grade kläglich gescheitert mit dem vorhaben, dem hund bei jeder wetterlage einen ausgedehnten spaziergang zu ermöglichen. nass und schnee und kälte und dunkel – nö. aber versucht immerhin. stattdessen stundenlang woanders gelandet beim versuch, mit dem auto von a nach b zu fahren. einbahnstrassen, sackgassen, baustellen, man muss immer durch die brust ins auge, und da gibts dann keinen parkplatz. das ewig übergängliche dieser stadt hat was katholisches, leiden für ein späteres leben, und dann parkt man im halteverbot und zahlt einen ablass. darauf einen lebkuchen!

es gibt einen laden an der ecke prenzlauer allee, in dem es alles gibt. das liegt daran, dass die inhaber alles wissen, also den großen teilbereich von alles, der sich auf haushalt und instandhaltung des haushalts bezieht, inclusive elektrik und regale anbringen, baumassnahmen und dekoration. oder bratpfannen, oder blumensamen, oder winzige kleine muttern. sie wissen also genau, was man braucht, auch wenn man selber das überhaupt nicht weiß. im laden gibt es auch alles, was man eventuell brauchen könnte, inclusive süssigkeiten und goldfarbene lametta und jedesmal 4 leckerlis für den hund, eins pro pfote. bei problemen gehen wir dann meistens als familie da hin, zeigen das problem vor, so es tragbar ist, und lassen es lösen. das kostet meistens unter 10 euro. und wenn das rostlösespray im geschäft grade ausverkauft ist, dann kann man die verrostete fassung hinbringen und bekommt ein paar hübe hinein, „aber das dauert jetzt eine weile“. die ladenbetreiber haben eine hohe kunst darin entwickelt, mit ein paar gezielten fragen herauszubekommen, wieviel ahnung der kunde hat, und ihm ruhig und unarrogant genau da abzuholen, auch wenn die schlange an der kasse dann ein bisschen länger ist.

im letzten jahr hatten sie harte zeiten, weil direkt gegenüber ein alles-schweinebillig-laden mit demselben baumarkt-angebot eröffnet hat, in grellgelb und neon, im klassischen stil des parasitären kapitalismus. der ist wieder weg, obwohl gelegentlich ein paar leute drin waren. keiner aus dem viertel, glaube ich. damals ist offensichtlich viel mehr als sonst kaputt gegangen bei den leuten zuhause, und es schien vielen als der richtige moment, mal einen teuren mülleimer für 30 euro zu erstehen, aus metall, super qualität, oder einen wäscheständer für fast 40, obwohl die inhaber einem natürlich zuerst den für 9 euro neunundneunzig gezeigt haben.

zuletzt hatte der große sohn ein problem mit einer gefundenen hölzernen armbrust, die man nicht spannen konnte, weil die teile abgebrochen waren. jetzt haben wir einen kleiderbügel aus holz angebaut, mit einem dicken gummiseil, dass es dort als meterware gibt, idee und material: der laden, umsetzung: das kind, nach ausführlicher anleitung.

zweiten termin mit einer klassenlehrerin versäumt. den ersten hatte ich auch schon vergessen. voller tag, mit viel echtem ärger, aber trotzdem absolut unentschuldbar, ist mir vorher noch niemals passiert. zweimal bei der selben frau! wie soll ich mich also entschuldigen? sie schreibt, so ließe sie nicht mit sich umgehen und es sei ein inaktzeptabler umgang mit ihrer zeit = sie ist sehr sehr sauer. blumen, pralinen, ein panettone? gibt es lehrerinnen unter meinen lesern? (andrerseits wäre ein bisschen coolness in so einem job … puh. murphy mal wieder)

die liebe an sich ist wohl häufig parasitär, sie bedient sich dann auch an bedürfnissen, die woanders herkommen, und wenn die überwiegen, dann kriegt sie davon einen blähbauch und fliegt ganz hoch, über allem, wie so ein werbezeppelin. hey, ist aber immer noch die liebe, oder nicht? die darf das vielleicht. (yes. ich hatte wochenlang kranke kinder zuhause und habe nur in diesen kinderbildern gesprochen, ich kann nicht mehr komplex.) die liebe tut mir ein bisschen leid – ich mag grade nichtmal liebespathos, und das bei meinem sternzeichen, die großen worte tragen ja immer auch blinde passagiere, lauter kleine schwarze löcher, ich seh nur noch die, wenn ich das höre oder lese – diese nicht sinnfällige reduktion (der letzte krieger, mit einem degen auf dem schon leeren schlachtfeld herumstochernd) werde ich hoffentlich komplett vergessen haben in der sekunde, in der es mich mal wieder erwischt.

