museo villa panza

zu einem ausflug nach varese mitgenommen worden, in die villa und sammlung panza, ein museum, von dem ich noch nichts gehört hatte. mit einer landkarte und stilgerecht im offenen käfer über verwinkelte und kurvenreiche strassen, ein stück weit auf den berg,  parken in einer engen strasse direkt vorm museum. von außen sieht es nach einem gepflegten landhaus aus, 2 etagen, alte fenster, ich erwartete ein paar räume voller bilder. dann eine glastür, und sofort ist alles gegenwart und neu, der empfangsraum, die museumsarbeiter, die preise (15€ für normalsterbliche), ein museumsshop (ich liebe museumshops). dann läuft man um die ecke und steht auf einem großzügigen hof, mit einer großen wasserskulpur von meg webster, unter einem romantischen kleinen brücke sehen wir in einen riesigen park, ein klassischer blick, mit raumflucht, einem brunnen, wegen und wiesen, und einem sehr romantischen heckengang, direkt gegenüber der orangerie mit alten, verwitterten glasfenstern. hier hat ein genießer gebaut. uns ist wirklich kurz der mund offen geblieben. wir haben uns umgedreht und standen vor einem wandhohen spiegel, der den blick in hof und park noch einmal neu zeigt, diesmal mit uns kleinen gestalten darin. selfiemotiv, aber die installation ist älter als smartphones, überall im haus schaffen spiegelwände trügerische weiten und verändern die perspektiven.

seit 20 jahren sind die arbeiten dort öffentlich zugänglich, seit der letzte besitzer, giuseppe panza di biumo und seine frau giovanna ihren palast 1996 dem fai* übergeben haben. die beiden haben dort seit den fünfzigern gelebt, 5 kinder großgezogen und sind bzw. waren (giuseppe panza ist 2010 gestorben) liebhaber und aktive sammler zeitgenössischer, vor allem nordamerikanischer kunst.

panza hat als einer der ersten rauschenberg nach italien gebracht (1959 von john cage vermittelt), im park steht ein kleines häuschen mit einer arbeit von robert wilson, dan flavin hat ihm einen ganzen flügel mit lichtskulpturen eingerichtet, die liste seiner künstler ist sehr beeindruckend.

bis januar 2020 werden arbeiten von sean scully gezeigt, die auf ganz merkwürdige art in die räume passen, auf dem prachtvollen sternparkett sehen die streifen fast zurückhaltend aus, wie hinweise auf die geordnete struktur der dinge.

(arbeit von ettore spalletti)

panza mochte klare linien und formen, die kunst wirkt schlicht in den räumen, oder vielleicht wirken die räume eleganter, weil die arbeiten so klar sind?

(arbeit von ettore spalletti)

fast keine möbel, nur im großen salon, der nur für privatveranstaltungen geöffnet wird, mit tiefroten samtsofas, einem billiardtisch, kaminen und großen, monochromen arbeiten von ich glaube phil sims oder ruth ann fredenthal an den wänden. es passt alles so gut, dass man zur ruhe kommt beim ansehen. ich wollte gar nicht mehr raus.

sehr sehenswert, wenn man es findet.

*der fai schützt, fördert und pflegt als gemeinnütziger verein italienische kulturgüter, ein dringend notwendiges unterfangen, so viel geht kaputt, wird vergessen oder verkauft. ich wollte gleich mitmachen. der fai hat das haus zum museum umgestaltet und unterhält das museum, so wie ich es verstanden habe. die stiftung leistet dabei erstklassige arbeit, es ist alles top of the pops.

 

 

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afa

schon eine woche und einen tag hier. die ersehnte große langeweile hat noch nicht angefangen, weil g.-zwilling mit zwei freunden seit ein paar tagen hier ist, bisher haben sie einen tag verlängert, mal schaun. also haushalt wie immer ein faktor. sehr warm, habe ventilatoren bestellt, eine idee, auf die ich bisher noch nie gekommen bin, kein windhauch zu spüren, sehr unnatürlich, alles hängt fest in einer hitzeglocke. emma leidet vor allem. tagsüber liegen wir sehr angenehm am see unter bäumen, ich plaudere mit altem freund, die jungs miteinander. hotel mama hat 5 sterne, sagen die jungs, nur die nächte seien etwas warm, das gäbe sternabzug.

