wecker: kleine hommage

vor 14 jahren ging mein wecker kaputt. mein leben hatte damals gerade einen neuen mittelpunkt mit weckfunktion, ich wollte aber irgendetwas für gäste und notfälle im haus haben und habe im kaufhof am alex für fünf mark einen funkwecker gekauft. ich hatte dann einen und benötigte also keinen mehr, es kamen noch kinder dazu, mein mann hatte einen schönen wecker, weil er anders als ich morgens nicht stillen musste, den hat er dann beim auszug mitgenommen. ich benutzte den billigwecker und beachtete ihn nicht mehr als eine türklinke oder einen heizungsknauf, als er dann regelmässig nötig wurde mit der einschulung des großen, seit 14 jahren steht er auf dem nachtisch und weckt mich immer 3 minuten, nachdem ich von alleine aufgewacht bin, und dann nocheinmal, wenn ich nach 5 minuten wieder eingeschlafen bin.

er ist nicht schön, aber ich habe ihn auch nicht ansehen müssen. jetzt fordern seine knöpfe morgens und abends erhöhte aufmerksamkeit, weil ich sie aus veschiedenen richtungen drücken muss, mal 5, mal zehn mal hintereinander, manchmal reagieren sie auch gar nicht, die weckzeit ist nicht mehr änderbar und steht immer auf 6:30, die datumsanzeige ist verschwunden, ich habe sie allerdings auch vernachlässigt in den letzten jahren, hätte ich sie öfter aufrufen sollen? gibt es einen ort für nichtbenutzte weckerfunktionen? ich brauche einen neuen, endlich ein designwecker, um den herum sich dann ganz automatisch auch das restzimmer langsam modernisieren wird, auch ich natürlich, bis in ferner zukunft alles vorzeigbar ist.

es ist der erste auf der suchseite, als wäre kein tag vergangen seit 1999, anders als ich hat er sich sogar verbessert und kostet jetzt fast 8 euro. kurze verlockung. den alten weg noch einmal einschlagen, um dann auch den ganzen rest nochmal neu machen zu können, so frisch wie damals,  mit den erfahrungen von heute.

 

teilen

das himbeerreich

wir sitzen in zweiten rang erste reihe und können gut sehen, das theater ist voll bis auf den letzten platz, der januar ist ideal für einen theaterhype, die platea ist voll mit männern, die aussehen wie peter handke und frauen, die aussehen wie wir, nicht mehr taufrisch, ordentlich lippenstift, aber nach wie vor voller liebe fürs theater. ich war auch ein bisserl hungrig auf das cozyschmozy theaterlicht, meine letzte premiere ist schon wieder ein paar wochen monate her.

veiel ist ein redlicher autor, er wirkt frei von allem, was nicht direkt mit dem text oder film zusammenhängt, veiel hat diese unglaublich absurden arbeitsansichten von modernen bankiers auf die bühne gebracht, problem war natürlich: die kannte man schon, wie sie nichts produzieren außer gewinnen, wie sie sich unglaublich ernst und wichtig nehmen und immer so tun, als hätten sie stress, leistung und gewinn erfunden, aber nee, das sollte glaub ich gar nicht dargestellt werden, sondern was? je nun. der zynismus wg. der milliarden hier und der armut dort, der irre galopp der investmentbanker, die gier und ein bisschen der sex, das system, das so riesig wirkt, die macht.

das geld blieb abstrakt, es wurde immer abstrakter im lauf des abends, ob jetzt mit 1 oder mit hundert miliarden gespielt wird, die summen sind nicht vorstellbar, wie einer auf der bühne sagte, „bis hundert oder vielleicht tausend ist unser gehirn in der lage, aber ab dann…“. diese bewegung mochte ich sehr, diese ablösung des geldmachens vom sinn,  ich konnte mich im lauf des abends über die summen gar nicht mehr aufregen,  geld schien als willkürliche übereinkunft leer und lebensfern, das mochte ich sehr und hab kurz versucht, mir die summe von 100 milliarden steinchen oder muscheln oder perlen vorzustellen, und wie solche geldmengen eben nur noch als zahl funktionieren. die figuren auf der bühne hätten auch über platinum reden können. war das jetzt regieabsicht oder nur ein persönlicher ausweg aus dem gezeigten wahnsinn?

