in der schlange vor mir ein schmaler mittelalter punk mit großer neuer gucci-reisetasche. auf den vielen treppen im flughafen schönefeld rutscht ihm die hose jedesmal sauber in den knick und gibt eine komplette blaue unterhose mit weißer ziernaht frei. bin gerührt.

gelernt, im kleid und mit hohen absätzen auf eine vespa zu steigen und vor publikum wieder runter. mein schwager fährt mich zur trauung der freundin und gibt mir eine kleine extratour durch die römische altstadt, er fährt 60, seh ich, es fühlt sich schneller an, weil ich aus der übung bin, denke ich, aber es sind natürlich miles pro hour, und mein schwager hält eigentlich nie an, wenn er vespa fährt, gleichzeitig zeigt er mir alles wesentliche, und im nachhinein bin ich mir sicher, er hat dazu die hände benutzt.
bei all dieser speziellen zeitlosen schönheit wie immer reflexartig aus- und zurückwandern wollen, meinen vater vermisst, der die stadt kannte wie seine westentasche, und seine liebe nur in der faktendichte seines wissens gezeigt hat, es hörte nie auf, sondern ging immer von der oberfläche (häuser, papstsymbole) weiter und weiter durch die jahrhunderte zurück bis zur römischen frühgeschichte, ein langer fluss, der mich immer nach zwei sätzen langweilte, weil ich ein kind war damals. wir haben nichts behalten davon, ich kenne die namen der gebäude und weiß ein paar zeitmarken (die trajanischen kriege!), für meinen vater war die ganze stadt eine solide steinernde oberfläche für seine bildung, sie brauchte keine gegenwart, das war alles lang bevor man bemerkt, dass die eltern eine existenz wie jeder andere haben, mit vorgeschichte und anderen prioritäten.

im petersdom sitzt eine familie, vater mit zwei kindern, er liest aus einem touringführer vor, die frau neigt ihren kopf zu ihm, sieht aber den anderen touristen hinterher, die kinder gucken verträumt auf den marmorboden.

im campidoglio wird die braut vom vater durch den saal und durch die gäste nach vorne zum beamten geführt, wie in der kirche, der beamte trägt eine breite schärpe mit den nationalfarben über der brust.

ich knipse vorher die säule des trajans für die jungs, denen ich vor jahren mal piranesi-zeichnungen der reliefs in der gemäldegalerie gezeigt habe und hoffe, dass sie das bild wiedererkennen, ein sentimentaler versuch.

nachts bei der party am meer die füsse ins wasser gesteckt, sehr schräges huch!-gefühl dabei, weil der unterschied so groß ist zu meinem alltag, aber auch so eine kleine nichtidentität, weil ich das bewusst speichere. andrerseits beeindruckt mich jedes meer. also: warme brandung, danach sand in den schuhen, wir feiern an der luft in einem strandlokal, es weht ein kräftiger scirocco und die band hat eine zampogna dabei, eine tote ziege, die man blasen kann wie einen dudelsack.

12

ich bin die nacht nicht da geblieben. um halb zehn hab ich elias genommen und mich vom freund in in die wohnung fahren lassen, das finde ich inzwischen am schlimmsten, ich hab ihn allein gelassen. mein schwester sagt, hunde würden wie alle tiere lieber allein schwach und verletzlich sein, die tierärztin formuliert es ähnlich: „solange sie da sind, reisst er sich zusammen, aber er braucht ruhe.“ wir schlafen nicht gut, morgends sagt jemand am telefon: es ist immer noch kritisch, wir haben ihm blut abgenommen, rufen sie später wieder an. später ist irgendeine visite oder so, eine stimme sagt, man wird mich zurückrufen. ein halbe stunde später ruft mich die ärztin an, die jack gestern abend aufgenommen hatte: jack ist heute nacht gestorben, sagt sie, wir wollten ihn grade operieren, er hatte sich die lunge verletzt und es gab diffuse blutungen auf dem röntgenbild, sie wollten luft rausholen oder blut oder so etwas, oder luft reinlassen, ich habe das nicht verstanden, und er sei kurz vor dem eingriff gestorben, sie sagt: als hätte gott ihn vor der op zu sich geholt, um halb eins in der nacht auf den montag. mir laufen die tränen los, noch während sie spricht, elias sieht mich dabei an und beginnt sofort zu weinen: er ist tot! er ist tot! schreit er. mein wunderbarer hund ist tot.

