kanal dicht

wir hören wie jeden herbst wieder mehr musik, aus dem kosmos der irdenen, soma-nahen, eigentlich ein bisschen zu zugänglichen stücke. gemerkt, dass fast alle meine playlists aus denselben songs bestehen, vielleicht insgesamt 200 oder so, die playlists getrennt nach genre (klassik, rock/folk, jazz) und stimmungen. jemand schrieb auf twitter, dass ihm an den berliner taxis die songs im radio gut gefallen, die er alle kennt, weil sie aus den 70iger/80iger jahren stammen.

vielleicht höre ich auch deswegen so gerne jazz, weil da der wiedererkennungsfaktor nicht so leicht zu haben ist. überlegt, die anderen ca. 40gb zu löschen, weil ich sie ja eh nie höre, aber ich habe noch genug platz auf meiner riesigen festplatte, weil die zeiten des speichermangels noch nicht so lang zurückliegen. jetzt werden die leute ja in abos bewegt, naja nee, gedrängt eigentlich, das eigentum bleibt beim hersteller oder vertreiber.

ich habe sogar noch ein paar platten. kassetten nur noch 5, die hinters regal gerutscht sind, videokassetten keine mehr. cds habe ich zuletzt nur aus fantum gekauft, sonst nur digitales.

wieder dran gedacht, weil auf netflix die letzte star-trek-serie gelöscht wurde. wenn ich sie nochmal sehen möchte, muss ich sie wie früher kaufen, bzw. dauerleihen. halte ich für eine frechheit, das angebot ohne vorankündigung zu meinem nachteil zu ändern, auf diese in der sekunde des aufbegehrens wieder zurückgenommene, weil vollkommen sinnlose und schon deshalb alberne weise. ich habe keine stimme in der sache, die entscheidung ist rein finanziell, nicht am kunden orientiert, der wird nicht gefragt. auch interessant, dass die gleichgültigkeit gegenüber einzelnen filmen, songs, texten beim endnutzer vorausgesetzt wird, wenn der anbieter so damit umgeht, genau wie immer vom geschmack des einzelnen auf den der masse verwiesen wird, „nr. 1 heute“, „die 10 beliebtesten filme heute“, nur dass über der masse noch das kapital steht. wobei, ich hätte mir den kram ja downloaden können, weil ich ja aus der festplatten-generation komme. gna.

man sollte einfach alles kündigen.

18. juli 2021

seit ich wieder zum hinterhof schlafe, höre ich jede nacht ein oder zwei orgasmen, aber keine musik oder gespräche. außerdem gurrende tauben, die sich manchmal im efeu verheddern mit lautem flügelschlag. das schlafzimmer ist immer ein paar grad kühler als der rest der wohnung, es gibt nur morgens eine halbe stunde sonne. bisher träume ich noch zu selten vom meer.

den 5. transformers-film geguckt, erst nix verstanden, weil ich nur den ersten vor jahren mit den kids gesehen habe. wusste nicht immer, wer jetzt warum gut oder böse ist, über referenzen gefreut (das raumschiff der angreifer hat gewisse ähnlichkeiten mit dem schiff vom romulaner nero im star trek 11), die animationen übertrieben detailliert, fast ermüdend, trotzdem erschreckend real, drehbuch ist bestimmt von kitakindern entwickelt, wo ein kind eben roboter ist, das andere ritter, und dann kommen aliens.

danach bisschen in „la mort d’arthure“ gelesen, in der von thomas wright 1865 neu herausgegebenen ausgabe von thomas malorys version (nach der abschrift von william caxton). es riecht leider ein bisschen gammelig, aber der text funktioniert noch immer, wright kommentiert gelegentlich, es ist ganz amüsant, und in vielen schlüsselszenen anders, so zieht der junge arthur das schwert nicht nur einmal aus dem amboss, er tut von neujahr bis pfingsten eigentlich nichts anderes, für jeden anreisenden fürsten aufs neue, bis er alle überzeugt hat.

der sommer ist noch lang. ich gehe jetzt schlafen, ein wind bewegt die gardinen.

10. dezember 2020

glühwein an jeder strassenecke. ich war eigentlich für morgen abend mit einer freundin verabredet, auch einen zu trinken, schon zur feier des wahlsiegs (wir hofften, t. hätte es bis dahin aufgegeben), aber auch zur feier einer erledigten aufgabe, die für mich morgen noch ansteht und mir angst macht. die glühwein-idee ist großartig, strassenverkauf, bisschen guter verdienst für die geplagten gastronomen, denn glühwein ist ja leider meistens ein rechtes gesöff, das ohne viel aufwand erzeugt werden kann. aber die leute stellen sich dann mit ihren glühweinbechern alle zusammen in die nähe der ausschankstellen, meistens an die nächste strassenecke, wo sie dann in pulks von 10-15 leuten beisammen stehen, plaudern, trinken, lachen, wie auf einem sommerfest im garten. ohne masken. so merkwürdig.

es ist anders als es im sommer war, wo man sich mal zu zweit mit abstand vor eine kneipe setzen konnte, es ist neu und also mit hipnessversprechen (wie heißt das heute? trend erscheint so lahm), es scheint halbwegs okay, weil draußen, der schutz der gruppe ist gegenwärtiger als die vage angst, sich anzustecken, und weil niemand die abstände kontrolliert, kann die freundesgruppe gegen den rest der welt zusammen sein, das zusammensein wirkt nach den monaten der isolation bestimmt schon drogenartig intensiv. das glück der gruppe. ich finds interessant, und schade, weil ich so den verabredeten glühwein mit freundin nicht trinken gehen kann.

