fallen

wirklich tief getroffen hat mich die nachricht, dass neil gaiman wegen sexuellen übergriffen bis hin zur vergewaltigung angeklagt wurde (edit: gibt bisher keine anklage, es stehen die berichte der frauen im raum). männer, bah. ein horror und eine entthronung ins bodenlose. ich hoffe, es wird alles aufgeklärt und er wird, falls schuldig, bestraft, so hart wie irgend möglich, wobei ein schweigeabkommen mit einer frau natürlich heißt, dass der mann schuldig ist. schon in den ersten minuten nach der nachricht (habs heut erst erfahren) versucht mein hirn, autor und werk zu trennen, versucht sich an einem „ja, aber“, mit dem die bücher gegen den autor verteidigbar werden. werde meine geliebten sandman- bände nicht mehr lesen können. wollen. sollen. ach, ach.

wie immer in diesen fällen: ich glaube den frauen. glaubt den frauen.

es würde mich wirklich interessieren, wie ihr damit umgeht.

edit: habe beim weiterforschen zwei differenzierte und gut recherchierte beiträge auf yt gefunden, in der vera wylde sich mit den „allegations“ der frauen auseinandersetzt, und mit der art, wie diese neugigkeiten dargebracht wurden. hat mir gut getan, weil die autorin offensichtlich genauso geschockt war wie ich es bin. im zweiten video reagieren sie auf die seit der ersten anschuldigung bekannt gewordenen weiteren fälle. die autorin fasst es zusammen: (ab 1:27:52, ja, es ist lang, aber ich wollte wirklich verstehen.) „I expect that if other women come forward, and I suspect, this will happen, those stories will probably going to align with what we already know, because at this point, with five women stories in, we have a very clear and distinctive pattern, not of physical violence, not of physical forcing himself onto a woman, but by coercing and holding power over women and abusing that dynamic.“

weiß noch nicht, was ich mit den vorhandenen büchern machen werde, aber ich werde nichts neues mehr kaufen von gaiman. der typ ist durch.

sommer ohne ende

diese endlose hitze fühlt sich verjüngend an, es erinnert so an die italienischen sommer, wo es ab ende mai einfach durchgehend heiß und hell war, ein sonnentag folgte auf den anderen, sommer ohne wenn und aber, gelegentlich ein gewitter. ich genieße das sehr, es soll bitte ewig so weitergehen, wird es aber nicht, nächste woche ist es vorbei damit, ich hoffe aber in jeder beziehung auf einen langen altweibersommer. alle meine sommerkleider angezogen, sogar die eigentlich-nur-strand-kleider.

freue mich aber auf morgende ohne die riesigen radlerInnen-pulks auf den engen radwegen vor der ampel, wenn die ganzen sommerradler endlich wieder auf andere verkehrsmittel wechseln, in herbst und winter habe ich private radwege extra für mich. kleine aggressionen ggü den elektroradlern, die einfach anstrengungslos überholen, gut, ich sollte vielleicht die reifen mal wieder aufpumpen.

ein hausgast ist heut früh von einem scharfen schmerz am arm wachgeworden, eine 2cm große schwarze spinne sass dort und biss grade zu, sie hat sie weggehauen, aber der schaden war schon passiert. das fenster war offen, das viech ist wohl vom nahen baum herübergeweht worden, die äste sind weniger als einem halben meter entfernt. der biss wurde dick und schmerzte, habe ihr fenistil gegeben und dann doch lieber beim bereitschaftsarzt angerufen, weil in italien ein todesfall durch eine violinspinne durch die medien ging. die ärztin hat alles abgefragt, gesagt, worauf man achten muss nach dem biss, die gefahr einer allergischen reaktion war wohl größer als die einer giftspinne in prenzlauer berg. das zimmer abgesucht, möbel und sofa von der wand abgerückt, nix gefunden. ich denke, sie ist unten an bett oder sofa oder hinten an der heizung. dann eine weile lang schwarze spinnen gegoogelt, kein vergnügen, ich hoffe, die kommen mir nicht in die träume. und ja, es gibt immer mehr exoten, die hier überleben können, der klimawandel hilft. abends ist die stelle noch immer rot und warm, sagt sie. noch nie passiert sowas, in 37 jahren berlin. eins der kinder verweigert jetzt den besuch, und ich habe vom balkon aus die äste des baumes beschnitten, an die ich herankam.

später zum ersten mal wieder mit den mädels yoga gemacht, draussen auf der wiese, vorm sonnenuntergang. es war nicht mehr heiß, es wehte eine laue brise, die freundlich gerade genug abgekühlt hat. die wiese, die ich grün und saftig erinnere, war braun und vertrocknet, ein jammer. war danach unterzuckert, habe die anstrengung unterschätzt oder vergessen in meinen paar jahren pause, ich hoffe, ich halte es jetzt durch, mit 7h arbeit sollte es machbar sein. sehr wohltuend, aber es öfffnet auch, macht körper und sinne spürbar, hatte so ein kurzes sehnen, wie ein vibrato, nach mehr, nach dem großen ganzen, dem anderen, aber dann hatte der alltag mich wieder.

musste eine neue yogamatte bestellen, hab die alte in italien vergessen und es bis jetzt nicht einmal gemerkt, so wenig war yoga in meinem leben. sachen gibts.

dinge und wellen

nach der freude über den fächer in der handtasche habe ich heute meine kaleidoskope auspacken können, ein kleines klassisches mit bunten steinen oder dingen vorne drin und ein umgebungskaleidoskop, das nur mit einer oder mehreren linsen arbeitet. das kleine taschenkaleidoskop hat einen abschraubbaren schlüsselhaken und ein beutelchen dabei, ich kann es mitnehmen, aber vermutlich sind die spiegel darin doch eher zerbrechlich. beide sind sehr hell und klar beim durchsehen, selbst das kleine mit nur 10cm länge hat eine lichtstärke, die die kleinen steine zum leuchten bringt, als wäre ein lämpchen drin. das große ist wirklich wunderbar, klar, hell, sehr hypnotisch, besonders feine linien vervielfältigen sich beim durchgucken sehr schön. ein k. hat in einem meist runden hohlkörper ein dreieckiges konstrukt aus spiegeln, dann vorne dran eine linse, entweder klar oder mit dingen gefüllt, man kann mit dem telefon problemlos durchs guckloch fotografieren, bilder davon hätte ich gern schon beim aussuchen gehabt.

