16. juni 20

eben richtig erschrocken, dass der letzte blogpost schon 2 wochen her ist. war mir nicht klar.

mir wurde mein letztes, ungeliebtes, fahrad geklaut, es war ein schrammeliges rad, es fuhr sich ganz angenehm, ausgesucht, weil es sagen wir mal unteuer war. das wollte ich mir nicht wieder antun, etwas zu kaufen, dessen verlust nicht schlimm ist, weil es wenig taugt, fahre dann rum auf einem rad, dass ich mir ausgesucht habe, weil es mir nichts wert ist, was soll denn das für eine beziehung werden, da wird man ja verrückt. dazu ist das leben zu kurz, und ich kann außergewöhnlich schlecht umgehen mit zweckbeziehungen. jetzt habe ich mit viel glück (die lieferketten sind alle unterbrochen, es gibt wohl einen gewissen engpass bei fahrrädern) im netz ein sehr hübsches lieblingsrad zum halben preis entdeckt und gekauft, leasingrückläufer (was es alles gibt), und muss wieder hirnkapazitäten für die sorge ums gefährt einsetzen, denn ich will es 20 jahre lang fahren, genau wie mein letztes lieblingsfahrrad, das nach 23 jahren gestohlen wurde. es wird alles geklaut, aus höfen, von bürgersteigen, es werden sogar geklaute räder noch einmal geklaut, der einfachheit halber durch die polizei selber, die damit genauso verflucht sei wie die elenden vermaledeiten diebe in der hauptstadt. diese drecksbande prägt und bestimmt die radnutzung in berlin effektiver als jedes gesetz, man sieht fast nur noch alte und abgefahrene räder an den radständern, natürlich mit teuren schlössern, denn sonst werden auch die gestohlen. alles, was gut ist, wird in wohnung oder keller gelagert. die zwillis tragen ihre rennräder immer nach oben, mein neues wird mir dafür zu schwer sein, besonders, wenn dann immer noch 2kg schloss mit dazukommen.

wahrscheinlich haben die meisten mehrere räder, ein olles für den einkauf und die kneipentour ins umfeld und ein gutes für ausflüge, sport oder für den arbeitsweg, wenn es dort eine abstellmöglichkeit gibt. jemand erfahrungen mit gps-trackern, die man in den rahmen stecken kann? stinkbomben oder farbpulverbömbchen, die losgehen, wenn man sie nicht abschaltet und das rad bewegt sind wohl zu indifferent, aber mit gps kann ich den dieben irgendeine bande von imposanten nichtpolizisten hinterherjagen, die genug eigene räder haben. die schlösser von i lock it sind mir zu teuer, und ich kann das rad ja nicht jede nacht mit ins bett nehmen. vorfreude jedenfalls groß, ich habe die ganze zeit ein bild vom rad offen.

ab heute hilft eine corona-warn-app beim tracking von infizierten, noch zeigt sie gar nichts, weil ich zu hause war den tag über. die looper-comunity aus anderen ländern meldet, der akkuverbrauch hielte sich in grenzen, das ist wichtig, ich brauche das handy ja hauptsächlich wegen der pankreas-app, und es ist schon ziemlich runtergerockt. ein zwilling hat heute vor besuch des plötzensee-bades noch einen zettel ausdrucken müssen, auf dem seine name plus kontaktdaten stehen, den muss er abgeben, wenn er das bad nutzen will, das wäre auch überflüssig, wenn die app von vielen genutzt wird. mich beruhigt die vorstellung, gewarnt zu werden, wenn mir ein kranker begegnet ist, über die datensicherheit mache ich mir gar keine sorgen, es ist ja kein spieleverlag, der daten verzocken will.

