monterey

8:30. es ist eine alte rote bretterbude, am zweiten steg von vorne, bei der wir uns treffen sollen, jede menge anderer leute stehen schon ein stück weiter auf der mole vor den beiden booten. ich bin total guter laune und freue mich, dass alles so gut geklappt hat, unser hotel ist nur 10 minuten vom hafen entfernt, die kinder haben gut gefrühstückt, ich hab die kamera dabei. das ist aber ein kleines schiff, denk ich, mit zwei bänken in der kajüte, oben drüber die kommandozentrale, oder wie man das nennt. es passen unendlich viele leute drauf, die ganze lange schlange, wir alle haben einen zettel mit unserem namen drauf unterschrieben, die schiffbrüchigenliste, denke ich noch, aber lese den text nicht durch, es soll ja weitergehen. alle finden ein plätzchen, die jungs und ich stehen direkt am bug an der reling.

die meeresbiologin an bord sieht genauso aus, wie ich mir so jemanden vorgestellt habe, mittelalt, blauäugig, braungebrannt und basecup, mit t-shirt, hemd und fleecejacke, was andere leute im händedruck haben, hat sie im blick, ein fester blick. bei mir geht unmittelbar das parallelfilmchen los, wie kommt sie auf so eine tour, ist das ein angesehener job oder nicht, ist sie zufrieden, wäre sie lieber an der uni oder einer forschungststation? sie wirkt wie die spezialistin im hollywoodfilm, solider frischluftmensch. sie macht den job fröhlich und sehr informativ, wie eigentlich alle leute, die mir bis jetzt begegnet sind, sie wirken immer sehr zuhause in ihren tätigkeiten. schon bei der ausfahrt aus dem hafen erzählt sie über die riesigen kormorankolonien, die wir überall sehen können, sie sitzen grad viel auf dem kai, weil sie füttern und auf die küken achten müssen, in meiner ahnungslosigkeit war ich mir sicher, die seien fast ausgestorben und kämen nur noch in der literatur vor. die kormorane sehen alle aus wie größere archeopterixe, mit ihrem zurückgelegten kopf und dem langen schnabel, sie liegen träge auf dem wind und bewegen sich nicht mehr als nötig beim fliegen.

nach ein paar minuten liegt der hafen hinter uns, wir fahren raus auf den pazifik, ich finde das wort schon aufregend, ich hätte da gar nicht unbedingt hinfahren müssen, es ist schon als wort groß genug, aber ha! jetzt sind wir hier und ich freue mich nach 5 tagen immer noch drüber. die biologin spricht inzwischen weiter, vom kontinentalschelf, auf dem wir entlang fahren werden, dort fällt der meeresboden nach den flachen küstengewässern eher senkrecht um mehrere 1000 meter ab, am kliff gibt es strömungen, die plankton und krill anlocken, deswegen seien dort oft wale in der nähe. sie plaudert so vor sich hin, plötzlich fährt das schiff steil bergauf, im 45grad – winkel, bis auf ungefähr gefühlt zweiter-stock-höhe. die welle, mit der das passiert, ist so lang wie das schiff, das fährt hoch wie auf einer achterbahn, saust oben über den kamm und stürzt dann jäh viele viele meter in die tiefe, im freien fall. ich hatte mich nicht richtig fest gehalten und knalle auf den davidzwilling, dann sausen wir schon wieder den nächsten berg nach oben, husch über die kante, und wieder sausen magen und schiff ins tiefe tal. nach ein paar seemeilen, in denen ich die crew verfluche, weil sie wegen ein paar dicken fischen das leben vieler unschuldiger touristen riskieren, scheint unser überleben nicht mehr ausgeschlossen, auch weil die biologin die ganze zeit weiterredet. die jungs kreischen, gehen in die knie beim sturz, springen hoch, wenn der kahn wieder steigt, beim fall bleiben manchmal ihre füße in der luft, so schnell geht das. das ehepaar, mit dem ich mich unterhalten habe, hat sich aufgeteilt, sie sitzt, er steht vorne neben meinen kindern und sagt zu seiner frau: „you are missing all the fun, it’s rock!“ ich schiebe das auf sein hohes alter und bereue, nicht beim teuersten anbieter mit dem größten schiff gebucht zu haben. es geht gefühlt ewig so weiter, keine chance, einen einmal eingenommenen platz wieder zu verlassen, weil man sich, also weil ich mich nicht ohne etwas zum festhalten auf den beinen halten kann, fotografieren ginge auch bloss mit einer hand, weil die andere um irgendwas geschweisst bleiben muss.

