new songs

laura marling entdeckt. die stücke eigentlich zu ruhig für den kraftvollen frühling grad, aber sie hat es, ich weiss nicht was, etwas leichtfüßiges in ihren linien, einen tick sexy heiserkeit in den tiefen stellen, so souverän wie leise. wenn man ihr eine zeitlang zuhört, klingt alles, wovon sie singt, wie zum ersten mal auf der welt, wie gerade erst entdeckt, trotz hammondorgel. ein kritiker sagte zum titel ihrer cd „Once I Was an Eagle“: „… and maybe she still is“ – vielleicht sollte sie noch ein bisschen wütender werden. „once is enough to brake you“, singt sie, texte von mittzwanzigerinnen, man will lachen und ihr sagen: nicht doch, tod oder krankheit brechen dich, vielleicht noch armut, alles andere ist bewohnbar. was soll man schon tun? nicht zurückschauen, nicht zählen, die metaphern zurücklassen, es sind nur ein paar nerven mit geschichten im system, die kannst du vergessen wie eine nicht gesprochene sprache, das wären so meine lyrics. aber sie ist gut und macht neugierig, also die einzelnen stücke mehr als alle hintereinander weg.

 

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vorm joggen

eigentlich laufen gehen wollen. wenig lust vor allem auf den aufruhr des körpers, wenn eine halbe stunde lang alles in bewegung gerät, sich vorstellen, dass der gesamte komplexe innere haushalt des stoffwechsels von minus auf plus hundertvierzig gebracht werden muss, wie das herz pumpt, wie die muskeln immer kurz vorm anaeroben arbeiten müssen. laufen trainiert sogar die organe, hat neulich eine freundin erzählt, seitdem sehe ich immer magen, leber und nieren hoch- und runterhüpfen und mag die vorstellung eigentlich nicht. dazu die erlebnisdichte, wie wenig in einer halben stunde zu hause passiert, wie schnell sie vergeht, wieviele eindrücke allein die samstagsflaneure in meinem viertel machen werden, wenn ich durch sie durchtrotte, wie lang sich die strecke anfühlen wird, immer der moment am parkeingang, wenn ich ogottogott denke, inzwischen aus gewohnheit, nicht mehr aus der not heraus, hurra, aber. der hund hat gedanken gelesen und sitzt mit sehr gespitzten ohren vor mir, was solls, es dauert ja nicht lange.

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blogs

isa und herr buddenbohm haben ein wunderbares neues blog erfunden, es heißt „was machen die da?“ menschen erzählen dort ihren beruf, sie tun das so, das man gerne ein bisschen bei ihnen arbeiten möchte, sehr persönlich, wie ein blick über die schulter. sie könnten gern auch mehr als zwei beiträge pro woche veröffentlichen, am besten mit fast allen besonderen berufen, damit meine kinder das dann in ein paar jahren alles lesen können. darf man sich berufe wünschen? ich würde gern mal einem archivar zuhören, einem buchbinder und einem klavierstimmer! (r/in mitintendet, natürlich.)

frau wieseltier möchte ich auch nochmal empfehlen, sie hat was zu erzählen und ist genauso weltnah wie das berufeblog.

eh, lebendige weblogs, sehr erfrischend.

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souterrain

blink blink blink macht die kleine gelbe warnlampe, nur aus dem augenwinkel sichtbar, ein blasses licht in diesem leeren raum bei mir, ich geh da nicht mehr rein, da ist sonst nur noch nacht und staub drin und das tiefe woanders.

(das nein, das in allen vier dimensionen gilt, alle möglichkeiten umfasst, wie eine hand, die mich hält.)

 

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gilgamesh

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die erste oper für die zwillinge. gregor saß neben dem mischpult und fand den platz toll, die jungs gebannt und begeistert die ganze zeit, sie haben am längsten von allen geklatscht, gut, war ein wette bei ihnen zum schluss, aber sie haben noch die ganze rückfahrt geredet und gutgelaunt beim interpretieren mitgemacht. die frau im langen schwarzen glitzerkleid, ob sie eventuell den tod dargestellt haben könnte, frage ich. nein, sagt david, seiner meinung nach eher die angst vor dem tod, am ende sei sie ja wie die anderen gekleidet gewesen, als gilgamesh seine angst verloren hätte, und sei nicht mehr zu erkennen gewesen.

wir erwachsenen fanden die musik eher so lala, die songs zu sehr nach der horror vacui-methide (bei dem verschreiber immer matilda im kopf) – methode geschrieben, rhythmisch und melodisch wenig differenziert, fast alles laut und zu schnell, aber die inszenierung hat die kids abgeholt, wo sie waren und sehr viel daraus gemacht, der regieteil des projekts war sehr gelungen also.

die faszination darüber, dass ein ca. 4000 jahre alter text so mühelos lesbar und zeitgenössisch bleibt.