the expanse angefangen. tolle effekte, wunderbar und selbstverständlich divers, sehr viele tolle starke frauen. in der zukunft werden ein paar planeten und ein asteroidengürtel von menschen bevölkert, diese kolonien werden selbständig und geraten in konflikt um ressourcen. die serie zeigt figuren, die sich zwischen diesen parteien hin und herbewegen, es gibt für den zuschauer keinen eindeutig guten oder bösen, jede partie hat gute gründe, das fand ich wirklich fascinating. es gibt bisher, staffel 2 bin ich, es sind 5 inzwischen, eigentlich nur eine lange reihe von konflikten zwischen allen parteien, intrigen, machtkämpfe, wobei diese intrigen und manipulationen oft wie eine dramaturgische abkürzung wirken, um den konflikt eben filmisch voranzutreiben, und dabei trotzdem die menschheit als eigentlich friedliebend darstellen zu können, also der böse einzelne vs. den am frieden als systemerhalt interessierten regierungen. der entwurf dieses systems ist toll gemacht, die un als weltregierung, die erde total überbevölkert und größtenteils im elend lebend, die regierung als netzwerk von privilegierten, das ist irgendwie glaubwürdig. so könnte es werden.

die plots wirken ein bisschen wie eine verfilmung eines geschichtsbuches, in dem die nicht kriegerischen aspekte des lebens nicht vorkommen müssen. musste an „der große krieg“ von herfried münkler denken, in dem mit bewundernswerter unermüdbarkeit die strategien auf die einzelnen entscheidungen heruntergebrochen und dann detailliert erzählt werden, in all ihrer komplexität, die ja oft nicht mehr als reine gleichzeitigkeit ist.

hier herfried münkler zum thema gesellschaft nach corona, auch interessant.

(zufällige seite aufgeschlagen, sehr schön ein zitat von moltke: „Ein feindliches Holland im Rücken könnte bei dem Vormarsch des deutschen Heeres nach Westen von verhängnisvollen Folgen sein, besonders dann, wenn England die Verletzung der belgischen Neutralität als Vorwand nehmen sollte, an dem Krieg gegen uns teilzunehmen. Bleibt Holland neutral, so sichert es uns damit den Rücken, denn England wird die holländische Neutralität nicht seinerseits verletzen können, wenn es uns wegen unserer Verletzung der belgischen Neutralität den Krieg erklärt.“ [S. 89], es geht um den schlieffenplan.)

the expanse wirkt authentisch, es gibt kein beamen und keine lichtgeschwindigkeit (zumindest in staffel 2 noch nicht), und die einzige außerirdische lebensform tritt nicht in beziehung zur menschheit, sondern dient im drehbuch eher als projektion, ist wie eine wesenswerdung (richtiges wort fehlt mir grade) der hoffnung an gewissenlose unbesiegbarkeit. die auseinandersetzung der figuren mit einer solchen waffe könnte interessanter sein, wenn es nicht immer nur um nationalität bzw. zugehörigkeit und um persönliche rachebedürfnisse ginge, ein paar anspruchsvolle ethische debatten würde ich gerne mal gut verfilmt sehen. aber das ist in der wirklichkeit bestimmt genauso, die diskussionen über best. waffen finden alle innerhalb des militärs statt, stimmen von außerhalb sind ja nicht kriegsrelevant. in expanse wirken die argumente gegen den einsatz einer außerirdischen lebensform als waffe deswegen alle ein bisschen flowerpower -mässig, die figuren, die sie äußern, bleiben seltsam farblos, weil sie keine argumente bringen dürfen, so dass ihre haltung als gesetzt erscheint, und von außerhalb des politischen systems kommt (eine pastorin glaube ich), zumindest außerhalb der politischen intrige (ein etwas farbloser guter regierungschef), weil, klar, es eben eine scifi-serie ist, und da soll ja dauernd gekämpft werden.

so ähnlich stelle ich mir die welt im spiel eve vor, darum interessiert es mich nicht.

eine serie, deren gewalt ich gut aushalte. nachteil ist der ewige konflikt, den ich als wenig befriedigend und ein bisschen langweilig empfinde, dauernd kämpfe, dauernd weltuntergang, wenig humor, wenig spielerei, wenig neugierde, keine utopie. ein bisschen utopie braucht eine gute scifi-serie. hatte in staffel zwei deswegen erstmal keine lust mehr, mal schauen, wann ich weitergucke.

28. august 20

eine meiner nie hinterfragten küchenpsychologischen beobachtungen ist die, nach der menschen mit problemen die meistens entweder im privaten oder im öffentlichen raum haben, selten in beiden. mit raum meine ich das netzwerk an beziehungen, die diesen raum gestalten, also berufliche und zb politische für den öffentlichen raum, beziehungen und freundschaften im privaten raum. so konnte ich meine probleme im beruflichen raum durchwinken, weil ja meine private situation eher in ordnung ist, und nobody is perfect, und überhaupt.