er war am tag zuvor mit einem riesigen und vollkommen überraschenden sprung über eine dicke mauer in den graben um die nürnberger stadtmauer gesprungen, er ist dabei 12 meter tief auf einen asphaltweg gestürzt, wir standen oben, elias schrie, jack ist direkt vor seinen augen gesprungen, der freund schrie, wir dachten erst, einer der zwillinge sei in die tiefe gestürzt und ich war schon voll im katastrophenmodus, der die sekunden zieht und dehnt, ich stand vielleicht vier meter weg von der mauer und meinen söhnen, und musste meinen kopf erst hindrehen, es dauerte endlose sekundenbruchteile, die kinder alle zu orten, alle sicher, es war der hund, und dann kamen wir nicht runter zu ihm, wir mussten erst umständlich bis zum ende der stadtmauer laufen, jack lief dabei unten herum, ganz langsam, aber auf allen vier beinen, schwanz eingezogen, kopf gesenkt, leicht hinkend, aber er lief, und ich dachte irgendwie, es wäre aus einem absurden wunder heraus gut gegangen. der freund hat sein auto geholt, seine frau hat die zwillis mitgenommen, wir wurden mit jack in eine tierklinik gefahren, nur meinen großen sohn habe ich noch mitgenommen, weil er die tiefste bindung zu jack hat und alles unmittelbar miterlebt hat. ich habe meinen hund aus dem graben zum auto getragen und vom auto in den fahrstuhl, er war zu schwer mit seinen 30 kilogramm, ich muss mehr sport machen, dachte ich nach ein paar metern. als wir auf siggi und sein auto warteten, haben wir uns auf den bürgersteig um jack herum gesetzt, er stand da, benommen und verlangsamt, mit gesenktem kopf, zitternd, er hatte nur einen winzigen blutfleck am zahnfleisch und seine zunge wurde ein bisschen bläulich, aber er sah relativ unversehrt aus, nein, falsches wort, unzerbrochen.

nach dem anruf mit der todesnachricht am morgen hat mich der nürnberger freund, ein wunderbarer freund übrigends, der aber auch alles richtig gemacht hat in dieser fürchterlichen traurigen geschichte, und der uns mit seiner frau durch den ganzen schrecklichen tag gebracht hat, mich und die kinder, er hat uns alle in die klinik gebracht, weil ich jack nochmal sehen wollte, aber nicht auto fahren konnte. wie in einer menschenklinik haben sie uns in einen kleinen raum gebracht, und dieselbe ärztin vom abend und der nacht zuvor brachte meinen hund herein, auf so einem wagen, mit halboffenen stumpfen augen. er sah sehr groß aus, als er tot war, ich habe seine pfoten bewegt, es ging noch, und überlegt, ob ich versuchen sollte, seine augen zu schließen, wie das die amis immer in den filmen machen, dabei immer noch der impuls: ich nehm ihn jetzt mit, und wir kriegen das wieder hin, elias weinte wie wir alle und sagte immer: kann man ihn nicht wiederbeleben, bitte mama, er soll wieder leben, und ich immer: er ist tot, jack ist tot, weil mir sonst nichts zu sagen einfiel.

jetzt, ein paar tage später, habe ich ihn vollkommen verloren, nur eine art körperschatten von ihm hängt noch im alltag, ist noch da, ich erwarte seine schritte, sein bellen, den klugen und jungen blick und das vertraute gewicht am fussende meines bettes, seine lange schöne nase, seine spielaufforderungen, ich habe noch den jack-muss-raus-impuls und will nach seinem trinkwasser sehen, die gewohnheiten sind geistlos und zählebig, aber seine seele ist vollkommen weg, ganz weit weg, total verloren, und ich ertappe mich beim nachdenken darüber, wo um alles in der welt die wunderbare seele meines hundes jetzt ist, wo ich doch nichts mehr davon spüre, er war so präsent in meinem leben. und ich hätte sie gern wieder, er fehlt mir sehr. elias in den ersten tagen immer: er soll wiederkommen, mama, ist er wirklich tot? er soll wiederkommen!

wenn bei allen angerufenen das besetzt-zeichen ertönt, rufe ich immer erst einmal einen freund an, der nie telefoniert. wenn da auch besetzt ist weiß ich, es liegt mal wieder an freenet/1&1. bei 1&1 ganz neu und eher frech, grad eben: „lieber kunde, diese nummer ist nicht vergeben“.

der moment, wenn die sonne fast untergegangen ist, der regen feiner wird und die scheinwerfer der autos auf der gegenfahrbahn in helle lichtwolken verwandelt, sie sehen kompakt aus, wie eine kinderzeichnung. die autobahn in einem spiegelnden glanz, etwas heller als der himmel, die spuren nicht mehr unterscheidbar, alles glitzert. ich fahre 160 und merke es gar nicht, mit jeder zelle im jetzt.

