kinder bei einem dünnen punker mit türkisen fingernägeln zum haareschneiden (kann er überhaupt nicht, wie sich dann herausstellt), beim suppenhuhn kaufen läuft johnny cash, ich finde meine lieblingsmarmelade aus italien im bioladen und hole sauerteigbrot bei der hofpfisterei und denke, dass berlin sich doch nicht sehr verändert hat, man findet nach wie vor alles, auch wenn man inzwischen anderes sucht.
Kategorie: twoday-archiv
keine zeit mehr zum bloggen, seitdem ich einen job in einem büro habe. fehlt mir, muss ich irgendwann anders unterbringen. in dieser ersten umgewöhnungszeit habe ich abends keine vollständigen sätze mehr im kopf.
gestern mit den kindern tagesschau geguckt, libyen erklärt. sie fragen die ganze zeit, was ist ein diktator, wie groß ist die wüste, warum schießen die, warum hat in ägypten keiner geschossen. in libyen leben nicht einmal doppelt soviele menschen wie in berlin, das beeindruckt sie und mich. machtverhältnisse in diktaturen sind einfacher zu erklären als die in demokratien. danach gucken wir zusammen glee, die jungs lieben es.
noch immer husten. ein harter winter ist das, der tank auf reserve, kinder auch immer wieder krank, der monat februar nimmt nur und gibt nichts.
dann werden die kinder doch noch für anderthalb tage abgeholt, nach einer woche fieber, husten, übergeben und dieser stumpfen grippe-erschöpfung, und was macht hotel mama? erstmal betten abziehen, aufräumen, putzen, damit die keime weg sind, bevor die jungs wiederkommen. jetzt kann ich auch mal krank sein. das ist der anstrengenste aspekt beim alleinerziehen, man muss gesund sein, auch mit 39° fieber muss man den jämmerlichen kranken kindern beistand und wärmflaschen und wadenwickel und hustentee und „nein, du wirst nicht sterben“ (männergrippe von anfang an, irgendwie) verabreichen, bei drei kindern etwa alle 10 minuten einem. die oma will nicht angesteckt werden, die freunde haben wichtige projekte und wollen lieber keine grippe, die krankenkasse braucht zeit, die anderen eltern sind in den winterferien, der vater hat selber kranke familie: blöd. jetzt bin ich bis morgen um 19uhr horizontal, will mich aber dabei auf einen job vorbereiten, der vollkommen out of the blue hereingeschneit ist, ab montag. bis dahin darf gehustet werden.
berlusconi hatte gesagt, seine zu junge freundin ruby sei eine cousine mubaraks und müsse sofort aus dem knast gelassen werden, warum? ein selbstverständnis und ein machtalltag, bei dem grenzen schon nicht mehr wahrnehmbar sind und die millionen ungestört fließen, wie eine fahrstuhlmusik. ich bilde mir ein, sein gesicht wäre wächserner, seine stirn knitteriger, sein lächeln maskenhafter geworden, seit ägypten und tunesien in bewegung geraten sind, oder vielleicht veröffentlichen repubblica und corriere mehr dieser bilder, keine ahnung, ob es in italien auch eine masse braucht, um den boss zu stürzen, man will das nicht mal hoffen. die masse will wachsen (e.c.), sie flackert seit jahr und tag durch facebookgruppen, aber sie ist und bleibt unsichtbar.
zwischen der aufregung um ägypten dann mit den jungs auf der couch, simpsons gucken, tv aus, liegengeblieben, gregor singt e’mma und will es hören, danach mit dem noch hochfiebernden großen im arm durch youtube gestreunt, am ende alle ziemlich gackernd hier gelandet, ein paar mal hintereinander, sie kannten es noch nicht!, sogar der große zieht die mundwinkel hoch.
heute ein blöder blöder tag, man will dann, wenn alles, aber auch alles den schlechteren von zwei möglichen wegen geht, dann will man auch mal ein paar teller zerwerfen, weine austrinken, ein paar schlägerein anfangen, ungerecht herumblöken und sich daneben benehmen. ich weiß dann nicht mehr lückenlos genau, wofür, oh mei, für die kinder, die sonnenuntergänge, den sex und den wein, für die musik und die paar guten freunde, für die wunderbaren guten männer, die ich hatte, neben all den sozio- oder psychopathen, es lohnt sich für das wunderbare essen, den kuchen und die pasta und den whisky. aber man, es gibt sone und solche abende.
