(die überschriften im blog sind viel zu groß gesetzt, aber ich kriege es nicht kleiner. würde mich freuen, wenn mir da jemand helfen mag.)
Autor: Casino
galerie am amalienpark, konzertabend
And if you needed me, I would come to you*
die galerie amalienpark ist mir vor ein paar jahren ins visier geraten, als eine freundin dort ihre skulpturen ausstellte. es ist eine galerie der guten art, die mit kunst nicht aufhört, sie sind anders als die mitte- und westberliner galerien, sie haben und bieten raum für lesungen und alles mögliche andere, auf eine selbstverständliche weise. sie sind eben da. ich stelle mir immer vor, dass die szene des majakowskirings dort untergekommen ist, es gibt so eine kultivierte beständigkeit. bin fasziniert von den ganzen klugen, schönen, mittelalten frauen dort, mit gut geschnittenen grauen haaren, auf eine ost-art gleichzeitig zugewandt und zurückhaltend im gespräch.
die galeristin hat ihre freunde eingeladen, dort musik zu machen, vier leute, die vorher nie zusammen gespielt haben. „wir haben uns eine weile überlegt, was wir heute machen wollen“ sagt der musiker, wegen dem ich heute da war. gisbert zu knyphausen, spielt einfach so in einer altbaugalerie, man kann hingehen für fünf euro, sich ein bier holen und zuhören. geht noch als geburtstagsgeschenk durch. seine kumpels sind naëma faika (eine weile herumsuchen, bis die identität zwischen person und webseite halbwegs sicher ist, weil sie ihre kunst zeigt, nicht ihr gesicht.), songs und gitarre, marlène colle, songs, gitarre und piano, und marcus schneider, gitarre und voc. sie stehen in einem raum, ein paar reihen stühle davor, ich komme fast zu spät, finde einen klappstuhl und setze mich in die erste reihe, die galerie ist voll, aber nicht zu voll, die gäste sitzten auch in den beiden nebenräumen, nicht alle können sehen. ich saß in meinem lieblingsabstand, drei meter entfernt von der musik. dann passiert eins der schönsten konzerte dieses jahres, aus dem handgelenk geschüttelt von diesen vieren, jeder spielt so, als sei er oder sie zuhause in den liedern der anderen, geben noch etwas dazu, ein paar läufe und riffs und spielereien und verdichtungen, sie machen mehr musik aus der musik, aber die songs bleiben im vordergrund, sie sind halt wirklich gut. marléne colle singt laut und frei liebeslieder, zum weiterhören, vielleicht passiert die liebe ja doch noch mal, dachte ich, wenn sie noch so darüber singen kann. sitzt man da und freut sich, dabei zu sein. kinder und teenies auf dem boden, in die türrahmen gelehnt, das publikum gemischt, ein paar damen sehen aus, als wären sie die schwestern von christa wolf. alles eher elegant. nachher schnorre ich mit dem gitarristen eine zigarette und überschütte ihn aus einer unterzuckerung heraus ein bisschen mit komplimenten, bis er seine freundin erwähnt, hab ich mich gefreut, die herren sind schließlich alle erst anfang der achtziger geboren.
*zum abschluss einen mittelengland-song, wenn es einen geben soll, filmmusik, ein lied, mit dem man über die schwelle kommt, hereingelassen wird, bei tag und bei nacht, am ende a capella gesungen, eine schönheit, für die man schon mut braucht heutzutage. ich kann darin jederzeit aufgehen.
knyphausen bringt ende des jahres eine neue platte heraus, sagt er, als ich ihm meine komplimente mache, ein bisschen herzblut vom hamburger liedermacher nils koppruch wird auch dabei sein.
nachwachsendes pflegen
beim frisör das sprechen über haare, mit selbstverständlichem und unhinterfragtem ernst. färbungen, tönungen, wirkweisen, farbnuancen. wie sie mir den wirbel wegbügelt mit dem lockenstab, dabei nebenei über restfeuchte und wirkweisen von konditioner spricht. mir vorgenommen, meine haare wieder mehr zu beachten, sie könnten so eine schöne spielfläche sein, beneide eigentlich leute, die good- und badhairdays haben. meine grauen schläfen färbe ich nur vor italienaufenthalten raus, da sind graue haare mit viel mehr bedeutung behaftet als hier und bekommen eine neongleiche sichtbarkeit, wenn man sie nicht löscht vorher.
