kellerkisten

kellerkisten für auszumusterndes spielzeug kaufen gegangen, dabei im pflanzencenter hängengeblieben. ginkgo-bonsai mitgenommen, 15 euro, fühlt sich nach verantwortung an, er ist schon 7 jahre alt, ein glatter grader stamm mit heller rinde, mit luftwurzel, die durch „stress“ entsteht, wie ich im netz lese. habe jetzt also einen ginkgo auf dem tisch, die älteste baumsorte der welt, sie werden 30, 40 meter hoch und überleben so gut wie alles, mein erster ginkgo war einer dieser gewaltigen 1000jährigen exemplare in japan, mit einem tempel drumrum. wie lächerlich der ästhetische ansatz dann wird, wie sehr es an die füßchen der chinesinnen erinnert, kultur als macht und kontrolle. wenig sympathisches am bonsaiding. kurze müde überlegung, den baum zu befreien und groß werden zu lassen, dann mittagsschlaf, danach überlege ich, vielleicht noch einen rhododendron-bonsai dazuzukaufen, das sind eh nur büsche, wegen der blütenpracht. jetzt steht der kleine hier und ich bin so kurz davor, ihm einen namen zu geben.

ohrwurm

ohrwurm heute gehabt, dann herkunft eingefallen. das lässige. verlockende zeitlupe, oder? als hätte man noch alle zeit der welt für die aggression, als wäre die welt jederzeit offen dafür. der lange anlauf, der die überraschung nimmt und die erwartung steigert. wie der sound beide ebenen einzeln betont, souveränität spiegelt und dem schlag seine gewalt zurückgibt. das hyazinthige nebenan, ein duft der schönes und total fieses sehr eng miteinander vermischt hat, intensiv ad nauseam.

dann werden die kinder doch noch für anderthalb tage abgeholt, nach einer woche fieber, husten, übergeben und dieser stumpfen grippe-erschöpfung, und was macht hotel mama? erstmal betten abziehen, aufräumen, putzen, damit die keime weg sind, bevor die jungs wiederkommen. jetzt kann ich auch mal krank sein. das ist der anstrengenste aspekt beim alleinerziehen, man muss gesund sein, auch mit 39° fieber muss man den jämmerlichen kranken kindern beistand und wärmflaschen und wadenwickel und hustentee und „nein, du wirst nicht sterben“ (männergrippe von anfang an, irgendwie) verabreichen, bei drei kindern etwa alle 10 minuten einem. die oma will nicht angesteckt werden, die freunde haben wichtige projekte und wollen lieber keine grippe, die krankenkasse braucht zeit, die anderen eltern sind in den winterferien, der vater hat selber kranke familie: blöd. jetzt bin ich bis morgen um 19uhr horizontal, will mich aber dabei auf einen job vorbereiten, der vollkommen out of the blue hereingeschneit ist, ab montag. bis dahin darf gehustet werden.

der parkettschleifer, der

der parkettschleifer, der mir ratschläge gegen das asthma meiner kinder gibt, sehr fürsorglich und nachfragend, nein, er wird das hartwachs-öl spätabends auftragen, wenn die kinder im bett sind und nicht mehr über den flur müssen.

die freundin, deren neugeborenes das down-syndrom hat, das hangelnde telefongespräch, die kleine sorge, diese unsicherheit, das staksen über ungesagtes könnte missverstanden werden als das, was es ist.

der sohn, der nach dem marathon an schulbesichtigungen zu mir sagt: „mama, das war gut, das wir das gemacht haben, jetzt konnte ich mir einen eindruck verschaffen“, obwohl er morgends mit einer sehr hartnäckigen unlust mitgenommen wurde, + die freude über den satz

mein unverständnis don alphonso gegenüber, diese ganzen faz-texte, ich weiß, es ist müßig, aber seine häme, das atemlose und hilflose dabei, als könne er nicht anders, es legt sich einem um die brust beim lesen, soviel fertige urteile, keine demut und auch keine neugierde. wogegen kämpft er? der mann hinter diesen texten, bild: die bunker in der normandie, keine offenen stellen, alles dicht, keine feinde mehr sichtbar. was hat der gegen solche wie mich? alles und gar nichts, nichts und alles, das weiß ich ja, aber hey –

auch black swan spricht meine mädchenseite an, fragil sein dürfen, ausgerechnet, das wollte ich niemals und nie und war es natürlich doch, aber mit 16. nach 40 minuten rausgemusst, weil elias mich nach hause telefoniert hat

