neujahr

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diesen januar 12 jahre alleinerziehend. phantasiere manchmal darüber, auch vierstellige leserzahlen zu haben, wenn ich nur mehr über die schwierigen teile meines lebens schreiben würde, allein mit drei kindern und hund, den diabetes, den mangel überall, aber ich hab das blog ja grad als alternative zum alltag, als spielwiese. ob ich meine ganze grause lage mit anderen texten vielleicht ändern könnte? das glaube ich nicht. es wären dann auch andere leser wahrscheinlich, ich mag ja meine sehr.

bisschen neues design wäre ja mal ein anfang, not? mal schaun.

letzte woche mit frau ziebarth den kudamm entlanggefahren, um ihr die wunderschöne weihnachtsbeleuchtung zu zeigen, in jedem baum lauter kleine weiße lichtbälle, die ganze allee entlang. danach wollt sie noch in eins ihrer geschäfte mit kunsthandwerk aus asien, sie hat sich etwas gekauft für ihre sammlung, ich aus solidarietät einen ring aus silberbronze, nepalesisch. habe dann die nägel hellblau lackiert und den ring spazierengetragen.

 

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in der 9. sinfonie gewesen mit den kindern, ich hab sie überhaupt zum ersten mal live erlebt. herr herbst war auch dort, hab ich grad gesehen, und hat viel mehr gehört als ich. wir sassen über dem chor im zweiten rang, am besten konnte man den schlagzeuger sehen von dort, der immer wieder mit den händen die paukenfelle leicht angeschlagen hat, mit dem ohr fast auf dem fell, um ihre unversehrtheit zu überprüfen, glaube ich. die zwillis haben im dritten satz kurz geschwächelt, der große fand ihn am schönsten, ihre wahrnehmung geht schon auseinander, mit den beiden jahren abstand. wie das thema im vierten satz auf den basslinien zuerst auftaucht, ganz leicht und unpathetisch. fast befreiend, den berühmten chorsatz mal da zu hören, wo er hingehört, ich schließe sonst immer meine ohren und mag mich dem pathos nicht ergeben, hab dann beim konzert die mögliche hingabe mitgenommen.

 

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sylvesterparty mit alten freunden in der kollwitzstrasse, wunderbar, mit feinem essen und vielen gesprächen, in einer sehr großzügigen dachetage. meinem kind nicht gleich gratulieren können, er ist am 1.1. siebzehn geworden und war auf einer anderen party, wie seine brüder auch, jeder woanders, und wir sind noch bei O2, da kann man erst am ersten morgens wieder telefonieren. in der letzten nacht des jahres doch noch angeflirtet worden, zum ersten mal in diesem dummen jahr, wie sich dann alles nervenschnell verändert, das lachen größer wird, die selbstdistanz verschwindet, man wieder schlagfertig und schnell wird, ganz selbstvergessen.

es gibt da einen auf okc, bisschen hippie, dem hab ich in so einer auchegal-haltung schon in der zweiten nachricht von meinen kindern erzählt, und wie jung sie noch sind, und er hat geantwortet, weil er ein hippie ist, denke ich, lang und dünn ist er, nicht so beweglich mit der sprache. die eigene unvermittelbarkeit ignorieren. das nächste mal antwortet er nicht.

im berliner ensemble mit dem großen sohn faust eins und zwei geguckt, von bob wilson bebildert, wieder mit frau ziebarth, die ich wunderbar häufig sehe gerade. frau ziebarth geht nach dem stück immer noch in die kantine und setzt sich an ihren tisch, der mit dem „technik“- schild drauf. sie ißt ein mett- oder schmalzbrötchen und trinkt eine apfelschorle, wir reden über das stück, der große konnte bei faust 2 nicht folgen, weil er das noch nicht gelesen hat. macht, geld, sex versteht man in den szenen aber auch ohne textkenntnis. wir sind alle begeistert, am ende des abends kommt der große, großartige christopher nell sogar noch herunter in die kantine, gekleidet wie ein gentleman, mit kamelmantel und hut, umarmt und begrüßt frau ziebarth und schüttelt sehr freundlich auch dem jungen und mir die hände. aww! er ist ein phantastischer mephistopheles, es ist sein stück. und er kann jodeln. unbedingt den hamlet mit ihm sehen, aber er ist grad in wien für den handke, sagt er, nur für den faust kurz in berlin. im märz wieder, gehen sie hin.

wahnsinnig müd für einen jahresanfang. wenig hoffnung, dass sich da was ändert. kopf nicht klar genug für mehr zeilen über den mephisto oder den janowski, das finde ich nicht so gut.