kurz danach an der danziger strasse nägel machen lassen, über einem hartplastiktisch mit zwei handablagen unter der platte, mit alufolie ausgelegt, in denen meine fingernägel mit UV-licht bestrahlt werden, um das gel zu trocknen. ich weiß nicht, was das ist, sie haben mich mehrfach irgendwas gefragt, was ich nicht verstanden habe, weil sie vietnamesisch sprechen, in das einige deutsche worte einmimetisiert sind wie waschbären im berliner umland, also schwer zu erkennen, außerdem lief draussen gerade die loveparade vorbei, bei der ich immerhin schon einmal war, in den achtzigern glaube ich, anders als in einem nagelstudio. 3 wochen soll es halten, sage ich, damit es sich lohnt für mich, da haben wir dann eine basis, „drei wochen“ kann ich in den nächsten sätzen deutlich erkennen. dann nehmen sie elektrische feilen und rauhen meine nägel auf, kleben andere nägel drüber, feilen wieder, dazwischen kommt eine klare substanz, die hoffentlich kein „shellack“ ist, wie auf der webseite verkündet. ich bitte ums kürzen und um runde nägel, muss aber um jeden zehntelmillimeter handeln und denke irgendwann ach, was solls. tiefrot, spiegelglanz, meine hände haben jetzt eine echte unwucht nach vorne raus. erst einen tag später fällt mir auf, dass ich den kram wahrscheinlich nicht mit nagellackentferner wieder abbekommen werde und jetzt ein paar wochen wie eine diva am morgen danach herumlaufen muss.
wie in amerikanischen filmen die auf eine bestimmte langweilige art gesettelte frau in einem kosmetikstudio aufgespürt wird, in dem sie stammkundin ist, und dort unter einem handtuch verborgen liegt, also nicht erkennbar ist, solange sie unfertig bleibt.
hundetrainer wozu?
ich suche ja immer noch nach einem neuen modell, um mein hundewissen anzuwenden. diabeteshunde habe ich noch im kopf, es finden sich auch bestimmt diabetiker, die hunde lieben und gerne einen ausgebildeten begleiter an ihrer seite hätten, aber ob es genug davon in berlin gibt? die interessenten, die ich hatte, sind alle abgesprungen. ganz unglücklich bin ich darüber nicht, haben doch einige der besten fachleute zweifel an der möglichkeit einer solchen ausbildung geäußert, oder hatten sie nur zweifel an meinen fähigkeiten dazu? gäbe es noch nachfrage, wäre mir das ansporn und nicht, also nicht nur, hindernis. es gibt viele diabeteshunde auf der welt. mehr berufspraxis brauche ich aber sowieso.
ich könnte hunde auf italienisch unterichten, es gibt genug davon, oder in zeichensprache, trickdogging machen, alles mögliche, mir fehlt aber noch ein bisschen ein über das tier hinausgehender aspekt, den ich mit den diabeteshunden mühelos mit im boot hatte. filmhunde.
oder im therapeutischen bereich bleiben. in potsdam hat es am 19.6. einen fachtag zum thema „tiergestützte therapie“ gegeben, die ihk entwickelt eine ausbildung, die auf die bedürfnisse von allen betroffenen hin ausgerichtet ist, tieren, klienten, therapeuten, mit unklarem inhalt. was soll vermittelt werden, wird es überschneidungen geben mit der ausbildung, die schon angeboten wird, soll es eine art aufbaustudium werden? eine psychologin im publikum betonte mit einigem engagement, dass ein hundemensch ohne eine therapeutische oder pädagogische ausbildung niemals direkten zugang zu klienten haben dürfte. ich müsste mir dann jemanden suchen, der als therapeut mit hunden arbeiten will. aber wer soll das bezahlen? kassen machen das vorerst nicht.
die sehr, sehr junge tierärztin im veterinäramt, die mein zertifikat als sachkundenachweis akzeptieren soll, will von therapeutischer arbeit nix hören. „nein, da müssen wir dann erstmal sehen, das können sie jedenfalls nicht machen. wenn sie mit den hunden in den sozialen bereich wollen, müssen die geprüft werden, da gibt es doch stellen …“ – sie irrt sich, hoffe ich, es gibt jedenfalls weder im tierschutzrahmengesetz noch in der genehmigung* einschränkungen, die eine ausbildung von therapiehunden ausschließen. immerhin wird das ihk-zertifikat problemlos anerkannt, im gegensatz zu vielen anderen kursen (seit letztem jahr ist ein sachkundenachweis zwingend notwendig, es gibt viele private anbieter von schulungen dafür, in sehr unterschiedlicher qualität).
schaumermal. es dauert alles viel zu lang.
