„Das Lederetui besticht nicht nur im Design, sondern schützt zuverlässig vor Stößen, Erschütterung und Abnutzung. Die Kanten sind vernäht und gewährleisten hohe Stabilität. Außen elegant und schlicht gehalten, ist die Leather Pouch Innen mit einer innovativen Pull-to-release-Technik ausgestattet, dank der Sie das iPhone 3G / 3GS schnell und einfach herausziehen und benutzen können.“

(ob der autor das nur als relation wahrnehmbare winzige hochgefühl, dass einen beim durchqueren von all den merkwürdigen sätzen einholt, die sich manchmal vor den feierabend stellen, einfach weil sie zum ende kommen, oder weil sie eben wie die bunte plastiktüte ihren zweck erfüllen, einen inhalt zu transportieren, zumindest bis nach hause, eher bei „die kanten sind vernäht“ hatte oder bei dem „innovativ“? ich fand „die kanten sind vernäht“ ziemlich klasse. bei „pull-to-release-technik“ hat ihn die demut verlassen.)

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auf der suche nach so einer hotelduschhaube für die zweite läuseshampookur beim großen eine schublade mit seifen wiedergefunden. war ich da mal? im hassler, dem einzigen hotel in rom, gelegen am kopf der spanischen treppe, direkt neben der trinità dei monti, mit einer dachterasse, von der einem die ganze stadt zu füssen liegt. fernweh. nein, es war anders, ich wollte damals gerne, aber es war nicht so sehr wichtig. ich fand das hassler sogar ein bisschen fremd und altertümlich, ich hatte noch keinen sinn für diese ganz bestimmte wunderbare staubigkeit berühmter alter hotels, aber meine eltern wohnten dort, mein vater bekam irgendeinen preis verliehen und wurde da einquartiert, und ich habe nur ein paar kaffees genommen auf der terasse, und einen aperitiv. sie hatten oben auf den tischen solche panoramakarten aus schwerem papier, geklappt, auf der die shilouetten der ganzen gebäude und kirchen beschriftet waren, ich fand das übertrieben und hatte so eine echte kleine verzweiflung angesichts der überwältigenden geschichtsdichte dieser stadt, jedes haus hat eine, mein vater konnte all diese zeichen lesen und hat sie immerzu erzählt, die papstzeichen über den türen, die kirchen, die viertel, er war fremdenführer in rom, als junger mann. jede andere stadt wird dann plötzlich unsichtbar, das passiert mir jetzt nicht mehr, wenn ich mal wieder da bin, ich habe viel mehr substanz inzwischen hier in berlin, ob es das ist? aber früher wollte ich da wohnen und nicht im kalten norden. genau: ich schlief bei frau pallenberg auf dem sofa, direkt neben so einem vollbärtigen freundlichen jungen architekten, mit dem ich über libeskind gesprochen habe, der wohnte da wohl auch eine weile und hat mich beeindruckt, weil er so einen lebensplan hatte, egal was ich ihn fragte, er hatte eine antwort. ich mochte ihn, und wir gerieten ins fahrwasser der poesie und sprachen über montale, glaube ich, weil das möglich war damals. am nächsten tag sind wir meine schwester besuchen gegangen, die in der bar della pace gejobbt hat, bevor sie ihren mann und ihre kinder bekam, das muss mindestens 15 jahre her sein also.

eine alte seife.

im grunewald („berliner forste“) an einem sonntag nachmittag total allein gewesen, auf schmalen schlammigen pfaden, immer weg von der avus, dann komplett verlaufen. gelegentlich ein pferd. auf einer abgeholzten lichtung mit struppigen gestrüppen dann plötzlich lauter kaum angezogene männer hinter büschen. wo gehts denn zum teufelssee? frage ich und man weist mir die richtung, ich laufe weiter stun-den-lang auf den pfaden, bis mich das vertraute clickern der walkingstöcke wieder auf den rechten weg zurück bringt. der teufelssee ist genauso wie in den achtzigern! nackte und weniger nackte unter 30 und über 50, dazwischen angezogene mütter mit ihren nackten kindern, ein potpourri durch die zeiten. früher war die wiese größer. not? (wie ich da mal lag mit einem ex, aber wir mochten uns irgendwie noch, vor jahrhunderten, wir lagen nebeneinander und unsere kleinen finger gerieten aneinander, ich weiß noch, wie ich dabei auf so eine leicht genervte weise oh no dachte, und dann folgte ein mehrwöchiger salat. das waren natürlich andere sommer damals.)

