ich hatte mich auf ebooks gefreut eigentlich. aber die paranoia der verlage und verkäufer hindert mich nachdrücklich und effektiv daran, andere als kostenlose werke zu lesen, die allerdings lese ich mit wonne, ich habe neulich mal gutenberg abgegrast und genieße die umfangreiche bilbliothek sehr.

aber wenn ich zb bei libri.de ein ebook erwerben möchte, kann ich das danach nur auf eine einzige weise lesen, nämlich mit dem adobe digital reader, und nicht etwa auf dem lesegerät meiner wahl, nämlich einem iphone, oder in einem anderen programm zur verwaltung digitaler bibliotheken. die elektronischen bücher kettet der buchhändler also an bestimmte hässliche sofadecken, damit ich es nicht durch die welt tragen kann, er wählt die leselampen aus, so japanische dinger, die ich teuer bezahlen soll, und möchte im endeffekt auch an den hausschuhen noch mitverdienen, die ich beim lesen tragen soll. ich wollte aber nur ein buch. echte drückermethoden.

einzig bei der bezahlung ist alles wie beim richtigen buch. bis auf den cent genauso, nur auf die freiheiten, die ich mit echten büchern habe, soll ich verzichten. dafür verliere ich meine lesezeichen nicht mehr und darf volltext suchen, auf dem sofa, an dass mein buch gekettet bleibt, sodass ich immerhin mein ebook auch nicht verlieren kann. aber diese such-und findesachen haben ja nicht die verlage erfunden, beim buchhandel muss ich auch nichts drauflegen dafür, dass auf den seiten sprache zu finden ist, mit großartigen buchstaben, anstatt meinetwegen hieroglyphen oder cy twombly oder dem morsealphabet.

ich meine mich an die tränen der verlage zu erinnern, wegen dem teuren druck und vertrieb, und wie sie an den mitfühlenden leser weitergereicht wurden. vielleicht haben sie einfach vergessen, eine neue gute begründung zu finden. leser lieben geschichten! mehr anstrengung bitte.

der rohmer-film, den ich am deutlichsten erinnere, heißt gar nicht das blaue leuchten, so hatte ich ihn im kopf seit den achtzigern, sondern natürlich das grüne leuchten. das licht, wie sich atmosphäre und gespräche entsprechen, wie diese übergänge zwischen tag und nacht zu den momenten werden, in denen etwas geschieht, die liebe, die gleichzeitig unwichtig und hauptgegegenstand ist, wie ein spielball, mit dem sich eine gesellschaft, ein paar beschäftigen kann, ohne sich zu langweilen, dieses reden über solche themen, während man sich im morgengrauen einen pullover um die schultern wickelt, auf eine bestimmte weise gefasst und angeregt, frei von drama. das war in den achtzigern wie ein kübel frisches wasser auf mein ahnungsloses gemüt, es schien mir nicht erstrebenswert, hatte aber eine starke anziehungskraft. jetzt, wo ich da bin, sollte ich ihn vielleicht noch mal sehen. jemand lust auf einen rohmer-abend?

das eiskalte bei wirklich jenseitiger schönheit. der preis von 100 millionen dollar, der nur als potlatsch einen sinn machen könnte, obwohl so ein opfer ja demut voraussetzt, keine reaktive bittende, sondern eine, die sich selbst genug ist, eine echte konstitutionelle demut, ohne die man hier der obszönität überhaupt gar nicht entkommt. es gibt also keinen weg, aber es ist so schön, dieses ding, man wünscht ihm ein existenzrecht, irgendeines.

der mode anheimgefallen, weil neue jeans hermussten. jetzt diese slimmen dinger gekauft, fühlt sich an wie sportzeug mit all dem elastan drin. man ist teilweise salami, teilweise 14 jahre jünger, je nach körperhaltung und sitz der scheuklappen vor dem spiegel. ich trug die gleichen hosen mitte der achtziger, da war ich 20, und die mode hatte etwas existentiell klares, also nicht die engehosenmode speziell, sondern der feste draht zwischen mode und ich, es waren unmissverständliche aussagen, es war eine metafreie zeit.