im alltag kommt bewegung ins system, eine unruhe, die jungs werden konkret in ihren plänen, die bewerbungsfrist hat angefangen, sofort beginnt die mentale vorbereitung auf ihren auszug, irgendwann nach dem sommer. ich glaube, ich wäre minderbegeistert, wenn sie in berlin einen studienplatz fänden, ein bisschen fremde muss sein in so einer biographie, wenn schon ihre reisepläne alle ausgefallen sind. mir wird prophezeit, das würde schwer werden, ich müsse mein leben neu strukturieren, als wäre ich bisher hauptsächlich mutter gewesen. mich ärgert das ein bisschen, ich weiß aber nicht genau, warum. vielleicht, weil im ratschlag so ein du-wirst-schon-sehen-dingens mitschwingt, als wäre das alleinsein mit kindern so anders als das alleinsein ohne kinder, als wäre das nicht die ganze zeit alleinsein mit kindern plus allem anderen gewesen, was die freunde auch haben und tun müssen. ich werde traurig sein, weil die liebsten menschen ausziehen und freiwillig nicht wieder einziehen werden, und erleichtert, weil sie viel arbeit machen, beides ist erwartbar und nicht vorstellbar, wie alle gefühle, man muss sie haben, um sie zu verstehen. bisschen vorfreude, bisschen angst.

wunschlos

bei der liste der geschenke zum 18. geburtstag nie ganz bei den kindern, immer einen schritt im repräsentativen raum, habe lange nach einem rite du passage gesucht, dann gemerkt, dass alle, die mir einfallen, nicht nur den übergang darstellen, sondern auch eine soziale zugehörigkeit zeigen oder festschreiben wollen. die jungs selber sind da wohl erzogen und wünschen sich nichts davon, keine uhren oder autos oder reisen. ich habe keine erinnerung daran, was ich bekommen habe zur volljährigkeit, es waren aber auch keine symole notwendig (sie bleiben ja kostüm und maske, solange man sie als anreiz wahrnimmt, und nicht als selbstverständliches attribut), ich gehörte unmissverständlich dazu und wollte umso dringender weg von allem, was meine familie ausmachte. einen füller bekommen sie trotzdem. die hoffnung, dass sie mein hin- und her über die grenze zwischen zugehörigkeit und außenseitertum als etwas flüssiges wahrnehmen, als beweglichkeit, nicht als etwas falsches, nicht als behauptung.

kw 14

das prenzlauer berger frühlingsoutfit ist schwarz, eng, geschminkt, also vor den wichtigen cafes. ich trage farben und bin damit unsichtbar in diesem kontext, mit dem ich sonst nix zu tun haben muss, und das ist  wieder berlin, wo jeder tut was er kann.

38h sind zuviel für mich, merke ich diese woche, bin dauernd hinterher. ich brauche freiraum in meinem alltag, leere stunden, die ich nebenbei füllen kann, ohne plan und absicht, miteinander mit meinen jungs und emma. pläne sind eine ebene drauf, aus der nix mehr wachsen kann, kein quatsch zumindest, keine zufälligen sätze, nix freies. alle energie im alltag gebunden, sono al verde, wie man in italien sagt, wenn die kerzen fast leer sind (sehe grad, es gibt viele theorien zur etymologie dieser wendung). dazu kaum zeit für den von claudine übergebenen feinen lievito madre, er ist ein luxus, um den herum ich meinen alltag organisieren muss, mit früher aufstehen et. al.

mein vertretungsjob macht ziemlich glücklich, aber das genügt nicht, ich verdiene damit nicht genug für eine putzfrau, schon gar nicht fürs studium der jungs. drücken sie mir also weiterhin die daumen für irgendwas ab mindestens durchschnittslohn.

 

 

passage

es wird eine stadt weit im westen werden, an der grenze zu luxemburg, gerade noch großstadt, um die 12.000 studenten. er will sofort ausziehen, am liebsten morgen, hat sein zimmer schon vollkommen in kisten verfrachtet oder verschenkt, und natürlich ist sein zimmer schon vergeben an einen der zwillis, die sich ohne krieg und duell einigen konnten. womöglich sind die  auch schon erwachsen. leselisten, rezepte, ratschläge mimetisch im gespräch versenkt, glaube ich, er sagt: mama! und umarmt mich kurz.