 

x ist eitel*

wie eine übermäßige ausgabe sowohl belohnung als auch last sein kann, setzen sie einfach ihren eigenen kaufbaren herzenswunsch ein, etwas nicht lebensnotwendiges, das auch einfacher möglich wäre, und nehmen weiterhin an, das geld dafür sei da, aber nicht leicht wiederverdienbar, ein polster für waschmaschinen oder autoreparaturen, sowas.

einerseits gönne ich mir etwas, erfülle mir einen wunsch, werde mich jeden tag daran erfreuen, andererseits verdienen solche fixierungen eine portion mißtrauen, weil die differenz zwischen ausreichend („läuft“) und übertrieben („wow“)  so sehr mit bedürfnissen gefüllt ist, die mehr in der beziehung zur welt als der zur sache ihr zuhause haben. ich habe ein paar solcher wünsche, z.bsp. nach einem neuen rad. ich habe ja eins, es ist 18 20 jahre alt und die gänge springen, aber es fährt und fährt, bergauf und bergab, aber so ein neues, mit heilem lack, trommelbremsen und rund laufender mechanik? ich besitze sogar ein zweitrad von bianchi, das fährt auch, ein klares flanierrad ohne platz für einkaufstüten – allerdings ist es quasi osmotisch in den besitz des großen sohnes übergegangen, steht in seinem zimmer und wird von ihm betreut.

sonst habe ich solche fragen beim kauf teurer appleprodukte, wo es andere für ein drittel gibt, die auch funktionieren, nee, ist vielleicht kein gutes beispiel, weil bei apple der irrationale anteil am wert deutlich höher ist, vielleicht besser: eine leica, wenn es auch eine fuji täte – ich meine also dinge, die nur ich nutze, die in preiswerter (alles drin, in dem wort) version ihre funktion genauso erfüllen, wo also eine freude am luxus teil des begehrens ist, wo allein das wahrnehmen der unterschiede in der leistung schon wieder eine nur den spezialisten und ästheten mögliche form der distinkion erfordert. gildet nicht für apple, für alle android-geräte bin ich inzwischen zu blöd, habs versucht.

oder eine feine gitarre von martin, auch so ein irrationaler wunsch, obwohl ich noch kaum spielen kann, bestimmt mag ich die firma schon wegen ihres namens, er hat den vollen, warmen und bisschen traurigen klang vergangener lieben, beide martins konnte ich weder kaufen, noch spielen oder gar behalten.

aber ist das nicht auch ein entwicklungstillstand, abhängig sein von zukunftsangst, bleibe ich nicht stecken in so einem blöden protestantismus, die nachhaltigkeit immer, das sicherheitsdenken, soll ich nicht doch mal einfach kapital raushauen, kopfüber ins wertesystem eintauchen und mich wärmen lassen von nutzloser nicht vollständig nutzbarer verschwendung? überlege ich grad. ich möchte im grunde wissen, ob es einen tragfähigen grund für luxus gibt – oder nur im sinne einer verschwendung als feier der vergänglichkeit, als potlatsch? luxus als schönheitsreserve, das ist auch ein feiner grund, wir lieben schönheit, in jeder form, und den überfluss als freiheit von notwendiger mühsal. die selbstbestätigung durch schöne dinge, überhaupt die möglichkeit, etwas schönem nahe zu sein, gern auch in demut, oder was immer eben übrigbleibt nach einem leben im leben. das ist mehr als genug, aber.

zumindest bei rädern, gitarren und kameras ist der hohe preis im handwerk und materialien nachvollziehbar, zu sagen wir mal zwei dritteln? das letzte drittel ist irrational und prestige, weiß ich aber nicht genau, mehr oder weniger je nach gewinnmarge. man kann ja sicherlich schon das profitstreben selber als im kern irrational verstehen. bei apple, nunja, man erkennt sie noch, die magie.

vielleicht löst sich auch der wunsch im zuge des nachdenkens darüber in luft auf, und der damit stillbare mangel (an luxus, nicht an rädern) ebenfalls, er ist ja vielleicht einfach aus anderen bereichen herübergeschwappt, bis dann der ganze herzenswunsch als verschiebung sozusagen durchsichtig wird und eh nicht ganz erfüllbar, und der bedarf dann pragmatisch mit etwas preiswertem gestillt wird, wenn es notwendig wird, und keinen tag früher. die mühe, symbolische mit reellen werten zu vergleichen

auch blöd. ohne glamour.

luxus, darauf wird es hinauslaufen, muss man sich leisten können, ohne der ausgabe mehr als ein paar tränen nachzuweinen, und luxus beginnt dort, wo der wert nicht mehr nur aus der sache oder dem nutzwert erklärbar ist, bei armen menschen ein bisschen früher als bei den reichen.

