das lustige gefühl, wenn auf der playlist plötzlich birdlandvon gespielt von pastorius läuft, mit einer bilderflut von räumen und menschen, und wie ich es immer noch lauter stelle. keine situationen oder stimmungen, nur die menschen, mit denen ich es mal gehört habe, bestimmt noch aus den achtzigern. ich verbinde das lied selber eigentlich mit nichts, mit nix eigentlichem, es ist nichts für den hintergrund, es fügt sich nicht ein, es ist ein rampensau-sound aus einer handvoll guter ideen. letzter raum in den erinnerungen der gemeindesaal, in dem m und m einen abend lang alle ihre freunde zum tanzen eingladen haben, jeder hat seine musik mitgebracht, und über birdland haben sich m und ich richtig gefreut. steht für sich selber, ist in meiner wahrnehmung vollkommen zeitlos. kann aber auch nichts anderes machen dabei, es fängt und hält die aufmerksamkeit.
das mag ich am neuen jazz, er findet im leeren raum statt, neue möglichkeiten, keine erwartungen, das glück, wenn sich dann etwas fügt. bestimmt eine altersfrage. oder ich erkenne einfach die ganzen themen/motive nicht.
fällt mir ein, wie ich einmal auf einer meiner geburtstagsparties vergessen habe, die musik zu handeln, und wie die ganze nacht eine ewig umfangreiche blues-playlist lief („Blues: 200 Must Have Classics“), als sei das absicht.
heut schrieb jemand auf twitter, dass er von den 10 topsongs keinen mehr kennt, mir geht das immer so mit den playlists der jungs. auf der sommerfahrt mit vielen kindern, auf die ich mitgefahren bin, hat einer der teamer irgendwas angemacht, etwas eher albernes, und alle kinder haben von einer sekunde auf die andere angefangen zu tanzen, aus dem geplauder und den spielen und dem teller-abwaschen heraus, alle zusammen, richtig mit schrittfolgen, jedes da, wo es grade stand. instantane freude übers rückenmark. sie kannten das von den vorhergehenden fahrten. es kann aber auch sein, dass ich zu lange kein konzert mehr gesehen habe.
seit ich wieder zum hinterhof schlafe, höre ich jede nacht ein oder zwei orgasmen, aber keine musik oder gespräche. außerdem gurrende tauben, die sich manchmal im efeu verheddern mit lautem flügelschlag. das schlafzimmer ist immer ein paar grad kühler als der rest der wohnung, es gibt nur morgens eine halbe stunde sonne. bisher träume ich noch zu selten vom meer.
den 5. transformers-film geguckt, erst nix verstanden, weil ich nur den ersten vor jahren mit den kids gesehen habe. wusste nicht immer, wer jetzt warum gut oder böse ist, über referenzen gefreut (das raumschiff der angreifer hat gewisse ähnlichkeiten mit dem schiff vom romulaner nero im star trek 11), die animationen übertrieben detailliert, fast ermüdend, trotzdem erschreckend real, drehbuch ist bestimmt von kitakindern entwickelt, wo ein kind eben roboter ist, das andere ritter, und dann kommen aliens.
danach bisschen in „la mort d’arthure“ gelesen, in der von thomas wright 1865 neu herausgegebenen ausgabe von thomas malorys version (nach der abschrift von william caxton). es riecht leider ein bisschen gammelig, aber der text funktioniert noch immer, wright kommentiert gelegentlich, es ist ganz amüsant, und in vielen schlüsselszenen anders, so zieht der junge arthur das schwert nicht nur einmal aus dem amboss, er tut von neujahr bis pfingsten eigentlich nichts anderes, für jeden anreisenden fürsten aufs neue, bis er alle überzeugt hat.
der sommer ist noch lang. ich gehe jetzt schlafen, ein wind bewegt die gardinen.
an die zeit gedacht, die vielen jahrhunderte, in denen meine gene auf dem weg zu mir waren. von einer verwandten gibt es ein tagebuch, sie lebte ungefähr 100 jahre vor mir, aber ich vergesse immer, wie wir verwandt sind. auch meine großmutter hat eine art autobiografie geschrieben, die ist aber verloren gegangen, weil die familie zerstritten war. es bleiben namen und daten, aber schon vom lebenslauf meiner urgroßeltern hab ich nichts außer ein paar randdaten und 2 fotos. es geht wenig über die gegenwart.