ich mochte diese verschiebung, weil mir sicherer wurde, wir und unsere milliarden reellen zellen gegen die milliarden als, weiss auch nicht, binäre behauptung, aber den bühnenmenschen blieb natürlich gar nichts, wenn sie von ihrer geldgeilheit mal runterkommen, sie wurden immer dünner und leerer, keine entwicklung, kein drama außer dem gesetzten, keines, das auf der bühne stattfand.

gern gesehen hätte ich eine absurdisierung bestimmter anlageformen („produkte“), die, wie einer auf der bühne sagte „kein mensch mehr durchschaut“, es ist mir nur noch sprachlich nachvollziehbar, wer da auf wen wettet, ein trockenes grammatikgerüst. dieses absurde hätte ich gerne gesehen, entweder als entwicklung oder als zustand, aber dazu müsste man den kram ja auch wieder ernstnehmen. das kann nicht gesund sein. pollesch hätte das anders inszeniert, aber veiel wollte bestimmt nicht, dass wir angerührt und mit diesem leicht nagenden glücksgefühl nach hause gehen, mit dem polleschen aufruhr, der mich immer ein paar tage offen hält.

nachher auf der premierenfeier fehlte den zuschauern das theatralische, veiel hat die interviews eben nachsprechen lassen. als dokumentartheater hatte es dann aber wieder zuwenig tiefe. es gab ein paar als chor aus dem off vorgetragene kindheitserinnerungn der banker, mit armut, nazis, gewalt glaube ich zu erinnern, als chor ebenso wenig verändernd und veränderbar, das stimmt als regieansatz alles, biodetails als kleine postkarten bei der einrichtung dieser bombenegos, die unser geld bewegen, aber und, frag ich mich dann. man hörte gier, zynismus  und ich hab mir die abläufe des crash gerne nochmal angehört, aber natürlich nicht mehr davon verstanden als damals, also wirklich menschlich verstanden.

schönste szene: als diese stuttgarter schauspielerin sich matthes aus den schoss setzt, und er ihr auf den hintern klatscht, in einer geste, die so hilflos wie herabwürdigend wie verzweifelt ist, andrerseits auch wieder zwischen schrecklich und gääähn, dass der einzige kontakt zwischen der karrierefrau und den karrieremännern einer der wechselseitigen ausbeutung ist. das bühnenbild mochte ich auch, es sah aus wie das innere eines bankschließfaches, die aufzüge fuhren nur nach oben (die protagonisten berichten bei ihrem untergang), kein versteck, keine einrichtung, nur funktion.

teilen

jazz im garten

grade häufiger das köln concert, wie alle paar jahre. dabei frühlingsgefühle, das jazzfest zu mauerzeiten irgendwo bei der neuen nationalgalerie, obwohl jarrett da nie gespielt hat, oder doch? aber es gab einen steinway, ich hab mir immer vorgestellt, dass der kurz rübergerollt werden könnte von der philarmonie, aber die haben wahrscheinlich keine samsonite-rollen an den füssen. man konnte bei ticketmangel oben auf der mauer sitzen und in den hofgarten runterschauen, wo die konzerte stattfanden, das dabeisein irgendwie genauso wichtig wie die musik und die interessanten jungen männer mit ihrem doofen ernst, das leise mitwippen der kenner, wie dann immer mal wieder nur noch musik da war, und sonst nichts, keine stadt, keine leute, nur die magie. ich hab dringend was gesucht im jazz und dachte immer, es liegt an mir, wenn ich es nicht richtig finden kann, dann hab ichs verstanden und mich am weg gefreut.

ein freund von mir hat seiner umschwärmten jedenfalls kurz vor, aber gerad noch zu weihnachten die von jarrett eingespielten händelsuiten geschenkt, davor gab es nur ganz kleine sachen, das reduzierte alphabet von halbsätzen, gesten, die berühung zum abschied, diese schritte ins offene, bei denen man den fuss noch nicht aufsetzt. weil ihn die musik so an sie erinnert hat, die leichtigkeit und eleganz, das bischen verspielte, und wie sich im spiel immer wieder etwas unerwartetes auftut, das alte und neue an den einspielungen. sie hat ihn nicht erhört, das mag am altersunterschied gelegen haben, ab plus 25 hilft auch das gesehen werden nicht mehr, macht mich fast traurig eigentlich.