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die berliner

neben unserem stückchen strand liegt ein großes grundstück mit haus und seezugang und pool, bewohnt von „dem berliner“, einem zehlendorfer immobilienmenschen. zu sehen sind meistens ein oder mehrere seiner kinder, junge erwachsene mit 3 bis 4 freunden. der berliner kauft den kids jedes jahr ein neues spielzeug, vor ein paar jahren ein riesiges trampolin im wasser, an dem wir immer vorbeischwimmen und wo jeder erstmal draufklettert, weil es so verlockend ist, bevor jemand aus dem haus das verbietet. das schnelle motorboot haben sie schon ein paar jahre, dieses jahr sind zwei scooter und ein surfbrett mit motor dazugekommen, die alle mit höchstgeschwindigkeit in größtmöglicher küstennähe betrieben werden, in einem wirklich irrsinnigen tempo ziehen sie enge, schnelle kreisel umeinander, sehr nah an den schwimmern entlang. wir strandnutzer beobachten das in so einer ungläubigen und leicht genervten faszination und spenden beifall, wenn mal einer ins wasser fällt. sie verstoßen gegen ein paar gesetze und wurden schon angezeigt, haben ihre strafe bezahlt und dann einfach weitergemacht. erstaunlich ist vor allem, wie laut sie ihren spass haben müssen, der lärm ist erheblich. sie tun halt, worauf sie lust haben, für jede metaebene ist da weder zeit noch raum.

meine gäste (ein zwilling mit zwei freunden) haben auch neues spielzeug bekommen, ein gummikanu für 2 personen, sie pumpen es gemeinsam auf, losen, wer zuerst dran kommt und paddeln dann 3km weit, bis zum kloster santa caterina del sasso, während einer hinterherschwimmt, und wieder zurück. sie sind abends sehr hungrig, sehr müde, haben einen kleinen sonnenstich und planen, heute bis zu den felsen hinter dem kloster zu kommen, von wo man prima ins wasser springen kann. sie plaudern über wirtschaft, pop und die neue staffel house of cards, und zeigen bilder von den pyrenäen, wo sie zwei wochen lang mit zelt und rucksack wandern waren.

heute auf dem liegestuhl hab ich mir versucht vorzustellen, wie die kinder des berliners das restjahr über anständige, ehrenamtlich tätige und konzentriert arbeitende junge leute sind, aber es war deutlich einfacher, sie nach ihrem verhalten zu beurteilen. wenn die berliner nicht da sind, genießen alle die ruhe.

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saisonale übergänge

erstaunlicher erschöpftseinsstatus. kenne ich nicht von mir, alles stresst, dauernd schlechtes gewissen, weil ich termine verschieben muss, die nur mit noch mehr stress zu schaffen sind, druck auf der brust, wach um vier, gereizt, kein überblick, mein zen ist futsch. vollzeit plus familie schaffe ich nicht, das ist schon wieder frustrierend. alter ist ein faktor, bin älter, als ich aussehe und jünger, als ich mich fühle, heute 54, und noch immer keine verdammte menopause. der job mit kleinkindern fordert auf akustisch intensive art, mir fehlt auch das denken noch immer, es läuft fast alles über intuition und erfahrung, aber nach ein paar richtigen sätzen von freunden kann ich besser damit leben, in einem kindergarten zu arbeiten. dass also eigentlich fast alles gut ist, muss ich mir grade noch stück für stück zusammenpuzzeln, es trägt noch nicht. freue mich sehr auf die freien wochen am see. ohne kids, die allein zuhause oder unterwegs sind, noch nie so viel zeit ohne kinder verbracht, vielleicht gehts mir dann doch nicht gut damit, eine trockenübung vor den auszügen wird das.

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KW 40/41

die fahrt mit dem großen im übervollen auto quer durchs land habe ich sehr genossen. wir reden und schweigen und hören radio, kein schatten nirgends. er freut sich und ist neugierig, ist so präsent und da, bei sich und bei mir, ich glaub nicht, dass die entfernung da etwas dran ändern wird. wir laden nachmittags seine kisten in die noch leere wohnung (wg wird gegründet, er ist der erste), die vermieterin ist eine zarte, weißhaarige und schön gekleidete alte dame. „die jungen haben was zu erzählen, die jammern nicht immer, wie es alte mieter tun“, darum vermietet sie gern an studierende. ich denke, dass die studis sich auch weniger stören am klo auf halber treppe, den alten kleinen heizkörpern, dem ungestrichenden charme des hauses. sie umarmt mich zum abschied, „und wenn sie sich mal sorgen um ihn, können sie ruhig anrufen“. das fenster des großen geht auf den wintergarten hinaus, dahinter ist alles grün vom verwucherten garten. wir kaufen gemeinsam eine große matratze, die auf dem dachgepäckträger ins neue zuhause transportiert wird, besorgen bretter/glasbetonsteine für sein regal, suchen nach einem schreibtisch auf ebay-kleinanzeigen.