nach leuten gegoogelt, die an meinem geburtstag geboren wurden, nur 100 jahre vorher. das geht nicht gut, weil es wenig online gibt über die normalbevölkerung, ich habe also gerichtsfälle gefunden, aber auch eine margarete cornelius, geboren am 11. 7.1865, 19 jahre später verheiratet, zwei kinder bekommen, von denen eines 1911 in ragusa bei einem unfall ums leben kommt. margarete adoptiert die beiden töchter ihrer tochter, eine davon wird eine berühmte fliegerin, die ist also halbwegs verewigt mit wikipedia seite etc. sie beendet ihr leben, nachdem sie ihren versuch eines fluges nach australien nach ein paar stunden abbrechen muss, 1933. ich denke an die mutter, die 94 jahre alt wurde, den 2. wk überlebt hat, den unfalltod einer tochter und den selbstmord einer enkeltochter, und den tod ihres mannes. respekt.
heute 56 geworden, auch diesmal ohne party, ich hoffe, ich komme da mal wieder aus dem knick, und mal wieder mit einem endspiel. will mit einer freundin gucken. leider hat das erdbeereis gestern nicht geklappt, weil der tiefkühler erst abgetaut werden musste, 3 cm eis brauchen 12h, um zu schmelzen, das ist erstaunlich. eis taut langsam. gleich an den permafrost gedacht, der klimawandel hat jetzt eine feste präsenz im bewusstsein und kann sich seine assoziationen nicht mehr aussuchen. jedenfalls mach ich mir jetzt halt eine erdbeertorte.
im göttinger anzeiger vom 11. 7. 1765 wird die veröffentlichung der „lettres trouvées dans les papiers d’un père de famille“ verkündet (ein anonymer briefroman, „der an ganz natürlichen doch unterhaltenden Begebenheiten sehr reich ist“), die inhaltsangabe ist sehr telenovela:
„Des Grafen von Orsainville ältester Sohn, geht nach vollendeten Exercitien in Kriegsdienste, wird bey einer Landung der Engelländer beschädigt und muss seine übrige Lebenszeit auf seines Vaters Gute zubringen; der Jüngste, von einer unbiegsamen Gemüthsart, erwürgte als Kind einen Papagey aus Muthwillen, verletzte einen Jäger der ihn abhalten sollte in andern Gehege zu jagen und schlug endlich einen Bauer todt. Der Vater bringt ihn auf ein Schiff, das ihn nach den americanischen Colonien führen soll, er entrinnt aber, kömmt nach Engelland, wo er ein Frauenzimmer von gutem Stand heyrathet, und mit ein paar Kindern verlässt, als Schriftsteller und dabey liederlich lebt, die Einladung seiner ganzen Famile verachtet, und endlich, im Wirtshause über einer Nationalstreitigkeit mit einem Stuhle todtgeworfen wird. Die Tochter des Grafen vergisst eine Neigung zum Klosterleben, die ihr eine alte von einem Jesuiten verführte Tante eingeflösst hatte, und heyrathet einen Irrländer der durch Einsichten und Fleiß die Güter seines Schwiegervaters sehr verbessert.“
hat jetzt die tochter das beste leben gehabt, oder ist dem/r autor/in da nur nichts eingefallen? (erzählte) leben jedenfalls, bei denen die zusammenfassung genügt, weil die ereignisse stärker sind als die wege dahin, da lob ich mir, äh, den alltag? die mühen der ebene? egal, erstmal frühstücken.
vielleicht sind ja irgendwann alle archive digitalisiert, und man findet ein starkes band an leuten und geschichten, mit denen nur der zufall einen fest verbindet. das würde mir gefallen.
