kaltstart?

menschen in beziehungen, darf ich um eure geschichten bitten?

wann habt ihr euch verliebt? eher in den ersten minuten oder sekunden, oder erst im laufe des kennenlernens? ist es  nach der ersten nacht passiert oder in den wochen danach? war es von anfang an anders zwischen euch, oder ist das andere langsam lauter geworden wie so ein basso continuo, den man erstmal nicht wahrnimmt und dann in jedem atemzug spüren kann? erinnert ihr den moment noch, in dem sich das gewisse etwas zwischen euch gezeigt hat und ans licht kommen wollte, und was war es davor?

ich frage aus neugierde, bei mir war es bisher fast immer sofort, manchmal sogar auf den ersten blick. auf der einen seite ist mir da das risiko zu hoch inzwischen, ich bin deutlich broken hearted, auf der anderen ist es zuwenig planbar, es passiert viel zu selten oder beim falschen. bei meiner suche begegenen mir bislang erstaunlich viele okaye bis tolle männer, kluge, freundliche typen, die mitten im leben stehen. vielleicht ginge es ja auch erstmal ohne große gefühle? und ohne diesen besonderen funken, der die dinge zum leuchten bringt – hmm. wüsste ich gerne.

(abt. luxussorgen)

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vorm joggen

eigentlich laufen gehen wollen. wenig lust vor allem auf den aufruhr des körpers, wenn eine halbe stunde lang alles in bewegung gerät, sich vorstellen, dass der gesamte komplexe innere haushalt des stoffwechsels von minus auf plus hundertvierzig gebracht werden muss, wie das herz pumpt, wie die muskeln immer kurz vorm anaeroben arbeiten müssen. laufen trainiert sogar die organe, hat neulich eine freundin erzählt, seitdem sehe ich immer magen, leber und nieren hoch- und runterhüpfen und mag die vorstellung eigentlich nicht. dazu die erlebnisdichte, wie wenig in einer halben stunde zu hause passiert, wie schnell sie vergeht, wieviele eindrücke allein die samstagsflaneure in meinem viertel machen werden, wenn ich durch sie durchtrotte, wie lang sich die strecke anfühlen wird, immer der moment am parkeingang, wenn ich ogottogott denke, inzwischen aus gewohnheit, nicht mehr aus der not heraus, hurra, aber. der hund hat gedanken gelesen und sitzt mit sehr gespitzten ohren vor mir, was solls, es dauert ja nicht lange.

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weg/ziel

auf der vorbildlichen datingseite, die zum glück auch von vielen redakteuren benutzt gelesen wird, kann man unter verschiedenen suchzielen auswählen, ich habe alle angekreuzt, weil es vor dem kennenlernen schwer vorauszusagen ist, wohin die sache laufen wird: „For new friends, long-term dating, short-term dating, casual sex“. männer, habe ich gemerkt nach ein paar monaten, lesen das irgendwie anders, eher so: For new friends, long-term dating, short-term dating, casual sex

 

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kw weiss nimmer

beim vietnamesen ums eck gibt es grosse büchsen mit mangopüree, mit milch und yoghurt und einem hauch zimt wird daraus im nu wunderbares mangolassi, ein grosses kinderglück! man benötigt nicht einmal einen mixer, ein löffel genügt zum umrühren. und ich bin da nie drauf gekommen, musste erst die nachbarin von erzählen, als wären wir provinz.

ein zwilling ist neulich vor der schule allein zum arzt gegangen, um sich einen splitter herausschneiden zu lassen. ich hatte einen klaren ochnöö-moment, als er mit einem küchenmesser in der einen und mit pflaster in der anderen hand auf einem bein abends um neune vor mir stand. muss ja nicht alles selber machen. der arzt hat wider erwarten nichts i.s. von „das hätte deine mutter aber wirklich alleine … “ kommentiert.

der zeitpunkt im jahr, an dem die diversen über den winter angesammelten haufen in der wohnung sich selbständig machen, keine durch logik gegebenen verortungen mehr, diese feine schwelle zur ernsthaften unordnung, wenn man beim suchen überall nachsehen muss, ungelesenes nicht mehr nur auf dem schreibtisch, socken zwischen den sofateilen, hier gürtel, die über nacht zu eng geworden sind, auf dem hundehaus taschenlampen und wärmflaschen, ein beunruhigend großer kabelsalat vorm kleiderschrank, altbatterien im kartoffelkasten. finde nix mehr wieder. leider erstmal keine zeit zum ausmisten.

