ich habe im rechner eine eingescannte unterschrift von mir, die ich beim ausfüllen von formularen verwende, habe nie darüber nachgedacht, ich hoffe, das ist legal bzw. wird erst zur fälschung, wenn jemand anderes als ich damit etwas unterzeichnet. die behörden schreiben bei sowas dazu „ist auch ohne unterschrift gültig“, wieso eigentlich, können die das einfach setzen?
bücher sind ja auch ohne unterschrift gültig, aber es gibt händler auf zvab, die ausschließlich signierte bücher verkaufen, unmengen davon, die autoren sind (mir) nicht so bekannt, die titel auch nicht. es gibt keinen angemessenen weg, um herauszufinden, ob da vielleicht einfach jemand mit geschmeidigem handgelenk dahinter ist, oder ob die bücher wirklich alle selbst unterschrieben wurden. es ist ja auch eine möglichkeit für autor*innen, eigene werke für den 2-3fachen preis zu verkaufen, das lohnt bestimmt, solang man kein*e bestsellerautor*in ist, und der anbieter im netz bekommt dann eine vermittlungsgebühr, wie auf ebay.
für bestseller gibt es zb sogenannte autopens, ein kleines gerät, mit dem man unterschriften auf fertig gedruckte bücher oder einzelseiten setzen kann, das machen auch verlage, wenn sie numerierte und signierte sonderausgaben verkaufen, es ist vielleicht sogar legal. der verlag simon & schuster hat mal signierte bücher von bob dylan unters volk gebracht, für je 600$, alle mit einem autopen angefertigt, und musste das geld zurückzahlen. es gibt viele seiten im netz, die tips zur unterscheidung von handschriftlichen und automatisierten signaturen geben, zum ansatz der linie, den verlaufsspuren der tinten, es ist faszinierend und sehr meditativ. vielleicht sind wir menschen mit kleinem bibliophilem tick gar nicht so selten, dann kann man eine 2-wege-authentifizierung erfinden, wo es einen qr-code im buch gibt, mit dem wir ein video vom unterzeichnen freischalten können? das wird natürlich schwierig bei den toten autor*innen.
bei meinem letzten kauf hilft nur der glaube, es ist von einem eher bekanntem nichtdeutschen autor, ich sehe das ein bisschen wie beim potlatsch, wir geben zuviel, machen uns damit ein bisschen größer als wir sind, jemand im internet gibt uns etwas zurück, was uns größer erscheint, als es ist, alle sind glücklich. ich denke immer, ich kann es ja wieder in den markt zurück schicken, aber irgendwie kommt es nie dazu, obwohl der platz in der wohnung endlich ist.
balkone geputzt, blumen gegossen.
gelesen, dass seit dem beginn des ukraine-krieges erstausgaben von puschkin aus europäischen bibliotheken geklaut werden. weiß gar nicht, ob ich den mal gelesen habe. die diebe ersetzen die bücher mit perfekten faksimiles, das ist das interessante daran, warum der aufwand? der irrationale erste gedanke dazu war: sie holen heimlich raus, was ihnen wertvoll erscheint, dann machen sie alles platt. klingt aber ein bisschen zu filmreif. so sind die zeiten, sie sind schwer, es drückt von allen seiten auf den alltag und macht ihn dichter, intensiver, wie so ein tilt shift-effekt, bei dem alles genauer wahrgenommen wird.
der g.-zwilling ist wieder hier, eine andere party, es ist maienluft überall. er hatte erfreulicherweise großen hunger, mit ihm ins restaurant gegangen, zuviel trinkgeld gegeben, ich fühlte mich reich. er erzählt, er hätte sich grad die new-york-trilogie gekauft, und ein paar tage später ist auster gestorben, und wie merkwürdig sich das anfühlt. außerdem hat er den homo faber gelesen und war hingerissen vom buch, und bisschen beunruhigt, während bei mir die tatsache, dass die jungs lesen, zu einer tiefen beruhigung führt, sie haben einen hafen immer dabei. ins restwochenende mit minimalem alles-wird-gut-gefühl, das gibt es ja grad nicht umsonst wie sonst im mai.
Die paar Bücher mit Autoren-Widmung, die ich habe und mir etwas am Herzen liegen, haben zugrunde liegende persönliche Begegnungen. Zwei andere signierte Bücher, sind dagegen dadurch für mich gar nicht aufgewertet, weil die Geschichte fehlt, der persönliche Bezug. Wenn nach meinem Ableben der letzte Bildband von Peter Lindbergh von Schirmer und Mosel angeboten werden sollte, könnte ich im Vorhinein die zugehörigen Blogeinträge mit Fotos der Begegnung hineinlegen. Ebenso bei dem großen Bildband über Veruschka von Lehndorff und der Autobiographie von Michael Ballhaus, der fast erblindet meinen Namen mit einem dicken schwarzen Edding zu schreiben versuchte. Oder auch bei einem Lyrikband von Wolf Biermann. Oder den Büchern von Alban. Nicht mir am Herzen liegend dagegen, ein nummerierter Bildband von Farin Urlaub, der mit seiner Signatur geliefert wurde, dergestalt, wie Du es kenntnisreich beschreibst. An den Büchern, die einem wie ich es beschreibe, deswegen am Herzen liegen, wollte man sich eh nicht bereichern, indem man sie für ein paar Euro mehr verhökert. Mir ging es bei Lindbergh, Veruschka und Ballhaus auch viel mehr um die Gelegenheit, ihnen persönlich zu begegnen, miteinander zu sprechen und zu verifizieren, ob man einen Draht hat. Das war schon spannend.
das klingt schön, eine besondere persönliche bibliothek, mit lauter geschichten, das gefällt mir viel besser als mein gelegentlich eher durch jagdinstinkte angeregtes sammeln im netz, das sind dann lauter einzelne kunstwerke in deinen regalen, statt eine eher diffuse masse unterschriebener bücher. von den persönlichen hab ich nur ein oder zwei oder drei, eins von michael ende, der das „ende“ unter der unendlichen geschichte durchgestrichen hat und seinen namen darunter gesetzt hat, als ich ihn (als mädchen) fragte, warum denn da „ende“ steht (es war ein fehldruck der ersten ausgabe, anno tobak). die anderen sind halt so dazugekommen, nachdem sich die freude an signaturen verselbständigt hatte. das ballhaus-buch kannst du ja mal herzeigen, das würde ich gern mal sehen.
Hier sind Bilder davon, als er es vor zehn Jahren signierte…
oh wunderbar! großartige bilder sind das, soviel mensch zu sehen, die blicke, gesten, der charme, das schäkern. thx for posting!