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*alter text vom april ’14, wieder rausgekramt, denn inzwischen habe ich so eine supergitarre, ich hab sie nicht geklaut und nicht geschenkt gekriegt, sagen wirs mal so. und ja, ich erfreue mich jeden tag daran, nein, ich spiele sie nicht jeden tag, ich könnte sie wieder verkaufen, und das geld sinnvollem, wie anwälten oder nachilfelehrern für die jungs oder einem loverboy für mich. über den umgang mit dieser gitarre bin ich mir nicht im klaren, ich sollte sie verkaufen, will es aber nicht, da gilt der text oben noch, herz gegen den rest. ich kann ja stattdessen im notfall erstmal den füller verkaufen, aber das bringt auch wieder ärger. das alte fahrrad fahre ich aber immer noch, bergab und bergauf.

 

kaum durchblick

wie ich dann aus allen ritualen rausfalle, sobald die kinder beim vater sind. zweiter feiertag, die stille bleibt, im kopf eher ein leeraum, den ich fast lieber mit ritualen oder zumindest mit alkohol füllen sollte. um meinen kleinen platz herum fast alle fenster dunkel, als wären es wirklich alles junge leute, die noch zu ihren familien fahren.

den kindern go geschenkt, seitdem versuche ich es zu lernen, mit einer app. hemmungen, gegen einen guten spieler als anfängerin herumzustoppeln, meine lernhaltung ist älter als das internet. mißtraue den einfachen regeln, faszininiert davon, wie damit so komplexe spielsituationen erschaffen werden können, die ich nur leider noch nicht begreife. ein paar partien durchspielen, irgendwann werde ich verstehen, warum sie verloren sind.

erster wein um 16:16, angemessen, aber eigentlich keine zeit für pausen, weil mir ein gericht am tag vor weihnachten eine klageschrift geschickt hat, in zwei wochen irgendwie zu beantworten, sie wollen offensichtlich auch noch die verdiente entspannung torpedieren. macht mich nicht freundlicher gesonnen, dieser termin. (hatte für das konfirmationsessen im juni mit 33 gästen 20% weniger bezahlt, weil der wirt die reservierung tatsächlich komplett vergessen hatte, wir übelste plätze auf dem weg zum klo hatten, stundenlang warten mussten und die hanseln keine karten nahmen, so dass ich nachts noch zum automaten musste, um die anzahlung abzuheben. sieht er nicht ein, der wirt, er könne nämlich glückliche gäste erkennen.) es hängt wohl von der meinung des richters ab, bei meinem glück erwische ich garantiert einen, der mich als zechprellerin sieht. das neue jahr fängt an, wie das alte aufgehört hat, bin allein verantwortlich dafür, wie für den rest ja auch. der nietnagelneue geschirrspüler streikt auch schon, also weiter spülen, spülen, spülen, und es wird nicht sauber, das glas. geh mir weg, 2015.

„na, immerhin“ sagen, in den stillen nachmittag.

fülliger füller

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schreiben lässt sich damit nur noch sinnvoll und sauber gesetztes

das ist bedauerlich, aber es spart tinte am morgen

inhalt ist so nur noch eingeschränkt möglich, da bleibt nur das hündchen:

emma liegt still auf dem sofa und starrt auf den tisch, schon seit langem

eben grad lag da die gans, an der noch fast sicher was dran war.

 

naa, das wird nix für den alltag. schon die feder ist so groß, dass ich beim schreiben immer draufsehen muss, wirklich am besten fürs unterschreiben geeignet, wenn alles schon durchdacht und gesagt ist.