das gepäck ins auto, völlig entspannt, weil ich ja allein mit hund fahre und ebenso gut die ukulele auch noch mitnehmen kann, um sie am see nicht zu spielen, oder ein fahrrad, oder zur sicherheit mein müsli. die ersten meilen in den süden, wie mein berlin noch an mir klebt, freunde, jobs, geschichten. das gedankenversunkene fahren bis in den thüringer wald, die letzten monate, was passiert ist, was nicht passiert ist, ob ich durchgekommen bin mal wieder mit mir, ob es immer noch hält, oder ich nur die brüche anders wahrnehme. der okaye bruch! ein hoch auf ihn. möge er nur im stillen krümeln. die plaste-elaste-schrift vermissen. im harz über die anzahl der kurven wundern, und das grün, und wie lang der weg ist. ab hof beginnt langsam der reisezustand, jeder kilometer mehr richtung süden macht pling und plong auf den herzsträngen. wie ich in münchen auch nach xx mal noch den navi brauche für die ausfahrt zur tante in ihrem haus am see, die familie, das bier zu den weißwürschtchen, das glückgsgefühl. am nächsten tag zu spät los, dann durch die rasertiefebene in die schweiz fahren, dort tiefenentspannt die berge hoch und runter, vielleicht stop an der bar in der via mala- schlucht. dann den bernardino hoch, endlich im tunnel, im tunnel fällt meistens die klappe und meine ferien fangen an. jedes jahr bewusstes danke, wenn es nach dem tunnel über die weitgezogenen kurven die südseite der alpen runter geht, mit blick auf ein ganzes tal, wenn blick ist. im radio laufen jetzt italienische sender, dann endlich bei lugano nord runter von der autobahn und in den feierabendverkehr eintauchen. über die kleine kurvige strasse zur grenze in fornasette, im wald hinter ponte tresa, die strassen werden leerer, durch die brust ins auge endlich zum seeufer kommen, nach luino, wo ich im riesigen carre four die ersten leckereien kaufe, wenn ich nachts ankomme, sonst fahre ich weiter bis laveno. über die seestrasse, die ich im schlaf kenne, die letzten paar dutzend km. am schluss das holprige stück durch brombeeren und wildwuchs hoch bis zum haus. fensterläden öffnen, kühles bier in die hand, liegestuhl ins verkrautete minigärtchen, blick auf die andere seeseite, während das auto noch in der sonne tickt. ausatmen. und es ist immer gutes wetter, wenn ich ankomme.
die liebe geschieht, wie es in ihrer macht steht, weil sie ist, pure gegenwart, ein wirbel, ein vogel, der fliegt und nicht landen muss, zwischen den sätzen und tageszeiten, sie ist ein schatten, nur kurz sichtbar, einen atemzug lang, und nachts guckt sie in den sternenhimmel, während die zeit zu schnell vergeht. all ihre schönheit passt in eine kleine berührung, mit der sie aneinander vorbeigehen, ein lied, das niemand singen darf, als wäre nichts, und nichts passiert. nichts ist passiert.
die wärme draussen umfängt mich, jeder blick ins blau und grün ist fest verbunden mit allen anderen sommern, die bilder hängen aneinander wie eine lichterkette, ich muss bloss die augen schließen. sofort eine tiefe grundentspannung, ich bin ein sommermensch, mag die hitze, werde erdbeereis machen, sobald ich den blöden freezer abgetaut habe. tanken für den winter beginnt jetzt.
gestern und vorgestern hatte ich die letzten prüfungen für einen abschluss als zertifizierte erzieherin, habe die ausbildung als sogenannte nichtschülerin ohne schulischen rahmen gemacht. das ist eine feine methode, quasi nebenher einen abschluss zu machen, wenn auch arbeitsaufwändig, weil es viel zu lernen gibt, und für prokrastinatorinnen wie mich zeitweise mühsam. dabei ist der gesamte stoff wirklich interessant, alles lässt sich direkt anwenden, ich habe viel gelernt dabei. nur der jargon ist gewöhnungsbedürftig. die pädagogik hat ein hohes mass an kombinierten substantiven, es gibt eine unmenge an x-kompetenzen, die man auseinanderhalten sollte. meine mutter dazu: endlich hast du einen beruf!
seit gestern (!) nach längerer ebbe zwei neue jobanfragen im alten berufszweig, total verlockend und interessant, wie üblich projekte, keine festen jobs, aber ist das nicht typisch? was für ein irres timing. einen musste ich absagen, so ist das halt, aber es tut ein bisschen weh. als erzieherin werde ich aller wahrscheinlichkeit nach sichere jobs haben, mit anderen herausforderungen, und durch die kontinuierliche beschäftigung ist der lohn wahrscheinlich am ende des jahres ähnlich wie bei diesen hin-und-wieder-projekten, die jedes für sich höher bezahlt werden. mein herz schlägt für beides, ich glaube, mein kopf braucht auch beides. vielleicht ergibt sich ja was.
gestern hat der freund vom großen das bett vorbeigebracht und mir sogar beim hochtragen geholfen. es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, aus nussholz, und es hat noch zwei lattenroste dabei, die zusammen schon deutlich mehr gekostet haben, als ich für das bett bezahlt habe. nach >10 jahren auf einem schlafsofa werde ich aufrüsten auf ein richtiges bett, bin sehr gespannt, ob es sich anders anfühlt, ich bin eher devise hauptsache horizontal. es ist ein italienisches bett, ohne schrauben, mit nur vier steckverbindungen, sieht nach gutem möbelhandwerk aus. da hatte ich glück. <3 ebay.