aber seitdem höre ich den wieder und freue mich dran, nur den händel kenne ich immer noch gar nicht.

teilen

kleider. kleider!

gestern einen sowieso schon erfreulichen samstag ordentlich in glamour getunkt. die wunderbare frau kitty hat beim spaziergang  durch den grauen berliner januarnachmittag zielsicher ein schild entdeckt, an dem ich mangels kenntnis ohne zweiten blick vorbeimarschiert wäre. sterling gold hat einen absoluten schlussverkauf veranstaltet. es gibt dort ausschließlich abendgarderoben der feineren machart, solche, in denen herzen gebrochen und schwüre geschworen und erinnerungen tief eingeschrieben werden, richtige unberliner ballkleider aus vierzig jahren, bis 1980, steht auf der seite, und die achtziger sind ja auch schon wieder über 30 jahre her. ich habe nie ein ballkleid besessen, auch mit langen abendkleidern bin ich eher spärlich ausgerüstet, aber jetzt gab es natürlich überhaupt kein zurück. meine größe war leider schon fast weg, trotzdem habe ich eine mit winzigen strasssteinchen durchsetzte hellblaugrauviolette robe gefunden.

es glitzert! und ist von hinten nicht wirklich bh-tauglich.

gut, ich sollte die wäscheklammer noch irgendwie ersetzen, am liebsten mit einem jungen mann, der immer so mitläuft?

das zweite habe ich ohne anprobieren mitgenommen, weil ich nicht nochmal in die kabine wollte weil der hund die ganze zeit draussen unter einer bank liegen musste. es hat, wie das glitzerkleid, ganze fünf euro gekostet.

beide benötigen noch einige feinarbeit, von der ich wohl lieber die finger lasse, ich kann nur kindersachen reparieren. kleider mit tüllunterröcken gehören in die hände von fachfrauen.

ab jetzt heisst es anlässe suchen! leider sind die meisten meiner freunde schon durch mit dem heiraten, andrerseits muss man beim overdressen bloss drauf achten, als erste zu kommen, dann sind alle anderen underdressed.

teilen

same old, some new

ein kaffeenachmittag, bei dem sich alles abspielt, die ganze  vieljährige beziehungsgeschichte. kann man sie erzählen mit einem nachmittag? nein. die ganzen baustellen liegen nicht offen. die narben unterscheiden sich nicht mehr von den muskeln, die alles im lot halten. lächeln, bitte.

wenn innen- und aussenleben inzwischen zwei verschiedene länder sind mit verschiedenen sprachen, oder hast du gar kein innenleben? was du redest, hat kein herz, aber keine sorge, du merkst das gar nicht. verliere ich meins, wenn ich es nicht reden lasse? es wird dann halt zurechtgestutzt auf das kommunizierbare, in minimalen möglichen gesten.

(wie die intelligenz in den kinderaugen aufblitzt, wenn sie irgendwo dahinterkommen und sich darüber freuen, wie durchlässig sie noch sind, wie sauber und unzerbröselt die energiebahnen laufen, wenn nichts über neurotische umleitungen muss. wie sie kommen und sich ankuscheln und dabei versuchen, das ipad für ein paar spielchen zu klauen, ich sage dann „vergiss es“ und sie lachen und versuchen es ein paar minuten später nochmal, dann gibt es wieder fragen über autos der zukunft, fahrradfahren bei eis&schnee, vokabellernen in anderthalb minuten, während der dritte heimlich tv guckt, bis ich „ausmachen!“ rüberrufe. das innenleben kommt mal ans licht, mal nicht, es fluktuiert mit den themen, es wirkt nicht so, als ob angst oder not da eine rolle spielen würden.)