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wahl oder pflicht

kurzbios in den medien: „wahlberliner„* – immer den pflichtberliner dazugedacht, aber sogar die wehrflüchtigen hatten ja eine wahl, waren nicht die ostberliner die letzten ohne freien wohnsitz? menschen, deren betriebe nach berlin auswandern und die ihren jobs folgen müssen, gab es es ja seit dem bonn-umzug auch nicht mehr so häufig. wahrscheinlich verbindet man als wahlberliner mit der stadt viele hoffnungen mit schwankender realisierbarkeit, weil zufall, auswahl und gelegenheit teil des konzepts sind, anders als bei berlinwahlen, wo all das vermieden wird. dabei meint es seit kennedy glaub‘ ich eher das ausmass der identifizierung, als wappen und konsequenz, plus den kleinen trotz aus (westberliner) mauertagen, als man mit der stadt auch noch das fehlende umland und das bedrückende wissen um die ddr in kauf nehmen musste, wie heute das morsche und spröde. mochte irgendwie die früheren wahlberliner lieber, die noch nicht den kapitalistischen lebenstil suchten, oder wie das heisst, wenn man nicht nur genug, sondern viel geld machen will, aber bestimmt haben die bloss keine kurzbios in der presse und es gibt noch genauso viele von ihnen wie immer – klar, muss nur mal meinen freundeskreis durchgehen.

ich mag meine stadt sehr, die mischung aus hoffnung und kreativem, das neben- und ineinander von lebensentwürfen, wie ideen hier noch immer wichtiger sind als geld. anyway sind nur die kinder echte pflichtberliner. ich habs gut, ich bleibe überall berlinerin, weil hier geboren.

*ich verwende lieber startpage als google, obwohl ich mir dabei albern vorkomme, harmlos, wie ich bin. man möchte glatt ein paar gefährliche dinge suchen im netz, wie in dem ollen witz mit dem ami, der seiner mutter in england nicht beim umgraben ihres gartens helfen kann und ihr einfach einen anonymen brief schickt, dem er einen plan über im garten verbuddelte waffen oder so beilegt.

 

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der kleine neid für zwischendurch

yo man. (kurzer anfall von etwas tiefschwarzem, nachdem ein nebensatz im gespräch mit einer freundin langsam gezündet hat: sie in angesehener halbtagsstellung mit geringem lohn, ihr mann in der wirtschaft mit dem x-fachen, zusammen haben sie im monat soviel wie ich im jahr. in einem guten jahr. das, und die beiden alten freunde, männer natürlich, die trotz schwieriger bedingungen glücklich unter die haube gekommen sind, durch fucking serendipity. jetzt sitzt man dann allein am tisch und legt seine arschkarten neu, im nunmehr 10. jahr.)

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you joe

auf einer seite für berliner kleinanzeigen verkauft jemand eine schöne sache sehr billig, frau casino hat großen spass am sachensuchen im netz und fragt nach. bei anfrage stellt sich heraus, er kann kein deutsch und wohnt in england, schickt aber gern noch ein dutzend bilder mehr von der schönen sache. englisch kann er irgendwie auch nicht, so mal dem satzbau nach, ich komm noch auf keinen bösen gedanken, google aber eins der bilder und finde es auf einer seite für spezialisten, in einem beitrag vom vorletzten jahr, mit genauer beschreibung, kaufempfehlung und einem link zu einer ebay-versteigerung. dort finde ich eine beschreibung, den erzielten gewinn (das dreifache des kleinanzeigenpreises), keine bilder mehr, die versteigerung ist im vorletzten sommer abgelaufen, die werden wohl irgendwann gelöscht bei ebay, das bild aus der kleinanzeige und das aus dem spezialistenforum sind aber identisch. ein netter scam,  sie müssen nur noch ein bisschen am stil arbeiten:  „As to the delivery and payment I wish to use a professional shipping company. You Joe see here how it works.The shipping company Joe manage and intermediate our sale.“

