war ich nicht schon einmal in hakone, wo die holzkästchen herkommen? auf der suche nach diesem heftchen, in dem man die tempelstempel sammeln kann bei einer reise durch japan, in den schatzschrank abgetaucht, kleinster dachboden der welt, durch den die kinder ein- oder zweimal im jahr gehen, voll mit schachteln und dosen, mit münzkartons von meinem vater, alten briefen, alten briefmarken, ein paar römischen öllämpchen in knackfolie, schachfiguren in einem holzkasten, alten schlüsseln und knöpfen in einem anderen, einer goldenen 200€ münze, samt schatulle immer besonders gut versteckt, zusammen mit der rotgoldenen taschenuhr, die noch geht, mein vater hatte sie immer in seiner schreibtischschublade, in rotem samt, ich habe vergessen, von welchem toten sie stammt. dann diese schiefgeschmolzene sterling-teekanne, von einem zerstreuten mann mal auf einer herdplatte abgesetzt. ein schuhkarton mit mineralen vom bergwerks-großvater, alle in pappschachteln, voller steinstaub vom vielen ein- und auspacken über 35 jahre, die kleinen etiketten mit schreibmaschine beschrieben, einem anderen mit in sizilien gefundenen griechischen scherben, in einer düne, das meer im rücken, 70ziger, weiß ich noch, die düne war ausgespült, man sah die wurzeln der pflanzen, und in einem kleinen hohlraum lagen ein paar schalen in scherben, schwarz mit rotem rand. ein zerbrochener knochenfächer, reisewecker. es sind wie jedes jahr schätze dazugekommen, diesmal ein steinzeitkeil, den david in küchenpapier gewickelt mit hineingelegt hat, im park gefunden, auch mal muscheln oder holzstücke, die aufgehoben werden müssen. ich habe kein lieblingsstück, bei einem brand würde ich nur die wertvollen mitnehmen, aber die dinge bilden einen gleichmässigen dicken teppich, jedes für sich ganz präsent und dabei so hazy in der zeit schwebend, so wie man manchmal seine hände anschaut, mit den linien, ganz verblüfft über alter und zeitlosigkeit. die kinder suchen zuerst das gold und silber, und das mama, was ist das wert? – wenn ich dabei bin, aber sie erinnern sich an jedes detail und memorieren die zusammenhänge zwischen der familie und den sachen, die nicht mit einem betrag abgehakt sind, „das hat sie von ihrem vater“, „geerbt“, „der hat es geschenkt bekommen, von einer frau“, „die hat es voher selber ausgegraben, oder mama?“ ich lege bonbons in den schrank, sie verschwinden immer.
Kategorie: Zuhause
nach zehn immer noch heftigstes gegacker und getobe in allen zimmern außer dem meinen. „morgen ist weihnachten! mama!“ jetzt liegen alle drei in einem bett und wollen das kissen teilen, das klappt aber nicht. gerüchteweise hat ein anderes bett mehr kissen, es werden bettdecken über den flur gezogen, wieder gegacker, dann schleifen die bettdecken und ein kissen wieder zurück.
es gibt einen laden an der ecke prenzlauer allee, in dem es alles gibt. das liegt daran, dass die inhaber alles wissen, also den großen teilbereich von alles, der sich auf haushalt und instandhaltung des haushalts bezieht, inclusive elektrik und regale anbringen, baumassnahmen und dekoration. oder bratpfannen, oder blumensamen, oder winzige kleine muttern. sie wissen also genau, was man braucht, auch wenn man selber das überhaupt nicht weiß. im laden gibt es auch alles, was man eventuell brauchen könnte, inclusive süssigkeiten und goldfarbene lametta und jedesmal 4 leckerlis für den hund, eins pro pfote. bei problemen gehen wir dann meistens als familie da hin, zeigen das problem vor, so es tragbar ist, und lassen es lösen. das kostet meistens unter 10 euro. und wenn das rostlösespray im geschäft grade ausverkauft ist, dann kann man die verrostete fassung hinbringen und bekommt ein paar hübe hinein, „aber das dauert jetzt eine weile“. die ladenbetreiber haben eine hohe kunst darin entwickelt, mit ein paar gezielten fragen herauszubekommen, wieviel ahnung der kunde hat, und ihm ruhig und unarrogant genau da abzuholen, auch wenn die schlange an der kasse dann ein bisschen länger ist.
im letzten jahr hatten sie harte zeiten, weil direkt gegenüber ein alles-schweinebillig-laden mit demselben baumarkt-angebot eröffnet hat, in grellgelb und neon, im klassischen stil des parasitären kapitalismus. der ist wieder weg, obwohl gelegentlich ein paar leute drin waren. keiner aus dem viertel, glaube ich. damals ist offensichtlich viel mehr als sonst kaputt gegangen bei den leuten zuhause, und es schien vielen als der richtige moment, mal einen teuren mülleimer für 30 euro zu erstehen, aus metall, super qualität, oder einen wäscheständer für fast 40, obwohl die inhaber einem natürlich zuerst den für 9 euro neunundneunzig gezeigt haben.
zuletzt hatte der große sohn ein problem mit einer gefundenen hölzernen armbrust, die man nicht spannen konnte, weil die teile abgebrochen waren. jetzt haben wir einen kleiderbügel aus holz angebaut, mit einem dicken gummiseil, dass es dort als meterware gibt, idee und material: der laden, umsetzung: das kind, nach ausführlicher anleitung.