7. august 2025, locarno

heute noch mal filmfestival, und ich dachte bis zum aufstehen, mein erster film sei um 11 uhr, dann sehr erleichtert, dass es 14:30 ist. gemütlich hingefahren, in der stadt wieder 15 minuten hin- und her, bis ich mein ziel gefunden habe, google maps zeigt einfach alle strassen in der nähe grün an, also als meinen weg, dann 15min verloren, um eine neue parkapp zu installieren (4sfr für 6h scheint mir absolut angemessen).

(achtung, es folgen spoiler)

zum glück haben sie mich trotz verspätung noch ins proppevolle riesenkino gelassen, für das kurzfilmprogramm mit bleifrei 95, randaghi, l’avant-poste 21, primera enseñanza.

bleifrei war angemessen deutsch-finster, junge frau hat dauernd sex, mit ihrer freundin und deren mutter, empfindet das als grenzüberschreitung, fühlt sich benutzt, hat auch sex mit leuten, bei denen sie nur kurz mitfährt, geht dann zur bachelor-party ihrer freundin. neben mir im kino ein älteres paar, sagt „diese zeiten sind sehr lange her bei mir“ und geht dann, bei mir auch eher ochnööö, empfinde den gezeigten spannungsbogen von „wir zeigen alles, und unsere protagonisten leiden darunter“ als hm, spießig? jedenfalls deprimierend.

nachtrag: eine szene bleibt mir in erinnerung, drei freundinnen gehen kurz ins bad, ich als publikum denke: um zu reden, und dann stehen sie da alle drei, sehen sich an, keine sagt ein wort, dann gehen sie wieder auf die party

genauso wie der folgende animationsfilm, der auch zwei punks als hauptfiguren hat, die sich begegenen, herumfahren, wieder verlieren, von bösen wölfen zerrissen werden, dann relativ unvermittelt als elegante katzen wiedergeboren werden. mochte aber das dichte feld, in dem die handlung stattfand, und die vespa, auf der die figuren herumgefahren sind.

danach l’avant-post 21, zeigt drei junge frauen auf engem raum miteinander, auch wieder sex ohne grund (sollte ja im leben eigentlich ein normalzustand sein, mich nervt das nur wegen meiner komplettverdrängung, da single, daher hab ichs in filmen lieber hergeleitet oder plotbedingt), eindruck einer besonderen situation, sie machen party, bis der nachbar klingelt, was sie denn machen würden, es sei mitten in der nacht, darauf die eine: „sie hat einen abort“. die frau setzt sich aufs klo, die freundinnen dicht dabei, der abbruch wird ein bisschen wie eine geburt gezeigt, mit drücken und schmerzen etc. den film mochte ich sehr, er zeigt, was sache ist, zeigt die gemeinschaft der frauen und schafft es dabei, den abgegangenen embryo in einer kleinen von den frauen improvisierten zeremonie zu begleiten.

bei primera esenañza hören wir eine gruppe von mädchen bei einer gesangsstunde, eine bekommt von einem arzt ein sprech- und singverbot, um knötchen von den stimmbändern zu heilen, daraus ergibt sich dann eine beklemmende situation. bin vor schluss gegangen, wollte zum nächsten film.

danach nur 500m bis zum nächsten kino, wo sehnsucht in sangershausen läuft. episodenfilm, die protagonistinnen finden alle einen blauen stein, den sie hochheben und bei sich behalten, haben alle eine offenheit für das besondere im alltag, sind beweglich im geiste, obwohl ihr umfeld die bewegung ignoriert oder nicht darauf eingehen will, weil die kontaktaufnahme eine grenze überschreiten müsste, der klasse, des interesses, der aufmerksamkeitsökonomie. beginnt mit einer szene im 18. jh, wo ein dienstmädchen in ihrer freizeit gezeigt wird, sie findet einen stein, wir erfahren, dass sie bei herrn novalis arbeitet. die nächste szene spielt in der neuzeit, eine junge frau arbeitet als putzfrau und kellnerin, dabei begegnet sie einer band, begleitet die sängerin einen tag, schenkt ihr einen gefundenen stein, bietet zeit und ein auto, wird nicht wahrgenommen oder erinnert von der band. in der nächsten episode geht es um eine junge frau aus afghanistan, aber da bin ich weg, wollte zum nächsten film. fand den film sehr/zu leise und poetisch in seinen aussagen, bin mir nicht sicher. es ist mir leicht gefallen, früher zu gehen, ich war nicht richtig drin, es blieb abstrakt, mehr ein film über als ein film, mehr schreiben über als schreiben, ich bin da empfindlich.

dann spaziergang zurück zur piazza grande, wollte mir einen stoffbeutel kaufen, es gab (an tag 2 von 12) aber keine mehr, hab danach ü-ber-all leute mit diesen beuteln gesehen. man kann sie im onlineshop kaufen, muss dann aber 20€ fürs versenden zahlen, mehr, als für post aus den usa, die haben echt eine meise. hole mir eine pizza und eine cola light, spaziere noch ein bisschen herum.

dann ins nächste große kino, um legend of the happy worker zu schauen, von dem ich nur wusste, dass colm meaney mitspielt, den ich ja sehr schätze. sehr besonderer film, ich glaube, eine art metropolis des 21. jh. eine parabel, ein kinderbuch, ein western, of all things, aber das passt sehr gut, wie im western wirken gut und böse klar unterschieden, aber weil wir ja in der gegenwart leben, verläuft die grenze im film nicht zwischen gut und böse, sondern zwischen oben und unten, buchstäblich, und zwischen nicht wissen und wissen.

über mehrere generationen wird ein loch gegraben vor den malerischen felsen arizonas in utah, immer weiter, immer tiefer, die arbeiter glücklich und selbstbewusst als „good digger“.

der herr der unendlichen baustelle lebt oben in seinem büro und ist nur sich und den seinen verpflichtet, seinem großvater, dem vater, „me“. er besucht seine vielen arbeiter und lässt sich täglich von ihnen bestätigen, wie gut es ihnen geht, wie glücklich sie sind, im film sehr schön opernartig gelöst, er ruft runter, die arbeiter antworten im chor.

das system kommt kurz durcheinander, als ein alter mann, am ende seiner lebensarbeitszeit, eine frage hat, die nie jemand gestellt hat. er bittet einen jungen kollegen, dem chef diese frage zu stellen, und wir sehen, wie schwer dieses fragen fällt, der held braucht mehrere anläufe dazu, die frage ändert sein leben, nicht das des ersten fragenstellers, des alten mannes, der ein leben gebraucht hat, verbraucht hat, um sie stellen zu können, ihr seht, ich bausche etwas auf, es ist die sinnfrage, reduziert wie alles in diesem film: „why?“, und zack, ist die vierte wand im spiel. fand den film sehr mutig in seinem so klaren aufbau, es ist eine art kinderfilm für erwachsene, er hat etwas von den alten cartoons. bild und plot als perfekte entsprechung. und ja, es ist natürlich die frage aller fragen, egal, was man so tut im leben. sogar t…p könnte den film verstehen.

colm meaney spielt den bösewicht im film, er kommt mit einem wunderbar röhrenden riesigen alten auto vorgefahren, ist der onkel der hauptfigur, und will mehr, mehr von allem. er setzt riesige bagger ein, die das loch immer tiefer graben können, und der held muss dann alle entlassen, weil niemand so schnell graben kann, aber zum glück endet der versuch bald, und alle arbeiten weiter wie gewohnt.

regisseur duwayne dunham war da, auch der produzent und die schauspieler*innen waren für ein q&a am ende mit auf der bühne, der film war wohl ein jahrzehntelanges projekt aller beteiligten. dunham hat ein paar episoden von twin peaks gedreht und ist über seinen kontakt zu david lynch an einen einakter von s.e. feinberg gekommen, aus dem das drehbuch entwickelt wurde. aus dem hollywoodreporter, dort noch mehr zur fimgenese, inclusive interview mit dunham.

fand es lustig, dass der kameramann ein namensvetter von reed smoot ist, der 30 jahre lang als senator für utah eingesetzt war.

bin mit einem meter abstand an herrn meaney vorbei gelaufen, das war sehr aufregend, hab ihn aber natürlich nicht angesprochen. mir ist die beste frage für das q und a nach dem film ja auch grad erst beim schreiben eingefallen, nach dem bezug auf metropolis hätte ich sonst gefragt, und herrn meaney nach dem auto.

der große ist mit mehrstündiger verspätung wieder in trier angekommen, nach mitternacht, ich merke: niemand hat damit gerechnet, dass er mit der bahn pünktlich kommt, er nicht, ich nicht, die bahn selber wahrscheinlich auch nicht. niemand.

bei der bahn gilt es erst ab 5 minuten als verspätung, und fahrgäste dürfen erst ab einer stunde verspätung 25% ihres tickets reklamieren, ab zwei stunden 50%. es ist alles unfassbar. in italien sind 90% der züge pünktlich.

heute heulen dauernd flugzeuge über den see, es hört sich an, als fällt uns gleich der himmel auf den kopf.

edit: grad noch ein wrap-up des festivals gefunden.