keine ahnung, warum ich so einen impuls verspürte, ein kaleidoskop für erwachsene zu besitzen, aber es gehört klar zu den schönen dingen in meinem an schönen dingen leider nicht armen leben. kleines sammlergen habe ich. bei sowas dann immer unangenehme gefühle beim gedanken daran, dass die jungs sich nach meinem abgang eventuell streiten könnten über gegenstände, aber ich kann jetzt auch nicht alles dreimal kaufen. da hatte das erstgeborenenrecht schon paar vorteile. oder es spricht sie nicht an und es landet eh alles beim trödler und macht viel arbeit. der große hat beim thema mal abgewinkt und gesagt: mach dir keine sorgen, mama.

verschiedene murmeln duch ein kaleidoskop betrachtet
murmeln durchs kaleidoskop

immer faszinierend, wie die begeisterung für bestimmte dinge hochschwappt und sich dann wieder verläuft. habe zb ein paar sehr schöne murmeln, ein oder zwei himitsu bakus aus japan, etliche stifte von caran d’ache, eine leider irreparabel kaputte zither (ich hatte sie zur reparatur extra nach münchen zu einem fachhändler geschickt, aber der preis wäre nicht angemessen gewesen), legosets für erwachsene, und dann diese pop-up-bücher … ich mag das handwerk dahinter, die tradition, das fachwissen, suche dann filme oder texte über herstellungsprozesse. bin zum glück nach der eroberung von ein paar schönen objekten immer wieder befreit von der jagdleidenschaft. es fühlt sich an wie eine art serielle monopragmie (pragma, das ding/die sache), oder ist es eher serielle pragmaphilie?

immer wieder etwas zwischen aufgehoben und beunruhigt, wenn es dann wie zufällig ganze netflixshows zb übers glasblasen gibt, bei kaleidoskopen steht das allerdings nicht zu befürchten, aber das wort fällt mir grade schon häufiger auf. wahrnehmungsbias. hoffe jedenfalls, ich habe nach abklingen des crushs erst mal eine weile ruhe und kann mich wieder mit anderen kunstformen beschäftigen.

es wird wieder dunkler. alle lampen erscheinen mir zu schwach, zu abgedimmt, mau und eher angedeutet, nur das helle wolkenlose sonnenlicht ist echt und macht die tage wirklich hell, schattenlos und durch und durch sichtbar. ich will 200w- glühbirnen! nein, 20w- ledbirnen!

ich bin ja, was das altern angeht, bisher noch auf der guten seite, nehme es noch nicht optisch war, die falten sind da, aber ich nehme sie nicht als dominant war, sie sind eher eine kadenz, ein kommentar, vielleicht täusche ich mich damit aber auch. für die jugend sind wir alle ab 35+ steinalt, die grenze zum altsein verschiebt sich ja dankenswerterweise mit den jahren nach hinten. damit meine ich den punkt, ab dem das alter das erste ist, was ich an einem gesicht wahrnehme, also nach dem geschlecht, nicht den typ, die frisur, die brille, den style. dabei sind die jahre der jugend viel variantenreicher als die jahre des altseins, aber vielleicht ändert sich das auch noch, wenn ich (falls ich) die endsechziger oder siebziger erreiche. als frau beklage ich bis jetzt nur einen immer geringeren kalorienbedarf (inzwischen unter 1400kcal ca), schmerzende gelenke, einen menopausen-bauch und den zu schnell nachwachsenden weißen haaransatz, dabei weiß ich nichtmal, ob inzwischen alle haare weiß wären, oder nur die schläfen. wenn ich jemanden mal ein paar jahre nicht sehe, ist die alterung im gesicht des anderen immer ein paar sekunden lang deutlich erkennbar, bis dann in der wahrnehmung wieder das vertraute und die gegenwart im vordergrund sind. ich dachte, ich hätte eben glück mit den genen, aber bin da wohl wie alle, wie ich hier lesen muss. es gibt wellen beim altern!

einmal welle sein.

dancing queens

als es mit dem kollwitzmarkt grade losging, machten wir uns lustig über die arg geschniegelten leute, die dort unterwegs waren, danach störten die ganzen kinderwägen, die alles blockierten. dann hatten wir selber kinderwägen dabei. dann störten die ganzen kinder, die immer im weg standen, und die eltern, die nach ihnen suchten, dann waren wir selber mit kindern dort unterwegs, jetzt sind die kinder aus dem haus und ich hatte heute so einen moment, wo ich die ganzen älteren damen zu aufgetakelt fand, und naja, schon stunden später habe ich mich selber bisschen herausgeputzt und bin ziemlich aufgeregt in die s-bahn nach tegel gestiegen, mit dem anderen kleid, nachdem mein lieblingstanzkleid jetzt doch unangenehm eng geworden ist. auf dem bahnhof gaga getroffen, die den abend geplant und aufs beste organisiert hat, wir laufen ungefähr eine viertelstunde durch den ort, mit fußgängerzone, schönen kleinen altbauhäusern, eher ruhig, und sind dann plötzlich direkt am tegeler see, die strasse endet auf einem kleinen platz mit aussicht aufs wasser, sehr schön, voll naherholung.

direkt an der ecke zum see ist unser ziel, die hafenbar tegel. es stehen schon eine menge leute davor, um 20 uhr wird aufgemacht. wir laufen die treppe hinunter, es ist ein tiefergelegtes lokal, mit theke, bühne und vielen kojen mit tischen um den freiraum in der mitte herum. dort wird heute das wichtigste passieren, deswegen sind wir und die vielen anderen auch nicht mehr jungen (gaga meinte, wir drücken den altersschnitt) besucher da, viele weiße haare, männer im hemd, damen in kleidern. gaga hat uns eine koje reserviert, wir holen getränke, ina kommt, lydia wird noch erwartet, dann beginnt die band zu spielen. eine dame an unserem tisch, ca. um die 70+, springt nach den ersten takten auf und beginnt sofort zu tanzen, obwohl sie eigentlich am liebsten ac/dc hört, wie sie uns erzählt hat.

