alltag

jetzt ist sie rum mal wieder, die filmschau. zum ersten mal seit 26 jahren berlin null berlinale, auch weil ich grade glamour nicht sehen kann, er könnte einen meter vor mir vorbeilaufen, ich würde ihn nicht bemerken, glaube ich, es wäre ein mensch in schöner kleidung, die wertschätzungskette, die aus dieser person etwas besonderes macht, verläuft gerade weit hinter dem sichtbaren horizont. dort sind freunde, familie, einkaufen, essen, hund ausführen, lichtmangel, auch bisschen abwechslungsmangel, bücher und wintermüdigkeit. und weil die stadt so wunderbar groß ist, merke ich hier in meinem kleinen viertel nichts von weltereignissen, auch wenn ich jude law sehr gern mal in kameranähe gehabt hätte. ich lebe hier ganz ruhig im kulturellen abseits (als berlinerin heisst das, ich müsste bis zur nächsten kulturmöglichkeit 7min fahrrad bergrunter zur volksbühne in kauf nehmen, wenn ich nicht zu einem kino will, das näher liegt, oder zu einer galerie, die noch näher liegen würde, aber will ich ja nicht, ich bleibe hier oben und gucke vom zweiten stock aus in den grauen himmel), behalte meine millionen schnupfenviren für mich und versuche wie immer und ewig mein leben umzugestalten, am liebsten so, dass alles beim alten bleibt.

 

10-15 cent?

wenn die 10 monatlichen freien nyt-artikel mal wieder durch sind und der monat noch nicht rum ist. genervt, wenn ich den vorteil von zeitungen im netz nicht geniessen darf, das selektive und internationale lesen einzelner artikel.

warum, also ich verstehe das wirklich nicht, das ist doch das naheliegendste, warum gibt es keine möglichkeit, die sahneartikel zu kaufen? die seite 3, oder die theaterkritiken? für angemessene cent-beträge, entweder über flattr oder über kreditkarte oder über weeßdennicke, gerne auch mit daten wie bei itunes. statt dem weiter lesen– link gibt es dann nach dem teaser ein bezahlkästchen, nach 2 sekunden kann ich lesen, wo ich zeit sparen kann. ich mag dafür keine 3 euro ausgeben.

so im lauf eines monats habe ich einen haufen zeitungen im browser, eigentlich alles was geht, keine ganzen kompletten zeitungskörper, ich picke mir mal hier und mal da einen artikel heraus, warum? weil ich es kann. meine netzlektüre folgt mal einem themenbaum, mal dem zufall, einer laune oder den links von anderen. ich möchte in meinem lesestil nicht mehr allzuweit hinter all diese wunderbaren möglichkeiten zurück, ich will nicht den ganzen spiegel kaufen im netz, er ist nicht gut zu lesen, ich kann nicht blättern, wenn alles, dann lieber das echte heft, eine zeitung ist kein album, das im ganzen mehr als die summe der einzelnen songs ist, wo es eine kurve, einen aufbau, einen zusammenhang gibt, eine zeitung ist kein kunstwerk, es ist handwerk, der zusammenhalt ist der veröffentlichungstag, und die ordnung der inhalte. wahrscheinlich gehen genau da die meinungen auseinander und es gibt so einen gedanken wie den aus der bücherwelt, wo die gut verkäuflichen das experimentelle und/oder literarische buch am leben erhalten? aber auch da muss nicht jeder käufer von verloren ein exemplar von liao yiwu mitkaufen. das dürfen zwei verschieden leute machen, und die müssen sich auch nicht kennen, im selben haus leben oder dieselbe kreditkarte benutzen.

ich hab wenig lust dazu, meine bedürfnisse den marktstrategen anzupassen, wenn ich damit auf die ganzen vorteile im netz verzichten muss. umgekehrt wird doch ein schuh draus. und all diese möglichkeiten gehen doch nicht mehr weg, man kann natürlich eine mauer davor setzen, dann bleiben halt die leser weg.

der corriere della sera hat eine originelle mauer, der hält bloss die facebook-leser draussen, ich hoffe, das ist stil und keine baustelle.

