12-24gr pro tag

todestag jährt sich bald, zum 13. mal. er war auf einer party und ist bei der rückkehr auf sein boot vom steg gekippt, fast ertrunken, lag noch 5 wochen im koma nach ca. 10min unter wasser. bis dahin war es über viele jahre immer gutgegangen, die autofahrten nach der weinflasche, die geschichten, die erst dann so langsam ins bewusstsein kommen, wenn man sie mehr als einmal hört, oder wenn der unfall dann passiert ist.

ich hab einige freunde, die an einem abend 3 bis 5 bier wegkippen (hier kippen 3 bears), ihre augen glitzern danach ein bisschen mehr, der gang wird einen tick schwerer, die ersten meter auf dem fahrrad haben kleine kurven, aber es scheint mir völlig normal, es sind männer, wir gehen ja aus, und sie vertragen mehr als ich, ich bin ja frau und diabetikerin, alkohol ist sehr gefährlich fûr mich. ich kenne trockene alkoholiker, die offen darüber reden, aber niemanden, der noch mitten drin steckt.

really?

bei ihm haben wir auch nichts gemerkt, nicht das ausmaß des problems. wir haben uns gerne täuschen lassen, glaube ich, und wir werfen es uns immer noch vor. hätten wir intervenieren können, oder müssen? ich weiß nicht, ob es für ihn ein problem war, oder einfach normal, der alkohol ein getränk und durstlöscher wie andere auch? die selbstwahrnehmung ändert ja noch gar nichts. sie lächeln dann ein bisschen, freuen sich vielleicht insgeheim über die mengen, die sie aushalten können, und haben ganz unbemerkt immer was im haus, und sowieso einen haufen anderer sorgen, die das trinken so einladend machen. die sind wichtig, nicht das bisschen alkohol. klar, zum mittagessen einen wein, dient der verdauung, nachmittags vielleicht ein bierchen zischen, weil es so warm ist? ein prosecco mit den freundinnen, zum aperitiv? ein whisky vor dem ausgehen, weil man sich den verdient hat, den guten talisker? es könnte sein, dass ihr alle schon auf dem weg seid, dass schon ein stück gewöhnung hinter euch liegt. die alkoholfreien tage werden immer seltener, ohne dass es euch auffällt. nur ein paar radler! das ist für die verdauung! und ihr müsst es nicht mal euch selber gestehen, wenn der alkohol in euren getränken mehr freude bringt als deren geschmack oder die gesellschaft, in der ihr trinkt.

12gr alkohol täglich (pdf, 100 seiten) gelten als unbedenklich bei frauen, bei männern das doppelte. das sind o,3l bier pro tag für uns, ein halber liter bei männern. für frauen ein kleines glas wein, nur 0,12l, bei männern geht ein viertelliter. wer das jeden tag tut, ist aber schon nicht mehr in der ganz grünen zone und sollte mal ein paar wochen aufhören. sobald man sich das vornehmen muss, und es sich nicht mehr von alleine ergibt, muss man auf dem fragebogen zur einschätzung der gefährdung ein kreuzchen machen. vielleicht nimmt man es sich gelegentlich vor und vergisst es dann wieder, weil gerade soviele geburtstage sind, und der juni so lockt, oder weil es wenig schöneres gibt als einen campari-o bei hellem licht auf dem balkon? bei den rosen, und soweiter? bingo. ihr zählt schon mit.

wobei ich nicht weiss, ob das schon ungesund ist, ob es eine klare grenze gibt, ab der alkohol wirklich gesundheitlichen und gesellschaftlichen schaden anrichtet. ich halte schon den moment für kritisch, wenn der verzicht einen etwas kostet, wenn sich der alkoholkonsum in klitzekleinen einzelnen schritten im leben einrichtet, wie ein parasit, den man eingeladen hat. es scheint, als ob es erst deutlich bergab geht, sobald die abhängigkeit die regie übernimmt, sobald also die dosen erhöht werden müssen und schon vormittags getrunken wird, oder sobald man trinkt, um betrunken zu werden, aber die grenzen scheinen auch da fließend, abhängig von geschlecht, konstitution, umfeld und vielleicht auch der qualität des stoffes (die in zwei jahren von ca. mitte zwanzig auf optische mitte vierzig zersoffene frau, die mit ihren billigschnäpsen vor dem supermarkt sitzt, leise schwankend). wobei ich dann ehrlicherweise auch meinen umgang mit dem internet als nicht mehr ganz suchtfrei erkennen muss.