ich weiss jetzt, an mir ist keine seemansbraut verloren gegangen, besonders als die biologin ankündigt, wir seien jetzt auf der schelfkante, da denke ich nur daran, wie weit man da fallen kann, 10.000 feet, neenee, und überhaupt, stand vorhin die kajüte nicht anders auf dem deck, verrutscht die nicht auch langsam, und nicht nur ich? die kinder fragen nach den sandwiches und und den getränken, streiten sich kurz über den besten belag, einen meter weiter spuckt ein passagier über die reling, in den pazifik. seekrank bin ich zum glück überhaupt nicht, ich habe nur einen realistischen eindruck vom ernst der lage – aber dann brüllt der alte mann vorne: whales! und weit, weit draussen, hinter vielen wellen, sieht man eine große fontäne aus der see kommen. ich denke ach ja, jetzt haben wir doch einen wal gesehen, jetzt können wir wieder nach monterey zurück. die sea star II ändert aber sofort die richtung und fährt jetzt mit einem affenzahn längs der wellen, so dass man den freien fall noch einmal in einer anderen himmelsrichtung erleben darf. kurz danach entdecke ich den hund, der oben vor dem steuerstand mitfährt, unter freiem himmel, die vier beine weit auseinander, der pullert aufs deck, ohne ein bein dafür zu heben, der muss das also kennen, so spontan anpassungsfähig sind hunde beim pullern nicht.

ich falle also zurück an die reling am bug, klemme die hand darum, und gucke. und dann springt vielleicht 50m vor uns ein riesiger buckelwal komplett aus dem wasser ein paar meter hoch in die luft, dreht sich einmal um sich selber und fällt zurück in sein element. ich kriege die kamera natürlich nicht in betrieb, weil ich mich festhalten muss und dieses wunder nur ein paar sekunden gedauert hat, aber ein anderer mitfahrer war schnell genug, hier. mein schisshasentum verflüchtigt sich dann endlich endlich, während wir gebannt und sehr berührt den auf-und abtauchenden walrücken zusehen, den flossen, wie sie aus dem wasser hochschlagen, ein bisschen herumwirbeln und wieder untergehen, ganz um uns rum, sie wedeln und winken mit ihren brustflossen und schlagen mit den tail fins herum, die biologin erklärt uns, dass man diese wale gut beobachten könne, weil sie miteinander spielen und kommunizieren und sehr aktiv sind, es sind drei oder vier gruppen von jeweils zwei bis vier tieren, denen das schiff etwas zu ungestüm folgt, wie ich immer noch finde, aber die faszination ist so gross, dass man den mund offen lässt und entzückt herumjuchzt. besonders das freie, lässige spielen ist großartig, man kann es nicht voraussehen oder nachvollziehen, es ist klar, das eigentliche geschehen passiert in ihrem element, unter der wasseroberfläche, wir können immer nur ein paar kurze fragmente aus diesen leben sehen, einen fuss eines tänzers, dessen musik man nicht hören kann, manchmal öffnen sie ihre mäuler, wenn sie an die oberfläche kommen, und man sieht einen sehr rosanen, sehr hellen rachen, bis sich der kiefer mit den ganzen draufklebenden muscheln wieder schließt. ich hab vergessen, wieviel sie wiegen, wie alt sie werden und so weiter, aber es war klar, es geht ihnen gut, sie haben spass und machen ihr ding. als krönenden abschluss sehen wir in der ferne noch einen blauwal, das größte lebende tier, wie die biologin erzählt, nicht so leicht zu finden, weil er 30 minuten unten bleiben kann und nicht herumspringt, dazu ist er zu schwer. er ist dunkelblau und sehr diskret, ein langer glänzender rücken, der einen atemzug lang auftaucht, die luft in großer fontäne ausstösst und wieder verschwindet in seinen 3000 metern tiefe, da hab ich auch später, bei unserer autofahrt längs der kalifornischen küste noch drübernachdenken müssen, dieses privileg des 3d-zugangs zum eigenen lebensraum, das glück der meerestiere. die passagiere reden nicht mehr, wir haben viel mehr gesehen, als wir hoffen durften, „we can all agree, that today was extraordinary“, sagt die biologin noch (ich hab ihren namen leider nicht mitgekriegt). hab ich die delphine erwähnt? zwischen küste und walen haben wir bei hin- und rückfahrt eine große gruppe delphine gesehen, sie springen und schwimmen sinuös durch das meer und sind viel größer, als ich gedacht hatte. wie war die rückfahrt? keine welle!