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fallen

da hatte jemand eine schöne idee, wie schade, dass die personen alle erfunden wurden. ich schau bei den spätabendlichen hunderunden jedesmal herum, wo noch licht brennt, es gibt die mit tagheller beleuchtung über eine deckenlampe, die schon von aussen unangenehm grell wirkt, oder die zimmer, wo immer ein kleines lichtlein brennt, als hätts jemand vergessen. die ewige schreibtischlampe, die ich aus dem küchenfenster sehen kann, da kenn ich den bewohner sogar. das fenster in der dachgeschosswohnung mit einer anscheinend 24/7 laufenden glotze. wahrscheinlich ist ca. 1 uhr nachts die grenze, ab der arbeitende menschen endgültig in die horizontale müssen, die wahren nachtwesen findet man dann ab 2/halb drei. happyschnitzel hats gefunden.

es gibt ja ein archiv von post secret, wusstet ihr alle schon, oder? gleich mit in die rolle genommen.

habe einen plan für okcupid, will mindestens zwei dates im monat, eigentlich viel zu wenig, ich rechne mit zwischen 80 und 100 versuchen, bis es mal schnackelt. an die richtig schönen männer traue ich mich noch nicht ran, dabei habe ich eine blöde schwäche für sie. mir vorgenommen, möglichst ein paar gute nächte mitzunehmen, weil ich ja nun deutlich nicht jünger werde. wish me luck, und nein, warm wird mir nicht bei diesem projekt. in jede wichtige geschichte bin ich bis jetzt head-over-heels gefallen, mal sehen, ob es auch anders geht.

 

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maps

neulich, als das entscheiden in ein nachdenken übers entscheiden überging, hab ich die illusion des offenen weges vermisst. tatsächlich hilft es schon, die parameter in ihrer vielzahl genauer wahrzunehmen, auch wenn sie in der überzahl sind, denn manchmal genügt schon der kleinste freiraum für eine entscheidung. grade bei repubblica (der tageszeitung) eine app entdeckt, die all die verschiedenen ebenen radikal vereinfacht und als algorhythmus durchrechnen kann: eine choicemap. so verlockend wie ernüchternd.

(selbstredend nichts für mich, auf einige meiner fehler möchte ich wirklich überhaupt nicht verzichten)

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KW 4

schon wieder ferien. grad wollte ich noch was schreiben, dann kam ein kind mit irgendwas durch den raum gesaust, husch, ist die idee wieder im orkus. die ablenkung wird schwerer abzuhalten, je größer die kinder werden, weil ihre themen komplexer werden, heut nacht kam einer und wollte nach ein paar gemeinsamen folgen tng und ds9 über den unterschied zwischen den borg und dem dominion reden, dann hab ich im halbschlaf über inklusive (borg) und exklusive herrschaftssysteme nachgedacht, das kollektive bewußtsein, das sich alles fremde zunutze macht, und das symbiotische, für außenstehende nicht durchdringbare der wechselbälger, in dem alles schon enthalten ist und nicht mehr raus darf. ich fand ds9 sehr modern heut nacht.

das schicksal ist ein mieser veräter“ gelesen, vom großen sohn aufgedrängt, unbedingt müsse ich das lesen, es sei großartig und sehr traurig und sehr schön. habe ich gelesen und war ein bisschen genervt darüber, dass die traurigen geschichten heutzutage so real sind, früher habe ich zb schicksale von waisenmädchen gelesen, die ihre richtigen eltern suchte, so schaurig wie fiktiv, sie wurde sogar von wölfen verfolgt und von räubern im wald, hier war nur der namen des chemo-mittels erfunden, alles andere hätte genau so passiert ein können, überhaupt das nervige übermass an trüben stoffen in der jugendliteratur, scheidungen, krebs, unglück, mobbing, drogen, nur ängste überall, kind gegen irgendeine finstere macht, das kind mehr objekt als subjekt, keine geschichten mehr, nur schicksale, kein wunder, dass all der fantasykram so viel gekauft wird, es gibt wohl nix dazwischen. und klar, kind liest begeistert, mutter freut sich, schreiben kann john green wirklich.

davidzwilling steht am schreibtisch und liest dem vater am telefon seine noten vor, er will eigentlich grad was ganz anderes machen und sagt das dem vater nicht, sondern hopst mit großer geste von einem bein auf das andere, gleichzeitig ernst dem vater ggü und mit ironisch verrenkten augenbrauen mir gegenüber, ein wunder, wenn sie mich fragen. ich finde ja, den vater gehen die noten seiner kinder 0,0 an, eins der unzähligen falschen dinge, die man eben akzeptieren muss in meiner lage, in einer idealen welt wären die noten etwas nur zwischen dem lehrer und dem kind, ein masstab, auf den man manchmal zurückgreifen muss, aber nicht immer. naja, dann wären sie überflüssig.

so, lauter postingsideen, kann ich ja alles nochmal ausarbeiten, wenn, ja.