dann wird in nur wenigen minuten der regen zu dichtem schnee, die temperatur sackt von 7 auf -1 grad, der schnee unter den reifen gibt ein leises aquaplaning-geknatter von sich, der wagen liegt nicht mehr auf: die einzige wetterlage, die mich eher nervös macht. inzwischen ist es ganz dunkel geworden. später gleichzeitig das schild Berlin 89 km und ein wagen, der mit einem dreher im graben landet, wie ein tusch: wusch, es sah schnell und elegant aus, er kippt auf die seite am ende. ich bin müde nach einem langen tag und habe gar keine lust auf so einen unsicheren untergrund.

überhaupt noch nie einen winter so satt gehabt wie diesen, echt, mal unter frauen: die trockene luft, die trockene haut, die menge an feuchtigkeitscreme, die aufgeladenen haare immer, die handschuhe und mützen und schals, die dicken jacken. die klobigen schuhe.

angenehmes zuhausesein. neben mir auf dem bett liegt mein hund, sein kopf dicht an meinem arm, und grunzt ab und zu sehr entspannt. am freitag kam jemand vorbei, als die kinder noch da waren, setzte sich in die ecke, während ich klavier, flöte und hausaufgaben entsampelt habe, und als die jungs abgeholt waren, nahm er mich erst ins kino mit und dann in den gugelhof, wir redeten über beziehungen und familien, über denkmalschutz und politik, die kirche und frau hegemann, ich habe auch versucht, über rezepte zu reden, aber das echo blieb eher mau, es gibt halt keine männer, mit denen man über alles reden kann. das geht nur mit frauen, oder nicht? ich wurde eingeladen, und das fand ich schön, obwohl da nix läuft zwischen uns, wir sind seit 11 jahren alte freunde, aber ich bin da ganz klassisch und freue mich immer, obwohl ich es dann nicht immer annehme. man muss dich zwingen zu deinem glück, hat er gesagt, und ja, da hat er wohl recht.

samstag mit jemandem unsere hunde trainiert, bis es zu kalt wurde dazu, danach leckeren nudelsalat von madame nigella und die letzten kekse von letzter woche verputzt. entspannung total, der kinderstress ist verflogen und sie fehlen mir schon wieder. mein horoskop verspricht mir in den nächsten wochen „uncanny intuition“ und „plain old telepathy“, aber nee, lieber nicht, wobei die intuition hat ja einen charme, wenn sie grade stattfindet, das unmittelbare aufflackern von gewissheiten, dann weiß man halt noch mehr, aber wozu, echt das gefühl: ich weiß genug von leuten. pfff, gar keine lust auf den frühling.

ich habe heute einen erfreulichen sieg gegen das internet errungen und mir schon wieder keine kitchen aid küchenmaschine gekauft, weil der alte braun krups-handmixer doch genauso gut und schließlich schon immer, und so weiter. hat jemand so eine schönheit zuhause, lohnt sich sowas, bei vielleicht 3 bis 4 teigen pro woche? ich schätze, ich kann vielleicht noch eine weile wiederstehen. und statt endlich meinen heyse und die hustvedt fertigzulesen wollte ich dann überraschend nach oklahoma auswandern, mir einen cowboy suchen und ein paar gemüsebeete anlegen, ich weiß auch nicht, weg, weit weg, woanders. die lady hat ebenfalls eine schwäche für starke männliche unterarme, das war mein zugang, glaube ich.

die jungs streiten morgens wie die bierkutscher, mittags wie die köhler, abends wie die kesselflicker. dazwischen führen sie stille kriege. ich soll mal anwältin und mal general und mal henker sein, wenn alle „er hat gesagt“ und „nein, er hat gemacht“ – sätze auf papier stünden, müsste ich meine bibliothek auslagern. der hund ist unparteiisch und bellt immer mit. die kriege werden am wochenende hauptsächlich zwischen halb 8 und halb neun geführt, dann machen sie eine frühstückspause, dann geht es frischgestärkt in die nächste schlacht. der kontakt mit muttern wird durch das wort nein bestimmt, nein, keine hausaufgaben, nicht aufräumen, keine instrumente, keine haushaltsaufgaben. zwischendurch gibt es momente reinster magie, wenn sie mal 30 minuten lang still miteinander spielen. ich bin innen bröselig wie ein mürbeteig, auf dem jemand dickes gesessen hat. ich brauche eine revolution, nach der ich ein paar wochen absolutistisch regieren darf, zur erholung, bitte. krönend über allem tragen die kinder krankheiten im leib, seit september erkältungen, bronchitiden und übelkeiten. und als sie dann in der letzten woche zum ersten mal alle gesund waren, hat sich gregor die bänder am fuss gerissen. darum ist das blog so leer grad, ich krieg den kopf nicht aus dem chaos. jetzt grade habe ich sie mit dem hund rausgescheucht, oh himmlische ruhe. vielleicht einfach mal die klingel nicht hören?

