titel

wollte nur schnell die schriftart wechseln, dann ging alles so einfach… und jetzt ist es immer noch eine immerhin keine serifenschrift! ab jetzt täglich neue designs. dieses style.css ist ein furchtbar unübersichtlicher trumm, es ist mir nicht gelungen, die titel der postings etwas eleganter und diskreter zu gestalten. falls mir da jemand helfen könnte, es wär mir eine freude.

 

brooks ade.

hat mir doch neulich einer von meinem alten fahrrad den alten brooks-sattel geklaut. wollte ich einen nachkaufen, aber die dinger kosten unglaubliche 140€ inzwischen. damals* waren es glaube ich 40dm. die verletzung bei diebstählen, schlimmste verwünschungen, gleich das bild vom stumpfsinn solcher diebe im kopf, und wie überhaupt nicht sie erreichbar sind für unsere gefühle. der mann vom radladen meinte, auf dem flohmarkt am mauerpark gäbe es immer sehr viele alte ledersättel. jetzt einen billigsattel unterm hintern, sehr entthront gefühlt. mein altes rad ist mir nämlich ziemlich heilig.

oh! sehe grade: bei meinem radladen kosten sie 140€, sonst um die 90.

q&a&q

großer spass:

1. Käme heute Nacht eine Fee zu Ihnen ans Bett, welchen erfüllten Wunsch gäben Sie zurück?

ein paar große wünsche hab ich mir erfüllt und kann keinen zurückgeben (einer ist fast volljährig und die anderen beiden behalte ich auch lieber), ich würde lieber die unerfüllten zurückgeben wollen.

2. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachtschrank?

das oberste ist von katja kettu, wildauge. hat mir der grosse zu weihnachten geschenkt, ich will es mögen.

3. Welcher Geruch lässt sie schaudern?

vergorene milch, aber es gibt wenig intensive gerüche in meinem leben, selbst die milch ist immer alle, bevor sie schlecht werden kann. ich kann mir einen üblen geruch auch so schnell wegdenken, dass es bis zum schaudern selten reicht. am liebsten rieche ich muskatnuss und pfeffer.

4. Was haben Sie zuletzt verloren?

meinen lieblingsring, den ich vor jahren schon mal verloren hatte, dann wiedergefunden und sofort danach wieder verloren. auf der suche nach ihm habe ich wohnung und leben umgepflügt, erfolglos. großes rätsel.

5. Sind Sie glücklich?

nein. ertappe mich trotzdem dabei, weil ich im schönen nicht kartographierten manchmal-land alles um den moment herum vergessen kann und dann restlos aufgehoben bin. habe eine recht solide begabung zum glück, ich funktioniere tagelang mit einem lächeln oder einem satz.

6. Zöge Alice sie mit ins Kaninchenloch, in welcher Welt wachten Sie gerne auf?

in einer, wo alles noch möglich ist.

7. Lesen Sie Gedichte? Wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

ich liebe lyrik. da leider wenig neue autoren, also ja, montale immer noch, platz eins, thomas sowieso, grad wieder sehr über die wunderbaren zeilen unter gagas füßen gefreut. mein textgedächnis ist so miserabel, dass ich mich immer wieder wie neu freuen kann. online lese ich zb dale und freue mich, wenn ich irgendwo lyrik entdecke, wie häufig bei frau wildgans.

ich hab nur ca. 2m lyrik und gehe manchmal ans regal und lese dann etwas neu, männer wie frauen. ernst herbeck, weil die zeiten so verrückt sind. rene chars texte aus dem widerstand, aber im winter auch mal gern die mit dem fokus auf sich selber, meckel, auch bachmann immer mal wieder. mascha kaleko, so schön klar, oder ausländer, zuerst noch in mailand mit michael endes unendlicher geschichte gelesen, aus zufall, seitdem verbinde ich sie immer mit der kindlichen kaiserin.

songtexte sehe ich auch als eine art funktionale lyrik, höre sie aber anders,  da will ich immer gemeint sein, als ob gedichte sich eher an die allgemeinheit richten und songs an den, der sie hört oder spielt, auch weil da über die musik noch ein direkter zugang ins limbische system dabei ist, mit projektionsfläche für all das, was beim hören außerdem noch passiert, oder nicht passiert, mit gleicher macht. es ist ein dialogisches medium, anders als bei gelesenen zeilen, die eher in sich geschlossen sind und vielleicht einen werkbezug haben oder einen historischen, als kontext oder als lebensphase des lesenden. ich mag die kleine form sehr gern, sie entspricht auch meiner art, glück zu erleben, das gedicht/der song als kleines funktionierendes universum, das man dabeihaben kann, wie die katze ihres in mib, etwas intimes, ein sicherer hafen für mich. ich mag die klaren, linear und narrativ aufgebauten, bei den exaltierten und prätentiösen werde ich sofort von der intention des autors abgelenkt und muss lachen.

