nett und anonym

mich bei tellonym angemeldet, um hotelmama zu reservieren, weil der name so schnell weg ist normalerweise. wie damals auf twitter. bisschen tut es mir ja leid, das hotelmama auf twitter so hartnäckig die klappe hält. ich bin da hin- und hergerissen zwischen meiner wunschidentität als coole halbintellektuelle großstädterin und meiner realen existenz als eher nicht relevante fünfzigerin ohne karriere oder, oder, ach, ich sag mal: oder ähnlichem. ist mir neulich erst aufgegangen, verbunden mit der frage, wann das nichtgelebte endlich mal abgetrauert ist, denn dann könnte ich als serienguckerin und comicleserin und frau mit einem mehr banalpoetischem zugang zur welt endlich entspannt vor mich hin twittern! wär doch was. so abstrakte metaprobleme hab ich beim bloggen zum glück gar nicht, als wär twittern öffentlicher. gibt es eingentlich beschreibbare unterschiede zwischen weiblichem und männlichem twittern? witz, aphorismen, aphrodisiaka, befindlichkeiten, minitheoreme, je vielseitiger, desto lieber lese ich.

diese neue seite ist eigentlich ein bisschen pubertär, oder nicht? der erfinder ist ja auch erst 19, oder war es grade noch. meiomei.

die rückseite von komplimenten und geständnissen ist ja denunziation, aber ich glaube dem macher, dass da nix böses dahintersteckt, wie postsecret nur für dich. muss es mal den jungs zeigen, aber in deren umfeld twittert keiner, auf instagram sind sie auch nicht unterwegs, facebook dient ihnen glaube ich mehr der repräsentation als der kommunikation, da geht eh nur der heimliche zettel in der schultasche, und so wichtig ist es dann auch wieder nicht, um dafür ein risiko einzugehen.

ist es nicht eine eher ostdeutsche eigenschaft, mit meinungen, vor allem mit kritik, hinter dem berg zu halten? vielleicht aus stasizeiten, wo unpassende oder unerfreuliche äußerungen den menschen existenziell gefährdet haben, mein eindruck (und meine erfahrung): diese zurückhaltung, das schweigen und rumdrucksen hat sich in die neuzeit gerettet, das gefühl der bedrohlichkeit von kritik ist vielleicht unhinterfragt in allgemeine höflichkeitsregeln diffundiert.

ich kriege mich nicht mehr auf 140 zeichen, fürchte ich, wird alles immer langwieriger hier.

in italien gibt es eine charmante art, alles in komplimenten mitzuteilen,  das kompliment gehört zur eloquenz dazu, ist kein kommunikativer sonderfall mit alarmzeichen, keine wasserscheide, nichts, was die strömung aufhält oder ändert. es wird elegant in die normalen kommunikationsformen integriert, es ist ein kleines geschenk, eine höflichkeit, man gibt damit nicht den schlüssel zum innersten heiligtum aus der hand, man macht das gegenüber nicht zum alleinerben damit, meistens ist es auch kein heiratsantrag, nichtmal versehentlich. wer niemals komplimente macht, nimmt sich zu ernst, glaube ich. ich vermisse die komplimente im kalten dunklen berlin (slow und jorge, an mein herz!), darum mach ich da mit. eine woche oder zwei.

na, mal gucken.

kw 43

bei herrn schneck festgelesen. würde gern hunderte leser dort hinbringen, aber mein blog ist grad scheintot, also bitte: verlinkt das weiter, weil es so gehen kann, mensch für mensch, im miteinander. buddenbohm, kaltmamsell?