freitags nach einer 30std.- woche um 15uhr zuhause und das kurznickerchen ruft, eigentlich steht der hausputz noch an, morgen lieber besuch, morgen abend das gilgamesch-abenteuer, ich bleibe also besser in bewegung und erledige noch den großeinkauf, hund und menschen. in einer umkleidekabine einen rundumblick auf mich as i am ergattert, sehr ernüchtert nix gekauft, weil wozu? ab jetzt nur noch schuhe. bei real eine mutter mit vier kleinen kindern hinter mir in der schlange, ob ich meinen einkauf auf ihre payback karte? klaro. sie hat das gleiche fake-gucci-portemonnaie wie ich, wir grinsen uns an, oder war ihres echt? als ich um fünfe mit vollem wagen vorm haus parke, wollen die kinder alle grad los, zum klavier, zu einem kumpel und (-vergessen), halte sie auf und lasse sie beim hochtragen helfen, sie tun es fröhlich schimpfend und schnatternd. emma setzt sich im hausflur vor die tüte mit dem hundefutter und freut sich, ihr schwanz geht hin und her, hin und her. wie immer freitags total erledigt und mit jeder zelle im leben zuhause, zufrieden. einen caol ila.

 

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you joe

auf einer seite für berliner kleinanzeigen verkauft jemand eine schöne sache sehr billig, frau casino hat großen spass am sachensuchen im netz und fragt nach. bei anfrage stellt sich heraus, er kann kein deutsch und wohnt in england, schickt aber gern noch ein dutzend bilder mehr von der schönen sache. englisch kann er irgendwie auch nicht, so mal dem satzbau nach, ich komm noch auf keinen bösen gedanken, google aber eins der bilder und finde es auf einer seite für spezialisten, in einem beitrag vom vorletzten jahr, mit genauer beschreibung, kaufempfehlung und einem link zu einer ebay-versteigerung. dort finde ich eine beschreibung, den erzielten gewinn (das dreifache des kleinanzeigenpreises), keine bilder mehr, die versteigerung ist im vorletzten sommer abgelaufen, die werden wohl irgendwann gelöscht bei ebay, das bild aus der kleinanzeige und das aus dem spezialistenforum sind aber identisch. ein netter scam,  sie müssen nur noch ein bisschen am stil arbeiten:  „As to the delivery and payment I wish to use a professional shipping company. You Joe see here how it works.The shipping company Joe manage and intermediate our sale.“

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not

…. und um die wunde nochmal tiefer zu machen, kontaktet mich einer über okcupid, er würde mir nach meinem profil den neuen wes anderson empfehlen, der wär toll, er hätte ihn grad gesehen, auch die pressekonfi wär supergut, bill murray echt lustig, dann zählt er noch alle anderen anwesenden stars auf, und ich weiss natürlich, dass dieser unbekannte in der uraufführung des neuen film meines lieblingsregisseurs herumsitzt und das ausgerechnet mir mitzuteilen gewillt ist.

verd.

ich bin ganz klar die einzige, die da nicht reingekommen ist.

ich hätte mit anderson über unsere genau jetzt beginnende langjährige freundschaft plaudern können, ich hätte ein, zwei bemerkungen über beim herumwerfen zerbrochene ausgestopfte elchköpfe einflechten können, sogar so ein leicht unpassender blazer mit karos findet sich in meinem schrank, nein, ich wäre selbstredend im pelz gekommen, mit meinen drei söhnen im schlepptau. alle mit krawatte.

(es ist eine echte niederlage, keine karten für so ein dringendes kulturelles ereignis zu bekommen, nach 26 jahren berlin komme ich sonst irgendwie, irgendwann überall rein. ich habe mich wohl eindeutig zuwenig angestrengt, und anders als früher wurde mir dieses jahr nicht mal eine karte geschenkt, ich hoffe, nur karmamangel. will sonst noch jemand nachtreten?)

ach, was solls, immerhin schickt mir ein unbekannter junger mann lifekommentare über anderson und die anderen helden. mein immerhin ist wie immer auch nicht übel.