blick auf tanzende menschen vor einer bühne mit band
bild: gaga nielsen

wir sind dann alle recht schnell auch auf den beinen, die band covert 60er und 70er und 80er jahre rock, man kennt jedes stück, es ist alles tanzbar, es tanzt sich von alleine, die körper finden die vielen langen nächte von früher problemlos wieder, wie es sich anfühlt, mitzugehen, aufzugehen in dem, was dieser eine song jetzt von uns will. dann stehst du kurz, es ist irre warm, du bist außer atem, und dann fängt der nächste song an. die energie und gute laune der band sind ansteckend, wir tanzen alle fast das ganze konzert durch, es geht immer noch, ich war ja in den achtzigern eine, die jede woche paarmal tanzen musste, war dann später mit dem tango auch paar nächte jede woche unterwegs, eigentlich seit ende der neunziger fast gar nicht mehr, dann kamen die kinder und es war okay, hat mir nicht wirklich gefehlt. ich war kein einziges mal techno tanzen, war nicht so meins, zu seelenlos (anders als die kids, der große hat sogar mal raves organisiert), und ich hatte das gefühl einfach vergessen, aber es war noch da, hab es sofort wiedererkannt, alles im körper erinnert sich, will in die bewegung, in den raum, reine energie, die freundinnen dabei, es ist toll, in guter gesellschaft zu tanzen. eine sehr heiße nacht im august, zum austoben.

ina, frau casino und lydia in einer tanzpause
bild: gaga nielsen

aber vor allem war es die total entspannte wohnzimmeratmo in der (vollen) hafenbar, come as you are, und lass es raus. sehr schöner abend, vielen dank, liebe gaga! es war ein geburtstagsgeschenk. sie hatte ihre kamera dabei, es gibt noch mehr schöne bilder, schaut mal rein. habe auf dem heimweg um ca. eins den söhnen ein handybild wie das obere geschickt, und d.-zwilling und g.-zwilling haben beide mit selfies und dem kommentar „stehe noch an“ geantwortet. vorteil der lebenserfahrung: wir gehen dahin, wo man nicht anstehen muss.

alte filme mit jungen leuten

sonntag abend vom großen und seiner freundin ins kino mitgenommen worden, am anderen ende der stadt, gemerkt, dass ich da alleine niemals hingefahren wäre, bin voll in der kiezphase meines lebens angekomen, kneipen im umfeld, theater ebenfalls, museen sind alle bergab mit dem rad erreichbar. die jugend steigt in die ubahn und fährt halt kreuz und quer durchs riesige berlin. ich war auch mal so! jedenfalls abends allein mit der u8 zum hermannplatz, bahn unklimatisiert, voller menschen, die merkwürdig riechen, sich dauernd kratzen, vornüberkippen, mir auf die nackten füße in sandalen treten. dann im abendlicht durch die hasenheide, kino suchen, von diversen allein im halbdunkel herumstehenden männern angesprochen worden, „kino? gradeaus und dann rechts!“, sehr zuvorkommend. zuletzt im freilichtkino war ich glaub ich vor corona, zuerst im film anfang der achtziger, mit freunden, wir waren sehr begeistert. der große und freundin kannten den film natürlich auch, das kino war relativ voll, ein herr erschien sogar mit sonnenbrille, hut und anzug, wie sich das gehört. gefreut über die lieblingszenen, der große stupst mich an und sagt in der imbissszene: das ist aretha franklin, und vielleicht schließt sich da ein kreis und ich hab sowas im gleichen film und in der gleichen szene auch mal jemandem gesagt. in den letzten 20 minuten oder so konnte ich keine karambolagen mehr sehen, aber es war der tag, an dem lindner mit der unfassbaren meinung herauskam, man müsse mehr autos in die städte bringen, da passte das irgendwie. dann mit der u-bahn wieder nach hause. sehr schöner abend.

danach wieder muttern-montag, ich begleite sie zu einer untersuchung, sie hat erzählt, dass ihre 89 jährige schwester nach einigen kleinen schlaganfällen jetzt doch wieder auto fährt, nur die freundin besuchen, keine großen touren mehr. rufe sie an, um sie davon abzubringen, keine chance. „das auto ist super in schuss, und das waren ja gar keine schlaganfälle, das war so eine schwellung, weißt du, und ich kann ja wieder alles bewegen“. sie verspricht mir, möglichst wenig zu fahren, „du, ich muss ja einkaufen, hier gibts keinen bus oder sowas“. klar gibts keinen bus, sie lebt am stadtrand einer nicht so großen stadt an der elbe. sie wird weiter auto fahren.

tl;dr für nicht-diabetiker*innen

neue insulinpumpe bekommen, sehr freundlich ins haus geliefert von einem mitarbeiter der firma, das ist immer ein aufregender moment. bin bei sooil geblieben, habe jetzt nach 6 jahren das nachfolgemodell von meiner alten dana bekommen, einen tick größer, und endlich mit einer normalen batterie betrieben. die alte brauchte so eine in der größe einer halben AA, die musste man bestellen, die gibt es fast nirgendwo im handel, und dann gingen die oft nicht, so dass von 4 vorrätigen batterien 4 nicht funktioniert haben, sehr nervig. wie immer meiner krankenkasse wirklich zutiefst dankbar, dass sie das alles vollkommen selbstverständlich übernimmt. den kindern hocherfreut die pumpe gezeigt, sie haben höflich gelächelt.

die looperei ist auf jeden fall die zukunft, es wird immer mehr und immer bessere systeme dafür geben, noch gibt es nicht wirklich eine konkurrenz auf dem markt, weil die typ1-diabs so eine minderheit sind. es gibt momentan nur 3 verschiedene möglichkeiten, die therapie in form eines loops zu machen, ich hoffe sehr, es ist irgendwann alles so einfach und selbsterklärend, dass jeder typ einser das zumindest mal versuchen kann.

mächtig aufgeholt hat ypsomed, sie kombinieren ihre insulinpumpe ypsopump mit einem sensor von dexcom oder dem libre 3 und dem programm camaps, für android, das innerhalb von ca 14 tagen den stoffwechsel der nutzer kennenlernt, erst dann wird die automatik möglich, die app ist sozusagen selbstlernend. laut dem diaexpert magazin zahlt der hersteller der ypsopump auch die 80 euro, die camaps sonst im monat kostet, wenn ich das vor meiner neuen pumpe gewusst hätte … viele zahlen das auch einfach so, mir ist es zuviel. camaps soll es irgendwann auch für ios geben, da wäre ich dann mit meiner nächsten pumpe eventuell auch wieder dabei, hätte gern mal wieder ein iphone.