das zimmer wird nächste woche endlich tapeziert, zur zeit schlafe ich noch im would be arbeitszimmer, das allerdings im sommer eine schöne aussicht auf lauter grüne bäume hat, im schlafzimmer ist nur der innenhof vorm fenster. ich werde dann vermutlich wieder mehr vom schreibtisch aus arbeiten.
für den spätnachmittag hat eine freundin slots bei neo rauch bekommen, im gutshaus steglitz, sehr kräftige bilder und einen bronzenen kentaur im glaskasten, auf 3 räume verteilt. ich sehe zum ersten mal bilder von ihm in einer ausstellung, das gefühl ist: vorher noch nie gesehen, so intensiv wirken farben und figuren, großformatige malerei, bedeutungsstark, mit vielen ebenen, die alle nicht nur angedeutet sind. erste ausstellung seit november, sehr intensives erlebnis. danach noch ein bierchen mit den freunden, mein zweites mal in einem lokal seit 14 monaten, für die freunde das erste. beides wirkte euphorisierend. dann im auto durch die ganze stadt zurück und die stadt dabei gefeiert, steglitz! schöneberg! tiergarten, mitte, und mein gott, der alex, mit seinen quadratisch-praktischen hochhäusern.
für die ausstellung vielleicht den letzten test gemacht, am mittwoch ist die zweite impfung zwei wochen her. die impfpässe sind ca. einen mm größer als reisepässe und passen nicht in die für pässe gefertigten taschen, hoffe, ich finde noch was, das ding wird meine handtasche so nicht lange überleben. die mitarbeiterin hat sehr gründlich getestet, vielleicht nach den berichten über unzuverlässige arbeit in den diversen privaten teststellen in der stadt? – nach dem artikel per google gesucht, nichts gefunden, heißt das, es gab keine berichte, oder sie waren nicht wahr? hmm. erinnert mich an meinen versuch, berichte über mäuse in hotels zu finden, das ging mit google auch nicht gut.
abends noch den d.-zwilling verabschiedet, der wieder nach halle zurückgefahren ist. er trägt die haare nach kurzer weißblonder phase jetzt wieder dunkel und hat einen vollbart, mein kleiner 6-pfünder von 2001. abschiedsschmerz gefühlt, das leere nest wird zu etwas, das ich gestalten muss, aktiv angehen.
gestern gab es ein recht großes paket auszupacken, die verpackung war ursprünglich für einen grill, da war kurz die freude der anwesenden groß. es war sehr gründlich verklebt, und als wir die alte pappschachtel dann offen auf dem tisch hatten, konnte weder zwilling d noch zwilling g mit dem inhalt irgend etwas anfangen. das war ein schöner moment.
folgendermaßen: der g.-zwilling hat sich links eine doofe sehnenscheidenentzündung geholt, weil er zuviel gitarre spielt, und sollte deswegen eine zeitlang nicht mehr spielen. es fällt ihm schwer, er hat das spielen in seinen seelenhaushalt eingebaut und ist ganz nebenbei richtig gut geworden in den letzten monaten. damit die pause nicht zur gewohnheit wird, wollte ich ihm eine zither besorgen, auf der er solange spielen kann, bis mir auffiel, dass er dann vermutlich die sehnen seiner anderen hand auch noch überlastet.
