die kinder wünschen sich haushaltswaren und küchengeräte dieses jahr, nur praktisches, das rührt mich irgendwie. wie immer ist der geburtstag des großen eine woche nach weihnachten eine herausforderung, dieses jahr feiert er in trier, da kann ich ihm dinge hinschicken. sie kommen immer mit extra gepäck, weil sie mich kennen, aber dieses jahr habe ich wirklich nur kleinkram für sie. die bücher fehlen noch, hatte schon sonia and sunny auf englisch gekauft, es klang ganz gut, beziehung, venedig und so, aber es ist ein 650-seiten-ziegelstein hier angekommen, da kann das buch noch so gut sein, das schafft keiner, das gebe ich wieder ab. mich nervt es sehr, dass niemand mehr kürzen kann, verstehe das nicht. was ist damit bewiesen, was ist an dieser textfülle unverzichtbar, welchen literarischen wert hat all das gelaber? nun gut, mit etwas glück sind es landschaftsbeschreibungen, das würde ich dann lesen können, aber halt über 600 seiten auch nicht wollen.
im theater gewesen, constanza macras‘ abschiedsvorstellung gesehen. hab sonst von ihr wenig mitbekommen, war gespannt. saal ausverkauft, saß hinten im parkett, mitten in der reihe. und dann kam eine große truppe von tänzerInnen in sehr spärlichen fetisch- und lederkostümen oder ganz nackt, und machte eine stunde lang poledancing oder eben diese direkte erotische anmache, die man manchmal in amerikanischen filmen sieht, wenn die leute dort in einen nachtclub gehen. es wird viel mit den pobacken gewackelt, in stringtangas, das haben sie eine stunde lang durchgezogen. wers mag – ich habe meine sexuellen bedürfnisse grad tief verstaut wegen kein bedarf und wollte eigentlich nach 20 minuten schon wieder gehen, fand es übergriffig und doof, weil es außer der erotik wenig gab, was ich darin sehen konnte. einer der tänzer ist am anfang eine große treppe runtergestürzt, weil die stufen in der sekunde eingeklappt wurden, als er grade auf die oberste getreten ist, es sah nicht gewollt aus (warum auch, ein sturz wäre zu real in der getanzten welt), kam aber wieder auf die füße unten. das war bestimmt schmerzhaft. die tänzer*innen sind alle sehr gut, sehen sich ähnlich, leicht androgyner typ mensch.
die choreografie war bisschen wie diese zu dicken bücher: es wird nix mehr interpretiert oder gestaltet oder künstlerisch transfiguriert, es wird keine auswahl getroffen, man erzählt oder zeigt einfach alles, stun-den-lang, um seiten und minuten zu füllen. sehr öde. ich vermute, constanza macras findet das alles sehr aufregend mit dem berliner sex-nigthlife, vielleicht wurde sie nicht ins kitkat gelassen und bringt das jetzt eben auf die bühne? schön waren die zwischengestreuten passagen aus isherwoods berlin-roman, den ich jetzt nocheinmal lesen möchte, aber auch da fehlte mir die dramaturgische einbindung in die choreografie, die tänzerInnen machen halt ihrs. zweite stunde ging es um gewalt, wieder choreographisch dargestellt, mit aufgemalten skeletten wurden schlacht und tod getanzt, da habe ich in den einzelnen tänzerischen ideen das wiedergesehen, was mich hieran so fasziniert, der schnelle wechsel zwischen ganzem körper und einzelnem körperteil im bewegungsablauf, generell zwischen stillstand und raserei, das ist hohe kunst. aber es war bei macras eben nur eine art refrain, keine wechsel, keine spannung, keine dramaturgie innerhalb der szene, alle tanzen dasselbe.
gewalt ist halt auch eher ein angstthema bei mir, es dauerte wieder ewig, und das, nachdem ich schon eine stunde sex aushalten musste, hier konnte ich schlecht weg, weil mitten in der reihe sitzend. als dann in der letzten von zweieinhalb stunden in einer passage wieder die lautstärke sehr weit hochging, habe ich es endlich innerhalb von sekunden in den selbstschutz geschafft und bin raus. merken: in der volksbühne statt hörgerät immer hörstöpsel tragen, nur noch in stücke mit pausen gehen. es ist holzhammertheater, fand den abend belästigend und nervig. fühlte mich alt. es ist nur noch ein weiterer gast vor ende gegangen, vielleicht ist mein geschmack, sind meine ansprüche wirklich altmodisch. publikum zu ca 70% jünger als ich.
dritter advent heute, das ist jetzt schnell gegangen. noch eine woche arbeiten, dann endlich 2 wochen dringend benötigter pause. heut geh ich vielleicht mit einem besuch noch in die neue nationalgalerie, wollte eigentlich vor neuen kulturellen unternehmungen die lang erwartete ankunft meines schwerbehindertenausweises abwarten (diabetes und ohren), aber das dauert noch, und kunst mit freunden macht mehr spass als alleine. gemerkt, dass ich beim antragstellen meinen tinnitus vergessen habe.
gerstern bei aufpumpen des fahrrads im hausflur sagte ein vorbeigehener mann: „großartig, selbst ist die frau, weiter so!“ hätte ihm gerne ein bein gestellt, aber er war schon durch. was ist mit den leuten? außerdem ist der reifen platt und ich muss heut noch flicken. der hinterreifen, natürlich.