(„mama, ich zittere am ganzen körper“ – er kennt mich. ich laufe die ganze zeit über dünnes eis bei diesem kind und höre auf jedes unwohlsein. zuhause sitze ich an seinem bett, bin souverän und handauflegend wie immer bei kinderkrankheiten, er hat nur halsweh, ihm war nur kalt, oder er wollte mich einfach dahaben. er zieht meine hand an sein gesicht, ich decke ihn zu, sein haar ist zu lang schon wieder, die stirn ist warm, kein stress mehr, alles ist gut. ruhe, alltag, die dunkle kalte nacht ist draussen.)

es schneit schon wieder.

aber der film hatte mich schon angestrengt zu dem zeitpunkt, als frau beginnt man unruhig hin- und herzuwackeln im sitz. null identifikationsmaterial, nur pein und überspanntes, die kameraführung erzwingt dabei durch große nähe intensität, das ist selbsterklärend, weil es im ballett auch soviel um details geht, aber dieses thema möchte ich nicht über alle kanäle serviert bekommen. die korrespondenz zwischen körperschmerz und psychoqualen, alles in diesem tanzenden mädchenkörper, der quälende konflikt in der hauptfigur zwischen kontrolle und fallen lassen, zwischen von der mutter aufgezwungener und eigener identität, der durch den begehrenden männerblick als konflikt zwischen keuscheit und hingabe gelesen wird, und das muss auch der blick des regisseurs gewesen sein, denn genau das sehen wir, hals, armbeugen, nacken, oberschenkel, lauter verführende blößen, die erotik ist zu einfach erzielt. das ist so altherrensexmässig, ist mir unangenehm und macht mich aggressiv. die opferfrau. ein männerfilm.

fast tagebuch (ich will manchmal ein geheimes mommydiary eröffnen, und zwar deswegen, danke caro. wie meine ausflüge nach oklahoma, in die schöne welt von frau drummond)

ebooks

schnell vorm losgehen noch ein ebook besorgen, bei bücher.de. ebook nicht auf dem rechner, sondern auf dem telefon lesen wollen. buch lässt sich aber nur in einem einzigen programm öffnen, dass auf meinem telefon nicht läuft. konvertierungsprogramm gegoogelt, calibre gefunden, aber frisch geladenes ebook auf meinem rechner nicht mehr gefunden, warum? keine ahnung. speicherort per google gesucht, weil weder autorenname noch titel im dateinamen standen. schließlich gefunden. neues ebook in ein lesbares format konvertiert. über calibre zu stanza auf dem telefon rübergezogen. mehrfach geflucht. halbe stunde verloren. es ist nicht wie im finnischen club, das wäre ja noch okay, es ist eine vorstadtkneipe mit nur einer biersorte und einem mit benimmschildern tapezierten gastraum, in die man nur hineingerät, weil man mal muss, und dann ist auch noch der kühlschrank kaputt.

edit: nee, doch nicht. stanza kann das buch zwar laden, aber nicht öffnen, weil es encriptet ist. ich muss „mit einem anderen programm“ erst das drm löschen, sagt calibre beim zweitversuch. jetzt muss ich auch noch gesetze übertreten, um lesen zu dürfen, dazu geht es um ein buch, dessen autor schon seit 105 jahren mausetot ist. und das ich korrekt bezahlt habe, ihr socken bei bücher.de. fast 50 minuten „verloren“ inzwischen, also anders verbracht als beabsichtigt.

wäre der buchladen an der ecke schneller gewesen, und nur ein paar euro teurer.

darf man ein ebook zurückgeben?

wenig gebloggt, weil mein wlan im macbook nicht geht und ich abends nicht extra aufstehen will zum bloggen. facebook geht mit iphone.

