body & soul: blutzucker springt um 100 nach oben, während ich der zahnärztin beim zähneziehen und brücken bauen bei den zwillingen zusehe – das cgm– system, dass ich gelegentlich benutze, sagt einem genau, wie die stimmung ist. (adrenalin erhöht als insulinantagonist den blutzuckerspiegel)

brennstoff

whiskywahl dieses jahr relativ schnell, mal gucken, wann er ankommt*. den jungen achtjährigen caol ila wiedergekauft, der war am schnellsten alle, er ist frisch und ein bisschen limonig und grün, auf eine abgerundete weise unprätentiös, am ehesten mal ohne inner trara zu trinken. dann einen edradour, weil ich in einer kindergeschichte einen alten schottischen namen verwenden wollte (don’t ask), und bei wikipedia unter eadred den hinweis auf eine distillerie gefunden habe, und ein name mit eigener brennerei natürlich nicht zu toppen ist – wenn der brand trinkbar ist. und wegen der schottischen fahne auf der flasche. dazu einen 25 jahre alten highland park, im hyatt probiert, sehr gemocht. bei den alten etwas teureren immer die anlageoption als ausrede, aber ich muss sie dann natürlich doch trinken über den winter.

apropos anlage: der 21jährige lagavulin für damals ca. 220 €, den ich letztes jahr ganz knapp nicht mehr gekriegt habe, der kostet heute über 500. bei mir hätte er das jahr aber eh nicht überlebt.

*kam superschnell über nacht! jetzt schreckt der winter nicht mehr.

ich hatte den filmtitel vergessen, als ich mit dem freund ins kino gegangen bin, ich wusste nur noch depardieu. dann diese kamera, die augen des toten schweins am anfang, ich hab ein bisschen einen überambitionierten film gefürchtet, aber es war eigentlich egal heute, bei dem dauerregen, den geschichten vom freund und der angenehmen leichten trunkenheit und ich frei, mit den jungs allein zuhause. und dann zieht depardieu die plane von seinem moped, und es ist eine münch! eine echte alte mammut münch, ein mythisches motorrad aus den sechzigern, und als er es anwirft, hört man den sound so kristallklar und vibrierend, als hätte man sie unter dem hintern. da ist mir dann auch der flmtitel wieder eingefallen. ich habe einen anderthalbstündigen film mit und über diese beiden mammuts sehr gerne gesehen, über einen mann, der seit 40 jahren im jetzt lebt, seitdem die zeit durch einen tragischen unfall für ihn stehen geblieben ist, ohne das ihn jemals etwas richtig einholt, und der auf der suche nach alten arbeitgebern lauter andere unveränderte trifft und wieder verlässt, bis er nach hause findet. der film ist sehr einfach und schön, straight und mit sehr komischen momenten, sich ergebende altersweisheit, der melancholiker, (allerdings bringt eine nebenfigur den film aus dem gleichgewicht, weil sie etwas aufdringlich behindertes an sich hatte, eine überbunte skurillität, die den blick bindet und einem die neugierde nimmt auf die hauptfigur, sie ist glaube ich in toto überflüssig für den film, sehr merkwürdig, als hätten sie der leichtigkeit von depardieu, leicht mit diesem bauch! nicht getraut) – aber ich muss eh gestehen, mir hätte das moped schon genügt, um den film sehr zu mögen.

wobei ich schon mal mit einem nsu prinz herumgefahren bin, der gehörte einem freund in italien, und die münchs hatten ihren motor aus diesen autos, alle vier zylinder nebeneinander, ein wagen mit diesem eckigen und unrunden 70ziger-charme.

danach wiener würstchen im schusterjungen, von dieser hinreissenden kellnerin bedient, die gleichzeitig erfahren und schön, offen und verträumt aussehen kann.

versuch, sich noch bei tageslicht zu betrinken, dabei vergessen, dass man abends ja noch verabredet ist, diffuse sehnsucht nach einem rausch. bisschen verweigerng von allem, verantwortung und pflege der inneren ordnung. der allgemeine mangel an begegnungen, gern mal wieder mit einem mann, der mich beeindrucken kann und will, durch taten und sätze und durch sein leben. je älter ich werde, desto lieber sind mir männer mit einem weg.