herbstferien ohne licht, im halbdunkel. füttere vitamin d und versuche, das haus schön zu machen, also ohne machen, eher: schönzudenken, weil mir für alles andere die energie fehlt, ich bin ein sonnenmensch. wenig ausgegangen, einmal im kammermusiksaal eine jazzoper vor wenig publikum, schön frei in ihrer unbestimmbarkeit. take my otherness heißt sie, yesplease, denkt man, und wird aufmerksamer auf die otherness der frauen dort auf der bühne, liebevoller der eigenen gegnüber. die texte  plakativ und weniger komplex als die musik, es funktioniert aber, weil die eingängigkeit sich mit der vertonung reibt und weil man sowieso nur die englischen texte sofort verstehen kann. gesungen wird in allen möglichen sprachen, die künstlerinnen kommen aus „iran, georgien, ghana, albanien, china, spanien, taiwan, türkei und deutschland“ (programmheft) nachher gedacht: vielleicht sind diese art texte als zitat popkultureller frauensongs zu verstehen, wo stärke und freiheit in slogans aufgerufen werden? als ein weg der autosuggestiven selbstermächtigung, meine assoziation sind dabei die lieder, die von baumwollarbeitern gesungen wurden, um die arbeit erträglicher zu machen. die kompositionen waren aber aufregend, das wiedererkennbare wunderbar eingearbeitet in wirklich neues, bisschen bach, bisschen die jeweiligen musikalischen traditionen aufnehmend. hier wohl eine radiosendung über das projekt, irgendwie nicht verlinkbar.

aus: I Spy: Treasure Hunt, Walter Nick/ Jean Marzollo, Cartwheel Books
aus: I Spy: Treasure Hunt, Walter Nick/ Jean Marzollo, Cartwheel Books

gefreut über schreibtischbilder im netz, finde aber keine worte dafür (ernsthaft, meine sprache verschwindet, kennt das jemand? wo kann sie sein, wo ist das leck im system, oder ist das nur ein besonders gemeines symptom der herbstdepression? meine stimmung ist dabei gar nicht besonders mies, aber die sprache ist halt haupttor zwischen welt und geist, in beide richtungen, und grad ist es ein einspuriger bergweg mit pflastersteinen. es fehlt alles drumherum). hatten wir nicht mal mehr dieser arbeitsplätze in blogs? herr giardino hatte neulich mal eins bei twitter, aber die büroschreibtische bleiben halt systemimmanent hauptsächlich der effektivität verpflichtet.

das pokemonspiel ist schon wieder total out, sagen die jungs, vielleicht wünschen sie sich das aber auch bloss, weil die manie an ihnen vorübergegangen ist.

der große hört dauernd mozart oder vivaldi und räumt selbstständig die küche auf, mit mozart. er wird achtzehn in zwei monaten, unfassbar. man schenkt reisen im umfeld, den führerschein will er gar nicht so unbedingt, party wird gemacht, muss aber keine aufwändige all’italiana sein. er wünscht sich ein echtes altmodisches fotoalbum mit allen seinen bildern, ich vermute eine vorweggenommene wehmut vor dem imaginierten übermorgigen auszug.

jetzt in den tiergarten mit hund und kindern söhnen, arbeiten danach, wenn etwas luft durchgeatmet wurde.

the path

netflix- the path: erste folge. szenario postapokalyptisch oder nach dem anschlag, beginnt mit einer mittelalten angezogenen frau, laut schluchzend, mit blutendem/toten säugling im arm, dann sieht man eine junge, mit einem fetzen nur notdürftig entnackichte frau, die durch schutt kriecht, haare vorm gesicht, und irgendwas sucht, hinterm zum publikum. hab die warnung verstanden und nach 23 sekunden ausgestellt, jedes interesse verloren.

san bernardino

IMG_2844bei der rückfahrt dem wunsch eines zwillings gefolgt und die passtrasse genommen.

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kind sagt oben, schon für diesen ausblick hätte sich die gesamte reise gelohnt, was mich ein bisschen erschüttert (er ist ein bergmensch, wie konnte das passieren?), aber es ist natürlich wirklich sehr beeindruckend, ohne umweg, nur über eine abfahrt ist man direkt auf den wunderbarsten bergstrassen, mit kurven so eng, da passt keine kuh dazwischen. das paralleluniversum der bergradler, für die der pass ein höhepunkt mit jahrelanger vorbereitung sein wird, musste mich zusammenreissen, nicht jeden  auf dem weg nach oben anzufeuern, meist männer in den besten jahren, nur zwei frauen. größte bewunderung. oben fast geschockt über die unvermittelte schönheit, so mühelos erreichbar, als wär das unverdient. dem auto liebevoll auf den hintern geklopft.

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die steinmännchen sind ein gutes zeichen, es gibt sie in allen größen, alle so gebaut, dass sie beim umfallen kein anderes mitreißen können. platz ist genug.

