kw 40

am letzten wochenende 2. reise seit corona gemacht. die erste war nach italien im letzten sommer, dieses jahr bin ich nicht nach italien gefahren, eher aus finanziellen denn aus anderen gründen. es fehlt mir, aber ich bin so oft da, ich kann es mir gut genug vorstellen, inclusive licht, hitze, luft, ich habe jede situation als 3d-erlebnis im kopf. jetzt bin ich auf den 60. einer besten freundin gefahren, den zweiten im freundeskreis, es geht lohos! die party fand in baden württemberg statt, weil da einer ihrer zuhause-punkte aus der kindheit ist, sie ist sehr oft umgezogen in ihrem berufsleben. ein tag im auto hin, ein tag party, ein tag im auto zurück, sehr intensiv.

schloss lichtenstein

es gibt dort unten eine art märchenschloss, im 19.jh als mittelalterliche ritterburg auf den ruinen einer mittelalterlichen ritterburg erbaut, zu dem ich einen kurzen ausflug gemacht habe, auf einem berg stehend, mit sensationellem ausblick übers weite, hügelige und dicht bewaldete land, vielen türmchen und zinnen und einem tiefen felsenriff darunter. das war wirklich strange. die burg ist anscheinend berühmt und war schon morgens um 10 gut besucht, darunter viele menschen mit ernsthaften kameras. ich sollte vielleicht mehr in deutschland herumreisen.

das fest fand in einer idyllisch gelegenen waldorf-schule statt, in 3g-modus mit extra test vor eintritt, geschlafen haben wir in einem atelier, das wie ein wohnraum wirkte. eine band und zwei frauen haben uns zum tanzen gebracht mit so etwas wie einer komplizierten polonaise und einigen wilden volkstänzen, zuletzt wurde a. in die mitte auf einen stuhl gesetzt, die gäste sind mit kerzen im wiegeschritt zu einer getragenen melodie um sie herumgegangen, in einem großen kreis. fanden alle schön, es war vollkommen ungroßstädtisch, aber innig auf eine selbstverständliche weise. musste schon bei der polonaise meine coolness abstellen, hat geklappt, habe sie nicht weiter vermisst in der nacht. eine gute idee war auch, alle gäste in der reihenfolge ihres kennenlernens der gastgeberin aufzustellen und sie die geschichte dazu erzählen zu lassen, die reihenfolge mussten wir dabei selber herausfinden. freund f. hat ein plinplong-konzert gegeben, zur allgemeinen erbauung. er hat das plingplong mit dem fahrrad mitgebracht, obwohl er im nördlichen bayern zuhause ist. es wurde gegessen und getanzt und geredet, um 2 im bett. die rückfahrt mit einer freundin und dem geburtstagskind, schön viel zeit zum reden und plaudern. tag danach platt gewesen.

ein mensch konnte nicht teilnehmen, weil ungeimpft und erkrankt, alle anderen waren geimpft. in meinem freundes- und bekanntenkreis sind eigentlich alle ganz selbstverständlich geimpft, aber es gibt bei jedem ein oder zwei leute im oft sehr nahen umfeld, die für alle überraschend zum covidleugner oder vaccinophobiker mutiert sind, und diese haltung mit großem fervor vertreten. ich finde da beides interessant, die antiaufklärerische und wissenschaftsfeindliche haltung bei klugen leuten, genauso wie den mitteilungseifer und die felsenfeste überzeugung, beides ist mir bisher noch nirgendwo begegnet. gestern mit einem freund geredet, der glaubt, die impfungen sollen die bevölkerung reduzieren. wir kennen uns lange, wir mögen uns, wir beide wollten kommunizieren. er hat eine harte zeit gerade, weil er als impfgegner fast alle anderen als feindselig erlebt, dabei ist seine angst genuin und tiefempfunden, sie ist nicht zu entkräften, nicht mit argumenten, es gibt zu jedem wissenschaftlichen argument einen youtubefilm, der das gegenteil behauptet, und es gibt vor allem viel mehr youtube-kram als argumente, die ja immer auf einfachen und klaren prinzipien wie naturgesetzen und sowas beruhen, wenn man die nicht glaubt, nun ja. macht wenig sinn, da weiter zu reden, das schöne war, das hat er auch gemerkt und gesagt, er will nicht monologisieren, will die trennung und das trennende nicht, sondern übers fühlen und die liebe im gespräch bleiben, aber es klang ein bisschen so wie ein ertrinkender, der ein rettungsboot finden muss. dann hat er weitergesprochen, und ich hab endlich verstanden, was ich bisher nicht sehen konnte: die staatlichen regelungen triggern bei ihm die erlebnisse seiner jugend in der ddr auf eine massive weise, die machtlosigkeit, das ausgeliefertsein, die angst davor, ins gefängnis zu kommen, wenn er so lebt, wie er es möchte. er erzählt, wie ihm nach dem mauerfall ein stein vom herzen gefallen ist, weil er nicht mehr in den knast muss. ich versuche, seine angst vor einer neuen diktatur zu entkräften, komme aber auch hier mit argumenten nicht weiter. wenn ich sage „die haben leute erschossen“ sagt er: „die impfung tötet“, und der hinweis aufs ausreiseverbot bringt natürlich auch nichts, weil jetzt ja auch keiner mehr reisen darf, dann sage ich: „das stimmt nicht, du kannst wieder reisen, musst nur ein paar regeln beachten“, sagt er: „ja, ich soll mich impfen lassen“. seine wahrnehmung hat ihn in einen käfig gesetzt. es geht nicht um argumente, es geht um seine bare necessities, er ist wirklich in einem anderen film als ich. er lebt in einer dystopie, bei der gerade die ausgänge verschlossen werden, ich lebe in der brd und bin tiefenentspannt, was den schutz unserer verfassung angeht. „ich habe es überlebt“, sagt er ein paarmal, das hilft ihm aus der angst heraus, „ich werde es wieder überleben“. ich habe ihm zugehört und herz und seele geöffnet, wie er es vorgeschlagen hat, konnte mitfühlen, habe etwas nachvollziehen können, glaube verstanden zu haben, dass er eventuell an einer form von ptsd leidet. ich weiß natürlich nicht, wie es in der ddr war, und es ist anmaßend, zu sagen: ich kann es mir vorstellen. das kann ich nicht. aber ich wurde an meine privilegien erinnert.

die corona-warnapp hat mir zum ersten mal die rote karte gezeigt, ich möge zuhause bleiben und abstand halten. selbsttest gemacht, negativ, gemerkt, dass ich inzwischen schon mit einem impfdurchbruch rechne, irgendwann, und dass es mir keine angst mehr macht. bekomme einen booster im november, es wird danach wohl jährliche neue impfungen geben wie bei der grippe. wir werden sehen.

jetzt noch den bare-necessities-ohrwurm wieder wegkriegen.