eine alte verfilmung von the stand geschaut, 1994 als tv-miniserie gedreht, erstaunlich gut. ich muss sie schonmal gesehen haben, die schauspieler haben die gesichter, die landschaft sieht so aus, wie ich sie beim lesen des buches im kopf hatte. einzig und allein die special effects sind schlecht gealtert, aber deswegen den film neu drehen? als wäre der einsatz von eigener visueller vorstellung etwas, das filmemacher beim publikum verhindern wollen, ein horror vacui, der jede leerstelle füllen, jede uneindeutigkeit festnageln muss. ist natürlich quatsch, es ist wie bei der erfindung des farbfernsehens, als auf einmal alles sehr, sehr bunt geworden ist, wie ich irgendwann schonmal in anderem zusammenhang sagte. es geht einfach viel mehr und es sieht viel weniger unecht aus, und es scheinen alle spass daran zu haben, frisches geld mit alten geschichten umzusetzen, und vielleicht kann sich die jugend wirklich nicht mehr mit settings aus den neunzigern identifizieren. sie finden bestimmt einen weg, mehr gewalt und mehr sex drin unterzubringen, ich werd es nicht anschauen.

fürchte mich vor dem tag, an dem full immersion-filme möglich werden, mit den nerveneingängen, die tad williams einst beschrieben hat.

oh. ich habe schlechte laune. es geht mir nicht gut, ich komme mit etwas wichtigem nicht weiter, das unterlegt alles andere mit einem gewissen pessimismus, und ich spüre meine müdigkeit, nach den letzten jahren, die notwendige konzentration auf diese aufgabe benötigt zzt immer dichtere scheuklappen, ich erwarte die wahl in den usa mit einer neuen mischung aus fatalismus und fehlendem vertrauen in das gute, das ist neu, bisher haben mich die wahlen dort etwa so interessiert wie die irgendwo anders in der großen weiten welt, eben so mittel und nicht mit persönlicher betroffenheit. die wahlentscheidungen waren ein flow zwischen links und rechts, in so einem gezeitenmuster. seitdem unter trump soviel gelogen und erfunden und übertrieben wird, seitdem die politik in den usa eine reine groteske show geworden ist, habe ich dieses urvertrauen verloren. ich habe angst, dass er gewinnt, weil er für diese ganzen idioten der weg des geringsten widerstands ist, selbst wenn es gegen die 10 gebote verstößt, echt, wenn man den bibelbelt einmal gebrauchen könnte! es scheint ein bildungspolitisches problem, die grundlagen fehlen (wahrheit ist gut, lügen ist schlecht), der weg aus der misere kann generationen dauern, weil man ja mit den grundschülern anfangen muss. dass die reaktionäre, rassistische, ausbeuterische rechte siegen kann, also mehr als die üblichen 10-15% der bevölkerung hinter sich stehen hat, indem sie mit einem ekelpaket wie trump einfach auf lügen, manipulation und gewaltlust setzt, auf die niedersten instinkte – halt, schlechtes bild, begründet werden damit handlungen, die ein ergebnis von pathologischen berdürfnismustern und mangelnder impulskontrolle sind, nicht von instinkten, sogar kleinstkinder empfinden mitgefühl und haben gerechtigkeitssinn, sogar affen haben das, herrje! diese formulierung ist auf dem gleichen level wie der spruch „boys will be boys“ – indem sie auf den tabubruch setzen, wenn man mal den umgang mit gewalt, waffen, armut etc. anschaut, das erschüttert mich doch. gegen solche wahlergebnisse hilft wohl nur bessere bildung, eine schule, in der die wahrheit (und mitgefühl und respekt, man ey, man wird ja zur tv-predigerin, das sind doch alles selbstverständliche basics. mehr pathos für die gute sache!) als wert an sich vermittelt wird, wenn es die familien nicht mehr tun.

damit sollten die demokraten werben, mit grundlagen, nicht nur mit inhalten. ach, der 45. hat meinem leben so einen andauernden stress-tinnitus zugefügt, und das steht ihm nicht zu. ich hab ja schon einen normalen tinnitus.

und der klimawandel. ich könnte nach jedem jammer-posting „und der klimawandel“ schreiben, empfehle aber lieber alles von rahmstorf, der seine webseite auch mal überarbeiten könnte.

andrerseits hatte ich heut zuwenig kaffee, weil die nochteens nur einen liter milch gekauft haben („kein geld“, dabei war abgemacht, dass sie sich ein bisschen am eigenen unterhalt beteiligen, seit der vater nix mehr zahlt), und außerdem halte ich es für eine zumutung, im august schon socken tragen zu müssen. jaja, ich hör schon auf und tue was sinnvolles.

23. mai 20

ohne job rutsche ich aus den beruflichen kategorien heraus, aus dem ganzen wertsystem. es fehlt mir nicht. die lage trägt dazu bei, mein tagesablauf ist zunehmend von körperrhythmen bestimmt, meinen und denen meiner kinder und meines hundes. der tag hat sich verschoben. ich entziehe mich geregelten zeitabläufen immer sehr gerne, darum habe ich mit einer freundin eine zoom-bürogemeinschaft angefangen, das bringt mich zurück an den schreibtisch, immerhin, immerhin.

heut zum ersten mal überhaupt bei kaufland eingekauft, überfordert gefühlt. einkaufswagen mit münzen, anders als bei rewe oder freßnapf, laden voll, viele masken auf halbmast. finde nichts, ewiges gerenne, alles zu groß und für einen normalen großeinkauf zu unübersichtlich. war unangenehm und eher stressig, nie wieder, zumindest nicht bei corona.

abends gemerkt: streaming funktioniert nicht mehr richtig. früher war es eine alternative, zum arbeiten und ausgehen, jetzt ist es ein ersatz dafür und hält dem vergleich nicht stand. ich nehme den bildschirm wahr, das zweidimensionale, es ist zu wenig, um dem alltag paroli zu bieten. ich lese auch weniger bücher, aber zeitungen zuhauf, tagessspiegel ist sehr gut geworden, außerdem nyt und wapo, die repubblica ist mit ihrer form des journalismus leider kaum verständlich, sie pflegen ein telenovela-prinzip, dem ich ohne zusammenfassung nicht mehr folgen kann. dauernd ist irgendwer beleidigt!