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wir nehmen emma an die leine, weil die strasse so schmal ist. das panorama noch einmal einatmen, dann ab ins niederrheinische tal und nach deutschland zurück. hat vielleicht anderthalb stunden länger gedauert als der tunnel.

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misirlou

abends in der quirligen neuen lieblingskneipe der mann, der den ganzen abend allein vor seinem rechner sitzt und ein gedicht schreibt. außerdem saßen da 10 baumstarke schweden beieinander, wie ein männergesangsverein und einer war hundezüchter! bin aber nach hause gegangen. beim heimweg an einer anderen kneipe vorbei sitzt eine frau und schreibt auch ein gedicht, nette kleine synchronicity, die man so stehen lassen kann.

traumjob muss das sein, jemandem auf den leib schreiben. ganz oben unter den berufen, die ich gern gelernt hätte, wäre ich begabt genug. und wie die wp sie portraitiert, neben der first lady, ohne ring an den händen, mit verweis auf ihren mangel an privatleben, eine offensichtlich sehr warme empfehlung für neue jobs und neue partner.

archivarin in einem museum wär ich auch gern geworden, ich mag sammlungen sehr, die ganzen dinge, die einen zusammenhang suchen und eine geschichte haben. halbe woche sowas, halbe woche hunde trainieren, dabei die ganze zeit zuviel reden, weil der archivjob stille fordert und sogar produziert, die ganzen karteikarten, in ungestörten dateien oder in  holzschränken, an die nur archivare und forscher herandürfen, die ein solides und unsichtbares fundament für eine alte welt herstellen, und dann kann ich mich freuen, wenn im museum eine hundesache und in der hundewelt eine kultursache auftauchen sollte.

blixa bargeld und teho teardo in der volksbühne

Blixa Bargeld, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

blixa bargeld und teho teardo in der volksbühne gesehen, die songs fast alle auf italienisch! sehr schön. ein mann, eine stimme. und seine kleine tochter vor mir in der ersten reihe, schaukelt hin und her, und wartet auf ihr lied.

im publikum die ganzen westberliner expunks, viele alte tattoos, viele italiener, wenig bekannte gesichter, neben eins hätte ich mich fast gesetzt, aber der platz war nicht frei. die stimmung vorher ein bisschen aufgeregt.

Teho Teardo, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

die texte lakonisch und klar, so an der welt entlang, die begleitung durch teardo passt dazu, nimmt sich zurück, ist repetitiv bis monoton in der linienführung, es klingt aber nach einer entscheidung, als wäre alles andere schon gesagt oder gespielt. da stehen sie jetzt und können (da stehen sie jetzt und können anders, hätt ich fast) tun und lassen, was sie wollen.

Blixa Bargeld, VOlksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

musste an frühe blogs denken, natürlich, das ist ja mein liebster referenzrahmen für dies art text, denke, so könnte man auch ein paar der alten blogger vertonen (kann man das eigentlich noch nachlesen irgendwo? es ist alles weg.). klare sätze, wenig adjektive, unprätentiös, dabei trotzdem bischen elegisch, durch bargelds stimme und die vielen ausrufezeichen in teardos begleitung, der text ist nur ein element im konzept, ton, stimme und diese berliner juninacht tun genauso viel dazu. der mit zurückhaltendem drama  gesungene einfache satz – der mit nachdruck gesagte einfache satz – na, mir fehlt noch das richige bild. bei mir funktioniert das sofort, weil ich die ganzen szenen und momente wiedererkenne, die pioppi vor einem italienischen haus, von denen bargeld singt, die gegend hinter dem bahnhof in rom, die er beschreibt in seinem glitzeranzug. wie gut er italienisch spricht, auf der bühne mit weniger akzent als in den videos. er bleibt warm und bisschen ironisch-verspielt, mit seiner großen stimme, die jederzeit auch ganz anders könnte, wütend werden kann, ein raubtierorgan, mit dem er krieg oder frieden herbeibrüllen kann. drei zugaben, die mittlere für seine tochter, gesungen wie ein kinderlied, unbekümmert romantisch, over and over. und wie er zu ihr hinsieht beim singen, mit einem wirklich schönen lächeln.

