paar dinge

transit

(wie die mauer für immer stand im westberlin der achtziger. die mauerspaziergänge über den toten potsdamer platz, zum flohmarkt. das lennè-dreieck mit den hütten, wie mein freund m damals mit den anderen in den osten geflüchtet ist, vor den westbullen, und dort höflich zum frühstücken begleitet wurde. wie ich fast jemanden rausgeheiratet hätte, roger hieß er, wenn die mauer nicht vorher gefallen wäre. in westberlin gab es eine kanzlei, die darauf spezialisiert war, es lief unter „fluchthilfe“, die scheidung hätte die brd gesponsert. wie ich mit einer freundin, frau z., mit höschengeld ins bodemuseum gefahren bin, weil sie dort drucke kaufen wollte. wie ich in der galerie weißer elefant a.r. penck kennengelernt habe und wie heiner müller dort aus der wolomkolamsker chaussee vorlas, mein herz ist ein ziegelstein, und dabei ultraleise sprach, fast flüsterte. wie ich auf ein paar parties im ostteil der stadt war, und um 24 uhr zurück musste, als einzige, wie merkwürdig die strassen mit den gelben laternen waren, wie null ahnung ich hatte von der topographie von ostberlin. wie die ostberliner stadtpläne hinter der mauer nur eine graue fläche zeigten. wie ich einmal mit dem käfer nach klein-venedig gefahren bin, zu freunden, und das verboten war, weil man die stadt nicht verlassen durfte. wie mir das umland nicht gefehlt hat in den mauerjahren. wie ich mich verguckt hatte in eine frau, die ich dort kennengelernt hatte, wie ich ihr ananas und zeitschriften mitbrachte und mir doof vorkam dabei. die autozeitungen für die grenzer. der zwangsumtausch.)

 

mäanderie

freier tag. (vorsicht, folgt ein reinster ich- + tmi-text.) ich hätte tun gewollt: einen oder zwei texte fertigschreiben, die ende der woche raus sollen. zuerst versucht, einen aus dem netz gezogenen film mit ein paar minuten gitarre in irgendein programm zu bringen, mit dem ich die frames nacheinander abklappern kann, um ein griffmuster zu verstehen aka abschreiben zu können, mit dem blatt vorm rechner. dabei gemerkt, dass ich das komplette final cut studio noch auf dem rechner habe, ein paar emma-filmchen mit fcs editieren gewollt, aber die modernen formate vom iphone können mit dem alten filmprogramm nicht gelesen werden, das m4p- dingens aus dem netz geht auch nicht auf. in die tiefen von cinema tools abtauchen gewollt, obwohl ich nicht mehr sehr genau weiß, wozu das programm eigentlich gut sein soll. irgendein plugin hindert mich daran, eine geraume weile nach dem plugin („powerplant“) gesucht, ohne zu wissen, ob es fehlt oder zuviel ist, aufgegeben – es gibt powerplants, das glaubt ihr nicht. mit handbrake eine weile lang gar lustig hin-und herformatiert, an die supere quick time pro version erinnert, die auch umformatieren kann, noch viel idiotensicherer, mit .avi (quicktime rechnet einem das um) ging es dann endlich, aber bei der nun miesen auflösung hätte es deutlich mehr vorhandene musikalische fähigkeiten gebraucht. es waren eh sehr, sehr viele frames für den restnachmittag. gleich weiter gesucht nach programmen im netz, die musike direkt auslesen können, ähnlich wie garageband das mit dem e-piano macht, das programm schreibt mit, was to-tal faszinierend ist, wie beim spielen die noten über den bildschirm rauschen, als wäre es nix, aber es macht das natürlich nicht nach gehör, sondern nach midi, das ist geheimnisfrei, eigentlich, fasziniert mich aber trotzdem. gibts bestimmt auch für e-gitarren. was gefunden, es ergibt aber mehrere seiten akkordsalat, das hilft mir nicht, weil der typ aus dem netz keine akkorde spielt, sondern nur so herumpickt. grade eben noch soundtrack pro aufgemacht, liegt auch auf der platte herum, wenn ich könnte, dann würde ich jetzt mich selbst unterlegen, mit schönen flauschigen loops, in soundtrack pro liegt ein irgendwo herausgeschnittenes gitarrenintro drin rum, es heißt „fred“ und kommt mir sehr bekannt vor, es liegt da seit 2005, in einem format, dessen dateiendung mit .step aufhört, da könnte ich jetzt gleich weiter.