*auf die ich leider noch warten muss und also noch nicht weiß, was genau drinsteht
gone
alte texte in weblogs nachlesen, nein: alte weblogs nachlesen, sofort die tonart wieder im kopf haben, als dem menschen zugehörige stimme, als seine stimme, sein wesen. so waren wir damals, und so sind wir noch immer, der teil von uns, der nicht dauernd ans licht muss, der wesentliche teil. das große herz, den ganzen unfassbaren menschlichen geist. kennt und will vielleicht sonst nur der oder die eine (who cares anyway, milliarden leute, die wir sind). in einem solchem weblog ist es, war es, für alle da, ganz nebenbei. miss you.
wege
Oh the lines are long
And the fighting is strong
And they’re breaking down the distance
Between right and wrong*
mal wieder so jung sein, dass man alles schafft, eins nach dem anderen, mit nichts als oder hauptsächlich vertrauen in petto, müde für eine nacht, dann wieder wach, blind genug sein, voller hoffnung, aber das weiß man da noch nicht, weil sie so untrennbar ist von der lebensenergie, dem gleich wieder tanzen gehen wollen. laut musik hören, unbekannte dylan-stücke, den uncool-automatismus gleich wegwischen, weil ich gar keinen kenne, der so denkt, außer meinem überich, das die schwierigen momente gerne cooler und besser, vor allem besser klären können würde, statt immer nur allein und beschränkt auf die möglichkeiten, die ich eben an bord habe.“das hast du sowas von verkackt“ sagt der liebste sohn, weil ich ihn auf den verschwörungswahn seines vaters angesprochen habe. wie bin ich in so eine welt geraten? nicht meine. nicht immer für den kompletten scheiß bereit sein, nur für den verständlichen, auf dieser seite des horizonts. überhaupt! mal wieder angestrahlt werden, weil der andere ein lächeln über hat – halt nee, das hatte ich heute, von gleich zwei tollen frauen. trotzdem lieber mehr davon, und ein einfaches leben, durch das man gut balancieren kann, mit der kraft für leichtigkeit und für das kleine heimliche hüftwackeln an den lauten stellen im song.
müde.
herr, lass mich heute betrinken, in gesellschaft, mit ein paar guten menschen.
*dylan, ring them bells
paul beutel
es braucht ein dorf um ein kind großzuziehen, diese olle kamelle hab ich erst irgendwo in northern exposure kennengelernt, als ed mal wieder seinen vater sucht und stattdessen ein dorf bekommt, da war ich schon erwachsen, mag das bild seitdem. eine gruppe, ein netz, eine vielzahl an stimmen. so ein dorf hab ich für meine kinder seitdem gesucht, es sollte weder peergroup sein, noch irgendwas mit einem lehrplan, es soll da gar nicht um die kinder gehen, im idealfall sind sie einfach ganz selbstverständlich dabei. weil sie selber ja selber auch einfach da sind, in dieser zeit und dieser stadt, und so weiter.
für uns ist die kirche zu diesem dorf geworden, und in den jahren seit der konfirmation ist es der diakon paul beutel. die teenies kommen mehrfach in der woche zu ihm in die junge gemeinde und bleiben so lange, wie es geht und cool ist und bis der abend eben vorbei ist, und tag darauf kommen sie eventuell wieder, mal schauen, wer so da ist, und am wochenende macht einer von ihnen da eine party. wo seid ihr denn da? na bei paul! sagen sie.
es ist ja das alter, in dem die kids nicht mehr erreichbar sind, also im nicht metaphorischen sinne, sie sind halt woanders und gehen nicht ans handy. ich weiß auch nicht genau, was sie bei paul in seiner kirche so machen, hab gelegentlich nachgefragt: kickern, gespräche, fußball gucken, tischtennis, reden und chillen. essen und trinken. es hört sich an wie zuhause, das ist ein guter grund, irgendwo hinzugehen, wenn man da zu hause sein kann.
ohne paul wär das alles nichts. paul ist immer da, er wohnt dort, seine küche steht offen, er kocht und kauft ein und macht witze, sein haus ist ihr haus, er macht diesen ort und damit irgendwie die ganze kirche drumrum durchlässig für die vielen teenies und jungen menschen, bevor die zu leuten werden, groß sind und sich wappnen müssen für die welt, bei ihm brauchen sie das nicht, er lässt sie sein, wie sie sind. also vermute ich jedenfalls, ich war ja nie dabei, aber wenn er anders wäre, würden sie nicht so gern da hingehen, not? gibt es ein geheimnis, wenn die kinder zu einem kommen? mensch sein, hinhören, humor haben, pizza machen, er ist ihnen anker und leuchtturm, aber das pathos passt irgendwie nicht zu diesem mann, der eben einfach da ist und bleibt, rund um die uhr, wenn es mal sein muss und nur ein bisschen lächelt, wenn man sich bei ihm bedankt. seit 30 jahren.