Blixa Bargeld, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

im hintergrund vier streicher live dabei, die waren beim spielen auch publikum, anfangs bisschen fremd, wie eine bestellte hochzeitsband, dann haben sie sich gewundert und gefreut beim spielen. die beiden hatten außerdem ein schwarzes cello mit einer cellistin (namen vergessen), ihr ganzer fankreis im publikum, und eine veritable baßklarinette auf der bühne. mehr jazz gucken muss ich.

gaga, krieg ich dafür wieder ein bild? (gaga verdanke ich den abend und einen platz in der zweiten reihe. sie kann sowas.)

Hund/hund

handschriftlich schreibe ich automatisch mit großschrift, auf jeder tastatur seit jahren nur klein.

(große freude daran, blätter zu füllen, wie die linien sich durchdrücken, wie das schriftbild sich bei unterschiedlichen stiften verändert, wie die lesbarkeit von der tageszeit abhängt. das andere geräusch beim blättern. einen füller verwende ich nur bei langsamem schreiben, bin linkshänderin. ich muss mich noch konzentrieren, um lesbar zu schreiben, daher nutze ich fürs schnelle mitschreiben im lehrgang meist einen caran d’ache, mit widerstand, und nicht den schwerelosen tintenroller.)

wie das kleinschreiben bei einigen worten auch ins handschriftliche sickert („hund“  statt „Hund“ zum beispiel), vielleicht kommen die auch beim denken häufiger vor? ein akt der einbürgerung in den alltag, der bis in die automatismen von daumen/zeigefinger, bis in die tiefen des grundschulwissens hinabreicht?

das kleinschreiben hat meine wahrnehmung verändert, in winzigen, beständigen schritten das substantivische denken unterlaufen, die satzsubjekte zumindest in der orthografie als gleichberechtigt in ihr syntaktisches bezugssystem zurückgedrückt. durch das kleinschreiben nehme ich ihnen ihr deutlichstes merkmal, als zeichen des protests, ich habe ihnen den schlips genommen. dem wie und was mehr geltung verschaffen, als wär die syntax kein abbild, sondern auch eine macherin der weltordnung. gut, womöglich war der eingesparte tastendruck auch ein grund. es stört nur wenige leser, hoffe ich.

(schöne materialien zum lernen von großschreibung, pdf)

tom adams im roten salon

andrea belfi 17.05.16 im roten salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen
andrea belfi 17.05.16 roter salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen

abend im roten salon in der volksbühne. als support sitzt erst ein junger mann mit einem schlagzeug und diversem elektrokram auf der bühne, andrea belfi, feines gesicht, strohfarbenes glattes haar, er wirkt wie der inbegriff von burberry, bevor die marke unbedingt cool werden wollte. wir sitzen in der ersten reihe, nur ein paar meter vom musiker entfernt. er sieht kein mal ins publikum, guckt ausschließlich auf seine instrumente, mir hilft das beim reinfallenlassen, wenn jemand so frei vom bedürfnis nach kontakt ist, fühle mich dann wie ein heimlicher voyeur. es rührt mich etwas, als könnte er dem publikum noch entkommen, obwohl er es eingeladen hat. er spielt ungefähr eine halbe stunde, hypnothische, lange tracks mit geräuschen und ein bisschen rhythmus. mir ist das abstraktionsniveau zu hoch, so ohne melodie oder andere erkennbare zusammenhänge, aber es erzeugt wirkung auf eine vorrationale, vorbewußte weise, direkt ins limbische system. nach dem konzert schnorren gaga und ich blättchen von ihm, er kommt aus verona, ist schlagzeuger und ist wegen seiner musik nach berlin gekommen, er hat so ein leises, elegantes charisma, wie ein mann, der sich für botanik oder insekten interessiert, weil er es kann. er verwendet die ultradünnen und ist ein freundlicher mensch.