passt bitte auf euch auf! shit happens, und es ist kein putsch, sondern eine langsame machtübernahme.

 

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blixa bargeld und teho teardo in der volksbühne

Blixa Bargeld, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

blixa bargeld und teho teardo in der volksbühne gesehen, die songs fast alle auf italienisch! sehr schön. ein mann, eine stimme. und seine kleine tochter vor mir in der ersten reihe, schaukelt hin und her, und wartet auf ihr lied.

im publikum die ganzen westberliner expunks, viele alte tattoos, viele italiener, wenig bekannte gesichter, neben eins hätte ich mich fast gesetzt, aber der platz war nicht frei. die stimmung vorher ein bisschen aufgeregt.

Teho Teardo, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

die texte lakonisch und klar, so an der welt entlang, die begleitung durch teardo passt dazu, nimmt sich zurück, ist repetitiv bis monoton in der linienführung, es klingt aber nach einer entscheidung, als wäre alles andere schon gesagt oder gespielt. da stehen sie jetzt und können (da stehen sie jetzt und können anders, hätt ich fast) tun und lassen, was sie wollen.

Blixa Bargeld, VOlksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

musste an frühe blogs denken, natürlich, das ist ja mein liebster referenzrahmen für dies art text, denke, so könnte man auch ein paar der alten blogger vertonen (kann man das eigentlich noch nachlesen irgendwo? es ist alles weg.). klare sätze, wenig adjektive, unprätentiös, dabei trotzdem bischen elegisch, durch bargelds stimme und die vielen ausrufezeichen in teardos begleitung, der text ist nur ein element im konzept, ton, stimme und diese berliner juninacht tun genauso viel dazu. der mit zurückhaltendem drama  gesungene einfache satz – der mit nachdruck gesagte einfache satz – na, mir fehlt noch das richige bild. bei mir funktioniert das sofort, weil ich die ganzen szenen und momente wiedererkenne, die pioppi vor einem italienischen haus, von denen bargeld singt, die gegend hinter dem bahnhof in rom, die er beschreibt in seinem glitzeranzug. wie gut er italienisch spricht, auf der bühne mit weniger akzent als in den videos. er bleibt warm und bisschen ironisch-verspielt, mit seiner großen stimme, die jederzeit auch ganz anders könnte, wütend werden kann, ein raubtierorgan, mit dem er krieg oder frieden herbeibrüllen kann. drei zugaben, die mittlere für seine tochter, gesungen wie ein kinderlied, unbekümmert romantisch, over and over. und wie er zu ihr hinsieht beim singen, mit einem wirklich schönen lächeln.

Blixa Bargeld, Volksbühne, 6.6.16
foto: gaga nielsen

im hintergrund vier streicher live dabei, die waren beim spielen auch publikum, anfangs bisschen fremd, wie eine bestellte hochzeitsband, dann haben sie sich gewundert und gefreut beim spielen. die beiden hatten außerdem ein schwarzes cello mit einer cellistin (namen vergessen), ihr ganzer fankreis im publikum, und eine veritable baßklarinette auf der bühne. mehr jazz gucken muss ich.

gaga, krieg ich dafür wieder ein bild? (gaga verdanke ich den abend und einen platz in der zweiten reihe. sie kann sowas.)

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Hund/hund

handschriftlich schreibe ich automatisch mit großschrift, auf jeder tastatur seit jahren nur klein.