fürs iphone gibt es auch jetzt schon eine möglichkeit, dazu braucht man eine sehr alte insulinpumpe oder eine omnipod-patchpumpe und einen dexcom sensor, und einen entwickleraccount bei apple, der 100€ im jahr kostet, näheres hier.

noch bin ich beim diy-system aaps, schon oft verlinkt, das mit diversen insulinpumpen und sensor-systemen funktioniert, aber einiges an aufwand bedeutet, vor allem müssen die nutzer*innen es mit hilfe aus dem internet selber bauen, alles mit anleitung, aber trotzdem immer ein aufwand. es kostet halt nix und lässt sich sehr detailliert an die bedürfnisse der nutzer*innen anpassen.

kw 31 2024

wochenende, besuch vom gregorzwilling bis heute und dem großen samt freundin ab morgen, gleich großeinkauf (und dann isst wieder keiner hier ;)). mit dem dating hab ich noch nicht wieder angefangen, war niemand interessantes dabei, und männern, die sich mit 60+ noch kinder wünschen, ja, eigene (habe nachgefragt) kann ich nur godspeed wünschen. lust schon wieder verloren, nur der gedanke an einen hund hält mich noch bei der sache. freue mich jedenfalls, wenn der hund auch mit aufs bild darf.

dazwischen schickt davidzwilling eine nahaufnahme von einem bären, dem er und seine freunde beim wandern in rumänien begegnet sind. 2m abstand, schreibt er, aus dem auto, aber ich war beruhigt, dass sie nicht irgendwo zelten. große kinder, große bären.

grade statt großeinkauf eine stunde nach kaleidoskopen gegoogelt, nach aufregenden bildern auf instagram, wo jemand ein absurd teures luxusprodukt daraus gemacht hat. bei einem italienischen hersteller was gefunden, lasse mich überraschen, immerhin diesmal nix gekauft in italien. wie immer die versuchung, gleich was zu weihnachten für die jungs mitzubesorgen, aber ich vermute eine längere phase zwischen kindheit und dem übergang ins sentimentale alter bei erwachsenen, wo kaleidoskope vollkommen uninteressant sind. oder?

im september sind tatsächlich 3 feste an ein und demselben wochenende, als letztes ist noch ein klassentreffen dazugekommen, 40 jahre abi, das hat schon was. kann leider nicht, auch das familienfest zu einem 18. hab ich abgesagt, bin schon mit 2 freundinnen in südfrankreich am meer für eine woche, lerne extra französisch mit so einer super-gamifizierten sprachapp, die mir zu langsam geht, oder zu einfach ist. in der app soll ich dauernd eclairs kaufen, die ich wirklich für eine unangenehme erfindung halte. ich werde nie ein eclair kaufen, weder in südfrankreich noch sonst irgendwo. eine madeleine würde ich dagegen sofort nehmen.

das letzte mal war ich in den achtzigern irgendwo dort an der küste, mit freunden und einem zelt, in einem 2cv mit einem surfbrett auf dem dach. bin dann von dort alleine weggetrampt und habe die erinnerung an eine fahrt durch die nacht der camargue, in einem benz, wo der fahrer volle kanone wagner laufen ließ, das müsse man so machen, das würde er immer so machen, und ich dann jahrelang die franzosen für eher merkwürdig hielt.

kw 30 2024

die schweiz gefühlt voller als sonst, aber entspannt zu fahren, die gesamten 277 km lang. bernardino wie immer leer, wärend ich im radio die nachricht von 1-mehrstündigen wartezeiten vorm gotthard-tunnel höre, ich verstehe nicht, warum da jemand freiwillig fährt. deutschland empfing mich mit einem heftigen gewitterregen, na gut, denkt man, der dauert ein paar minuten, dann ist man durch, und so war es, bis dann nach ein paar kilometern der nächste sintflutartige wasserfall herunter kam, und dann noch einer, und noch einer, die ganzen verdammten 600km bis halle, ein gewitter nach dem anderen, ich musste mich aufrecht hinters lenkrad setzten dabei, um irgendwas von der strasse sehen zu können. insgesamt 12h gefahren. das war keine gute idee.

wie immer nach langen fahrten durch d fluche ich eine weile über die rückgratlosen und desinteressierten politiker*innen, die das dämliche tempolimit nicht durchkriegen, das es in allen anderen ländern längst gibt. und während die deutsche regierung da stupide und borniert stehenbleibt, entwickelt sich alles andere weiter, die lage auf den strassen vor allem ändert sich weiterhin ins schlechte, es sind immer mehr autos unterwegs, immer mehr lkws, es gibt überall baustellen, die gründe für ein limit von 100-120km/h werden mehr und nicht weniger. niemand von den entscheidern fährt selber auto, mit 90 in der lkw-spur, dann da nicht mehr wegkommen, weil auf der überholspur die wagen mit 150+ sachen entlangrasen, ja, ohne lücken, auch im unwetter, weil sie dürfen ja, wozu dann verantwortung. es ist einfach nur noch horror alles. irre volle strecken, sonntags wie unter der woche, einfach dauernd. autofahren in deutschland ist ein alptraum, das ist die kollektive schwarze fläche, das verdrängte loch in den entscheiderhirnen, der fetisch wird nicht angerührt, und wenn einer stirbt, wenn schon, selbst schuld. sehe wirklich nur ich das so?

in halle hat mir david-zwilling die wetterapp gezeigt, ich bin einfach die ganze strecke unter ein und demselben gewitter langgefahren. abends völlig k.o. mit den jungs durch halle zum restaurant gelaufen, und jetzt war ich diejenige, die alle naslang fragte „sind wir bald da?“, genau wie früher die kinder auf den fahrten, das war lustig. so schön, von den jungs zu hören, sie miteinander zu erleben, sie sind super engagiert in ihren studien, ziehen sich gegenseitig auf, ziehen alles durch, ich bin da bodenlos dankbar.

die nacht im hotel dann durch lärmende junggäste wachgehalten, die bis 3 uhr spass hatten, ganz klar der nachteil von billigen hotels (ibis). morgens nach frühstück mit den zwillis durch normalen regen nach berlin gefahren.