 

tom adams im roten salon, 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

der hauptakt tom adams ist etwas sehr besonderes, auch ein einmannzirkus, auch wieder jemand, der lange allein in seinem raum gesessen hat, das fehlt mir ein bisschen, die öffnung zur restmusik, zu uns. seine songs sind wiedererkennbar in aufbau, alle mit einem refrain, in dem er mit grosser leichtigkeit in einen klaren sicheren mezzospran kippt und mit kopfstimme weitersingt, als wär der rest des lieder eine startbahn, um zu dieser stimmlage zu dürfen, in der er zu hause ist offensichtlich. auf dem flügel dabei lauter perlende (erst stand da: „einfache“, weil es mir beim zuhören manchmal zu vorhersehbar war, aber ich sehs lieber wie eine elegante reduktion, hab ich mir überlegt. schönheit muss man schützen.) skalen spielend, vier terzen übereinander, wieder und wieder, auch hier bekommt es etwas hypnotisierendes. dazu dreht er mit der anden hand an einem oben auf dem flügel abgestellten synthi (oder what ever das war. bildungslücke. muss mich informieren.), mit dem er die klänge aus ein paar mikros weiterverfremdet, die über dem offenen flügel stehen, dem wunderbar abgeschrammelten steinway im roten salon.

tom adams, roter salon 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

sein gesang ist betörend schön, die schönheit steht irgendwie allein im raum, weil es keine richtigen lieder sind, die er geschrieben hat, es sind systeme für seine gesangseinlagen, alles um die stimme herumorganisiert, so kommt es mir heute vor, aber beim hören konnte ich mich gut reinfallen und auf seinen trip mitnehmen lassen. jeder song endet plötzlich und immer irgendwie erschreckend, weil nichts auf das ende hingedeutet hat. es hat alles eine große leichtigkeit, als würden ihm melodien und texte so zufliegen, er sitzt nur da, unter seinen schwarzen locken, und lässt die musik einfach passieren.

„my very first encore“ sagt er, als wir ihn auf die bühne zurückklatschen, und weiß nicht, was er spielen soll. sweet. zum abschluss gibts vinyl mit einem downloadcode, sehr postmodern, aber ich konnte wiederstehen. gaga hat gefilmt, vielleicht also ist die magie ein mal gefangen worden.

(ist noch nicht fertig, aber ich muss jetzt los und die zeit saust so … )

 

15, murmeln

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65 muffins, aber nur einen kuchen für den 15. zwillingsgeburtstag. alle zufrieden. so große jungs, aber sie strahlen noch wie babies, wenn sie sich freuen. sie bekommen seit immer zwei tischchen in den flur gestellt, eins mit kuchen, eins mit geschenken. dies jahr zum ersten mal gemerkt, dass sie da seit vermutlich 10 jahren rausgewachsen sind, und ebensogut einen fein gedeckten esstisch mit tischdecke drunter würdigen können. rituale machen blind. mehr als 30 kerzen passen nicht auf einen kuchen, ob sie wieder zwei bekommen ab 16?

das hier gelesen, oh boy gedacht.

Bildschirmfoto 2016-04-18 um 11.22.04neue, mich total überraschende habenwollenliebe. ich habe murmeln immer geliebt, mit den kids cuboro gespielt, bis sie nur noch mir zuliebe mitgemacht haben. jahrelang immer eine murmel in der hosentasche gehabt. am sonntag auf fb ein filmchen über kunstmurmeln gesehen, kleine universen, farbenprächtige winzige welten, auf zwei bis fünf zentimetern. gleich mitgeboten, nix gewonnen, die dinger sind sehr übertrieben teuer. mama! haben die kinder gesagt, das sind nur murmeln, das ist doch blödsinn! sie haben recht, vom ökonomischen standpunkt her, aber nicht vom künstlerischen, weil so eine vollkommen sinnfreie schönheit keine verankerung in der verhältnismäßigkeit benötigt. sie darf einfach sein. not? murmel pour le murmel.

 

Unbenannt

dem großen sohn zum risotto einen rotwein anbieten, mit ihm über die traube reden. ein zwilling sieht einen film und ruft sofort seinen freund an, um drüber zu reden. jetzt rutscht auch der dritte langsam in den stimmbruch, es sind diese kleinen schritte, die ich häufig gar nicht wahrnehme, und die an einem bestimmten tag plötzlich die summe mann ergeben werden, und nicht mehr kind. ich sehs schon kommen!

titel

wollte nur schnell die schriftart wechseln, dann ging alles so einfach… und jetzt ist es immer noch eine immerhin keine serifenschrift! ab jetzt täglich neue designs. dieses style.css ist ein furchtbar unübersichtlicher trumm, es ist mir nicht gelungen, die titel der postings etwas eleganter und diskreter zu gestalten. falls mir da jemand helfen könnte, es wär mir eine freude.