teilen

tisch leeren

den letzten irgendwie übersehenen stapel post aufgemacht und alle offenen strafzettel bezahlt, ich habe offensichtlich sogar punkte in flensburg, es hätte mich nachdenklich stimmen sollen, das der brief in einem gelben umschlag gekommen ist, plus einen jahresbeitrag einer rentenversicherung, den ich regelmässig erstmal ignoriere.

in deutschland reden alle immer über ihre altersvorsorge, haben mir die gastgeber der schönen silvesterparty erzählt, die eigentlich in schottland leben, und stimmt genau, gestern sassen wir beisammen und redeten auf eine hastige und undialogische weise über unsere altervorsorgen, es hat ein bisschen was vom kröten ausspucken, ein pflichtbeitrag zum jahresanfang. wobei summen nicht genannt oder nicht kommentiert werden. aber man streift im abzählen die frauen, die ganz viel oder eher wenig verdienen, beides unverdientermassen, die erste in der schweiz, die andere ich, aber wer will schon in die schweiz? die meisten frauen in meiner bekanntschaft haben natürlich männer, die mitzahlen und mitsichern. ich habe eine wohnung. in meiner wahrnehmung haben wir erst in den letzten beiden jahren mit diesen themen angefangen, nachdem die männer-kinder-wohnungs-marathone vom tisch waren. das nächste große ding am kneipentisch wird die gesundheit sein, wir werden in ein paar jahren mit gesenkten köpfen über unsere verdauung, die gelenke und die zähne palavern, auch dabei wird ja der leistungsaspekt immer relevanter.

eigentlich regnet es aber nur seit stunden in strömen und ich will nicht mit dem hund raus.

teilen

2012

jahresrückblick? ach nö. ein gemischtes jahr, ein ruhejahr, so fühlt es sich an, ein luftholen. bin dabei, mal wieder einen neuen weg zu finden, gerade habe ich lust, in die diabetesberatung zu gehen, größter vorteil: sinnvolle tätigkeit. bin dabei die nadel im heuhaufen. habe meinen frieden gemacht mit meiner langen berufsliste, das leben ist zu kurz für nur einen job, und kein frieden führt ja auch nicht weiter. dass keiner der berufe genug geld oder bestätigung gebracht hat: well, thats me.

das tollste sind wie eigentlich immer die kinder. es ist so ein glück, welche zu haben, muss ich ja weiter nix zu sagen, denke ich mal. leider darf ich nicht mehr viel von ihnen schreiben, schon gar nichts lustiges, weil sie das nämlich nicht mehr wollen – (ihr kleinkindbloggereltern: geniesst die zeit) – aber die jungs sind natürlich meine familie und mein lebensmittelpunkt. und emma, die mir füsse und herz wärmt und die doppelt soviele haare wie ein normaler collie hat, bei halber größe. und die kitchenaid.

sport war super, halte seit anderthalb jahren durch mit laufen und seit zweieinhalb mit yoga. körper wieder integriert. lotussitz ist trotzdem noch eher lala, aber ich fühl mich topfit und bin zuhause in mir.

literatur ja, doch, wieder mehr gelesen dieses jahr. stecke gerade in einem sehr skurrilen roman von william gass, der tunnel. kann ich meine schwäche für bombastische parallele weltsysteme ausleben. hatte das buch als signierte erstausgabe 2004 in new york gekauft und bin im englischen nicht in den fluss gekommen, jetzt hat nikolaus stingl das mammutwerk übersetzt.

warte übrigends immer noch auf eine übersetzung von „horcynus orca“ von stefano d’arrigo, moshe kahn sass daran, es sollte im amman-verlag erscheinen, den es ja nicht mehr gibt. die sprache des romans ist überwältigend, herrlich und dicht auf eine nicht mehr zeitgemässe = nicht ökonomische weise. ich bin neugierig darauf, ob das werk wiedererkennbar bleibt im deutschen, weil land, figuren, geschichte so unlösbar in der sprache verwoben sind im original.