geburtstag, 17, geld

dem einen zwilling wollte ich zum geburtstag eine neue himitsu bako schenken, nachdem er seine alte zerschmissen hatte. das ist mir allerdings erst am tag davor eingefallen, also habe ich einen zirkusladen in charlottenburg gefunden, der noch eine im regal hatte, ein kleines unauffälliges regal in einem geschäft, das bis in den letzten zentimeter mit bunten, schwer verständlichen sachen gefüllt ist. der eigentümer hat ein paar tische auf die straße davor gestellt, da saß ein mann und hielt eine einzelne pfauenfeder in der hand, mit zwei fingern, als würde der zauber von selbst passieren.

die box hat nur 10 schritte und ist nur 4 sun (12cm) klein, aber ich wusste , dass ihn das freuen und überraschen würde, wo er doch seit monaten immer nur „ich weiß nicht, eigentlich gar nix“ sagt, wenn ich ihn nach wünschen befrage. mit 17 ist der lebensstrom wichtiger, die jahreszahl, nicht mehr so die rituale der eltern, sie haben alles wesentliche, ihr geschmack ist eine klare binäre sache, für grauzonen und kompromisse haben sie noch keine notwendigkeit, ihre bedürfnisse liegen nicht im dinglichen, außer bei kleidung. der andere zwilling wollte einen verstärker haben, ein guter wunsch. david hat also geld bekommen, in einer schönen kiste, ich glaube, es hat ihm gefallen, ich habe dieses kurze kleine strahlen gesehen beim auspacken, für das eltern ja alles tun würden. das mit dem geldgeschenk war auch der vorschlag von ihm, den ich dauernd überhört habe davor. gregor hat seinen schein (von der nonna gab es auch noch was) in einen kinoabend mit seiner freundin investiert, david denkt über ableton nach, hofft aber, dass ihm auch noch eine freundin dazwischenkommt.

jedenfalls hat mir der verkäufer erzählt, dass die alten meister dieser holzarbeit in japan keine nachfolger finden, es deswegen nachbauten in china gibt, die weniger gut sein sollen, und deutlich billiger, aber woran kann man sparen bei diesem handwerk? am holz vielleicht, und am lohn. man kann die urheberschaft außer am „made in japan“ manchmal an einem hanko erkennen, einer signatur in form eines zeichens oder eines namens, das sind aber keine sicheren verweise, weil auch schüler manchmal stempeln dürfen. ich weiß nicht, wie viele solcher arbeiten eine werkstatt schafft, mein lieblingsladen hat jeden monat so 6-8 neue dinge zum verkauf, nicht alles puzzleboxen, auch andere arbeiten. es muss andere verkäufer geben, der markt scheint relativ groß.

beim rumgucken habe ich ein stück mit einem kleinen koi auf der rückseite gekauft, dazu eher überflüssige behältnisse mit so einem schiebedeckel aus feinen streifen yosegi-holz. die verkauf ich wieder, glaube ich. 10 x 15 x 5cm. für zigaretten zu groß, ich rauche ja auch nur geschnorrte, für den täglichen gebrauch zu empfindlich, vermute ich. aber sehr hübsch.

wege

Oh the lines are long
And the fighting is strong
And they’re breaking down the distance
Between right and wrong*

mal wieder so jung sein, dass man alles schafft, eins nach dem anderen, mit nichts als oder hauptsächlich vertrauen in petto, müde für eine nacht, dann wieder wach, blind genug sein, voller hoffnung, aber das weiß man da noch nicht, weil sie so untrennbar ist von der lebensenergie, dem gleich wieder tanzen gehen wollen. laut musik hören, unbekannte dylan-stücke, den uncool-automatismus gleich wegwischen, weil ich gar keinen kenne, der so denkt, außer meinem überich, das die schwierigen momente gerne cooler und besser, vor allem besser klären können würde, statt immer nur allein und beschränkt auf die möglichkeiten, die ich eben an bord habe.“das hast du sowas von verkackt“ sagt der liebste sohn, weil ich ihn auf den verschwörungswahn seines vaters angesprochen habe. wie bin ich in so eine welt geraten? nicht meine. nicht immer für den kompletten scheiß bereit sein, nur für den verständlichen, auf dieser seite des horizonts. überhaupt! mal wieder angestrahlt werden, weil der andere ein lächeln über hat – halt nee, das hatte ich heute, von gleich zwei tollen frauen. trotzdem lieber mehr davon, und ein einfaches leben, durch das man gut balancieren kann, mit der kraft für leichtigkeit und für das kleine heimliche hüftwackeln an den lauten stellen im song.

müde.

herr, lass mich heute betrinken, in gesellschaft, mit ein paar guten menschen.