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gute hände

Make me beautiful,” said one of my clients, with a hopeless shrug

“Well, that’s easy,” I said. That’s always the first thing you do, if you’re doing it right. You just lay on hands, and wait for what’s beautiful to rise up to meet them.
ich glaube ihm, dass er das kann.

es sind immer die ersten paar minuten bei egal welcher art von handauflegen, massage, physiotherapie, sogar bei pediküre, ich weiß immer sofort, woher diese hände kommen, also an wem sie hängen, es gibt die leeren, vor sich hin plappernden, bei denen der griff ein mü zu spät, die abfolgen zu langsam kommen, als müssten sie die bewegung noch immer zuerst denken. oder die ganz jungen unerfahrenen, mit ganz federleichten fingern. die hektischen und die ängstlichen, bei denen ein teil von mir leicht zugekniffene augen behält, und die meister mit diesem souveränen und freundlichem ernst, die mit den guten händen, die tun was sie können, nicht mehr und nicht weniger, bei denen ich still bleibe und ausatmen kann. more than meets the eye.

ich hatte bei den ersten reiseideen einen stop in portland eingeplant, um einen termin beim herrn mole buchen zu können, einfach so. aber das land ist zu groß dafür. beim nächsten mal.

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einfach weitergehen heute nacht, die musik suchen gehen, den weg nach spandau, immer weiter, hier ein bier, ein paar sätze unterwegs, bis es stiller wird und alles gesagt ist und die bürgersteige leer werden.

(auf dem heimweg in einer kneipe versackt, ganz alleine, die mädels verabschiedet, an meiner haustür vorbei einfach weitergelaufen in die nächste eckkneipengegend, kinder zuhause, hund dabei, rum getrunken, eine kippe geschnorrt, leute geguckt, sie sahen unaufgeregt aus, die frauen geschminkt, die männer mit breitem oberkörper, linoleumboden in brauntönen und internet für 1,50 pro stunde. es ist noch platz an der theke, noch einen rum? die alarmglocken klingeln leise, aber ich lauf weiter aus dem herzschlag des viertels heraus, in die obi- und strauss-innovation-gegend, wo die kneipen neonröhren im fenster haben. sich mal richtig besaufen, ohne drama, aus albernen gründen, das wegräumen von gegenargumenten, alle langweilig, aufstehn, wach sein morgen, bei der guten laune der kinder mithalten können, den vormittag nutzen, und du hast auch eigentlich gar kein trinkerherz. storkower strasse, halb zwei, alles zu. ich ruf ne taxe. aber ich hätte, ich hätte auch bis nach weissensee weitermachen können.)

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die frau hat sehr weiße haut, in regelmässige halbfingerbreite fältchen gelegt, blasse blaue augen, also nicht verblasst, sie ist ausschließlich in zartblau und hellrosa gekleidet, das weiße, dünne haar in einem kleinmädchenpony über den augenbrauen abgeschnitten, am hinterkopf ganz eng zu einem pferdeschwänzchen gebunden, der blick vollkommen leer. jedes detail an ihr unterstreicht eine von weit weg kommende und intrazelluläre bösartigkeit, sie hat auch als 12jährige so geguckt, mit schüppe, leicht abwesend, nur ungern herauskommend aus ihrer inneren sicherheit, das die welt im unrecht ist, war, und sein wird.