es ist noch zeit für eine große lange runde durch trier, der  dom macht mich sprachlos, er ist elegant und würdig, kompliziert und schön, im vergleich dazu ist der petersdom nur bombast, zeichen für macht und herrschaft. rede mit einer nonne im kreuzgang, sie fragt, ob der große der neue ist, es zieht nämlich einer ein bei ihnen, der keine wohnung gefunden hat, „ein 18jähriger im kloster, hab ich der mutter gesagt, der ist bestimmt nicht glücklich darüber“ sagt sie und lacht. ob er theologie studiert, fragt sie den großen noch, das würden nämlich viele machen. sicherheitshalber sagt sie uns noch die termine für messen in den kirchen der stadt, „wer bei uns kei meß kriegt -“ sagt sie, der große:  „… der will keine“. lachen. zu den weihnachtsmärkten soll ich spätestens wiederkommen, die seien besonders hier.

der große ist beeindruckt. wir plaudern und reden und spazieren durch die nicht riesengroße altstadt bis es dunkel wird, kehren in einer studikneipe ein und verzehren im freien riesige portionen mit fleisch, sahne und käse. es ist weingegend, also nimmt der große einen wein und mag ihn. alles voller sehr junger leute. schöner tag.

auf der rückfahrt großartig bekocht worden von frau fragmente, endlich habe ich sie besuchen können, es ist so schön, wenn die freundschaften zwischen netz- und außenwelt hin- und herwechseln können. nach einem spaziergang zurück richtung berlin. spontan noch in weimar bei einer anderen freundin rast gemacht, dort kuchen und einen eimer walnüsse bekommen, erst um 2 zuhause gewesen, keine zeit gehabt fürs traurigsein.

hier wieder engpässe, eine hohe zahlung wird fällig, meine jobs bringen zu wenig, es geht nur, solange keine sonderausgaben anfallen. einen großen stapel erstausgaben bei bassenge angemeldet. letzte woche ist auch noch die gastherme ausgefallen, wie im jahr davor sind wir ohne heizung und warmwasser, bis der installateur zeit hat. meine sachbearbeiterin im finanzamt stellt mich zur rede, ich hätte doch gesagt, ich wolle im letzten jahr dies und das machen, was denn damit wäre, ich solle bitte ausführen. sie ist mein personifiziertes überich, andrerseits endlich jemand, der es genau wissen will.

die wohnung hat sich verändert, seit die zwillis jeder ein zimmer haben, sie scheint mir kleiner, seit einer ausgezogen ist. ich warte mit dem  aufräumen, bis alle möbel sortiert sind und. wenn ein blätterhaufen hoch in die luft gewirbelt wird und erst wieder unten ankommen muss, sowas, macht keinen sinn, vorher aufzuräumen, und ich weiß noch nicht, wo die teile landen werden. es wird alles neu gelegt.

 

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julian lage trio bei empoli jazz 2018

ich komme mit meiner schwester in paar stunden vorher an, es ist ein tag mit 38°c, die stadt ist total verlassen, lauter einstöckige alte häuser, empoli, bekannt hauptsächlich, weil es heißt „e come empoli“ (a wie anna).

es ist ein freiluftkonzert, in einer art hof oder park, auf dem gras hinter einer sehr alten mauer steht eine bühne, daneben so ein partyzelt als künstlerraum, mit ein paar balken abgetrennt. vielleicht 200 stühle, ein stand mit lokalem bier und einem riesigen braten, von einem der sponsoren der veranstaltung. wir sitzen zweite reihe, ich komme mit ein paar anderen ins gespräch, ein junger mann mittdreißiger freut sich: „ich wäre ins ausland gefahren für sie, und jetzt kommen sie nach empoli, ausgerechnet!“, musste ich lachen und bin erleichtert, dass ich nicht die einzige irre hier bin. er hat ihn auch schon ein paar mal gesehen, wir freuen uns beide, dass lage die ochsentour macht und die verschiedenen jazzfestivals absurft. ich bin immer noch bisschen fassunglsos darüber, dass ich meinen fernen zufallsfund im netz heut zum dritten mal live anhören darf, ein großes geschenk. wir reden über bluegrass, chris eldridge, nels cline, den jazz und den sommer, die leute kennen sich aus und sind mitaufgeregt. langsam wird es dunkel und ein bisschen kühler, als die drei um 21:30 auf die bühne kommen aus ihrem zelt. lage hat seinem schlagzeuger vorher mit fist bump glück gewünscht, für mich eine erinerung daran, was so ein konzert für die musiker bedeutet und bisschen neugierde, ob es etwas sehr anderes ist für uns zuhörer. das hier war das letzte konzert der tour, am nächsten tag würden sie zurück in die usa fliegen, hat der veranstalter bei der kurzen einführung gesagt. 5 tage später ist das nächste konzert, da hätten sie auch ferien an einem der wunderschönen strände der feniglia machen können.

