tut sich noch was.

gemerkt, dass ich mich bei vollen wochenenden fast besser erhole, als wenn ich gar nix vorhabe. ein für den januar überraschend gutes we.

megaherz

heute war ein diab-nachmittag. erst ist die pumpe tot, also zeigt ein leeres display, was ich erst bemerke, als ich für den kakao im café insulin geben möchte und der blutzucker über 300 ist. zu hause will ich die batterie wechseln, finde sogar noch zwei, die pumpe verwendet batterien in einer im handel nicht auffindbaren größe, die muss ich extra bestellen, aber keine zeigt irgendeine wirkung. habe dann meine ururalte medtronic 722 aus der notfalltasche geholt, eine simple aaa-batterie eingelegt, datum und zeit aktualisiert (die pumpe ist von 2006 und war lange aus), die basalrate per hand eingegeben, und versucht, die pumpe mit meiner pancreasapp zu verbinden. dafür hatte ich vor jahren einen kleinen edison eingerichtet, ich berichtete, aber da ist die antenne kaputt, deswegen hab mir für notfälle wie diesen einen sog. orangelink gebraucht gekauft, der empfängt über bluetooth signale von der app und sendet sie per funk an die insulinpumpe, die das empfangen kann, weil sie für eine fernbedienung eingerichtet ist und die verbindung nicht geschützt ist. nach anderthalb stunden läuft es. befriedigendes gefühl, dabei wie immer große dankbarkeit für die entwickler der apps und geräte.

es passt irgendwie zusammen, dass an dem tag, an dem meine dana rs- insulinpumpe den dienst aufgibt, auch mein sensor ausläuft und ich das handy endlich, nachdem es mich fast ein jahr genervt hat, auf android 13 geupdatet habe, also das habe ich zuerst gemacht, danach der ganze ärger. mit den updates bin ich immer vorsichtig, weil ich auf eine sichere verbindung meiner geräte über bluetooth (und jetzt wieder über funk) so angewiesen bin. bis eine ersatzpumpe im haus ist, werde ich jetzt wie so ein teenager auch zuhause dauernd handy und orangelink am körper haben, ich hab keine ahnung, wie weit funkverbindungen reichen, ist das wie bluetooth? oho, neuer sensor läuft, 42, sie entschuldigen mich, ich ess erstmal was.

den g.-zwilling gesehen, der für eine party nach berlin gekommen ist, die kurzfristig abgesagt wurde. wir haben zusammen gegessen und von der woche erzählt, dann ist jeder wieder in seine welt abgetaucht, fast wie früher.

ein krisseliger tag, wie eine freundin zum wetter sagte, der markt war leer, der himmel auch, allgemeine unwilligkeit, an der welt teilzunehmen, zumindest bei mir. januar ist wie nachts losfahren, um irgendwann im tag anzukommen, man muss da halt durch, die langen dunklen stunden ohne anfang und ende, ich mag das eigentlich, aber der weg ans licht ist im allgemeinen und besonders in berlin viel zu weit, es wird wieder dunkel, wenn ich gerade wach geworden bin, und danach ist dann februar.

kw boh

am sonntag mit einer mittelohrentzündung per taxi in die zentrale notaufnahme der charité gefahren, als die schmerzmittel nicht mehr wirkten. ein kräftiger junger mann fragt am eingang, ob ich fieber habe, dann lässt er mich durch. ich war darauf eingestellt, dort stunden warten zu müssen, aber es waren nur drei oder vier leute im wartesaal. eine junge frau fragte eher resolut, was sie denn jetzt für mich tun könnten, hat mich dann aber doch zu einem hno-assistenzarzt durchgewunken, wartezeit vielleicht 20min. der junge mann hat mir dann das trommelfell aufgeschnitten, mit einem dieser winzigen werkzeuge des faches, und den kram dahinter abgesaugt. ich habe gebrüllt und ihm gesagt, er würde frauen zum weinen bringen, aber danach war es sofort besser. ibus rein, zurück ins taxi, nachhause, insgesamt etwas über eine stunde. ich hatte mehr glück als verstand, angesichts der lage in berliner notaufnahmen. der schmerz war eine echte grenzerfahrung, die hilflosigkeit dabei, das jämmerliche. berliner bereitschaftsarzt hab ich zuerst versucht, um herauszufinden, wieviele ibus man nehmen darf, platz 40 in der warteliste, nach einer halben stunde wurde ich aus der leitung geschmissen, weitere versuche landeten im ab. dann eine liebe freundin angerufen, ärztin, die mich zur notaufnahme geschickt hat. seitdem immer noch angeschlagen und erstaunt darüber, richtig krank zu sein, wegen so einer kleinigkeit wie einer moe. blutzucker war in den sternen, dreifache menge basalinsulin, vierfache menge bei boli, auch das war nach der ersten tablette antibiotikum vorbei, oder vielleicht dem schnitt. antibiose mit 3g täglich, leichte gleichgewichtsstörungen, ich hoffe, das innenohr ist nicht beteiligt. wohnung ein sauhaufen, schaffe noch nichts, bin die woche krankgeschrieben, brauche die auch. respekt.