8. Sie stehen ohne Kompass, Stadtplan und Smartphone im Wald. Wie kommen Sie zurück in die Stadt?

mit gesundem menschenverstand. vielleicht atme ich aber auch tief aus, bleibe da, baue mir eine hütte, und lebe mein ganzes verbleibendes leben in ein paar wochen zuende.

9. Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

mit einer freundin heute vormittag, über uns. im netz gestern zb hierüber und allgemein gern über albernen kram.

10. Welche drei Dinge, die sie nicht haben hätten Sie gern?

ein neues rad, ein neues handy, mehr ram für den ollen imac.

11. Wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig Zeit genommen?

dummerweise für netflix, wenn ich ehrlich bin. untergang des abendlandes. bin aber auch sehr in winterstimmung abgetaucht, heute werde ich deswegen lyrik lesen, irgendwas klassisches, oder shakespeare? bei mir hat das lesen in letzter zeit etwas inszeniertes bekommen, ist folge eines vorhabens, nicht mehr der selbstverständliche griff ins buch. ich mag aber diese zweihandbewegung, eine hand greift um den buchrücken, die andere sucht nach der stelle. ich glaube, ich nehme die mir nahen bücher in die linke hand dafür, die anderen, noch unerschlossenen, in die rechte.

ich habe all diese fragen freundlicherweise von marie_sophie gestellt bekommen, und gebe weiter an frau montez und frau gaga, die herren goncourt und kid antworten normalerweise nicht  auf sowas, oder? und too1? frau wieseltier würd ich auch gern lesen, und herrn dieseldunst!

meine fragen wären: 1. mit wem sprechen sie täglich als erstes? 2. wann waren sie zuletzt verliebt? 3. welches buch begleitet sie schon länger als 10 jahre? 4. haben sie ein geheimes projekt? (ja/nein reicht) 5. lesen sie gedichte? wenn ja welche, wenn nein, warum nicht? 6. worüber haben sie zuletzt gelacht? 7. wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig zeit genommen? 8. haben sie sich schonmal grundlegend geändert? 9. sind sie glücklich?

5 x tgl., open end

abbott libre* schickt mir eine bestellaufforderung, anruf bei der krankenkasse bestätigt: wird nicht übernommen, der mitarbeiter erklärt mir noch den gerichtsbeschluss, nachdem der libre gar kein messgerät sei, weil die werte im unterhautfettgewebe gemessen werden und nicht im blut. die lobby mag die dinger nicht, heißt das, der patient ist irrelevant, es geht um einen ordentlich großen und vor allem sicheren markt. als ob kontaklinsen keine sehhilfe wären, weil man sie anders einsetzt, aber der vorteil für den patienten ist hier sehr viel deutlicher: kein stechen mehr, alle 5 minuten automatisches messen, lückenlose blutzuckerprofile, durch nacht und wind sozusagen, mit deutlich besserer grundeinstellung.

das system kostet eigentlich nicht die welt, 60€ alle zwei wochen, das lesegerät noch mal 60€. habs für einen monat bestellt, jetzt mischung aus vorfreude und bauchschmerzen. warum? weil ich im schnitt 5x täglich steche, seitdem es blutzuckermessgeräte gibt, seit mitte der siebziger also, und mir eine pause davon kaum vorstellen kann. weil meine einstellung grade unsteuerbar herumwackelt schwierig ist (nein, ist nicht meine schuld, trotzdem ist es unangenehm, darüber zu reden),  mir eine kontinuierliche aufzeichnung sehr viel weiterhelfen wird, schon ein paar wochen sind da ein großer schritt nach vorn. bauchschmerzen, weil ich nix über habe für solche annehmlichkeiten, einmal schon, vielleicht entdecke ich ja ein paar unsichtbare baustellen dabei, da kann ich mich mit der verantwortung ggü mir selber rausreden, aber für immer reicht es einfach nicht. hoffe sehr darauf, dass die kassen irgendwann ein einsehen haben.

