immer wieder verblüffung, wenn ich als vergriffen geltende bücher noch in irgendeinem onlineladen bekomme. das ist wie eine zeitreise zwischen gestern, wo der buchhändler sagt: er könne noch mal hinten im lager nachsehen, und das buch dann mit einem lächeln zur kasse bringt – und der heutigen O/I- logistik, in der es keine unsicherheiten mehr gibt, nur noch gelegentliche fehler. erhöht die freude, wenn nach ein oder zwei wochen das buch im briefkasten liegt, für paar euro fuffzig, das bei amazon oder zvab schon für paarhundert plus gelistet ist.
ob tatsächlich jemand diese hohen preise bezahlt? neulich in einem fotobuchladen in der immanuelkirchstrasse kleine zettel mit „bei amazon x euro, hier y“ auf den büchern. ich kann mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich käufer gibt für all diese teuren restexemplare oder erstausgaben usw., ich glaube nicht an den käufer mit geld, eher an den käufer mit timing, der bücher mit miniauflagen zeitig kauft und behält und sich an den phantasiepreisen freut. mal beobachten, wie lange sowas absurdes bei amazon vorrätig bleibt, aber ich hoffe, der markt findet anders statt. diese preise sind glaub ich nicht realisierbar, nicht für zeitgenössisches.
ich habe keine große ahnung von fotobüchern, aber ich liebe es, sie anzusehen, sie wirken fast wie yoga. kommt alles durchs internet mit den vielen fotografen, vor allem durch die tanzgruppe goncourt, hackr, hammerschmitt, nochwer?, aus deren blogs und fb- und anderen accounts ich vermutlich die meisten hinweise habe. danke dafür!
ich finde in meinem vorliebenfeld (landschaft, dokumentarisches, strassen) fast alle interessant, wenn sie es schon ins buch geschafft haben, es ist schwierig, unter diesen vielen jemanden herauszufinden, der spannend bleibt auch nach vielfachem ansehen, bilder, die immer wieder funktionieren, für die/den ich reellen raum freigeben möchte und nicht nur virtuellen. ein schöner gedanke, dass die welt mit kunst flächendeckend gefüllt ist, wie eine bestandene menscheitsprobe, vielleicht sind klare kriterien eh nicht möglich, wenn die auswahl so groß ist. ob es jetzt eher mein persönlicher bildungshorizont oder die eigene geschichte ist? es fühlt sich an wie serendipity, wenn ein werk einen erwischt, mit einem schwer erklärbaren und nicht vorhersehbarem punkt, an dem schönfinden in begeisterung umschlägt.
wenn das klare ja oder nein nicht möglich ist: ob ich die energie zum tollfinden ins buch hineinsehen muss oder ob es mir entgegenspringt, mit dieser existentiellen wucht sehr guter arbeiten, aber das passiert fast nie, dieses sich verlieben als kurzschluss, das bild nur noch bild, nicht mehr künstler oder verlag oder agentur oder thema, vielleicht ähnlich wie bei literatur der unterschied zwischen etwas schreiben und über etwas schreiben? bei strassenfotos, wenn etwas alltägliches einen kleinen haken in die wahrnehmung setzt, ein element des fotos außergewöhnlich ist oder eine andere spannung erzeugt, auf nicht dramatische weise –
sonst beginnt folgendes:
ich übe mich idealerweise in der notwendigen aufmerksamkeit, so geschult wie interesselos, ein zen-gefühl, bei dem alles und nichts präsent sein sollte. manche gegenwartswerke/künstler muss ich mit meinen rudimentären mitteln vorher freistellen aus dem marktwert-diskurs, bei einigen geht das kaum noch, am besten, wenn man die bücher hochhebt mit unscharfem auge, den titel nicht anguckt, dann erst im buchinneren fokussiert, oder wie ich das mache: buch anheben, öffnen, dann erst brille ab. der ich-will-impuls mancher bücher, oft als pathos oder samteinband oder als zu breiter oder zu schmaler rand, ist ja auch wieder nur ein zeichen von schaffenskraft oder gestaltungswillen, worte, bei denen die lenden nicht weit sind, aber nu, ich mag dieses machertum eigentlich, selbst wenn es mal daneben geht, der designwille sollte diskret bleiben, wobei mich ein mangel an stil auch dem teilgelungenen buch wieder näher bringt, wie ich da so mit oller mütze und schneestiefeln am tisch stehe, aber heikel ist es schon, die bilder müssen das dann aufwiegen. die leute machen ja nur einen kompromiss ziwschen geld und geschmack, trotzdem, der manchmal zu offensive habitus, nee, mag ich nicht, lege das buch wieder hin und hab sofort wieder die anderen 500 im blick, die auch alle toll oder mindertoll sein könnten = da hilft das netz natürlich, mit der vereinzelung oder der empfehlung.
gell, achja. dann wird es doch wieder was mit hoher tiefenschärfe, in s/w oder mit perfekter farbkomposition, und-oder von den üblichen verdächtigen waplington, soth, eggleston oder odermatt, wobei es von denen grad auch nix neues gibt. der rest ist schminke. als würde ich nur 5 autoren lesen. bildhunger.
höchste zeit für ein paar aktuellere favouriten.