männertechnisch war das jahr suboptimal, eine uncharmante geschichte am jahresanfang (ja. ich weiss. selber, selber schuld), merke grade, das ich gerne was total fieses über die männer schreiben möchte, aber es sind ja immer nur die doof, die ich mir ins bett hole, und davon nicht mal alle, das wäre also eine verallgemeinerung, die zu unwahr ist, um noch statthaft zu sein. sonst nur ein paar betrunkene küsse auf parties. es fehlt mir bis weit in die tiefe nicht, der lack ist trocken, der boden hält, wer tiefer bohrt, muss whisky schenken und zeit und eine schulter, ansonsten ist das thema partnersuche offiziell durch. vielleicht gelingt mir mal eine funktionale trennung sex/herz, damit wenigstens ein bisschen haut rumkommt – wobei ach, vielleicht einfach mal wieder hier rumsurfen.

eine absolut großartige USA-reise gemacht im juli, mit den jungs, die war alles wert. es ist einfach alles dabei gutgegangen, ich habe die vielen bilder noch vor der nase, muss bloss die augen zumachen. die weite, die großen augen der kinder, das immer-weiter-fahren können, die freundlichkeit der amis, das essen, die 45°-strassen und die brücke in san francisco, der highway 1, der riesige buckelwal, der vor unserem boot einen luftsprung gemacht hat, der geschmack von eiskaltem bud an einem lauwarmen swimmingpool nach einem tag mit +45°C in der wüste. die total verlassene route 66 mit meinem ältesten am steuer, der sonnenaufgang am grand canyon, der erste blick in diesen abgrund. die überwältigenden sequoias mit ihrer zimtrinde und ihrer größe, die livrierten kellner im california zephyr, der sonnenuntergang in den rockies, das kurze herumstolpern in chicago, unsere fahrt mit den öffis zum flughafen dort, der nächtliche anflug auf new york mit blick auf alles, neben einem orthodoxen juden mit schläfenlocken, der den jungs in kinderenglisch die freiheitstatue zeigte – diese reise liefert nachhaltige und wunderbare erinnerungen, eine toller als die andere.

habe freundschaften bissken schleifenlassen dieses jahr und mich zuwenig gemeldet bei meinen lieben, es ist zuwenig freiraum im kopf geblieben bei all dem existenzgewurschtel. wird wieder anders.

und jetzt montale mole, der mit „Opening the World“ eine sehr schöne sammlung herausgegeben hat – ich mag mich aber nicht entscheiden. vielleicht ein vers aus „Following the Thread“:

All the stories are made up. So am I;
so are you. In the end there is no end,

there is only the spider angel spinning out
the drifting threads of heaven.

ich wünsche allen lesern einen wunderbaren start ins neue jahr. feiert feste, küsst jemanden, egal wen, zündet ein paar knaller, brüllt laut yippieyeh, wenn die raketen hochgehen!

 

teilen

Unbenannt

in meiner stillen viertelstunde wildes gezappe durch die musik. nichts fittet, nichts kommt durch, alles bedeckt nur das notwendigste. keine große umarmung. eigentlich ist mir zumindest nach tango, irgendeiner kommunikationsform, die den körper einschliesst. bleibe ausgerechnet beim kölnkonzert hängen, das macht auf eine seltsam altmodische weise traurig, die ich dann erstmal nicht mehr weg kriege, muss lachen, weil ich herz voran ins sentimentale rutsche, mit einem affenzahn, die schnelligkeit von gedanken ist bisschen ennervierend. kurzurlaub an dem ort, den ich leid bin. dabei weiss ich immer noch nicht, was ich heute kochen soll und muss jetzt was blödes improvisieren. dann sport.

 

teilen

geschenke

geschenkekauf dieses jahr total stressfrei von zu hause. letzte woche ist mir aufgefallen, wann weihnachten ist, dann hab ich den kram bestellt, jetzt kommt nach und nach alles an.

einen faltbaren kicker für die jungs und ihre energie, den gab es letzte woche noch für ziemlich wenig, au weia.

diese sehr lustigen und entnervend ergebnisoffenen kugellabyrinthe.

einen bop it, weil der grosse langsam ins alter der albernen spiele kommt.