3federn

schreibzeug meines vaters, von der nonna geschenkt bekommen. habe schon zwei weitere geerbte füller  von ihm, mit dem pelikan schreibe ich am liebsten, den vergisst man beim schreiben, die zigarre hier will weg vom papier und raus in die welt, gesehen werden. vorteil: die hände wirken wieder zierlich.

er hat damit tagebuch geschrieben, erzählt die nonna, und so ist das tagebuch auch geworden, distinguiert, mit anmerkungen zum wetter, in schöner, leserlicher handschrift.  es geht darin um geschäftliches, treffen mit wichtigen menschen, ein tagebuch des öffentlichen lebens, kühl und analytisch, eines montblanc meisterstücks würdig. wir kommen nicht vor, aber es war ja auch noch vor dem internet.

graue stunde

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acht nach acht morgens, das zimmer noch kaum zu erkennen, die herumliegenden dinge sind nicht unterscheidbar in möbel und nichtmöbel. die kinder gehen um halb acht und kommen im dunkeln wieder, ich sitze tagsüber am schreibtisch, das berliner licht wirft kaum schatten und reicht nicht in die tiefe der räume. möchte statt der planerfüllung viel lieber einen langen text lesen, in dem nichts wichtiges passiert, mit weiten pupillen. lieber nur nachtmensch sein in diesen tagen, wohlgeborgen im kleinen lichtkreis. ab vier uhr nachmittags die wohnung hell erleuchten, präsenz zeigen, mühelose sicherheit, draussen die gelb-gilben laternen und ein paar helle fenster auf der anderen seite des platzes, sonst nichts.

 

konzerte und konzertchen

abend mit maurenbrecher, wie immer sehr intrigued, weil es alles wunderbare texte sind, die mit soviel wucht und kraft daherkommen, also diese elegante kraft meine ich jetzt, lauter landschaften mit kleinen sehr wunderbaren stellen drin versteckt. und wie er auf die tasten haut! das ganze arme kleine kneipenklavier wackelt, nein, es ist ein braves klavier, spielt jeden ton. bisschen heimlich geweint, nicht wegen der musik, also natürlich wahrscheinlich doch deswegen, sie kratzt und streicht und rüttelt das nervenkostüm und findet mühelos die offenen stellen. weil ich es manchmal alles nicht glauben mag.

zum nikolaus dem großen endlich das wunderbare „to kill a mockingbird“ geschenkt. ich hoffe, er und ich unterschätzen sein sprachniveau. sonntag nachmittag zum chor in eine sehr abgerockte zionskirche mitgenommen worden, sie wurde notdürftig saniert, sagt die freundin, die auch beruflich mit häusern zu tun hat, für die optik hat es dann aber nicht mehr gereicht, es gibt keine heizung, kaum dekor, keine farbe an den wänden, als wäre sie vor jahrzehnten stillgelegt worden. zum mitweinen war der chor dann leider zu lustig und bisschen zu gut gemeint, aber der dezember hat ja grad erst angefangen.

 

 

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weihnachtskarte noch vorm dezember bestellt, weil alle kinder und hund und das tageslicht gerade zusammenkamen. schönes bild geworden, mich zusammenreissen müssen, nicht lauter wilde wünsche oder cocktailrezepte mit auf die karten drucken zu lassen. draussen schneetreiben.

orbanism, mit wunderbarem logo. falling in love mag ich nicht so als metapher, hab gleich die choreografie vor augen, gefallen, herumliegen für eine weile, im weg sein, alle anderen gehen weiter, dann steht man wieder auf und tut, als sei gar nichts. naa, lieber leicht angeheitert durch die berliner nacht ziehen. im aufbauhaus war leider wenig los, wäre ich mal lieber zu einer anderen veranstaltung des festivals gegangen, es gab eine riesige tolle auswahl. bin dann in die ausstellung von absolut geraten, schöne bilder von einem freund entdeckt, ein anderes spricht mich an, aber nicht positiv, erinnert an, sagen wirs mal katalogesque, „morphologische spuren der zeit in der selbstwahrnehmung des frauenkörpers“, es geht auch irgendwie um östrogene und weggeworfene gegenstände. na super.

ich soll mal wieder auf einen sixpack trainieren, sagt der große beim abendessen, der von natur aus athletisch gebaut ist und kaum was tun muss dafür, ich hatte einen von ca. ende zwanzig bis kind 1, war aber viel arbeit. das geht nicht mehr, sag ich ihm, das altern schafft grade neue muster ins gewebe, und so wichtig ist es nicht mehr. was? das ist doch wichtig, wie du aussiehst! sagt sein bruder. der große sagt mir, sehr überzeugt: die jugend ist die beste zeit im leben. sage nicht jein, sondern freu mich, dass er sein jungsein als solches wahrnimmt. dann reden über drogen, welche sie schon abgelehnt haben (extasy, „das ist ja eher harmlos“) und wie sich peerdruck anfühlt, verliebt sein und wie es an fehlender auswahl scheitert, („nein, die sind zu jung!“, „nein, die sind zu alt!“, „nein, die sind doof!“. mußte ich lachen.) heroin gibt es nicht an ihrer schule, alles andere schon, sagt der große.