28. mai 2021

gestern hat der freund vom großen das bett vorbeigebracht und mir sogar beim hochtragen geholfen. es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, aus nussholz, und es hat noch zwei lattenroste dabei, die zusammen schon deutlich mehr gekostet haben, als ich für das bett bezahlt habe. nach >10 jahren auf einem schlafsofa werde ich aufrüsten auf ein richtiges bett, bin sehr gespannt, ob es sich anders anfühlt, ich bin eher devise hauptsache horizontal. es ist ein italienisches bett, ohne schrauben, mit nur vier steckverbindungen, sieht nach gutem möbelhandwerk aus. da hatte ich glück. <3 ebay.

das zimmer wird nächste woche endlich tapeziert, zur zeit schlafe ich noch im would be arbeitszimmer, das allerdings im sommer eine schöne aussicht auf lauter grüne bäume hat, im schlafzimmer ist nur der innenhof vorm fenster. ich werde dann vermutlich wieder mehr vom schreibtisch aus arbeiten.

für den spätnachmittag hat eine freundin slots bei neo rauch bekommen, im gutshaus steglitz, sehr kräftige bilder und einen bronzenen kentaur im glaskasten, auf 3 räume verteilt. ich sehe zum ersten mal bilder von ihm in einer ausstellung, das gefühl ist: vorher noch nie gesehen, so intensiv wirken farben und figuren, großformatige malerei, bedeutungsstark, mit vielen ebenen, die alle nicht nur angedeutet sind. erste ausstellung seit november, sehr intensives erlebnis. danach noch ein bierchen mit den freunden, mein zweites mal in einem lokal seit 14 monaten, für die freunde das erste. beides wirkte euphorisierend. dann im auto durch die ganze stadt zurück und die stadt dabei gefeiert, steglitz! schöneberg! tiergarten, mitte, und mein gott, der alex, mit seinen quadratisch-praktischen hochhäusern.

für die ausstellung vielleicht den letzten test gemacht, am mittwoch ist die zweite impfung zwei wochen her. die impfpässe sind ca. einen mm größer als reisepässe und passen nicht in die für pässe gefertigten taschen, hoffe, ich finde noch was, das ding wird meine handtasche so nicht lange überleben. die mitarbeiterin hat sehr gründlich getestet, vielleicht nach den berichten über unzuverlässige arbeit in den diversen privaten teststellen in der stadt? – nach dem artikel per google gesucht, nichts gefunden, heißt das, es gab keine berichte, oder sie waren nicht wahr? hmm. erinnert mich an meinen versuch, berichte über mäuse in hotels zu finden, das ging mit google auch nicht gut.

abends noch den d.-zwilling verabschiedet, der wieder nach halle zurückgefahren ist. er trägt die haare nach kurzer weißblonder phase jetzt wieder dunkel und hat einen vollbart, mein kleiner 6-pfünder von 2001. abschiedsschmerz gefühlt, das leere nest wird zu etwas, das ich gestalten muss, aktiv angehen.

aperitiv am 21. mai

gestern aufregender abend: die kneipen haben seit gestern ihren außenbereich wieder geöffnet. bin mit freundin in die lieblingsbar gegangen zum aperitif, ohne reservierung, es war also alles voll, sehr voll, restlos voll, wie vor jeder der vielen lokalitäten im kiez, ein sehr junges, internationales, weiße sneaker tragendes publikum. der kellner trug maske und hat mit großer freundlichkeit darauf bestanden, dass sich nur leute mit tagesaktuellem negativtest hinsetzen dürfen, den man sich direkt vor der bar bei einem mobilen testcenter holen konnte, was ich gemacht habe, es hat nur 15min gedauert. es wäre alles schnell wieder vorbei, wenn bei diesen ersten öffnungen etwas schiefgehen sollte. mit einem impfpass wäre es auch gegangen, sobald die zweite impfung 14 tage her ist, der kellner hat das genau erfragt. außerdem mussten wir uns per qr-code in die luca-app eintragen, die dann die sekunden und minuten des aufenthalts zählt, bis man sich wieder auscheckt, wir waren 1 stunde und 47 minuten dort. es hat einen regenguss wie aus eimern gegeben, bei dem wir in einen hauseingang ausgewichen sind, danach wieder auf die nassen stühle, alles egal, endlich wieder stadtleben. gefühl gemischt, glück wegen dem aperitiv, sorge wegen der menschenmengen überall. im misirlou haben sie sehr gut aufgepasst, ich hoffe, das trifft auch auf die anderen läden zu. das bedürfnis nach geselligkeit ist riesig.

20. mai 2021

wir sehen uns dauernd selber im video, sind immer gleichzeitig sprecher und angesprochene, immer teil der anderen, mit denen wir grade sprechen. sind wir uns vertrauter oder fremder geworden durch den dauernden anblick? die schönheitschirurgen haben mehr arbeit, höre ich, hier ein doppelkinn wegmachen, da die stirnfalten glätten, die nasolabialfalten füllen. mein entspanntes ca. 10jahre jüngeres selbstbild ist gealtert (wurde geupdated) im letzten jahr, ab mitte fünfzig wird das altern ja so langsam richtig sichtbar, auch für andere. wenn man jemanden nach langer zeit wiedersieht, passiert diese anpassung innerhalb von sekunden, wie der autofocus beim fotografieren, sehr faszinierend. man sagt ja, dass jemand, der sich selbst so wahrnimmt, wie alle anderen ihn sehen, eher gefährdet ist, mal schauen, ob das auch fürs äußere gilt.

der ein paar jahre ältere mann im datingportal, der sagt, er hätte auch einen sohn, wir plaudern ein bisschen, stellt sich heraus, das kind ist 7 jahre alt, er würde es gern häufiger sehen, aber es sei „schwierig“.