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050825 #wmddgt

jetzt haben wir zufällig an einem 5. was unternommen, da bietet sich das doch an.

zu früh für ferien wachgeworden, mir und dem großen einen kaffee gebracht, fenster aufgerissen und die noch kühle frische luft hereingelassen – es gab dieses jahr noch keine dieser üblichen schwülen 35°c-tage hier, es ist tagsüber um die 28°, abends kühlt es auf 23° oder so ab, perfekt.

dienstags ist eigentlich markt in der stadt, aber ich hatte am tag zuvor eingekauft, wir konnten uns das frühe aufstehen wg parkplatznot sparen. gut gefrühstückt, ich mit mitgebrachtem müsli, der große mit salat, caprese und obst, alles klar von ihm selbst gemacht.

nach dem frühstück internet gelesen, unter vermeidung von nachrichten, da bin ich im urlaub im verdrängungsmodus.

nachmittags ist der große zu fuss zum strand gelaufen, ich bin erstmal noch in die stadt für einen einkauf, danach auch an den strand, dort jemanden verabschiedet, die zurück nach hause muss, außerdem mein seit paar jahren vergessenes schlauchboot identifiziert, also der große hat es in einem großen beutel in der umkleide, unter all denn minisurfbrettchen, flossen, einzelnen rudern uä entdeckt, mit nach oben genommen, es ist fast zu schwer zum alleine tragen. es passen 5 oder 6 leute rein, ich war in den letzten jahren halt immer allein hier.

dann schon um kurz vor 5 hoch, wir wollen nach locarno rüberfahren. der große kocht sich noch schnell was, ich räume bisschen herum, um halb sechs fahren wir los, nur bisschen später als vorgenommen. die strasse geht am see entlang, mir fällt der sehr dichte verkehr auf, vielleicht berufsverkehr? die kombi arbeit in der schweiz/ wohnen in italien ist recht beliebt. endlich die grenze, wie meistens komplett verlassen, ich fahre langsam durch. dann gibt es noch 12km autobahn, nach der ausfahrt in die stadt sofort auf parkplatzsuche, bin generell eher frei von orientierungssinn und bei der weit verbreiteten verkehrsführung mit unmengen von einbahnstrassen, kreisverkehren und fussgängerzonen schnell überfordert, trotz navi („kehren sie in 5m um“; „BITTE WENDEN“, etc.) bin kurz gestresst, dann einen der gesuchten parkplätze gefunden, die ab 19 uhr nix mehr kosten, kurz mit zwei jungen frauen geschnackt, die eine hatte eine feine kette über dem nasenrücken, zwischen zwei kleinen ringen an den nasenlöchern, das hab ich noch nie gesehen, nicht mal in berlin. danach gemütlich am see lang zur piazza grande gelaufen.

reihen von gelben plastikstühlen, hinten mit aufdruck "locarno film festival"

der platz ist noch relativ leer, sehr viele gelbe und schwarze plastikstühle sind dort aufgereiht, bis zu 8000, lese ich, aber das scheint mir doch etwas übertrieben. die leinwand ist wirklich riesig, die projektoren sind so groß wie ein container, schick in schwarz am ende des platzes, da reiche ich noch fotos nach. wir kommen von der leinwandseite des platzes um ca halb 8, es gibt eine taschenkontrolle, bei der ich mein mückenspray nicht deklariere, es hat nämlich ein „vorsicht brand“-zeichen an der seite und dürfte eigentlich nicht mit rein.

schwarzes sitzpolster mit aufdruck, ein leopardenkopf und aufschrift "prix du public UBS"

wir bekommen so sitzpolster mit werbung für teilnahme am publikumspreis („die größte jury der welt“ sagen entweder festivalsleitung oder einer der ubs-sponsoren später) und ziehen dann nacheinander noch einmal los, um kaffee und einen kleinen imbiss zu besorgen. es gibt viel zu gucken, der platz füllt sich rasch, mit dem großen versuchen wir die altersmischung zu schätzen, er meint „eher alt“, ich meine „eher jung“. schön angezogene, lächelnde menschen überall jedenfalls. wir hören, wie bei ein paar stühlen die lehnen abbrechen mit lautem knacks, da hat sich wohl jemand zu beherzt angelehnt.

dann gehen die lichter aus, der himmel ist noch nicht ganz dunkel, aber leinwand und film sind sehr gut sichtbar. nach den ersten szenen enttäuschung, die untertitel sind auf italienisch, sooo international sind die dann doch nicht, denke ich. sage dem großen, dass wir jederzeit gehen können, wenn ihn das nicht verstehen nervt, aber der film last dance ist auch so gut und nachvollziehbar verständlich, wir bleiben bis zum schluss.

filmleinwand an der liazza grande in locarno, vor dem film wird das publikum gezeigt

achtung, es folgen spoiler:

germain ist 75 und lebt in glücklicher ehe mit seiner frau lisa, die begeistert bei einem tanzprojekt von la ribot mitmacht, ihm filmchen schickt, viel erzählt. dann stirbt sie, germain wird von seiner familie und nachbarn aufgefangen, bekocht, begleitet, jeder übernimmt eine der rollen, die alle auf einem großen kalender in seiner wohnung farblich markiert werden. ihm ist es etwas zuviel, die vielen speisen bekommt die katze, bald mehrere katzen, weil es sich herumgesprochen hat.

das paar hat sich versprochen, für den anderen dinge zu ende zu bringen, falls eine/r früher gehen muss, er besucht also eine probe von la ribot und fragt, ob er mitmachen darf, findet sich so eher ausversehen in einer mehrmonatigen und sehr intensiven täglichen probezeit wieder, wo er langsam vom „pinguintanz“ (der große) in eine gewisse ausdrucksfähigkeit hineinfindet. er erzählt keinem davon, es gibt einige lustige missverständnisse deswegen, weil er nie zu hause ist und sich alle sorgen machen. der film endet mit der aufführung, die familie im publikum, die aufführung ist uns ein bisschen zu einfach gelöst, andrerseits sieht man die lücke, die seine frau gerissen hat, das passt dann wieder. schöner leichtfüßiger film.

heute beim googeln erst gemerkt, dass ribot eine bekannte choreografin ist, sie hat 2020 einen goldenen löwen für ihr lebenswerk erhalten, und diese art arbeit mit biographischen elementen, dem körper wie er eben ist, mit professionellen und amateurstänzer/innen gleichzeitig auf der bühne, das passt zu ihren konzepten.

wir reden über die raubtiere bei festivals, bär und löwe waren halt vergeben, sind aber auch naheliegender, wie auch die palme für cannes. mal nachforschen, welche bedeutung ein leopard für stadt und gegend (tessin) hat, vielleicht nur die pelze der damen im nahen ascona um die jahrhundertwende? das festival gibt es seit den vierzigern, ich weiß nicht, ob es immer den leopard für den besten film gab.

es ist den ganzen abend schön warm, wir bleiben im t-shirt.

dann durch die stadt zum auto spaziert, um kurz vor mitternacht losgefahren. unterwegs noch fast kein benzin mehr, hat mich gewundert, an einer minitanke mit selbstbedienung noch den tank gefüllt. strasse jetzt fast leer, die dörfer und städte noch voller menschen, es ist august, da arbeitet niemand in italien. um eins ca zu hause.

beim austeigen ohrenbetäubendes grillenzirpen.

