ohrwurm heute gehabt, dann herkunft eingefallen. das lässige. verlockende zeitlupe, oder? als hätte man noch alle zeit der welt für die aggression, als wäre die welt jederzeit offen dafür. der lange anlauf, der die überraschung nimmt und die erwartung steigert. wie der sound beide ebenen einzeln betont, souveränität spiegelt und dem schlag seine gewalt zurückgibt. das hyazinthige nebenan, ein duft der schönes und total fieses sehr eng miteinander vermischt hat, intensiv ad nauseam.
Autor: Casino
für den großen klingeln abends noch mädchen an der tür. er geht runter und kommt bald danach wieder rauf, „war nix, mama“ – ich mache innerlich ksch ksch, teile aber ansonsten die meinung der mädels.
ich mache sie gerade immer wieder auf- und zu, meine kästchen.
zukunftsängste
angesichts der für spekulationen meilenweit offenen berichte über fukushima kommt so eine zärtlichkeit für die gegenwart hoch, für die wohnung, ich wische ganz leicht mit der hand über die fensterbänke, sehe in die blau-orangene dämmerung und versuche, die mulmigkeit analytisch zu bezwingen. mit kindern und mutter essen gegangen, 2 andere familien aus dem haus dort gefunden (hauswirtschaft), eine unbeschwertheit, die bis in die feinheiten spürbar bleibt. die mir eher fremde zukunftsangst geht auch als antiprokrastinator durch, merk ich grad. do it now.
die panikschieber, die es aus dem washingtonsblog haben (ital./engl.)
der pessimistische wissenschaftler. (ich erinnere mich an die zeit nach tschernobyl, als ich zu gast bei einem emeritierten psychologieprof in tübingen war, freund meiner mutter, seine rolläden waren heruntergelassen, man musste schuhe und jacke draussen lassen, er hat sein haus nicht mehr verlassen, und der unfall war schon ein paar wochen oder monate her, das gedämpfte schweigen seiner frau, und wie ich die selbstblindheit des psychologen eher lustig fand anhand der unausweichbarkeit der welt draussen.)
kobayashi berichtet, der name passt ja.
eine newsseite im netz hat sogar einen extra fukushima- reiter auf der hp
und arme seesterne (über washingtonsblog glaub’ich).
als der dritte schnupfen in folge hochgeht, mit vier kurzen runden gesunden tagen dazwischen, kriege ich einen echten wutanfall, tobe und schimpfe. niesanfall mit zwei schweren einkaufstaschen, zu hohe schuhe für das grausliche berliner pflaster, zuhause geben die kinder mit gutem grund kontra und werden gehört natürlich. nebenbei immer japan im kopf und in den gliedern, wie schon das ganze wochenende lang, es legt sich um die brust.
kochen muss trotzdem. der nächste mann kann sein wie er will, aber kochen muss er können, mein beziehungsideal grad: jemand der sagt, leg dich hin, ich mach das heute, hühnerfrikassee? aber gern, willst du einen tee vielleicht? nee, ich hab schon eingekauft.
und dann schmeckt es auch noch. heute aus lauter biosachen ein wunderbares hühnerdings gekocht, total genervt nebenher, aber egal: gelungen, lecker, reicht für morgen nach der schule auch noch.
japan als riesenelefant im raum. elias erzählt, seine mathelehrerin hätte nur ein paar sätze dazu sagen wollen, dann habe jemand eine frage gestellt, dann hätten sie die ganze stunde nur darüber geredet. alles wirkt schal und transparent vor der katastrophe.
das plutonium hat dabei die hässlichste fratze, die menschenleben der japanischen entscheider und verdränger und politiker und überhaupt aller werden staub und nichts und nochmal nichts, bevor das gift wieder raus ist aus der welt. gäbe es einen gott, er dürfte verschnupft sein angesichts solcher missachtung der schöpfung. die banalität der gründe, profit und energie vorher, danach eine welle, die einen dieseltank mitreisst.
die kinder tanzen und hopsen ein lied, bei dem alle körperteile geschüttelt werden, gackernd, einer mit darth-vader-maske auf. die heiligkeit, nee, die magische unversehrtheit, nee, auch nicht, die schönheit von kinderkörpern, wie unverletzbar körper sein sollten.
als elias neugeboren war, wie ich nichtmal die autoabgase an seine lungen lassen wollte, der kaum bremsbare schutzimpuls, wie ich große strassen gemieden hab, wie nötig und unerfüllbar dieser wunsch ist, wie man seufzt und dann in die küche geht, um aufzuräumen.
sagt mal, wisst ihr eigentlich noch genau, mit wem ihr mal und mit wem nicht? gibt es menschen, bei denen es einen kleinen bereich des zweifelns gibt, oder wo man vielleicht was verwechselt oder vergessen haben könnte, oder solche mit fließenden übergängen?
etliche schulen für den großen angesehen. bewerbungen geschrieben, umformuliert, neu geschrieben, verworfen, noch einmal neu geschrieben. die erste wahl hat bereits eine ablehnung geschickt, auf die anderen warte ich jetzt mit gewissen fatalismus.
einer der zwillis soll auch schon aufs gymnasium – zwei standen zur auswahl. beide nehmen ihn nur, wenn IHR gymnasium als erste wahl und nicht als zweite wahl auf dem anmeldezettel steht, auf dem es zwei zeilen gibt, erste und zweite schule der wahl. man soll den zettel bei einer schule abgeben, die reicht ihn dann bei nichtannahme weiter an die zweite schule der wahl, so stehts auf der anmeldung. jetzt wollen beide schulen die originalanmeldung, der tonfall dabei: beleidigt. beide schulen geben überhaupt keine garantie, dass sie das kind aufnehmen werden.
