kisten ausmisten, eine mit alten notizbüchern und tagebüchern, ich wünsche mir ja eine klarere linie in der einrichtung, und habe seit dem ukraine-krieg so eine kleine innere liste, was würdest du mitnehmen wollen, wenn du dich drastisch verkleinern müsstest? dann natürlich reingelesen.

jetzt etwas fassungslos darüber, wieviel es in den tagebüchern um begegnungen, geschichten, männer geht. ich habe selten ein datum dazu geschrieben, es war vor den kindern, also wahrscheinlich 90er, die dichte an gefühlen, bildern, der hunger darin ist etwas bestürzend, weil ich merke, wieviel ich tatsächlich verloren habe, ohne es zu vermissen. wie ernst ich mich genommen habe. es war vor dem internet, liegt es daran, dass ich hinter den schritt aus der selbst- in die fremdwahrnehmung nicht mehr zurück kann? hinter die ironie, die analyse. manchmal ist der horizont zu weit. jetzt das gefühl, dass ich damals mit allen selbstzweifeln näher an mir war als heute, mich beim schritt aus der dusche mal im spiegel angesehen, statt wie sonst immer daneben zu gucken, es ist alles inzwischen mehr schraffur als kontur, aber ich bins schon noch.
der preis, den man zahlt.
wieviel beim erleben sofort in eine schublade rutscht und dort verschwindet, oder nee, es sind mehr kladden als schubladen, es ist alltagsverwaltung, weil alles immer weiter will, weiter im programm, es ist kein raum für erlebnistiefe. vorgenommen, momente zu sammeln, das vieldimensionale wiederfinden, die midlife-crisis geniessen, solang sie anhält, irgendwann bin ich durch damit, stehe am fluss und will nicht mehr reinspringen.
Empfindest Du dich wirklich als in der „Midlife Crisis“? Wir sind doch im letzten Lebensdrittel angekommen… meinst Du es als Benennung einer Phase, in der Du dich neu sortierst? Solche Phasen hat man doch mehrfach im Leben, die brauchen wohl kein Etikett 🙂 Bin auch immer wieder überrascht, wenn von um die Fünfzigjährigen als „in der Lebensmitte“ befindlichen gesprochen wird. Schon eine kleine Beschönigung… oder überdimensionaler Optimismus… oder Pfeifen im Dunkeln? In meiner Familie gibt es keine Hundertjährigen, nicht mal Neunzigjährige – in Deiner glaub ich schon. Vielleicht macht das einen Unterschied.
nein, es war als ein verweis auf einen allgemeinplatz gemeint, dieser moment in den werbefilmen, wo die leute sich fragen, ob jetzt noch was kommt oder obs das war. mein leben bleibt ja eher in der schwebe, nie ganz sicher oder angekommen. dabei empfinde ich mich deutlich und weit jenseits der mitte, und ich bin im guten damit, es ist ja auch alles eher anstrengend.
P.S. ich glaube die klassische Schublade der sog. Midlife Crisis bezieht sich Mittvierziger, die ihre diversen Lebens-Etappenziele bis dahin abgearbeitet haben (oder auch nicht) und dann entsprechende (Selbst-)Zensuren geben… hadern, vollendete Glückgefühle missen… (als gäbe es die)