#wmdedgt steht für: was machst du eigentlich den ganzen tag?

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31. juli 2025

erster tag see und strand, mit alten freunden und bekannten. wir merken, dass wir langsam die alten sind, die immer am strand sitzen und lesen, im schatten der großen birke. sonne mit wolken, es ist fast frisch gelegentlich, mit sonne aber wie immer, das wasser klar und kühl. abends aperitiv, diesmal oben an der strasse statt unten am see, weil es unten sehr voll ist und oben leckere häppchen dazu gereicht werden. danach hoch zum essen und abwarten, wann die sonne nicht mehr spürbar ist auf der haut. nivea.

tisch mit aperol und ein paar kleinigkeiten zum essen

gemerkt, dass ich endlich mal zum filmfestival nach locarno kann und es nicht wie sonst immer verpasse. es gibt für alles noch tickets, möchte gerne einen der filme auf der piazza grande sehen (slowtiger hat recht, den anblick sollte man mitnehmen), bisschen sorge, weil ich ja nach filmende noch anderthalb stunden um den see zurück fahren muss, aber wann, wenn nicht jetzt. tagsüber eine reihe kurzfilme, darunter bleifrei 95, dann sehnsucht in sangerhausen, abends happy worker, mit colm meaney, den ich als trekkie natürlich immer gern sehe, danach kommt auf der piazza grande noch ein mich null interessierender film über einen milliardär und seine tochter, den schaue ich just for the feeling sozusagen. der spannendere film läuft am abend davor, aber der kommt bestimmt auch mal nach berlin. oder lieber last dance? dafür ein gratis-ticket gebucht. 4+ -filme an einem tag, dafür habe ich jahrelang beim streaming geübt.

meine kamera in berlin gelassen, die alljährlichen aufnahmen vom rosanen monte rosa mit dem handy versucht, aber das klappt dann doch eher nicht.

blick auf den monte rosa im morgenlicht, etwas unscharf
monte rosa unscharf im morgenlicht

versucht, den großen herzulocken. eine zugfahrt würde 10 stunden dauern und hin und zurück über 330€ kosten (via trainline), flüge von köln/bonn nach malpensa hingegen nur 120€ hin und zurück. so wird das nix mit der energiewende.

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kw 30 2025

upsi, ich wollte doch mehr bloggen. zuviel los, dann ist der tag rum und ich schlafe, dann sind die dinge wieder weg, dann kommt der nächste tag. frage mich, wie die anderen (mek, buddenbohm, kaltmamsell) das hinkriegen neben dem alltag, vermutlich brauchen sie weniger schlaf oder haben mehr disziplin.

heute ist die schwester meiner mutter ebenfalls 90 geworden, sie liegt leider im krankenhaus mit einer art schwächeanfall. meine cousine ist bei ihr, fast die ganze familie checkt ein, fragt, grüßt, 3 generationen, wir sind ein bunter und lauter haufen. sie lebt noch alleine, in stade, der geburtstadt meiner mutter, kennt dort alle und jeden, ist tief verwurzelt in der stadt. ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen wird mit ihr, sie hat zwar hilfe, lässt aber wie ein käptn auf hoher see niemanden an die segel, der nicht alles genau so macht, wie sie es will. sie ist eher resolut vom typ her. drücken sie bitte die daumen.

gestern noch ein geburtstagsgeschenk eingelöst, mit 2 freundinnen ins freiluftkino, ich dachte, wir gucken diesen bob-dylan-film. dann kam eine sehr explizite werbung, junge tänzerin oben ohne und unten fast ohne, tische, männer, ein striplokal, aber es war dann keine werbung, sondern der hauptfilm, in dem eine prostituierte einem reichen berufssohn begegnet, er sie für eine woche kauft, spontan in vegas heiratet, sie sich an den obszönen reichtum gewöhnt, bis der vater des jungen mannes seine gehilfen schickt, um die sache zu beenden, was ihnen natürlich gelingt. ich kannte keine der schauspielerInnen, sie waren alle sehr gut, besonders das gesicht von mikey madison ist als lolita perfekt, eine schöne, glatte maske, fast zu glatt für mimik, bis auf die augen. mochte das nebeneinander des verwöhnten jungen, der immer alles bekommen hat und den sehr klar sehenden zynismus der frau, und wie sich beide dann in kleinen momenten erkennen im biblischen sinne, herz zu herz, beide gleich verloren und verlassen, der freiraum für die absurde hoffnung, dass es doch eine liebe werden könnte, und nicht nur ein kurze berührung in einem geschäft. und wie sie dann beide in ihre rollen zurückkippen, sie hoffnungslos und traurig, er bedröhnt und abwesend, den preis zahlt sie, weil ihr leben danach wieder im club stattfindet, und seins im jet. die clichees kullern da nur so, pretty woman blablubb, sry! ich war halt vollkommen hinterm berg dies jahr, was filme angeht, dabei war anora der gewinnerfilm der oscars. guter film, aber zuviel sex. männer sehen das bestimmt anders. (merke, ich komme mit mehr feminismus aus dem film raus, als ich reingegangen bin)

bin mit frisch überwundener blasenentzündung in decken eingerollt, es ist wolkig, aber bleibt ganz knapp über 20°, sehr feiner abend, die freundinnen nehmen mich seit jahren regelmässig mit ins freiluftkino, es gibt einen tisch, erdnüsse und ein bierchen dazu, mit viel luft und himmel drumherum. nachher radelt man durch den dunklen park wieder nach hause.

heute dann vorfreude auf den urlaub, morgen gehts los. beim packen die versuchung, gitarre, ukulele, das klavier und zeichenzeug mitzunehmen, weil ich ja eventuell in der freien zeit mal wieder etc. beim zeichnen habe ich eine reelle chance, mein job gibt mir gelegenheit dazu, das mit kindern zu machen, hätte fast noch ein lehrbuch gekauft, hoffe, das internet hilft da weiter. ich kann die erste ebene halbwegs, den reproduktiven teil, ein wiedererkennbares tier aufs papier bringen, habe aber keine ahnung, wie ich von da in eine kreative, interessante darstellung kommen kann, oder wie so ein weg vermittelbar ist.

habe nur ein bisschen respekt vor der langen horrorfahrt über deutsche autobahnen, mit all den geisteskranken rasern. die geschwindigkeit ist so ein typisch phantasieloser männerfetisch, passt gut ins land (und ja, am see brauchte ich ein auto, es gibt keinen nahverkehr.)