mein neuer rechner ist gekommen, leider in der falschen farbe, space grey statt silber, weil der laden mist gemacht hat. die richtige, gekaufte farbe haben sie gar nicht da. aber das angebot war so gut, ich denke, ich werde mich daran gewöhnen können. ein macbook pro von 2020, alles schick, nur die tastatur ist wirklich laut und klackert, aber ich werde wohl nicht mehr in bibliotheken schreiben müssen.

g.-zwilling ist nach einer 29h langen busfahrt durch argentinien und chile an der südspitze chiles angekommen, schickt bilder vom hund des hostels in san gregorio (ein sennenhund, die sind wirklich international), fährt dann weiter nach punto arenas, an der magellanstrasse, gegenüber von feuerland. er sagt, es seien konstante 6-7° c draussen, weil es die südlichste großstadt der welt ist, auf wa, bin immer noch altmodisch geflasht vom kontakt über die ganze welt. im hostel gibt es kamine, schöne aufenthaltsräume, er trinkt tee mit den anderen gästen, auf einem großen bildschirm läuft tv mit moderatoren, die alle aussehen wie filmstars. die landschaft dort habe ich mir in einer albernen top gear-folge von 2015 angeschaut, es sieht alles atemberaubend aus, ich freue mich sehr, dass er da noch hingefahren ist und würde es gerne auch mal sehen.

martins tod ist in den hintergrund gerutscht in den letzten tagen, so wie die gedanken an ihn, als er noch lebte. darum hängt die trauerkarte mit seinem foto jetzt am kühlschrank, obwohl sich das unpassend anfühlt, was so dermassen egal ist, weil es ihn nicht mehr gibt, ich kann das bild auch unter die fußmatte legen oder gleich in die kiste mit den vorjahreskühlschrankpostkarten. das nie wieder macht mir zu schaffen.

this tweet made my day

bei twitter konnte für ein paar tage jeder für 8$ jede identität einnehmen, was zu vielen sehr lustigen nachrichten geführt hat. gestern hat sich jemand als die firma lilly ausgegeben und verkündet, insulin sei jetzt gratis zu haben.

lilly verlor einiges an wert auf der börse, das war somit ein irre erfolgreicher protest gegen die giernasen von lilly, und sogar die ceos dort haben es bemerkt, die sonst all die seit jahren laufenden kampagnen unter insulin for all einfach so abwinken, und die toten dabei in kauf nehmen, also menschen, die insulin sparen müssen, weil sie sich die zahlung nicht leisten können. das beste dabei: die ganze aktion hat 8$ gekostet, ein traum.