(große freude daran, blätter zu füllen, wie die linien sich durchdrücken, wie das schriftbild sich bei unterschiedlichen stiften verändert, wie die lesbarkeit von der tageszeit abhängt. das andere geräusch beim blättern. einen füller verwende ich nur bei langsamem schreiben, bin linkshänderin. ich muss mich noch konzentrieren, um lesbar zu schreiben, daher nutze ich fürs schnelle mitschreiben im lehrgang meist einen caran d’ache, mit widerstand, und nicht den schwerelosen tintenroller.)

wie das kleinschreiben bei einigen worten auch ins handschriftliche sickert („hund“  statt „Hund“ zum beispiel), vielleicht kommen die auch beim denken häufiger vor? ein akt der einbürgerung in den alltag, der bis in die automatismen von daumen/zeigefinger, bis in die tiefen des grundschulwissens hinabreicht?

das kleinschreiben hat meine wahrnehmung verändert, in winzigen, beständigen schritten das substantivische denken unterlaufen, die satzsubjekte zumindest in der orthografie als gleichberechtigt in ihr syntaktisches bezugssystem zurückgedrückt. durch das kleinschreiben nehme ich ihnen ihr deutlichstes merkmal, als zeichen des protests, ich habe ihnen den schlips genommen. dem wie und was mehr geltung verschaffen, als wär die syntax kein abbild, sondern auch eine macherin der weltordnung. gut, womöglich war der eingesparte tastendruck auch ein grund. es stört nur wenige leser, hoffe ich.

(schöne materialien zum lernen von großschreibung, pdf)

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weiter mit musik

ein zwilling hat seine gitarre neu entdeckt, 4, 5 mal am tag schliesst er seine zimmertür und spielt. er möchte neue literatur, „mit songs, die man richtig singen kann“, er übt läufe, nutzt youtube, ich soll nicht zuhören, aber er spielt richtig gut inzwischen. die gitarre soll unbedingt mit in die sommerferien. er ist über den berg, das spielen ist bei ihm angekommen. bei den klavierkindern ist es ähnlich, nur der grosse ist noch ein bisschen im limbo, er saust fehlerreich über die tasten, will aber keinen unterricht mehr und macht eher wettläufe als musik, der klavierzwilling spielt am liebsten filmmusik und vergisst darüber die zeit, flucht über die auszüge, die es gibt und will bessere, und erfindet manchmal so vor sich hin. schöner moment, mit den instrumenten, obwohl es ja ein entwicklungsschritt des kindes ist, aber ich hab sie auf dem weg gehalten, freu mich mit. die zwillis haben allerdings auch wunderbare lehrer, ohne wär nix davon möglich gewesen, cormelia maaz und tobias schmidt.

habe die instrumente anfangs einfach gesetzt, so normal und selbstverständlich wie sport oder gemüse, hab ihnen gesagt, sie müssten noch ein paar jahre weitermachen, wenn sie zwischendrin mal keine lust mehr hatten, und sie ans üben erinnert, mich bemüht, keine große sache daraus zu machen. sie haben allerdings auch nie ernsthaft protestiert. sie sind normal begabt, nicht drüber und nicht drunter, sie sind inzwischen viel besser geworden, aber nicht so gut wie kinder, die jeden tag eine stunde üben. ich habe im vorteeniealter so eine 15 minuten- regel als praktikabel erlebt, das geht ohne stress, sie spielen oft länger, ohne es zu merken. nicht immer. bei einer stunde müsste man bei gymnasiasten schon vor dem aufstehen anfangen. (es ist wie das fahrrad- oder autofahren: können sollte man es, tun muß man es nicht.)