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kw 29, 2025

es ist mir zu kalt inzwischen, dauernd komme ich durchgeregnet zuhause an, trotz regenklamotten, diese bindfäden kommen überall rein. berlin ist ja eigentlich nur im sommer richtig schön, und wenn der nicht stattfindet, bleiben nicht so viele gute gründe. ich sach ja nur.

die geburtstagssträuße alle noch stehen gelassen und ihnen beim verwelken zugesehen, die lilien öffnen sich immer weiter, nehmen raum ein, bleiben dabei aufrecht, ich wünschte, ich könnte das malen und nicht nur fotografieren, muss an einen onkel denken, der jedes wochenende zum malen ins fränkische umland gefahren ist (die fränkische schweiz), aquarelle, jeder in der familie hatte ein paar davon in der wohnung hängen, zumindest in den ersten 10 jahren nach seinem tod, es waren dezente, angedeutete landschaften, aufs wesentliche reduziert. am see hängen noch seepanoramen, die er gemalt hat.

generelle genervtheit über die kapitalisierung von restlos jedem medizinischen bedarf. meine insulinpumpe hat den riesigen nachteil, dass die dafür angebotenen katheder überhaupt nix taugen, auch lange kaum lieferbar waren, ich also die anderer hersteller nutze, die natürlich nicht richtig passen, weil die verbindungen zwischen pumpen und kathedern meistens über einen proprietären anschluss laufen. katheder von medtronic passen nur auf pumpen von medtronic usw., die pumpen von medtronic lassen sich aber nicht durch meine loop-app steuern, sondern nur durch ein vom hersteller angebotenes system. die auswahl der katheder ist oft von unverträglichkeiten oder körperstrukturen abhängig, also werden adapter für die verbindung der systeme selber gedruckt, von uns, aber da sind die materialien nicht immer richtig, kommen manchmal in kontakt mit dem insulin, und das will ich dann auch nicht unbedingt. es ist ein bisschen wie früher, als jedes handy seine eigene ladebuchse hatte, an die nix anderes passte, der weg zum usb-c-eingang für alle war weit, und da gab es nur 4 varianten oder so, bei den insulinpumpen sind es fast 10 hersteller, weltweit verteilt.

auf bluesky einen langen thread über die reacher-filme gelesen, mit denen ich leider nichts anfangen kann, weil sie so sehr auf körperlichkeit hin ausgelegt sind, nur prügeleien, der schauspieler ein riesiger, cartoonesker muskelmann, er nimmt drogen für den film, hat er erzählt. auf die bücher von lee child hab ich mich jedes jahr gefreut, sommerlektüre, auch weil die art mann, die reacher darstellt, in den büchern eine bischen diskretere version von körperlicher überlegenheit hat, zumindest bleibt sie im text und drängt nicht ins bild, es gab platz für dialoge, beziehung, für die umgebung als archetypisch untiefe amerikanische provinz, nicht die reine unfassbar langweilige männliche überlegenheit durch muskelmasse, ein endpunkt für narration, plotentwicklung, spannungsaufbau, alles, er haut druff und das problem ist aus dem bild. inzwischen schreibt wohl lee childs bruder die bücher weiter, habe tatsächlich 16 bände reacher auf dem kindle. es spricht natürlich für die bücher, wenn sie so unterschiedlich gelesen, nein: so derbe reduziert werden können, das weite feld, finde es trotzdem traurig, wie wenig von meiner faszination es in die verfilmung geschafft hat. es ist ein reiner uncharmanter männerfilm geworden, der so nebenbei mittransportierte bias dabei, die vermutlich männliche angst/bequemlichkeit: nur ein superheld kann gerechtigkeit walten lassen, alle anderen sind irgendwie entschuldigt, das stört mich in den büchern nicht, da ist es teil der suspension of disbelief, es ist halt ein james bond, eine modesty blaise, ein poirot. und die kraft der hauptfigur bleibt mittel und verselbständigt sich nicht zum zweck. wobei, ich sollte mal wieder reinlesen, vielleicht erinner ich das falsch.

wobei ich dazu sagen sollte, dass ich bei gewalt immer sofort vorspule und also verhältnismässig wenig gesehen habe von der serie.

darauf ein paar lilien:

rosafarbene große lilienblüte
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alte filme mit jungen leuten

sonntag abend vom großen und seiner freundin ins kino mitgenommen worden, am anderen ende der stadt, gemerkt, dass ich da alleine niemals hingefahren wäre, bin voll in der kiezphase meines lebens angekomen, kneipen im umfeld, theater ebenfalls, museen sind alle bergab mit dem rad erreichbar. die jugend steigt in die ubahn und fährt halt kreuz und quer durchs riesige berlin. ich war auch mal so! jedenfalls abends allein mit der u8 zum hermannplatz, bahn unklimatisiert, voller menschen, die merkwürdig riechen, sich dauernd kratzen, vornüberkippen, mir auf die nackten füße in sandalen treten. dann im abendlicht durch die hasenheide, kino suchen, von diversen allein im halbdunkel herumstehenden männern angesprochen worden, „kino? gradeaus und dann rechts!“, sehr zuvorkommend. zuletzt im freilichtkino war ich glaub ich vor corona, zuerst im film anfang der achtziger, mit freunden, wir waren sehr begeistert. der große und freundin kannten den film natürlich auch, das kino war relativ voll, ein herr erschien sogar mit sonnenbrille, hut und anzug, wie sich das gehört. gefreut über die lieblingszenen, der große stupst mich an und sagt in der imbissszene: das ist aretha franklin, und vielleicht schließt sich da ein kreis und ich hab sowas im gleichen film und in der gleichen szene auch mal jemandem gesagt. in den letzten 20 minuten oder so konnte ich keine karambolagen mehr sehen, aber es war der tag, an dem lindner mit der unfassbaren meinung herauskam, man müsse mehr autos in die städte bringen, da passte das irgendwie. dann mit der u-bahn wieder nach hause. sehr schöner abend.

danach wieder muttern-montag, ich begleite sie zu einer untersuchung, sie hat erzählt, dass ihre 89 jährige schwester nach einigen kleinen schlaganfällen jetzt doch wieder auto fährt, nur die freundin besuchen, keine großen touren mehr. rufe sie an, um sie davon abzubringen, keine chance. „das auto ist super in schuss, und das waren ja gar keine schlaganfälle, das war so eine schwellung, weißt du, und ich kann ja wieder alles bewegen“. sie verspricht mir, möglichst wenig zu fahren, „du, ich muss ja einkaufen, hier gibts keinen bus oder sowas“. klar gibts keinen bus, sie lebt am stadtrand einer nicht so großen stadt an der elbe. sie wird weiter auto fahren.

tl;dr für nicht-diabetiker*innen

neue insulinpumpe bekommen, sehr freundlich ins haus geliefert von einem mitarbeiter der firma, das ist immer ein aufregender moment. bin bei sooil geblieben, habe jetzt nach 6 jahren das nachfolgemodell von meiner alten dana bekommen, einen tick größer, und endlich mit einer normalen batterie betrieben. die alte brauchte so eine in der größe einer halben AA, die musste man bestellen, die gibt es fast nirgendwo im handel, und dann gingen die oft nicht, so dass von 4 vorrätigen batterien 4 nicht funktioniert haben, sehr nervig. wie immer meiner krankenkasse wirklich zutiefst dankbar, dass sie das alles vollkommen selbstverständlich übernimmt. den kindern hocherfreut die pumpe gezeigt, sie haben höflich gelächelt.

die looperei ist auf jeden fall die zukunft, es wird immer mehr und immer bessere systeme dafür geben, noch gibt es nicht wirklich eine konkurrenz auf dem markt, weil die typ1-diabs so eine minderheit sind. es gibt momentan nur 3 verschiedene möglichkeiten, die therapie in form eines loops zu machen, ich hoffe sehr, es ist irgendwann alles so einfach und selbsterklärend, dass jeder typ einser das zumindest mal versuchen kann.

mächtig aufgeholt hat ypsomed, sie kombinieren ihre insulinpumpe ypsopump mit einem sensor von dexcom oder dem libre 3 und dem programm camaps, für android, das innerhalb von ca 14 tagen den stoffwechsel der nutzer kennenlernt, erst dann wird die automatik möglich, die app ist sozusagen selbstlernend. laut dem diaexpert magazin zahlt der hersteller der ypsopump auch die 80 euro, die camaps sonst im monat kostet, wenn ich das vor meiner neuen pumpe gewusst hätte … viele zahlen das auch einfach so, mir ist es zuviel. camaps soll es irgendwann auch für ios geben, da wäre ich dann mit meiner nächsten pumpe eventuell auch wieder dabei, hätte gern mal wieder ein iphone.

fürs iphone gibt es auch jetzt schon eine möglichkeit, dazu braucht man eine sehr alte insulinpumpe oder eine omnipod-patchpumpe und einen dexcom sensor, und einen entwickleraccount bei apple, der 100€ im jahr kostet, näheres hier.

noch bin ich beim diy-system aaps, schon oft verlinkt, das mit diversen insulinpumpen und sensor-systemen funktioniert, aber einiges an aufwand bedeutet, vor allem müssen die nutzer*innen es mit hilfe aus dem internet selber bauen, alles mit anleitung, aber trotzdem immer ein aufwand. es kostet halt nix und lässt sich sehr detailliert an die bedürfnisse der nutzer*innen anpassen.