ich mag an diesen programmen, die man erst erlernen muss, dass sie durch diese schwelle an den aufwand erinnern, den sie betreiben, die vielen tausend kommandozeilen, bis sie zu einem ergebnis kommen. ibm hat ja einen rechner gebaut, dessen kapazität an ein menschliches gehirn herankommt, aber der braucht ein akw als energiequelle, anders als wir. wobei der heißeste scheiss ja endlich nicht mehr nur die quantität, sondern die funktionsweise des hirns zum vorbild nimmt, ltd. data wartet schon. der digitale aufwand, der zum umrechnen eines bildes nötg ist, den braucht man ja auch nur, um ein bild umzurechnen, sonst ist der zu nix gut, und unsere axone können mehrere zehntausend verbindungen eingehen. muss ich den kids alles zeigen, wenn sie mal nicht wegkönnen.

wie angenehm besänftigend das problemlösen wirkt, mir gleich einen job mit konkreten, lösbaren problemen gewünscht. nachgedacht und gemerkt, dass ich heut keins meiner probleme gelöst habe, aber trotzdem sehr beschäftigt war. versucht, das umformatieren als metapher zu nutzen, ich bin leider nahezu perfekt eingepasst in mein umfeld und bin deshalb meiner größe sozusagen ausgeliefert, wodurch mein verbleiben im mittelmaß besiegelt wird. aber größe ist ja größtenteils antrieb, und den verbrauche ich schon für den alltag. naaa, lieber mich mit einem bisschen alkohol auf eine hinreichende konzentrationstiefe komprimieren. das waren tinnitus-sätze, gleichzeitig schrill und sperrig, mit tinnitus denken ist manchmal, also nur manchmal, wie eine lange spitze eisenstange durch ein sehr enges labyrinth navigieren müssen, ohne anstoßen.

jetzt wirds bald dunkel, und ich muss mit dem hund raus, weil ich ihr blinkerhalsband noch nicht wieder gefunden habe. leichter mißmut, weil ich zuwenig kann für all meine möglichkeiten, und weil ein programm das deutlicher zeigt als ein ungelesenes buch, für das lesenkönnen genügt.

vielleicht ist es auch nur mein sammlergen, und wer löscht schon programme, bloss weil der job vorbei ist? immer mal wieder mit einem kleinen rauschgefühl in der time machine durch die monate zurückgesaust, hin zu dem moment, als die mails noch nicht geschrieben waren und die bilder noch nicht gelöscht, die projekte noch nicht beerdigt. sentimental journeys. ich hätte wenig einzuwenden gegen zeitmaschinen.

puh. zuviel kaffee?

 

unlustige macht*

house of cards macht  keinen spass,  beim gucken wachsen einem die augenbrauen zusammen, so humorlos ist es. volkommen, kein geist, kein witz, man schaut es nur aus so einer dem voyeurismus nahen art von neugierde, mit großem g. als studie reinen machtstrebens funktioniert es eine weile, vor allem, weil ich für robin wright mein hetendasein sofort beiseite lassen würde, aber die analyse bleibt skelett, und das lächelt natürlich nicht. es grinst nicht mal, nada. es passiert auch so wenig, die dehnung der paar ereignisse auf viele folgen, sie hatten eine idee für die besetzung und eine fürs drehbuch, bei west wing hätte das für einen handlungsfaden von 4 oder 5 in einer halben folge gereicht, hier muss eine staffel damit gefüllt werden. west wing it is. bradley whitford.

ärgert mich richtig. es gibt kaum noch serien mit drehbuch, alles schnitt, licht und austattung, alles stimmung. vielleicht the good wife.

*mir fällt gelegentlich kein titel ein, aber dann steht da „unbenannt“, und das klingt so museal, deshalb lieber ein doofer titel.