weihnachten mit absicht dieses jahr, adventskranz, -kalender, sterne und lichterketten, plätzchen, weil die welt grad so böse herankommt, nicht an mich, ich bin beunruhigt, aber deswegen nicht in alltag oder lebensfreude eingeschränkt. ein naher verwandter der kinder dreht, zu meiner großen überraschung, völlig frei in einer art weltpanik und will die kinder dahin mitnehmen. neue front, die mich kalt erwischt hat, hoffe, es nicht so ernst nehmen zu müssen, stresst mich, weil der verwandte jetzt auch noch fehlt in meinem an unterstützung armen umfeld. immerhin schenkt die nonna uns einen neuen geschirrspüler, obwohl die kids schon ohne aufforderung abgewaschen haben und ich mich dann immer wie in amerikanischen filmen fühle. hier im haus normalität mit leicht zusammengebissenen zähnen also, bis ich mich wieder entspannen kann, zeitungen, bisschen struktur, blödsinn und freunde, wie immer, mit pasta, risotto und rotwein.

wieder mehr konzerte, diese woche endlich mal wieder maurenbrecher in der florastrasse,  letzte woche einen neuen chansonnier kennengelernt, also neu für mich, die lieder sind zeitlos und sehr charming alte schule. boris steinberg, mein jahrgang und auch ein berliner, im corbo, kleine konzertkneipe in treptow, schöner abend, nur mit sehr feiner gitarre (tobias schmidt, mein geduldiger gitarrenlehrer) und kurz einer sängerin, die im hintergrund sachen macht. unplugged mit drama, der sänger jemand, der mit jeder zelle auf der bühne steht und einfach immer weiter alles gibt, denn es wird ja wieder sommer irgendwann.

 

paris

oh mama, mußtest du das jetzt sagen? fragt der große, als ich beim frühstück ein bisschen impulsiv verkünde, wir alle sollten jetzt weiterhin ausgehen, spass haben, unser leben genießen, tanzen und sex haben. er hat einen freund mit dabei, und wenn mehrere teenager am tisch sind, da ist schon das wort eine grenzübeschreitung. es ist ja eigentlich egal, was man tut gegen die blinde lebensverneinung. das leben gehört gefeiert. der fotograf, der die eher anregende hysterical literature erfunden hat, hat es heut nacht sehr schön gesagt.

die kinder scheinen nicht so verstört wie die großen, vielleicht ist paris für sie nicht näher als syrien oder palästina oder pakistan, da nehme ich die vielen toten ja auch leichter hin, als teil des anderen lebens in konfliktreichen weltgegenden, also als todesarten, die irgendwie erklärbar scheinen. es ist ja eigentlich die tradition rechter gewalt, unbeteiligte als opfer auszuwählen, aber das hier ist geht darüber hinaus, weil unser normales, buntes und selbstgewähltes leben ein grund zum töten geworden ist. das fühlt sich schlimmer an als die willkür rechter gewalt, sie töten dich nicht, weil du eben heute zufällig da bist, wie es den opfern von piazza fontana oder den menschen im italicus in bologna ergangen ist, oder den opfern der bomben in der londoner u-bahn, sondern weil du so bist, wie du bist, ein freier mensch in einer friedlichen demokratie, eine, die waffen verkauft, nagut – man kann in keiner richtung mehr ungestört im recht sein heutzutage. für die kinder läuft auch ein erklärter krieg immer nur aufs töten hinaus, wie in egoshootern. drüber posten oder nicht? weiß auch nicht. diese woche hab ich keine zeit fürs nachdenken, es ist wieder so eine woche mit 11h-tagen, so bleibt alles unaufgelöst in der tiefen fassungslosigkeit über das grundlose töten.