(wie jung ich bin im vergleich zu meinem ipod)
endlich mal wieder mails aufgeräumt. von 350 mails in der inbox sind 60 vom hockeyverein, dabei spielt nur ein kind hockey. lange keine mails mehr, die nicht gelöscht werden, das liegt hieran, daran, darum, darob, der gedanke daran ist wie eine fliege, die man wegschlägt, wenn sie heransummt und herumsummt, volles präsenz, baby, ich bin schwellenlos im alltag integriert grade, ich bin wie alle anderen, ich habe jetzt ein powerhouse, aus dem heraus ich meine beine bewegen kann, in kleinen kreisen, und wenn ich dann in der s-bahn sitze morgends um neune, dann denk ich an den schönen jahnn-satz „es ist wie es ist, und es ist fürchterlich“, steht in einem buch in meinem schrank, ich weiß wo, ich vergess es nicht.
es würde mich freuen irgendwie, wenn das leben so ein puzzle bleiben könnte, ein einziges nacheinander, lauter wasserstücke, man schlägt mit dem handballen drauf, bis sie passen, eine reihung ohne punkt und komma, von meinetwegen schönen momenten, wenn man disziplinert genug ist, lose verknüpft durch zeit und gründe. well.
wie jeden winter lese ich an einem tag, also heute, chr. meckels liebesgedichte („souterrain“), immer nebenbei, die seiten fallen raus, es sieht zerlesen aus, ich wie immer auf der suche nach liebe, wie immer finde ich den einen lieblingstext nicht, an den ich mich nur vage erinnern kann. bei montale habe ich ganze verse im kopf und bin sofort von jedem gedicht wieder abgelenkt, es sind geschlossene -nein- vollendete bilder, unverwechselbar und verfügbar, bei meckel ist jedes immer ein teil vom anderen und teil des ganzen, der schreiber mehr ein liebender als ein dichter, er entkommt der liebe nicht, ist das nicht klein? sollte man nicht entkommen?
ich lese das so, wie ich ein altes weblog lesen würde, wenn es noch online wäre, als ob es andere zeiten gewesen wären, und dann hat sich auch nach langem nachdenken nichts wirkliches verändert seitdem.
die ein-kind-wochenenden sind so viel mehr beziehung als erziehung. der große liest oder isst oder hört musik, wir überlegen, was wir tun können an einem sonntag, jeder äußert seine wünsche. auf dem rückweg vom kino treffen wir einen neuen freund von elias, ein bisschen jünger als er, der sich sehr freut, ihn zu sehen. wir essen abends im restaurant seines vaters. ich muss nichts zahlen.
wenig gebloggt, weil mein wlan im macbook nicht geht und ich abends nicht extra aufstehen will zum bloggen. facebook geht mit iphone.
vorhaben für 2011:
einen reisepartner finden für die tour mit jungs durch die usa, die ich mir für 2012 vorgenommen habe. ob mann oder frau ist eigentlich nicht so wichtig, es sollte ein reger und witziger gesprächspartner sein, kinder dabeihaben oder meine aushalten, lebensfroh und wohlerzogen.
besser anziehen. die kombi single/heimarbeit hat zu einer gewissen stilistischen vernachlässigung geführt. ich habe einen schock schöner strumpfhosen gekauft, die schuhe stehen eh im schrank. heute: jeans, rolli, alter lauren-tweedblazer, voll house&garden – well, ich arbeite noch daran.
aus dem einen wöchentlichen yoga/pilates ein zweimaliges machen. es tut so gut, man fühlt sich jahre frischer und anwesender.
einen längeren text verkaufen. mal gucken, was mir einfällt. eigentlich nur wegen der ehre, ich brauche ein bisschen bestätigung fürs wohlbefinden, ich hatte einen geben-schwerpunkt in meinem leben, der mich ins wanken gebracht hat im letzten jahr.
viel, viel mehr lesen. zum beispiel stefano d’arrigos „horcynus orca“, der angeblich im februar auf deutsch erscheinen soll, nach 36 jahren, ein monumentaler und sehr eigentweltlicher roman, in den achtzigern gekauft und immer nur bis seite 140 gelesen. er hat 1257.
(ich habe nur einen einzigen beitrag für den commonreader geschrieben, das hängt mir schwer nach. gelobe besserung.)
mehr theater. ich weiß nichtmal mehr alle berliner dramaturgen auswendig, bei den intendanten muss ich nachdenken, und ich war eine echte premierentusse, ach früher.
mehr kür-mässiges fällt mir auch bei nachdenken nicht ein, die pflicht ist sowieso selbstverständlich.
