bei yoga im januar bin ich elastisch wie diese gummibänder ganz hinten in den küchenschubladen deiner urgroßmutter, schwer wie ein schneesatter acker, die gelenke zu mürbe, um all die wintermasse vom boden wegzubekommen. hinab! plumpst man dann, wenn man endlich darf, und dann schummele ich auch noch in der kinderposition, weil ich meine beine nicht an den richtigen stellen geknickt kriege. schwer geht die luft, mühsam hebt sich mein bein in den baum, ich erinnere mich an den frühling, wenn sogar die füße leicht werden und nach oben wollen, nach oben können, als wäre ich eins mit mir („findet euren punkt“), und stünde nicht total daneben. ich bin jetzt im tiefen winter, ich vergesse die abläufe der asanas, ich bin überhaupt gegen abläufe im januar, es gibt ja kaum tage, es ist alles nur ein müdes lichtloses nacheinander, und jede zeit nach 4, jede zeit nach einbruch der dunkelheit ist nacht, für lange monate ist schwarze kalte berliner winternacht.
und meine neue forellenbegonie verliert grad die letzten blätter, obwohl ich ihr sogar das wasser entkalke. sie vertrocknen ganz langsam vom rand bis in die mitte, und dann fallen sie ab. blöde diva.
für die hunderunden lege ich einen weichen wollenen nierenwärmer an, unter dem rest, und trage kaschmir und lippenstift auf den freien flächen. ich wünschte, ich könnte die hunderunden nur im geiste machen, dann würde ich die richtige musik hören und könnte mich fast fühlen wie draussen.
überall liegt schnee, der versöhnt mit fast allem, außer hier, also genau hier, in meinem viertel liegt nur ein feiner, verwehender hauch, und zwar nur ganz oben auf den dächern, sonst überall in berlin meterhoch. wenn es schneit, mag sogar ich den winter, selbst wenn er dann länger dauert. sonst eher nicht.
Nach 4 ist Kerzenzeit, Schreibtischlampenzeit, Kekse, vielleicht noch ein kleiner Kaffee, der Rechner glüht schonmal vor, ich werde jetzt ganz bestimmt anfangen, so warm und gemütlich hier, huch, schon Abendbrotzeit?
nach 4 uhr ist huchzeit, nur noch inner time, das hat was. es ist halb zehn und könnte 0 uhr sein, oder grade fünf. ich mag das nicht, die realität wird unwichtiger, alles immer kurz vom sprung ins magische denken. vorhin im dunkeln einkaufen gefahren, das hoflicht geht nach 30 sekunden aus, da steht man da und muss das rad im dunkeln abschließen und die mütze rutscht in die augen und der schal fällt aufs schloss und man sieht die öffnungen nicht, und so weiter. ich wache morgens früh auf und sehe immer gebannt auf die dachlinie gegenüber, um den wechsel in die dämmerung mitzukriegen, mit so einer kleinen murmelartigen kinderangst, dass es nicht mehr hell wird.