 

q&a&q

großer spass:

1. Käme heute Nacht eine Fee zu Ihnen ans Bett, welchen erfüllten Wunsch gäben Sie zurück?

ein paar große wünsche hab ich mir erfüllt und kann keinen zurückgeben (einer ist fast volljährig und die anderen beiden behalte ich auch lieber), ich würde lieber die unerfüllten zurückgeben wollen.

2. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachtschrank?

das oberste ist von katja kettu, wildauge. hat mir der grosse zu weihnachten geschenkt, ich will es mögen.

3. Welcher Geruch lässt sie schaudern?

vergorene milch, aber es gibt wenig intensive gerüche in meinem leben, selbst die milch ist immer alle, bevor sie schlecht werden kann. ich kann mir einen üblen geruch auch so schnell wegdenken, dass es bis zum schaudern selten reicht. am liebsten rieche ich muskatnuss und pfeffer.

4. Was haben Sie zuletzt verloren?

meinen lieblingsring, den ich vor jahren schon mal verloren hatte, dann wiedergefunden und sofort danach wieder verloren. auf der suche nach ihm habe ich wohnung und leben umgepflügt, erfolglos. großes rätsel.

5. Sind Sie glücklich?

nein. ertappe mich trotzdem dabei, weil ich im schönen nicht kartographierten manchmal-land alles um den moment herum vergessen kann und dann restlos aufgehoben bin. habe eine recht solide begabung zum glück, ich funktioniere tagelang mit einem lächeln oder einem satz.

6. Zöge Alice sie mit ins Kaninchenloch, in welcher Welt wachten Sie gerne auf?

in einer, wo alles noch möglich ist.

7. Lesen Sie Gedichte? Wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

ich liebe lyrik. da leider wenig neue autoren, also ja, montale immer noch, platz eins, thomas sowieso, grad wieder sehr über die wunderbaren zeilen unter gagas füßen gefreut. mein textgedächnis ist so miserabel, dass ich mich immer wieder wie neu freuen kann. online lese ich zb dale und freue mich, wenn ich irgendwo lyrik entdecke, wie häufig bei frau wildgans.

ich hab nur ca. 2m lyrik und gehe manchmal ans regal und lese dann etwas neu, männer wie frauen. ernst herbeck, weil die zeiten so verrückt sind. rene chars texte aus dem widerstand, aber im winter auch mal gern die mit dem fokus auf sich selber, meckel, auch bachmann immer mal wieder. mascha kaleko, so schön klar, oder ausländer, zuerst noch in mailand mit michael endes unendlicher geschichte gelesen, aus zufall, seitdem verbinde ich sie immer mit der kindlichen kaiserin.

songtexte sehe ich auch als eine art funktionale lyrik, höre sie aber anders,  da will ich immer gemeint sein, als ob gedichte sich eher an die allgemeinheit richten und songs an den, der sie hört oder spielt, auch weil da über die musik noch ein direkter zugang ins limbische system dabei ist, mit projektionsfläche für all das, was beim hören außerdem noch passiert, oder nicht passiert, mit gleicher macht. es ist ein dialogisches medium, anders als bei gelesenen zeilen, die eher in sich geschlossen sind und vielleicht einen werkbezug haben oder einen historischen, als kontext oder als lebensphase des lesenden. ich mag die kleine form sehr gern, sie entspricht auch meiner art, glück zu erleben, das gedicht/der song als kleines funktionierendes universum, das man dabeihaben kann, wie die katze ihres in mib, etwas intimes, ein sicherer hafen für mich. ich mag die klaren, linear und narrativ aufgebauten, bei den exaltierten und prätentiösen werde ich sofort von der intention des autors abgelenkt und muss lachen.

8. Sie stehen ohne Kompass, Stadtplan und Smartphone im Wald. Wie kommen Sie zurück in die Stadt?

mit gesundem menschenverstand. vielleicht atme ich aber auch tief aus, bleibe da, baue mir eine hütte, und lebe mein ganzes verbleibendes leben in ein paar wochen zuende.

9. Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

mit einer freundin heute vormittag, über uns. im netz gestern zb hierüber und allgemein gern über albernen kram.

10. Welche drei Dinge, die sie nicht haben hätten Sie gern?

ein neues rad, ein neues handy, mehr ram für den ollen imac.

11. Wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig Zeit genommen?

dummerweise für netflix, wenn ich ehrlich bin. untergang des abendlandes. bin aber auch sehr in winterstimmung abgetaucht, heute werde ich deswegen lyrik lesen, irgendwas klassisches, oder shakespeare? bei mir hat das lesen in letzter zeit etwas inszeniertes bekommen, ist folge eines vorhabens, nicht mehr der selbstverständliche griff ins buch. ich mag aber diese zweihandbewegung, eine hand greift um den buchrücken, die andere sucht nach der stelle. ich glaube, ich nehme die mir nahen bücher in die linke hand dafür, die anderen, noch unerschlossenen, in die rechte.

ich habe all diese fragen freundlicherweise von marie_sophie gestellt bekommen, und gebe weiter an frau montez und frau gaga, die herren goncourt und kid antworten normalerweise nicht  auf sowas, oder? und too1? frau wieseltier würd ich auch gern lesen, und herrn dieseldunst!

meine fragen wären: 1. mit wem sprechen sie täglich als erstes? 2. wann waren sie zuletzt verliebt? 3. welches buch begleitet sie schon länger als 10 jahre? 4. haben sie ein geheimes projekt? (ja/nein reicht) 5. lesen sie gedichte? wenn ja welche, wenn nein, warum nicht? 6. worüber haben sie zuletzt gelacht? 7. wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig zeit genommen? 8. haben sie sich schonmal grundlegend geändert? 9. sind sie glücklich?

5 x tgl., open end

abbott libre* schickt mir eine bestellaufforderung, anruf bei der krankenkasse bestätigt: wird nicht übernommen, der mitarbeiter erklärt mir noch den gerichtsbeschluss, nachdem der libre gar kein messgerät sei, weil die werte im unterhautfettgewebe gemessen werden und nicht im blut. die lobby mag die dinger nicht, heißt das, der patient ist irrelevant, es geht um einen ordentlich großen und vor allem sicheren markt. als ob kontaklinsen keine sehhilfe wären, weil man sie anders einsetzt, aber der vorteil für den patienten ist hier sehr viel deutlicher: kein stechen mehr, alle 5 minuten automatisches messen, lückenlose blutzuckerprofile, durch nacht und wind sozusagen, mit deutlich besserer grundeinstellung.

das system kostet eigentlich nicht die welt, 60€ alle zwei wochen, das lesegerät noch mal 60€. habs für einen monat bestellt, jetzt mischung aus vorfreude und bauchschmerzen. warum? weil ich im schnitt 5x täglich steche, seitdem es blutzuckermessgeräte gibt, seit mitte der siebziger also, und mir eine pause davon kaum vorstellen kann. weil meine einstellung grade unsteuerbar herumwackelt schwierig ist (nein, ist nicht meine schuld, trotzdem ist es unangenehm, darüber zu reden),  mir eine kontinuierliche aufzeichnung sehr viel weiterhelfen wird, schon ein paar wochen sind da ein großer schritt nach vorn. bauchschmerzen, weil ich nix über habe für solche annehmlichkeiten, einmal schon, vielleicht entdecke ich ja ein paar unsichtbare baustellen dabei, da kann ich mich mit der verantwortung ggü mir selber rausreden, aber für immer reicht es einfach nicht. hoffe sehr darauf, dass die kassen irgendwann ein einsehen haben.

*neuartiges blutzuckermesssystem, bei dem man einen kleinen sensor auf den oberarm klebt, der für 14 tage alle 5 minuten den blutzucker misst und die werte speichert. danach wird er mit einem neuen ersetzt. mit einem lesegerät lassen sich die werte über bluetooth auslesen, wann immer man sie wissen möchte. ein recht hoher prozentsatz der typ 1 – diabetiker möchte eins, womit die firma aus unklaren gründen nicht gerechnet hat. ich hatte meines im juni 2015 bestellt.