 

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geradeaus

beim laufen, im strom von einkäufern, familien, feierabend, liste im kopp, bisschen zu spät, dann spüre ich den boden unter den füssen, die stiefel sitzen fest und halten mich bis zum knie, die strasse ein parkett, ich kann mit schwung einen fuss genau vor den anderen setzen, und ganz unerwartet ist kurz der rest von mir da, die unruhe und der hunger, das große flimmern. mal wieder in eine nacht gezogen werden, umgeworfen und unter segel gesetzt, aber hey – weiterlaufen, nur kurz gewundert darüber, dass alle andern so leicht nach hause finden immer.

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(ein film mindestens)

das bild am ende des postings erkennen, den film wieder im kopf haben, deswegen weiter lesen, die meinung des autors über prairie home companion teilen, erleichtert in einen anstrengenden tag gehen. es ist viel wichtiger, karten für den eröffnungsfilm der berlinale ’14 zu kriegen. shape your memories. (über luckys blogrolle irgendwie)

 

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die haar-probleme

auf dem weg an einem laden für friseurbedarf vorbeigeradelt, an meine unentrinnbar zu entsorgende lieblingsbürste gedacht, die ich schon seit wochen mit einem plastikstriegel für 2,50€ aus der drogerie ersetze, und die sogar bei den jungshaaren ziept — hinein also in die fremde welt. 4 lange regale mit ausschliesslich haarpflegeprodukten. ich nehme das haar nicht mehr so ernst wie bis ca. ende dreissig, ich vergesse in deutschland sogar das entgrauen von schläfen und haaransatz (in italien nie natürlich), ich sehe den menschen der zukunft haarlos, das kopfhaar wird dünner und gleichfarbiger werden in den nächsten paar tausend zeiten, oder immer früher ausfallen, bei beiden geschlechtern, bis nur noch eine art flaum bleiben wird, den die frauen sich natürlich abrasieren sollen. menschen als nackte, pelzlose spezies, ihr fetisch der glatten oberfläche ist allen anderen intelligenten lebensformen des weltalls unverständlich und gilt als skurril, aber niemand glaubt, wir hätten es leicht mit unserer körper/geist-kombo.

drei angestellte rennen zwischen einem raum am ende des geschäfts und dem regal mit haarteilen hin und her. ich weiche ihnen aus und sehe mich um, ich kann höchstens ein viertel der ware einer konkreten funktion zuordnen, weiss nicht, ob mich das stolz oder mutlos macht. eins der regale enthält alles an kämmen und bürsten, was man sich wünschen könnte, wenn man wünsche in der richtung hegt, viele meter mit shampoo, konditioner, spülungen in grossen flaschen und in kleinen, nach zaubersalbe aussehenden tiegeln, kein l’oreal, kein garnier.

„nimm 3, 3.4“ ruft eine frau quer durch den laden. meiner herkunft aus gutem hause zufolge bleibe ich brav vor den wildschweinborsten auf bambus stehen, aber das zauberwort antistatisch (die wüstentrockene heizungsluft) steht nicht drauf, und sie kostet auch nur 12 euro, die kann gar nicht echt sein. die angestellten rufen sich weiterhin zahlen zu, einer rennt mit einem telefonhörer nachvorne. „wer ist jetzt dran?“ „ich hatte vorhin die xxx dran, die war grad noch da“, und wusch rennt der nächste von der wand voller haarteile in den hinterraum, es liegt ein geheimnis in der haarwirtschaft, vielleicht eine echthaarauktion an geheimem, nur mit telefonen zu erreichenden ort, und die chefin, die das sonst erledigt, ist grad nicht da.

ich halte den mann fest, um ihn um rat zu bitten, weil in einem fachgeschäft die beratung zu den größten vergnügungen gehört. er bleibt lammfromm stehen, kurze haare, superglatte lippen, gezupfte augenbrauen – ich suche eine bürste, die gegen statisch aufgeladene haare mit nestern hilft! „aaah“, sagt er, während seine kolleginnen weiter hin-und herrennen, dieses aufseufzen, mit dem dir beim friseur nicht nur die antwort auf eine frage, sondern die lösung aller deiner haarprobleme serviert wird: „sie brauchen einen tangle teezer.“ einen was? wir laufen viele meter regal zurück, und da liegen sie. sie sind alle neonfarben. ich werde sie auch hinter der waschmaschine finden können, ohne dass ich erst eine taschenlampe hinterherwerfen muss. ich verlasse den laden also nicht mit einem gefühlt vererbbaren gegenstand, für den ich das regal extra hätte neu ausleuchten müssen, sondern damit.

 

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