(mir fehlt italien sehr.)

wobei, halt, die 3. staffel the good fight habe ich gern gesehen, weil sie im trump-amerika spielt, als einzigste serie, die figuren sind konsequenterweise knapp davor, in den untergrund zu gehen, um eine wiederwahl zu verhindern, hin- und hergerissen zwischen verzweiflung, fassungslosigkeit und schwarzem humor. sehr schön der von trump eingesetzte richter, dem die gesetzeslage mit tierbildern erklärt werden muss. kluge, dichte figuren, viel heiterkeit, die fälle sind in dieser staffel nicht so interessant, aber die konflikte um rassismus und sexismus scheinen halbwegs realistisch und komplex genug inszeniert. spass gehabt.

in der viertelstunde vorm einschlafen lese ich die sandman-reihe noch einmal, in den schönen wertigen büchern, die schon haptisch eine freude sind, damit ich nachts etwas träume. ich kann da auf eine merkwürdig naive weise ganz eintauchen, die suspension of disbelief geschieht mit dem öffnen des buches. wie eine konditionierung, wie früher das einschlafen beim anblick eines solitaire-boards im handy. morgens ist der traum ganz kurz noch da, ein bisschen wie am meer gewesen zu sein, oder nach hause zu kommen nach einem ausflug. noch keine alpträume.

10. und 11. mai 20

dispatches from elsewhere (prime) hat mich so halb im unbewussten am meisten beschäftigt in den letzten tagen. nichts an der serie ist erwartbar, kein chlichee oder genre passt, ein bisschen vielleicht sowas wie good omens oder so, aber auch da funktionieren ja handlung und figurenkonstellationen nach bekannten kriterien, liebe, hass, abhängigkeit, macht, geld, nur der kosmos ist ein anderer. bei dispatches ist alles offen, ich werde dauernd total überrascht, habe nicht die geringste ahnung, wie es weitergehen könnte. das ist elektrisierend und öffnet ganz gut für diese momente, in denen ich alles wiedererkenne, nicht die begebenheiten, aber die gefühle, ängste und freuden, die kleinen serendipities und aha-momente, die davon ausgelöst werden. wirklich, wirklich besonders. funktioniert mit der genauigkeit von guter lyrik, ist dabei aber liebevoll und offen. spielerisch. die letzte folge ist wieder völlig unerwartet. der macher, jason segal, scheint ein wirklich freier mensch zu sein. hätte gern weitergeguckt, war aber ein bisschen ein gefühl wie: kurs beendet, alles gesagt, jetzt du!

am muttertag mutter mit blumen überrascht, bei der heimkehr selber mit blumen überrascht worden. gefreut.

die letzten tage viel am rechner gesessen, mal schaun.

mich belasten die corona-einschränkungen noch immer nicht besonders, nur finanziell natürlich. finde es angenehm, nicht auszugehen, nur spazieren, auch das bei den jungs übliche herumstehen an wänden oder sitzen auf mäuerchen finde ich sehr angenehm flüssig, unstofflich, beweglich. möchte immer noch lieber nicht erkranken, denke da aber auch nicht jede woche neu drüber nach. kann es nicht einschätzen, ob die vielen merkwürdigen impfgegner und verschwörer mich beunruhigen sollten. tun sie nicht, aber lieber wären mir gegner mit argumenten, die erfassbar sind und sein sollen, die stehenbleiben, damit ich über sie nachdenken kann, statt wie alles dieser leute immer nur weiterzuverweisen auf den nächsten zusammenhang. ich bin hier.

einen tag später, immer noch über „dispatches“: als hätte der macher sowas wie eine checkliste gehabt, mit diesen erlebnissen, die er seinem publikum ermöglichen möchte, und der erkenntnisprozess des publikums bestimmt die handlungsverläufe, nicht umgekehrt, auch wenn es dann mal holpert oder zu lücken führt. deshalb fühlte es sich (als autorenfilm) so uneitel an. auch die letzte episode ergänzt dann das konzept noch mal um alles, was noch nicht gesagt wurde. schauts euch mal an, bin gespannt.

fanfriction*

john krasinski ist ein mann, bei dem ich an fanfiction denke. es gibt ja viel davon im netz, nie reingesehen, warum eigentlich nicht? vielleicht weil es meistens erotische geschichten sind, und sowas lese ich nur in zeiten der not, und selbst dann mag ich grade das nicht identifizierbare an den figuren, die völlige offenheit für eigene projektionen. gibt es kluge, besser: lesbare, nicht erotische fanfiction? am selber schreiben hindert mich der fiction-teil, meine ganze phantasie wäre dann glaub ich gefangen im moment der überwindung der unwahrscheinlichkeit einer solchen geschichte, durch diesen aufwand wird das objekt der fiction eher glorifiziert als erzählt.

jedenfalls einer dieser männer.