und jetzt geht er, in ein kleines dorf im harz, und wird da pfarrer, ich würde seine predigten sehr gern mal hören, einfach, um ihn dann doch mal kennenzulernen. im dorf kennt man ja auch nicht jeden gleich gut, aber es war gut zu wissen, dass er da ist. alles gute, von herzen, und überhaupt.
donnerlüttchen. (prüfungstag)
zum glück hab ich das vor meiner prüfung gelesen, und ja, soviel enthusiasm hat meine stimmung doch einen tick angelupft. die erleichterung ist jetzt sehr groß, nachdem alles geschafft ist, plötzlich ist die welt wieder da, und es ist herrlicher warmer grüner mai draußen. ergebnisse erfahren sohn und ich erst in ein paar wochen, aber das gefühl ist friedlich und gut. am abend mit dem hund noch eine runde um den helmi gemacht, erst den besten freund des sohnes getroffen (mein hund hat ihn zuerst erkannt), dann steht aus dem nichts plötzlich c. vor mir, alter guter freund, der in süddeutschland wohnt, und nicht im prenzlauer berg, sekunde später kommt noch der sohn dazu. dann geht jeder seiner wege, ich liege um 22 uhr sehr müde im bett und denke: das war ein schöner tag.
sonntags im mai
es ist arschkalt. die clematis verblüht, ohne dass wir sie genießen können. alle lernen und unterbrechen dazwischen in unregelmäßigen abständen auf die je eigene weise. irgendjemand (not me) hat die wäsche gemacht. einer hat sich, als nichtspieler, das intro zu come as you are erdaddelt, einer macht dauernd eierkuchen, ich versuche, aus den betörend grünen grünpflanzen vorm fenster selbstvertrauen zu destillieren, der große gackert bei von wegen lisbeth. der hund legt sich sicherheitshalber in den flur, gleich nah und gleich weit weg von allen. im hintergrund die unruhe über frankreich und das gefühl, das private leben über alle probleme hinweg bewusst geniessen zu müssen. was für zeiten.
kw 18
viel, viel um die ohren. die söhne haben prüfungen im mai, einer sogar abitur, die zwillis ihren mittleren schulabschluss, eine berliner variante des realschulabschlusses, den jedes berliner schulkind absolvieren muss. ich selber habe einen zertifikatsabschluss der ihk, für meine hundetrainersache. er stresst mich mehr als notwendig, wäre alles okay, wenn es ein irgendwie staatlich anerkanntes zeugnis wäre, ist es aber nicht, weil „hundetrainer“ kein beruf ist. nach etlichen klausuren und sehr intensiven praktikumstagen kann ich bei der prüfung in eine situation kommen, bei der ich nicht weiter weiß und versage. das weiß ich so genau, weil es mir bereits passiert ist, beim ersten versuch im februar – die tiefe kränkung ist fast schlimmer als bei meinen üblichen liebes- und berufskörben, weil ich in allem dafür verantwortlich war. nicht auf alles vorbereitet, die nervosität unterschätzt, wieder einmal versagt, nicht die gewesen, die ich zu sein glaube. weil sich solche niederlagen sofort einreihen in die ununterbrechbar lange kette an niederlagen, von denen nichtmal alle nur eingebildet sind. (jorge bülle wär jetzt gut. du fehlst.) das ist die eine seite, die andere, bisschen wackelige in mir sagt achkomm, kann passieren, du kannst das, es ist keine hirnchirurgie, reiß di zsamm.
ein zwilling hat eine klausur über kognitivismus geschrieben und mir seine thema in wenigen worten so zusammengefasst: das einzige, was dir aus einer reihe von niederlagen heraushilft, sind erfolge. bei gaga neulich gelesen (facebook, link nicht mehr gefunden), dass emotionen die wirklichkeit verändern können, liest sich glücklicherweise wie ein übernahmeversuch der esoterik auf die wissenschaft – mit meinen emotionen habe ich schon so genug ärger, die sollen schön im innenleben bleiben.
ich vermisse meine denkfähigkeit jedenfalls zur zeit mehr als sonst. mein leben verläuft immer gerade so an der belastungsgrenze, jedes zusatzelement geht an die substanz. normal, not?
um die kinderprüfungen kümmere ich mich im rl, darüber gibt es wenig zu schreiben, sie lassen mich eh kaum dran. mir gefällt der aspekt der passage, es sind jeweils übergänge ins erwachsenenleben und ins ende der schulpflicht, da passiert also sehr viel grad, aber sie wünschen keine blogtexte darüber, und wenn sie welche wollten, dann könnten sie die selber schreiben. won’t happen.