*neuartiges blutzuckermesssystem, bei dem man einen kleinen sensor auf den oberarm klebt, der für 14 tage alle 5 minuten den blutzucker misst und die werte speichert. danach wird er mit einem neuen ersetzt. mit einem lesegerät lassen sich die werte über bluetooth auslesen, wann immer man sie wissen möchte. ein recht hoher prozentsatz der typ 1 – diabetiker möchte eins, womit die firma aus unklaren gründen nicht gerechnet hat. ich hatte meines im juni 2015 bestellt.

unhappy victories

in der nyt einen sehr gut geschriebenen langen artikel über eine klage gegen die firma dupont gelesen, die den stoff pfoa (eine art schmiermittel, ua für die herstellung von teflon-beschichtungen verwendet, ähnlich wie bpa, soweit ich das verstanden habe) ungefiltert in die umwelt entsorgt hat, obwohl der konzern genau über seine hohe giftigkeit bescheid wusste, und zwar aus eigenen studien. liest sich wie ein roman, und die sache ist nur aufgrund eines aus einer mischung aus überheblichkeit und mangelndem durchblick verursachten fehlers des unternehmens zur klage gekommen. unglaubliche und sehr, sehr finstere folgen der gier.

(habe eine teflonpfanne mal im ofen vergessen, als der an war, den gestank haben wir tagelang nicht wegbekommen, seitdem nur noch unbeschichtete pfannen, zum leidwesen der spiegeleifans im haus. man entkommt diesem zeug aber nichtmal als vollöko auf dem land.)

 

dhl

einer trägt den neuen geschirrspüler die beiden stockwerke hoch, der andere trägt den alten wieder runter, jeweils allein auf dem rücken, mit zwei händen an den oberen ecken gehalten. sie sind in den dreissigern, einer hat schon bier getrunken um 8 uhr früh, ihre bewegungen sind sparsam und genau choreographiert. dann sind sie wieder weg und fahren bis mittags weiter schwere sachen aus, ich hol mir einen zweiten kaffee und setz mich an den schreibtisch. konnte ihnen nix geben, weil die kinder heut früh geld brauchten. das geld zeigt respekt auf die einzig mögliche weise, oder die einzig sinnvolle.

neujahr

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diesen januar 12 jahre alleinerziehend. phantasiere manchmal darüber, auch vierstellige leserzahlen zu haben, wenn ich nur mehr über die schwierigen teile meines lebens schreiben würde, allein mit drei kindern und hund, den diabetes, den mangel überall, aber ich hab das blog ja grad als alternative zum alltag, als spielwiese. ob ich meine ganze grause lage mit anderen texten vielleicht ändern könnte? das glaube ich nicht. es wären dann auch andere leser wahrscheinlich, ich mag ja meine sehr.

bisschen neues design wäre ja mal ein anfang, not? mal schaun.

letzte woche mit frau ziebarth den kudamm entlanggefahren, um ihr die wunderschöne weihnachtsbeleuchtung zu zeigen, in jedem baum lauter kleine weiße lichtbälle, die ganze allee entlang. danach wollt sie noch in eins ihrer geschäfte mit kunsthandwerk aus asien, sie hat sich etwas gekauft für ihre sammlung, ich aus solidarietät einen ring aus silberbronze, nepalesisch. habe dann die nägel hellblau lackiert und den ring spazierengetragen.

 

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in der 9. sinfonie gewesen mit den kindern, ich hab sie überhaupt zum ersten mal live erlebt. herr herbst war auch dort, hab ich grad gesehen, und hat viel mehr gehört als ich. wir sassen über dem chor im zweiten rang, am besten konnte man den schlagzeuger sehen von dort, der immer wieder mit den händen die paukenfelle leicht angeschlagen hat, mit dem ohr fast auf dem fell, um ihre unversehrtheit zu überprüfen, glaube ich. die zwillis haben im dritten satz kurz geschwächelt, der große fand ihn am schönsten, ihre wahrnehmung geht schon auseinander, mit den beiden jahren abstand. wie das thema im vierten satz auf den basslinien zuerst auftaucht, ganz leicht und unpathetisch. fast befreiend, den berühmten chorsatz mal da zu hören, wo er hingehört, ich schließe sonst immer meine ohren und mag mich dem pathos nicht ergeben, hab dann beim konzert die mögliche hingabe mitgenommen.

