eine halbe stunde lang die totale ruhe, mit dem leisen brummkrächzen aus dem nachbarraum, in dem der fernseher läuft, animationshektik, mehr geahnt als gehört, nur weil das überhaupt eine relevanz haben muss, dringt das zu mir durch, weil es meine kinder sind, die das nicht dürfen. ich kann mir nicht vorstellen, dass die jungs bei der lautstärke etwas verstehen können, und sobald ich aufstehe und an der offenen tür vorbeilaufe, werde ich sie sowieso sehen müssen, wie sie da nebeneinander auf dem alten sofa kauern, ins rezeptive glück gekuschelt, jedes auf seinem platz, ganz still. es ist nur wichtig, jetzt nicht gesehen zu werden, jede planung, jedes verstecken macht aus dem geklauten moment eine tat, die wieder ins ursache/wirkung -gefüge zurückmuss. so sitzen die jungs vorm fernseher und sind frei, ich bleibe nebenan am rechner und bin kinderlos.

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der körper der frauen. auf italienisch, eine total betäubende dokumentation, ein zusamenschnitt von frauen, körperteile und gesichter, aus dem italienischen tv-programm. man kann dort gar kein fernsehen angucken, weil es so vulgär und sexualisiert ist alles, jede unterhaltungssendung vollgestopft mit grotesk ausgezogenen damen. der film zeigt diese fast rituelle erniedrigung von frauen, in schnellen schnitten, bis man beim gucken selber nur noch masse und fleisch sehen kann. auf der tonspur erkundungen darüber, wie sich die reduktion auf schönheit in die selbsteinschätzung von frauen einschleicht, ich selber merke beim gucken, wie der eigene blick vom sekundenschnellen urteil „sexy bein“ erst nach der überwältigung hinfloatet zur erkenntnis der entwertung, die dahintersteht, also nicht den kopf, den blick meine ich jetzt, wie nahtlos bild und wert ineinandergestülpt sind in meinem frauenkopf, vor dem verstand. was sehen wohl männer dabei? der text zum film ist schön, traurig und sehr dicht geschrieben, und wirkt seltsam verloren hinter der bilderflut, die gezeigt wird, sehr deutlich eine einzelne stimme in einem universum, das nur visuell funktioniert.

(gefunden beim surfen wegen der report sache, ich habe nämlich krankgeschriebene kinder, wie wunderbar nett das internetz für fraktionierte aufmerksamkeit ist, man findet so schnell was schnell erfassbares. jedenfalls unterirdisch große sentimentalität heut wegen italien)

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report

die italienische reportagesendung report, von der rai produziert, verliert den rechtsschutz. die chefin gabanelli spricht von zur zeit ca. 30 offenen verfahren, in den letzten jahren wurden wohl alle gewonnen. in zukunft werden die reporter notfalls mit eigenen mitteln aufkommen, sagt sie recht heroisch, aber das sei „wie mit dem fahrrad auf die autobahn“.

man kann die sendungen komplett im netz anschauen, den volltext runderladen, sie zeigen auf ihrer seite jeweils ein update zu den sendungen oder einfach den ausgang der geschilderten geschichten, in zusätzlichen videos. es ist eine vorbildliche und extrem notwendige reihe in italien.

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„filmst du schon? ach so, nein, also dann bin ich wohl mal lieber still, oder? was? oh toll, gregoooor! schau mal, wie er da runterkugelt….was? achso, entschuldigung!“ (kichert), „aber du wolltest doch eigentlich den hund, zeig mal, ist der nicht ganz klein auf dem bild? nein? oh, entschuldigung. kannst du das phone nicht andersrum, dann sieht man mehr von den seiten, oh pssst, ja, ich weiß“ (kichert) „daviiiiid, toll machst du das…. ja, aber ich kann doch nicht nur gregor, dann ist david doch traurig! nei, das ist nicht zu laut hier, das stört doch keinen – ach so, die kamera, na, das sieht man ja auch nicht, dass da eine kamera… elias, schau mal, mama filmt!“

mit muttern und drei jungs in der tollen sandgrube im grunewald, versuch, filmchen ohne off-kommentar zu machen, ist gescheitert. zwischen huldigung und verzweiflung eingekeilt, ganz fest.

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beim kinderschuhkaufen gibt der große seiner begeisterung nach und ersteht ein paar schwarze chucks mit einem bunten love+rock aufdruck. die sind für mädchen, sagt ihm seine klasse (wer? „na alle!“), und er wird die nie wieder anziehen. ich ochnöe dagegen, eine weile, dann probiere ich die mal, die schuhe. passen wie angegossen. „aber du bist auch kein mädchen!“ ist jemand da draussen ein mädchen mit schuhgröße 39?

auf der wörther strasse mit gregor und hund unterwegs, kommt eine kleine ältere hundedame und knurrt. der halter und ich scherzen ein paar sätze über unsere hunde, dann gehen wir weiter. nach ein paar metern hält gregorzwilling an und kehrt um. er fragt den mann etwas, der lacht, hebt die hände und geht ein paar schritte zu seinem auto. er zieht sich sein t-shirt aus, holt aus dem auto ein hemd und streift das über, dann gibt er gregor sein tshirt. „er hat gesagt, ich soll es waschen und reinwachsen, hat der mann gesagt.“ und warum?, will ich wissen, bisschen erstaunt. „na, der hatte ein tim und struppi-tshirt an, und ich wollte wissen, wo man das kaufen kann. der mann hat gesagt, er hat es aus japan! und das gibt es hier nicht, weil das hat ihm ein freund gemacht, der ist aus korea.“ und dann hat er es dem gregorzwilling geschenkt, ohne eine sekunde zu zögern, als wäre das genau so gedacht. wir bedanken uns und gehen weiter, um ein hemd und eine geschichte reicher.

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