auf dem weg zu dieser erkenntnis habe ich im netz versehentlich eine gekauft. für 22,50€, das kann sogar ich verschmerzen, gestern ist sie angekommen, jetzt überlege ich, ob ich nicht noch ein weiteres instrument nicht richtig spielen lernen kann, ein fast vergessenes, in die volksmusik verbanntes, eine verbindung von gitarre und harfe, 5 saiten über ein griffbrett mit 29 bünden gespannt, mit denen wird die melodie gespielt, immer einen ton nach dem anderen, mit dem daumen, die anderen saiten darüber in festen tonhöhen für die begleitung. hier genauer beschrieben. eine zither kann fast den tonumfang eines klaviers aufbringen mit bis zu 5 1/2 oktaven, klingt aber immer eher klimperig. ich weiß aus meiner generation niemanden, der eine spielt, wir hatten den großvater meiner mutter, das ist 3 generationen her, das instrument ist bei der musikalischsten familie aus der erbfolge gelandet, liegt dort aber auch eher ungestört vor sich hin. niemand spielt sie noch, es scheint eine bergbuam-sache zu sein, auf der zither zu spielen, es fällt schon auf, dass die spieler auf den fotos überdurchschnittlich oft lederhosen tragen (keine frauen gesehen auf den bildern). ihr klang ist harfenähnlich, es fehlt der korpus mit der klangmacht der gitarre, die saiten werden alle gezupft und nicht geschlagen. sie brauchen vielleicht den kneipenchor als klangraum. es gibt viele im netz, fast alles 60 bis über 100 jahre alte instrumente, andrerseits wieder wenige dafür, dass sie tatsächlich mal so beliebt waren. vielleicht gibt es eine geheime und nicht netzaffine großgruppe von zitherist+innen in den diversen subalpinen eckkneipen, die jedes wochenende mit einem bier im krug und einer gruppe von freund*innen herum die alten weisen singen? am repertoire kann es auch liegen, zithern waren in der volksmusik beliebt, die von den nazis besetzt wurde, die haben das instrument vielleicht gleich mit verdorben, obwohl sogar sisi darauf gespielt hat, weil ihr vater ein passionierter zitherspieler war. im deutschen ist ja im vergleich zu anderen europäischen liedkulturen wenig übrig geblieben, außer hoch auf dem gelben wagen und die gedanken sind frei und sowas. unvergessen eine hochzeit in schweden, wo die schwedischen gäste bis in den frühen morgen mehrstimmig vielstrophige lieder sangen, während wir deutschen die drei, die wir kannten, nur so mitbrummen konnten. auch in italien singen die leute mehr lieder einfach so, es gibt einen allgemein verfügbaren liedkanon, den jeder kennt und kann. überlebt hat die volksmusik hier vielleicht nur als schlager? brr.
die zithern waren jedenfalls anfang des vorigen jahrhunderts eine zeitlang modern und beliebt, gebaut mit teilweise wunderschönem holz, palisander und mahagoni, das griffbrett aus ebenholz. meine stammt aus markneukirchen, einer sächsischen kleinstadt mit langer tradition im instrumentenbau. christian friedrich martin ist nach stress mit der innung 1833 von hier in die usa ausgewandert, um dort weiter gitarren zu bauen, und der nachfolger von framus ist hier immer noch zu hause, sogar zithern werden dort noch gebaut.
die „Firma C.G. Schuster jun.“ hat außer instrumenten auch noch saiten hergestellt, es gibt noch ein paar geigen und zithern im netz, die firma gibt es nicht mehr. meine etwas betagte konzertzither wurde vermutlich irgendwann anfang des 20. jh. gebaut, wer weiß, wann sie zuletzt gespielt wurde.
ich kann zither-musik laufen lassen, höre allerdings bald nicht mehr richtig zu, es wird zu einer art differenzierten sottofondo, genau wie beim cembalo hören, es erfordert konzentration, sonst werde ich angenehm müde davon.
die einlegearbeit mit einem blassen spielmann ist schon charmant – ich merke, jetzt hab ich sie mir warmgeschrieben, dabei wollte ich sie sofort wieder reinstellen. sie hat einen riss, ich habe beim gitarrenbauer mal angefragt, vermute aber, es wird aufwändig und damit automatisch zu aufwändig. fürs stimmen gibt es natürlich eine app, aber es kann kein vergnügen sein, diesen haufen saiten zu wechseln.
gestern aufregender abend: die kneipen haben seit gestern ihren außenbereich wieder geöffnet. bin mit freundin in die lieblingsbar gegangen zum aperitif, ohne reservierung, es war also alles voll, sehr voll, restlos voll, wie vor jeder der vielen lokalitäten im kiez, ein sehr junges, internationales, weiße sneaker tragendes publikum. der kellner trug maske und hat mit großer freundlichkeit darauf bestanden, dass sich nur leute mit tagesaktuellem negativtest hinsetzen dürfen, den man sich direkt vor der bar bei einem mobilen testcenter holen konnte, was ich gemacht habe, es hat nur 15min gedauert. es wäre alles schnell wieder vorbei, wenn bei diesen ersten öffnungen etwas schiefgehen sollte. mit einem impfpass wäre es auch gegangen, sobald die zweite impfung 14 tage her ist, der kellner hat das genau erfragt. außerdem mussten wir uns per qr-code in die luca-app eintragen, die dann die sekunden und minuten des aufenthalts zählt, bis man sich wieder auscheckt, wir waren 1 stunde und 47 minuten dort. es hat einen regenguss wie aus eimern gegeben, bei dem wir in einen hauseingang ausgewichen sind, danach wieder auf die nassen stühle, alles egal, endlich wieder stadtleben. gefühl gemischt, glück wegen dem aperitiv, sorge wegen der menschenmengen überall. im misirlou haben sie sehr gut aufgepasst, ich hoffe, das trifft auch auf die anderen läden zu. das bedürfnis nach geselligkeit ist riesig.