 

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sylvesterparty mit alten freunden in der kollwitzstrasse, wunderbar, mit feinem essen und vielen gesprächen, in einer sehr großzügigen dachetage. meinem kind nicht gleich gratulieren können, er ist am 1.1. siebzehn geworden und war auf einer anderen party, wie seine brüder auch, jeder woanders, und wir sind noch bei O2, da kann man erst am ersten morgens wieder telefonieren. in der letzten nacht des jahres doch noch angeflirtet worden, zum ersten mal in diesem dummen jahr, wie sich dann alles nervenschnell verändert, das lachen größer wird, die selbstdistanz verschwindet, man wieder schlagfertig und schnell wird, ganz selbstvergessen.

es gibt da einen auf okc, bisschen hippie, dem hab ich in so einer auchegal-haltung schon in der zweiten nachricht von meinen kindern erzählt, und wie jung sie noch sind, und er hat geantwortet, weil er ein hippie ist, denke ich, lang und dünn ist er, nicht so beweglich mit der sprache. die eigene unvermittelbarkeit ignorieren. das nächste mal antwortet er nicht.

im berliner ensemble mit dem großen sohn faust eins und zwei geguckt, von bob wilson bebildert, wieder mit frau ziebarth, die ich wunderbar häufig sehe gerade. frau ziebarth geht nach dem stück immer noch in die kantine und setzt sich an ihren tisch, der mit dem „technik“- schild drauf. sie ißt ein mett- oder schmalzbrötchen und trinkt eine apfelschorle, wir reden über das stück, der große konnte bei faust 2 nicht folgen, weil er das noch nicht gelesen hat. macht, geld, sex versteht man in den szenen aber auch ohne textkenntnis. wir sind alle begeistert, am ende des abends kommt der große, großartige christopher nell sogar noch herunter in die kantine, gekleidet wie ein gentleman, mit kamelmantel und hut, umarmt und begrüßt frau ziebarth und schüttelt sehr freundlich auch dem jungen und mir die hände. aww! er ist ein phantastischer mephistopheles, es ist sein stück. und er kann jodeln. unbedingt den hamlet mit ihm sehen, aber er ist grad in wien für den handke, sagt er, nur für den faust kurz in berlin. im märz wieder, gehen sie hin.

wahnsinnig müd für einen jahresanfang. wenig hoffnung, dass sich da was ändert. kopf nicht klar genug für mehr zeilen über den mephisto oder den janowski, das finde ich nicht so gut.

 

x ist eitel*

wie eine übermäßige ausgabe sowohl belohnung als auch last sein kann, setzen sie einfach ihren eigenen kaufbaren herzenswunsch ein, etwas nicht lebensnotwendiges, das auch einfacher möglich wäre, und nehmen weiterhin an, das geld dafür sei da, aber nicht leicht wiederverdienbar, ein polster für waschmaschinen oder autoreparaturen, sowas.

einerseits gönne ich mir etwas, erfülle mir einen wunsch, werde mich jeden tag daran erfreuen, andererseits verdienen solche fixierungen eine portion mißtrauen, weil die differenz zwischen ausreichend („läuft“) und übertrieben („wow“)  so sehr mit bedürfnissen gefüllt ist, die mehr in der beziehung zur welt als der zur sache ihr zuhause haben. ich habe ein paar solcher wünsche, z.bsp. nach einem neuen rad. ich habe ja eins, es ist 18 20 jahre alt und die gänge springen, aber es fährt und fährt, bergauf und bergab, aber so ein neues, mit heilem lack, trommelbremsen und rund laufender mechanik? ich besitze sogar ein zweitrad von bianchi, das fährt auch, ein klares flanierrad ohne platz für einkaufstüten – allerdings ist es quasi osmotisch in den besitz des großen sohnes übergegangen, steht in seinem zimmer und wird von ihm betreut.