viertelstunde

das nur-beim-ausgehen-rauchen ist nur gesund, wenn man nur alle zwei wochen ausgeht, jetzt hab ich heut schon wieder, prater mit freundin und kindern, der pratersommer, man kennt die speisekarte auswendig nach ein paar wochen sommer, nudelsalat mit leberkäs, ein bierchen, ein cool aussehender vater zeichnet sein kind, er hat einen richtigen zeichenblock dabei, ein klemmbrett, stifte, ich überlege, mal zufällig vorbeizugehen, weil es ein block ist und kein notizbuch, die blätter fliegen im wind, das kind wie grade aus den zwanzigern hierher teleportiert, mit stoffwindel und kleiner weißer schiebermütze, meine zwillinge mit einer ungeheuren energie auf so einer riesenschaukel, man mag gar nicht hinschauen, einen tisch weiter setzt sich dieser mann hin und sieht immer noch so aus, dass ich plötzlich aus dem gespräch falle und gerne eine weile hinschauen würde (ist das eigentlich normal, an sowas zu denken, also an möglichkeiten, wünsche und chancen, wenn man einen besonderen mann in reichweite hat? man liest so wenig drüber. es ist wie ein schneller und autonomer sinn, er sagt eigentlich nur ja oder nein, der immer neben und unter dem gespräch hin-und herfließt, mal schneller, mal langsamer, synchron und diachron, verknüpfungen findend und suchend, zusammenhänge, begründungen, kleine fröhliche seifenblasen, frei, eine ständige interferenz, die abstände, blicke und sätze hinaufschleudert in die anderen dimensionen, wo sie verloren gehen, weil sie nicht gebraucht werden, weil sie nicht kommuniziert werden in der wirklichkeit, in der die sonne blendet und untergeht und ich nach hause muss mit meinen kindern.) – den mann grüße ich seit ein paar jahren, er grüßt zurück, wir sind nachbarn mehr oder weniger, der wär doch was, meint die freundin, nein, sage ich, anderes kaliber, dann reden wir wieder über schulen und politik und die sommerferien, die kindsväter und den sport und dass es bei yoox grad lauter sandalen gibt, falls das alles länger so bleibt, so großartig, mein ich jetzt.