bei meinem neuen alten bett ist ein nachttisch dabei, mit schublade und türchen. auf dem foto stand die schublade etwas offen und zeigte stapel von sauber zusammengelegten stofftaschentüchern. das schlafzimmer war klein, alles dunkle möbel, es war als „kleines ehebett“ inseriert, „6 jahre alt“, es gab nur einen nachtisch, denke, das bett gehörte dem vater der verkäuferin, und ihre mutter ist schon vor 6 jahren gestorben. wenn der vater die taschentücher nicht mitgenommen hat, ist er bestimmt auch verstorben, und jetzt verkaufen sie sein bett eben auch. es klingt alles schön pragmatisch, habe ein gutes gefühl, wenn ich das so weiterführe.

gestern 2. impfung bekommen, biontech. arm schmerzt ein bisschen, etwas hirnnebel, sonst nix. tasche für meinen impfpass gekauft, den ich in ein paar wochen zum ersten mal als passierschein verwenden darf.

heut früh um sieben stolpert der d.-zwilling in die wohnung, nachtzug, war billiger, er hat also lieber gar nicht geschlafen. er trinkt einen kaffee und füllt die waschmaschine (die in der wg ist wohl hinüber) und legt sich schlafen. mutterglück.

26. april 21

wg. diabetes bei meiner hausärztin, im warteraum nur 3 leute, wie bei der impfung. während der 10 minuten, die ich dort warte, kam ein mensch ohne termin und wollte sich einfach mal anmelden, um eine hausärztin zu haben. wenn nichts anliegt, könne er sich auf eine warteliste setzen lassen, es kann aber september werden, meinte die ärztin. vielleicht meinte sie auch die warteliste für impfungen, ich hab das ja nur am rande mitgehört. die sprechstundenhilfe führt drei telefonate mit impfwilligen. es rufen die ganze zeit menschen an, die eine impfung wollen, das praxisteam hört sich die geschichten an, sie haben aber nur genug stoff für die eigenen patienten, das steht auch auf der webseite. sie wissen mitte der woche, so sagt es eine der arzthelferinnen am telefon, welche und wieviele impfungen sie in der nächsten woche zur verfügung haben werden, können sich das wohl alles nicht aussuchen. sie haben keine zeit mehr für die patienten, die sonst kommen würden, „und dann müssten wir im prinzip noch mal 6 wochen alles dicht machen, wenn die zweite impfung drankommt“, dann sagt sie noch: „wenn wir das durchhalten.“

ich bin guter dinge, hänge aber ein bisschen in der luft. es wird so zeit, wieder feste strukturen zu haben, bei mir sind anfang mai die drei wochen nach der 1. impfung rum, dann darf ich wieder unter die leute. das wochenende auf halbmast verbracht, obwohl ich eigentlich rund um die uhr staubsaugen müsste, weil emma einen heftigen fellwechsel hat, eine große tüte mit collieflaum ging schon an den wollladen, sie sieht zart aus ohne das felltutu überm hinterteil.

gestern kurz vorm abendessen haben mir die kinder gefehlt, da sind sie früher nach den vaterwochenenden immer wieder aufgekreuzt, aber das ist schon wieder ein paar jahre her, es ist vorbei. habe dann auf whatsapp mit ihnen herumgealbert und mir lustige bildchen angeguckt, aber ich höre die geschichten von freunden, wenn einer der sprösslinge aus irgendwelchen gründen für ein paar monate wieder zuhause einziehen muss, inzwischen mit einer gewissen inneren bereitschaft, sagen wirs mal so.

welle und form

ich bin früher, als ich meine haare noch mein haar nannte, mit großer hoffnung und bereitschaft durch die regale mit haarpflegeprodukten gewandert, hatte meinungen und vorlieben, eine werteskala von guhl bis schauma, die entscheidung zwischen volumen und seidigkeit fiel mir schwer, und ich hielt sie für notwendig. das wurde im lauf der jahrzehnte alles nach und nach weniger wichtig, von alleine, es waren immer dieselben 2 oder 3 sorten shampoo, ich habe seit ein paar jahren immer öfter vergessen, mir spülungen zu kaufen, das haarspray liegt seit ewigkeiten hinter der waschmaschine, und wenn ich in der drogerie vorm shampooregal stand, hatte ich vergessen, welches ich zuletzt hatte. ein bisschen frischen wind brachten die ökologischen aspekte, also kein silikon, keine komischen stoffe, das hat mich dann eine weile wieder mit einer gewissen neugierde aufs produkt und so einem entscheidungseifer erfüllt, das fehlen von silikon habe ich den haaren angemerkt, könnte den unterschied aber jetzt schon nicht mehr beschreiben. sichtbar war es glaube ich nicht, jedenfalls auf keine weise, die nicht ebenso gut hätte eingebildet sein können. einziger reproduzierbarer effekt: nach einem produktwechsel fühlt es sich nach der ersten wäsche immer irgendwie besser an, aber ich wollte nu auch keine 5 flaschen herumstehen haben. marketingidee: vielleicht 2 sorten für im wechsel anbieten? irgendwann im letzten jahr habe ich dann einmal zu einem silikonfreien billigshampoo gegriffen, für knapp über einem euro, und siehe da – kein unterschied fühlbar, alles frisch nach der wäsche. es war eine kleine überwindung zum verlassen der sphäre notwendig, ähnlich wie beim wechsel auf android, also ein spürbarer verlust, wo ich das selbstbild jetzt selber füllen muss, wenn die marke nicht mehr da ist. jetzt war der nächste schritt fällig, habe mir ein festes shampoo gekauft, es sieht aus wie ein stück seife, man spart die bescheuerte plastikflasche. und es funktioniert wie es soll, die haare sehen nach der wäsche gewaschen aus, und nach dem bürsten frisiert. mehr kann, nach meiner lebenserfahrung, kein mensch erwarten.

cecina, 80er

hin- und her gerissen zwischen so einer lust, mir eine höhle einzurichten, die frei von moden und trends mir wohlbefinden verschafft, also eine kleine meerfantasie im schlafzimmer, das immer noch nicht tapeziert ist, erst brauche ich einen job, wobei ich mich sowieso noch dauernd umentscheide, was tapeten und farben angeht. ich habe noch nie vorher ein zimmer eingerichtet, sie haben sich immer einfach so ergeben, aber seit ich mir die einrichtung vorgenommen habe, ist sie mir wichtig.