mit diesen beiden reist er schon eine weile herum, jorge roeder am bass und eric doob am schlagzeug, die tournee ging dichtgesetzt durch spanien und frankreich. sie fangen an mit packenden und gutgelaunten sachen von der letzten cd (modern lore, 2018 bei mack avenue records), splendor riot ist eventuell dabei, was noch? hatte paar tage kein netz und kriege es nicht mehr zusammen. ich hätte eventuell eine setlist oder sowas besorgen sollen. nach den songs von der cd  kündigt lage ein paar lieblingstücke an, „songs that we like“. das erste ist eine sehr tolle version von „the best thing for you (would be me)“, von irving berlin, und das stimmt ja für diesen abend. es ist fein und elegant und schön auf eine unbekannt freie art. das sehr schöne nocturne war dabei, wie immer bewegt lage sich völlig frei im lied herum, spielt damit, bewegt sich eine weile mit schnodderig entspannten impros voran, findet aber immer wieder nach hause zum ende hin, stellt im letzten moment auf theme um und erschafft dort kleine harmonische enklaven, noch im letzten atemzug der songs. grad nocturne hat schon gefährlich viel schönheit in der melodie, und lage baut noch ein paar runden ein, zieht takte zusammen, überspringt etwas, wiederholt eine auflösung – es ist, wie wenn man jemanden wiedersieht nach einer weile, und er ist ganz anders schön als in der erinnerung – erst hab ich „ist viel schöner“ geschrieben, aber schönheit in musik ist was anderes als im menschen, anders meßbar – so etwas gelingt lage mit seinen melodien, und er scheint dabei andauernd aus dem vollen zu schöpfen. jedes konzert, jede interpretation gerät dabei vollkommen anders, aber das gehört ja so im jazz. ich will diese passagen noch einmal hören, sobald sie vorbei sind, sie wiedererleben, und danach fehlen sie mir. ein grund, immer wieder hinzugehen. noch ein lieblingslied war dabei, hab die melodie noch im kopf, kanns aber grad nicht zuordnen.

beim suchen gefunden, auch schönheit, hat aber mit nix was zu tun: up from the north)

der drummer (eric doob) ist strange, er spielt versunken in hoher konzentration, wie ein junge, scheint perfekte, endlose kompositionen im kopf zu haben, und wenn er sein solo hat, gibt er nur fragmente dieser dinge frei, es klingt wie eine abkürzung, wie steno, karg und zusammengenommen. lage guckt ihn an mit einem lächeln, als könnte er die nicht gespielten passagen hören. vielleicht vermisse ich auch nur tom rainey – wenn man ganz viel sagen möchte und nur ein paar worte herausbekommt, in denen sich dann alles gewicht sammeln muss, so etwa. der bassist hat einen fanclub in der stadt, nach dem konzert wird er von einer gruppe begrüßt, die ihm komplimente machen und über das spielen befragen. er war natürlich saugut, aber mit einem aber; das schnelle navigieren duch die skalen verstehe ich vielleicht einfach nicht so gut, das ist mir zu sehr aerobic, ich brauche erkennbare zäsuren, rhythmen, melodische closure, etwas, um das lineare hören zu durchbrechen, sonst bewundere ich eben die geschwindigkeit, aber das leben ist ja schon schnell genug, bin ich nicht angefasst davon.