*dylan, ring them bells

paul beutel

es braucht ein dorf um ein kind großzuziehen, diese olle kamelle hab ich  erst irgendwo in northern exposure kennengelernt, als ed mal wieder seinen vater sucht und stattdessen ein dorf bekommt, da war ich schon erwachsen, mag das bild seitdem. eine gruppe, ein netz, eine vielzahl an stimmen. so ein dorf hab ich für meine kinder seitdem gesucht, es sollte weder peergroup sein, noch irgendwas mit einem lehrplan, es soll da gar nicht um die kinder gehen, im idealfall sind sie einfach ganz selbstverständlich dabei. weil sie selber ja selber auch einfach da sind, in dieser zeit und dieser stadt, und so weiter.

für uns ist die kirche zu diesem dorf geworden, und in den jahren seit der konfirmation ist es der diakon paul beutel. die teenies kommen mehrfach in der woche zu ihm in die junge gemeinde und bleiben so lange, wie es geht und cool ist und bis der abend eben vorbei ist, und tag darauf kommen sie eventuell wieder, mal schauen, wer so da ist, und am wochenende macht einer von ihnen da eine party. wo seid ihr denn da? na bei paul! sagen sie.

es ist ja das alter, in dem die kids nicht mehr erreichbar sind, also im nicht metaphorischen sinne, sie sind halt woanders und gehen nicht ans handy. ich weiß auch nicht genau, was sie bei paul in seiner kirche so machen, hab gelegentlich nachgefragt: kickern, gespräche, fußball gucken, tischtennis, reden und chillen. essen und trinken. es hört sich an wie zuhause, das ist ein guter grund, irgendwo hinzugehen, wenn man da zu hause sein kann.

ohne paul wär das alles nichts. paul ist immer da, er wohnt dort, seine küche steht offen, er kocht und kauft ein und macht witze, sein haus ist ihr haus, er macht diesen ort und damit irgendwie die ganze kirche drumrum durchlässig für die vielen teenies und jungen menschen, bevor die zu leuten werden, groß sind und sich wappnen müssen für die welt, bei ihm brauchen sie das nicht, er lässt sie sein, wie sie sind. also vermute ich jedenfalls, ich war ja nie dabei, aber wenn er anders wäre, würden sie nicht so gern da hingehen, not? gibt es ein geheimnis, wenn die kinder zu einem kommen? mensch sein, hinhören, humor haben, pizza machen, er ist ihnen anker und leuchtturm, aber das pathos passt irgendwie nicht zu diesem mann, der eben einfach da ist und bleibt, rund um die uhr, wenn es mal sein muss und nur ein bisschen lächelt, wenn man sich bei ihm bedankt. seit 30 jahren.

und jetzt geht er, in ein kleines dorf im harz, und wird da pfarrer, ich würde seine predigten sehr gern mal hören, einfach, um ihn dann doch mal kennenzulernen. im dorf kennt man ja auch nicht jeden gleich gut, aber es war gut zu wissen, dass er da ist. alles gute, von herzen, und überhaupt.

teenager

das unausgesprochene in der begleitung der söhne, wie sie größer werden, eigenständiger, „ich bin 18“, wann immer ich etwas gegen seinen willen durchsetzen möchte, wie helm aufsetzen beim rennradfahren im januar, aber es geht ja nicht ums durchsetzen, das war immer nur die letzte zuflucht, eine grenze, auf die auch die kinder sich verlassen können, der große und ich haben sie aufgegeben, weil er volljährig ist. die redundanz dabei. sie entscheiden selber, haben aber diese wunderbare offene stelle, wenn sie mir zuhören, erzählen, um rat fragen, mein einfluss läuft so mit. das nein des großen eine zielmarke für ihn, wegmarke für mich nach all den gemeinsamen jahren. die sorge, bis er wieder hier ist, unbeschadet, mit seinem grinsen. er trägt die schiffermütze seines urgroßvaters, ein dauerping an die rührung für mich, eine art türstopper ins mutterschiff für ihn, hoffe ich. liebe.