ich schlafe zum glück überall gut, träume aber selten, und fast nie meinen lieblingstraum, in dem immer meer und wasser vorkommen, und manchmal ein boot, und wellen, deshalb wird es jetzt an der wand statt blømster wohl ein wellenmuster mit kleinen fliegenden fischen geben. und warum nicht aufs ganze gehen: ich möchte in einem boot schlafen, und suche auf ebay.it nach einem letto a barca aus dem vorletzten jahrhundert, es gibt immer mal wieder ein paar, leider meistens mit alten matratzengrößen, also nur 195cm lang und nur 140cm breit. eine freundin macht mich darauf aufmerksam, dass es die auch hierzulande gibt, zb aus dem biedermeier, oft als empire- oder louis philippe- betten angeboten. teils sehr schöne alte möbel aus kirsche und nussbaum für ein paar hundert euro, kurz davor, mir so ein kleines bett zu kaufen, weil es realistisch betrachtet sowieso zuviel aufwand bedeutet, einen mann zu suchen, der länger als ein paar nächte bleibt. sagen sie bitte trotzdem bescheid, wenn sie eins in der größe 160×200 auf dem dachboden haben.

musste mich für diesen flirt mit dem stimmungsmöbel im schlafzimmer von allerlei einflüssen befreien, darüber gemerkt, dass es ja gründe dafür geben mus, dass die betten im handel alle gleich aussehen (zb eckig, jede kurve kostet) und kann jetzt ursache/wirkung wieder richtig herum wahrnehmen. ich werde mir dann, wenn es tatsächlich alles fertig wird, noch ein paar bilder mit meerwasser ins zimmer hängen. weil ich es kann who cares.

oder ich lasse es leer und schlafe auf einer isomatte, mit platz für jede neue idee.

auf instagram angefangen, mir bilder aus rom und von der italienischen küste anzuschauen, gemerkt: ich würde schon gern wieder in italien leben, am liebsten am meer. ich war zum glück 2 wochen am see im letzten jahr, denn nach über einem jahr ist die stadt ohne kultur, ausgehen und theater, ohne vernissagen und parties und leute und premieren und konzerte in kleinen jazzclubs doch ein eher trübes pflaster.

10. april 2021

stiller, kalter tag. geburtstagsgeschenke für die zwillis gesucht, diesmal bekommen beide fast das gleiche, wie eigentlich noch nie, aber es ist das erste mal, dass sie getrennt feiern, das kann ich ausnützen. ich habe dabei die bei jungen erwachsenen wichtigen bereiche praktisch, sport, werkzeug abgedeckt, plus je ein buch. sie werden 20, da vermissen sie hoffentlich das thema schönheit oder eleganz nicht so arg, oder ich habs mit dem sport abgedeckt.

mir selbst eine lustige balancescheibe gekauft, die stelle ich ins badezimmer und putz mir darauf stehend die zähne, so der plan. bisher nutze ich diesen moment schon zum balancieren auf einem bein.

neulich auf einer hunderunde 2 mädchen beobachtet, die mit bunten hula hoop -reifen spass haben, assoziationen sind irgendwie tiefste 60er, s/w-bilder von sportgymnastik mit regeln, mädchen mit pferdeschwanz. dann auf einer anderen hunderunde noch mehr mädchen mit hula hoops gesehen. normalerweise fällt mir sowas immer erst auf, wenn die welle schon wieder durch ist, also hier der hinweis an euch: sie sind wieder da, sind ein trendsport, es gibt kurse auf youtube mit jeder menge erwachsenen leuten, und man bekommt schnell gute laune beim zuschauen, es ist ein bisschen wie tanzen, aber es geht auch allein im wohnzimmer. habe mir also einen bestellt, es hilft, dass keiner dabei zusehen kann. sehr gespannt, ob ich das lernen werde, ohne meinen noch unversehrten rücken damit in unordnung zu bringen, es sieht nicht wirklich gesund aus, aber sehr lustig. wenn es ab juli dann wieder bisschen wärmer wird, freue ich mich auf lauter mit hula hoops in den parks herumwackelnde sportgruppen. tanzen wäre für den gesamtkörper glaube ich besser, aber so weit bin ich noch nicht.

wieder viel platz im hirn für die diese nebensächlichkeiten, wenn die pandemie keine angst mehr macht, wenn nicht alles, was ich tue oder lasse, vor dem hintergrund pandemie stattfindet, sondern einfach mal so vor sich hin passieren darf. naja, es sind schon noch ein paar elefanten im raum, aber der größte ist weg. hab ich erst nach dem impfen gemerkt.

vollkommen befremdlich, aber mehr im sinn von irre, dass keiner die verantwortung für ein paar wochen oder monate harten lockdown übernehmen will, und sie alle sich immer nur weiter im kreis drehen, als wäre diese dauerbelastung den politikern völlig wumpe, das andauernde feinjustieren des risikos, die unruhe bis angst im alltag, der riesenberg, den homeschooling und homeoffice und zuhausebleiben bedeuten. corona wird nicht von alleine weggehen. (mit dem klimawandel wird das genau so weiter gehen, da ist die gefahr ja noch leichter wegzuabstrahieren.)