lages virtuosität hatte ein sommerliches angedeutetsein, eine leichtigkeit, als würden die finger nicht ganz auf die saiten müssen, sondern könnten ein mü vorher unbekümmert weiter zum nächsten ton. hat sonst niemand bemerkt, wie ich aus den gesprächen mit den fans nach dem konzert weiß, wahrscheinlich sind es also einfach also meine nicht mehr so guten ohren, plus tinnitus, der einen ausgegrauten bereich im gehör erzeugt („die graufläche, die mein tinnitus füllt“ hab ich zuerst geschrieben, aber es sind zwei getrennte bereiche, das sirren und die fehlenden höhen). dann diese ganz nebenbei in ein paar takten angespielten melodien, jede mit raum für einen ganzen song, perfekte sekunden glück (hei, es war eine nacht in einem hof aus dem 15. jh., unter den sternen des julimondes, auf dem gras, in nur ein paar metern abstand zu den musikern)(und ich saß neben meiner schwester), also wo lage die stücke auflöst in mich total überraschenden harmonischen einfällen, die wiedererkennbar sind, wie der strich von horst janssen wiedererkennbar ist, auf eine nicht vorhersehbare weise eigen und schön.

das trio scheint andauernd auf tournee, schon im oktober und november wieder in europa, diesmal schweiz und frankreich, sie rocken die finnischen clubs, zb im oktober dieses jahres in singen, aber das ist mir zu weit für einen spontantrip, einmal durch die republik. andrerseits ist es vielleicht eine der letzten möglichkeiten für diese besondere qualität der kleinen clubs, im märz 2019 spielt das trio in einem saal der elbphilarmonie, für dreimal soviel eintritt wie bisher. sie haben ihn wahrgenommen, die großen.

mein (musikalisch ungebildetes) gefühl: er braucht eine herausforderung, also nicht im sinn von elbphilarmonie, sondern von anderen genialen gitarristen, wie nels cline einer ist, mit eigenem stil, eigenen kanten, musikalische reibung und herausforderung, einen dialog, vielleicht mit sich selbst im umweg über einen anderen.

nach dem konzert ist die stadt plötzlich rappelvoll, um mitternacht gibt es kaum freie plätze, familien, kinder, jung und alt sitzen herum und trinken in der nacht. auf der piazza dei leoni findet eine weinprobe statt, mit meiner schwester gönnen wir uns zwei hervoragende rotweine, gucken den kindern zu und gehen dann zurück ins klimatisierte hotel.

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palle varie

einem zwilling eine entschuldigung mitgegeben für heute. die lehrerin wollte eine extrastunde an den regulären unterricht dranhängen, von 17:10 bis 18:00. grade gehört, dass sie die stunde abgesagt hat. gute schule. mir kamen im supermarkt gestern die auffälligen mengen an bierkästen und chipstüten in den einkaufwägen merkwürdig vor, da hab ich sicherheitshalber nachgefragt, wann denn die wm anfängt, und konnte so selber noch knabberkram an bord nehmen, immerhin einen tag vorher. die zwillis machen eh public viewing, ich bin halbwegs desinteressiert (zwilling „du kannst doch deine freunde anrufen“), der große hat seine hippiephase und will nur die spannenden spiele gucken. junkfood ist schon weg und wurde gerecht aufgeteilt, wie mir mitgeteilt wurde. ich bin nicht doof und habe mir eine portion versteckt. wenn ich sie wiederfinde, kann ich sie ja auch ohne fußballgucken essen.

schön war, als d.-zwilling vor paar jahren regelmäßig mit seinen freunden zu den spielen einer lokalen italienischen mannschaft am stadtrand gefahren ist, mit fahnen und allem, und die jungs dort durch jubelei ein paar tore verursacht haben, wie mir erzählt wurde.

als g.-zwilling in einen tollen berliner verein aufgenommen werden wollte, und dort beim vorspielen dauernd sehr dramatisch auf den knien durch die halle geschliddert ist, obwohl das sonst nicht seine art ist. er wurde nicht genommen.

2006 sind wir ausgerechnet während dem endspiel  mit dem autoreisezug nach italien gefahren,  in der wartehalle am bahnhof wannsee saßen alle über ihren rechnern, bis der zug abfuhr, und wir erst beim aufwachen in verona (oder münchen) gemerkt haben, dass italien gewonnen hatte. oder saßen sie über radios?  vergessen.

2010 war das endspiel an meinem geburtstag, ich bin herumgestromert und habe hier und da mitgeguckt. am ende frau modeste samt freunden getroffen, die in einem cafe saßen, mich dazugesetzt, angestoßen. die kids waren da wohl beim vater.