ich weiß noch, die morgendlichen tramfahrten in die schule, wenn beim sitzen so ein hohlraum zwischen den oberschenkeln entstand, wie unangenehm der war, weil er zuviel entblösste vom körper, und vom frausein wahrscheinlich, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. (die breiten schultern und karottenhosen und der strass, das war für frauen, und frauen waren immer alt. wir waren mädchen.)

massnahmen gegen vampire: aufklärung, weißt du, wo die geschichten über vampire herkommen? psychologie, wann sind dir denn denn vampire eingefallen? wovor genau hast du angst? ablenkung, morgen ist schule, da siehst du konstantin wieder, und fussball! schließlich mimesis, hier ist knoblauch und da ist ein holzkreuz von deiner taufe. klammheimlich die versuchung, dem kind von sibiu und transsilvanien zu erzählen, wo unsere familie einmal beheimatet war, und ihm so nebenbei die vampirzähnchen zu zeigen, die man nämlich noch generationen später im mund erkennen kann.

(gestern nacht, als die angst zum ersten mal kam, wollte gregor genau wissen, ob er schon mal bei vollmond bei mir übernachtet habe, bevor er in meiner schlafstatt um asyl bat, ob ich also sicher sei. ein vampirtrauma, das wäre alte schule.)

da hat sich ein zwilling mit einem salto vom schlitten den schneidezahn gelockert, der andere hatte eine schlittenkufe auf der backe, danach 3 stunden mit viel gesellschaft bei einem not-zahnarzt, weil die extrem blonde sprechstundenhilfe meinte, ja, unbedingt sollten sie kommen. daheim in der zwischenzeit die toilette verstopft, weil ich die spülung ausgestellt hatte. warum? na, sie war undicht, und ich wollte das noch abdichten, bevor die gäste kommen. in der küche läuft die spülmaschine aus und verweigert ihre arbeit. was sagt uns das? das jahr pupst nochmal, sagt der zahnzwilling.

2009

die große entspannung. froh über den freiraum und den winter, die stadt. leises schlechtes gewissen, weil ich soviel geld in whisky, andrerseits achegal-feeling. der alte auchentoshan eine echte offenbarung, sehr gefreut dadrüber, allein im fast dunklen wohnzimmer, den kleinen zwischenraum genossen zwischen mir und der inszenierung.

alte freunde sind da, vielleicht sogar ein paar neue, viele davon habe ich viel viel zu selten gesehen, das will ich ändern, wie jedes jahr. weniger vernissagen und premieren, mein dabeisein-impuls ist nicht mehr relevant in der zeitplanung. ich gehe auf die von freunden, obwohl berlin da langsam rausrutscht, die leute ziehen herum mit ihren arbeiten, sie scheinen zu alt für die heidestrasse. (der beste freund schickt bilder vom marathon in malibu, wo er mit familie für einen auftrag hingezogen ist, für einzwei jahre, er ist braungebrannt und strahlt, im hintergrund das meer). auf den veranstaltungen wird der wein besser, manchmal kauft man was, meistens nicht. dieses bild werde ich am sonntag angucken, ich hatte so einen kleinen och ja- gedanken, aber es ist viel zu viel manifest, und im manifesten zu simpel für mein leben grade. keine klunker. ich trage meine dicke perlenkette wegen ihrer symbolhaftigkeit nur unter pullis oder allein, obwohl, perlen, ihre besondere fastorganische masse, ihr schimmern, sie sind unglaublich schön. die merkwürdige verwaiste schönheit des signifikanten.