8. april 2021

gestern geimpft worden, mit corminaty. heute bisschen wie erster tag sommerferien. die praxis hat das so organisiert, dass immer nur 3 leute da sind, einer wird geimpft, zwei warten die 15-30 min nach der impfung, wenn einer geht, kommt der nächste rein. mir wurde vorher die temperatur gemessen, ich musste ein paar blätter unterzeichen, wartezeit war um die 5 minuten. meine hibbelige vorfreude habe ich nicht 100 pro verstecken können, mir sind nacheinander die kassenkarte und mein portemonnaie auf den boden gefallen. die arzthelferinnen lächeln sehr freundlich, hinter den masken. die mitwartenden waren gefühlt kränker als ich. bin sehr erleichtert.

bei mir war es wohl die kombination aus grunderkrankung und arbeit mit kindern, die mir einen impftermin bei meiner ärztin verschafft hat. ich habe auch briefe und mails geschrieben, in denen ich diese gründe angeführt habe, bezweifle zwar, dass die einen effekt hatten, aber es hilft, etwas tun zu können, und oft haben die ärzte keinen genaues bild von euren lebensumständen.

durch meine nutzung von aaps lebe ich schon in enger beziehung mit einem code, jetzt habe ich etwas codiertes gespritzt bekommen, der ganze code, der uns in alltag und konsum umgibt, ist wahrscheinlich viel komplexer, aber diese grenzüberschreitungen in den körper fühlen sich nach einem größeren paradigmenwechsel an. der mrna-stoff wird codiert und reisefertig gemacht und ist dann nur noch überbringer eines auftrags, der körper braucht keinen virus mehr, um den antikörper zu erschaffen, der code setzt ihm eine abkürzung ins haus, und er ist leicht zu ändern für andere impfungen. schon cool. das ist alles vielversprechend und einen tick beängstigend, wenn man die irre komplexität des körpers vor augen hat. aaps reagiert als code (auf den blutzuckerspiegel, nach definierten parametern, gibt über die insulinpumpe entweder mehr oder weniger insulin), der impfstoff agiert, stellt etwas her, was vorher nicht da war. das ist schon ein unterschied. fühle mich jedenfalls noch mehr cyborg, und werde sicherheitshalber einen chartreuse drauf trinken.

am nachmittag habe ich noch eine hunderunde gemacht, seit gestern abend tut die impfstelle etwas weh, bin bisschen schlapp, alles im rahmen.

mein impfpass ist leider erst ein paar jahre alt, nur der d.-zwilling hat noch seinen ersten, ein schöner überblick über die vorteile der neuzeit. wir haben uns 2009 auch gegen die schweinegrippe impfen lassen, mit pandemix, damals beim amtsarzt. das war auch ein kleinerer akt, die zu bekommen, aber genaueres erinnere ich nicht mehr. als wir in den frühen siebzigern nach italien zogen, wurden wir gegen cholera geimpft, das hat mich beeindruckt damals, weil es sich in kinderohren so sehr nach abenteuer und piraten anhörte.

zum ersten mal seit längerem durchgeschlafen. sehr erholsam. in 3 wochen bin ich geschützt, in 6 wochen gibt es die zweite dosis, laut praxis, weil so die schutzwirkung noch höher sein soll als wie bisher mit dem zweitschuss nach 3 wochen, aber es ist alles in andauernder bewegung.

hoffe, auch mein blutzucker fängt sich jetzt wieder, hatte in den letzten beiden wochen einen fast verdreifachten bedarf fürs essen, nur fürs essen, der grundbedarf hat sich nicht verändert. schwierig einstellbar, weil bis jetzt hochvariabel. mein aaps-system benötigt regeln, genaue vorgaben für die insulindosen, also x einheiten für x gramm kohlehydrate. es nervt etwas. rätsel, das gelöst gehört. corona ist es nicht, habe mich jeden zweiten tag testen lassen. ydmv.

habe irgendwo gelesen (nicht mehr wiedergefunden leider), dass die kinder von chronisch kranken leuten häufig psychisch belastet sind, bei diabetes stand als problem glaube ich „verleugnung“ und minimalisierung, seitdem rede ich darüber, wenn ich mit irgendwas diabetischem ein problem habe. am liebsten mit anderen diabetiker*innen oder in einem problemlösekontext auf facebook oder bei der ärztin, jetzt auch mit meinen kindern, es kommt mir aber alles tmi vor, weil es meist keine relevanz für mein gegenüber hat. das nicht darüber reden im alltag fühlt sich nicht als verleugnung an, ich nehme den diabetes nicht als getrennt von mir wahr, er ist also in allem präsent, nicht als star oder drama, nicht als gegner, sondern etwa so wie meine haare oder mein gewicht, darüber rede ich ja auch nicht dauernd. so froh, dass ich nicht mit schmerzen oder schlimmerem leben muss, es gibt wirklich ganz andere erkrankungen. mit der angst vor folgen etc. lernt man zu leben, ich denke nicht dauernd dran, keine ahnung, wie das anders gehen sollte.

versuche, den corona-stress gehen zu lassen, mir einen richtig guten job zu suchen, den alltag zurück zu erobern, weg aus der reinen reaktion auf umstände, aber es ändert sich ja nichts, solange das nicht für alle möglich ist, und dann gilt: es gibt genug aufgaben auch ohne pandemie.

3. april 2021

bisschen erschöpft, weil die anspannung nachlässt. ostern abgesagt. eigentlich hätten jungs und mutter nach tests zum traditionellen osterbrunch sozusagen mit vollem gebläse kommen sollen, jetzt will ich mir nicht auf den letzten metern noch etwas einfangen. erst daran gemerkt, dass ich eine mögliche infektion als wahrscheinlicheren weg aus der pandemie akzeptiert hatte. jetzt werde ich den vollen kühlschrank verkochen und den kram in einen picknickkorb packen.

gehe sonst ostern in die kirche, unvergessen das eine mal in einer kleinen dorfkirche auf rügen, wo mitten im gottesdienst 2 handys losgingen, in einem stillen moment, und beide zu meiner familie gehörten, und keiner außer uns hat gelacht. oder einmal im randvollen berliner dom, mit anschließendem lustwandeln über die museumsinsel, wie bürger einer anderen zeit. zur zeit bin ich eher auf der agnostischen seite zu hause, kann mich aber der dichten und bedeutungssatten geschichte um jesu tod nur schwer entziehen. sie wirkt.

der große könnte sich mit asthma bald impfen lassen, will aber eher nicht, weil der vater ihn vor den impfstoffen gewarnt hat. der vater redet viel, dauernd wohl, von irgendwas politischem, mit der bei solchen leuten berüchtigten menge an partikularwissen aus allen möglichen, aber keinen passenden bereichen. beim impfthema werde ich deutlich und geb meine meinung über den ex wieder: sein verhalten ist unentschuldbar. die zeit mit den söhnen in dieser so irre intensiven lebensphase ist unrettbar verloren. das freut den großen, weil ich das fast nie mache, beim thema vater immer neutral-informativ-wohlerzogen geblieben bin, vielleicht einen tick pathologisierend. auf twitter bekomme ich gute links mit argumentationshilfen (schön nach punkten sortiert auf Medical News Today, mit analogien zum programmieren in der c’t, hier auf youtube von den mythbusters). der große wird zwar schon vom vater mit filmchen und texten zugeschüttet und mag nicht noch mehr davon, ich hoffe aber, ich kann ihn überzeugen. geholfen hat mein hinweis auf die verquere argumentationsweise des vaters, damit kann ich den sohn auf eine metaebene bringen, die ihm vielleicht auch aus der hilflosigkeit hilft, [redacted]. kann mich aber angesichts der statistik auch wieder entspannen. bei vorsicht haben die söhne gute chancen, nicht angesteckt zu werden, oder nicht schwer zu erkranken, andererseits kommen 10% der positiv getesteten ins krankenhaus. vabbeh, wird schon werden.