(es fühlt sich überflüssig an, das mit den maßlos erhöhten insulinpreisen in den usa zu erwähnen, der preis wurde in den letzten jahren um über 1000% erhöht, und mit dem dortigen miserablen gesundheitssystem müssen die diabetiker*innen sehr viel davon selber bezahlen. jeder weiß es, niemand kann etwas dagegen tun, nein: niemand tut etwas dagegen, man könnte gesetze entwickeln, aber keiner will das, kapitalismus ist heilig, es gibt halt opfer, es ist halt der markt, so what, diese ganzen elenden firmen entwickeln insulin jedes jahr ein bisschen weiter, machen es schneller wirksam, „herbs and spices“, wie scott hanselman es beschreibt, um es dann noch teurer verkaufen zu können. banting, der das insulin als erster herstellen konnte, hat 1923 das patent für einen dollar an seine universität weiterverschenkt, weil es für jeden kostenlos sein sollte. seitdem ist die entwicklung weitergegangen, insulin wird seit jahrzehnten synthethisch hergestellt, es hatte seinen preis, aber war bezahlbar.* elon musk himself hat nach dem tweet etwas dazu gesagt, um lilly zu helfen, insulin gäbe es für 25$ pro ampulle, hat er getwittert, also wozu die aufregung. finde den tweet leider nicht mehr, hier hat jemand dazu getwittert. das walmart-insulin ist langsam wirkend, schwer einstellbar, es ist überhaupt nicht auf der höhe der zeit, es ist ein laufrad im vergleich zu einem normalen rad mit kette, schaltung und bremsen. den vergleich fand ich passend, hab dann aber beim nachschauen erfahren, dass walmart inzwischen ein schnelleres preiswertes insulin auf den markt gebracht hat, das allerdings auch viele nachteile hat. freie wahl der insuline ist sehr wichtig bei der therapie, weil jeder mensch verschieden ist, diese auswahl ist in den usa nur für mehrere hundert oder tausend dollar jeden monat möglich, weniger, wenn man wenig insulin braucht, mehr, wenn man sehr viel benötigt, und nichts davon ist freie wahl, nichts ist entscheidbar.)

*ich erinnere mich noch an die aufregung, als es das erste humane insulin auf dem markt gab, mein vater musste es aus der schweiz besorgen, weil es in italien noch nicht verkauft werden durfte, bis dahin hatte ich tierische insuline. eins dieser sogenannten analoga (also dem menschlichen insulin sehr ähnliche wirkstoffe) habe ich seit ein paar jahren benutzt, auch von lilly hergestellt. die kasse zahlt das selbstverständlich, es kostet hier in d keine unsummen wie in den usa.

warum kann ich eigentlich keine tweets einbinden? brauche das zu selten, es wird wohl bald eh nicht mehr nötig sein, aber so ist es auch doof. klappt nicht.

mein jetziges macbook funktioniert seit 2008 tadellos, fährt mit neuer ssd und mehr ram innerhalb einer minute hoch, aber es lässt sich nichts mehr updaten. ich brauche einen neuen rechner, fürs letzte aaps-update habe ich mir bei einer nachbarin einen geliehen, das geht natürlich auch, aber … es soll wieder ein (gebrauchtes ) macbook werden, m1, ich brauche eins mit deutscher tastatur, daher gehen die reimporte aus gb leider nicht. die kaffee- und trinkgeld-spenden der nächsten wochen gehen in den rechnertopf.

referrer von mastodon kann ich nicht erkennen, da steht dann einfach nichts, wie beim feedreader, also auch bisschen wie früher.

nachrufe über martin gelesen, dabei die (grad hat meine hand „deine“ geschrieben, schneller, als ich es denken konnte) endlichkeit von allem wie eine harte wand gefühlt. das ist unser raum, da kommen wir nicht raus, no matter what.

gleich spaziergehen, putzen, einkaufen, mit irgendwie aufgefächertem bewusstsein, es bleibt mehr hängen vom alltag, dauernd fällt mir was kleines auf, wobei das grade auch der duftschwall vom eau de cologne des untermieters sein kann, der jetzt ein wichtiges vorspiel hat. ich drücke ihm die daumen!

16 august 2022, lago

noch in der ausatmen-phase. am vorletzten arbeitstag musste ich wg diabetesdingen freinehmen, dabei gemerkt, dass mein insulin nicht mehr lieferbar ist, sehr unangenehmes erlebnis. musste zur ärztin, die mir eine andere marke verschrieben hat, angeblich identisch in der zusammensetzung. habe gleich 3 packungen geholt. am nächsten tag nach der arbeit noch gepackt, samstag früh nach münchen, kein vergnügen, überall baustellen und sehr viel verkehr. bei der tante wie immer sehr gastfreundlich aufgenommen worden, weißwürste bekommen, gutes bier, familiengeschichten geupdatet. sie erzählt, wie sie (sie ist die cousine meines vaters) mit ihrer familie in hermannstadt am sonntäglichen mittagstisch saß, als meine geburt per telegramm mitgeteilt wurde. „es ist ein mädchen!“. daran gedacht, als croco auf twitter die geschichte ihrer geburt erzählt hat, sehr dramatisch. meine geburt ist für die nächste generation so lange her wie für mich die meiner eltern in den dreissigern, also frühe vorgeschichte, details wie das telegramm (oder der große kreissaal wie bei croco) helfen dabei, die länge der zeitschiene wahrzunehmen.