leere wohnung, mir fällt auf, dass ich keinen cd-player mehr habe. mal wieder irgendwas donnerndes hören wollen, winterreise sofort wieder ausgestellt, dieses unlustige, trauer tragende, die deutsche wehmut, ich seh dann immer eine errrrnsthafte männertrauer, die man nicht umarmen mag, weil sie ja so schön klingt. wie ich die romantik nie besonders mochte und ihre liebhaber immer so eher hinnehme, besonders wenn sie karriere gemacht haben (viele oberärzte kenne ich). wie schön, wenn schönheit beim hören und verstehen entsteht, in einem zweiten schritt, und nicht durch imperativische gefühligkeit. (die kleinen falschen hopser hierdrin)
(was anderes: zu wissen, wo die mauern stehen, sich wundern, wie kühl die immer noch sind, obwohl man sich solang an sie geschmiegt hat.)
der körper voller kraft und freude, mit ein paar müden inseln. lust, jemanden zu verführen, und sei es nur ein paar gedanken lang, gegenwart bis in die fingerspitzen. zuwenig sex in letzter zeit.
Die beiden Türen der Welt
stehen offen:
geöffnet von dir
in der Zwienacht.
Wir hören sie schlagen und schlagen
und tragen das ungewisse,
und tragen das Grün in dein Immer.
(Celan glaub ich. immer der wunsch, das an diesen hohen christlichen feiertagen, den emotional wirklich lauten, tatsächlich etwas geschehen möge, irgendeine berührung. gemerkt, wie klein und verlässlich und wenig störend dieser teil von mir ist, neben dem fröhlichen materialismus, und dem navigationssystem alltag und dem textding und äh, viel mehr ist grad nicht)
(dinge)
war ich nicht schon einmal in hakone, wo die holzkästchen herkommen? auf der suche nach diesem heftchen, in dem man die tempelstempel sammeln kann bei einer reise durch japan, in den schatzschrank abgetaucht, kleinster dachboden der welt, durch den die kinder ein- oder zweimal im jahr gehen, voll mit schachteln und dosen, mit münzkartons von meinem vater, alten briefen, alten briefmarken, ein paar römischen öllämpchen in knackfolie, schachfiguren in einem holzkasten, alten schlüsseln und knöpfen in einem anderen, einer goldenen 200€ münze, samt schatulle immer besonders gut versteckt, zusammen mit der rotgoldenen taschenuhr, die noch geht, mein vater hatte sie immer in seiner schreibtischschublade, in rotem samt, ich habe vergessen, von welchem toten sie stammt. dann diese schiefgeschmolzene sterling-teekanne, von einem zerstreuten mann mal auf einer herdplatte abgesetzt. ein schuhkarton mit mineralen vom bergwerks-großvater, alle in pappschachteln, voller steinstaub vom vielen ein- und auspacken über 35 jahre, die kleinen etiketten mit schreibmaschine beschrieben, einem anderen mit in sizilien gefundenen griechischen scherben, in einer düne, das meer im rücken, 70ziger, weiß ich noch, die düne war ausgespült, man sah die wurzeln der pflanzen, und in einem kleinen hohlraum lagen ein paar schalen in scherben, schwarz mit rotem rand. ein zerbrochener knochenfächer, reisewecker. es sind wie jedes jahr schätze dazugekommen, diesmal ein steinzeitkeil, den david in küchenpapier gewickelt mit hineingelegt hat, im park gefunden, auch mal muscheln oder holzstücke, die aufgehoben werden müssen. ich habe kein lieblingsstück, bei einem brand würde ich nur die wertvollen mitnehmen, aber die dinge bilden einen gleichmässigen dicken teppich, jedes für sich ganz präsent und dabei so hazy in der zeit schwebend, so wie man manchmal seine hände anschaut, mit den linien, ganz verblüfft über alter und zeitlosigkeit. die kinder suchen zuerst das gold und silber, und das mama, was ist das wert? – wenn ich dabei bin, aber sie erinnern sich an jedes detail und memorieren die zusammenhänge zwischen der familie und den sachen, die nicht mit einem betrag abgehakt sind, „das hat sie von ihrem vater“, „geerbt“, „der hat es geschenkt bekommen, von einer frau“, „die hat es voher selber ausgegraben, oder mama?“ ich lege bonbons in den schrank, sie verschwinden immer.
m.
deine unterarme wandern auf dem tisch herum, du redest mit den händen, starke hände, du hast nichts weiches, dein körper gibt noch nicht nach, er verändert sich nur. wir reden vom älterwerden und der nachlassenden unruhe, ich spotte ein bisschen über den marathon, deine fitness ist aber schon ein prächtiger ersatz für die jugend. du fährst rad und läufst viel, ich mag das festhalten an der kraft, nicht nur aus eitelkeit, sondern weil dein leben so voll und fordernd ist. dein blick ist stiller, wir grüßen uns, während du erzählst und erzählst.
(mmmh.)