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kw 43

ein paar tage weggefahren, die jungs alleine gelassen. es war für keinen von uns der rede wert, das ist mir auch erst aufgefallen, als ich schon weg war. das schwierigste war die liste mit den hunde-pflichten, nach ein bisschen aber ich mach immer und stimmt gar nicht wurde das blatt akzeptiert und an den kühlschrank gehängt. wenn du immer so einen kram kaufst, müssen sie gar nicht kochen, sagt der große zum vorrat an maultaschen, tiefkühlpizzen und pestogläsern. er hat recht, und er hat nicht „wir“ gesagt. er sieht sich als auserzogen.

in italien erst einen anderen leihwagen als den gewünschten fiat 500 angeboten bekommen, einen schwarzen bmw 118 mit steptronic. begeistert eingestiegen, nach 30 minuten mit sehr angeschlagener ehre aufgegeben: ich verstehe ihn nicht. die automatik konnte ich nicht fahren (in den usa damals das automatikfahren auf der strecke vom parkplatz zum ausgang des parkhauses gelernt, problemlos), bin wie armin müller stahl seinerzeit durch nyc mit quietschenden irgendwassen (bremse? reifen? motor?) durchs parkhaus gehoppelt. ging nicht. drei sixtmitarbeiter davor im gespräch darüber, wie man ihn wohl ankriegt und die schaltung von p auf d umstellt. übel, übel. dann weiter mit dem kleinen 500er, ein vergnügen.*

von haustür zu haustür 6 einhalb stunden gebraucht, mit direktflug wärs in 4 stunden zu schaffen, ökologisch ein riesenschwachsinn, erholungstechnisch sehr effektiv. sinnvoll ab vielleicht 4 freien tagen, finanziell sinnvoll ab zwei wochen, wie gehabt.

der gefürchtete rückfall in die ansia der kindertage, weil ich alleine mit muttern dort war, ist fast ganz ausgeblieben, ich habe das haus inzwischen recht gut mit neuen erinnerungen überschrieben. flashback nur bei unterzuckerungen, da rutscht die decke vom gerippe. vatergrab besucht, friedhof war gut besucht, es war das wochenende vor allerheiligen, da schauen die überlebenden nach dem rechten.

rückflug am sturmtag mit verspätungen, in malpensa und frankfurt gewartet, das warten genossen. ich mag auch den gegensatz zwischen shoppingmall mit lauter kram, den unsereins höchstens mit ruhe und nach entscheidungen kaufen würde, und den rastlosen reisenden. in einem laden eine bestickte stola für 700€ bewundert, da hätte man ein haus drumrum bauen können, so schön war sie.

an halloween hat niemand geklingelt, aber die schale mit süßigkeiten war nach anderthalb tagen trotzdem leer. da sind sie zuverlässig.

*irgendwo gelesen, dass manche autos beim gas wegnehmen von alleine bremsen – so hat es sich angefühlt. ( ich hatte ein so außergewöhnliches gefühl von totaler machtlosigkeit in diesem cockpit)

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sommer 17

das erste mal seit jahren bezahlte ferien gehabt. toll gefühlt. am see wie immer, mit zwei von drei söhnen, beide freiwillig mitgekommen. der große ist unterwegs, will sich aber mein auto leihen, um an den see zu fahren, sobald er den führerschein gemacht hat.

alte freunde wiedergesehen, über das mühelose und leichte miteinander gefreut. gemerkt, dass wir schon im generationenwechsel sind, unsere eltern waren bekannt miteinander, dann wir, jetzt freunden sich unsere kinder an.

die schwester in der maremma besucht. ich immer so: toscana, alle anderen: nein, maremma! darum habe ich auch keinen fisch gegessen, aber zweimal großartiges wildschwein. einmal an einem sehr großen tisch mit freunden der schwester und deren freunden, darunter zwei diabetiker, nicht verwandt. erholsame blicke getauscht. noch ein paar menschen mit diabetes zufällig gesehen, in gleichzeitigen pen-momenten.

ein zwilling hat die hunderasse seines lebens gefunden und war nach der begegnung stundenlang hingerissen, es war ein junger, großer maremmano. gedacht, dass ich den zwilling gerne an einen maremmano übergeben würde später, es sind freundliche wächter.