überhaupt hätte ich ja früher gerne so ein gemischtes abo gehabt, montags die sz wegen der nyt, dienstag öhm vergessen, wer da was hatte, mittwochs die faz wegen der wissenschaftsbeilage, donnerstags den tagesspiegel, weil der ist eh immer gleich langweilig, und so weiter. das haben doch taz und faz mit ihren wochenendausgaben mal gemacht, lief das nicht auch ganz gut? jetzt ist das selektive lesen möglich, aber ich darf nicht. auf dem rechner würde ich vielleicht einzelne autoren oder themen abonnieren – aber nicht drei komplette zeitungen, nichtmal, wenn es die nyt ist. das traurige gefühl, wenn ich ungelesene zeitungen wegwerfe, lauter artikelwaisen, immerhin das habe ich bei ungelesenen elektrojournalen nicht. kleine unaufgerufene dateien vereint euch! neenee.

hatte aus neugierde mal die faz als pdf, man kriegt dann aber reduktion und muss auf alles verzichen, was das lesen im netz erträglich macht, es ist schwer zu lesen mit maus oder touchpad, es scheinen auch dieselben texte zu sein wie auf faz.net, warum soll man dann in eine pdf kriechen? bestimmt eine übergangslösung, aber der abturnende affekt wird eine weile halten bei mir. die app der berliner zeitung ist angenehm, aber ich kaufe mir keine komplette zeitung im netz, wenn ich es nicht muss (reine rethorik, weil da hab ich ja ein echtes abo, dass ich leider mit dem ipad nicht ins ipad kriege, muss man anrufen mit dem telefon, ja, ich bin faul). die faz plant ein bezahlmodell, hab ich gelesen, mal sehn, bei allen alles oder nichts- modellen bin ich draussen natürlich, aber es geht ja nicht um mich, es geht ja um die zeitung, also der zeitung geht es um die zeitung und nicht um mich als leserin, ich wünsch ihnen da alles alles gute, aber mein budget ist begrenzt. ich liebe die nyt, aber ich kann auch sehr gut auf sie verzichten, bis der monat um ist und ich wieder lesen darf, bis dahin lese ich die washingtonpost und salon, und nochmal, ich würde wirklich gerne für die artikel bezahlen, ich liebe zeitungen sehr.

warum nutzen die verlage nicht alles, was das netz bietet? wahrscheinlich sind mir die wichtigsten juristischen und journalistischen argumente dagegen bloss nicht eingefallen. es muss ja gute gründe geben.

 

auf eine vernissage nicht gegangen, weil mir die webseite nichts gesagt hat über die arbeiten und gar nichts über die künstlerinnen. man sieht nur ein objekt, etwas unerkennbares, könnte etwas gesticktes sein, oder mit gips? konzeptkunst, nicht festlegbar, nicht stillhaltend, bisschen plastisch, bisschen dekorativ, es macht undefinierbare aussagen über sich und das sein in der welt, es ist beige, und sagt nicht mal leise: hier bin ich, ich muss, ich will. das webloghafte dieser kunst, ich sollte das mögen vielleicht. werde hingehen mit den jungs und ihrem monsteranspruch („der hamburger bahnhof, das ist das langweiligste museum der welt, mama, da geh ich NIE wieder hin“). es sind schon wieder ferien, zum donnergrummel.

der nächste beste film kommt bald, mit einiger wahrscheinlichkeit ein lieblingsfilm: moonrise kingdom. ich mag die filme von anderson auch deswegen vollkommen kritiklos, weil ich meinen kindern genau so eine kindheit machen will, es klappt natürlich eher im sprachlichen (mehr nebensätze, mehr überraschendes vokabular, mehr geschichten vor allem, unerklärtes.)