ich werde tippex kaufen gehen, mir die originalanmeldung von schule a wiedergeben lassen mit der begründung, dass – weiß jemand einen guten grund? (schule a kann die beiden durchschläge behalten, das reicht ja wohl) – und bei schule b auch eine anmeldung mit erstwunsch abgeben.
gewisse aggressionen sind nicht zu leugnen, sagen wirs mal vorsichtig und indirekt. in italien konnte man bestechen, das war wesentlich einfacher.
gut angezogene menschen in der tram morgens, die sehe ich ja sonst nie. männern im montgomery vertraue ich generell und sofort, ich würde mit ihnen mitgehen und dabei ein bisschen über dieses und jenes plaudern, sie sind nachdenklich und auf eine entspannte art altmodisch, es ist männerkleidung, nichts für jungs.
momenter schöner schaffenseuphorie, das und das und das auch noch, und abends ne party. kann die 20 minuten fango-packung kaum liegenbleiben und werde hibbelig an den füßen. kinder beschweren sich, ich werfe ideen ab, keine aufregenden, nur die üblichen, aber sie wollen etwas anders, etwas ganz anderes, sie wollen grundlegende drei-gänge-menues, wann immer es beliebt, sie wollen schönes wetter und brot und spiele. zu den brownies kommt der große wieder aus dem zimmer gekrochen, nimmt ein paar, sagt „mmmmh“, und ich sage nichts.
kinder bei einem dünnen punker mit türkisen fingernägeln zum haareschneiden (kann er überhaupt nicht, wie sich dann herausstellt), beim suppenhuhn kaufen läuft johnny cash, ich finde meine lieblingsmarmelade aus italien im bioladen und hole sauerteigbrot bei der hofpfisterei und denke, dass berlin sich doch nicht sehr verändert hat, man findet nach wie vor alles, auch wenn man inzwischen anderes sucht.
keine zeit mehr zum bloggen, seitdem ich einen job in einem büro habe. fehlt mir, muss ich irgendwann anders unterbringen. in dieser ersten umgewöhnungszeit habe ich abends keine vollständigen sätze mehr im kopf.
gestern mit den kindern tagesschau geguckt, libyen erklärt. sie fragen die ganze zeit, was ist ein diktator, wie groß ist die wüste, warum schießen die, warum hat in ägypten keiner geschossen. in libyen leben nicht einmal doppelt soviele menschen wie in berlin, das beeindruckt sie und mich. machtverhältnisse in diktaturen sind einfacher zu erklären als die in demokratien. danach gucken wir zusammen glee, die jungs lieben es.
noch immer husten. ein harter winter ist das, der tank auf reserve, kinder auch immer wieder krank, der monat februar nimmt nur und gibt nichts.
dann werden die kinder doch noch für anderthalb tage abgeholt, nach einer woche fieber, husten, übergeben und dieser stumpfen grippe-erschöpfung, und was macht hotel mama? erstmal betten abziehen, aufräumen, putzen, damit die keime weg sind, bevor die jungs wiederkommen. jetzt kann ich auch mal krank sein. das ist der anstrengenste aspekt beim alleinerziehen, man muss gesund sein, auch mit 39° fieber muss man den jämmerlichen kranken kindern beistand und wärmflaschen und wadenwickel und hustentee und „nein, du wirst nicht sterben“ (männergrippe von anfang an, irgendwie) verabreichen, bei drei kindern etwa alle 10 minuten einem. die oma will nicht angesteckt werden, die freunde haben wichtige projekte und wollen lieber keine grippe, die krankenkasse braucht zeit, die anderen eltern sind in den winterferien, der vater hat selber kranke familie: blöd. jetzt bin ich bis morgen um 19uhr horizontal, will mich aber dabei auf einen job vorbereiten, der vollkommen out of the blue hereingeschneit ist, ab montag. bis dahin darf gehustet werden.
berlusconi hatte gesagt, seine zu junge freundin ruby sei eine cousine mubaraks und müsse sofort aus dem knast gelassen werden, warum? ein selbstverständnis und ein machtalltag, bei dem grenzen schon nicht mehr wahrnehmbar sind und die millionen ungestört fließen, wie eine fahrstuhlmusik. ich bilde mir ein, sein gesicht wäre wächserner, seine stirn knitteriger, sein lächeln maskenhafter geworden, seit ägypten und tunesien in bewegung geraten sind, oder vielleicht veröffentlichen repubblica und corriere mehr dieser bilder, keine ahnung, ob es in italien auch eine masse braucht, um den boss zu stürzen, man will das nicht mal hoffen. die masse will wachsen (e.c.), sie flackert seit jahr und tag durch facebookgruppen, aber sie ist und bleibt unsichtbar.
zwischen der aufregung um ägypten dann mit den jungs auf der couch, simpsons gucken, tv aus, liegengeblieben, gregor singt e’mma und will es hören, danach mit dem noch hochfiebernden großen im arm durch youtube gestreunt, am ende alle ziemlich gackernd hier gelandet, ein paar mal hintereinander, sie kannten es noch nicht!, sogar der große zieht die mundwinkel hoch.
heute ein blöder blöder tag, man will dann, wenn alles, aber auch alles den schlechteren von zwei möglichen wegen geht, dann will man auch mal ein paar teller zerwerfen, weine austrinken, ein paar schlägerein anfangen, ungerecht herumblöken und sich daneben benehmen. ich weiß dann nicht mehr lückenlos genau, wofür, oh mei, für die kinder, die sonnenuntergänge, den sex und den wein, für die musik und die paar guten freunde, für die wunderbaren guten männer, die ich hatte, neben all den sozio- oder psychopathen, es lohnt sich für das wunderbare essen, den kuchen und die pasta und den whisky. aber man, es gibt sone und solche abende.