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just music

manchmal bin ich ratlos vor unserer fähigkeit zur liebe, all diese nervenbahnen und sinne dafür, ein ganzes orchester, das immer nur proben und nie spielen darf, es wird gelegentlich gebucht, aber dann wieder ausgeladen, oder es kommt keiner, oder es gibt das konzerthaus gar nicht, nicht mal die stadt, und so wird es über die jahre ein bisschen sonderbar und taucht gelegentlich in vollem ornat in einer dorfdisco auf, wo eine olle jukebox genügt hätte, oder es wendet sich unbekannten finnischen komponisten zu, obwohl es jederzeit mahler spielen könnte. vieleicht konvertiert es auch in toto zum elektronischen minimalismus. der dirigent sitzt dann nach den heimfahrten noch eine weile in seiner bahnhofskneipe und hält reden.

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it was only ever love, sagt er, und in einem andern post: das herz sei ein muskel, der dem willen nicht gehorcht. ich sage dann wie immer nein, bitte nicht, die tage sind so voll von anderem, wie kann es nur die liebe sein? niemand redet von der liebe, also niemand auf fb oder g+ oder in den blogs, sie scheint privat wie verdauung, nach stunden in kultur oder politik fallen manchmal ein paar nebenbeisätze, am liebsten anekdoten, abgeschlossene geschichten, und nur von denen erzählt, die auch keine haben, der rest ist schweigen. ich übe mich dann in lobliedern auf freundschaft, kultur und kinder, aber ich habe eine gewisse restneugierde: wie ist es, geliebt zu werden, sich womöglich daran zu gewöhnen? wird das normal wie ein dach überm kopf, kann man tatsächlich monate – oder sogar jahrelang nach hause kommen, und da ist jemand, der dich liebt?

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facebook

letzte woche war ich auf einer finissage, vor allem weil sie zwischen 11 und 16 uhr stattfand,

[hier ein kurzer zwischenruf an galeristen: ihr könntet die riesige horde an kunst- und kaufwilligen müttern mit einer kleinen zeitplanänderung in eure vernissagen locken: beginnt nachmittags. wir trinken auch dann schon einen kleinen wein, aber lange nicht so viel wie abends, wir sind meistens ausgehungert nach anspruchsvollem smalltalk und werden uns selbstverständlich um angemessene kleidung bemühen. in den meisten fällen treffen die frauen die kunstentscheidungen in wohnungen, jetzt mal abgesehen von den hardcore-sammlern.]

und habe mich dort im vorgestellten buch festgelesen. nicolaus schmidt hat die profilbilder seiner facebookfreunde durchgesehen und einige davon als buntes und überraschendes kaleidoskop veröffentlicht, es sind bilder der unterschiedlichsten personen. er hat einige dieser freunde auch über deren fb-nutzung ausgefragt, in den texten werden die möglichen umgangsarten mit dem medienkraken nochmal gespiegelt, es geht von „weil alle es machen“ bis zu „facebook ist mein leben“.
ich hab in der auswahl von nicolaus einen hauptunterschied zwischen älteren und jüngeren nutzern gesehen: das leben der jüngeren findet direkt auf facebook statt, es passiert dort, jetzt grade, es wird nicht mehr erzählt wie von uns, den eher traditionelleren vernetzten. wir leben außerhalb von facebook, dort landen zeugnisse von veranstaltungen, reisen, filmen oder büchern/texten, an denen wir teilgenommen haben, ganz klar mit einem chronologischen aspekt, postkarten von der reise durchs soziale leben, höchstens noch marketinghilfe für events jeder art, mit diesen einladungen und dem ewigen kommst du? kommst du?– gefrage wie bei kindergeburtstagen.

die anderen, die fb-natives sind auch mit leichter hand ausgewählt, die bilder total anders, es sind behauptungen, kostümierungen, fließende bunte einzelteile, die wenig von der welt zeigen, sie sind alle teil eines selbstentwurfs, denn man muss/darf, whatever, sich ja inzwischen selber entwerfen, designen. ob es diese person im realen leben wirklich gibt, ist nicht mehr interessant, die einzelteile tragen alles wesentliche in sich, es ist ein lautes ich bin. die inszenierung ist nicht mehr nur maske, sie scheint weit unter die haut gerutscht und soll mit dem kern identisch werden, mit dem armen kleinen ego, das bei uns allen irgendwo unter der schale sitzt. wie christoph meckel es einmal beschrieben hat: „Ich seh dich /schön verwandelt in den Traum von dir –/ aber du, in der Zeit, verletzlich, verführbar/ zitternd vor Verlangen, angstvoll, sprachlos“.