wie ich einer freundin im sommer das vom marbacher literaturarchiv erzählt habe, dass die mein weblog speichern, und sie als antwort erzählte, von ihr seien auch mal zwei emails aus einem belanglosen briefwechsel in einem archiv gelandet, mails mit einem autor, über den sie geforscht habe.

der höher werdende ablehnungsstapel bei bewerbungen, wie man den eigenen anspruch dann einfach abkapselt, wie einen kleinen abszess, wie der pragmatismus dröhnend und alles plattmachend einfach den kern vom ich nicht mehr berührt. ich kann morgends vollkommen frei und glücklich lesen, grade ein unveröffentlichtes buch einer freundin von mir, in einem dicken weißen aktenordner, saubere seiten, die niemand gelesen hat und die 80 jahre ihres lebens umfassen, frei und klug und vollkommen zeitlos schreibt sie über die männer ihres lebens, jeder satz direkt und gefüllt mit der welt und ihren feinen wahrnehmungen, keine ausrede, kein zweifel, kein gerede.

es ist nicht einfach, sich im mittelmass unwohl zu fühlen, so auf die dauer, von einem kompromiss zum nächsten schwankend, niemals herrin der materie, es wäre so leicht, einfach alles laufen zu lassen.

wie ich seit zwei wochen jeden morgen erholt wie nach einem kurzurlaub aufwache, viel geträumt habe, der kopf wach und gutgelaunt, da fällt mir das einzig neue in diesen beiden wochen ein: ein neues schnurloses siemens mit so einem eco-dect– system, die ladestation steht 2 meter neben meinem bett. das alte gigaset stand da auch und hat dauernd gesendet. kann das sein? ich dachte immer, das wäre alles eso.

außerdem hat dieses gigaset die möglichkeit, alle kontakte direkt aus dem mac zu laden, das ist auch ziemlich cool.

heut morgen am frühstückstisch, 2 von 3 kindern schniefen und husten, erzähle ich ihnen vom prinzip abhärtung und kalte dusche. und ehe ich einen zweiten satz anfangen kann, ist gregorzwilling aufgesprungen, reisst sich die kleider vom leib und steht innert 20 sekunden kreischend unter eiskaltem wasser, hüpft wieder raus, lässt sich abrubbeln und sagt: „aber nachher wird einem ganz warm!“, zieht sich wieder an und ist aus dem haus, insgesamt vielleicht 4 minuten dauert das. er wird einfach schneller werden als sein immunsystem.

in der schlange vor mir ein schmaler mittelalter punk mit großer neuer gucci-reisetasche. auf den vielen treppen im flughafen schönefeld rutscht ihm die hose jedesmal sauber in den knick und gibt eine komplette blaue unterhose mit weißer ziernaht frei. bin gerührt.

gelernt, im kleid und mit hohen absätzen auf eine vespa zu steigen und vor publikum wieder runter. mein schwager fährt mich zur trauung der freundin und gibt mir eine kleine extratour durch die römische altstadt, er fährt 60, seh ich, es fühlt sich schneller an, weil ich aus der übung bin, denke ich, aber es sind natürlich miles pro hour, und mein schwager hält eigentlich nie an, wenn er vespa fährt, gleichzeitig zeigt er mir alles wesentliche, und im nachhinein bin ich mir sicher, er hat dazu die hände benutzt.
bei all dieser speziellen zeitlosen schönheit wie immer reflexartig aus- und zurückwandern wollen, meinen vater vermisst, der die stadt kannte wie seine westentasche, und seine liebe nur in der faktendichte seines wissens gezeigt hat, es hörte nie auf, sondern ging immer von der oberfläche (häuser, papstsymbole) weiter und weiter durch die jahrhunderte zurück bis zur römischen frühgeschichte, ein langer fluss, der mich immer nach zwei sätzen langweilte, weil ich ein kind war damals. wir haben nichts behalten davon, ich kenne die namen der gebäude und weiß ein paar zeitmarken (die trajanischen kriege!), für meinen vater war die ganze stadt eine solide steinernde oberfläche für seine bildung, sie brauchte keine gegenwart, das war alles lang bevor man bemerkt, dass die eltern eine existenz wie jeder andere haben, mit vorgeschichte und anderen prioritäten.