 

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tom adams im roten salon

andrea belfi 17.05.16 im roten salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen
andrea belfi 17.05.16 roter salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen

abend im roten salon in der volksbühne. als support sitzt erst ein junger mann mit einem schlagzeug und diversem elektrokram auf der bühne, andrea belfi, feines gesicht, strohfarbenes glattes haar, er wirkt wie der inbegriff von burberry, bevor die marke unbedingt cool werden wollte. wir sitzen in der ersten reihe, nur ein paar meter vom musiker entfernt. er sieht kein mal ins publikum, guckt ausschließlich auf seine instrumente, mir hilft das beim reinfallenlassen, wenn jemand so frei vom bedürfnis nach kontakt ist, fühle mich dann wie ein heimlicher voyeur. es rührt mich etwas, als könnte er dem publikum noch entkommen, obwohl er es eingeladen hat. er spielt ungefähr eine halbe stunde, hypnothische, lange tracks mit geräuschen und ein bisschen rhythmus. mir ist das abstraktionsniveau zu hoch, so ohne melodie oder andere erkennbare zusammenhänge, aber es erzeugt wirkung auf eine vorrationale, vorbewußte weise, direkt ins limbische system. nach dem konzert schnorren gaga und ich blättchen von ihm, er kommt aus verona, ist schlagzeuger und ist wegen seiner musik nach berlin gekommen, er hat so ein leises, elegantes charisma, wie ein mann, der sich für botanik oder insekten interessiert, weil er es kann. er verwendet die ultradünnen und ist ein freundlicher mensch.

 

tom adams im roten salon, 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

der hauptakt tom adams ist etwas sehr besonderes, auch ein einmannzirkus, auch wieder jemand, der lange allein in seinem raum gesessen hat, das fehlt mir ein bisschen, die öffnung zur restmusik, zu uns. seine songs sind wiedererkennbar in aufbau, alle mit einem refrain, in dem er mit grosser leichtigkeit in einen klaren sicheren mezzospran kippt und mit kopfstimme weitersingt, als wär der rest des lieder eine startbahn, um zu dieser stimmlage zu dürfen, in der er zu hause ist offensichtlich. auf dem flügel dabei lauter perlende (erst stand da: „einfache“, weil es mir beim zuhören manchmal zu vorhersehbar war, aber ich sehs lieber wie eine elegante reduktion, hab ich mir überlegt. schönheit muss man schützen.) skalen spielend, vier terzen übereinander, wieder und wieder, auch hier bekommt es etwas hypnotisierendes. dazu dreht er mit der anden hand an einem oben auf dem flügel abgestellten synthi (oder what ever das war. bildungslücke. muss mich informieren.), mit dem er die klänge aus ein paar mikros weiterverfremdet, die über dem offenen flügel stehen, dem wunderbar abgeschrammelten steinway im roten salon.

tom adams, roter salon 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

sein gesang ist betörend schön, die schönheit steht irgendwie allein im raum, weil es keine richtigen lieder sind, die er geschrieben hat, es sind systeme für seine gesangseinlagen, alles um die stimme herumorganisiert, so kommt es mir heute vor, aber beim hören konnte ich mich gut reinfallen und auf seinen trip mitnehmen lassen. jeder song endet plötzlich und immer irgendwie erschreckend, weil nichts auf das ende hingedeutet hat. es hat alles eine große leichtigkeit, als würden ihm melodien und texte so zufliegen, er sitzt nur da, unter seinen schwarzen locken, und lässt die musik einfach passieren.

„my very first encore“ sagt er, als wir ihn auf die bühne zurückklatschen, und weiß nicht, was er spielen soll. sweet. zum abschluss gibts vinyl mit einem downloadcode, sehr postmodern, aber ich konnte wiederstehen. gaga hat gefilmt, vielleicht also ist die magie ein mal gefangen worden.