juni

wo sie wohl hin ist, die frau casino von früher? sammle die scherben ein nach einem wochenende voller streitereien mit den jungs, müdigkeit, grade außer atem plötzlich vorm spiegel gelandet, zuviel grau, die augen umringelt, alles sieht alt aus, die klamotten irgendwie übereinander gezogen und nicht zur feier des junisonntags, eigentlich total hinüber, erschöpft und unfroh. meine mutter hat mir mein geburtstagsgeschenk wochen früher gegeben, weil sie auf reisen geht, ein leder-armband einer extrem namhaften französischen firma, hell yes, denke ich, aber wo ist die frau hin, die sich dadrüber echt sehr gefreut hätte, e che ne so, an einem verregneten junisonntag vor 15 jahren lag die mal auf dem bürgersteig der dieffenbachstrasse im regen, unter einer ollen bmw, und hat die ölwanne ausgetauscht, die einen tag davor zerschreddert wurde, als ich mit zuviel schwung auf den bürgersteig gebrettert bin, um einer freundin zu hilfe zu eilen – die hatte sich vor ihrem sehr neurotischen lover in ihrer parterrewohnung versteckt, und der war dabei, durch das küchenfenster einzusteigen. die freundin blieb unter ihrem schreibtisch, ich schmiss den herrn raus, der auch nicht mehr so genau wusste, was er da tat, sich aber weder entschuldigte noch wunderte, sondern einfach „okee“ sagte und ging, jedenfalls lag ich da an dem sonntag danach, und ein mann trat zu mir, ich sah nur seine beine, und sagte „ich hab auch eine guzzi“, ich musste lachen und hab öl ins gesicht bekommen – mit dem hab ich dann in den wochen danach ein paar touren gemacht, er hatte tatsächlich eine california III, in weiß, wunderhübsch, der wollte mich dann nicht mehr sehen, nachdem ich ihn einmal zum tango in den meistersaal mitgenommen hatte, ich immer lederhose und stiefel unter die tangokleider und mit helmfrisur, das hat mir was ausgemacht damals, aber mit den halben helmen sahen die haare irgendwie noch schlimmer aus, oben geplättet, unten verklettet, das war auch nix, der typ ein reicher architekt aus kreuzberg, mittfünfziger, erstes motorrad, der kam mit der frauenrolle im tango nicht klar, so eine frau wollte der nicht, jedenfalls lachen die freundin und ich noch heute über den lover, so ein verkrachter künstler war das, die gab es damals noch. sie hätte sich besser auf dem hochbett versteckt, auf dem wir dann auch mal in einer sylvesternacht zu dritt, weil wir beide denselbsen typen cool fanden, der mann war dann aber überfordert, glaube ich, und hat uns einzeln mit nach unten ins zimmer genommen. war auch okay. jedenfalls vermisse ich diese ganzen geschichten etwas, sind die noch da, bin ich das noch? das moped hab ich verkauft, als ich schwanger wurde, an einen mann, der fürs technische museum alte sachen gekauft hat, das war auch ein feiner tangotänzer, der sich getrennt hatte, um mit einer jungen tanguera durchzubrennen, und es hat mir erst etwas leid getan, das ich das nicht war, aber dann kam meine liebe und der tango hörte auf, er hat meine kiste noch genommen, für 3300 dmark, und kam mit seinen beiden pubertären töchtern, um sie abzuholen, und ich dachte noch: so große kinder hat der, mei oh mei, der muss schon über vierzig sein. kann das denn sein, dass es diese leute nicht mehr gibt, wo genau hält sich dieses paralleluniversum mit all dem sex und den nächten und den möglichkeiten, den offenen stellen, den lücken und den räuschen, dem morgendlichen nachhausegehen an der seite eines typen, man hat keine ahnung, ob man ihn mitnehmen will oder lieber doch nicht, es wird sich ergeben, es ist noch zeit, und man blinzelt ins sonnenlicht, die strassen sind leer, dann geht man mit, oder eben nicht, ich habs vergessen, es ist alles solange her. (ach jugend. das ist so ein moment, an dem sich frauen gleichzeitig zum fitness, zur pediküre und zum friseur anmelden, und sie können drüber lachen dabei, aber es tut trotzdem ein bisschen weh)

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wie das gras sich bewegt auf einer sommerwiese, wenn man mit dem rad dran vorbeifährt, ein altes rad und so eine strasse mit unklaren rändern, irgendwo dazwischen, vielleicht zwischen der autobahn und dem stadtrand, das feine gras, so egal wie schön, der wind drückt flache schnell laufende wellen in die halme und erwischt einen nur gelegentlich mit ein bisschen kühlung, man kann ihn nur sehen, und es fällt schwer, sich richtig zu erinnern an das, worum es geht, also was davon jetzt eigentlich das bleibende ist.