sonst habe ich solche fragen beim kauf teurer appleprodukte, wo es andere für ein drittel gibt, die auch funktionieren, nee, ist vielleicht kein gutes beispiel, weil bei apple der irrationale anteil am wert deutlich höher ist, vielleicht besser: eine leica, wenn es auch eine fuji täte – ich meine also dinge, die nur ich nutze, die in preiswerter (alles drin, in dem wort) version ihre funktion genauso erfüllen, wo also eine freude am luxus teil des begehrens ist, wo allein das wahrnehmen der unterschiede in der leistung schon wieder eine nur den spezialisten und ästheten mögliche form der distinkion erfordert. gildet nicht für apple, für alle android-geräte bin ich inzwischen zu blöd, habs versucht.

oder eine feine gitarre von martin, auch so ein irrationaler wunsch, obwohl ich noch kaum spielen kann, bestimmt mag ich die firma schon wegen ihres namens, er hat den vollen, warmen und bisschen traurigen klang vergangener lieben, beide martins konnte ich weder kaufen, noch spielen oder gar behalten.

aber ist das nicht auch ein entwicklungstillstand, abhängig sein von zukunftsangst, bleibe ich nicht stecken in so einem blöden protestantismus, die nachhaltigkeit immer, das sicherheitsdenken, soll ich nicht doch mal einfach kapital raushauen, kopfüber ins wertesystem eintauchen und mich wärmen lassen von nutzloser nicht vollständig nutzbarer verschwendung? überlege ich grad. ich möchte im grunde wissen, ob es einen tragfähigen grund für luxus gibt – oder nur im sinne einer verschwendung als feier der vergänglichkeit, als potlatsch? luxus als schönheitsreserve, das ist auch ein feiner grund, wir lieben schönheit, in jeder form, und den überfluss als freiheit von notwendiger mühsal. die selbstbestätigung durch schöne dinge, überhaupt die möglichkeit, etwas schönem nahe zu sein, gern auch in demut, oder was immer eben übrigbleibt nach einem leben im leben. das ist mehr als genug, aber.

zumindest bei rädern, gitarren und kameras ist der hohe preis im handwerk und materialien nachvollziehbar, zu sagen wir mal zwei dritteln? das letzte drittel ist irrational und prestige, weiß ich aber nicht genau, mehr oder weniger je nach gewinnmarge. man kann ja sicherlich schon das profitstreben selber als im kern irrational verstehen. bei apple, nunja, man erkennt sie noch, die magie.

vielleicht löst sich auch der wunsch im zuge des nachdenkens darüber in luft auf, und der damit stillbare mangel (an luxus, nicht an rädern) ebenfalls, er ist ja vielleicht einfach aus anderen bereichen herübergeschwappt, bis dann der ganze herzenswunsch als verschiebung sozusagen durchsichtig wird und eh nicht ganz erfüllbar, und der bedarf dann pragmatisch mit etwas preiswertem gestillt wird, wenn es notwendig wird, und keinen tag früher. die mühe, symbolische mit reellen werten zu vergleichen

auch blöd. ohne glamour.

luxus, darauf wird es hinauslaufen, muss man sich leisten können, ohne der ausgabe mehr als ein paar tränen nachzuweinen, und luxus beginnt dort, wo der wert nicht mehr nur aus der sache oder dem nutzwert erklärbar ist, bei armen menschen ein bisschen früher als bei den reichen.

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*alter text vom april ’14, wieder rausgekramt, denn inzwischen habe ich so eine supergitarre, ich hab sie nicht geklaut und nicht geschenkt gekriegt, sagen wirs mal so. und ja, ich erfreue mich jeden tag daran, nein, ich spiele sie nicht jeden tag, ich könnte sie wieder verkaufen, und das geld sinnvollem, wie anwälten oder nachilfelehrern für die jungs oder einem loverboy für mich. über den umgang mit dieser gitarre bin ich mir nicht im klaren, ich sollte sie verkaufen, will es aber nicht, da gilt der text oben noch, herz gegen den rest. ich kann ja stattdessen im notfall erstmal den füller verkaufen, aber das bringt auch wieder ärger. das alte fahrrad fahre ich aber immer noch, bergab und bergauf.