(ja, der gedanke gib plastik noch ne chance war teil des konzeptes. neues, buntes, glänzendes plastik, wie lange werden wir das noch so leicht bekommen? in ein paar jahrzehnten gibt es nur noch trübes recyceltes krümelplastik.)

dazu ein buch pro kind, kannte weder autoren noch titel vorher, amis mit reallife-geschichten für den großen und gregorzwilling. für david numbers von rachel ward, weil er sich relativ häufig mit dem thema tod-sterben beschäftigt hat, hauptfigur ist ein mädchen, dass den todestag aller anderen in deren augen sehen kann, das interessiert mich auch ein bisschen, zuletzt bei canetti so eine idee gelesen, hier wohl als macht- , bei canetti als ohnmachtsfantasie. mal sehen. sie lesen zum glück alles mal an, selten mit begeisterung, gregor hat zuletzt den herr der ringe mit feuer gelesen, elias liebt tschick, den david hab ich noch nicht richtig erwischt.

im app-alter gab es nur einen computerspielwunsch: tropico 3. mir wurde ja sogar „age of empires“ als strategiespiel verkauft, ich bin also leicht zu behumsen, aber das hier soll wirklich kein kriegsspiel sein. wobei, halt, grade den link gelesen, allmächtiger presidente werden? ist das jetzt nur undemokratisch oder wird gregorzwilling gleich zum diktator ausgebildet? oder doch ein italienischkurs? zu spät, ist schon eingepackt.

itunes-karten in höhe von 50€ standen auf 2 listen, sie kriegen also 15€, falls es die gibt. dazu noch ein paar teure sachen, bei denen das taschen- und omageld dazukommt, dieses jahr ist davidzwilling mit einem  fahrrad dran, er wollte „endlich mal ein neues und nicht immer nur das alte vom gregor“, fand ich fair – und ein paar notwendige, wie sportzubehör für elias, der jetzt beim baseball gelandet ist. wie immer deutlich über den durchschnittsausgaben von p.p. euro 230, oder ist das pro empfänger gemeint?

 

 

 

 

 

teilen

freies thema

ich kann die kinder nicht mehr richtig beeinflussen. die zwillinge halten ihre freien vorträge in dieser letzten schulwoche des jahres, sie haben sie in der schule vorbereitet, alles, ich musste nur die bilder ausdrucken, nein, sogar das können sie schon selber, ich durfte eigentlich nur die texte korrekturlesen und darauf achten, dass die nicht komplett aus wikipedia abkopiert waren. sie halten über themen aus der grossen sommerreise, gregor über sequoias, david über die freiheitsstatue, bei beiden sind die noten wichtig für die zeugnisse. und ich durfte fast nichts machen! gregor wollte keine meiner tollen ideen, mit denen er alter und grösse der mammuts hätte zeigen können, hat aber immerhin unseren kleinen sämling im blumentopf mitgenommen. david hat immer nur gesagt „nein mama, ich mach das selber“. jetzt paar sorgen darüber, dass die anderen eltern da massiver eingreifen durften und die kids mit grossen powerpoint-präsis ankommen, mit gut durchformulierten vorträgen.

meine erziehung zur selbständigkeit läuft dem schulsystem zuwider. wie es die lehrerin vom grossen damals bei einem elternabend zur notengebung schön geschildert hat: „naja, wenn die vorträge schöner gemacht sind, dann honoriere ich das natürlich, weil das ergebnis benotet wird“. die frage davor war, ob eine offensichtliche elternbeteiligung zu abzügen bei der benotung führt. drücken sie den jungs die daumen bitte.