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sommer am see

2. tag see, die letzte woche ist schon weit weg. fahrt war anders als sonst, als gäbe es inzwischen zehnfach soviele autos auf den strassen, überall autos, alle 5 meter eins, auf über 1000km gab es weniger als eine handvoll momente mit einigen hundert metern leerer strasse, als müsste das nahe ende der verbrennermotoren noch mal so richtig gefeiert werden. war auch noch kein ferienanfang. ist das zur zeit immer so? ich fahre selten weite strecken. abschluss der reise mit drei stunden stau in der südschweiz kurz vor der ausfahrt, gut, dort war tatsächlich ferienbeginn, und es gibt den feierabendverkehr der leute, die in der schweiz arbeiten und in italien leben.

genieße die ruhe, habe meine mutter noch nicht angerufen, bisher nur eine gute freundin am see kontaktiert, bin noch im stressmodus. eine woche dauert es, bis man runter kommt, hier am see geht es bisschen schneller, weil der ort so mit freizeit verbunden ist, das ist wie konditionierte entspannung, wie ich sie mit meinen hunden trainiert habe. habe die yoga-matte dabei, die gitarre und neu gekauftes zeichenzeug, wirklich schöne farbstifte von faber, da war gleich ein kleines minibooklet in der packung für mein sommerhobby, sehr hilfreich, habe sogar schon damit angefangen.

falls ich mein alter erleben sollte, werde ich mit wonnen jeden scheiß mitmachen.

den alten rechner wieder in betrieb genommen, leider kann ich damit nicht mehr filme gucken, weder netflix noch prime läuft auf browsern unter mac os 10.11. sehr nervig und willkürlich, letztes jahr lief es noch. aber bloggen geht.

meine legophase ist je eigentlich schon wieder vorbei bzw. die schublade ist inzwischen voll, und ich will keine fertig gebauten sets in der wohnung stehen haben, nur unter dem glastisch steht eine kleine wunderhübsche defiant von bluebrixx, die sieht man aber nur, wenn man genau hinguckt. fürs einfach so bauen braucht es diese göttliche entspannte leere zeit, daran arbeite ich. jedenfalls: das besorge ich mir vielleicht doch noch, (nicht für 150€ natürlich, die spinnen ja komplett) habe sogar mal wieder den sommerfilm jaws geguckt, ja, auf dem handy, und will gleich eine rauchen, die siebziger waren wirklich für erwachsene. ich habe schon ein paar sets in dieser eigentlich-vorbei-phase gekauft, aber nur die besonders schönen, weil warum nicht, das leben ist kurz genug.

edit: paar tage später erscheint in der nyt ein schöner langtext zum buch, welches die grundlage für den film war. ob die auch lego sammeln? googeln ergab einen tag der haie. und es ist sommerloch.

edit 2: okay, okay, eins noch: lego hat einen wirklich hübschen clip dazu.

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kw 24

es ist das licht, nicht das wetter.

vor jahren habe ich mal die eine hälfte eines schuhpaares verloren, sie verschwand einfach aus dem haushalt, ich vermute, sie ist beim schwungvollen ausziehen im kasten für altpapier gelandet, und wurde dann mit ausgeleert. habe dann sogar versucht, einen einzelnen schuh nachzukaufen, to no avail, jetzt gemerkt, es gibt genau dieses design immer noch, allerdings für 250€, das ist zuviel für einen sportschuh, wo ich doch eh keinen sport mache. weiterhin gelesen, dass die marke mitnichten in den frühen 2000ern neu auf den markt kam, sondern die traditionelle sportschuhmarke der ddr war, also kosten jetzt ex-ddr-schuhe doppelt soviel wie schuhe aus dem rest der welt, ist das jetzt ein sieg oder eine niederlage? „fair und nachhaltig“, okay, okay. es gibt sie auch nicht bei irgendwelchen netz-anbietern. macht mir irgendwie schlechte laune. für die hälfte hätt ich sie nachgekauft, aber dieses luxusding ist nicht mehr meins (sprachs und holte die geerbte lv-tasche aus dem schrank, mit haarwurf ab.)

kennt ihr madame secretary? bestimmt alle und ich bin die letzte. bin erfreut darüber, dass es noch einige staffeln zu sehen gibt, fühle mich ein bisschen an west wing erinnert, auch wenn dies hier wesentlich mehr konflikte aufgreift, viel mehr drama enthält, oft erstaunlich nah an der realität, so gibt es einen beinahe konflikt zwischen russland und der ukraine, der präsident heißt selenski, die staffel wurde 2015 gezeigt. eine serie, wo man den plot in den nachrichten nachlesen kann. die hauptdarstellerin hat zwar nur einen gesichtsausdruck, der ist aber überzeugend. rené auberjonois ist zu meiner freude in einigen folgen auch dabei, er ist 2019 verstorben. auf prime.

nach den eu-wahlen weiterhin unzufrieden mit mir selber. wie könnte ich mich politisch engagieren? in berlin sind es 20% rechtsaußen, hoffentlich menschen, mit denen ich keinen kontakt habe, genau weiß ich das aber natürlich nicht. es gibt bestimmt ein paar impfgegner und aber-erst-wir-nationalisten im umfeld, aber ob die gleich a*d wählen? mit den impfgegnern habe ich damals versucht zu reden, aber sie hielten an ihrem misstrauen fest wie an einem schutzschild, es ging gar nicht um gründe, es wurde als symbolischer angriff des staates auf die rechte des individuums wahrgenommen.

das thema wehpflicht lässt mich immer noch nicht los, während die söhne tiefenentspannt sind oder scheinen. mit argumenten kommt man dem staat da auch nicht bei, es hilft vielleicht die felsenfeste sicherheit, nicht töten zu können, oder gar zu wollen, also kein gutes soldatenmaterial zu sein. es macht mich wütend, dass der staat menschen da diskursiv ausmanövrieren kann, bei so einem existentiellen thema, und eben der weitere gedanke, dass das soldatendasein von der bundeswehr als selbstverständlicher preis für die teilnahme an der brd angesehen wird, koste es, was es wolle. ich denke ja, dass steuern zahlen dafür genügt, dieses radikalisierende alles-oder-nichts funktioniert nur mit einem kranken nationalismus. ich hoffe, dass die jungs da nicht reingezogen werden, sie sind ja nicht mehr 18, und hoffe, dass die dann 18jährigen verweigern, so viele wie möglich. jut, schluss damit.

die geplanten ferientage mit den zwillis klappen nicht, wollte mit ihnen die drachenschlucht anschauen, und die wartburg gleich dazu. vielleicht fahre ich alleine. war da jemand von euch schonmal?

zum ersten mal bisschen unlust, die sommerferien allein zu verbringen, wie ich das seit dem auszug der kinder eigentlich ja sehr gern mache. die zeit bis dahin reicht jetzt auch nicht mehr, um mir einen anzulachen, der mitkommen mag.