vorhaben für 2011:

einen reisepartner finden für die tour mit jungs durch die usa, die ich mir für 2012 vorgenommen habe. ob mann oder frau ist eigentlich nicht so wichtig, es sollte ein reger und witziger gesprächspartner sein, kinder dabeihaben oder meine aushalten, lebensfroh und wohlerzogen.

besser anziehen. die kombi single/heimarbeit hat zu einer gewissen stilistischen vernachlässigung geführt. ich habe einen schock schöner strumpfhosen gekauft, die schuhe stehen eh im schrank. heute: jeans, rolli, alter lauren-tweedblazer, voll house&garden – well, ich arbeite noch daran.

aus dem einen wöchentlichen yoga/pilates ein zweimaliges machen. es tut so gut, man fühlt sich jahre frischer und anwesender.

einen längeren text verkaufen. mal gucken, was mir einfällt. eigentlich nur wegen der ehre, ich brauche ein bisschen bestätigung fürs wohlbefinden, ich hatte einen geben-schwerpunkt in meinem leben, der mich ins wanken gebracht hat im letzten jahr.

viel, viel mehr lesen. zum beispiel stefano d’arrigos „horcynus orca“, der angeblich im februar auf deutsch erscheinen soll, nach 36 jahren, ein monumentaler und sehr eigentweltlicher roman, in den achtzigern gekauft und immer nur bis seite 140 gelesen. er hat 1257.
(ich habe nur einen einzigen beitrag für den commonreader geschrieben, das hängt mir schwer nach. gelobe besserung.)

mehr theater. ich weiß nichtmal mehr alle berliner dramaturgen auswendig, bei den intendanten muss ich nachdenken, und ich war eine echte premierentusse, ach früher.

mehr kür-mässiges fällt mir auch bei nachdenken nicht ein, die pflicht ist sowieso selbstverständlich.

mit

mit befreundeter turnerinnenmutter auf dem weihnachtsfest des turnvereins. die kinder laufen ein und einmal um die halle, alle im gänsemarsch, dazu ertönt nordostberliner liedgut, bei dem ich die zeile „wir sind die turntiger“ raushören kann, das publikum klatscht mit, alle mit einem entspannten für-die-kinder-ausdruck. die fühlen sich gesehen und kasperln rum, sie tragen über den wettbewerbsklamotten noch eine schicht drüber, turnkampf heißt stundenlanges warten auf bänken, bis wieder mal ein paar kinder ihre übungen vorzeigen, die abfolgen sind undurchschaubar. wie sie dann vortreten, sich sammeln und gerade werden, den arm heben (turnergruß) die hände an die beine legen, den kopf heben, dann loslaufen und abspringen, nach der landung zum richter gucken, sich wieder hinsetzen, ganz kurz zur mutter hochschauen, sofort weiterquatschen mit den kumpels. die kinder, seufz. als später die jungen männer ihre kunststücke vorführen, wird es still und die mütter legen ihre lektüre nieder: schönheit! und muskeln, man lächelt ein bisschen verträumt.

ein mutter-sohn-duo, der sohn ca. 35, die mutter macht handstand auf dem barren und senkt dann den körper in die waagerechte, ohne zittern, bin beeindruckt.

in der berliner ein interview mit dem donnersmarck, komplette doppelseite, seine antworten voller namedropping und mit einem sehr hohen und in die sprache gewandertem selbstwertgefühl („meine werkgeschichte…“), das künstlerfoto sagt eigentlich schon alles, der mann sitzt auf einem breiten sessel vor angeberwand, gekleidet wie ein englischer baron, ein wiedehopf in königspos|s|e. hat den niemand erzogen? vielleicht einfacher narzisst. erstaunlich, wie hat der den doch großartigen oskarfilm geschafft?

nach vollem tag ist die gulaschsuppe schon seit stunden auf dem herd und ich hab zeit, wie wunderbar das faulenzen ist, bei dem kilometertiefen schneematsch + regen draussen, home-sweet-home, nachher noch einen highland park.

o.t.