wir sehen uns dauernd selber im video, sind immer gleichzeitig sprecher und angesprochene, immer teil der anderen, mit denen wir grade sprechen. sind wir uns vertrauter oder fremder geworden durch den dauernden anblick? die schönheitschirurgen haben mehr arbeit, höre ich, hier ein doppelkinn wegmachen, da die stirnfalten glätten, die nasolabialfalten füllen. mein entspanntes ca. 10jahre jüngeres selbstbild ist gealtert (wurde geupdated) im letzten jahr, ab mitte fünfzig wird das altern ja so langsam richtig sichtbar, auch für andere. wenn man jemanden nach langer zeit wiedersieht, passiert diese anpassung innerhalb von sekunden, wie der autofocus beim fotografieren, sehr faszinierend. man sagt ja, dass jemand, der sich selbst so wahrnimmt, wie alle anderen ihn sehen, eher gefährdet ist, mal schauen, ob das auch fürs äußere gilt.
der ein paar jahre ältere mann im datingportal, der sagt, er hätte auch einen sohn, wir plaudern ein bisschen, stellt sich heraus, das kind ist 7 jahre alt, er würde es gern häufiger sehen, aber es sei „schwierig“.
bei meinem neuen alten bett ist ein nachttisch dabei, mit schublade und türchen. auf dem foto stand die schublade etwas offen und zeigte stapel von sauber zusammengelegten stofftaschentüchern. das schlafzimmer war klein, alles dunkle möbel, es war als „kleines ehebett“ inseriert, „6 jahre alt“, es gab nur einen nachtisch, denke, das bett gehörte dem vater der verkäuferin, und ihre mutter ist schon vor 6 jahren gestorben. wenn der vater die taschentücher nicht mitgenommen hat, ist er bestimmt auch verstorben, und jetzt verkaufen sie sein bett eben auch. es klingt alles schön pragmatisch, habe ein gutes gefühl, wenn ich das so weiterführe.
gestern 2. impfung bekommen, biontech. arm schmerzt ein bisschen, etwas hirnnebel, sonst nix. tasche für meinen impfpass gekauft, den ich in ein paar wochen zum ersten mal als passierschein verwenden darf.
heut früh um sieben stolpert der d.-zwilling in die wohnung, nachtzug, war billiger, er hat also lieber gar nicht geschlafen. er trinkt einen kaffee und füllt die waschmaschine (die in der wg ist wohl hinüber) und legt sich schlafen. mutterglück.
das bett ist im auto, große freude. ich habe tatsächlich online ein solides altes bett aus massivem nussholz erstanden, sehr spontan. es hat einen rücken und ein fußende und ein paar geschwungene linien und zählt als bisschen gondelhaft, nach dem kauf hatte ich aber keine ahnung, wie ich es von köln in mein schlafzimmer bekommen könnte. habe meinen fang dem nachwuchs mitgeteilt, daraufhin ergab sich noch während der hunderunde, vor der ich es gekauft habe, eine transportmöglichkeit. heute hat ein kumpel vom großen mit seinem vw-bus das bett abgeholt, bringt es in seine studienstadt und irgendwann in den nächsten wochen dann nach berlin, hoffentlich, bevor sie ihm den bus klauen.
tapetenmässig habe ich ein paar fachleute gefragt, um mir einen eindruck zu verschaffen. einer will 900€, obwohl nur eine wand tapete bekommt, der andere war gucken, meldet sich aber seitdem nicht, überlege jetzt, mich meinem endgegner eventuell selber zu stellen, dem glätten einer unglatt verputzten wand, bevor die tapete draufkommt. ich habe einmal wände verputzt, 1999, beim bezug genau dieser wohnung. es war wahnsinnig mühselig, unbefriedigend und im ergebnis sehr mittelmässig, und jetzt muss jemand im prinzip genau diese damals schlecht verputzte wand glatt bekommen. fehler holen einen ein.
