neulich jemandem ein schuhkompliment gemacht, ah, natürlich siehst du diese schuhe, meinte sie. bei klarem verstand sehe ich dann allerdings, dass sich die hälfte mindestens meiner schuhe im zustand des fortgeschrittenen alters befindet, was nur bei den selten getragenen highheels nix ausmacht. dies ist ein abschiedstext. ich werde die alle heute noch verabschieden, die alten aigner-sandalen mit leicht fransig und wellig gewordenen lederriemen, die prada-sneaker, deren orange nicht mehr orange ist, die coccinelle-pumps, deren leder beim fahradfahren kaputt gegangen ist, die ganzen alt-aber-gepflegt schuhe, die lederstiefel mit den neuen reissverschlüssen, die der schuster mit einem na gut, wenn sie meinen in empfang genommen hatte, die beige gewordenen weißen halbschuh, keine ahnung, wobei nein, das abgenutzte macht da den charme aus, die wirken gelebt und nicht abgetragen, also die sehen nach altem boot und nicht nach neuem boot aus – mit jeans und einem dichten woll-troyer in blau oder braun (männern in troyern glaube ich erstmal alles, ich glaube sogar mir selber, wenn ich einen trage) und die ollen guccis mit der goldschnalle und dem loch in der sohle, die ganzen kleinen privataltärchen in ihren schachteln, die dem fuss immer noch einen kleinen ruhm mit drunter pappen, dass man höher läuft, gleichzeitig können diese alten modelle ohne eine gewisse selbstvergessenheit nicht integriert werden, das ist das magische daran, ihr wesen als talisman, denn man ablegen müsste, wenn man sich erinnert an ihn, weil er nicht ins pragmatische selbstbild passt, es müssten schöne schuhe sein, die aus einem meer anderer schöner schuhe ausgewählt werden, und die nicht mit alten vom hund angenagten kinderbadelatschen im ikea-schuhhänger gelagert werden, zusammen mit solchen trekkingsandalen, die ich mir mal für eine mallorcareise vor 9 jahren, mit ehemann und einem kleinkind, und die mich seitdem gleichzeitig an schöne einfache zeiten erinnern und daran, wie ich sie schon beim einkauf als fremd und irgendwie not me empfunden hatte, und diese sehnsucht nach der fähigkeit, pragmatische entscheidungen ersatzweise als auch schön hinzunehmen, in so einem leichtherzigen akt der verleugnung.
ich hab gar keinen troyer, fällt mir da ein.