in einem fenster meiner apotheke steht seit einigen wochen ein fernseher, darauf zu sehen unzählige berühmtheiten, die mit einem flowerpower-grinsen den satz sprechen: ich höre auf mein herz, und nicht auf meinen kopf. ich finde so eine öffentliche deklamation sehr effektiv, ich rege mich jedesmal drüber auf, mit dem kopf und dem herz, come on, gefühle? wenn sie klar und rein sind und aus einem graden fluss ungestörter persönlichkeitsentwicklung stammen, aber wir hier sind ein labyrinth aus undurchschaubaren rinnsalen, kanälen, staudämmen und verborgenen quellen, und das wasser ist brackig geworden über die jahre.

der genuss, für die ferienwoche jeden kindertermin einzeln aus dem kalender zu löschen. 11 termine für drei kinder, wie immer bei diesem ritual denke ich übers einschränken nach. aber verzichten worauf, auf musik oder sport? der hockeyverein (im schnitt 5 mails täglich) kündigt ferientraining an, ich werde fast aggressiv.

davidzwilling guckt queen auf youtube. mama, die haben schon mal bei uns auf dem schulhof gespielt! ich sage nein, das war die elternband.
die wollen auch auf der elternparty spielen, ich gehe eigentlich gerne hin, es sind nette eltern dabei, aber wegen einer party solche musik hören? ich weiß nicht. die menge an welten.

die zwillinge spielen ein theaterstück vor, ich vorher: aber gewaltfrei, mit worten, nicht wie sonst immer als japanischer animationsfilm. hase und ente bekämpfen sich trotzdem und verzaubern dafür ihre penisse, der penis des schwächeren wird rosa und er verliert damit die weltherrschaft. ich weiß bescheid und gehe essen kochen.

der mode anheimgefallen, weil neue jeans hermussten. jetzt diese slimmen dinger gekauft, fühlt sich an wie sportzeug mit all dem elastan drin. man ist teilweise salami, teilweise 14 jahre jünger, je nach körperhaltung und sitz der scheuklappen vor dem spiegel. ich trug die gleichen hosen mitte der achtziger, da war ich 20, und die mode hatte etwas existentiell klares, also nicht die engehosenmode speziell, sondern der feste draht zwischen mode und ich, es waren unmissverständliche aussagen, es war eine metafreie zeit.

ich weiß noch, die morgendlichen tramfahrten in die schule, wenn beim sitzen so ein hohlraum zwischen den oberschenkeln entstand, wie unangenehm der war, weil er zuviel entblösste vom körper, und vom frausein wahrscheinlich, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. (die breiten schultern und karottenhosen und der strass, das war für frauen, und frauen waren immer alt. wir waren mädchen.)

massnahmen gegen vampire: aufklärung, weißt du, wo die geschichten über vampire herkommen? psychologie, wann sind dir denn denn vampire eingefallen? wovor genau hast du angst? ablenkung, morgen ist schule, da siehst du konstantin wieder, und fussball! schließlich mimesis, hier ist knoblauch und da ist ein holzkreuz von deiner taufe. klammheimlich die versuchung, dem kind von sibiu und transsilvanien zu erzählen, wo unsere familie einmal beheimatet war, und ihm so nebenbei die vampirzähnchen zu zeigen, die man nämlich noch generationen später im mund erkennen kann.

(gestern nacht, als die angst zum ersten mal kam, wollte gregor genau wissen, ob er schon mal bei vollmond bei mir übernachtet habe, bevor er in meiner schlafstatt um asyl bat, ob ich also sicher sei. ein vampirtrauma, das wäre alte schule.)

