iMac startet nicht mehr. Was für ein teures, teures Jahr das wird. Nee, ich habe alles, alles durch, was im Netz angeboten wird, aber das dumme Ding hängt beim Apfel fest. Ob es hilft, ihn runterzuwerfen?

Es war ja schon ein deutlich beschissenes Jahr, finanziell gesehen, aber offensichtlich geht immer noch eins drauf.

traurig über den tod eines mannes, von dem ich nur produkte kenne, der weder texte schreibt noch songs oder lyrik, thats something. die apple-dinge haben mit ihrer perfektion und schönheit meinem leben schon wirklich etwas gegeben, so strange sich das anfühlt, eine öffnung, ein ja, zugehörigkeit auch, aber darüber hinaus stil, eine richtschnur, etwas, das den blick lenkt. es gibt nicht viele solcher männer in einer generation.

(wie in den foren immer die liste, zum andenken, am 6.10.2011 sind in betrieb im hotel mama: ipod 3g, iphone 3gs und 4, ipod mini, ipod nano 3+4g ca. 3 stück, ti-book, imac, mb pro)

da hatte ich herrn p. grade mit so einer halbunbewußten handbewegung von der blogrolle genommen, immer im kopf, dass ich den miles davis eigentlich nie ganz zu ende gehört hatte und das eigentlich nochmal tun sollte. wunderbar. gute zeiten sind das.

der schulrhythmus schluckt einen ganz, ohne zu kauen. es tut gar nicht weh. dazu übergegangen, abends zu lesen, dabei zur ruhe kommen, das internet begleitet die hektik eher. beim lesen werde ich nach 5 seiten todmüde.

die schule des großen hat beeindruckende räumlichkeiten, sie wirkt wie hogwarts vor den romanen. ein saxofonist und der bigbandchef kommen in den elternabend und geben ein ständchen, die schule wirbt um musikschüler, der direktor kommt auch vorbei. die eltern haben eine spürbare vor-dem-rennen-spannung. ich bin nervös, weil mein kind noch so verträumt und wenig lernhungrig scheint, er ist kein weiterdenker und wird sich ändern müssen, weil die schule das nicht tun wird.

as good as it gets, denke ich, wenig spielräume. wir werden sehen.

der moment in beginners, nach ein paar filmminuten, wenn in 2 sätzen die handlung komplett erzählt worden ist und man ein paar nerven zuschaltet, mit so etwas wie dankbarkeit durchatmet und neugierig wird auf den weg, den der film einschlagen wird. ich hatte so einen trailerfilm befürchtet, der mit klischees jongliert und nicht erzählt werden muss. es ist ein wirklich filmischer film, mit blicken, gesten, schnitten, sehr tänzerisch, er vermittelt viel direkt an die haut, die augenwinkel, die intuition. ein schauspielerfilm. paar tränen, aber nicht an den stellen, die ihr denkt.

wüst den unentrinnbaren antwortautomaten beschimpfen, wenn man beim kino anruft, um nach einer liegengebliebenen kinderjacke zu fragen. wütend den auflegen-knopf drücken. nochmal anrufen, weiter fluchen. nochmal anrufen, versuchen, 500 plätze zu reservieren, „sie wollen _zwei_ plätze reservieren?“. versuchen, sich an biblische schimpfwörter zu erinnern, und nicht immer nur dio cane. vom fluchen ins verfluchen rutschen, den schuldigen und die folgenden generationen. (in welchem buch gab es nochmal einen nörgel-telefonservice? ein nicht so tolles von lethem, oder?).

vorletzte woche war guido noch lebendig, seine letzte sms ist vom donnerstag, mit der nachricht über den rückfall. am freitag war ich bei ihm, ich bin am tag der rückreise nach d mit kindern und gepäck nochmal im krankenhaus vorbeigefahren, weil die sache mich ganz dizzy gemacht hat, ich wollte abschied nehmen von ihm, und dann war es natürlich nur gerede, ein paar sätze mit „nächstes jahr“, auguri, magari vengo in ottobre, die kinder aufgereit am bettende, ein viererzimmer. aber auch eine umarmung, ich trau mich keine feste, weil er so schmal geworden war. beim rausgehen hab ich mich zweimal umgedreht, er sass da, kein lächeln, ich auch keins. kurzer blick noch, dann bin ich raus, der schnelle film darunter, das nienienie und das immer, meins und seins, auf dem weg zum fahrstuhl, die kinder schon vorausgelaufen in den kiosk unten, aber ich wusste natürlich nicht, ob er wirklich stirbt, es ist dann auch so eine aufregung dabei, wenn man selber so lebendig ist, es kann doch nicht wirklich sein, oder? vielleicht geht alles gut, er wird noch eine chemo bekommen, das hirn hofft stupide und lebendig vor sich hin, wie ein plappern, und füllt die leere, aber ich hab schon gewusst, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen werde. war ein gut gekühltes faktenwissen. in der letzten woche immer mal wieder das letzte umdrehen noch an der tür bereut, weil es so nach abschied aussah, und er hat von plänen gesprochen, vom „leben mit der krankheit“, ich wollte nichts falsch machen. macht man nicht, weiß ich, gibt kein richtig oder falsch bei sowas, ist ja jetzt sowieso erledigt. ich weiß auch gar nicht, wieviel er wusste von seinem tod. nichts! von seinem sterben, meine ich. er war kein googler. sie spüren das, sagt die ärztin. aber so schnell?

er hat früher auf papier immer ornamente mehr gekritzelt als gezeichnet, am telefon oder auf briefen, weiß ich gar nicht mehr, bassetti hat früher solche dichten und feinen muster verwendet. ich bin dieses jahr, auch wegen der aufploppenden erinnerung an diese zeichnungen, auf dem weg ins krankenhaus bei einem bassetti-outlet vorbeigefahren, in einer neonbelichteten lagerhalle neben der strasse, aber heute sind die stoffe dort viel einfacher bedruckt, die alten lilien, blumen und strukturen wie vergröbert. meine 40 jahre alten plaids gehen auseinander, ich habe also trotzdem viel mitgenommen, aber es ist mehr schatten als bild – stimmt das? nein, es stimmt nicht. ich stand vor den übervollen regalen und fand nichts. die erinnerung an guidos kritzeleien ist nicht mehr verfügbar und die kritzeleien auch nicht. sie waren ein bisschen wie dieses schrankpapier.

v., mit dem ich über guido rede, erzählt von einem anderen krebskranken, der sei so gelassen, „ich mache meine geschäfte, der tod macht seine geschäfte“.

die todesangst von davidzwilling: angst vor verlassenheit und vorm verlassenwerden, mangel an bedingungsloser sicherheit. bei kindern sind diese großen gefühle viel näher am ich als an leben und tod.

während draussen der regen unablässig niederrauscht, liege ich im haus und habe zuwenig bücher mitgebracht. meine mutter hat mir martenstein geschenkt, signiert mit „martenstein“, ich hielt den immer für mehr dem schein als dem sein zugewandt, habe aber hier außer den wallaces, christies, upfields und o’donnells nur bücher über troja und die griechen, also eben nun gut, und habe dann bei jedem text irgendwo kichern müssen, weil der mann immer mit soviel schwung den faden verliert und woanders weitermacht, als wär nix passiert, und das erinnert mich schon an mein leben. ich mag jetzt martenstein.