die erste zeile des zitierten gedichts, aus „Souterrain“ passt genauso, sie lautet: Immer mehr Verlangen nach facilité, da kann man ja nur jaja brüllen, laut. im ernst, ich liebe facilité sehr, als geisteshaltung, sie ist ein ideal von mir.

zurück zum buch: wenn ich mir diese ausgewählten fotos der natives anschaue, dann brauche ich keine fragen mehr stellen, es ist alles gesagt, die wirklichen personen dahinter sind nicht relevant, es sind alles wysiwyg-figuren. sie haben eine ganz eigene konsistenz, bisschen dorian gray, bisschen kunstwerk, oder ist das jetzt zu psycho? well, maybe. ich finde den gedanken total faszinierend, ich bin einfach noch nicht drauf gekommen: was, wenn es tatsächlich genügt, sich ein anderes leben einfach zu entwerfen? wenn man es gar nicht wirklich leben muss? das ist doch schon verlockend.

facebook : friends zeigt jedenfalls viel mehr, als ich dachte, als ich zuerst davon gelesen habe – natürlich in einer facebook-einladung.

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morgends auf dem dogwalk

morgens auf dem dogwalk der mann mit dem vollkommen zutätowierten kopf, sein lächeln ist schön und freundlich, aber es ist nicht so gut zu erkennen in diesem gesicht, es stört fast.

flash: dieser uralte text von anne duden (aus „übergang“, glaube ich), der protagonistin wird das gesicht zerschlagen, sie kann monatelang nicht reden und essen. sie ist erleichtert darüber, dass ihr außen endlich so kaputt ist, wie ihr innenzustand – mir war der körper heilig damals, mich hat dieses bild getroffen, es war unverhältnismässig, auch weil mir die grenze zwischen innen und außen sowieso eine spielerische schien, leicht zu überwinden, wenn man nur den körper sich bewegen lässt, den gesten und blicken folgt.

20 jahre später ist mein körperbild nicht mehr so durchlässig, es ist von all diesen absurden wertsystemen angenagt, diese zeichenketten, in denen wir schwimmen, die so oft als subtext mitlaufen, eine art optischer tinnitus.

dieser typ mit seiner maske, der sich auf endgültige weise in die ganzen berliner subsysteme eingeschrieben hat, punk, außenseiter, vollfreak, die ganze mimik auf ein paar bekloppte alte symbolbilder reduziert, ich konnte ihn nichtmal lesen, die tätowierungen waren verwaschen und blau wie die adern alter leute, ich wollte nicht hinschauen, aber man muss ja, wieviel angst da gewesen sein muss neben der ganzen wut.

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mit den ganzen

mit den ganzen schlimmen geschichten der freunde, krebs, trennungen, kranke kinder, armutsangst – kriege ich keinen fuss mehr auf den boden beim reden, obwohl meine baustellen für mich auch existentiell sind. reden lernen, alte aufgabe von mir, nicht immer nur zuhören, mir fällt das dann ein in den gesprächen mit meinen lieben, und ich versuche vom faktischen wegzukommen, ins erzählen hinein, mal ironielos jammern, trauer und angst zeigen, dabei locke ich mich voran wie meinen hund, wenn er nicht über gitterroste laufen mag. komm, komm, noch einen satz, einer geht noch, it’s showtime, nimm dir raum, dabei merken, wie die dinge wieder beweglicher werden, gegenwärtiger, nicht mehr so abgelegt und unveränderbar.

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evora

ich weiß noch, wie ich what? sagte, als ich cesaria evoras sodade das erste mal hörte, die fließende samtigkeit, die nix umwirft, so elegant und beliebig, perfekt temperiert, so dahinerzählt.

ein konzert habe ich gesehen in berlin, auf dem betondach der schwangeren auster, kann das sein? es war nicht so voll, es war ein regnerischer sommertag, sie war barfuss, ich bin danach noch zum tango.