im petersdom sitzt eine familie, vater mit zwei kindern, er liest aus einem touringführer vor, die frau neigt ihren kopf zu ihm, sieht aber den anderen touristen hinterher, die kinder gucken verträumt auf den marmorboden.

im campidoglio wird die braut vom vater durch den saal und durch die gäste nach vorne zum beamten geführt, wie in der kirche, der beamte trägt eine breite schärpe mit den nationalfarben über der brust.

ich knipse vorher die säule des trajans für die jungs, denen ich vor jahren mal piranesi-zeichnungen der reliefs in der gemäldegalerie gezeigt habe und hoffe, dass sie das bild wiedererkennen, ein sentimentaler versuch.

nachts bei der party am meer die füsse ins wasser gesteckt, sehr schräges huch!-gefühl dabei, weil der unterschied so groß ist zu meinem alltag, aber auch so eine kleine nichtidentität, weil ich das bewusst speichere. andrerseits beeindruckt mich jedes meer. also: warme brandung, danach sand in den schuhen, wir feiern an der luft in einem strandlokal, es weht ein kräftiger scirocco und die band hat eine zampogna dabei, eine tote ziege, die man blasen kann wie einen dudelsack.

schon wieder eine party, für die ich zu müd bin, schiete. dafür heute meiner mutter zugehört, wie sie von einem edoardo b. geschwärmt hat, „aus deiner klasse“, „der ist jetzt im vorstand von böhringer, der hat das gut hingekriegt“. dann fragt sie nach, was ich nochmal mache, schweigt und sagt „ach so.“ nach ein paar hinweisen über die angemessene pflege von bettwäsche und porzellan und einigen einrichtungsvorschlägen sagt sie im tonfall ehrlichen trostes „vielleicht findest du ja doch noch mal einen richtigen mann“, und erzählt mir dann ausführlich, wieviel geld sie im monat zur verfügung hat und dass „der johannes, der war doch in deiner parallelklasse“ sich jetzt noch eine villa am comer see gekauft habe. „aber naja,“ schließt sie dann „die haben auch alle früh angefangen“, „und es ist doch auch eine kunst, mit sowenig geld auszukommen, wie du das machst. es macht ja nichts, dass die wohnung so aussieht, du musst ja zum glück auch keine empfänge geben. aber die lage, die ist schon toll hier, und es reicht dir ja auch, nicht?“ dann zieht sie von dannen und ich genehmige mir einen feinen alten lagavulin.

wichita. da bleibt irgendwas hängen, als die kamera die stadt von oben zeigt, eine von vielen städten, es ist ein vielfliegerfilm. ich stoppe und suche bei google earth genau diese biegung des flusses und finde sie auch, ich richte die sat-aufnahme aus, bis sie deckungsgleich mit der filmszene ist und klicke hin und her, bis mir mein echo verständlich wird, as falls wichita, so falls wichita falls. ich weiß nicht mehr, ob lyle mays? – nein, es war metheny mit den streifenhemden, er hatte sie immer an, bei jedem konzert. und wie wertvoll die ecm-platten waren, ich hab sie immer gekauft und wusste nicht, ob ich sie verstehen würde oder wollte. jack de johnette! unbegreifbar. mit welcher geduld ich das aufregend fand damals. oder kolbe/illenberger, so very sweet waren die, die geniale jugend vom lande. „flieger“ habe ich von ihnen, darauf eine bach-bouree glaube ich, gespielt wie ein süßer frischer sommerregen, es war wie telemann für die alten damen, ein glück mit sehr klarem grunde. und lyle mays hatte etwas, wenn man ihn auf der bühne vor sich sah, dann gabs nichts mehr zu verstehen, der reine flow, man hat ihm alles abgenommen, aber hey, ich war 18. danach tulsa und kansas und wieder clooney, den ich mag in dem film, er wirkt hilflos und hat eine feine abgenutzte sprödigkeit.