 

stammzellen zu betazellen!

so gern ich das lese, so wenig glaube ich an eine heilung, weiß auch nicht wieso. alle ca. jahrfünfte gibt es eine neue idee*, von der man dann nie wieder etwas hört, weil die forscher inzwischen etwas anderes machen, weil es keine gelder mehr gibt, oder weil es dann doch eine sackgasse war, vielleicht auch tatsächlich wegen der pharmaindustrie (beliebte theorie unter diabetikern, die krankheit ist sehr profitabel). für diesen prof sprechen seine uni, harvard, und seine motivation, als vater von kindern mit diabetes. ob seine merkwürdigen anderen hobbies für oder gegen seine fähigkeiten sprechen, bleibt abzuwarten, wie man so schön sagt: er hat auf der suche nach dem ewigen leben mäuse zusammengenäht – männer mit diesem master of life&death – dingens sind mit vorsicht zu geniessen, zumindest was ihre versprechungen angeht.

*gut, hier ist nochwas aus diesem jahr, zwei grundverschiedene ansätze, die innert 3 monaten publiziert werden, das hebt den schnitt.

wobei, wenn die beiden sich zusammentäten, der eine erschafft betazellen, der andere verhindert deren zerstörung durch das immunsystem, beide bemühen sich um die möglichkeit industrieller produktion, wie es scheint – dann wärs doch ein schuh, oder? dann würde ich denen glatt ein paar aktien abkaufen.

 

holland & rhys, grüner salon

mal wieder auf konzerte gehen, ohne die acts vorher zu kennen. von einer freundin zu jolie holland mitgenommen worden, einer frau mit sehr starker und unglaublicher stimme, sie singt so, als wäre diese stimme leider zu groß für den abend und die band oder für die art musik, die sie schreiben möchte, sie summt und vibriert, sie maunzt und säuselt, wie auf einem eigenen und totally angemessenen level von impro, sie und ihre band tigern dabei so um die wirbelsäule ihrer songs herum, sehr spannungsgeladen, wie eine heiße nacht im tiefen süden, die nicht abkühlt, bei der die hitze einen um fünf uhr früh noch eher umklammert als umarmt hält, und nicht losläßt, also im ernst wartet man beim zuhören darauf, dass sie endlich kommt, das die stimme endlich losgelassen wird. auch der gitarrist war schon ganz nervös. smoking hot, ich wünsche ihr, dass sie sich noch öffnen kann.

danach ein mann mit einer wolfskopfmütze, der zuerst einen film mit sonnenuntergängen gezeigt hat, in dem glaube ich erklärt wurde, dass die usa durch die waliser entdeckt wurden, und wie eine figur namens john evans im 18. jh die spuren dieser waliser gesucht hat. es ging rhys dabei nicht so um beweise, aber schaut euch die zeichnung hinter dem link an, den typen muss es gegeben haben, oder woher kenne ich ihn sonst?

[edit: hups. es gab ihn wirklich.]

diese sache mit den usa war bestimmt das thema, mit dem ich am wenigsten gerechnet hätte an dem abend, ich hab mich darüber gefreut, weil überraschungen etwas wirklich kostbares sind. dann hat gruff rhys eine weile lang lieder darüber gesungen, in denen er das publikum mit dem klang walisischer namen vertraut machen wollte, so hab ich es zumindest verstanden, ein sicher ehrenwertes unterfangen. er hat die wirklich schwierigen ausgelassen, also die, bei denen man mehrere konsonanten hintereinander aussprechen muss, sind die waliser eine art ostfriesen englands? gruff rhys ist jemand, mit dem ein paar biere sicher ein vergnügen wären, schon weil er auf wirklich souveräne art eigene wege findet:

Although he is right-handed, he learned to play left-handed on his brother's left-handed guitar. Once his brother left home, Rhys only had access to a right-handed guitar. As he had already learned to play left-handed, and rather than invert the nut and re-string it, he taught himself to play the right-handed guitar upside down so the bass strings are on the bottom.*

schöne stimme, schöner mann, + vollbart, ich mag auch den weg durch die brust ins auge sehr gern, aber anders als das begeisterte restpublikum war ich nicht offen genug für diese art erkenntnisse und bin vorm ende gegangen.