seit anfang juli hat sich mein bolusbedarf fast verdreifacht, zum ersten mal seit über 10 jahren hat sich da was verändert. die basalrate ist gleich geblieben. verdacht, dass mein körper erst jetzt, 4 jahre nach menopause, kein östrogen und progesteron mehr herstellt. die ärzte sagen dann immer, das ist quatsch, also etwas höflicher, aber mein stoffwechsel ist seit je vollkommen unvorhersehbar chaotisch, einen tag so, einen so, mich retttet da mein algorithmus. früher, vor den pumpen mit stündlich einstellbarer basalrate, hatte ich auch einen bedarf von 3ie pro 10g kh, jetzt bin ich da fast wieder. endgenervt davon, aber nichts davon liegt in meiner hand, nichts kann ich ändern. glaube manchmal, meine irrationale vorliebe für bücher und filme mit vom schicksal geleiteten figuren, großen gut/böse-konflikten rührt aus dieser abhängigkeit von meinem vollkommen willkührlich agierendem stoffwechsel, wo nie irgendwas gut wird, es für immer nur ums überleben, weitermachen, durchkommen geht. lösbare und sinnvolle konflikte, nach denen alles gut wird sind da ein kleiner hafen.

reiseunlust

hatte den im hinteren zimmer stehenden ventilator komplett vergessen, jetzt große erleichterung. meine unleidlichkeit der hitze gegenüber ist mir unangenehm, das war doch früher anders? jetzt wird mir bei normalen alltagstätigkeiten viel zu heiß, aufräumen, herumlaufen, einkaufen, jede wegstrecke. ist es das alter? vielleicht gibt es zwischen 28° und 32° eine schwelle im umgang des körpers mit temperaturen, drunter gehts, drüber nicht mehr. höre jedenfalls im umfeld vom einbau von klimaanlagen und halte das nach den letzten wochen für eine verlockende idee. man kann sie auch zum entfeuchten verwenden, hier sind 90% luftfeuchtigkeit.

auf den zugfahrten musste ich für jeden zug online einchecken, sonst hätte ich bei kontrolle strafe zahlen müssen, vielleicht ersetzen sie dadurch die schaffner*innen? in 6 zügen nur einmal kontrolliert worden, per qr-code. insgesamt hatte nur ein zug einmal 2min verspätung beim abfahren, italien hat deutschland da sowas von überholt, wie unvorstellbar war das in den achtzigern, andererseits ist es dann wohl doch möglich, so ein riesiges system zum funktionieren zu bringen. vielleicht klappt das auch in d? von italien lernen. gilt auch für die autobahnen, laut g.-maps hätte ich eine baustelle zwischen dem see und rom, auf dem weg nach halle werden es über 25. kein wunder, dass die leute lieber fliegen.

unlust bei der reiseplanung, ich will diesmal über 800km am ersten tag fahren, weil ich bei den zwillis in halle pause machen möchte. vermisse die großartigen autoreisezüge von früher. selbst schuld vielleicht, hätte ja auch im schönen bayern oder bwb irgendwo bleiben können. werde früh los und lange pause machen. weiß gar nicht mehr, was ich an lebensmitteln alles mitnehmen möchte, außer diversen litern an richtig gutem olivenöl, in berlin gibt es einfach alles inzwischen. gut, die kilobrocken parmesan mit 2jähriger reifezeit, die nehme ich natürlich auch mit. und kekse!

haha, jetzt bittet auch das hotel in halle um einen checkin.

war eine halbe woche länger hier als letztes jahr, gar nicht richtig gemerkt, weil ich viel weniger leute gesehen habe. letztes jahr hat jemand um mich geworben und wir haben viel unternommen, das war natürlich sehr fein, immer mit vielen anderen, freunde von mir kommen dieses jahr erst später, usw usw. es stört mich nicht, bin ans alleinsein sehr gut gewöhnt, vielleicht zu gut, ich vermisse nix. glaube nicht, dass sich das nochmal ändert.

biennale ’24

die biennale kann man gut in 2 tagen schaffen, wenn man kein besonderes interesse an einzelnen künstler*innen hat, oder sich in einzelne kunstwerke verliebt und länger dableiben möchte. (fotos zum beitrag sind auf instagram, es dauert zu lange, die alle hier einzubinden, habe sehr langsames internet) ich bin am samstag um 8 uhr los, dann gemütlich in 6 stunden nach venedig gefahren, 3 umstiege, 13€, sehr sehr fein. züge pünktlich, nur der letzte direkt in die stadt war richtig voll, aber dann sind viele in mestre ausgestiegen, das ist der hafen am festland.

ich komme sehr gerne an der piazza s. lucia an, habe dann immer das lied im kopf, von lucio dalla und francesco de gregori, santa lucia, jeder hier kann da zumindest die erste strophe auswendig. die heilige lucia ist in venedig irgendwo bestattet, da könnte ich eigentlich auch mal hin, zur feier des lichts. dann mit der zugesandten nummer das online gekaufte 48h-ticket aus dem automaten ziehen, die karte muss man bei jeder anlegestelle an einen automaten halten, damit die schranken aufgehen, beim letzten besuch (vor 11 jahren, mit den jungs zur festa del redentore) gab es das noch nicht und ich wurde prompt beim schwarz schippern erwischt. ich habe bei freunden von freunden übernachten dürfen, das war sehr nett, und sie haben tatsächlich einen wunderschönen collie zu hause, habe dann kurz überlegt, einfach nur zeit mit dem hund zu verbringen, dolle emma-sehnsucht verspürt. aber ich bin ja erwachsen, habe meine sachen abgelegt und bin zu den giardini weiter, wieder mit dem boot, wegen der hitze bin ich kaum gelaufen in der stadt, nächstesmal lieber im herbst oder frühjahr. in den giardini (ital. für „park“) war es angenehm durch die vielen bäume, bin dann relativ ziellos einfach herumspaziert, das thema der diesjährigen biennale ist foreigners everywhere, sehr toll ausgewählt. viel zur migration gesehen, zur armut. ich bin ja einfach konstruiert, ich freu mich den ganzen tag über den gedanken, dass jeder überall anders fremd ist. viele künstler*innen, die zum ersten mal auf einer biennale gezeigt wurden, aber das ist vielleicht immer so.

den deutschen pavillion muss ich vom hintereingang betreten, die front ist unter sehr viel erde aus den giardini und aus anatolien komplett verschüttet, ein sehr beeindruckendes bild, drinnen ist es bisschen beängstigend. es geht um das leben normaler leute, es ist dunkel, als publikum werde ich klein und sehe nach den tischen mit den lebenszeichen dieser normalen leute (rentenzettel etc.) auf die großen anderen arbeiten, gucke dann von außen/unten/oben auf das spektakel, das mag ich immer nicht an diesen riesigen objekten, dass sie mich als zuschauerin so deutlich auf die hinteren ränge verweisen, mich klein machen. hier gab es eine große leinwand mit einem dia von einem wald (deutscher wald? den nur von den blumes, dankeschön), in dem menschen die arme zum tanz erhoben haben, oder zur feier? in einem innenraum schon wieder ein raumschiff, oder ein satellit, gefreut. war mir alles viel zu finster.