wild und grau

… sind die zeiten.

am wochenende nach einer unangenehmen, eventuell aber auch rein koffeinbedingten panikrunde in meinen üblichen situation-pragmatismus gerutscht, der fehlenden eingriffsmöglichkeit geschuldet. belese mich über bannon und seinen machthunger und verfolge mögliche gegenstrategien der restregierung, der cia oder der heimatschutzbehörde. der fbi ist ja wohl draussen. ob es überhaupt noch möglich sein wird, kann ich nicht beurteilen, was tun, wenn gerichtsbeschlüsse einfach ignoriert werden? warum überhaupt dieser ganze aufruhr, warum hat er es so eilig mit der dekonstruktion der demokratie? als wären wir in einem marvel-film. es macht nur sinn als testangriff, als probe aufs exempel.

zuviele fragezeichen, liegt auch an eigener politischer unbelesenheit. der atlantic setzt als hauptantrieb gier voraus, und stellt sich eine autokratie vor, ein relativ mildes bild (italien grüßt), lässt aber den rechten rassistischen ideologen bannon völlig außen vor. anders yonatan zunger, er sieht mehr auf die ideologischen aspekte und entwirft etwas viel dunkleres, aus der sicht einiger bereits jetzt angegriffener wie der muslime oder der latinos.

man müsste die bösen jungs wahrscheinlich kapern und hinter gittern setzen, die ganze üble bagage, und darauf hoffen, dass die tea-party noch nicht ganz aufgewacht ist nach der langen existenz als splittergruppe. die republikaner geben bisher ein bestürzendes bild ab.

ich bedauere meinen mangel an staatsphilosophischer und volkswirtschaftlicher bildung, habe auch keine zeit, da jetzt noch aufzuholen. ich hoffe, die zeiten gestatten so eine lücke weiterhin. hab mich wieder beruhigt jedenfalls. der dezember war ein blöder zeitpunkt, mit dem twittern anzufangen, weil da andauernd neue texte hochkommen.

(nur notiert, um die guten links zu sammeln, wer noch was hat, gerne in die comments)

zu feiern gibt es heute (außer der wunderbaren kitty koma) den geburtstag von christian frederick martin, im jahr 1796 in markneukirchen geboren, von dort anfang des 19.jh nach new york emigriert, hat sich dort als gitarrenbauer selbstständig gemacht, in deutschland war das wegen restriktiver zunftbestimmungen schwieriger. heute werden bei martin guitars die besten massengefertigten gitarren der welt gebaut, von martins ur-ur-urenkel. 6 generationen, die jüngste ist eine tochter und darf selber entscheiden, ob sie dem vater folgen will, sie ist ca. 12 jahre alt. geschichten von emigranten.

(ich habe mich in meinem leben schon in drei martins verliebt, zwei davon waren männer, die sind zu anderen lieben weitergezogen, die dritte ist eine lady aus fichte und palisander, und gibt viel mehr zurück, als sie von mir bekommt, mit meinen unsortierten januarhänden. eine hd 28. true love.)

ärger mit pcs. tl;rl: geht unten weiter. ärger mit pcs interessiert am tag danach nichtmal mehr mich selber. löschen ist aber auch irgendwie unhöflich, not?

es sind viel zu viele dinge an einem tag, der große aufgespannte fächer, unter den alles will, ferien, eine herausforderung für alleinerz. berufst. mütter.

ich sitze also im berliner januar herum, und schaue nach meinen feinheiten, den farben, den wünschen, dem punkt, an dem alles sich bündelt und zu etwas gutem werden kann. muss lernen eigentlich, aber es bleibt nix haften, alles rutscht ab und verschwindet im unwesentlichen, und es kommt nichts zurück. streusandbox ist das passende symbolbild.

