auf dem hundespaziergang morgends die zierliche junge frau, hochelegant auf diese schlimm zeitlose weise (beige). dunkelrote fingernägel, perfekt geschminkt, dazu eine kleinmädchenhafte unsicherheit in der körpersprache, schultern eingezogen, stimme piepsig, als wäre sie in einem exclusiven bürohaus geboren und aufgezogen worden, der prenzlauer berg schon das wilde leben.
paar meter weiter der blonde junge mann, haar (er ist der „haar“ und nicht der haare-typ) zurückgekämmt, babourjacke, drunter tweedjackett, usw., glatt wie ein puppenpopo. er steigt aus einem übergroßen erdfarbenen golf, er ist deckungsgleich mit seinem auftritt, keine persönlichkeit will raus, sie wäre eh nur eine art schmutzrand zwischen copy und paste. hoffe, einfach ein fotoshooting übersehen zu haben. schlimm alles.
heute blick auf die kleidung meiner mitmenschen, weil ich selber ausmisten möchte. die wildgestreifte eher edle wolljacke macht mir immer gute laune, wenn ich sie im schrank hängen sehe, aber für draussen ist sie mir zu sehr ausrufezeichen, oder soll ich sie doch mal tragen? ach je. nee. oder? ich weiss inzwischen, in welcher art stimmung meine mama sich die gekauft hat. sie hats richtig gemacht und den kram einer tochter weitergegeben, ich will aber nicht unbedingt auf schwiegertöchter warten, solang kann ich die motten da eh nicht raushalten. sie ist sehr weich, sonia rykiel.
eine abendgarderobe mit echtem pelzbesatz unten und oben einer seidenblume, es nimmt die frauen an der hand, die ihre pelze an der garderobe abgeben müssen und zeigt im schlichteren oberteil trotzdem noch ein bisschen mädchentraum.
gar nicht meins, aber als camouflage geeignet, und als erinnerung an eine ferne, duftende welt andrer leute, vor allem damen, sie gehören in große räume, in denen sie ein bisschen flattern können und nicht auf ein paar auratische eigenschaften reduziert werden (pelz), die alle von der trägerin wegführen, statt sich um sie herum quasi summend zu verdichten, zu einer figur, einer dame.
(wie in zeitschriften die beschreibung der klamotten eines stars etwas doppeldeutiges hat, einerseits fashionkram, du kannst das auch kaufen, andrerseits sortiert die aufzählung die kleidung zurück ins accessoire-hafte, es ist nicht die kleidung.)
wie schwer es ist, pelz und farbe wahrheitsgetreu abzulichten. es ist wie immer alles ganz anders.
schon schön.