an den kinderfreien wochenenden wunderbar auch einfach nur schlafenkönnen, nicht anziehen, mit keinem reden müssen. endlich die dvds sortieren. ein bisschen demotiviert durch ein museum gehen, gekaufte fertigsalate essen (kollwitzmarkt), mir ist dann sogar der hund zuviel, andrerseits macht es spass, allein mit hund herumzuflanieren, stundenlang, immer auf der kante zwischen gegenwart und abgeschiedenheit, dabei leute gucken und versuchen, sie ein bisschen zu verstehen mit einem einzigen blick, der genau zwischen person und mode passt, es gibt so eine spezielle haltung, in der man wahrgenommen und der blick beantwortet wird, ich hab noch nicht ganz raus, was das ist. neulich habe ich dabei aus einem männergesicht ein schönes ja!- lächeln bekommen, und damit die sicherheit, dass die nerven noch da sind, geputzt und poliert in der tiefgarage.

in der wohnung duft von frischem shortbread, und der von hühnersuppe. das ist ganz okay. wobei hühnersuppe für mich inzwischen fast kohlgeruch ist.

finanziell nicht verbessert, das will ich ändern 2010. ich hätte gern einen 20-stunden job, der nicht mit nach hause will, 20 stunden, weil mehr nicht geht mit den kraftreserven. irgendwas wird sich finden.

und der letzte aspekt dieses jahres: das allein können ist nichts vorübergehendes mehr, es ist ein fakt, wie ein stein in der wand unter den anderen steinen und dem putz. es ist zweifellos das anstrengenste an meinem leben, die verantwortung für drei söhne und meine krankheit, die vielen entscheidungen immer, soll der große zuhause bleiben, oder ist sein bauchschmerz mehr psychisch, und sollte er dann nicht erst recht zu hause bleiben, das allabendliche kochen, für das ich zu oft keine energie mehr habe, die vielen neins, die die kinder einem entgegenschleudern, beim instrumente üben, vorm sport, vor den hausaufgaben, dass man nie weiß, ob die entscheidungen richtig oder falsch sind für die kindesentwicklung, erst in 15, 20 jahren wird man das wissen, sich deshalb schon aus kraftökonomie dem bauchgefühl überlassen, das sagt: es ist richtig so. und auch akzeptieren: du weißt es nicht. es kann auch schiefgehen.

die logistik, die ein netzwerk hervorgebracht hat.

ich denke, dass beruflich gut eingespannte menschen ja irgendeine anerkennung durch lohn und kollegen haben, und familien den dialog mit dem partner, jemand wie ich muss die wertschöpfung meistens komplett allein machen, obwohl die kinderliebe natürlich eine riesen kraftmaschine ist. ich bin mir nicht sicher, ob diese autonomie gesund ist. ein teil vom bloggen kommt wohl auch aus der ecke, die imago –

die wahrnehmung für lärm, gekreisch und gerumpel kann man einfach austellen, indem man zum mittag schon ein weinchen, danach ein paar whiskeys – nein? solang man lallend noch einen abendlichen pizzaservice anrufen kann! oder die kinder samt gastkindern aus dem fenster hängen, und den bellenden hund gleich mit, an den beinchen, dann würden sie da weiterbrüllen, das sieht grad so langweilig aus draussen. oder ich kann sie einzeln in meine drei einsperrecken sperren (kleiderschrank, truhenbank und kammer), und die überzähligen in den keller! mit taschenlampe. ich hab schon versucht, sie doll zu füttern, beim essen brüllen sie auch weniger, aber jetzt ist alles alle, außer dem rohen fleisch.

nach zehn immer noch heftigstes gegacker und getobe in allen zimmern außer dem meinen. „morgen ist weihnachten! mama!“ jetzt liegen alle drei in einem bett und wollen das kissen teilen, das klappt aber nicht. gerüchteweise hat ein anderes bett mehr kissen, es werden bettdecken über den flur gezogen, wieder gegacker, dann schleifen die bettdecken und ein kissen wieder zurück.