ich „kenne“ einige männer, die souverän mit präsern umgehen können. die anderen können dann nicht, oder sie sagen, sie könnten damit nicht so gut, oder es liegt eben am kondom, wenn sie nicht können. wie störungsanfällig die männliche sexualität ist, der akt als wirklich blosse stelle im schützbaren komplex körper/geist, viel mehr als die weibliche, wobei ich natürlich nicht so oft sex mit frauen hatte. kondome bedeuten verantwortung, für etwas jenseits der unmittelbaren befriedigung, für die frau, sie bringen alltag und zukunft in einen im besten fall zeit- und realitätsfreien rausch. ist das männliche unterbewusstesein dadurch schon zu sehr herausgefordert? das bewusstsein will ja, sonst wär der mann nicht im bett mit der frau, nehme ich mal an, zumindest der körper will. das präserproblem ist natürlich hinreissend symbolisch fürs erwachsensein, für mannsein, für im leben stehen. wobei ich gelegentlich auch den verdacht hatte, dass sich das eher ödipale nichtkönnen von verliebten männern an den schwierigkeiten mit dem kondom aufhängen kann, der präser wird dann sozusagen aufgedehnt, bis auch die männliche psyche ihn als schutzraum benutzen kann. (aye! das war mein küchenpsychologischer moment heut früh.)

edit: klar kommentiert da keiner. im kopf hatte ich assange und diesen text hier, von m. verlinkt.

edit2: die frauen sind schuld, wie immer!

entspannte pesto-tage, weil man wegen dem hin-und herbringen nicht zum kochen kommt. an der supermarktkasse bei rewe mal wieder ein richtiges tantrum-kind, schon ganz heiser, selberreinmachen selberreinmachen brüllt es, die eltern dabei total unheimlich arschglatt, keine regung, kein wimperzucken, nicht einmal ein blick, man denkt das arme wurm, das muss ja so brüllen. und dann wundert man sich über gefühlskälte bei erwachsenen.

pathos

pathos in selbstverständliches hineinstopfen, diese anspruchshaltung an die welt, oh sieh, was ich fühle, wie sich dann im text das gefühl und das so laut fühlende subjekt vor das objekt schieben und es verdecken, selbst wenn es schöne objekte sind wie ein stück musik oder ein sonnenuntergang, überhaupt die nähe zum kitsch. wie aggressiv mich das macht inzwischen, in texten noch mehr als in der kunst, ich weiß nicht genau warum, früher mochte ich das, dieses ichsatte, weil es mir so ausgesetzt schien, so eigen und rührend in der übertreibung. andrerseits dürfen kinder pathetische musik hören, grad hab ich hier immer mehrstimmige chöre, die den soundtrack von jurassic park schmettern, sehr laut, ich denke es dann als probeweise aneignung von bedeutungsräumen, wie der ironie oder der coolness. bei erwachsenen wirkt es auf mich pubertär in der anmassung, wie eine spiegelnde talgschicht auf der wahrnehmung, ich muss dann sofort gähnen und will alles niederrotzen, was da so hehr gefühlt wird. bin bisschen beunruhigt deswegen, pathos war immer ein feiner hafen für mich.

frau a bis z

mit gregorzwilling einen spontanen geburtstagsbesuch bei frau ziebarth gemacht, die heute 89 jahre alt wird. ich bin etwas unsicher, ob oder ob nicht, hab aber dann dem gefühl vertraut und der erinnerung daran, dass sie sich eigentlich immer gefreut hat. ich bringe blumen und 2666 mit, dass sie beim letzten besuch noch nicht kannte, aber es liegt bereits auf dem buchstapel unterm nachtisch und ist das nächste in der reihe, „natürlich lese ich das“, ich habe die hoffnung, dass sie es aufgrund von meiner begeisterung gekauft hat. sie ist jetzt bei claude lanzmann, zum zweiten mal, weil das ende einen neuen blickwinkel auf den anfang gegeben hat.