(ist noch nicht fertig, aber ich muss jetzt los und die zeit saust so … )

 

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oppenheimer as himself

manhattan-netflix
links wikipedia, rechts still aus der serie manhattan, auf netflix

oppenheimer hat offensichtlich auch das zeitreisen erfunden. sogar die ohren! das licht gefällt mir, es ist ein bisschen angegilbt, das setting wirkt authentisch, weil es unsere bildliche wahrnehmung der vierziger wie einen filter mit übernimmt. manhattan (netflix) ist bisher noch nicht so spannend, dass ich ihren wahrheitsgehalt überprüfen möchte. schaue die serie mit überraschend wenig grusel und weiss noch nicht, ob ich neugieriger werde auf figuren und plots, auf angelegte brüche in vorgestellten gesellschaftlichen korsetts. was interessiert an so einem thema? ja, militärische hierarchien, geheimdienstparanoia, zweiter weltkrieg auf der einen und wissenschaftliche elite auf der anderen, da liegen gute, sogar große themen, die bisher doof einfach gelöst werden, regierung gewinnt, oder ist es als reine dokumentation gedacht? dann würde ich es mir weiter ansehen, wenn es bei serien noch um freie entscheidungen ginge, also eher: weiter als ca. folge 8, bis dahin rutsche ich auch in doofen serien gerne einfach so mit. bisher bleibt für nichtgenies der inhalt 'atombombenbau' arg abstrakt, liegt sehr sehr weit im hintergrund vor der zerstörungsgewalt der beiden gefallenen bomben von hiroshima und nagasaki. und der vielen, die es noch gibt.

 

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tonys guitar

sachgeschichte eigentlich, aber es ist mehr als das: diese alte d-28 hat alles durchgemacht, was einer gitarre so passieren kann, sie wurde für tot erklärt und doch wieder instand gesetzt, jemand hat an ihr herumgesägt, es gab um- und unfälle, sie wurde überfahren und angeschossen, jahrelang auf bühnen gespielt, sie hat eine flut überstanden. alle beweglichen teile wurden ausgetauscht, und die unbeweglichen auch. heute ist sie eins der wertvolllsten instrumente in der welt der vintage-gitarren. hier kann man sie hören.

 

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das graue kleid

tag mit verschiedenen feierlichkeiten, abwechselnd in nikolassee, karlshorst und charlottenburg. sommerkleid! zwischen fischen, blumen, blümchen gewechselt, gemerkt: sie passen alle noch, sind halt rundum tiefergelegt, aber sie sind mir zu laut geworden. fühlen sich an wie eine behauptung. der mann, der sich nach einem umdreht, und dann sofort wegsieht. klare übergangsphase, in 10 jahren wird alles pink und türkis und ultramarin, dann werde ich einen weg gefunden haben, der eher langweiligen dameneleganz zu entkommen. in diesen jahren arbeite ich noch daran, den neuen, nicht erotisch interessierten blick als gegeben hinzunehmen. auch wenn der viel mehr sieht von meiner person, viel mehr eigenes sucht oder findet als die dumme genetisch bedingte anziehung, bewusst geschieht, oder geschehen könnte, in meiner fantasiewelt. vermisse den reflexhaften hingucker trotzdem. es fühlt sich vielleicht anders an, wenn man einen partner hat?

 