*nicht so gemeint, aber passt im weiteren sinne.

dialog, interview und verhör

heut früh lese ich in der kurzbio von carofiglio, dass er als staatsanwalt  im dienst gegen die mafia einen text über das richtige verhören geschrieben hat, jetzt sehe ich die netflixshow criminal, in der man genau solche techniken beobachten kann und würde den text gern mal anlesen, und siehe da, es geht – nee, natürlich nicht, aber wär nett gewesen.

die show ist klar und spannend, die habe ich durch, bis il paradosso del poliziotto hier ankommen würde.

(der titel vom posting ist sehr preposterous, aber da würde ich gern drüber lesen. in criminal kann man die übergänge beobachten, das rituelle daran, bekannt aus funk und fernsehen, vom smalltalk mit dem verdächtigen, in dem man stimmung und tonfall der polizisten kennenlernt, über das interview, in dem die polizei lebensdaten abfragt, der verdächtige kommt ins reden, fasst vertrauen, und wird so dem publikum vorgestellt. dann der übergang zum verhör, das machtverhältnis kommt dazu, es gibt jäger und beute, fallen werden gestellt, die spannung verschiebt sich. schönes kammerspiel.)

kurzfilm

blick auf den see vom eingang des museums aus

in einem kleinen ort am seeufer ist im vorletzten jahr ein kurzfilm gedreht worden, der in los angeles einen preis bekommen hat. das dorf eignet sich als drehort gut, weil alles wichtige an einen einzigen platz liegt, kirche, läden, der see, die beiden gassen und die straße, die auf den platz führen. bilder vom drehtag hier.

gestern war die uraufführung vor publikum, alle aus dem dorf sind gekommen, ein sehr eleganter älterer herr  im smoking, wohl aus der verwaltung, die wunderschöne schauspielerin (hui. zuwenig an hat sie auf den meisten bildern) im glitzernden abendkleid auf halsbrecherischen schuhen, der regisseur leger, die dorfbewohner in abendkleidung oder jeans. kulturleute der nächstgrößeren stadt, zwei frauen von eos, einer organisation, die sich mit dem thema des films beschäftigt und wohl als sponsor mitfirmiert, es geht um gewalt gegen frauen. die beiden sehr ähnlich gekleidet und aussehend wie mutter und tochter. vorher ein sehr leckeres büffet mit prosecco und feiner foccaccia, alles bei entrata libera.

der kurzfilm spielt in den vierzigern, 1. szene in der kirche, junge frau von hinten, weinend, mit einem messer in der hand. an der wand gentileschis judith und holofernes. schnitt, dorf, menschen im alltag der 1940er, mit spinnrad, ziegen, schuster, sehr süßen schmutzigen kindern, hunde, viel dorfleben. die junge frau aus dem ersten bild verkauft sizilianische canelli vom fahrad aus, ein älterer mann sieht sie, verfolgt sie nach feierabend, vergewaltigt sie, man hört lange ihre schreie. zum schluss wird die anfangsszzene in der kirche wiederholt, junge frau alleine, weinend, mit messer, eine alte frau kommt dazu, sie sehen sich an. laut wikipedia bringt die alte dame in der kirche die junge frau dazu, statt mit einem mord lieber mit einer anzeige zu reagieren, hab ich aber nicht erkennen können.

hmm, dachten wir. angekommen ist die verzweiflung und das alleinsein danach, wie unvermittelt es zu gewalt kommen kann, und die solidarietät unter frauen als einzig mögliche hilfe unter gewissen umständen. alle hielten reden, der regisseur stammt aus dem nachbarort und erzählt, wie sie innerhalb von zwei wochen film und dreh auf die beine gestellt haben, zeigt seiten aus dem storyboard, erklärt arbeitsschritte und bedankt sich bei den beteiligten, das war unterhaltsam und ganz spannend. am ende sprechen noch die beiden frauen aus der hilfegruppe, erzählen viel zu lang und ausführlich aus dem nähkästchen, wie die gewaltbereitschaft unter umständen schon im kleindkindalter gesäht wird, wie es dann in grundschule, oberschule, erwachsenenalter weitergeht, vor einem publikum, das offensichtlich nicht wegen ihnen da war. ausführlich. kann man machen, man könnte aber auch die chance nutzen, das publikum irgendwie anzusprechen, die eigene orga vorstellen, interesse wecken.

(eine alte dame neben mir wetterte die ganze zeit, dass sie sowas schon seit 20 jahren am fatebenefratelli (klinik in mailand) anbieten, und überhaupt, wer sei das hier überhaupt, nie gesehen hätte sie diese beiden. sie war bestimmt der einzige gast, der aufgrund des filmthemas gekommen ist.)

ambiente sehr schön, innenhof von einem altem museum, direkt an dem platz, wo der film gedreht wurde, unter freiem himmel, angenehme 25° unten, nachher mit den freunden noch ein bierchen direkt am see.

shtisel

shtisel auf netflix entdeckt, sehr neugierig die ersten paar folgen geguckt. eine rom-com über eine charedische familie in jerusalem. der sohn, akive, soll heiraten und verliebt sich in die falsche, heiratet sie dann aber nur fast, das herzeleid (von mann und frau) wird in blicken, gesten, halbsätzen gezeigt, in gesprächen, in denen es um anderes geht. er gibt seine liebe dann natürlich zu unserem glück nicht ganz auf.