sie trägt ein kostbar besticktes indisches kleid mit kleinen spiegeln darin und erklärt gregor, dass diese spiegel die geister fernhalten sollen. „das müssen aber sehr kleine gespenster sein“ sagt gregor und fragt dann, ob das kleid auch zu ihren kunstwerken gehört. „ich habe das vor vielen jahren in indien gekauft“, erzählt sie, „also ja, kann man sagen“. gregor beginnt unversehens, in einem gewählteren tonfall zu sprechen, benutzt vornehme wörter wie „selbstverständlich“ „vorzüglich“ und „ausgefallen“ und spricht langsamer als sonst, in auffällig vollständigen sätzen, weil die sprache die vielfalt und die farbenpracht ihrer großartigen sammlung aufnehmen will, wir sitzen in einem raum, in dem die schätze bis hinauf unters dach stehen, dicht an dicht, ein ding neben dem anderen. ich kenne das auch von mir, man will antworten auf all die schönheit und die vielen geschichten, die man alle nicht kennt und kennen will, wenn man hier sitzt, ich versuche dann immer, mein weltwissen zu aktivieren, frühgeschichte, mythologien, frühe religionen, weil die dinge der sammlung nicht art pour l’art sind, sondern immer auch durch eine funktion im alltag der künstler verankert waren, manchmal nur lose, wenn pracht und funktion sich nicht ganz entsprechen. vielleicht sind sie noch verbunden, wer weiß das schon, ich denke immer, sie reden alle noch, ich kann die sprachen bloss nicht.

ich kenne niemanden, der so gerne lebt, liebt und liest wie sie, sie findet auch nach jahrzehnten alles wieder in ihrem kopf, vergisst kaum etwas, vielleicht weil ihr geist vor den dingen nicht haltmacht, sie sammelt kunstobjekte, statuen, figuren, kästchen und porzellan, viele rätselhafte gegenstände aus rituellen abläufen, religiöses und sachen aus dem alltag, einfach alles, wo die hersteller ausser der funktion auch noch etwas anderes im sinn hatten, wo geschichte, erinnerung, kultur und handwerk zusammenkommen und etwas schönes entstanden ist. die sammlung ist sehr groß, also wirklich sehr groß, wenn man sie fragt, kennt sie von allen objekten die geschichte. es ist schön, wie sich über die ganze welt verstreut die symbole wiederfinden, bestimmte tierarten, linienführungen, materialien.

sie hat für ihre party mit freunden wie jedes jahr ein thema ausgewählt, diesmal ist es „statthalter“, und erklärt gregor, wie die steinzeitmenschen zuerst mit ihren händen gegessen hätten, dann eine hand nachgebildet haben, und sie zeigt einen sehr alten löffel in der form einer hand, der löffel sei ein statthalter der hand. sie zeigt uns löffel aus allen gegenden und zeiten der welt, kunstvolle finnische hochzeitslöffel, an einer kette zusammenhängend, alles aus einem einzigen ast geschnitzt, aus billigem holz geschnittene löffel mit kreuzen und einer hand am stiel, im 1. wk von gefangenen geschnitten, ein jadelöffel, gregor soll ihn an die wange halten, „und?“ fragt sie „na, da sind noch mehr muster eingeschnitten“ sagt er, und sie erklärt, dass die moleküle bei jade so dicht zusammenstünden, dass sie kälter bleibt als die umgebung, und wir halten den löffel nochmal in den händen, stimmt, er ist kühler als der raum. ein löffel mit dem grabmal des dichters rumi als relief in der laffe, aus konya, mit koransuren geschmückte löffel aus anderen arabischen ländern, eine chinesische reiskelle aus bast, kleine elfenbeinlöffelchen für salz mit winzigen figuren, es sind insgesamt über 50 stück. wir sitzen vor ihr auf dem boden, die pracht ausgebreitet um uns herum auf dem teppich, sie erzählt von jedem, wo sie ihn her hat, wir fassen sie an, ich bin nervös bei gregor und sage ihm, sei vorsichtig, aber frau z. meint sehr resolut „nein, der gregor kann das wunderbar, er soll sie sich genau angucken“. zum schluss kommt aus der basttasche noch eine kleine dose mit winzigen taschenmessern, vielleicht 7mm das kleinste, die man richtig aufklappen kann.