dagegen südkorea, ein lichter und durchlässiger raum, koo jeon a zeigen ein zusammenspiel zwischen skulpturen und gerüchen, ihre kunst hat keine angst vor schönheit und ist trotzdem stark und einprägsam, sie zeigen ein odorama, sehr besonders. habe die augen geschlossen und konnte tatsächlich etwas riechen, könnten aber auch die kiefern im park gewesen sein. sehr elegante arbeit, besonders das große hölzerne möbiusband mochte ich sehr, musste mich SO zusammenreißen, es nicht mal zu berühren.

wirklich vollkomen überraschend war der raum der tschechen, eine art hommage an eine in gefangenschaft verstorbene giraffe, mit namen lenka, deren traurige geschichte dort erzählt wird, der körper als modell, in das man sich hineinsetzen kann, mit kopf und gliedmassen aus (hoffentlich) kunststoff. hab mich sehr gefreut, auch etwas mit tieren zu sehen.

der australische pavillion war großartig, aus einem guss, auch hier ganz dunkel, schwarze wände, auch hier bin ich als publikum kleiner als das kunstwerk, aber hier ist mein standpunkt ein konstituierender teil einer sehr beeindruckenden arbeit. die wände des pavillions wirken wie aus schiefertafel, darauf ist mit kreide ein endloser, sich im dunkel verlierender stammbaum aufgezeichnet, namen über namen über namen, verbunden durch striche, die australischen ureinwohner, archie moore, der künstler, hat dafür 2 (oder mehr?) familenstämme augezeichnet. in der mitte des raumes ein große platte mit blätterstapeln, die platte oder der tisch steht in einem großen wasserbecken, wo ich fast reingelatscht bin, weil ich die blätter lesen wollte, es sind nachforschungen über das schicksal von menschen, viele in gefängnissen verstorben. das becken trennt die forschung von den namenslisten an der wand, eine insel im raum, so tolle arbeit, grad beim bloggen gemerkt, sie hat den goldenen löwen gewonnen als beste arbeit der biennale, und ich bin nur zufällig rein! das war glück.

danach mit den vaporettis wieder zu den freunden, dort großartig bekocht worden (polenta mit nero di seppia und ein tiramisu als nachtisch), kleine hunderunde machen dürfen, dann kaputt ins bett. am sonntag ins arsenale. das schiff hält in der nähe, ich bin also dochnoch eine halbe stunde durch venedig spaziert, es war wenig los, die massen sind alle auf der hauptinsel und auf den schiffen, bin ein paar extra runden gelaufen in erwartung der klimaanlage im arsenal, wie auch in den giardini ist alles klimatisiert und man kann sehr angenehm herumspazieren. der raum dort ist beeindruckend, sehr hohe räume, sehr massiv und solide wirkend, riesengroße flächen.

da hat mich eine arbeit von bouchra khalili am meisten beeindruckt, sie hat große bildschirme mit landkarten aufgestellt, dann sieht man einen stift, der linien über die karten zieht, lange linien durch die ganze welt, dazu erzählen die migrant*innen die stationen ihrer oft monatelangen reisen, wo sie herkommen, wo sie bleiben konnten oder nicht, wo sie hin wollen, was sie sich wünschen.

brett graham hat aus kunstoffen einen übergroßen wagen gebaut, die deichseln sind ausgestreckte arme, der wagen besteht aus einem berg halber autoreifen, so sieht es jedenfalls aus, als zeichnung würde es auch sofort erkennbar sein (erstes adjektiv wieder gelöscht, die arme sind stark und klar, als hilferuf, angebot, aufforderung.) aber als riesige skulptur funktioniert es sehr gut.

eine große installation antonio jose guzman und iva jankovic verbindet stoffe, tanz und klang zu einem gesamtkunstwerk, hab leider keine performance gesehen, es war halt sonntag. die stoffe wurden auf eine traditionelle weise mit indigo eingefärbt, die muster sind abstrahierte „interkulturelle dna- sequenzen, die eine globale verbindung zwischen dem schwarzen atlantik (the black atlantic)“ darstellen sollen, es geht um sklaverei und kolonialismus.

gegen 15 uhr zurück zu den freunden, sachen holen, wieder in den zug, diesmal wegen platznot in der ersten klasse gebucht, die 2. war voll. extrem komfortabel, fahrt eine stunde kürzer, theoretisch, wenn ich nicht beim letzten umstieg das fahrzeug verpeilt hätte (doch kein bus, sondern zug) und erst anderthalb stunden später als erwartet angekommen wäre.

milano

ein bisschen bin ich der trägheit anheimgefallen, keiner nur guten, wie das ja immer so ist. also gegen mittags spontan mit dem zug nach mailand gefahren, wollte dort bisschen shoppen, bisschen kunst gucken, also zuerst zur triennale, von der ich einen tag vorher noch genau wusste, wo sie war, direkt im park hinter dem bahnhof, höchstens 1km. im zug verliess mich dann das roaming, zum glück hat niemand nach dem ticket gefragt, also in mailand losgelaufen und mich sehr, sehr doof gefühlt, weil ich in meiner alten heimatstadt nichtmal die kunstpaläste wiederfinden konnte. 2 leute gefragt, drei richtungen gezeigt bekommen, also im kiosk karte gekauft, die sie nach langem suchen auch gefunden haben. triennale gefunden, gae aulenti angesehen, von der ich vorher nie etwas gehört habe, mochte die olivetti-schreibmaschinen, so eine habe ich glaube ich auch, in rot, die hat aber ettore sottsass designt, der ist auch schon tot. im triennale-shop hab es einige feine sottsass-objekte, lampen, kalender, alles im höheren drei-vierstelligen bereich. bei den objekten von aulenti eher so eine hmm-stimmung, vielleicht waren die im zeitlichen kontext aufregend und neu, die aufgebauten räume ihrer wohnung wirkten so authentisch wie befremdlich, so out of context, weil persönliche dinge fehlten, sie hatte als erfolgreiche designerin natürlich eine sehr durchgestylte design-wohnung. interessante erfahrung war es allemal.

dann weiter in die fabbrica del vapore, mit stadtplan hinspaziert, ich vergesse wegen berlin immer, wie klein mailand ist. war gut besucht, schöner platz mit bänken unter bäumen, da habe ich etwas ausgeruht, es war deutlich über 30°.