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KW 4

schon wieder ferien. grad wollte ich noch was schreiben, dann kam ein kind mit irgendwas durch den raum gesaust, husch, ist die idee wieder im orkus. die ablenkung wird schwerer abzuhalten, je größer die kinder werden, weil ihre themen komplexer werden, heut nacht kam einer und wollte nach ein paar gemeinsamen folgen tng und ds9 über den unterschied zwischen den borg und dem dominion reden, dann hab ich im halbschlaf über inklusive (borg) und exklusive herrschaftssysteme nachgedacht, das kollektive bewußtsein, das sich alles fremde zunutze macht, und das symbiotische, für außenstehende nicht durchdringbare der wechselbälger, in dem alles schon enthalten ist und nicht mehr raus darf. ich fand ds9 sehr modern heut nacht.

das schicksal ist ein mieser veräter“ gelesen, vom großen sohn aufgedrängt, unbedingt müsse ich das lesen, es sei großartig und sehr traurig und sehr schön. habe ich gelesen und war ein bisschen genervt darüber, dass die traurigen geschichten heutzutage so real sind, früher habe ich zb schicksale von waisenmädchen gelesen, die ihre richtigen eltern suchte, so schaurig wie fiktiv, sie wurde sogar von wölfen verfolgt und von räubern im wald, hier war nur der namen des chemo-mittels erfunden, alles andere hätte genau so passiert ein können, überhaupt das nervige übermass an trüben stoffen in der jugendliteratur, scheidungen, krebs, unglück, mobbing, drogen, nur ängste überall, kind gegen irgendeine finstere macht, das kind mehr objekt als subjekt, keine geschichten mehr, nur schicksale, kein wunder, dass all der fantasykram so viel gekauft wird, es gibt wohl nix dazwischen. und klar, kind liest begeistert, mutter freut sich, schreiben kann john green wirklich.

davidzwilling steht am schreibtisch und liest dem vater am telefon seine noten vor, er will eigentlich grad was ganz anderes machen und sagt das dem vater nicht, sondern hopst mit großer geste von einem bein auf das andere, gleichzeitig ernst dem vater ggü und mit ironisch verrenkten augenbrauen mir gegenüber, ein wunder, wenn sie mich fragen. ich finde ja, den vater gehen die noten seiner kinder 0,0 an, eins der unzähligen falschen dinge, die man eben akzeptieren muss in meiner lage, in einer idealen welt wären die noten etwas nur zwischen dem lehrer und dem kind, ein masstab, auf den man manchmal zurückgreifen muss, aber nicht immer. naja, dann wären sie überflüssig.

so, lauter postingsideen, kann ich ja alles nochmal ausarbeiten, wenn, ja.

 

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und nicht vergessen

das bisschen verunsichernde gefühl, eine sache gleichzeitig zu wollen und nicht zu wollen, zwei äste, deren stamm ich bin, in beiden weit auseinanderliegenden alternativen das gemeinsame suchen, mich darin wiedererkennen, auch nicht weiter kommen. der weg zur entscheidung mal nur zwischen herz und kopf und mal auch noch durch alle außenbezirke.

die kleine lust darauf, immer den größeren sprung zu wagen.

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KW 2

der jetlag nach den ferien immer. abends schlagen andauernd türen, die kinder streiten und diskutieren und lachen miteinander, als wären sie grade aufgewacht, 23:22, ein besuchskind ist auch dabei. wieder ne tür, gute nacht mama, sagt der grosse, wieder ne tür, zwilling eins, mama, gute nacht, und morgen gehen wir in kino!, tür wieder zu, tür wieder auf, zwilling zwei, nacht, mama, tür wieder zu, wieder auf, besuchskind muss noch mal. einer pfeift ein lied. der grosse smst noch mit jemandem, der mich nichts angeht, und kichert und gluckst dabei. mein herz ist fast entspannt und nur teilgenervt und freut sich darüber, schon so alt zu sein, steinalt, schwerer, fester stein, der hört nix mehr, da können ewig türen auf und zugehen.

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krieg

muss einiges anpacken dieses jahr, auch noch anpacken, die hoffnung, dass jede lebensträgheit einen ausgang findet und leerrinnt wie eine sanduhr, weil ihre zeit jetzt abgelaufen ist.

wie jeden januar würde ich das jahr am liebsten einem buch widmen, weiss noch nicht, welchem, notfalls halt wieder montale, ich wollte auch mal jeden nobelpreisträger seit 1901 lesen und bin gleich beim schauerlichen quo vadis steckengeblieben, wg. der vielzahl von hollywoodreifen szenen, der autor berichtet von einem disput mit seneca und nero darüber, ob frauen eine seele haben, wird leider nicht weiter erläutert, sofort danach wird der held von zwei hünenhaften badedienern auf einen tisch von cypressenholz getragen, „der ganz mit schneeweissem Byssus aus Aegypten bedeckt war. Nun tauchten sie die Hände in wohlriechendes Olivenöl und begannen den schöngeformten Leib zu reiben.“ – das ist doch was. die meisten dieser autoren sind nicht mehr allzu bekannt, ihre werke vergessen, es scheint verlockend, da nochmal reinzulesen. ausserdem mag ich die über zvab beziehbaren alten ausgaben, die ersten paar jahre liegen hier schon.