habe meinen fotoapparat und eine gitarre mitgenommen, mal schauen. kamera habe ich schon benutzt, gitarre geht noch nicht, bin bei ankunft direkt beim ersten gepäckhochtragen auf der steintreppe hingefallen und muss jetzt eine weile daumen schonen. alles bisschen viel, und man wird nicht jünger, hab das auch auf der gesamten, eigentlich sehr geliebten strecke durch die schweiz gemerkt, war nicht in der gegenwart, nur alte stressfilme im kopf, wie wenn beim abfluss leerpumpen erstmal der müll hochkommt. jetzt ist das vorbei, noch nicht die erholsame langeweile, aber innen wird es ruhiger. gedacht, kein job sollte so anstrengend sein, dass man danach völlig erledigt ist. in meinen was-wäre-wenn überlegungen stelle ich mir gelegentlich die frage, ob ich ohne finanzielle notwendigkeit weiter so arbeiten würde, so als kriterium, ob der job gut ist oder nicht. grade ist es ein lautes hmm. aber nützt ja nüscht.

heut um 8:30 auf dem dach der coop parkplatz gefunden, das ist immer schwer am markttag. schüsseln nachgekauft, im buchladen bücher, eins von carofiglio, hurra! möge er weiterhin eins pro jahr veröffentlichen, und einen krimi, mal schauen, mal sehen. noch bin ich in der agatha-christie-phase meiner ankunft, die ollen zerfledderten bände, die mich jedes jahr behutsam und in sicherheit aus dem alltag herausbegleiten. zeitungen gab es immer noch keine, weil gestern ferragosto war. auf dem markt nur ein ganz paar ffp2-masken gesehen, ein paar ältere beim abholen im auto, im supermarkt trägt niemand eine, habe meine auch am arm vergessen.

seit jahrzehnten zum ersten mal alleine am see, bisher war immer mindestens emma dabei. genieße es, der hund fehlt natürlich, aber der eigene rhythmus ist so leichter wiederzufinden. übermorgen kommt der g.-zwilling für ein paar tage, und egal wie richtig und toll und superig das alleinsein ist, wenn ein kind kommt, ist das weggewischt, als wäre es nichts, und nur noch freude ist da, in jeder zelle. vorgenommen, dieses jahr wieder kontakt aufzunehmen zu den tollen leuten, die ich hier noch kenne. es gibt theater und kunst im seesommer, und lustige neubauten am stadtrand.

so, und jetzt erstmal an den strand.

nervendes, teil 1-3

wochenende. samstag 10 uhr, fühlt sich wie 9 uhr an, vabbeh, immerhin. ich habe heute gute laune, genieße den tag, freue mich auf den spaziergang nachher, will noch in den baumarkt, dann noch muttern versorgen, das wetter ist gut. frisur hält.

drei sorgentöpfe im regal, im ersten ist die weltlage, die ist ja wirklich besorgniserregend, das sickert so in den psychischen untergrund, es ist anstrengend, nichts ausrichten zu können dagegen und einfacher, alles zu verdrängen. der krieg hat einen despoten, dessen handlungen nicht vorhersehbar sind, aber beim klimawandel gibt es haufenweise möglichkeiten, die aus reinstem egoismus und aus profitgier nicht umgesetzt werden. es ist schwer, das mitanzusehen, nichts tun zu können, altruismus sollte vorgelebt werden, und es gäbe ja sogar eigennützige motive dafür, es geht ja um die zukunft von allen, auch um die der politiker und konzernchefs. wie albern sich so ein satz anfühlt, er ist so naiv in seiner selbstverständlichkeit, und macht nur fassungslos. ich lande bei diesen themen beim stoizismus (frierst du halt nicht nur im sommer, sondern auch im winter) und beim hedonismus (gegenwart genießen, sie kommt nicht wieder), verspüre aber einen gewissen stress.