 

Unbenannt

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morgens lege ich die zarte halskette um, die mir die liebe freundin zum geburtstag geschenkt hat und nehme mir vor, sie bald mal wieder anzurufen. ein paar stunden später ruft sie an und fragt nach der neuen telefonnummer von astrid, die vor jahren nach hamburg gezogen ist. ich schicke den beiden astrids, die mein mailprogramm kennt, eine nachricht. eine ist die schwester eines anderen guten freundes, stellt sich raus, die andere antwortet auch sofort und erzählt, sie sei heute auf mein blog geraten (ein freundlicher mensch hatte mich bei twitter verlinkt), habe mich im impressum erkannt und wollte sich eh wieder melden. zufall und absicht fein verwoben, sehr elegante verknüpfungen, fein wie das halskettchen. nach dem sport dann noch einen rotwein angeboten bekommen von meinen nachbarn, während unsere hunde miteinander spielen, und eine zigarette drehen können, beim reden darüber, was die welt zusammenhält.

the affair

the affair, auf amazon prime. nur so zum abhaken mal reingesehen, hängengeblieben, teils wegen dem hunk-faktor von dominic west, der hat so einen archetypisch kräftigen männerkörper, und man darf ihn sehr oft unangezogen sehen, aber vor allem wegen der überraschenden spannung. das es eine affäre geben wird, verrät schon der titel, auch die protagonisten sind schnell klar, aber die affäre bleibt sehr eindeutig vermeidbar, in jedem einzelnen kleinen schritt haben sich mann und frau dazu entschlossen, die grenzen eine nach der anderen zu überschreiten. beide figuren reden später davon, dass es einfach so passiert ist, aber in der serie kann man schön beobachten, wie viele entscheidungen tatsächlich fallen müssen, bis zwei im bett landen.

richtig aufregend ist die idee, alles aus zwei perspektiven zu erzählen, ihrer und seiner. wir sehen zwei geschichten, die oft nur den rahmen gemeinsam haben, in schwerpunkt und dramaturgie vollkommen verschieden funktionieren, die figuren entwickeln sich also im je eigenen rhythmus, weil da ja auch zwei biographien miteinander verwoben werden. erinnert sehr an meine eigene scheidung, wo mein erleben oft nix mit dem des exmannes zu tun hatte. hier werden beide versionen gleichberechtigt nacheinander erzählt, das macht die erzählung sehr dicht und authentisch.

ich mochte auch die intensität, die fassunglosigkeit der beiden liebenden, wenn sie sich dann wirklich mal begegnen in der annäherung, großartigst geschauspielert, wie die beiden sich in der folge aus all ihren zusammenhängen reißen lassen, fast wie auf autopilot, und schon ein bisschen murphys law. er sucht sex, auch weil 'nur sex' nicht seinen ganzen lebensentwurf bedroht, sie sucht im sex sich selber, weil sie nach einem schicksalsschlag nur mit dem körper noch fühlen kann, beide verfehlen sich grandios in ihren bedürfnissen und merken das natürlich nicht. schön, wie diese art deal funktioniert, solang sie einfach anarchisch liebe machen, klug geschrieben und gespielt, wie sie in der zweiten staffel vom alltag einholt werden. sehr tolle serie über, ja was? über die ehe, glaube ich. die struktur der nähe, den gesellschaftlichen umgang damit. gibt auch mord und totschlag, drogen und all sowas, viele sexszenen, auf die ich am ende keine lust mehr hatte, spielt im großartigen montauk, wo ich auch gern mal einen liebhaber hätte. wärmst empfohlen.

 

the room 3

am wochenende bis jetzt, sonntags 12 uhr, nix sinnvolles gemacht, nur mit grosser begeisterung room 3 gespielt. ich habe ja nichtmal pädagogische pflichten, die jungs laden eh, was sie wollen, ich muss nur alle drei wochen oder so mal alles zu brutale löschen. ein puzzle ist immer harmlos, vielleicht sind die gelegentlichen blitze für epileptiker gefährlich, aber auf den kleinen bildschirmen ist das wohl auch okay.

es ist perfekt geworden, tolle grafik, die wechsel zwischen den tableaus sind großartig animiert, wie sich die gerätschaften auseinander- und wieder zusammenfalten, ein genuß, ähnlich wie es tengami, viel reduzierter, mit einem japanischen papierschnittbuch gemacht hat. bei the room gibt es vor allem tolle mechanische abläufe, maschinen, eine kleine druckmaschine, eine tischsäge, ein gerät zum drechseln, ein großes planetariums-fernrohr, diverse oszillographen, stromkreise usw., und ein sehr schönes planetenmodell. zahnräder gibt es auch, aber nicht so viele. großartige rätsel, auch die leichteren davon wegen ihrer eleganz bewundernswert, viele läßt man beim spielen ungelöst zurûck, das erklärt sich erst am ende. sehr viel mehr aufgaben und räume als bei den vorgängerversionen.