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kw 11

gehe heute ins be, yana ross inszeniert knausgård, sterben lieben kämpfen. habe bisher kein stück von ihr gesehen, es wird höchste zeit, sie macht internationales theater, davon gibt es sehr, sehr wenig, bleiben doch theaterregisseur*innen mitsamt ruf und ruhm meistens innerhalb ihres sprachraumes. ihren macbeth an der volksbühne 2008 hätte ich sehen können. wollte diese woche knausgård lesen, um wieder in diesen raum zu kommen, der sich damals beim lesen wie ein zuhause angefühlt hat, als eines von nur ganz wenigen büchern/autor*innen über die jahre, bolaño war es vor knausgård zuletzt, zur zeit könnte es auster werden, aber ich kann grad nur sehr schlecht lesen, meine aufmerksamkeit ist ein löchriger flickenteppich. habe meinen sterben-band wohl dem großen geliehen, der ihn zu meiner freude sehr gern gelesen hat. jetzt digital nachgekauft, es genossen, in den arbeitspausen sofort wieder im text drin zu sein. gehe erfreulicherweise mit frau gedankenträger, deren blog mich ja damals auf knausgård gebracht hat.

war bei der lesung von k. im haus der berliner festpiele, 2015, damals las er aus „träumen“, wenn ich das richtig erinnere, und hab danach sehr, sehr lange in der schlange zum signieren gestanden, der mann hat mir leid getan, ist aber sehr diszipliniert sitzen geblieben und hat ein erkennbares kürzel im buch hinterlassen, mit datum und stadt. darüber nachgedacht, warum eine signatur so einen unterschied macht, sie ändert nichts am text, aber irgendwie hat der/die autor*in mir das buch dann persönlich übergeben, nee, ist präsenter im text? auch nicht. die signatur öffnet auch keine türen, so steht die dicke signierte erstausgabe von the tunnel immer noch größtenteils ungelesen im regal, weil die hauptfigur so eine unangenehme person ist. als leserin bleibe ich auch bei signierten büchern eine von vielen, aber das buch ist eins von wenigen, die der/die autor*in persönlich authentizitiert hat.

habe im letzten jahr zu meinem erstaunen damit angefangen, mir fan-utensilien zu kaufen, ein kostüm, für die faschingsfeste im job (sonst gibt sowas nicht in meinem umfeld, habe aber gemerkt, ich habe spass daran), war dieses jahr ein science officer aus dem ds9-universum, trug einen overall mit reissverschluss hinten, sehr lästig, dazu einen schicken comunicator, aber auf die perrücken/kontaklinsen-kombi habe ich verzichtet, weil wir ja mit sehr kleinen kindern gefeiert haben. ein oder zwei eltern haben es erkannt, immerhin, immerhin. jetzt grade einen thermos-becher mit defiant-aufkleber, genau wie die in der serie verwendeten. ich verstehe meinen spass daran selber nicht genau, warum will ich da was manifestes im haus haben, zum anfassen, ist das eine steigerung der weltflucht, indem ich mir echte teile des fluchthafens ins haus hole? ein zusammenbringen der welten? etwas in die realität holen, mich auch im alltag daran erinnern/erfreuen. es ist ähnlich wie mit den signierten büchern.

zum cosplay bin ich aber noch nicht bereit, weiß auch nicht, ob ich zu einer convention fahren würde, nicht alleine, glaube ich, mit freund*innen sofort. wobei, „im letzten jahr“ stimmt nicht, ich habe mal ein von darren e. burrows (alias ed chigliak) verziertes solides taschenmesser gekauft, ich glaube, nicht über etsy. weil frau ja, wie gibbs es sagt, immer ein messer dabei haben sollte. ich werde für solche postings die kategorie peinliches hinzufügen, falls mir kein freundlicheres wort dafür einfällt. mit zunehmendem alter sollte immer mehr platz für solche albernheiten sein.

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berlinale, another end *

*spoileralert

heute früh auf, weil ich um 9 uhr (an einem sonntag! grrr.) ins kino wollte, mit null lust, aber nuja, für gael garcia bernal stehe ich natürlich immer auf, habe aber gestern trotzdem noch versucht, dem grade zu besuch weilenden david-zwilling das ticket anzudrehen, weil sonntag ist sonntag. ihn heute extra dafür mit kaffee geweckt, dann nochmal geschaut, und siehe da! es gab wieder tickets, also sehr zufrieden, fast glücklich, mit dem sohn ins kino gefahren, diesmal nur eine minute zu spät gekommen. ein riesensaal, verti music hall, kannte ich nicht, sie haben glaub ich noch stühle vor die saalreihen gestellt, daher die zusätzlichen tickets.

der film hatte muckis, ein riesenthema, eine traurige liebesgeschichte, ein mann, der seine partnerin verloren hat, findet keinen weg, damit umzugehen, und wendet sich an eine firma, die das bewusstsein und die persönlichkeit von menschen für kurze zeit in einem anderen menschen unterbringen kann, einem host, damit ungesagtes gesagt werden kann, ein abschied möglich wird. schön fand ich den weg, wie im film ein erklärbär der firma den kunden erklärt, wie sie es schaffen können, die teilweise anwesenheit des toten in eine vollständige gegenwart zu verwandeln, für die wenige zeit, die sie noch miteinander haben, wie sie bei der begegnung mit den hosts eine notwendige willing suspension of disbelief (das steht irgendwie immer und überall in kursiv) durchlaufen müssen, damit das bewusstsein der trauernden darüber hinweggehen kann, dass der körper der geliebten person ein anderer ist. in einem streit sei das leichter, so der erklärer, weil da sofort verbindende emotionen ins spiel kämen. dem mann gelingt das auch, und im streit erkennt man sehr schön, wie gut sich die beiden kennen, es entsteht eine merkwürdig vibrierende nähe, weil man etwas über die vergangene beziehung der beiden erlebt, nicht nur erfährt. schreiben vs schreiben über, das alte ding. gleichzeitig bleibt das gefühl der fremdheit des mannes gegenüber dem host spürbar, schauspielerisch sicher eine schöne aufgabe. das war ein filmisch sehr dichter moment.

ich stelle mir erinnerungen immer als einen synchronen moment in der diachronen wahrnehmung vor, wo *etwas in der gegenwart uns an personen, situationen, an andere ereignisse erinnert und beides sekundenlang miteinander verbunden wird, eine glitzernde synapsenkette lang (sry), eine intensive und physiologisch spürbare gegenwart im bewusstsein des erinnernden haben, aber dadurch werde ich auch getrennt von meiner umgebung, das ist womöglich bei gemeinsamen erinnerungen in einer liebe anders, weil das gefühl da sofort gespiegelt wird vom anderen, ein zusätzlicher anker, als bei erinnerungen an eine liebe, eine erinnerte liebe ist auch eine liebe, aber liebe braucht gegenwart, es erscheint mir unvorstellbar, den tod aus einer erinnerung zu löschen, er färbt doch alles, was noch da ist, es wäre ein sehr gruseliges gefühl übrig. (hmm, ich weiß leider nicht mehr, wohin ich mit dem gedanken wollte, fällt mir vielleicht morgen wieder ein.)

der film ist spannend und funktioniert, ich war drin, hatte am ende tränen in den augen, ich mochte auch die fast beiläufig gezeigte erkenntnis, dass leute sich nicht ändern können, selbst wenn es nur noch diese eine chance gibt, das zu tun, auch weil der tod sofort nicht mehr vorstellbar ist, wenn er aufgehoben wird. und dann nahm der film in den letzten minuten noch eine wendung, die diese erkenntnis als nicht relevant für den film markiert hat, darauf hat mich david-zwilling aufmerksam gemacht, durch das ende bekommt der film noch eine andere richtung, der handlungsbogen schließt sich ganz anders als erwartet, es bleiben offene stellen, nicht nur die nicht abgeschlossene trauerarbeit, die ist wie im richtigen leben, wo sie ja auch niemals endet, sich nur verändert.

der film wirke „verkopft“, so der sohn, und ich habe jetzt auch mühe, die letzten minuten des films zu rekapitulieren, wer war jetzt host, wer kunde, wessen verlust wird da bearbeitet, die schöne authentizität der figuren gerät durch diesen pirandello-moment durcheinander. da wär ich gern beim gespräch dabei gewesen, falls es eins gegeben hat. [edit: es gibt die pressekonferenz] david hätte sich außerdem gewünscht, dass die beziehung zwischen den beiden hauptfiguren vertieft wird, glaubwürdiger wird, dass es in den gesprächen nicht nur ums thema geht, es ist irgendwie ein sehr lang anhaltender dramatischer höhepunkt, dieser umgang mit spannung ist aber glaube ich modern in der gegenwärtigen dramaturgie, ich mag das ja auch nicht so. wir beide hatten auf dem heimweg das gefühl, der film hätte bisschen kürzer sein können, david hatte auch eine perfekte letzte szene im kopf: der moment, als der mann, mit tränen in den augen, im bordell von der prostituierten weggeschoben wird, sobald er nähe sucht.

der film wird was gewinnen, so mein vollkommen unprofessionelles gefühl.