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finanzen

erfahrungen der dritten art: weniger vedient, als das finanzamt sich so gedacht hat. dem bescheid fristgerecht widersprochen, amt wollte details, die habe ich geschickt, verspätet, als nächstes pfändet das amt mein konto, kommentarlos, ohne extra bescheid zu geben, wegen einer differenz von ein paar hundert euro. amt schickt ausserdem einen neuen bescheid, der stimmt, ich schulde also nichts mehr, die pfändung bleibt aber bestehen. ich merk von all dem theater gar nichts, ich mache briefe vom finanzamt ja nicht gleich auf, bekomme bloss mahnmails von amazon und kann im supermarkt plötzlich nicht mehr mit karte zahlen, denn eine kontopfändung bedeutet, dass sie nichts mehr machen können mit ihrem geld, visa, tagesgeld, depots, alles ist blockiert, ohne das es einen gerichtsbeschluss oder auch nur ein vergehen gäbe. eine angenommene steuerschuld genügt. ein einziger anruf klärt dann alles, das amt schickt ein fax zur entpfändung, aber es bleibt eine riesige verunsicherung über die macht, die da blind waltet. und es bleibt ein wochenende, weil die pfändungsabteilung der sparkasse freitags früh schluss macht, das fax wird also frühestens am montag verarbeitet. ohne bargeld wäre ich aufgeschmissen gewesen, wenn es nicht so schnell zu klären gewesen wäre. eine entschuldigung gab es auch nicht. die peinlichen momente in der bank! das gespräch mit der verständnisvollen mitarbeiterin der bank, die ja nicht wissen kann, dass ich tatsächlich kein steuerhallodri bin. sie richtet mir ein pfändungsschutzkonto ein, dass mir um die 1000€ zur freien verfügung läßt, gilt aber erst ab der nächsten einzahlung, das jetzige guthaben bleibt gesperrt. pro kind kämen nochmal 300 dazu, aber man muss die kinder beim jobcenter beweisen gehen, mit stempel und siegel, da reicht keine geburtsurkunde. sehr unangenehmer tag. ganz zu schweigen davon, dass ich fast keine karte für frau ziebarth für die auf sonntag verlegte handke-premiere am BE bekommen hätte, weil ja meine visakarte ebenfalls gesperrt ist.

bin ab jetzt gegen die abschaffung des bargelds, vor allem, weil ich womöglich weiterhin die briefe des finanzamts nicht sofort öffnen werde.

früher hatte ich mal eine einziehungserlaubnis für die steuern, bis eines tages 4000€ abgebucht wurden, woraufhin ich einen steuerberater engagierte, nach dessen arbeit ich 8000€ zurückbekam. vielleicht mögen die mich also einfach nicht. ohne freibrief pfänden sie eben. also obacht, ihr lieben, habt bargeld im haus.

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sie hören nichts

nach dem tod von prince las ich über pink cashmere, das ich noch nie gehört hatte, und wollte das lied auf dem langen weg zum praktikum hören. itunes store hatte ihn nicht, aber amazon! gekauft, auf die festplatte, von dort in die itunes-bibliothek, dann 20min daran gescheitert, einen einzelnen song von itunes aufs (olle, na gut, aber ob es daran liegt?) iphone zu laden, immer nur komplette sychronisationen möglich, die ich beendet habe, als da stand „kopiere app 8 von 156“, und die kostbare morgendliche zeit bis zum frühen start um 7:30 ganz schnell vorbei ging. ungeduscht ins auto, dann die gesamten ersten 30min im stau bis zur gneisenaustrasse mit dem versuch verbracht, den song direkt von amazon aufs handy zu kriegen, chancenlos. vollkommen unverständlich. vermute bei apple ingenieure mit tollem kompliziertem idealnutzer vor augen, oder es geht nur noch um etwas wie copyrights und nutzungsrechte und abo, und gar nicht mehr um eine sinnvoll nutzbare oberfläche, oder gar um die musik. abends handy an den rechner gehängt, am nächsten morgen war die synchro durch, im auto will ich endlich den song hören – und er ist ausgegraut. nix möglich. itunes fühlt sich an wie eine mischung aus einer steuererklärung und kafka. (wollte den songtitel noch nachsehen, dann vergessen zu posten. rätselhaft, das apple das nicht hinkriegt.)

 

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known as prince

unfassbar. der mann, der in sekunden zehntausende in seinen bann holen konnte, mit links hinten und drei riffs. „auf einer skala von eins bis zehn, wie traurig bist du?“ fragt der große. bei bowie hat er das nicht gefragt, aber er war halt schon mal auf einem konzert von prince. „15“ sage ich. weiss gar nicht genau wieso, prince war der helle teil von gestern, das starke, schnelle, perfekt inszenierte, kraft und irgendwie nur musik, das herz davon. das glitzern der achtziger, die gute seite davon. trauer ist es natürlich auch, aber es ist wut dabei, und so eine taube benommenheit. so verdammt jung und schön und stark. er wird sehr fehlen und war einzigartig. ach, ach.