habe es zunächst mehr als eine dokumentation geguckt, aber wie in jeder guten serie passiert die identifikation mit den figuren fast von alleine, die religion ist so selbstverständlich, dass ich als zuschauerin ihre regeln als gegeben nehme, wie eine grammatik, die man ganz nebenbei lernt, sie bietet in shtisel den rahmen, in dem das leben stattfindet, sie gibt den menschen halt und dem alltag struktur. die handlungsfäden umschließen wie bei anderen familienserien alles mögliche, liebe, erziehung, familie, arbeit, alltägliche dramen und oft tragikomische episoden. keine gewalt, nur eine kleine maus erleidet in ep. 4 ein bedauernswertes schicksal. ein epochenfilm, wie es eine der produzentinnen der geplanten usa-adaptation beschreibt („the show will be a period piece set in contemporary times“),  für nichtkenner jüdischen lebens wie mich ist die elegante kleidung der orthodoxen männer tatsächlich aus der zeit gefallen wie ein kostüm. weiße hemden sind einfach gut für männer. die starken figuren sind eh alles frauen, ohne die alles auseinanderfallen würde.

die regeln des miteinanders im orthodoxen judentum werden teilweise gezeigt, teils vorausgesetzt, ich habe mich in der halachipedia kundig gemacht und lese auf einer seite für sehr gläubige jüdische frauen kommentare über die authentizität des religiösen alltags in der serie, beim gucken ist das aber nicht relevant, nach ein paar folgen gehört es zum setting und fällt nicht mehr auf. jedes zimmer wird begrüßt beim eintritt, mit einem kleinen handkuss, das fand ich sehr charmant, die vielen danksagungen haben mir gefallen, fürs essen, den tag, das leben.

ein freund der hauptperson heißt farshlufen, ist das nicht hinreißend? hab es erst für einen spitznamen gehalten, oder für yiddisch, das ich ja auch zu verstehen glaube, wie rumänisch. werde fortan einen der zwillis so rufen.

 

 

fanmesser

letzte woche habe ich mein messer bekommen. ein echtes, es schneidet hochgehaltenes papier wie butter, es ist massiv, aber klein genug, um gerade noch so als taschenmesser dabei sein zu können, ich werde damit mein mini-mini-schweizer messerchen ersetzen. ich erzähle das, weil es der zweite fanartikel meines lebens ist, gekauft im impuls, 4 wochen unterwegs, vom zoll abgeholt (=aufwändig), und ich mich darüber genauso freue wie ein teenager, wobei die echten teenager keinerlei interesse an solchen dingen haben, sie empfinden diese wertsteigerung nicht, von der digitalen in die haptische wirklichkeit. oder sind es dann einfach keine fans?

ich bin in meinen vorlieben ganz unhinterfragbar dem dinglichen verpflichtet, mag einzigartiges, signaturen in büchern und echte bilder. sicher auch, um einem mangel an einzigartigkeit meiner persönlichkeit beizukommen, aber wenn es funktioniert, warum nicht?

darren burrows hat es mit der hand graviert und auf etsy verkauft, mit anderen metallarbeiten zusammen. er hat eine meiner liebsten serienfiguren gespielt, vor über 20 fast 30 jahren, jetzt lebt er auf einem hof in missouri, mit frau, kindern und tieren, und tut dies und das, worüber wir gelegentlich auf facebook informiert werden. dort hatte er seine stücke sozusagen inseriert. hätte ich das messer auch so gekauft? vielleicht, aber  aus den USA – nein, eher nicht. ich habe ja schon ein taschenmesser, wenn auch ein sehr kleines.

zusammen mit anderen schauspielern wollte burrows vor ein paar jahren in einem crowdfunding -projekt eine irgendwie geartete wiederaufnahme erreichen, ich weiß nicht, wie weit das gediehen ist. serien haben ja für den zuschauer sowieso ein hinreichendes maß an unsterblichkeit, mein schlechtes gedächtnis trägt dazu bei, dass mich wenn nicht die plots, dann doch die dialoge und das miteinander der figuren immer neu erfreuen können. für schauspieler und filmmacher ist die sehnsucht eine andere, vielleicht auch existenziellere. geschichten dieser art lassen sich glaube ich immer erzählen, vielleicht nicht noch einmal diese geschichte, aber mit neuen figuren geht das bestimmt.  einstweilen würde mich schon darüber freuen, wenn ein streamingdienst sich der serie annähme, zum gelegentlichen gucken ohne aufstehen.

andere serien haben es mit ähnlicher grundidee versucht, dort gab es gelegentlichen charme und ein, zwei einfälle, wie bei men in trees, aber keine spur magie, dort war die skurrilität meist auf kosten einer figur, oder als bestätigung eines clichees, immer mit einem preis, nie so selbstverständlich und unkommentiert und normal wie bei NE, als teil des menschseins. in dieser grundstimmung lassen sich ohne brüche im tonfall auch klaviere werfen oder mammuts essen, es war einfach begnadet schön geschrieben, ich hoffe, gute drehbücher sind zeitlos.

meinen bildungsauftrag habe ich da erfüllt: für den großen ist es die beste serie aller zeiten. er ist damit nicht allein, auf seiner wanderung hat er dauernd neue menschen getroffen, einmal waren zufällig alle in der gruppe (aus canada, australien und den usa) große fans. diese liebe ist also noch sehr lebendig. habe das herrn burrows erzählt auf fb, er hat daraufhin den sohn grüßen lassen, womit ich ihm eine freude machen konnte. es ist einer von den guten, und er hat mir ein messer graviert.