grad bei buddenbohm gegen ankle boots was gelesen. einspruch! ich habe wunderbare ankle boots. ich trage sie unter schmalen röcken oder langen hosen, sie sind ein etwas lauterer akzent am ende eines beins, sie begleiten es nicht von oben herab auf den boden, wie ein langer stiefel, vom knie abwärts, sie zeigen also mehr bein, haben aber vom stiefel so einen angenehmen knöchelschutz mitgenommen.

ein paar tage tot isser, noch nicht beerdigt, schon werden private mails veröffentlicht, und wird mit nähe angegeben. kulturbetrieb, bäh. vanitas.

grade auf der suche nach einer rüstung, rostfrei, pflegeleicht, als schutz für die weichteile. nicht immer nur beisshölzer. lieber so etwas wie einen weideplatz? nee, sogar meine wünsche sind nur noch irgendwas fade metaphorisches, wie kitschige postkarten am anderen ende des buchladens. ich muss schon grinsen, wenn ich sie nur denke, sie funktionieren nicht, nur noch die realität funktioniert, das nacheinander, das notwendige.

in frauenrunde, fast alle mitte vierzig, vor den 15jährigen kindern über das thema frau, altern, vergangenheit gespottet, (doch, das ist wohl ein thema). die geschichten sind in großer zahl und dringlichkeit aus uns herausgesprudelt, der einzige mann am tisch schwieg und lächelte gelegentlich sehr charmant. was bei einer 15jährigen wohl davon ankommt? überhaupt nichts, vermuten wir. nach dem essen verschwindet die jugend, um sich mit ihren freunden zu treffen.

fast

fast einen alten käfer cabrio gekauft, es war mein erstes auto, schwarz, von 1974, mit dem konnte man alles machen. es gibt sie noch, sie fahren noch, der boxersound macht immer noch glücklich, das geräusch meines heutigen autos würde ich wahrscheinlich nicht einmal wiedererkennen. war mit ihm zum skifahren, von berlin aus, mit 3 freunden, kann das sein? ich weiß noch, dass ich da nachts immer die batterie ausbauen und mit ins bett nehmen musste, aber ansonsten hat mich der hinterradantrieb durch jede kurve gebracht. ich bin mit ihm über einen verschlammten waldweg gebrettert, um irgendeinen mann zu beeindrucken, ich weiß das noch, diese total euphorische sicherheit im umgang mit meinem auto, aber an den mann erinnere ich mich nicht mehr so genau. in den ersten berliner jahren habe ich immer alle damit nach hause gebracht, ich bin mit ihm sobald es ging über die grenze nach ostberlin und mit freunden verbotenerweise durch brandenburg getuckert, das war am anfang so, man durfte die stadt nicht verlassen, und es war ungaublich toll, ins umland zu fahren. obwohl so ein gefährt eigentlich eine sie ist, das käferchen steht jetzt bei meiner schwester in der toskana und heisst giuditta, ich hatte auch damals ein italienisches kennzeichen und war mir sicher, dass kein schwein mich anhalten würde, aber nervös waren wir schon irgendwie, das weiß ich noch. ich weiß auch noch die gesichter der grenzer am übergang bornholmer strasse, ich mit offenem verdeck und so einem unschönen ha!-flattern im herzen.

wenn die zwillinge über 150cm hoch sind und keine autositze mehr brauchen, dann mach ich das.

die tränen in den augen von dr. house, als er mit franka potente sex hat (6/2), die machen mich fertig.

mein letztes mal, wann war das noch? vor ein paar wochen, auf einem kleinen platz in italien, ich sass am tisch, er stand hinter mir und hat mir die hand auf den kopf gelegt. wir haben über die jahre einen weg gefunden, immer zwischen den sätzen zusammenzukommen. dann wird alles ruhig.

wie ich so nebenbei klammheimlich eine sammlerin von umarmungen geworden bin, mit leuten, die das nicht merken. oder merken sie es? well, who cares.