neuer job (vertretung bis august), macht großen spass, ist anstrengend, in vertrautem umfeld, bezahlung reicht nicht ganz fürs leben mit klassenfahrten, prüfungen, kieferorthopäden, autoreparaturen, aber mit dieser häufung an zahlungen ist das nur der besonders üble mai 2017. ab juni werde ich also sehr glücklich sein, wenn der ganze salat vergangenheit ist, und mich von dem ganzen aufwand für die hundesache verabschieden, wenn es nicht geklappt hat, in der stillen hoffnung, dass sowas auch anderen menschen schon geschehen ist, selbst in der heutigen zeit, in der alle alles schaffen.
americana
american gods habe ich zwei- oder dreimal gekauft und geschenkt bekommen, jedesmal ganz gelesen und dann vollkommen vergessen. müsste ein paar davon im regal stehen haben, finde keines, aber meine bibliothek hat sich auch gegen mich gerichtet grade, weil ich sie so wenig nutze. ich finde nur noch bücher, die ich nicht gesucht habe.
in der serie erkenne ich auch nix, bin am ende der ersten folge fasziniert von den effekten, ich halte sogar die vielen slomo-gewaltszenen aus, sie benutzen ein helles, übertrieben flüssiges filmblut, die szenen kippen dabei vom realistischen ins symbolische. ein gelungener blutrausch, und das sage ich als jemand, der für gewaltszenen sehr gute gründe braucht und dabei selten hinsieht. trotzdem wird gewalt natürlich sehr schnell langweilig, auch mit zeitlupe oder psychedelischen blutwürfen. bisschen erstaunt über die langsame entwicklung des plots. die langen metaphernreich mäandernden monologe zeigen den respekt der autoren vor dem autor, die macher setzen ihre bildsprache mit farben und effekten gleichberechtigt neben sprache und schauspielerpräsenz ein, dazu eine echte americana- auswahl an drehorten und hintergründen, mit landschaftlicher wucht. als ob der film als kunstform seine macht erst noch beweisen müsste, neben all den göttern. jetzt erstmal eins der bücher wiederfinden oder es nachkaufen und neu lesen und neu vergessen. ob ichs weitergucke weiß ich aber noch nicht, bislang kein haken im fleisch.
Schreibakt inhibited
Die Kammer ist so unaufgeräumt, sagte der Große neulich. Kein Wunder, es liegen dort vier Iso-Matten und eine fünfte zur Reserve, 3 1/2 Schlafsäcke, ein oder zwei Zelte, diverse Toaster, Gummistiefel und Winterschuhe, Flossen und Schlittschuhe, Bettwäsche für ein Familienfest, sämtliche Reisetaschen, all mein Werkzeug samt Maschinen, Zubehör diverser abgelegter Sportarten – mit anderen Worten notwendiges Material für ein Familienleben. Wenn ein paar weniger hier wohnen, kann ich im Prinzip wieder eine Speisekammer darin unterbringen.
Das war nur ein Versuch. Meine Schreibzeit ist immer abends kurz vorm einschlafen, und seit mein iPad hinüber ist, müsste ich dazu noch einmal an den Schreibtisch zurück, woran mich abends die Schwerkraft effektiv hindert. Das hier ist alles ins Handy diktiert, es funktioniert theoretisch wunderbar, es fehlt aber sehr die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben. Ich müsste hier sozusagen druckreif diktieren, bei Formbriefen kein Problem, aber beim entspannten ins Blaue schreiben, zurückgehen, löschen, umstellen ist das zweigleisige, das mechanische Tippen und das Worte suchen und finden im Hirn schlecht übersetzbar ins reine Sprechen. Außerdem müsste ich dabei auf die Kleinschreibung verzichten, die mir doch am Herzen liegt.
kw 13
ob etwas anders ist? als ob jemand die finger auf die saiten gelegt hat, es klingt nicht, das lied wird nicht frei. wieder mehr ausgehen, sich anfassen lassen, ohne dass es jemand merkt, aber ich bin müde geworden. im arbeiten aufgehen.
das paralleluniversum, in dem all die kleinen dinge freude bringen.
zeige postyogal meinen wert der pessimistischen („mit 60 sind die alle in der dialyse“) ärztin im kreis, obwohl es sie nicht interessiert und ich es gar nicht will- alte konditionierte compliance, als ob ich den bösen blick von aussen vermissen würde, seitdem alle immer so freundlich sind. wie die gut antrainierten muster so vor sich hinlaufen, parallel und unbemerkt, nur unter einsatz des bewusstseins aufzuhalten.