(ich wollt eigentlich nur drei zeilen über das messer schreiben, aber bei NE blubbert es immer noch eine weile)

 

kw 41

großer sohn zurück, mit riesigem rucksack und voller geschichten. er ist mit bestem freund 6 wochen lang durchs land, wollte sich unistädte und studis ansehen, sie sind mit bus, bahn und per anhalter gereist. das trampen sei kein problem gewesen, sagt er, die beiden sahen mit ihren riesigen rucksäcken genauso aus, wir wir alle mal zwischen abi und ausbildung, sie wurden vielleicht einfach wiedererkannt. vollkommen zeitlos. er sagt, er habe lauter wunderbare menschen kennengelernt, erzählt viel und schnell und gut, sie haben viel erlebt. sie haben freunde und verwandschaft abgeklappert, und dazu gehören auch herzmenschen aus der bloggeria. es gibt ein selfie mit caro und den jungs! schön, das er wieder da ist, habe ihn vermisst. es gibt jedenfalls noch genug parties in den unistädten, und die mensas sind toll.

auf netflix neue serie gefunden, mindhunter, wirklich überraschend gut,  über serienmöder. sie kommt ohne visuelle gewalt aus, ohne die ganze elend billige todesangstspannung, die mir nur den blutzucker hochtreibt, ohne den ganzen anbiedernden gewaltpornokram, den ich sofort weiterspulen will. spielt in den sechzigern, hauptfiguren ein echter cop und ein klassischer fbi-typ, den man sofort wieder vergessen würde, der interessant wird, als er den mund aufmacht und eigene wege zu gehen beginnt. die serie begleitet auf eine nicht sensationsgeile weise die entwicklung des psychologischen profilings, glaube ich, gegen widerstände und zweifel, und beschreibt das als charmantes learning by doing, in einem fensterlosen kellerbüro in quantico. man spürt den ehrgeiz der beiden helden und bekommt die auseinandersetzung zwischen akademie und polizeiarbeit mit und versteht sie. mit vor- und rückschritten, unsicherheiten, fehlern und glücksfällen. gewalt ist natürlich dabei, aber sie bleibt das andere, das fremde, das es zu verhindern und auszuschalten gilt, man sieht sie in verwischten schwarzweißfotos und hört sie in den interviews mit den tätern, sie wird also erzählt und nicht gezeigt, weil die serie die visuelle gewalt nicht braucht, nur in halbsekundenlangen bildern im vorspann, wo wir auf den einen serienmörder hingewiesen werden, von dem die helden noch nix wissen, den es zu fangen gilt.

ein feiner triumph, oder nicht? es geht, es erfordert halt gute schauspieler, gute drehbücher, liebe und genauigkeit in schnitt und ausstattung. großartig. die sechziger sind in drehbuch und figurenzeichnung auch dabei, die hauptfigur eher spießig, ohne das zu wissen, seine partnerin fortschrittlich, an der uni, selbstbewusst und frei, die zeit eher eine diskrete präsenz, aber wiedererkennbar, wie ja auch die konflikte in der moderne mit den gegnern der moderne nicht immer im mittelpunkt stehen, sondern am rande des alltags oft sehr komisch vor sich hin holpern. großartige serie.

erinnert vom dramaturgischen her an diesen sehr guten film über die befreiung der botschaft in teheran, ohne einen schuß, wie hieß der noch? argo? gucke gleich weiter jedenfalls.

erste mammografie gemacht, zwei jahre nach dem termin. nach vier tagen die gute nachricht, alles okay, merke, dass ich mich in einer art tilt-shift-dingens erlebt habe in diesen tagen, genauer und gleichzeitig fiktiver. normalerweise bin ich dem tod gegenüber eher entspannt und fürchte ihn nicht sonderlich, aber in diesen tagen war er greifbarer, als möglichkeit, und da hätte ich doch gern noch 20 jahre oder so. eine verjüngende erfahrung.

 

star trek: discovery

mit spoilern

discovery war visuell kinoqualität, mit großen, detaillierten schlachtenbildern, so perfekt ausgearbeitet, dass die feuerwolken und der lärm im weltraum nicht mehr dazu passen (bei den alten serien immer als augenzwinkern, als hinweis auf die fiktionalität. es ist eine show). wie die schlachtenmalerei der vergangenheit die menschen zeigt, die schlacht im kino meistens die zerstörung von sachen, das spiegelt ja auch die heutige vorstellung vom krieg, mit dem ungleichgewicht zwischen mensch und maschine, opfer und täter, als täter maschine, nur als opfer noch mensch. die hochauflösende zerstörung hat was ästhetisch kathartisches, wirkt aber auch ein bisschen wie der abgesang der technik auf sich selber, als elegie in slowmotion, als bräuchte man da keinen menschlichen (jetzt mal stellvertretend für alle lebensformen) schmerz mehr, weil die technik noch ihren untergang alleine feiern kann. das zeigen von zahllosen details sofort als schwelgerei erlebt, als pathos, weil im rl nur das ergebnis der zerstörung sichtbar ist, die trümmer, nicht der weg dahin. hmm? egal.