 

 

laut, leise, kaschmir

this song will help you when you’re old
this song will heat you when you’re cold
believe you when I don’t
this song will heal you from your soul

dieser eine song, der immer mal wieder aufhört oder leiser wird, oder es singt ihn jemand anders eine zeitlang, aber eigentlich ist er eingeschrieben und undeletable in all dem kram, der uns zum lachen bringt, obwohl wir nicht wollen, zum hinsehen und tiefer atmen und nicht mehr wissen, wie spät es ist, und dann sackt er wieder weg, tiefer in die nervenbahn, ins große netzwerk, baby, nie werd ich das im griff haben.

wie der hund sich enger an die wollpullis kuschelt, obwohl nicht mal schnee und kälte durch ihr fell kommen, oder ist es eine haltungsfrage? meine ruhe, dieser kleine extratick angekommensein, die kaschmirs sind warm und so weich, dass die finger kaum durchwollen zur substanz, sie wickeln dich nochmal ein, auch wenn das sonst keiner tut, denn der sommer ist durch, and you’re still not saved.

(oben: badly drawn boy, this song)

fäden

der feedreader, in dem ich den spanischen comiczeichner entdecke, der in berlin lebt, einer italienischen zeitschrift ein interview gibt, illustriert mit einem bild aus dem neuen roman des zeichners, auf dem die kreuzung danziger/pappel/schönhauser zu erkennen ist, da lauf ich fast täglich vorbei.

eine woche lang überhaupt keine freizeit gehabt, um 7:15 aus dem haus, um 18 wieder da, um 18:30 wieder los, um 21 uhr wieder da, dann noch einkaufen und haushalt, ich mache eine fortbildung, in potsdam. der sehr gute dozent sagt im nebensatz, dass bei selbstständigkeit 16h am tag normal seien, er beschreibt seinen tag mit den vielen projekten, „abends noch ins büro“, ich höre den ins selbstverständnis einmimetisierten stolz heraus. eine frau aus dem kurs, wir sind fast nur frauen, erzählt daraufhin die geschichte vom fischer am strand, eine andere sagt, sie wolle eigentlich eine berufliche neuorientierung, um keine 80-stunden-wochen mehr zu haben, die anderen frauen nicken und lächeln ein bisschen in sich hinein. guter kurs. es hilft wahrscheinlich, wenn man dabei geld verdient, statt welches auszugeben, aber mir ist so ein leben ebenfalls unvorstellbar. man gewöhnt sich bestimmt daran, um halb sieben morgens mit dem hund rauszugehen, mir ist auch jedesmal jemand begegnet dabei, der das auch tut, aber man, das ist doch kein leben, wenn jede minute immer nur nach vorne gelebt werden muss, mit dem ganzen körper, wenn alles immer nur umsatz ist, das geht doch nur, wenn außer dem finanziellen auch der psychische gewinn dabei immens und notwendig ist. und wenn man jemanden hat, der einem den alltag abnimmt, ich jedenfalls bin nach so einer woche ganz unverhältnismäßig erledigt und freue mich sehr, dass meine liebsten beschäftigungen weit ab vom geldverdienen situiert sind, bisschen zuweit ab, gut, sage ich mit freundlichem schulterzucken noch hinterher.

am ende der woche hab ich dann gemerkt, dass eine sbahn später auch noch reicht. eine halbe stunde mehr morgens ändert schon sehr, sehr viel.

meine schwester kennt den hundemenschen cesar millan und ist als voluntaire bei seiner show dabei, was mich sehr freut, weil sie nach berlin kommt dafür. die behörden haben im umgang mit dem mann, den nicht jeder mag oder mögen muss, ihren mangel an gastfreundschaft sehr deutlich bewiesen, wie man lesen kann. sehr kleinkariert, sehr bürokratisch, eher peinlich. ich hatte meiner schwester ein paar hunde vermittelt, die dabei auf die bühne sollten, daher.

