meine söhne nicht.

die nachricht, dass wieder musterungen stattfinden sollen, hat mich kalt erwischt, anne roth hat dazu reinhard mey & friends verlinkt, und meine haltung zu dem thema ist mit dem song voll umschrieben, besonders mit den lauten stellen.

ich hab neulich erst gelesen, dass die wehrhaftpflicht tatsächlich erst 2011 abgeschafft wurde, nein, „ausgesetzt“ heißt es. ich erinnere meine freunde mit ihren aufwändigen bemühungen, in den ersatzdienst zu kommen, also jahrelang in krankenhäusern, altersheimen, in sozialen jobs für einen hungerlohn zu arbeiten, weil sie keine soldaten werden wollten, und damit ihre studien- oder lebenspläne für ein paar jahre auf off stellen mussten. das war normal. die wehrdienstverweigerung war damals kompliziert durchzusetzen, musste sehr gut begründet werden, es gab interviews mit fangfragen (was tun sie, wenn jemand ihre familie bedroht, würden sie dann zur waffe greifen, auch wenn sie eigentlich tiefgläubig und pazifist sind), die freunde mussten sich gut vorbereiten. es hat nicht immer geklappt, aber es ist ein grundrecht, den wehrdienst zu verweigern, laut wikipedia allerdings nur solang, wie es noch genug soldat*innen gibt, die kämpfen wollen. wenn es da mal hapert, ist das grundrecht im nu wieder weg. und die musterung ist pflicht, die männer müssen sich sogar selber melden dafür, das hat der staat gut hinbekommen, er nimmt seinen männern jede wahlfreiheit und verpflichtet sie dazu, ihre daten zur verfügung zu stellen. kein entkommen im ernstfall.

es gibt ca 249.000 soldat*innen in d, davon sind ca 10.000 freiwillig wehrdienstleistende, (so sagt die bundeswehr) das sollte doch genügen, aber nein, sie wittern ihre chance, die ganzen alten weißen männer mit aktien von rheinmetall, die kriege müssen doch zu etwas gut sein, und die ganzen ollen kasernen können auch mal renoviert werden mit frischen steuergeldern.

selbstverständlich kann jeder und jede soldat*in werden, wenn sie sich dazu berufen fühlen und das töten für hinnehmbar halten, es gibt bestimmt auch leute, die deswegen extra mitmachen, wegen waffen, disziplin, dem blutrausch, der grenzüberschreitung im schützenden korsett der militärischen disziplin, der gewalt, wobei nein, die bundeswehr ist doch ein zivilisierter haufen, da kann man karriere machen, bleargs, und so weiter, wir brauchen doch ein bedrohungspotential in der welt, die russen, der klimawandel, die weltlage, nur zur verteidigung, einer muss es doch machen, und so weiter. well, politiker*innen, geht da doch gefälligst selber hin, zum kämpfen, macht das alleine, ich will so jemanden nicht einmal an meinem tisch haben. den gedanken, dass jemand meine kinder zu mördern machen will, zum gehorsam verpflichteten sklaven, die das schlimmstmögliche tun sollen, töten, leben beenden, naja, den finde ich nicht prickelnd. darauf läuft die bundeswehr hinaus, das lässt sich nicht beschönigen, nur verdrängen. falls es soweit kommt, und das wird es anscheinend: es gibt andere schöne länder auf der welt, also im ernst. (sry for pathos, musste raus. ist mir jetzt schon peinlich.)

4 Gedanken zu „meine söhne nicht.“

  1. Aber sowas von. Ich hab damals 5 Jahre bis zur Anerkennung gebraucht, 3 Verfahren, das Degenhardt-Lied ist reine Dokumentation: ich habe die Sprüche alle gehört. Und natürlich sind mir die Herren in Uniform eh zuwider. In Hannover hatten die mal einen Stand auf der Straße, ich ging hin und fragte, wieso die sich hier so frech breitmachten – sofort kam ein halbes Dutzend ihrer Sorte und umringte mich drohend.

    1. 5 jahre, unfassbar viel lebenszeit, das braucht eine energie und einen kopf, den viele nicht haben. meine jungs nehmen das noch nicht richtig ernst und haben natürlich alle grad ganz andere prioritäten, ich hoffe, dass die ganzen 18jährigen das nicht einfach als eben notwendigen rite de passage auffassen, weil die zeiten sind nicht mehr so.

  2. Als junger Mann habe ich 20 Monate Zivildienst geleistet – mit Freuden und tiefer Überzeugung. (Schichtdienst in der Altenpflege – jo, auch Nachts.) Das war nach anfänglichem Gemoppere eine wirklich gute Zeit im Leben und ich habe da deutlich mehr gewonnen als verloren an Erfahrung, Einblicken … Demut für den ganzen Rest des Lebens. Soweit alles pronto.

    Damals war die Bedrohung eher abstrakt – Atomkrieg oder Frieden, nix dazwischen.

    Jetzt wo wir einer tatsächlichen Bedrohung durch die beschmierten Russen – die ja noch nicht einmal hinbekommen ihre Bevölkerung ordentlich mit Wasserklosetts zu versorgen – ausgesetzt sind, würde ich immer noch nicht meine Kinder geben um diesen furchtbaren Kram aufzuhalten. Aber ich überlege ob, wenn es denn dazu käme, nicht wir Alten die ihr Leben gelebt haben Drohnen, Panzer und Gulaschkanonen lenken sollten um unseren Kindern das Grauen eines Überschwappens dieser verrohten russischen Gesellschaft auf unsere schöne Republik und unser geliebtes Europa zu ersparen?

    Aber wahrscheinlich sagen die Typen vom Trachtenverein – geht nicht Ihr seid zu alt, wir brauchen junge Menschen.
    Aber genau denen sollte man das Grauen eines Krieges ersparen.

    Es ist ein Kreuz.

    🙁

    1. die alten für die jungen, das hat natürlich was, aber ich bin auch dafür zu sehr pazifistin, davon abgesehen würde ich eine drohne vermutlich sofort gegen die nächste wand lenken, die sind viel zu schnell für mich. ich hoffe, dass sich die russische gesellschaft nicht allzusehr von unserer unterscheidet und glaube, niemand will krieg. ja, es ist ein kreuz, und ich hab schon leute im freundeskreis, die aus deutschland weggezogen sind. es ist alles stressig grade.

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