„wild und grau“ weiterlesen

zwillis+

hihi. während sonst eher ein „naja, aber was hast du sonst schon erreicht?“ den stolz irgendwie überflüssig macht (kinderhaben ist doch keine lebensleistung, wie eine bekannte einmal fallenließ), es ist ja auch etwas eher normales, finde ich mich nach dem lesen kurz doch ziemlich toll. ich hatte zwillinge und einen zweieinhalb jahre älteren erstgeborenen und ich war und bin allein mit meinen mäusen, krankheiten, alltagslogistik, erziehung, diabetes und dem hund, in der summe: dem leben et.al.

 

lost and found/ …

wie ich im april morgens um halb 8 vor der freien volksbühne west anstand, um karten fürs theatertreffen zu ergattern, mit zeitung und thermoskanne. einmal war eine frau mit dabei, typ dame, drei grosse junge männer bei ihr, kurz phantasiert, wie ich das auch stehen werde in ein paar jahrzehnten, mit meinen söhnen. war ich 2001 schon wieder dabei, die zwillis grade ein paar wochen alt? ich hätte das gern, aber es ist unwahrscheinlich. die karten werden immer im april verkauft, ich hätte also entweder höchstschwanger oder als frisches kaiserschnittchen da stehen müssen. war aber jahrelang jedes jahr dabei. ein paar jahre lang gab es immer einen marthaler zu sehen, 2001 war es was ihr wollt, hab ich vielleicht später im jahr gesehen, marthaler/viebrock war mein liebstes theatergespann damals. der nächste shakespeare bei einem theatertreffen war ein titus andronicus, in der bearbeitung von heiner müller, das war glaube ich 2004, den habe ich sicher gesehen, da war ich schon wieder alleinerziehend. regie johan simons, münchner kammerspiele. dazwischen war ich bei noch einem, von der liebsten annette kuss inszeniert, ein sommernachtstraum in oberhausen, im herbst 2001 muss das gewesen sein, ich hab noch gestillt und musste auf dem trip zweieinhalb liter milch täglich abpumpen, das weiß ich noch, und an die merkwürdige monstermall in oberhausen erinnere ich mich auch noch gut. meine zeit als ubiquitäre premierentusse war aber schon mit den geburten abgeschlossen, gar nicht zwangsweise, es war einfach nicht mehr wichtig genug, um dafür stunden anzustehen und mich um karten zu kümmern. auf die theatertreffen bin ich aber gegangen, wann immer ich es einrichten konnte. nie bemüht, fürs theatertreffen zu bloggen, obwohl ich dafür eigentlich prädestiniert war, inzwischen traue ich mir so eine art kulturell relevantes schreiben gar nicht mehr zu. heut also wieder ein shakespeare, ich gehe mit dem großen ins berliner ensemble, um endlich den hamlet von haußmann zu sehen, mit christopher nell in der hauptrolle, den der grosse schon neulich als mephisto gesehen hat, im faust von wilson. er kommt mit, wäre aber wohl nicht fürchterlich traurig, wenn etwas dazwischenkäme. ich lege ihm den dicken und staubigen vierten band einer ddr-gesamtausgabe auf den bauch, 1989 erschienen, damit er sich, wenn er es will, ein bisschen einlesen kann, obwohl es nicht die schlegel-übersetzung ist, die haußmann verwendet. vielleicht hilft es für einen textflow heut abend schon, das buch auf dem bauch liegen zu haben, weil eine emotionale weiche auf grün gestellt wird? who knows.

ganz undramatisch ist der rituelle moment verloren gegangen, hatte ihn glaube ich als ein liebgewordenes symbolbild für ein selbstverständliches bildungsbürgerfamiliending im kopf, zwischen haben und sein, inszenierung und notwendigkeit. seit jahren muss man für die tt- karten nur noch einen zettel ausdrucken, ausfüllen und beim pförtner auf den stapel legen, das ist alles, gemeinsames frühmorgendliches stundenlanges anstehen ist nicht mehr notwendig. die macht der initiation kann jetzt nur noch das stück selber liefern, ohne aufwand. vielleicht genügt das ja auch, es wird der erste hamlet für den sohn, stress hatte er dafür keinen, er wird sogar hingefahren, weil ich frau ziebarth chauffieren möchte. so wird ihm nur das schlegelsche deutsch einige hürden liefern, aber die wird die inszenierung ebnen, sie wird mit tarrantino verglichen. den kennt und mag er sehr.