die klingonen haben mich überrascht, sie sehen aus wie eine mischform zwischen jem’hadar und den alten ägyptern. krieg und prunk und starke, endividualisierende ideale. schade, ich mochte die in ds9 aufkeimende selbstironie der klingonischen persönlichkeiten, und den leisen spott in der beziehung zwischen dax und worf. in den ersten beiden folgen wird das alles auf tonnenweise gold und pathos reduziert, überhaupt finde ich die ganze kriegs- und gewaltgeilheit, in bild und story, nicht interessant genug für mein trekkie-universum. andrerseits wird die haupteigenschaften der klingonen, stolz und krieg, hier mit einer bisschen orgiastischen lust gezeigt. kamera nah auf augen, körper, tracht, das zeigt die unmittelbarkeit der gefahr, und behauptet sie nicht bloss. ist natürlich auch mode, der perspektivenwechsel zwischen nahaufnahme und totale, entweder das böse ego oder der totale krieg, dazwischen interessiert wenig. als hätte der regisseur die klingonen reduziert auf das selbstbild, das sie als figur haben, und die moderation durch den blick von außen darauf weggelassen, und damit auch den bezug auf reelle kriege und grausamkeit vom analytischen, einordnenden blick befreit. bin gespannt, ob sie noch ein bisschen lehre im neuen startrek unterbringen, einen pädagogischen aspekt. die letzte serie hatte das allerdings auch nicht so besonders.

in den alten serien gab es immer rassen, die einzelne menschliche eigenschaften verkörpert haben. der ferengi als grobkapitalist, die betazoiden, immer weiblich, als mütterliche versteher, die cardassianer als böse kolonisatoren, und ein teil der handlung spielte immer damit, die negativen züge im handlungsverlauf zu temperieren und zu hinterfragen, durch kompromisse, humor, liebe, zufall, dialog, was auch immer. das ist altmodisch, oder? ich fand das wirklich utopisch, und tröstlich.

das aussehen der klingonen ist ein lustiger running gag, in der ersten serie hatten sie nur gefährliche augenbrauen, in den späteren vor allem prachtvolles haar und das rückgrat im gesicht. die autoren hatten jeweils spass mit der erklärung der veränderungen, mal gucken, was ihnen jetzt einfällt.

krieg und dunkelheit gefallen mir nicht, als müssten lauter teenager breitgeschlagen werden, sehr viel spiele-teaser. bis jetzt ist vom utopischen und humanistischen ethos der serie nix zu sehen. ich bin halt auch nicht mehr teil der zielgruppe, das war deutlich. ich will nicht aufgeregt werden durch eine star-trek-episode, sondern verlasse mich auf das gute ende, brauche es auch. mag darum auch keine serienlangen handlungsbögen. aber hey, das waren erst zwei von 15 folgen.

(hach, ich war wirklich aufgeregt vorher)

es gibt, vollkommen angemessen, eine after trek-show, bei der im anschluss fans und zuschauer diskutieren, mit schauspielern und autoren. der gastgeber war unangenehm, lautes, schrilles lachen, blöde witze, unentschlossen zwischen ironie und albernheit kippelnd, frei von der zwar selbstironischen, aber immer respektvollen souveranität, die ich an sendungen mit trekkstars sehr mag.

dramaturgisch schön komplex, trotz dem ganzen kriegsgeschrei. es war ein prolog, in dem eine kapitänin starb, die andere hauptfigur lebenslang hinter gitter kommt. es interessiert mich, wie sie das auflösen, auch wenn mich der krieg leider null tangiert, krieg ist für mich nur niederlage, des plots, der figurenzeichnung, der lust auf gewaltfreie (doof, das man das überhaupt erwähnen muss) konflikte. null.

das gucken war mit hohem aufwand verbunden, netflix wollte nicht, hab ich die appletvs gewechselt, musste dauernd neue kennworte eingeben, habe die nettigkeit der kinder strapaziert, das mit zu gucken. ah, einmal hat jemand über den hohen energieaufwand beim beamen gesprochen, das fänd ich dem prequel-dingens angemessen, die mißgeschicke und probleme des technischen fortschritts unterzubringen.

also beeindruckt, aber nicht begeistert, bisschen das gefühl, als sei der fortschritt beim cgi ein auslöser für die neue serie gewesen, nicht das bedürfnis, die geschichte weiterzuerzählen.

americana

‪american gods habe ich zwei- oder dreimal gekauft und geschenkt bekommen, jedesmal ganz gelesen und dann vollkommen vergessen. müsste ein paar davon im regal stehen haben, finde keines, aber meine bibliothek hat sich auch gegen mich gerichtet grade, weil ich sie so wenig nutze. ‬ich finde nur noch bücher, die ich nicht gesucht habe.

in der serie erkenne ich auch nix, bin am ende der ersten folge fasziniert von den effekten, ich halte sogar die vielen slomo-gewaltszenen aus, sie benutzen ein helles, übertrieben flüssiges filmblut, die szenen kippen dabei vom realistischen ins symbolische. ein gelungener blutrausch, und das sage ich als jemand, der für gewaltszenen sehr gute gründe braucht und dabei selten hinsieht. trotzdem wird gewalt natürlich sehr schnell langweilig, auch mit zeitlupe oder psychedelischen blutwürfen. bisschen erstaunt über die langsame entwicklung des plots. die langen metaphernreich mäandernden monologe zeigen den respekt der autoren vor dem autor, die macher setzen ihre bildsprache mit farben und effekten gleichberechtigt neben sprache und schauspielerpräsenz ein, dazu eine echte americana- auswahl an drehorten und hintergründen, mit landschaftlicher wucht. als ob der film als kunstform seine macht erst noch beweisen müsste, neben all den göttern. jetzt erstmal eins der bücher wiederfinden oder es nachkaufen und neu lesen und neu vergessen. ob ichs weitergucke weiß ich aber noch nicht, bislang kein haken im fleisch.