während ich am schreibtisch sitze und auf einen die ordnung verdeckenden haufen von firewirekabeln, netzteilen und adaptern schaue, dabei den kabeln zu folgen versuche, also nicht mit dem blick, eher mit dem herzen, weil alles grade überall hin kann, das ganze zubehör wie beim aufräumen beseite gelegt und nicht ineinander verstaubt, weil ich sie erst gestern beim suchen dahin gepackt habe, aber es ist ein dünner und durchschaubarer haufen unordnung, gerade genug, um eine minute hineinzustarren, und dabei läuft nebenher auf dem rechner ein insektenhorrorfilm, ich stelle mir vor, wie die schauspieler während der drehpausen kein einziges mal über den film geredet haben, ich wollte wenigstens ein bisschen dekadenz, und sonst gibt es nur diese wochenshow, deren sketchwesen mich zwar angenehm, aber nicht genügend adrenolytisch befremdet, noch ein wesen mit beinen und ektoskelett. vielleicht würde es ja schon helfen, den schreibtisch umzudrehen, sodass ich die bücher sehen kann beim beschäftigt sein, jaja, der heimweg ist lang.

… (vom alten blog)

morning has broken

Der Wunsch, im Leben der Kinder ca. 3 Jahre einfach überspringen zu dürfen. Argh! Dann ist beim Großen schon Pubertät, das wird richtig die Hölle, wenn das so weitergeht. Oder wenigstens ein Jahr überspringen! Die gehen doch immer so schnell vorbei, da könnte man doch, seufz, jeder Morgen ist ein Zeitloch hier. Mann. Keine Lust mehr. Es gibt ja so Momente im Alltag, mit denen man trotz aller Mühen nie so richtig warm wird, hier im Hotel ist es der Morgen mit Schule. Aufwachen mitten in dunkler Nacht wegen diesem beknackten deutschen Morgenstund-Wahn geht irgendwie noch, mit Freundlicheit und Frühstück locke ich die Monster in die Küche, aber das ist auch das letzte Glatte an sonem Morgen.

Danach nutzen sie jede semantische und grammatikalische Möglichkeit, ein „Nein!“ unterzubringen, die denkbar ist, gerade sind es Strumpfhosen (die habe ich aufgegeben), 2 Schichten Kleidung (nicht aufgegeben), Zähneputzen etc. Beim mehrschichtigen Eintüten vor dem Verlassen des Hauses führe ich nur noch interne Strichlisten weiter: das dritte Paar Handschuhe verloren, pro Kind, doch, Du machst deine Jacke zu, doch, Du benutzt die alten uncoolen Fäustlinge, wenn die coolen Handschuhe mit Druck und Fingern schon wieder weg sind, nein, Du kannst jetzt nicht mehr spielen, nein, Du kannst heute nicht ohne Helm fahren, nein, ich habe Deinen Hausschlüssel nicht.

Jaja, die Ansätze: alles vorbereiten, die Wäsche, die Mitteilungshefte am Abend vorher, natürlich mache ich das, die Schulbrote am Abend vorher, nein, igitt, das schmeckt doch nicht. Aber manchmal klappt es nicht, gestern war ein Topf angebrannt und ein Schuh musste repariert werden, dann ist neben dem Üblichen Küche/Bad-Aufräumen mein gefühltes notwendiges Abendpensum irgendwie durch, jaja, so geht das nicht, selbst schuld, im Leben ist ja absolut überhaupt nichts so sicher wie die Konsequenzen des eigenen Handelns, und das macht mir Angst, weil auch die Erziehungsfehler ihre Folgen schon in sich tragen, als Wurzel oder Blüte, um mal zu romantisieren.

Verantwortung ist eine bescheuerte und dämliche Crux. Auf dem Heimweg von der Schule, als es hell wurde und besser und ich die Sueddeutsche (hihi, sonst immer nur als www. … .de vor Augen, ich denke die nicht mal mehr mit Umlaut) gekauft habe, weil sie mich ablenkt, kurz gedacht:

(Vergessen, was ich gedacht habe.)

Jedenfalls bleibt man als noch angemüdete Erwachsene immer an den Situationen hängen, die es ja nie sind, das sind nur die Wellenkämme, die brechen (Autsch. Egal: Das brauche ich gerade.) und der Blick auf das Große Ganze ist frustrierend, weil es nur als Spielwiese des eigenen Mangels daherkommt so morgens.

Veröffentlichen? Klar doch.