muschelseide. heute nur noch in sant'antioco auf sardinien hergestellt, von einer einzigen frau.

nebenbei lese ich seitenweise in der grosse krieg, als buch überraschend vorhabensvoll für so einen alten krieg, aber ob ich 900 einzelseiten schaffen will? die ganzen schlachtstrategien, so befremdlich zu lesen, männer und krieg, die im planungseifer verborgene euphorie, endlich mit echten menschen und schiffen krieg spielen zu dürfen, im text spürbar wie woanders beim reden über sex, als spannungfeld, das nicht ans licht muss. die gewaltlust gehört vielleicht als teil des menschen einfach besser ritualisiert, wenn abschaffen schon so ungeheuer unmöglich ist, das ist gar nicht schwer, wenn man bei kindern nicht allzu viel falsch macht, ein gleichgewicht zwischen ausleben und selbstbeherrschung vermitteln, gewalt als ein trieb unter anderen, die auch nicht zum untergang führen, sondern gestaltbar bleiben. heikles thema für ahnungslose wie mich, aah, mehr zur gewalt lesen. haben mich die erinnerungen an meinen urgrossvater draufgebracht, außerdem wird er hundert, der erste wk, da schadet ein grundlagenbuch nicht.

 

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filofax reloaded

apple hatte neulich all meine kalender- und adressdaten auf ihre server entführt, ohne ausdrücklich danach zu fragen. wie bei einem trickdiebstahl, man wird in ein angenehmes gespräch mit schönen menschen verwickelt und bemerkt die schnelle hand nicht unter dem tollen stadtplan. ich hab die daten wieder, aber sie fühlen sich bisschen benutzt an, nachdem sie einmal um die welt gerauscht sind und ein paar internationale datenbanken von innen gesehen haben.

also habe ich im altkram-kasten auf dem schrank die alten agendas gesucht und gemerkt, dass sie noch leben, das leder nachgedunkelt und altmodisch wirkend, zitat des zitats, die benutzung mehr geste als funktion, ein symbol der achtziger. nach den organizern kamen ja erstmal  palm und blackberry, aber die haben sich irgendwie nicht so aufgedrängt wie das smartphone später, da war der männer-wichtig-macht-aspekt in der symbolik deutlicher als die vereinfachung der oberfläche, außerhalb des CEO-bereichs waren die geräte schnell albern.

es ist so schnell gegangen mit der netzwelt, mir scheinen die dinger älter und entthronter als sie sind, dabei gibt es haufenweise youtube-filme, in denen frauen ihre filofaxe durchblättern. mein haltung also eher vorhut-hochmut. wie gefühlt überall das digitale ist, eigentlich ein wunder, wo es doch nur einzwei bereiche des lebens betrifft und zuwenig platz für klebebildchen und bunte heftklammern bietet.

die alte agenda ist da wo sie liegt und nicht heimlich noch überall sonst, es gibt für sie nur anwesenheit oder abwesenheit, das sentimentale ist ein nettes optional. ich werde sie andauernd verlegen und in meinen handtaschen verlieren, aber die daten sind dann eben nur da oder weg – oder ist das dann wie geld unter der matratze? die datenwährung stell ich ja nur zur verfügung und verdiene selber nix dran, bei verlorener kontrolle, scheint mir doof. wildwestzeiten der datenära, oder doch pensionär mit banknoten in der kaffeedose? we’ll see.

in der agenda lauter sehr alte und sehr vergessene tokens, ein cd-verleih-ausweis, 1000 berlin 65, wedding, da hab ich auch mal gewohnt irgendwann