4. advent mit kerzen und allem. dies jahr last minute einkäufe, weil die kinder so gut suchen können inzwischen.

die junge renaissance-schönheit beim dinner, ich denke: freundin der tochter, aber naturally ist sie die freundin des professors, dessen kinder auch schon kinder haben.
wir anderen frauen, alle mit kurzen schmalen röcken, wir kennen uns seit über 15 jahren, wir sind alle ähnlich geschminkt.

an zwei abenden 5 singlefrauen, kein singlemann.
wir reden nicht über männer, aber wir spotten schon manchmal. wir sind mitte vierzig. wir rechnen mit allem.

die jungs, zusammen über ein megadämliches zombiespiel auf meinem handy gebeugt, wie sie zweistimmig den soundtrack des spiels mitsingen und variieren, woanders hinsummen, dann singen sie sodade, nachdem ich es ein paar mal hab laufen lassen, und spielen weiter zombiekram.

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lyrik

lyrik, mein lyrikregal steht im nachbarzimmer, zu weit weg. ich suche nach ein paar versen, hier auf dem fensterbrett steht nur die basisbibliothek lyrik, montale, thomas, cummings, sowas. und buchstapel, lebensstapel auf dem schreibtisch, paar gelesene, paar ungelesene, einige glücksbringer und ein rätsel (von stefano d’arrigo „cima delle nobildonne“, in dem es um placenta geht. es beginnt mit einem chirurgischen eingriff in die eierstöcke einer jungen frau, es spricht der chirurg, mehrfach begonnen, angesichts der symbolischen last nie weiter gelesen. 1985 erschienen, da gab es die libreria delle donne in der via dogana in mailand noch, fällt mir ein, darüber ein frauenzentrum, wo ich eine party lang auf dem fensterbrett sass, beine draussen, hoch über der strasse, und mich unterhielt, sehr glücklich, sehr zugehörig. ich weiß nicht, warum der band hier herumliegt.)

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dankesrede

vielen dank an die herren lucky, glam und Schneck (den schreibe ich groß, weil ich ihn noch nicht persönlich kenne)! ich habe wirklich schwierigkeiten mit der dankesrede, es sollen 7 dinge genannt werden, die noch nicht im blog standen, also nicht weiter nachdenken:

– ich werde nicht erwachsen – ich habe gestern baileys getrunken statt whisky, aber bis zum eierlikör dauert es hoffentlich noch ein paar jahre – ich habe einen schönen bauchnabel – ich habe mit 17 mal ein paar gedichte veröffentlicht, aber ich weiß nicht mehr wo – ich verliebe mich alle 1,2 jahre und bin jedesmal total überrascht darüber – ich mag auch bei männern manikürte hände/füsse – ich mag bücher mit >700 seiten, ich verschwinde darin ohne spuren –

versatile blogger, das sind die auf meiner blogroll natürlich, aber die haben den preis schon, oder? nein, praschl fehlt, aber der ist natürlich schon woanders. die wunderbare stattkatze, so vielseitig, so wiedererkennbar, so zuhause, und natürlich mek, der auch ein blogger geblieben ist. der doc gehört unbedingt auch dazu, und frau pepa, die ich auch noch nicht persönlich kenne. ergänz ich noch.

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gemerkt:

gemerkt: wenn ich schildere, wo ich bin gerade, mache ich mich älter, als ich bin, von so weit weg, so eine wunderbare distanz, das müssen jahre sein! wie sich vorweggenommenes in kleinen dosen niederlässt, wie hühnergötter auf eigentlich designer-regalen, ich bin so klar, ich habe alles verstanden, ich blicke auf meinen grund wie durch einen klaren bach, durchblick. wie ich dabei immer mehr beantworte, als gefragt wird, vielleicht rechtfertigungen, vielleicht erklärbär.

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ein bierchen

ein bierchen zuhause. gregorzwilling guckt harry potter und gackert gelegentlich, er ist allein bei mir heute, die brüder sind beim vater und bei den großeltern. die sonne heute auf dem rückweg aus hamburg leuchtete riesig und dunkelrot im rückspiegel, und während es draussen dunkler wurde, starben hunderte von kleinen insekten in der dämmerung, auf der windschutzscheibe, ein dichtes feld aus weißen klecksen, irgendwie mag ich das, dass sie einfach so sterben, dabei ist die landschaft so groß und die autobahn nur ein streifen. im radio johnny cash mit irgendeiner georgia-on-my-mind-version, die musik trifft mich genau im richtigen licht und im richtigen moment, sehr große klarheit, zuhause in der reise-metapher, mit 160km/h in jeder zelle, meine seele ist immer so schnell, logo, nur die welt ist so langsam. ein leichter tag.

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