ich habe nur drei zigaretten geschnorrt, zwei von prominenten, zuviel sonne abbekommen, für kultur war es mit dauernden um die 35° zu warm. wir sind nachts ein paar mal durch capalbio gestromert, ein sehr, sehr schöner kleiner alter ort, nur 5km vom meer entfernt. im meer geschwommen, wunderbar, dabei fast immer die ganze zeit geplaudert. das stehen im wasser mit schwester und freunden, man redet und guckt und blinzelt in die sonne. abends aperitiv, und die zwillis kriegen surfunterricht. an der feniglia mit dem wlan der strandhütte den star-trek-trailer geguckt, einen neuen corto maltese in der repubblica gelesen, füße am sand verbrannt. meine bikinis sind unmodern, man trägt knappste zugebundene dreieckchen und nicht was schniekes durchdachtes gestreiftes wie ich. der bikini muss nebenbei in orbetello gekauft worden sein, sonst ist man touristin! stand aber fast vollkommen drüber.

von drei wochen ferien 6 tage im auto verbracht, das war suboptimal.

der gedanke daran, den moment wahrzunehmen und zu genießen, weil er so flüchtig ist. nicht aus sentimentalität, aus einem matter-of-fact-pragmatismus heraus.

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fahrten auf deutschen autobahnen

Die Leute haben alle drei Autos, ein kleines, ein großes und ein schickes. Sie fahren mit allen gleichzeitig, damit die Straßen voll sind, und weil die Straßen so voll sind, gehen sie kaputt und müssen repariert werden. Das wird auch alles gleichzeitig gemacht, so dass die Straßen eine durchgehende Baustelle sind. Vielleicht gibt es aber auch einfach zu viele Autobahnbaustellenbetriebe, und alle wollen ein Plätzchen, deswegen werden sie gerecht verteilt. Ich stelle mir eine sehr große Baustellenfamilie vor, Onkels und Tanten und Cousins, die alle auch einen Job brauchen. Ich wünsche mir, sie würden sich wie in Italien lieber mit Städtebau oder dem Müll oder ähnlichem beschäftigen, da sind die Autobahnen nämlich privatisiert, man braucht keine Baustellen, um mit ihnen Geld zu verdienen. Oder sind alle italienischen Baustellenbetriebe auch in Deutschland auf Arbeit? Ich habe in Italien keine einzige Baustelle gesehen, wobei der Aurelia ein bisschen Aufpolieren sehr gut täte, in der Schweiz auch nicht, aber die haben ja auch ein Tempolimit und brauchen keine.

tl;dr: Autobahnfahren in D ist eine Zumutung

„fahrten auf deutschen autobahnen“ weiterlesen

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kw 3, magdeburg

wochenende mit freundinnen, wir kennen uns seit vor unseren zwanziger jahren, das heisst seit ca. frühachtziger. meine beiden besten freundinnen sind vor ein paar jahren nach magdeburg gezogen, unabhängig voneinander, beide aus beruflichen gründen, sehr vermisst, die wollten wir zusammen besuchen. wochenende mit fünf frauen, viel leben zu erzählen. sehr intensiv und lustig, es gab einen eimer köstlichen borschtsch, den ich ab sofort dauernd essen will. kinder und hunde haben wir zuhause gelassen.

sehr verguckt in den dom von magdeburg, er liegt mitten in einem sehr gesichtslosen neubauviertel, magdeburg wurde genau heute vor 72 jahren in 30 minuten in schutt und asche bombardiert, es ist kaum was übriggeblieben, auch der dom wurde getroffen. wir sind in der kälte hindurchspaziert, er ist ein paradies für kuhis, ein schatz neben dem anderen, und dazu der wunderbare kreuzgang. baubeginn war 955, der schlussstein im turm wurde 1520 gesetzt, dann kam luther und der dom wurde evangelisch, danach hat der dreißigjährige krieg 1631 magdeburg zerstört, der dom wurde wieder katholisch, aber geplündert und verwüstet. das gebäude  diente eine zeitlang als schafstall, schinkel wollte ihn abreißen, könig friedrich willhelm III hat ihn dann restaurieren lassen, da wars schon das 19. jh., ab 1869 diente er wieder als evangelische kirche. die gesamte geschichte der region hat dort spuren hinterlassen, jeder krieg, jeder konflikt hat etwas zerstört, aber es hat auch jede kunstepoche werke erschaffen, mit einem schwerpunkt auf wirklich aufregend schöner bildhauerei. das taufbecken soll laut kunstführer aus dem römischen 2. jahrhundert stammen, sie sehen, ich kann das selbst gar nicht glauben.

im chor steht eine der ersten europäischen skulpturen eines afrikaners, von 1250, sie stellt einen der namenspatrone des domes dar, den heiligen mauritius.