[ich weiss nicht, ob vor oder nach neukölln, nach neukölln bin ich ’91 gleich in den osten gezogen, novalisstrasse 4, dort war ich im vierten stock, drei aussenwände, zwei zimmer, ein allesbrenner, telefon mit nachbarin geteilt, kabel über den hof, immerhin hatten wir einen der fünf hausanschlüsse, die es zu ddr-zeiten gegeben hat. im erdgeschoss lebte betty hoffman, die bessere zeiten gesehen hatte, wie die bilder von ihr in weissem kleid auf einer jacht zeigten, hand im haar, haar im wind, in den dreissigern des letzten jahrhunderts. sie war dorthin umgezogen worden, ihre großen möbel standen kreuz und quer im raum, es waren zuviel möbel für die ein oder zwei zimmer, „ich kann dann um ein paar ecken herumlaufen  wie früher“, sie heizte mit ihrem gasherd und stand elegant am fenster zum hof, klein, zierlich, um die 80-90 jahre alt. ich hab ihren hibiskus gerettet, der immernoch auf meinem balkon blüht],

eine karte der biblioteca comunale di milano, mit terroristenfoto. eine quittung über „250“, ausgestellt von der frauenärztin für eine IUS, im mai 2002, da hatte ich grade die zwillinge abgestillt. ein ticket für pussy-könig der piraten am schauspielhaus zürich, 16.12.2000, von der besten freundin inszeniert. zu allem fällt mir was ein, an nichts hätte ich mich ohne die zettel wieder erinnert, wieder mal gedacht, schnipsel reichen, kein mensch liest alte tagebücher.

das hier: filo-seite mit elias’ geburt

es gibt noch einlagen dafür, hab sie bestellt, mal versuchen, ob ich mit meiner zeitplanung zurück kann ins analoge, für die eher umfangreichen adressdaten wird es zu spät sein, das kopieren zuviel arbeit und zuviel möglichkeiten für fehler. mit dem kalender/den neuen daten endlich ein ende der unsicherheit darüber, in welchem rechner welche daten stehen, schluss mit nicht- oder doppelt oder dreifach synchronisierten terminen, all der vollkommen unausgegorene scheiss wird wegfallen, vor allem mit dem fehlenden standpunkt zur datensicherheit muss ich mich dann nicht mehr befassen, aber hey, werde ich mich ärgern, wenn das ding mal irgendwo liegenbleibt.

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außerdem im pocket-filo hinten drin eine uhr gefunden, die auch mal wieder ans licht muss.

 

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tag 350

die ich- und die überich-blogs

wenn im winter morgends um zwanzig nach sieben die kinder aus dem haus sind, das licht in der wohnung genauso wie am abend davor um 23 uhr, wie sehr der aufräumstatus von der beleuchtung abhängt, „gemütlich“ im dunkeln. heinzelmännchen wären schön.

ich habe meine jahresvorsätze immer erst jetzt, blutzucker konstanter, 4x sport pro woche, job, nochwas.

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dudamel in der philarmonie

der stravinsky ist frisch und lustig, ich werde den trägen und verschneeregneten dezembertag los beim zuhören. dann schuberts vierte symphonie, nicht seine stärkste, wie der begleiter weiss, ich weiss das nicht und höre sie heute zum ersten mal, dirigiert vom salvadorianer dudamel. sie hört sich frisch und gewaltig an, mit einer spannung und einem fluss, den keiner meiner schubertaufnahmen hat, die ich allerdings selten höre, bei schubert bleibe ich natürlich immer in den kleineren klavierstücken und den liedern hängen, und schu.'s vierte hängt ordentlich hinter der vierten von lvb, die beliebteste zu seinen lebzeiten, wie wikipedia weiss. dudamel spielt sie nach der pause (die man statt in der sektschlange lieber komplett im plattenladen im foyer verbringen sollte, gabs den früher auch schon? erinner ich gar nicht ) und nach einem zweiten stravinskystück, darin ein eher halsbrecherisches flötensolo, der typ mit der goldenen querflöte, wie heisst er gleich? berühmter solist, ach, die lückenhafte bildung immer. er hier! pahud.