2009

die große entspannung. froh über den freiraum und den winter, die stadt. leises schlechtes gewissen, weil ich soviel geld in whisky, andrerseits achegal-feeling. der alte auchentoshan eine echte offenbarung, sehr gefreut dadrüber, allein im fast dunklen wohnzimmer, den kleinen zwischenraum genossen zwischen mir und der inszenierung.

alte freunde sind da, vielleicht sogar ein paar neue, viele davon habe ich viel viel zu selten gesehen, das will ich ändern, wie jedes jahr. weniger vernissagen und premieren, mein dabeisein-impuls ist nicht mehr relevant in der zeitplanung. ich gehe auf die von freunden, obwohl berlin da langsam rausrutscht, die leute ziehen herum mit ihren arbeiten, sie scheinen zu alt für die heidestrasse. (der beste freund schickt bilder vom marathon in malibu, wo er mit familie für einen auftrag hingezogen ist, für einzwei jahre, er ist braungebrannt und strahlt, im hintergrund das meer). auf den veranstaltungen wird der wein besser, manchmal kauft man was, meistens nicht. dieses bild werde ich am sonntag angucken, ich hatte so einen kleinen och ja- gedanken, aber es ist viel zu viel manifest, und im manifesten zu simpel für mein leben grade. keine klunker. ich trage meine dicke perlenkette wegen ihrer symbolhaftigkeit nur unter pullis oder allein, obwohl, perlen, ihre besondere fastorganische masse, ihr schimmern, sie sind unglaublich schön. die merkwürdige verwaiste schönheit des signifikanten.

an den kinderfreien wochenenden wunderbar auch einfach nur schlafenkönnen, nicht anziehen, mit keinem reden müssen. endlich die dvds sortieren. ein bisschen demotiviert durch ein museum gehen, gekaufte fertigsalate essen (kollwitzmarkt), mir ist dann sogar der hund zuviel, andrerseits macht es spass, allein mit hund herumzuflanieren, stundenlang, immer auf der kante zwischen gegenwart und abgeschiedenheit, dabei leute gucken und versuchen, sie ein bisschen zu verstehen mit einem einzigen blick, der genau zwischen person und mode passt, es gibt so eine spezielle haltung, in der man wahrgenommen und der blick beantwortet wird, ich hab noch nicht ganz raus, was das ist. neulich habe ich dabei aus einem männergesicht ein schönes ja!- lächeln bekommen, und damit die sicherheit, dass die nerven noch da sind, geputzt und poliert in der tiefgarage.

in der wohnung duft von frischem shortbread, und der von hühnersuppe. das ist ganz okay. wobei hühnersuppe für mich inzwischen fast kohlgeruch ist.

finanziell nicht verbessert, das will ich ändern 2010. ich hätte gern einen 20-stunden job, der nicht mit nach hause will, 20 stunden, weil mehr nicht geht mit den kraftreserven. irgendwas wird sich finden.

und der letzte aspekt dieses jahres: das allein können ist nichts vorübergehendes mehr, es ist ein fakt, wie ein stein in der wand unter den anderen steinen und dem putz. es ist zweifellos das anstrengenste an meinem leben, die verantwortung für drei söhne und meine krankheit, die vielen entscheidungen immer, soll der große zuhause bleiben, oder ist sein bauchschmerz mehr psychisch, und sollte er dann nicht erst recht zu hause bleiben, das allabendliche kochen, für das ich zu oft keine energie mehr habe, die vielen neins, die die kinder einem entgegenschleudern, beim instrumente üben, vorm sport, vor den hausaufgaben, dass man nie weiß, ob die entscheidungen richtig oder falsch sind für die kindesentwicklung, erst in 15, 20 jahren wird man das wissen, sich deshalb schon aus kraftökonomie dem bauchgefühl überlassen, das sagt: es ist richtig so. und auch akzeptieren: du weißt es nicht. es kann auch schiefgehen.

die logistik, die ein netzwerk hervorgebracht hat.

ich denke, dass beruflich gut eingespannte menschen ja irgendeine anerkennung durch lohn und kollegen haben, und familien den dialog mit dem partner, jemand wie ich muss die wertschöpfung meistens komplett allein machen, obwohl die kinderliebe natürlich eine riesen kraftmaschine ist. ich bin mir nicht sicher, ob diese autonomie gesund ist. ein teil vom bloggen kommt wohl auch aus der ecke, die imago –

die wahrnehmung für lärm, gekreisch und gerumpel kann man einfach austellen, indem man zum mittag schon ein weinchen, danach ein paar whiskeys – nein? solang man lallend noch einen abendlichen pizzaservice anrufen kann! oder die kinder samt gastkindern aus dem fenster hängen, und den bellenden hund gleich mit, an den beinchen, dann würden sie da weiterbrüllen, das sieht grad so langweilig aus draussen. oder ich kann sie einzeln in meine drei einsperrecken sperren (kleiderschrank, truhenbank und kammer), und die überzähligen in den keller! mit taschenlampe. ich hab schon versucht, sie doll zu füttern, beim essen brüllen sie auch weniger, aber jetzt ist alles alle, außer dem rohen fleisch.