beim diabetes war ich auch ein bisschen doomscrolling. ein anruf bei abbott hat nach zähem weiterfragen ergeben, dass der libre 2 allerhöchstens bis ende des jahres verfügbar bleibt, danach „muss er vom markt“, abbott ist in einen umfangreichen patentstreit mit dem konkurrenten dexcom verstrickt. der neue libre 3 sensor ist unhackbar, habe also einen termin gemacht für einen wechsel zu dexcom, obwohl deren nächster sensor eventuell auch so dicht sein wird. neue anforderungen durch die zulassungsbehörde in den usa bezgl. der cybersecurity ermöglichen den herstellern, jede offene stelle zu schließen, als nutzerin habe ich damit keine möglichkeit mehr, meine daten selber zu verarbeiten oder sie zu nutzen und bin auf die oft miesen programme der hersteller angewiesen. die werte sind dann schwer zu exportieren, zu vergleichen, nach eigenen kriterien zu durchsuchen, dem arzt vorzuzeigen etc. pp. hier mit mehr hintergrund ausgeführt. hoffnung gibt die bemerkung des autors, dass unhackbar für leute gilt, die aus finanziellen motiven hacken, die also aufgeben, wenn der aufwand nicht lohnt. beim loopen sind es existentielle und sehr persönliche interessen, da fällt das dranbleiben leichter. und dass die großen firmen, nach einer erfolgten zulassung durch die fda (food and drug administration), eventuelle lücken nicht mehr nachkorrigieren, weil sie kein finanzielles risiko bedeuten.

die looperei ist sicher die zukunft der t1-diabetes-therapie, inzwischen gibt es neben den selbstgemachten allgorithmen auch welche von der industrie, hier stellt jemand alle im letzten jahr angekündigten oder verfügbaren systeme vor. die meisten sind proprietär und kosten geld, dh. ich müsste dann ein bestimmtes insulin oder eine bestimmte insulinpumpe nutzen oder zb. 80 pfund mtl. dafür zahlen. damit steigt dann auch das interesse der firmen, den nutzern ihre zahlen nicht zur verfügung zu stellen. alles wird zu geld gemacht. man sollte in den louvre gehen und alle kunst verschenken, oder nee, die ganzen vorstände sollten etwas kulturell wertvolles herstellen und verschenken, und schauen, wie sich das anfühlt, oder jemanden glücklich machen, ohne etwas dafür zu erwarten oder zu verlangen, klar gibt es eine wasserscheide zwischen beruf und privatleben, aber bei einer krankheit gibt es diese trennung ja auch nicht. und danach sollten sie eine weile für die luft bezahlen müssen, die sie atmen, wobei das bestimmt auf lange sicht nur zu einer atemsteuer führen wird, so wie die welt grade läuft. love is the answer, ihr idioten bei lilly, die insulin in den usa unbezahlbar machen.

ich wünschte, ich könnte hacken.

außerdem noch genervt über das tarifrecht, aber mit weniger impetus, weil ich ja schließlich ein anderes leben hätte führen können. trotzdem ärgert es mich, wenn in anderen bundesländern monatliche zulagen durchgesetzt werden, dazu zusätzliche freie tage, und in berlin nichts davon ankommt. dabei fehlen deutschlandweit über 230.000 pädagogische fachkräfte, in berlin 7000, also weitaus mehr als menschen in kneipen oder flughäfen. das wird sich auch nicht ändern, niemand möchte einen so anstrengenden job für so wenig geld machen, aber berlin ist wohl wirklich pleite, wenn es nicht um flughäfen oder so geht.

so, husch husch ins körbchen, ihr nerven, auf zur ohne-hunde-runde.

3. juli 2022

nachdem ich mir jetzt doch zweiter hand etwas lego gekauft habe, komme ich nicht dazu, es aufzubauen. das ist gut, es ist viel los, besuch, freundinnen, es braucht eine spezielle form der langeweile, um dafür lust zu haben. es funktioniert wie der regenschirm, den man nur dabeihat, wenn es nicht regnet. der merkwürdige widerspruch, dass ich im internet problemlos davon schreiben kann, es mir aber beim besuch ein bisschen peinlich ist, mit lego zu spielen, es zumindest eine zu überwindende hemmschwelle gib, die dem spielreiz etwas nimmt, also warte ich lieber. die unterschiedlichen arten von intimität in den formen von öffentlichkeit, die ich kenne. ich werde den kram mit an den see nehmen, wo sich bisher nur eine freundin angekündigt hat. sonst kann ich es ja wieder verkaufen.