der tochter einer freundin bei einem live-konzert auf youtube zugesehen, sie ist violinistin geworden, hat auch eine initiative zur unterstützung von musikern in der pandemie gestartet. zuerst gesehen habe ich sie als säugling auf dem arm ihrer mutter, die ich nach ein paar jahren ohne kontakt auf einer strasse in der nähe meiner neuen wohnung wieder getroffen habe, in die ich grad gezogen war, in den neunzigern. aus kindern werden leute.
ich wollte mich heute nicht auf den balkon setzen weil es mir noch zu kalt war. morgen sollen es 25°c werden, keine ahnung, woher die kommen, die ganzen grade, wahrscheinlich im gänsemarsch aus dem arschkalten mai, husch, einmal auf die große bühne, schnell, dann wieder ins nichts, aus dem sie kamen. was soll ich denn anziehen bei 25 grad? was muss ich ausziehen? heute trug ich eine hellblaue eher stylische regenjacke, die ich im schrank gefunden habe und noch zu bekomme, vielleicht so einen küstenstyle der achtziger, den leute wie ich erkennen, weil wir tanten haben, die in nordseenähe leben und im sommer zu besuch kamen. alle anderen trugen aber heute noch schwarz. froh, im unsichtbaren alter zu sein, jedenfalls: ich kann mit sommerklamotten nicht mehr umgehen.
auf twitter gelesen, dass ein 20jähriger aufgrund seiner homosexualität ermordet worden ist, von seinen brüdern. alireza fazeli monfared war sein name, er hatte ein sehr junges gesicht, genaus alt wie die zwillis, mit ähnlichem blick, offen, unerfahren, noch kindlich. er wollte fliehen und hat es nicht geschafft. hat mich fertiggemacht. nimmt einem die sprache, sowas. rip, sweetheart.
wg. diabetes bei meiner hausärztin, im warteraum nur 3 leute, wie bei der impfung. während der 10 minuten, die ich dort warte, kam ein mensch ohne termin und wollte sich einfach mal anmelden, um eine hausärztin zu haben. wenn nichts anliegt, könne er sich auf eine warteliste setzen lassen, es kann aber september werden, meinte die ärztin. vielleicht meinte sie auch die warteliste für impfungen, ich hab das ja nur am rande mitgehört. die sprechstundenhilfe führt drei telefonate mit impfwilligen. es rufen die ganze zeit menschen an, die eine impfung wollen, das praxisteam hört sich die geschichten an, sie haben aber nur genug stoff für die eigenen patienten, das steht auch auf der webseite. sie wissen mitte der woche, so sagt es eine der arzthelferinnen am telefon, welche und wieviele impfungen sie in der nächsten woche zur verfügung haben werden, können sich das wohl alles nicht aussuchen. sie haben keine zeit mehr für die patienten, die sonst kommen würden, „und dann müssten wir im prinzip noch mal 6 wochen alles dicht machen, wenn die zweite impfung drankommt“, dann sagt sie noch: „wenn wir das durchhalten.“
ich bin guter dinge, hänge aber ein bisschen in der luft. es wird so zeit, wieder feste strukturen zu haben, bei mir sind anfang mai die drei wochen nach der 1. impfung rum, dann darf ich wieder unter die leute. das wochenende auf halbmast verbracht, obwohl ich eigentlich rund um die uhr staubsaugen müsste, weil emma einen heftigen fellwechsel hat, eine große tüte mit collieflaum ging schon an den wollladen, sie sieht zart aus ohne das felltutu überm hinterteil.
gestern kurz vorm abendessen haben mir die kinder gefehlt, da sind sie früher nach den vaterwochenenden immer wieder aufgekreuzt, aber das ist schon wieder ein paar jahre her, es ist vorbei. habe dann auf whatsapp mit ihnen herumgealbert und mir lustige bildchen angeguckt, aber ich höre die geschichten von freunden, wenn einer der sprösslinge aus irgendwelchen gründen für ein paar monate wieder zuhause einziehen muss, inzwischen mit einer gewissen inneren bereitschaft, sagen wirs mal so.