in meinem alltag hat corona wesentlich weniger raum als hier im blog, da passen alle auf, folgen den regeln, man wechselt ein paar sätze zum thema und widmet sich wieder anderen dingen. wir haben uns alle dran gewöhnt, aber den kleinen bruch, den mein ausladen der kids, oder (bei kurzbesuchen) das maskentragen auch im haus bedeutet, spüre ich schon noch. ich spreche es an, mache witze drüber, damit der bruch sich nicht selbstständig macht und auf reisen geht, sondern schön an der oberfläche bleibt.

dieses jahr haben die kids für den ersten abends die ankunft von drei welpen erwartet, die notfallmässig für ein paar wochen versorgt werden müssen. zu meiner freude wurden alle wgs miteinbezogen, ich weiß natürlich, dass solche scherze, die auf wunscherfüllung abzielen, eher ein bisschen gemein sind, weil sie so gerne geglaubt werden, aber mir ist nix besseres eingefallen.

keine matthäuspassion gehört, dafür aber bei frau novemberregen die storyline von ostern nacherzählt bekommen, von 2012, aber die geschichte ist ja as zeitlos as it gets. die mp kommt dafür heut mit auf die hunderunde.

21. märz 2021

geträumt, in einem theater zu sitzen, dicht neben anderen menschen. ein schauspieler kommt über die reihen zu mir und liest meine lippen. ich teile mein knäckebrot mit ihm.

gestern bei der hunderunde an einer langen schlange von menschen vorbeigekommen, nicht einordnen können. die schlange war zu lang für kaffee, vielleicht eine wohnungsbesichtigung? als wir um die ecke kommen, sehe ich das schild „corona-testzentrum“. mache gleich einen termin.

beim impfthema gemerkt, dass meine nervendecke inzwischen dünne stellen hat. ich werde mich hoffentlich bald impfen lassen können, aber wohl keine wahl haben, mit welchem impfstoff. astrazeneca scheint gegen die neuen varianten weniger wirksam zu sein. ich hätte gern moderna, werde mir das aber wohl nicht aussuchen können. es ist eine zumutung, auch weil es daran erinnert, wie brüchig alles ist.

durch die vielen spaziergänge sehe ich einige freundinnen viel häufiger als früher. wie zu schulzeiten wissen wir jetzt fast alles voneinander. das werde ich vermissen.

jungs haben semesterferien und sind alle zuhause. gestern haben sie einen kompletten eimer hühnersuppe von einem 2,5kg-huhn ausgeleert, heute früh waren die letzten reste weg und der topf trocken. sie lassen sich fast täglich testen. ich habe eine matratze zu wenig im haus, weil einer beim auszug seine mitgenommen hat, neue matratzen online kaufen finde ich doof, also schläft einer auf dem sofa. wir reden täglich über corona, und das nervt, finden die kids, mir fällt das gar nicht auf, also lasse ich mir erzählen, was sie und ihre freunde so alles machen. sie gehen aus und bleiben mit ihren freunden draussen, bis ihnen kalt wird, sind meistens so nach 2-3 stunden wieder zuhause.

(hmpf-text übers impf-theme. nichtmal lieder.)

das mit den impfungen macht mich wütend, es bringt mich zumindest auf. gleichzeitig fühle ich mich lächerlich, wenn ich mich darüber beklage, weil so viele, die in größerem ausmass gefährdet sind, sich auch nicht impfen lassen können. die reihenfolge der impfungen, nach alter, risiko etc. erscheint mir ein notwendiges werkzeug, um ein knappes gut zu verteilen, die triage ist eben das angemessene mittel, um zuerst die gefährdeten zu erreichen. dass es schlaumeier, abkürzer und gefalleneintreiber gibt, stört mich auch nicht, ich bin ja in italien aufgewachsen. aber ich kann nicht nachvollziehen, warum es in deutschland nicht genug impfstoff gibt, wie bei einem so wichtigen thema entscheidungsprozesse zu lange gedauert haben, zu wenig und zu spät bestellt wurde*, und warum der herumliegende impfstoff nicht einfach an andere verimpft wird. da hat jemand mist gebaut, und alle machen weiterhin mist, keiner kümmert sich, trifft entscheidungen, übernimmt verantwortung, wie frau modeste es heut sehr schön auf twitter formuliert hat. was für eine chance das hätte sein können, aber nee, es wird einfach verdaddelt.

*frau arboretum hat das thema im kommentar noch mal recherchiert. es gibt nachvollziehbare gründe für die verzögerungen, da hab ich nicht gut genug gesucht.

der virus ist womöglich einfach nicht gefährlich genug, die regierungen der länder können den einfach durch die bevölkerung durchlaufen lassen, und es ist ein wahljahr. ich möchte trotzdem lieber nicht erkranken, nicht bei dem irren aufwand, den ich für mein überleben die ganze zeit eh schon betreiben muss, aber das ist allen zuständigen egal, die verantwortung trägt immer der nächste in der reihe. dann gibt es pressekonferenzen, sie reden und reden, und dann öffnen sie die schulen und kindergärten, und die frisöre und die buchläden. ich komme mir albern vor, wenn ich das verstehen will, es ist vielleicht einfach nicht darauf angelegt, verstanden zu werden, es geht immer nur um begrenzte lokale ziele und abläufe, terminierte zahlen, nicht um das große ganze, also die verhinderung der infektionen, zerocovid. die relativ geringe sterblichkeit erfordert keine härteren massnahmen, das ist jedenfalls meine hilfserklärung. den stressjob mit den schweren fällen haben die mediziner*innen und pflegekräfte, und die interessieren sowieso niemanden.