(rechts „alfreds day off“, bei den erbsen hab ich keinen titel gefunden) diese miniaturen sind nice, ich weiß nicht, ob es kunst ist, vielleicht eher kunsthandwerk? enormer niedlichkeitseffekt. kleine lustige stillleben und so panoramen, im shop eine kleine holzminiatur mit ein paar gebäuden unter glas gekauft und eine mini-lavalampe. von da ins zentrum gelaufen, durch meine alte schulgegend, zona garibaldi, in einem schaufenster ein blaues raumschiff, wie von möbius gezeichnet, der künstler im laden, aber er kannte möbius nicht, hat sehr begeistert von seinen objekten erzählt, alles aus alten elektronischen bauteilen zusammengeklebt, dann vetrifiziert, wie er mehrmals für die gäste im laden erklärt. vollkommen schräg, wie aus einer anderen welt.

ein raumschiff aus elektro-müll, von pietro messina.

einbinden von fotos kann ich gar nicht, merke ich, es dauert zu lang und sieht doof aus. ist halt ein textblog. zum shoppen war es mir zu heiß, wollte weihnachtsgeschenke für die jungs kaufen, ein paar schöne klamotten aus milano gehen ja immer eigentlich. so bin ich schon am spätnachmittag auf gut glück zum bahnhof zurück und mit richtigem papierticket zurück an den see gefahren, gefroren, die züge sind intensiv klimatisiert. guter tag, mailand lohnt immer.

kw 30

ab woche drei ist es erholung, bin wieder fitter, mehr kraft und mehr optimismus, was das leben aller oder mein eigenes angeht. am wochenende wieder einmal erstaunt über die geschwindigkeit der repubblica, die bidens ausstieg und harris‘ nominierung sehr genau vorausgesagt hat. habe seit langem mal wieder ein ereignis sofort an die familie weitergegeben, war wirklich kurz aufgeregt und optimistisch. die jungs sind weiter skeptisch, aber ich genieße den kurzen flow und will gleich wieder doch noch neue möbel kaufen, gestern hab ich zu meiner großen überraschung in einem dorfmuseum der gegend einen schirmständer entdeckt, der als allererster schirmständer überhaupt einen deutlichen will-haben-reflex auslöste, von antonia campi designt.

stein-objekte von antonia campi

sie hat auch sehr elegante ausgehöhlte steine hergestellt, ich habe ähnliche steine von jedem trip ans meer mitgebracht, es sind auf ihre art perfekte steine. ich habe dann gleich nach „dremel“ gegoogelt und wollte sowas selber machen, aber es ist wohl nicht gut für die handgelenke. jetzt mit neuem ziel über die hiesigen flohmärkte und trödelshops ziehen.

heute über den markt, wollte ein paar neue gürtel kaufen, dann ein kleid gefunden, wie es hier viele ältere damen tragen, weit und leicht und bunt, bisschen putzfrau, bisschen althippie. ich frage den verkäufer nach dem material, „seide!“ sagt er, ich äußere zweifel, er: „indische seide“, „nicht bügeln“, sagt er noch, wahrscheinlich würde ich es nie wieder vom bügeleisen abkriegen. außerdem zitronentortelli, brot, zeitung. keine gürtel.

dies jahr ist deutlich zu warm, den ärger über die verregneten berliner sommer kann ich noch abrufen, aber eher in der theorie. die kette von tagen über 30° hat eine eigene solide unbezwingbarkeit, kein ausweg möglich. die sommer meiner kindheit erinnere ich nur wegen dem licht, das endlose zuverlässige licht der hochsommer, an die temperaturen habe ich keine erinnerung.

kw sommer

heute am see war richtig wochenende, in der großen villa neben dem strand wummerte irgendein ballermann-kram, die gäste fuhren mit vielen motorisierten spielzeugen im strandnahen schwimmbereich herum, darunter ein riva-boot, ein jetski, eine handvoll fliegender surfbretter, ein oder zwei andere motorbooten, alles immer mit vollgas durcheinander. die leute sind recht wohlhabend und zeigen das, ob man will oder nicht. mein schwimmweg zur boje geht eigentlich an diesem grundstück vorbei, aber es war wie auf dem jahrmarkt mit autoscootern.

gestern im kiosk einen l’espresso gekauft, titelbild ist der blutende trump mit erhobener faust, ein klares jahrhundertbild. im netz auch die anderen fotos gesehen, mit t. hinter den armen seiner leibwächter, kopf gesenkt, und das bild mit der flugbahn der kugel natürlich, von dem erzählen sogar die jungs am telefon. pete souza schreibt auf instagram über die fotos. ich habe das attentat erst einen tag später mitbekommen, sollte unbedingt wieder newsfeeds verfolgen, bei nachrichten habe ich die pings abgestellt, da kommt ja sonst dauernd irgendein kram. der espresso titelt mit „unaufhaltbarer t.“, das ist wirklich mehr propaganda als journalismus, werde keinen mehr kaufen, werde zu einer dieser nervigen abonnent*innen, die immer mit kündigung drohen, als ob das irgendwas ändern würde.

weiterhin in gedanken über letzte wege, fühle mich grade älter als ich bin, kann es aber schon wieder albern finden gegenüber den ganzen wirklich alten leuten im umfeld. ebenfalls weiterhin gespräche über die letzten lebensjahre, die familiären verknüpfungen, menschen müssen weiterleben, so lang es geht, weil ihre renten aus einer zeit stammen, als man von der rente noch gut leben konnte, oft sitzen weitere angehörige (ob pflegend oder nicht) mit im boot, die renten sind eine wichtige stütze für die eigene versorgung, so der hinweis einer ärztin im geriatrie-bereich. wenn die alten dann sterben, geraten die angehörigen in teils missliche lagen, und nein, das lässt sich nicht immer verhindern. fand ich bestürzend. in italien sind die renten wesentlich höher, abhängig von den jahren der beitragzahlung. 60% bei 40 jahren, 48% bei 30 jahren, 70% hab ich auch gesehen, aber nicht wiedergefunden. die mindestrente ist bei 615€, man muss aber generell vorher mindestens 20 jahre gearbeitet haben.