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besuche, berlinale, 2 filme gesehen

die tickets für die berlinale waren ab 10 uhr online verfügbar, ab 10:01 waren sie ausverkauft, zumindest die für den italienischen wettbewerbsbeitrag another end, film von piero messina. nachmittags habe ich dann noch ein ticket für spuren von bewegung vor dem eis am samstag bekommen, eine uraufführung, aus der forum-reihe, film von rené frölke, und eins für die 9-uhr-früh vorstellung von another end.

ich kam ordentlich zu spät, wegen gegenwind, und wurde sehr freundlich noch reingelassen ins arsenal, sass dann zuerst erste reihe ganz aussen, also intensive und manchmal selektive wahrnehmung des films, von dem ich nur wusste, dass es unter anderem um das archiv eines lange geschlossenen verlages in der schweiz geht, und ich liebe ja archive.

kurze schnitte, später erfahre ich, warum: der film ist mit einer alten analogen kamera gedreht, einer bolex, jede filmrolle 24sekunden lang, wenn ich das richtig erinnere aus dem gespräch mit dem regisseur nach dem film. beim ansehen ist es mir aber nicht bewusst aufgefallen, es ist eher ein rhythmus, in den man beim gucken kommt.

eine frau und ein mann, in so einem kargen wortarmen dialog, es geht um ihr leben, glaube ich, wie man in der familie über sein leben redet, in halbsätzen, andeutungen, idiomatismen, zitaten von den vielen malen, die man schon darüber geredet hat. diese verdichtungen greifen irgendwie auch auf meine wahrnehmung der bilder des films über, in den untertiteln werden einzelne zeilen aus den blättern lesbar, immer nur ein paar worte, die dann auf rätselhafte weise wichtig werden, weil wir den zusammenhang nicht kennen können, aber sofort versuchen, einen herzustellen, viele themen, religion, politik, ich denke, es geht da um texte des verlages oder briefe der verleger*innen, teilweise sehen wir buchseiten mit vielen notizen drauf, man spürt, wie wichtig das aufschreiben war, ein erkentnismoment, der nicht verloren gehen soll und am ort des geschehens festgehalten wird, also da, wo er passiert ist. der film zeigt viele von diesen seiten, sie sehen irgendwie verlebt aus, abgelegt, wie die vielen stapel von kartons, undynamische stapel, die einen festen platz gefunden haben, obwohl sie nur als etwas vorübergehendes geplant waren, wie alle kistenstapel. dazwischen filmaufnahmen von gladys und fritz, den beiden verlagsinhabern (oder ist gladys die tochter? muss nochmal nachschauen), die inzwischen beide tot sind. es ist ein weg, denke ich einen tag später, der film eben ein weiteres sediment, wie der regisseuer es im pressetext sehr schön beschrieben hat, bei jeder neuen schicht geht etwas verloren und etwas verändert sich, und es ist immer auch eine neueinspielung von etwas, dass es schon gibt.

ein film, der nachher besser ist als währendessen, immer noch besser wird. spannend, vielleicht weil die erinnerung auch nicht linear, sondern eher in momentaufnahmen funktioniert, aber das ist ein bild aus „another ending“, das da jetzt mit reinrutscht.

ich wollte auch mal einen verlag gründen, unmittelbar nach dem ende der ddr, mit ein paar tollen frauen, aber es wurde dann nichts draus. diese beiden haben es eben einfach gemacht, und dann wieder damit aufgehört, ich mochte das unprätentiöse daran (hab vom pendo-verlag allerdings auch vorher nie was gehört), dieses so what?-gefühl, und am ende ist eh alles hin, oder woanders, in einem film, auf dem boden, panta rhei.

ich denke jedenfalls nach dem film an frau ziebarth, deren riesige sammlung, die ja eigentlich ein lebensarchiv ist, noch immer kein richtiges zuhause gefunden hat. so ein film wäre eine art nicht-ort dafür. bewegung vde ist eine art hommage an die beiden verlagsleute, eine art dokumentarfilm, in der die erinnerungsarbeit ultra reduziert gezeigt wird, weil der verlust schon stattgefunden hat, die seiten, zettel und geschichten haben ihren zusammenhang verloren, es bleibt wenig, wenn alles irgendwo im weg herumsteht. ohne funktion, nur noch in einer metaebene relevant, wenn mal jemand darüber arbeiten will, wobei die bücher des verlages natürlich bleiben, in ihrem stapel, für 6 chf statt 27.

frau ziebarths sammlung besteht ja aus dingen, gegenständen, über die sammlung gibt es viele texte, filme weiß ich gar nicht – glaube aber nicht – die geschichten darüber sind sozusagen schon sedimentiert und auf dem weg ins vergessen, ich habe dabei immer den küchenstuhl bei freunden im kopf, wo sich einzelne seiten aus den feuilletons der letzten jahre sammeln, weil sie unbedingt noch gelesen werden sollen; jedenfalls: ich würde sie gern wieder lebendig machen, also keinen film, sondern gleich irgendwie ins netz bringen, im ernst, ich suche schon nach katalog- oder museums-software, die sowas kann, verfügbar machen, die dinge ans licht holen, gut vertaggt, sortiert nach ländern, funktionen, ereignissen, oder so ähnlich, ins größte museum der welt. habt ihr ideen, gibt es sowas für umme oder wenig? mich beschäftigt das schon ein paar monate, ab märz hab ich für 6 monate eine 4-tages-woche, da hab ich dann hoffentlich zeit für projekte (ja, ich lache selber).

eine nichte ist für die berlinale gekommen, sie arbeitet im filmbusiness, heute ist ihr dritter tag hier und mein italienisch hängt, findet wörter nicht, ich stehe daneben und bin nicht im fluss, das passiert immer, wenn ich wieder viel italienisch rede, es ist wie ein muskelkater des sprachhirns, eine ermüdung, wenn der sprachkörper aus dem passiven wortschatz in den aktiven gehoben wird. es dauert einen tag und dann bin ich wieder drin, also wenn ich sie sehe, sie geht natürlich dauernd auf parties und ist unterwegs. mein alter bemerke ich auch, sie weiß sofort lauter dinge über berlin, die ich nie gehört habe, grad hat sie erzählt, dass die jungen leute kleine analoge kameras dabei haben, die notwendige filmentwicklung als vorteil sehen, weil die zeit bis zum foto ruhe ermöglicht, überhaupt sind ausgedruckte fotos wieder ein ding. sie will ein paar kameras nach rom mitnehmen und weiß schon den laden, wo man sie bekommt. gleich meine kleine alte sony alpha ans ladekabel gehängt, aber dann war das wochenende schon wieder vorbei.

puh, text wird zu lang, den zweiten film setze ich in ein zweites posting

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11. februar 2024

gestern abend um 23 uhr rief der gregor-zwilling an und bat um eine pin zum filmegucken, er war beim david-zwilling in halle zu besuch und die beiden haben auf prime die eine folge einer serie entdeckt, die vor 15, 16 (18, es sind 18 jahre, schluck.) jahren einem zwilling angst gemacht hat. wir haben das dann gestern per watchparty spontan zusammen geguckt, das war ein sehr schöner familienmoment.