der weg geht diesmal durch ein planetarium mit tischlerei, druckerei und gärtnerei, dazwischen viele kleine bibliotheken und arbeitszimmer, wo ich sehr gerne die buchstapel durchgesehen hätte. die maschinen scheinen dabei zumindest funktionstüchtig, die mechanik ist logisch aufgebaut, ist nachvollziehbar so vielleicht ab 12 jahren und sieht auch für erwachsene wie mich noch sehr schnieke aus. die oberflächen sind wirklich großartig, man meint das metall zu spüren und glaubt zbsp die schmiede sogar zu riechen, der spieler muss sich einmal dinge selber gießen. ich durfte einen blasebalg bedienen! für the room 4 hätte ich gern noch einen motor oder ein fahrrad dabei, mal ein planetengetriebe reparieren?

als spieler kann man zwischen den levels immer nochmal zurück und alte aufgaben lösen, muss das aber nicht, man kommt also direkt oder auf umwegen ins ziel. für mich insgesamt 8 stunden riesiger spass, die kinder darf ich gar nicht fragen, in welchen zeiten die da durchsausen, das ist nur frustrierend, andrerseits war ich auch traurig, als es vorbei war. getröstet, als es am ende eine richtige himitsu-bako-box gab, die ich ja sehr liebe, leider nicht zu öffnen, und die schöne aussicht auf weitere alternative enden, die man beim nochmaligen spielen erkunden kann. ich bleibe dran, aber nicht heute, nein! fest vorgenommen. heute nicht.

also eine empfehlung, wobei viele meiner freunde damit gar nichts anfangen konnten, wer so kleine haptische 3d-puzzles mag, wird bei the room denke ich auch glücklich, und man kann die version eins für 0,99€ zum probieren kaufen. im spiel gibt es keine ausgaben mehr, es kostet allerdings fünf euro.

 

unwohl

übelkeit, kopfweh, frieren, ist das die grippe der kinder oder die folge der hypo von heut morgen? vomex und ibu, dann sehen wir weiter. mcp ist leider alle. vormittag ist gelaufen. heut nacht in die unterzuckung hinein von außerirdischen geträumt, panik, weil ich sie überhaupt nicht verstehen konnte, weder ihre absicht, noch ihre art, und weil meine kinder heute abend alle unterschiedliche pläne haben, ich sie so nicht retten kann. in die stuckrosette über meinem bett gestarrt, sie für ein unentzifferbares zeichen gehalten, verzweifelt, dann haribos gegessen und saft getrunken, sprach- und wortfindungsstörung beim frühstück, rede wenig, kinder merken nichts.

homecooked oder nicht?

die idee, mal wieder ein thanksgiving-dinner mit freunden zu machen, oder den jungs eins zu bieten in einem restaurant. erst nach minuten merken, dass die spielerei im kopf sich hauptsächlich ums geld dreht, hab ich einen hunderter übrig fürs hard rock cafe zbsp.? eher nicht. kurze enge beim gedanken an meine traurigen finanzen im jahr 50. mit freunden wärs machbarer („nicht so teuer“ wieder gelöscht, weil es so wenig befriedigend ist, offen darüber zu reden, aber ich bin ja nicht nur selbst dran schuld, sondern auch in guter gesellschaft. altersarmut? ha, wir sind jetzt schon arm. bis dahin können wir das.) aber viel mehr aufwand, das gemeinsame kochen macht aber auch spass, und trifft den gedanken der sache besser. die kinder haben immer einen riesenspass an aufwändigem essen. wie wir einmal mit 20 freunden einen riesigen truthahn gekauft hatten, der dann nicht in den ofen passte, und auch zerschnitten noch wegen seinem gewicht aus den schienen rausgeplumpst ist, und stunden länger als vermutet gebraucht hat, andere wohnung, anderer herd, eher studizeiten, riesenvergnügen. die weihnachtsgans wiegt ja nie mehr als 6kg, aber mein ofen sollte einen 10-12kg braten eigentlich beherbergen können. pecanpie, cranberry sauce und mashed potatoes? hmm.