teilen

pedo mellon a minno

wir mussten durch schnee stapfen, um dorthin zu kommen. es war außerdem die allergrößte leinwand, vor der ich je gesessen habe, von links nach rechts füllt sie das gesamte gesichtsfeld. der film lief nicht mit den gewohnten 24 bildern pro sekunde, sondern mit doppelt so vielen, das ganze auch noch in drei dimensionen, eine ordentliche dröhnung also. an einigen stellen ist mir schwindelig geworden, ein par mal hatte ich unwillkührlich die hand vor augen, wenn etwas geflogen kam, und aus den nachbarsitzen mit den jungs kam „ah“ und „oh“, außerdem mehrere hinweise, das jetzt gezeigte komme aber im buch gar nicht vor, so dass ich in der pause erklären musste, was „annalen“ bedeutet. es lohnt, für den hobbit ein kino zu suchen, das bei der technik mithalten kann, wir waren im ehemaligen imax am potsdamer platz. auf ledersesseln. mir hat der film gefallen, wenn auch die leichtfüßigkeit  der handlung etwas leidet, weil all diese megaeffekte so bombastisch sind, es ist ja eigentlich eine kleine geschichte von kleinen leuten, auch das nachvollziehbare in der figurenzeichnung (der unfreiwillige abenteurer) verschwindet etwas unter dem größenwahn des regisseurs. jackson beherrscht sein handwerk souverän, er will das in jeder minute neu zeigen und leidet bissken an horror vacui, aber die seele einer geschichte braucht ruhe und brüllt nicht donner und doria die ganze zeit, sie ensteht im kopf des zuschauers, wenn man sie lässt. die lotr-filme machen glücklich*, der hobbit überwältigt sein publikum eher, und das hat das buch nicht nötig. gefallen mit abstrichen.

ich mochte die längen am anfang, wenn man sich ein bisschen in landschaft und persönlichkeit suhlen soll, bin ja sehr für gemächliches leben, ich hab gelacht, den atem angehalten und fand einige der zwerge sogar recht attraktiv, das mag aber an meiner momentanen situation liegen.

und neuseeland ist traumhaft schön.

*dochdoch. vor den filmen habe ich meine zerfledderte italienische ausgabe alle paar jahre neu gelesen. der film wurde dem gerecht.

teilen

penisg’schichterln

im alten blog 400 offline-texte. weiss auch nicht, wie das passiert ist. löschen ginge nur einzeln, aber stört ja keinen, die paar mb auf einem server in A. bisschen egogewurschtel, den text unten hab ich klar einfach vergessen online zu setzen, jetzt ist es wohl zu spät bzw. das buch vergriffen? tja. welches buch? das weiss ich eben nimmer. es hört sich nach einem prima weihnachtsgeschenk für schwester und cousinen an, ich habs irgendwo, finde es nur leider nicht mehr, ist ja immer dunkel, wenn ich zeit zum suchen habe, weiß jemand den titel?

6. april 2011

neulich über ein buch von max goldt gelesen, dass ich weder kannte noch besass, voller goldt-gedichte, die wiederum voller hummeln und barsche sind und sogar mindestens einen penis enthalten, es gibt zu meiner freude sogar „Penisg’schichterln aus dem Hotel Mama“, obwohl ich mich zu meinem bedauern an die geschichte nicht erinnern kann, zumindest nicht in dieser form, und auch – nein.

jeder text hat außer der lyrik auch noch mindestens eine überraschende wendung, oder auch ein überraschendes fehlen einer wendung, was mehr ist, als man gemeinhin von einem gedicht erwarten darf, aber deswegen wollte ich das buch gar nicht unbedingt sofort. ich habe es natürlich schon, obwohl gedichte ja warten können und ich für den notfall immer welche zur hand habe, aber mit dem hinweis auf eine begrenzte und numerierte ausgabe kriegt man mich sofort.

die texte sind außergewöhnlich gesetzt, vom drucker martin z. schröder, alle unterschiedlich mit der hand, in alten und wohl auch fast ausgestorbenen schriftypen (die wurden „abgelegt“ nach dem buch, heißt das für immer?), jede seite anders, sie illustrieren die texte so, dass man das alberne manchmal erst nach einer weile bemerkt. das buch glitzert. echt, man rutscht unweigerlich ins adjektivische beim beschreiben. konkrete poesie, für erwachsene, ein bisschen zu dünn ist es leider, 8 blatt, 32 seiten, plus deckblatt und umschlag. das blog des druckers hab ich dann auch entdeckt, es gibt das büch direkt beim drucker noch zu kaufen für 28 euro, man muss nicht bei amazon 99 dafür ausgeben, kann man aber natürlich.

edit: „nackt in einem märchenschloß voll wirklich schlechter menschen“ heisst das schmale buch, ich habs im zimmer wiedergefunden und auch im netz, bei isa. es ist vergriffen, aber der nächste band ist noch zu haben. er heisst: „Sind wir denn nur in Cordbettwäsche etwas wert?

 

teilen