mich macht das müde. liebe und verantwortung zeigen sich in dem, was du tust, nicht in dem, was du sagst, und hier handelt gefühlt gar keiner. ich kann als einzelne so wenig tun, ich renne hinterher mit meinen masken, immer schön mit abstand und gewaschenen händen, entwickle darüber so eine schräge und als bürgerin ungewohnte selbstwahrnehmung als jemand, der ignoriert und vergessen wird, das klingt dramatisch, aber es geht eben ums überleben, nicht um eine steuernachzahlung, ich möchte dieses blöde virus lieber nicht bekommen. es ist existentiell. kam einfach ein bisschen unerwartet, da von meinem staat im stich gelassen zu werden, nachdem er da erst so die verantwortung an sich gerissen hat, der staat, den ich sonst nur als bürokratisches system und abstraktum wahrnehme, eine entität, für die ich mit meinen steuern bezahle. bestimmt morgen oder so werde ich all das wieder wegrationalisieren, aber bis dahin kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen, was da von staatlicher seite alles nicht passiert.

letzte woche (das posting liegt hier schon eine weile rum) sollten diabetiker schneller geimpft werden, aber nur, wenn sie ganz schlecht eingestellt sind, weil es da wohl statistiken gibt. das hat die berliner senatorin aber nicht erwähnt in ihrem interview, also haben sich diabetiker (auch ich) an ihre ärztinnen gewandt mit der bitte, ihnen eine bescheinigung auszustellen. die soll an die kassenärztliche vereinigung gehen, die sie dann ans einwohnermeldeamt weitergibt, und von dort sollten dann die die impfcodes kommen. die kv hat dann schnell eine meldung an die ärztinnen geschickt, mit der bitte, bloss keine atteste auszustellen, weil niemand bei ihnen weiß, wie sie weiter vorgehen sollen, nicht mal die datenrechtliche frage ist geklärt. heilloses durcheinander, jedenfalls doch keine impfung für diabetiker.

es wird wohl irgendwann klappen, in der einen oder anderen gruppe werde ich mich impfen lassen können, was mit allen anderen ist, steht in den sternen, und die varianten kommen ja munter weiterhin ins land.

es ist halt für alle die erste pandemie, eine zum üben. ich denke, es hat nicht geklappt. die nächste wird kommen, und ich hoffe, sie wird nicht tödlicher als diese, oder doch tödlicher, und dann gründlicher bekämpft? hmm.

(heute überall menschentrauben unterwegs, alle sind unter der woche nachmittags draussen, anteil der ansteckenderen varianten heute bei 44% – lieber masken aufbehalten.)

irgendwie unbefriedigender text, den ich nie wieder lesen werde, aber was solls.

22. januar 2021

ich habe einen leeren wäscheständer. seit tagen.

plane schon, bettdecken, gardinen und winterjacken zu waschen. das leben allein ist so viel weniger aufwand, das verwundert mich sehr. die stille ist im kopf angekommen, versinke vollkommen in eigenen gedankengängen zwischendurch. yoga war diesmal besser, aber meine beweglichkeit schwindet allgemein schneller als früher, das prophezeien einem ja alle, das das so ist beim älterwerden, aber es erstaunt mich wie etwas fremdes an mir, wie das andere, dabei bin ich das, in allem, und ich merke es nur bei sport, weil ich wohl meinen radius unbewusst soweit eingeschränkt habe, dass es mir im alltag nicht mehr auffällt. eine art unbemerkte ganzkörperschonhaltung, und die macht bestimmt vorm kopf nicht halt, das darf nicht sein, ich hoffe, dass körper und geist da jedes noch schön für sich bleiben. merke ein zunehmendes bewusstsein für bewegungsabläufe, auf den boden setzen, bücken, heben, niederknien, balancieren, all das hat jetzt einen platz in meiner selbstwahrnehmung, weil ich den körper spüre, während er sich bewegt. war früher nie so. werde das älterwerden akzeptieren müssen als etwas, das kommt und bleibt und nicht mehr weggehen wird. kann aber auch am winter liegen. überhaupt habe ich ja eh noch keine ahnung, sind doch die leute erst mit 60 alt, und mit siebzig, und so weiter, und werden immer nur ein jahr auf einmal älter.

habe mir vorgenommen, an der stange in einem der türrahmen den klimmzug zu üben, bekomme stand heute durch armeskraft nicht mal die füße vom boden. werde berichten, wie lang das dauert. bin drauf gekommen, weil ich mir diese stange jetzt aneignen möchte, sie gehört den jungs, die können einen haufen klimmzüge, ich hab das nie versucht. könnt ihr das?

nach einem mittelguten tag abends einen chartreuse gegönnt, ein hammerzeug, nach einem text in der nyt gekauft, kann die einzelnen kräuter des geheimrezepts nicht rausschmecken, ein likör, oregano scheint drin, rosmarin vielleicht, aber in der summe schmeckt es intensiv und rund, nicht trennbar, wirklich wie ein elixir. meine mutter trinkt immer zwischendrin einen enzian, vielleicht wird das mein enzian.

freue mich übers bernie- sanders-meme, weil es so glorios harmlos und gut ist und die leute so einen spass dran haben, weil diese vereidigung für solche memes platz bietet, sie einlädt, anders als bei t., wo alles nur bedrohlich und auf diese alberne art pompös war. jetzt reden wir über die frauen, die mäntel, die dichterin und die rede von biden, es ist so wohltuend und normal.

denke noch darüber nach, wie ich so schnell wie möglich an eine impfung kommen könnte. bis mai scheint mir eigentlich zu lang, besonders, wenn sich die mutation wie gerade berichtet so schnell verbreitet. es ist ärgerlich, dass es so lange dauert, und für mich nicht ganz nachvollziehbar, vielleicht zuviel bürokratie? und zuwenig impfstoff natürlich.