wegen einem besuch den kühlschrank aufgeräumt, damit sie auch ein paar sachen hineinlegen kann. dabei unzählige 6 halb- oder ganzvolle gläser und gläschen mit marmelade entsorgt, mit sorten wie birne/mirabelle, pflaume/apfel, erdbeer/irgendwas, alle in brauntönen und mit eher fester konsistenz. ich finde diese brauntönige marmelade nicht appetitanregend, und das quittengelee, das mit einem befriedigenden plumps komplett in die tonne gerutscht ist, das mag ich auch nicht. wonach schmeckt quitte? nach nichts halbem und nichts ganzem. das meiste mitgebracht als gastgeschenk. ich esse fast nie marmelade, und wenn, dann lemon curd von chivers oder hagebutte, es steht also alles schon eine lange weile dort. auch die mutterhefe musste gehen, ich habe sie zu lange vernachlässigt, ich backe nicht mehr, seit ich so gut es geht auf kohlehydrate verzichte. die gläser habe ich alle in die spülmaschine gestellt, die werfe ich dann beim entrümpeln der abstellkammer weg.

muss mir womöglich ein neues cgm-system suchen, weil mein heißgeliebter libre 2 ausläuft und durch den, sie ahnen es, libre 3 ersetzt wird. der neue sensor gilt als nicht hackbar, die werte können nur übers internet in meine pancreas-app eingespeist werden, nicht über bluetooth, wie beim libre 2. ich kann fragen, ob ich auf arbeit das dortige wlan für private zwecke nutzen darf, halte das aber für unangemessen. das internet ist ja generell in deutschland nicht sicher verfügbar, ich füge also meiner ohnehin großen abhängigkeit von technologie noch eine weitere hinzu, bei der ich gar nichts mehr selber beheben kann – kein netz ist kein netz. die firma abbott hat null interesse daran, uns loopern zu helfen, es ist ein rein markt- und nicht kundenorientiertes unternehmen. anders als der hauptkonkurrent dexcom, der da eine gewisse kulanz zeigt, aber in der anwendung mit dem loop sehr viel komplizierter ist, mit u.a. einer weiteren app, nicht zuletzt mit einem fast dreimal so hohem preis (120€ bei abbott vs 313€ bei dexcom monatlich) etc. der sensor muss alle 10 tage ausgetauscht werden, der libre nur alle 14 tage, das sind wichtige details, es geht um lebensqualität. ich muss es sowieso erst bei der kasse beantragen. sehr genervt.

der markt ist da aber hoffentlich noch in bewegung. wir diabetiker verfügen ja über einen völlig autonomen, erfolgsunabhängigen hoffnungsgenerator, anders ginge es gar nicht. ein weiteres neues system, der eversense, muss vom arzt unter die haut verpflanzt werden, hält aber im idealfall 6 monate, das klingt richtig gut, aber es muss mit einem per magnet auf der haut über dem sensor gehaltenen lesegerät ausgelesen werden. wozu dann etwas implantieren, wenn ich doch wieder etwas drauf befestigen muss?

es wird wohl dexcom.

gestern mit freundinnen durch berlin mitte spaziert, sehr touristisch gefühlt, auf eine gute, unkritische art. die vielen gut angezogenen jungen leute, die konsequenz, mit der die leute sich kleiden und stylen, es bleiben keine leeren stellen, alles stimmt. das fühlt sich immer mehr wie etwas an, das außer geschmack und geld auch ein ideell anderes wertsystem erfordert, das ja-nein in den teuren designerläden, auf den stangen die gleichen klamotten in unterschiedlichen farbschattierungen, die gesellschaftliche vorauswahl durchs preisniveau wird ja woanders und für immer getroffen. das erobern der feinen, nur für insider erkenntlichen unterschiede, diese eine uhr, der schuh, die unversäuberte naht. die samstagsrunde in mitte wie eine art kirchgang. ich mag ja die leute und finde sie schön, und es ist schwer genug, einen weg zu finden in der welt von heute. ich erinnere mich dran, das selber wichtig gefunden zu haben, das glück als beute, die lückenlose außenhaut, kein lindenblatt hatte platz. wir haben dann in den heckmann-höfen noch einen sprizz genommen, uns über krankheiten, immobilien und urlaub unterhalten, ganz automatisch, es hat keine von uns gestört. das system ist betörend.

seit langer zeit mal wieder ein buch gekauft, das in einem anderen buch erwähnt wurde, sehr gespannt darauf, eine taschen-ausgabe vom augsburger wunderzeichenbuch. den k-filmen mal ein bisschen kunstgeschichte entgegensetzen. so ist es immer, ich will kein einziges buch mehr kaufen, noch dazu kein großes, noch dazu keines, dessen abbildungen komplett online verfügbar sind. und dann. es bleiben keine leeren stellen.