heute nach der wahl, bei der kaum jemand da war, noch mit einer freundin im bodemuseum getroffen, um screen von polyviou anzuschauen, auf lucy raven in der neuen nationalgalerie hatten wir auch lust, aber es ist weiter weg und bei nieselregen etc.pp. wege zur kunst. die freundin ist kunsthistorikerin und wusste überall etwas zu sagen, es ist schön, so mit offenen augen durchs bodemuseum zu laufen und dabei zu plaudern, dafür ist so ein verregneter sonntag grade richtig. die video-arbeit von polyviou war virtuell gut eingebunden in die räumlichkeiten, es gab auf einer vielleicht 2x2m großen leinwand bilder, filme, animationen mit textzeilen darunter, kirche, kunst, geschichte und weg in den untergang, passt vor allem zu den vielen christlichen skulpturen, reliefs, großartigen holzarbeiten der sammlung. die picassos haben wir nicht gesehen, davon habe ich erst nachher gelesen, müssen wir halt nochmal hin. american cheesecake und kakao im cafe mit dem weiten blick in die große kuppelhalle, davor noch paar bücher gekauft (ich weiß! ich weiß es ja.), die dann in die regenhose gewickelt und so trocken im fahrradkorb nach hause bekommen.

heute wieder drastische klimanews, vielleicht kann ich meine neuen viel zu dicken norwegerpullis ja doch noch mal tragen.

mit dem ausmisten begonnen, dinge umgeräumt, unter anderem steht jetzt so ein legoobjekt in einem bücherregal, habe es vor wochen gebaut und noch nicht wieder auseinandergenommen, weil ich immer noch spass am anblick habe. überlegt, ob ich das so einem date zeigen würde, andererseits gehen die letzten dates irgendwie automatisch davon aus, dass die party in ihren wohnungen stattfindet. wir haben uns mit ende 50/anfang 60 halt alle eingerichtet in unseren leben, ich kann mir gar nicht vorstellen, bei einem anderen einzuziehen zb, wenn es dann mal zu einer intensiveren beziehung kommen würde. home = castle.

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carpe somnium

ich schaue grade diplomatische beziehungen, bin in einer folge, wo sie auf dem englischen land sind, einer gegend mit riesigen parks und gärten. bin dabei so weggenickert, hab dann im traum den m. auf dem land besucht, er hat mir seine projekte gezeigt, es war lustig und richtig und leicht, und alles grün, ich hab mich gefreut, zeit mit ihm zu haben. wollte ihm sagen, es wär doch schade, wenn wir die nacht nicht zusammen verbringen würden, weil so eine gelegenheit so selten ist oder sowas, ich wusste aber, das wird wohl nichts, weil er eine freundin hat, obwohl es der freundin nichts wegnehmen würde, da war ich mir sicher. im traum war er lebendig, alles war lebendig, aber nicht warm. ich wusste nicht, dass er tot ist. aufgewacht, bevor ich fragen konnte. da hat sich was bewegt, ist zur ruhe gekommen. (dankbar)

werbung wirkt, wenn das produkt stimmt, auf bluesky neulich hat jemand die farben der creuset-linien gezeigt, paar tage später habe ich becher gekauft, die ich nicht brauche, ich habe diverse services in viel zu wenig schränken, jedenfalls hat minuten später in der serie eine hauptdarstellerin einen dieser becher in der hand. kurz die angst, dass eines tages in den filmen am rand des geschehens die dinge auftauchen, die wir grade gegoogelt haben, als eine art mehrdimensionales product placement (hier haben sie es zuerst gelesen, danke). jedenfalls machen die das ganz gut, da bei creuset.

in der serie ist die hauptfigur leider nicht besonders sympathisch, sie wirkt sehr verbissen und hat keinen humor, lacht wenig. ich mag ja bei politserien die illusion einer gewissen leichtfüssigen souveranität der souveräns, wie es in west wing oft dargestellt wurde, aber vermutlich ist das hier näher dran. sie ist allerdings hinreisssend ungekämmt die ganze zeit.

ich würde jetzt gern zurück in den traum, aber der ist hinfort und kommt nicht zurück, nie wieder. godspeed.

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19. februar 2023

gestern aufgeräumt, mit einer freundin einen kakao getrunken in einem vollen kaffee, danach großeinkauf mit auto, jetzt mit wolldecke vorm rechner. über den regen gefreut, der beruhigt mich sehr, ich sehe die vielen tropfen und bächlein seit tagen in die offenen stellen sickern, durch die strassen mit kopfsteinpflaster, in die risse in den unsanierten bürgersteigen der stadt, direkt in die erde um die wurzeln der vielen bäume. vielleicht regnet es diesmal lang genug, und der regen erreicht endlich das grundwasser, kann es stunde um stunde ein bisschen anheben. es wäre schön, wenn es in den frühlingsmonaten auch mal regnet, die letzten jahre waren zu trocken, es sind so viele bäume vertrocknet in der stadt und im umland, totholz überall. mit nackten ästen im wind, bis sie gefällt werden. es gibt übrigens ein tolles portal, wo man die genauen grundwasserstände berlins ablesen kann, gibt es bestimmt auch für andere städte.

(oh je, jetzt hab ich da weitergelesen, es ist ein riesenthema, nur alte bäume kommen mit ihren wurzeln bis ans grundwasser, die jungen brauchen regen und bewässerung. jung sind bäume bis zu einem alter von 15 jahren, so lang brauchen sie 75-100l wasser zweimal pro monat. da können die bewohner mithelfen, über gieß den kiez wird das mit wasser aus grundwasserpumpen organisiert. ich laufe aber wohl keine 400m mit einer vollen 10l-gießkanne, das ist was für die jugend, und zu kleine mengen wasser fördern flache oberflächenwurzeln, das hindert den baum daran, in die tiefe zu wachsen, also auch nicht gut.)

die letzten folgen der zweiten staffel picard gesehen, bevor ich mit der dritten beginne. bei aller freude über die rückkehr der sternenflotte in mein leben bleiben mir die ganzen ewig langen und komplexen handlungsbögen, in denen es um die vernichtung der menschheit geht, eher fremd. ging es darum? es ist so verworren, hab den faden schon wieder vergessen. ich finde sie anstrengend und begreife nicht, warum es immer um alles gehen muss, vermisse die kleinen, nach 45 minuten abgeschlossenen plots mit lustig verkleideten humanoiden, aber nein, jedesmal ein cliffhanger, nur noch adrenalin. als hätte der fortschrittlich diverse ansatz von star trek plötzlich nicht mehr genügt, es reicht nicht mehr gut zu sein, es muss gleich mit den guten die ganze welt gerettet werden, nicht mehr nur der einzelne planet. mir geht das auf den keks, als würden die macher*innen ihren figuren nicht mehr zutrauen, die zuschauer alleine bei der stange zu halten. und diese dauernden kämpfe, so megaöde, ich spule dann immer vor, bis das geballer und gerenne vorbei ist. kein schwein hat mehr ideen für gespräche in diesen shows, alles nur bild und gewalt, die konflikte werden humor- und argumentfrei gelöst. die beziehungen der figuren untereinander nur noch sentimentalität und sweet memories, auf einer parallelen ebene, nicht mehr integriert in die dramaturgie. nach zwei folgen picard 2 jetzt gar keine lust mehr auf die letzte staffel. natürlich gucke ich sie trotzdem und ärgere mich dann über den cliffhanger am ende von folge 1. ach, ach. ich hoffe, die mode mit der andauernden höchstspannung ist bald wieder vorbei.

gestern im cafè gab es einen hund, der sich über unsere aufmerksamkeit gefreut hat. die freundin gestern meinte dann, wir könnten uns ja einen hund teilen – sie lebt in der nähe, ist aber die hälfte der woche beruflich woanders, und am wochenende bin ich ja selber zuhause, da beissen sich also die verfügbarkeiten etwas. aber die idee ist vielversprechend, und wenn kinder mit zwei zuhauses leben können, wird ein hund das auch hinbekommen. oder ein hund fürs mehrere parteien im haus, ein haushund! vielleicht würde das tier es als sehr große wohnung wahrnehmen können?

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