20. januar 21

frustrierender morgen nach schönem abend mit guten freunden. ich war eingeladen, trug ein abendkleid, es gab antipasti und gulasch und wein, und vor allem spannende gespräche bei tisch mit freunden, nicht familie, das hatte ich seit august nicht mehr. die freunde sind sehr eingebunden in ihre projekte, habe sie ein bisschen beneidet um ihre film, funk und medien- berufe, an denen ich mich ja auch mal versucht habe. wenn ich mit diesen anderen formen des arbeitens so in kontakt komme, wackelt meine pragmatische entscheidung, mich beruflich der kinderbetreuung zu widmen. sie wackelt, weil ich heute früh nach dem frühstück mal wieder in eine kleine hypo geraten bin, obwohl ich endlich dachte, die insulingabe zum frühstück hinbekommen zu haben, ich arbeite mich daran ja schon jahre ab, es war endlich gut, pp auf 160, dann wieder auf 100, ohne höhen und tiefen, bis es dann halt nicht mehr gut war, denn es gilt: ydmv (your diabetes may vary). gründe kann ich nur vermuten, vielleicht habe ich gestern zu viel gegessen und der magen war noch beschäftigt, so dass das frühstück nicht schnell genug ins blut gekommen ist, oder hormone, irgendein nicht vorhersehbarer scheiss ist es ja immer. in diesen lagen wird mein gut gepflegtes rationales geschirr kurz brüchig, und ich spüre die sehnsucht nach einem anderen leben intensiver, in dem ich meine fähigkeiten sämtlich nutzen kann, sie gefördert und gewünscht und bezahlt werden (die leute, die so leben, lachen jetzt wahrscheinlich, aber ich will diese momente in acque limpide würdigen, in denen mir ein klarer blick auf meiner seele grund gelingt), und ich nicht nur irgendwie funktionieren muss, in dem ich nicht alles selber managen muss wie meinen stoffwechsel. ja, laber rhabarber. aber jetzt ist alles wieder gut, bz bei 89↗︎, frisur hält.

kurz überlegt, mich beim roten kreuz als impfhelferin anzumelden, um ev früher eine impfung zu bekommen, dafür hätte ich den diabetes unterschlagen müssen. sie nehmen nur leute ohne risikostatus. ich habe die wahl, entweder den masken zu vertrauen, oder auf die impfung zu warten, im mai, sagt eine webseite, und bis dahin nicht zu arbeiten. was soll ich tun? mit dem mutierten virus ist das eine blöde lage.

der 20. januar ist endlich da, ich hoffe, nie wieder was von trump zu hören, und wünsche mir, dass die usa endlich wieder aus meiner wahrnehmung verschwinden, es sei denn für kultur und landschaft. er hat heute noch den faschisten bannon begnadigt. mögen sie alle verloren gehen in der geschichte, und vergessen werden.

schon vor der amtseinführung was drüber zu schreiben hat was von einer beschwörung, in der hoffnung, die sache hätte sich damit erledigt und die befürchtungen vor unruhen gleich mit.

habe aus einem blog (welchem? ich such noch danach) die idee übernommen, täglich ein paar stichworte aufzuschreiben, über den tag, bisher sind es sätze, halbe seiten und ganze seiten geworden, macht großen spass. über die banalen einstiege mit wetter, essen, blutzucker, erledigtes habe ich eine wahrnehmung von genau diesem einen tag, wo ich doch pandemiebedingt manchmal den wochentag nicht sofort weiß. ich schreibe auch gespräche auf, mit wem und worüber, erinnere mich an die tagebuchmeter meines vaters, voll mit solchen notizen, unlesbar für mich, sie sollen vielleicht wirklich nur für einen selber lesbar sein. obwohl, im bad liegt eine dicke anthologie mit zitaten aus (veröffentlichten) tagebüchern von allerlei ehemals bekannten leuten, nach datum sortiert, das ist sehr lesbar. im netz geht das irgendwie nicht, ich glaube, diese texte müssen wirklich als private texte geschrieben worden sein, um interessant zu werden, und interessant zu bleiben. das haptische vergnügen an notizbuch und füller ist sowieso schon grund genug für diese übung.

beim suchen nach leerem notiz- & tagebuch den jahreskalender mit zitaten aus tagebüchern und blogs wiedergefunden, erinnert ihr euch? es gab mal eine ausstellung über tagebücher, kuratiert vom museum für kommunikation frankfurt. auf der berliner ausstellung war ich mit einigen altbloggern, doc buelle war dabei, der kid glaube ich auch. der kalender ist zeitlos und bleibt einsatzfähig, da könnte man sein leben lang immer nur die besonderen tage vollschreiben und hat am ende eine art best of eines lebens, kategorie frei wählbar.

15. januar 2021

bei yoga im januar bin ich elastisch wie diese gummibänder ganz hinten in den küchenschubladen deiner urgroßmutter, schwer wie ein schneesatter acker, die gelenke zu mürbe, um all die wintermasse vom boden wegzubekommen. hinab! plumpst man dann, wenn man endlich darf, und dann schummele ich auch noch in der kinderposition, weil ich meine beine nicht an den richtigen stellen geknickt kriege. schwer geht die luft, mühsam hebt sich mein bein in den baum, ich erinnere mich an den frühling, wenn sogar die füße leicht werden und nach oben wollen, nach oben können, als wäre ich eins mit mir („findet euren punkt“), und stünde nicht total daneben. ich bin jetzt im tiefen winter, ich vergesse die abläufe der asanas, ich bin überhaupt gegen abläufe im januar, es gibt ja kaum tage, es ist alles nur ein müdes lichtloses nacheinander, und jede zeit nach 4, jede zeit nach einbruch der dunkelheit ist nacht, für lange monate ist schwarze kalte berliner winternacht.

und meine neue forellenbegonie verliert grad die letzten blätter, obwohl ich ihr sogar das wasser entkalke. sie vertrocknen ganz langsam vom rand bis in die mitte, und dann fallen sie ab. blöde diva.

für die hunderunden lege ich einen weichen wollenen nierenwärmer an, unter dem rest, und trage kaschmir und lippenstift auf den freien flächen. ich wünschte, ich könnte die hunderunden nur im geiste machen, dann würde ich die richtige musik hören und könnte mich fast fühlen wie draussen.

überall liegt schnee, der versöhnt mit fast allem, außer hier, also genau hier, in meinem viertel liegt nur ein feiner, verwehender hauch, und zwar nur ganz oben auf den dächern, sonst überall in berlin meterhoch. wenn es schneit, mag sogar ich den winter, selbst wenn er dann länger dauert. sonst eher nicht.