sommer 1987

ich war verliebt und es war schön. der mann hieß f., ich weiß nicht mehr, wie wir zusammenkamen, weiß nicht mal mehr genau, wie lang wir zusammenwaren. ich wohnte damals als letzte mieterin in einem hinterhaus in der wrangelstr., alle anderen waren schon ausgezogen, das haus sollte renoviert oder abgerissen werden, irgendsowas. es war sommer, im winter würde ich ausziehen, denn die heizung ging schon nicht mehr. ich hatte wenig geld und einen heißhunger auf diese rosane fleischwurst aus dem supermarkt, mit muskatnuss drüber gerieben, aß das täglich, konnte gar nicht glauben, dass mir etwas so leckeres noch nicht früher eingefallen war, oder dass nicht jeder dauernd fleischwurst mit muskat haben wollte, erdbeeren waren der andere glücksbringer, ich glaube, noch nicht bei den karls-hütten, erinnere mich aber null daran, wo ich überhaupt eingekauft habe damals, außer bei bolle natürlich. bioläden gab es auch noch nicht.

ich war noch nicht lange wieder in berlin (bin hier geboren und mit 5 weggezogen) und hab auf der suche nach ärzten bei den unikliniken angefangen, hab mich bei einem arzt in der pulsklinik vorgestellt, weil es für diabetikerinnen schwierig ist, eine gute verhütung zu finden. meine periode war unregelmäßig, meistens viel zu oft, ich war genervt, alle 3 wochen ging es los, dann mal ein paar wochen gar nicht, ich wollte eine pille, weil ich damit die meisten probleme los werden würde. der arzt klärte mich auf, dass die pille bei typ einsern nicht ratsam sei, das würde er nicht machen, er sagt mir, ich würde sowieso nicht schwanger werden können mit meinem kurzen zyklus, ich sollte mich wieder melden, wenn ich ein kind wolle, weil dann müsste man was machen. okay, dachte ich, war erleichtert und dachte nicht mehr weiter drüber nach, wurde erst mißtrauisch, als neben der muskatwurst auch der gedanke an saure gurken einen heißhungerreflex auslöste.

ich suchte mir eine frauenärztin in neukölln, stellte mich vor und ließ mich testen. bingo! noch in den ersten 12 wochen, was ich denn tun wolle, fragte sie, mit dem diabetes sei es ja nicht so einfach. ich hatte ein paar jahre vorher von einer ärztin gehört, ich solle lieber keine kinder bekommen, weil „was sollen ihre kinder mit einer blinden mutter?“, hatte diesen satz betrauert und beschlossen, mich nicht danach zu richten. trotzdem wollte ich mit 22 kein kind. der mann, der eigentlich, wie mir ein freund mitgeteilt hatte, total gegen abtreibungen war, wollte auch kein kind, oder keins mit mir, zumindest nicht dieses kind. die ärztin schickte mich ins krankenhaus neukölln, ich weiß gar nicht mehr, ob ich vorher eine beratung hatte oder nicht, es war aber kein aufwand. das einzig wirklich unangenehme am eingriff war der arzt, der mit ein paar studenten, alle in meinem alter, in den raum kam, als ich schon auf dem stuhl lag, und fragte, ob ein paar praktikanten dabei sein könnten. ich habe nicht nein gesagt, weil ich dazu nicht in der lage war, ich war halt aufgeregt, fühlte mich aber extrem scheiße dabei. die pumpe musste ich abnehmen, hatte sehr hohe werte danach, die keinen weiter gekümmert haben. nach ein oder zwei tagen war ich wieder zu hause. ach ja, eine frau neben mir im zimmer, die einen teilweisen abbruch hatte, wo das kind nicht ganz geboren war, sehr grausam, die weinte und litt. f. kam mich besuchen, die beziehung ging ich glaube in den monaten danach auseinander, nicht wegen dem abbruch, es war einfach vorbei. der f. hat in den jahren danach noch drei kinder bekommen, sogar ein viertes, ungeplantes, das hat er mir erzählt, als ich in vor ein paar jahren mal in meinem kiez getroffen habe. wir haben glaube ich nicht mehr drüber geredet, aber hatten auch kein bedürfnis danach, ich erinnere es aber nicht mehr. es war jedenfalls eine klare entscheidung. ich denke manchmal an das kind und zähle es dazu, im stillsten kämmerlein bin ich eine frau mit 4 kindern.