wow. endlich mad men geguckt. reduziert die hausbar. das zeitaroma ist etwas ermüdend, die gegenstände der fünfziger/sechziger finde ich gilb und bedrückend, vor allem, weil die berliner trödelläden so voll davon sind, diese lampen, die aus dem braun tapezierten wohnzimer einer alten frau oder eines alten mannes kommen, dieses unfreie design mit der plüschigkeit der fünfziger, auf dem weg, aber noch in der seltsam-phase. don draper aber ist absolut hinreissend, schön, smart, unglücklich, eine sehr anziehende figur. am allerspannendsten aber finde ich natürlich die frauenbilder – die männer sind genau so geschrieben, wie man sie erwartet, eigentlich nie überraschend, aber die frauen bieten, besonders die figur der peggy olson, noch entwicklungsmöglichkeiten und geben anlass zur hoffnung. ich war überrascht von all den aggressiven und selbstbewussten damen in drapers bett, die ich eher in den späten als in den frühen sechzigern erwartet hätte, aber vielleicht waren die amis da schneller.

man sollte die serie erst nach 17:00 gucken, wenn das trinken in ordnung geht.

entspannte pesto-tage, weil man wegen dem hin-und herbringen nicht zum kochen kommt. an der supermarktkasse bei rewe mal wieder ein richtiges tantrum-kind, schon ganz heiser, selberreinmachen selberreinmachen brüllt es, die eltern dabei total unheimlich arschglatt, keine regung, kein wimperzucken, nicht einmal ein blick, man denkt das arme wurm, das muss ja so brüllen. und dann wundert man sich über gefühlskälte bei erwachsenen.

wichita. da bleibt irgendwas hängen, als die kamera die stadt von oben zeigt, eine von vielen städten, es ist ein vielfliegerfilm. ich stoppe und suche bei google earth genau diese biegung des flusses und finde sie auch, ich richte die sat-aufnahme aus, bis sie deckungsgleich mit der filmszene ist und klicke hin und her, bis mir mein echo verständlich wird, as falls wichita, so falls wichita falls. ich weiß nicht mehr, ob lyle mays? – nein, es war metheny mit den streifenhemden, er hatte sie immer an, bei jedem konzert. und wie wertvoll die ecm-platten waren, ich hab sie immer gekauft und wusste nicht, ob ich sie verstehen würde oder wollte. jack de johnette! unbegreifbar. mit welcher geduld ich das aufregend fand damals. oder kolbe/illenberger, so very sweet waren die, die geniale jugend vom lande. „flieger“ habe ich von ihnen, darauf eine bach-bouree glaube ich, gespielt wie ein süßer frischer sommerregen, es war wie telemann für die alten damen, ein glück mit sehr klarem grunde. und lyle mays hatte etwas, wenn man ihn auf der bühne vor sich sah, dann gabs nichts mehr zu verstehen, der reine flow, man hat ihm alles abgenommen, aber hey, ich war 18. danach tulsa und kansas und wieder clooney, den ich mag in dem film, er wirkt hilflos und hat eine feine abgenutzte sprödigkeit.

beim rechner aufräumen ein programm entdeckt und angemacht: kenn ich ja doch! dieses internetdingens, das die gehörten sachen sich merkt, das hab ich dann wohl aus datenschutzbedenken gleich wieder ausgemacht, 2006. gemerkt, dass ich vor 3 jahren genau die gleiche musik gehört habe, bisschen beunruhigend.

lastfm hat sich irgendwie stark vergrößert in den letzten paar jahren. neuer zeitfresser, nicht dass ich mich langweile mit meiner kinderfreizeit.

hey, aber ich habe eine super musikalische nähe zu jungen italienern mit pornosonnenbrillen! bin also noch nicht ganz out of time.

(neues thema: beliebigkeitsbloggen)