ich bin früher, als ich meine haare noch mein haar nannte, mit großer hoffnung und bereitschaft durch die regale mit haarpflegeprodukten gewandert, hatte meinungen und vorlieben, eine werteskala von guhl bis schauma, die entscheidung zwischen volumen und seidigkeit fiel mir schwer, und ich hielt sie für notwendig. das wurde im lauf der jahrzehnte alles nach und nach weniger wichtig, von alleine, es waren immer dieselben 2 oder 3 sorten shampoo, ich habe seit ein paar jahren immer öfter vergessen, mir spülungen zu kaufen, das haarspray liegt seit ewigkeiten hinter der waschmaschine, und wenn ich in der drogerie vorm shampooregal stand, hatte ich vergessen, welches ich zuletzt hatte. ein bisschen frischen wind brachten die ökologischen aspekte, also kein silikon, keine komischen stoffe, das hat mich dann eine weile wieder mit einer gewissen neugierde aufs produkt und so einem entscheidungseifer erfüllt, das fehlen von silikon habe ich den haaren angemerkt, könnte den unterschied aber jetzt schon nicht mehr beschreiben. sichtbar war es glaube ich nicht, jedenfalls auf keine weise, die nicht ebenso gut hätte eingebildet sein können. einziger reproduzierbarer effekt: nach einem produktwechsel fühlt es sich nach der ersten wäsche immer irgendwie besser an, aber ich wollte nu auch keine 5 flaschen herumstehen haben. marketingidee: vielleicht 2 sorten für im wechsel anbieten? irgendwann im letzten jahr habe ich dann einmal zu einem silikonfreien billigshampoo gegriffen, für knapp über einem euro, und siehe da – kein unterschied fühlbar, alles frisch nach der wäsche. es war eine kleine überwindung zum verlassen der sphäre notwendig, ähnlich wie beim wechsel auf android, also ein spürbarer verlust, wo ich das selbstbild jetzt selber füllen muss, wenn die marke nicht mehr da ist. jetzt war der nächste schritt fällig, habe mir ein festes shampoo gekauft, es sieht aus wie ein stück seife, man spart die bescheuerte plastikflasche. und es funktioniert wie es soll, die haare sehen nach der wäsche gewaschen aus, und nach dem bürsten frisiert. mehr kann, nach meiner lebenserfahrung, kein mensch erwarten.
hin- und her gerissen zwischen so einer lust, mir eine höhle einzurichten, die frei von moden und trends mir wohlbefinden verschafft, also eine kleine meerfantasie im schlafzimmer, das immer noch nicht tapeziert ist, erst brauche ich einen job, wobei ich mich sowieso noch dauernd umentscheide, was tapeten und farben angeht. ich habe noch nie vorher ein zimmer eingerichtet, sie haben sich immer einfach so ergeben, aber seit ich mir die einrichtung vorgenommen habe, ist sie mir wichtig.
ich schlafe zum glück überall gut, träume aber selten, und fast nie meinen lieblingstraum, in dem immer meer und wasser vorkommen, und manchmal ein boot, und wellen, deshalb wird es jetzt an der wand statt blømster wohl ein wellenmuster mit kleinen fliegenden fischen geben. und warum nicht aufs ganze gehen: ich möchte in einem boot schlafen, und suche auf ebay.it nach einem letto a barca aus dem vorletzten jahrhundert, es gibt immer mal wieder ein paar, leider meistens mit alten matratzengrößen, also nur 195cm lang und nur 140cm breit. eine freundin macht mich darauf aufmerksam, dass es die auch hierzulande gibt, zb aus dem biedermeier, oft als empire- oder louis philippe- betten angeboten. teils sehr schöne alte möbel aus kirsche und nussbaum für ein paar hundert euro, kurz davor, mir so ein kleines bett zu kaufen, weil es realistisch betrachtet sowieso zuviel aufwand bedeutet, einen mann zu suchen, der länger als ein paar nächte bleibt. sagen sie bitte trotzdem bescheid, wenn sie eins in der größe 160×200 auf dem dachboden haben.
musste mich für diesen flirt mit dem stimmungsmöbel im schlafzimmer von allerlei einflüssen befreien, darüber gemerkt, dass es ja gründe dafür geben mus, dass die betten im handel alle gleich aussehen (zb eckig, jede kurve kostet) und kann jetzt ursache/wirkung wieder richtig herum wahrnehmen. ich werde mir dann, wenn es tatsächlich alles fertig wird, noch ein paar bilder mit meerwasser ins zimmer hängen. weil ich es kann who cares.
oder ich lasse es leer und schlafe auf einer isomatte, mit platz für jede neue idee.
auf instagram angefangen, mir bilder aus rom und von der italienischen küste anzuschauen, gemerkt: ich würde schon gern wieder in italien leben, am liebsten am meer. ich war zum glück 2 wochen am see im letzten jahr, denn nach über einem jahr ist die stadt ohne kultur, ausgehen und theater, ohne vernissagen und parties und leute und premieren und konzerte in kleinen jazzclubs doch ein eher trübes pflaster.