als ich 2000 mit den zwillingen schwanger wurde, hatte ich riesige angst vor der schwangerschaft. die erste mit dem großen war sehr schwierig, ich bin andauernd unterzuckert, musste einen hba1c von 5 halten aus sorge vor schäden beim kind, bin umgekippt und ein paarmal im krankenhaus aufgewacht, große angst davor, dass der große schäden davontragen würde. es gab noch kein cgm, ich habe andauernd getestet, hatte eine wunderbare betreuung, auch in der pulsklinik, bei einem großartigen arzt, dr. rott, der immer genau das richtige getan und gesagt hat.

der große war anderthalb, als ich wieder schwanger wurde, es ging ihm gut, aber. meine frauenärztin (eine neue im neuen kiez) hat mir gesagt, es sei eine hochrisikoschwangerschaft, wie die erste, aber vermutlich nicht schlimmer. ich könne die schwangerschaft auch beenden, wenn ich angst hätte, ich würde sicher schnell wieder schwanger werden. ich bin dann mit dem mann zu einer beratung gefahren, das war pflicht, ich glaube, es war eine diakonische, und habe dort mit einer frau gesprochen, ich erinnere mich leider nicht an das gespräch. es lag nicht am gespräch, dass ich die kinder behalten habe, aber die totale entscheidungsfreiheit, die mir und dem mann gegeben wurde, hat mir diesen weg möglich gemacht. ich schreibe „und dem mann“, weil er dabei war die ganze zeit, aber es war zuallererst meine entscheidung, ich wäre ernsthaft gar nicht auf die idee gekommen, dass es irgendjemanden außer mir selber etwas angehen könnte. wenn der vater die kinder gewollt hätte, ich aber nicht, hätte ich mich überzeugen lassen? ich weiß nicht, was passiert wäre. das ist auch so eine sache, die frau erleben muss, mit einem kind im bauch ist alles anders, alte überzeugungen sind nicht mehr relevant, es liegen plötzlich ganz neue, unbekannte karten auf dem tisch. es verändert alles, grundlegend.

nach dem gespräch wurde es sehr schnell sehr klar, dass ein abbruch nicht in frage kommt. zwei gesunde embryos abtreiben, nur weil ich lieber nur eins hätte, mir nur eins zutraue, das war undenkbar. es waren ja wunschkinder, zwei für den preis von einem, aber ich brauchte die freiheit, die mir meine ärztin gegeben hat, ich musste auch zu dieser selbstverständlichkeit selber hinfinden. sie war nicht gegeben, sie ist nicht da, wenn es dein leben, dein körper, deine gesundheit ist, dann muss es dein ganz eigener weg zu einer entscheidung sein, dann ist selbst der moralisch eindeutig richtige weg nicht sofort zugänglich. ich bin der ärztin bis heute dankbar.

die zwillingsschwangerschaft war dann vollkommen problemlos, stabilerer blutzucker, keine schweren hypos, alles easy, ich war ein entspanntes raumschiff und habe es genossen. als hätte der körper sich inzwischen dran gewöhnt.

die neuköllner ärztin habe ich in den 2000ern noch mal beim tango getroffen, als ältere dame, im estudio sudamerica in der brunnenstrasse. ich habe sie begrüßt, mich vorgestellt, ihr von meinen kindern erzählt und mich für die unkomplizierte hilfe bedankt, die ich damals von ihr bekam. sie hat sich erinnert, und hat sich gefreut.

der staat hat bei keiner entscheidung, bei keinem dieser wege zum kind und gegen das kind irgendeine rolle gespielt. warum auch? es geht ihn nichts an. ich wäre gar nicht auf die idee gekommen, es könne ihn etwas angehen, nichts ist mir näher als mein körper, meine geschichte, meine persönlichkeit. mein kind, schon der vater ist weiter entfernt. es macht mich wirklich wütend, wie in den usa der staat diese zutiefst privaten entscheidungen übernimmt, er mischt sich ja nicht nur ein, er übernimmt sie vollkommen, über das leben von frauen und kindern, und männern ja auch. das ist zutiefst missbräuchlich und übergriffig.