das unverliebtsein schmeckt aber grade sehr fein, nach grauem sauberem asphalt, langen bartheken, anderen dingen, nach großstadt und diesem speziellen rissigen humor, der sich lange nach mitternacht einstellt, oh eine zeit, in der ich zu selten wach bin.

habe heute früh das vorhaben, wieder mehr glam zu tragen erstaunt aufgeben müssen: erst gute maniküre. dann feine strumpfhosen. der weg ist so so weit, aus dem alltag, in irgendwas selbstgesetztes, und sei es ein kleinfeiner anspruch, den sonst niemand bemerkt, aber es hat dann heut doch von selber angefangen, so beim laufen, mit dem einen kind, das jetzt grad wieder krank ist, zum kinderarzt, die beine geworfen, aus der hüfte, einen kleinen hüftschwung versucht, ohne hackenschuhe, einfach vorneweg zum üben, das körpersummen gleich wieder gehabt, die bewusste vereinnahmung der aussenflächen, in eine aussage hinein, in die selbstwahrnehmung, es muss nicht extravagant ein, nur gemeint und durchdacht, damit man nicht eine schicht lieblosigkeit und nonkuranz herumtragen muss (ich weiß noch, wie dunkel mir der osten vor maueröffnung vorkam, die leeren strassen abends, das unwarme gelbe licht, es sieht ja genauso aus heutzutage, nur voller, und der boden inziwschen eine tückische lückenpiste)

das marbacher literaturarchiv wollte mich auch mal als literarisches weblog dokumentieren, aber sie haben es dann doch nicht gemacht. mein respekt vor literatur ist hoch, ich habe auch keinen echten kunstwillen, ich habe ein weblog. mein bestreben endet bei der gestaltung, also dem versuch, etwas zu treffen mit den worten, eigentlich unabhängig davon, ob es bedeutung hat oder nicht, und die kunst hat doch eine weitere ebene, oder, so ein bedürfnis nach endgültigkeit, nach bleibenden formen, nach einem für-sich-stehen, entscheidungen, vor allem nach einem verlässlichen level an, na an was, an dem literarischen ding. und man hofft, dass die qualität so nebenbei erreicht wird, ich mag meine texte, weil sie für mich stimmen, geht das nicht jedem blogger so? vielleicht ist es ein kern der natürlichen eitelkeit, dass man bei allem realismus (egalismus) eben doch hofft, man sei gut genug, um von profis gewertschätzt zu werden. hmm.

aber again, wie toll das netz als große blankofläche, die tonnen von texten mit dem gleichen großzügigen desinteresse aufnimmt, als angebot, man kann ja den anspruch mit unterbringen, niemand stört sich daran. ich mag die durchlässigkeit, das verschwinden, auch diese gewisse beliebigkeit, die stille der projektionsfläche, also still in dem sinne, dass sie nicht widerspricht, still in dem sinn, in dem auch twitter still ist. man zeigt sich, man sieht sich.

trotzdem bin ich bisschen traurig.

„Das Lederetui besticht nicht nur im Design, sondern schützt zuverlässig vor Stößen, Erschütterung und Abnutzung. Die Kanten sind vernäht und gewährleisten hohe Stabilität. Außen elegant und schlicht gehalten, ist die Leather Pouch Innen mit einer innovativen Pull-to-release-Technik ausgestattet, dank der Sie das iPhone 3G / 3GS schnell und einfach herausziehen und benutzen können.“

(ob der autor das nur als relation wahrnehmbare winzige hochgefühl, dass einen beim durchqueren von all den merkwürdigen sätzen einholt, die sich manchmal vor den feierabend stellen, einfach weil sie zum ende kommen, oder weil sie eben wie die bunte plastiktüte ihren zweck erfüllen, einen inhalt zu transportieren, zumindest bis nach hause, eher bei „die kanten sind vernäht“ hatte oder bei dem „innovativ“? ich fand „die kanten sind vernäht“ ziemlich klasse. bei „pull-to-release-technik“ hat ihn die demut verlassen.)