oder die kanzel! sie ist mit einem sehr feinen und verspielten alabasterrelief bedeckt, incl. kleiner frösche und einem igel, sie stammt aus der spätrenaissance. der künstler hieß christoph kapup, das netz kennt nur diese kanzel von ihm. einige der arbeiten sind wirklich so schön, dass man sofort bücher drüber schreiben will, ausdruckstark und humorvoll, eine freude.

an einem tisch sitzt eine magdeburgerin und erzählt, von herrscher zu herrscher springend, von kunstwerken und anekdoten durcheinander. er sieht kühl und etwas karg aus, wenn man reinkommt, aber ein genauer blick wird sehr belohnt. und er steht vor allem immer noch, nach über 1000 jahren.

mit den freundinnen viele gespräche, die mich immer auch ein bisschen still machen, weil ich so wenig weit gekommen bin. vielleicht ist das aber auch eine ansichtsache, bei der ich halt („einfach“) mich selber umdeuten muss. bis dahin identifiziere ich mich sofort mit einer der törichten jungfrauen in einer seitenkapelle des domes, auch sagenhafte 767 jahre alt. das ging den freundinnen aber auch so.

ich hab ja vor allem viel verschiedenes gemacht, es war halt alles nicht betriebswirtschaftlich oder sonstwie nachhaltig. habe zb ’89 einen verlag gründen wollen, mit ostberliner germanistikstudentinnen, als gmbh, das hat damals kaum was gekostet, und wir wollten unbedingt neue literatur. als die ostberlinerinnen, darunter eine namhafte regisseurin (irgendwas mit film wars, aber an den namen kann ich mich nicht erinnern, kurzifix! muss mal wühlen gehen.) abgesprungen sind, weil sie die 5000 mark in unsicheren zeiten lieber nicht in den sand setzen wollten, hab ich es halt auch nicht weiter verfolgt, oder mir neue partner gesucht. die partnerin hat sich dann in einen schweden verguckt und ist ausgewandert, in ihrer wohnung in der novalisstrasse war ich dann zur untermiete, ab 1990, drei außenwände und gasomat und telefon mit geteilter schnur übern hinterhof. 40dm.

ich mag ideen eh lieber als umsetzungen.

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san bernardino

IMG_2844bei der rückfahrt dem wunsch eines zwillings gefolgt und die passtrasse genommen.

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kind sagt oben, schon für diesen ausblick hätte sich die gesamte reise gelohnt, was mich ein bisschen erschüttert (er ist ein bergmensch, wie konnte das passieren?), aber es ist natürlich wirklich sehr beeindruckend, ohne umweg, nur über eine abfahrt ist man direkt auf den wunderbarsten bergstrassen, mit kurven so eng, da passt keine kuh dazwischen. das paralleluniversum der bergradler, für die der pass ein höhepunkt mit jahrelanger vorbereitung sein wird, musste mich zusammenreissen, nicht jeden  auf dem weg nach oben anzufeuern, meist männer in den besten jahren, nur zwei frauen. größte bewunderung. oben fast geschockt über die unvermittelte schönheit, so mühelos erreichbar, als wär das unverdient. dem auto liebevoll auf den hintern geklopft.

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die steinmännchen sind ein gutes zeichen, es gibt sie in allen größen, alle so gebaut, dass sie beim umfallen kein anderes mitreißen können. platz ist genug.

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wir nehmen emma an die leine, weil die strasse so schmal ist. das panorama noch einmal einatmen, dann ab ins niederrheinische tal und nach deutschland zurück. hat vielleicht anderthalb stunden länger gedauert als der tunnel.

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DSC_0076die stadt neu erlaufen, mit so einem angenehmen blanko im hirn, es war modewoche, bin also durch die via montenapoleone gelaufen, an all den models und möchtegernmodels vorbei, bin durch die ganze makellose oberfläche rund um den dom einmal quer durchgelatscht. vom bahnhof in die stadt und wieder rausgelaufen, die vielen schönen stellen entdeckt, kleine läden, die bars, normale leute. mein mailand besteht ganz aus erinnerungen, von keinem topografischen system zusammengehalten, es steht nicht zur verfügung, ist keine lebendige und funktionale großstadt. es sind die großen steinquader auf den strassen, die tram aus den dreissigerjahren, mit der ich zu schule gefahren bin, ihr knarren und rumpeln, das bimmeln vor den haltestellen. in den ersten jahren sassen noch kartenverkäufer in jedem wagen.

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