nach anderthalb stunden verabschiede ich mich, ein bisschen mit schlechtem gewissen, weil wir einfach reingeschneit und so lang geblieben sind, aber sie ist eine wirkliche sammlerin, die ihre schätze sehr gerne zeigt und sich freut, wenn man auch anfassen und wissen will. gregor ist im laufe des nachmittags vom „sie“ immer mehr ins „du“ gerutscht, er sagt beim abschied: „du sammelst bestimmt weiter so fleißig, und wenn wir das nächste mal kommen, hast du noch mehr sachen“.

der morgen

der morgen in einer sporthalle mit gregor, der bei seinem ersten turnwettkampf mitmacht, sehr aufgeregt in einem erstaunlichen eierquetscher (gregor) als vereinssuit, knallrot mit blauen flammen, kurz unten, ärmelfrei oben, eingentlich zu gar nichts passend, nicht zur stadt, nicht zum jungen oder dem eher klaren sport. er ist aufgeregt und turnt noch mit zuviel kraftaufwand, die bewegungen noch nicht elegant, sondern eher ökonomisch ausgerichtet. seine gruppe bekommt einen ersten platz, nicht wegen ihm, der als totalanfänger mitmacht, aber er steht strahlend auf dem kasten und winkt.

ich bin zuerst in der ecke mit den bz-lesern gelandet, dann umgezogen zu den sz-lesern in der anderen ecke der zuschauertribüne, hier eistee, kuchen und limo, biosaft und butterbrote dort, die bz-eltern sind sehr kenntnisreich und diskutieren engagiert die punktvergaben und die leistungen der turner, sie meckern über die qualität der wettkampfrichter, alle zu streng oder zu lasch, sie sind als komplettfamilien gekommen, mit omas, schwiegermutter und dem onkel, 3 erwachsene pro turnendem kind, die sz-leser lesen sz und plaudern über die mühen der logistik, über das wetter und den stress mit dem frühen aufstehen an samstagen.

lrs labyrinthisch

die einzelnen schritte, wenn sie merken, dass ihr kind deutliche probleme beim lesen/schreiben hat:

1. gespräch mit der lehrerin
die lässt einen sog. „hamburger test“ machen
darauf muss man i.d.r. 4-5 monate warten, weil die betreffende sachverständige krank ist

(für einen schulexternen test bei einem spz kann man sich auf eine warteliste setzen lassen, nach deren ablauf man dann einen termin innerhalb eines jahres bekommen kann)

2. mit dem testergebnis geht man zum jugendamt und stellt einen antrag auf förderung, danach rechnet man
1-2 monate bearbeitungszeit

3. das jugendamt macht einen hausbesuch, um herauszufinden, ob die kinder echte probleme haben, und bewilligt den antrag
1-2 monate bearbeitungszeit

4. das jugendamt schickt die kinder zum schulpsychologischen dienst, der die kinder nochmals testet
1-2 monate bearbeitungszeit

5. der spd schickt die kinder dann zum duden-institut, dass die kinder nochmals testet
1-2 monate, bis der termin möglich ist

6. das duden-institut schickt die ergebnisse zum schulpsychologischen dienst
1-2 monate bearbeitungszeit

7. der dienst bestätigt die fördernotwendigkeit und schickt die unterlagen zum jugendamt
1-2 monate wartezeit

8. das jugendamt bewilligt eventually die förderung,
ich weiß noch nicht, wie lang da die bearbeitungszeit sein wird

9. jetzt benötigt man bloss noch termine für die förderstunden beim duden-institut

sie hätten eigentlich noch einen slot für den kinderarzt einbauen können, am besten zwischen schule und dem ersten besuch beim jugendamt. und vielleicht wäre außer dem duden- auch der klettverlag gern beteiligt? der übernimmt dann vielleicht die förderung der kinder, die nach bewilligung schon nicht mehr in der grundschule sind, ab dann zählen nämlich auch die deutschnoten bei den LRS-kindern, sodass der druck nochmal größer wird.