der new yorker sammelt stimmen. gleich die erste, von amanda petrusich, ist sehr wunderbar: “The song’s opening lyric is preceded by an ecstatic “Oooh!” that contains, as far as I can tell, everything there is to know about the deeply hysterical moment in which a person suddenly recognizes that—oh, God—he or she is really done for.“

die letzten platten waren für mich, but who am i, schwierig zu hören, fand sie eher privat, selbstgespräche eines genies. immer gedacht, das er seinen master noch nicht gefunden hat, sein thema, außer dem strahlenden love&sex natürlich, und der musik als reine nackte lebensenergie. immer die genuine neugierde, weil ich nie wusste, was da kommt. so traurig, dass er aufgehört hat – keinen punkt setzen wollen, nicht hinter prince

konzert 2010

und prince mit tante ursel.

the day prince's guitar wept the loudest

podcast: making guitars for prince

 

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15, murmeln

IMG_2183

65 muffins, aber nur einen kuchen für den 15. zwillingsgeburtstag. alle zufrieden. so große jungs, aber sie strahlen noch wie babies, wenn sie sich freuen. sie bekommen seit immer zwei tischchen in den flur gestellt, eins mit kuchen, eins mit geschenken. dies jahr zum ersten mal gemerkt, dass sie da seit vermutlich 10 jahren rausgewachsen sind, und ebensogut einen fein gedeckten esstisch mit tischdecke drunter würdigen können. rituale machen blind. mehr als 30 kerzen passen nicht auf einen kuchen, ob sie wieder zwei bekommen ab 16?

das hier gelesen, oh boy gedacht.

Bildschirmfoto 2016-04-18 um 11.22.04neue, mich total überraschende habenwollenliebe. ich habe murmeln immer geliebt, mit den kids cuboro gespielt, bis sie nur noch mir zuliebe mitgemacht haben. jahrelang immer eine murmel in der hosentasche gehabt. am sonntag auf fb ein filmchen über kunstmurmeln gesehen, kleine universen, farbenprächtige winzige welten, auf zwei bis fünf zentimetern. gleich mitgeboten, nix gewonnen, die dinger sind sehr übertrieben teuer. mama! haben die kinder gesagt, das sind nur murmeln, das ist doch blödsinn! sie haben recht, vom ökonomischen standpunkt her, aber nicht vom künstlerischen, weil so eine vollkommen sinnfreie schönheit keine verankerung in der verhältnismäßigkeit benötigt. sie darf einfach sein. not? murmel pour le murmel.

 

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mi. kleines gejammer.

müde und in lebensgeschichtliche verwirrung verstrickt. muss mir schon wieder einen neuen job erfinden, bin noch auf dem weg mit der hundesache, aber der job, für den ich mich ausbilden lasse, ist überflüssig geworden. 5000€ stecken schon drin, knapp über 1000€ werden es noch sein, danach bin ich nicht wie geplant und erhofft die einzige ausbilderin von diabeteshunden in berlin, sondern eine von dutzenden hundetrainerinnen. diese tierjobs sind was für leute mit partnern, für ehefrauen, sind ja fast nur frauen im kurs. eine supertolle trainerin hat in einem jahr nur drei kunden binden können, und sie ist gut, jung und energetisch. hätte gern etwas sicheres in reserve, auf das ich zurückgreifen kann. hätte, hätte, fahrradkette.

nutzt alles nix. ich weiß ja, wie ich gerne arbeite, im team, nicht alleine, und werd mir jemanden suchen, mit dem ich ein konzept entwickeln kann. die antriebslosigkeit überwinden, in die mich müdigkeit und frust und wechseljahre und diverse mängel hineinbringen wie in einen hafen. der merkwürdige trost am grossen anteil eigenverantwortung an meiner situation, als ob ich dann auch alleine wieder rauskäme, sobald ich nur einen startschuss setzen kann. egal was, es ist immer allein. jetzt warten, dass der frühling den schalter wieder umlegt.

 

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