keine zeitungen geguckt, bei nachrichtenstille stellt sich am see recht schnell ein zustand der zeitlosigkeit ein, stehe dann vorm spiegel und sehe den nicht nachgefärbten ansatz und fühle mich kurz vor den kopf gestossen. lange in der sonne gesessen, vergessen, einzucremen, die haut hat die wärme sehr angenehm gespeichert, eine elementare freude. nachher mit einem kalten chinotto zero im handtuchgarten gesessen, während die sonne unterging.

baustellen

gestern abend ist nach einem unwetter in trier ein großes, schweres dachblech vom schornstein durch das glasdach des wintergartens gefallen, mit einem riesigen krach, wie der große erzählt, einen halben meter von einem wg-mitbewohner und 2 schritte vom großen entfernt. es ließ sich nachts nicht reparieren, dazu hätten sie aufs kaputte dach gemusst, also haben sie mit einer großen müllplane versucht, den eventuellen regen direkt in die badewanne zu leiten. (die wohnung hat einen originellen schnitt, man kommt vom wintergarten ins badezimmer und geht dann weiter in andere räume). heute kommt jemand und richtet es irgendwie. das war viel zu knapp. durchatmen.

früher bin ich gerne runter ins dorf gelaufen, habe im kiosk eine zeitung gekauft und mich mit dem hund in die bar gesetzt, für einen cappuccino mit brioche. der alte inhaber des kiosk ist gestorben, dann gab es kurz einen nachfolger, der die hälfte der ladenfläche in eine gelateria umgebaut hat, jetzt ist der kiosk geschlossen. in der nächsten kleinen stadt hat erst der große kiosk in der mitte am lungolago zugemacht, vor ein paar wochen auch der am bahnhof (è fallito, sagt mir einer, als ich danach frage), jetzt gibt es noch ein paar tageszeitungen in einem stand neben der tür in einer bar und in einem laden hinter der tankstelle, der hat aber eine lange mittagspause. den espresso, italienische version des spiegel mit ähnlicher aufmachung und anspruch, gab es in den letzten jahren als sonntägliche beilage in der repubblica, jetzt ist das magazin laut webseite zwar wieder am kiosk erhältlich, es gibt aber keinen kiosk mehr.

die zeitschrift wurde nach dem tod von eugenio scalfari (mitgründer der repubblica und des espresso) im jahr 2022 ein paar mal weiterverkauft, es gab ein hin und her in der leitung, zuletzt 2022 ist ein chef nach nur ein paar monaten zurückgetreten/abgesetzt worden, weil er vermutlich (!) in einem text über waldbrände im amazonas profiteure der abholzung benannt hat, und die gehörten zu den eigentümern. ersetzt wurde er durch mauro rossi, der sich eher bei themen im wohlfühlbereich hervorgetanhat, in zeitschriften über luxusgüter und für anlageberatung. mal sehen, wieviel vom ursprünglichen anspruch noch übrig ist, jetzt gehört das heft mehrheitlich einem ölkonzern, ich weiß ja auch nicht. die namhaften journalisten sind weg, sogar der großartige karikaturist altan hat das gekaperte flaggschiff verlassen. das abendland hätte besseres verdient.

unbedingt weiterhin taz lesen und sponsern.

die kleinen läden in der kleinen stadt mit schuhen oder schmuck oder schreibwaren sind alle geschlossen, immerhin ist der laden mit eisenwaren noch da, wo wir uns früher taschenmesser angesehen haben, es aber auch alles für garten und haushalt gibt. den buchladen habe ich bisher vermieden, habe genug bücher dabei, da geh ich dann kurz vor der rückfahrt vorbei.

zeitläufte. ich würde mich ja freuen, wenn irgendwas mal interessanter, freier, vielseitiger, abgelegener, einzigartiger etc.pp würde, statt immer nur abgeschafft, eingestellt, geschlossen.

14. juli 2024

die tage sind wunderbar endlos.

mich bei einem freund gemeldet, er erzählt, dass die mutter eines anderen freundes vorgestern gestorben ist, mit 92, einfach umgefallen. gestern war die trauerfeier, in einer kleinen katholischen kirche mit einem evangelischen pfarrer, sie war protestantin. der pfarrer hat einen kurzen hochphilosophischen vortrag über das sterben als notwendigen übergang gehalten, konnte schlecht folgen, dann haben der ältere sohn und seine partnerin kurze und berührende worte gesprochen, wie sie mit vielen kleinen dingen alles zusammengehalten hat, musik und kunst in ihre leben gebracht hat. keine lieder.

danach sind wir mit paar freunden noch über den friedhof gelaufen, wir haben uns die stelle angesehen, wo nächste woche die urne beigesetzt wird, neben ihrem ehemann und ihrem jüngeren sohn, der vor 14 jahren gestorben ist. ein weiterer freund liegt dort auch schon, motorradunfall, ich höre den geschichten zu, die mir die anderen von den vielen erzählen, die dort schon liegen, es ist ein dorf, die leute wissen viel voneinander. ich spüre die nähe, als wäre die grenze zwischen leben und tod kurz durchlässig, wenn jemand verabschiedet wird, geschichten, lachen, eigenheiten, die persönlichkeiten und die stimmen sind wieder präsent, als wäre es gestern. die liebe bleibt in einer eigenen form, wie eine art halo, wenn sich die menschen gemeinsam erinnern. das leben nach dem tod ist kurz leichter vorstellbar als die tatsache, dass danach alles vorbei ist.

war vorher unsicher, ob ich hingehen soll oder nicht, bin froh, dass ich da war.

nachher noch stunden in der bar am see zusammen gesessen, endloser aperitiv, ich mit wasser und coke zero. meine kinder vermisst und zuhause gefühlt.

eine freundin erzählt, dass sie mit ihren kindern einmal pro jahr eine woche gemeinsam irgendwo hinfährt, und ihre kids leben auch in anderen städten und ländern, finde die idee großartig, werde das im herbst zu planen versuchen, dieses jahr hats ja nicht geklappt. irgendwo ans meer! und sei’s mallorca, ich werde zahlen müssen – oder eben ein bnb an der ostsee, außerhalb der saison, seien wir realistisch.

neue kategorie „tod“ erstellt, dann aus aberglauben wieder löschen wollen, ging aber nicht. hrmpf.