beim letzten stück und höhepunkt des abends, bei der vierten von lvb sind orchester und dirigent wie frisch verliebt, alles schwingt und spricht miteinander, im ersten satz das adagio ist wunderschön, zart, verhalten und kompakt, und dann leider schnell vorbei, ein kurzes thema, gleich aufgelöst in den, äh, was immer dann kommt, aber ich trauere ihm ein paar takte lang hinterher. dudamel ist dem orchester immer ein halbe bis ganze sekunde voraus, wir sitzen im h-rang und sehen dem dirigenten ins gesicht, seine locken fliegen, er ist nur zwischen den sätzem kurz ruhig und ausdruckslos im gesicht, sonst sind mimik und bewegung ein fortlaufender kommentar zur musik, er tanzt seinen beethoven. bin gespannt auf die kritiken, das tänzerische mögen bestimmt einige nicht, dudamel hat die 4. schon etwas verwalzert. der begleiter moniert zu leise bläser im dialog streicher/bläser, meint aber, das sei auch eine erfahrungssache, der dirigent ist schliesslich erst zarte 32 jahre alt. hab ich nicht gehört, mich haben dynamik und eleganz umgehauen, aber ich habe bisher auch eher ohren für vokalmusik gehabt, vielleicht noch klavierkonzerte, die grossen orchestersachen brauchen so eine gewisse leere und öffnung, weil sie so raumgreifend daherkommen, da kann ich ja noch reinwachsen. früher war ich viel häufiger in der philarmonie und erinnere mich an diese kleinen aufblinkenden hoffnungen von körper, seele oder geist, es möge jetzt auch mal zu ende gehen mit dem satz, das nachlassenwollen der konzentration, gestern war ich die ganze zeit gebannt dabei. gut, er hat ein schönes gesicht und eine richtige dirigentenhaarpracht, schwarze locken, die er sehr dekorativ und energiereich herumwirbeln lässt, das auch, aber es war wirklich die musik, dudamel hätte gern noch ein oder zwei symphonien draufgeben können. toller abend. es gibt das konzert vom nikolausabend demnächst in der digital concert hall zu sehen, wir waren einen tag später dort.

 

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feldpost

beim suchen nach der herkunft einer geerbten taschenuhr bei meiner mutter das dicke alte fotoalbum mit der aufschrift feldpost gefunden, bis zur letzten seite gefüllt mit dutzenden von postkarten von der front im ersten weltkrieg, fast alle schwarzweiss, ein paar nachkoloriert, einige fotografien von jungen soldaten in heldenpose mit gewehr bei fuss vor wald oder fels,  mit bleistift bis zum rand vollgeschrieben, sütterlin, schlecht, aber doch lesbar, aus den jahren 1916 und 1917.

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es sind dankespostkarten an meinen urgrossvater, der die soldaten „auf ausdrücklichen wunsch“ hin mit patriotischen gedichten beglückt hat. es ist fanpost aus einer anderen zeit, er hat sogar geld mit den gedichten verdient, und es gleich wieder gespendet, lustigerweise liegen die quittungen auch alle da, eine vom „chef des heeres auf helgoland“, in der kleinen flaschenkiste, in der alle andenken an die familie meiner mutter platz finden, ich werde versuchen, die karten zu lesen, hatte gestern weder zeit noch eine kamera dabei. mich fasziniert ihre vollkommene vergangenheit, ihr plusquamperfekt, alles an ihnen ist vorbei und vergessen, adressat wie absender und anlass, eins der gedichte liegt auch im kasten, es ist eher lang, weil es sich mit allen weltkriegsgegnern deutschlands befasst, sagen wirs mal so.

wie diese ganzen leben immer zu ein paar anekdoten verdichtet werden, von den enkeln noch weitererzählt, dann werden sie schwerelos und unwichtig, die toten, und verlieren ihre haftung in der welt. kennen sie die eltern ihrer großeltern mit namen? in der handvoll geschichten über ihn erscheint er als ein lebenslustiger mann, ein apotheker, der gerne ins theater ging, gedichte schrieb, und oft und gern im laienschauspiel unterwegs war, ein paar bilder zeigen ihn im kostüm auf einer bühne, oder war er nur die beiden male dort? es ist wenig im vergleich zum überangebot an zeugnissen, die wir hinterlassen werden, aber vielleicht genügt es ja.

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er gehörte wohl außerdem dem stahlhelm an, einer truppe, von der ich noch nie gehört habe, wohl ein eher übler militaristischer und erzkonservativer haufen, später faschistischer als die faschisten, wenn wikipedia recht hat – und war ansonsten kaisertreu. er ist 1928 sehr jung gestorben, mit mitte fünfzig, ich hoffe, er wäre sauber geblieben, wenn er die dreissiger noch erlebt hätte, aber wer weiss das schon.

und die uhr? meine mutter hat dann noch alle tanten angerufen, und wir haben einen platz für sie gefunden, sie kommt aus einem ganz anderen familienzweig, von der berliner cousine der mutter meiner großmutter väterlicherseits, tmi, ich weiss, ich weiss, aber dann kann ich nachgucken in ein paar jahren, wenn ich sie wieder einmal tragen möchte. ein guter grund für erbstücke, geschichten an die luft bringen, und wäre die uhr nicht wertvoll, dann hätte sie sich niemand merken können.

 

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