 

kaum durchblick

wie ich dann aus allen ritualen rausfalle, sobald die kinder beim vater sind. zweiter feiertag, die stille bleibt, im kopf eher ein leeraum, den ich fast lieber mit ritualen oder zumindest mit alkohol füllen sollte. um meinen kleinen platz herum fast alle fenster dunkel, als wären es wirklich alles junge leute, die noch zu ihren familien fahren.

den kindern go geschenkt, seitdem versuche ich es zu lernen, mit einer app. hemmungen, gegen einen guten spieler als anfängerin herumzustoppeln, meine lernhaltung ist älter als das internet. mißtraue den einfachen regeln, faszininiert davon, wie damit so komplexe spielsituationen erschaffen werden können, die ich nur leider noch nicht begreife. ein paar partien durchspielen, irgendwann werde ich verstehen, warum sie verloren sind.

erster wein um 16:16, angemessen, aber eigentlich keine zeit für pausen, weil mir ein gericht am tag vor weihnachten eine klageschrift geschickt hat, in zwei wochen irgendwie zu beantworten, sie wollen offensichtlich auch noch die verdiente entspannung torpedieren. macht mich nicht freundlicher gesonnen, dieser termin. (hatte für das konfirmationsessen im juni mit 33 gästen 20% weniger bezahlt, weil der wirt die reservierung tatsächlich komplett vergessen hatte, wir übelste plätze auf dem weg zum klo hatten, stundenlang warten mussten und die hanseln keine karten nahmen, so dass ich nachts noch zum automaten musste, um die anzahlung abzuheben. sieht er nicht ein, der wirt, er könne nämlich glückliche gäste erkennen.) es hängt wohl von der meinung des richters ab, bei meinem glück erwische ich garantiert einen, der mich als zechprellerin sieht. das neue jahr fängt an, wie das alte aufgehört hat, bin allein verantwortlich dafür, wie für den rest ja auch. der nietnagelneue geschirrspüler streikt auch schon, also weiter spülen, spülen, spülen, und es wird nicht sauber, das glas. geh mir weg, 2015.

„na, immerhin“ sagen, in den stillen nachmittag.

fülliger füller

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schreiben lässt sich damit nur noch sinnvoll und sauber gesetztes

das ist bedauerlich, aber es spart tinte am morgen

inhalt ist so nur noch eingeschränkt möglich, da bleibt nur das hündchen:

emma liegt still auf dem sofa und starrt auf den tisch, schon seit langem

eben grad lag da die gans, an der noch fast sicher was dran war.

 

naa, das wird nix für den alltag. schon die feder ist so groß, dass ich beim schreiben immer draufsehen muss, wirklich am besten fürs unterschreiben geeignet, wenn alles schon durchdacht und gesagt ist.

3federn

schreibzeug meines vaters, von der nonna geschenkt bekommen. habe schon zwei weitere geerbte füller  von ihm, mit dem pelikan schreibe ich am liebsten, den vergisst man beim schreiben, die zigarre hier will weg vom papier und raus in die welt, gesehen werden. vorteil: die hände wirken wieder zierlich.

er hat damit tagebuch geschrieben, erzählt die nonna, und so ist das tagebuch auch geworden, distinguiert, mit anmerkungen zum wetter, in schöner, leserlicher handschrift.  es geht darin um geschäftliches, treffen mit wichtigen menschen, ein tagebuch des öffentlichen lebens, kühl und analytisch, eines montblanc meisterstücks würdig. wir kommen nicht vor, aber es war ja auch noch vor dem internet.

graue stunde

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acht nach acht morgens, das zimmer noch kaum zu erkennen, die herumliegenden dinge sind nicht unterscheidbar in möbel und nichtmöbel. die kinder gehen um halb acht und kommen im dunkeln wieder, ich sitze tagsüber am schreibtisch, das berliner licht wirft kaum schatten und reicht nicht in die tiefe der räume. möchte statt der planerfüllung viel lieber einen langen text lesen, in dem nichts wichtiges passiert, mit weiten pupillen. lieber nur nachtmensch sein in diesen tagen, wohlgeborgen im kleinen lichtkreis. ab vier uhr nachmittags die wohnung hell erleuchten, präsenz zeigen, mühelose sicherheit, draussen die gelb-gilben laternen und ein paar helle fenster auf der anderen seite des platzes, sonst nichts.