 

KW 37

ist das dein öl, fragt der nachbar, dem ich olivenöl fürs blumengiessen mitgebracht habe. das ist das alter, wo die leute eigenes öl, eigenes bier und eigene brände verschenken, nach den eigenen marmeladen und pestos.

in dir zerbricht immer was, wenn ich nach kaffee frage, oder? fragt der große morgens, während er marmor, stein und eisen bricht singt. meine seit jahren eingependelte dosis ist eine 6-tassen-caffettiera über die frühen paar vormittagstunden. ich sage ihm, ich werd mich wohl dran gewöhnen können. es freut mich, dass er den übergang würdigt, obwohl es für ihn so nebenbei passieren soll.

 

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auf der suche nach einer wirklich müßigen übung die schreibmaschine aus dem schrank geholt, sie stand dort neben dem siemens-mobiltelefon, das viel jünger ist und auf eine endgültige art alt aussieht. mechanische dinge behalten ja ihre würde, auch wenn ihre zeit vorbei ist. verhältnis zeilen mit zu zeilen ohne typos fällt schnell von anfangs 0 zu vier auf eins zu eins, aber das geräusch ist sehr inspirierend, es wirkt wie eine zeitkapsel, bilder und geschichten. ich bewundere menschen, die mit zehn fingern schreiben können, ohne hinzusehen, auf diesem ding hier kann man nur schnell schreiben, wenn man das nacheinander der tasten im griff hat, sonst verkeilen sie sich auf den letzten zentimetern vor dem farbband ineinander. der lange weg der finger, bis der buchstabe auf das farbband drückt, die elegante mechanik dabei, wie die buchstaben an ihren krakenarmen in einem bogen den weg ins wort finden. bisschen traurig darüber, keine agentin zu sein, dann wäre ich zuhause in dieser art von autochtoner privacy. ihre farbe lenkt leider ab, sie drängt sich in den vordergrund der wahrnehmung, valentine erinnert ein bisschen an guido crepax‘ valentina, so rot wäre ihr mund gewesen, wenn sie nicht in s/w, not? leuchtfeuerrot. beide aus den sechzigerjahren. klick, klack, sirrr.

ich habe die ersten hausarbeiten noch mit einer schreibmaschine geschrieben, an die ich null erinnerungen habe, es war nicht diese hier. hatte ich eine eigene? in der uni? die kinder tippen erstaunlich schnell und freuen sich an der mechanik genauso wie ich. ob es noch bänder dafür gibt, also neue?

intellektueller zustand: musste nach dem schreiben die genaue wortbedeutung nachlesen. das wort trotzdem stehengelassen, weil es irgendwo hin will, vielleicht fällt mir das noch ein.

easy going

geträumt, ein baby bekommen zu haben. im traum darüber überrascht gewesen, habe den namen des babys immer wieder vergessen, was mir ein bisschen unangenehm war. dem baby sprechen beigebracht, ball, papa und mama, gefreut, dass es so einfach klappt. der papa war mein ex, er saß auf dem sofa und kümmerte sich gut um das baby. ein junge, es war schön, ihn zu halten. hoffe, es ist mein neues projekt, das ins leben will, und keine aufgabe ohne ende, wie in der eher materialistisch gestimmten internet-traumdeutung zu lesen.

männer auf meinem sofa. gemerkt, dass nur die serious men sich aufs sofa setzen, gesetzt haben, meine ich, die kurzen geschichten bleiben am tisch, ich habe aber auch seit 10 jahren keine unkurzen geschichten, und mein sofa ist wirklich eher sehr vintage. neulich ein foto von einer alten liebe wiedergefunden, wie er mit meinem grossen im arm auf dem sofa sitzt, vor 15 jahren, „so ist es“ gedacht, dazu tief drinnen laut und klingonisch die so-ist-es-arie geschmettert, in der hart erarbeiteten kurzversion, 5 sekunden und kein seufzer.

„es liegt nicht an dir“: grad bei reddit mehrere 1000 tatsächliche trennungsgründe durchsurft. immer das ernste in-die-augen-gucken, lieber mehr leichtigkeit in allen dingen. weil jungs, so toll seid ihr gar nicht.

kraftstoff

der zustand zwischen schockstarre und hamsterglück, wenn man mit supervollem einkaufswagen an der supermarktkasse steht. 3 teenagerjungs. sie wollen braten und bratensauce, steaks und steaksauce, sie wollen richtige lasagna mit ragù und bechamel, oder weißwürste, und nachtisch. danach torte. wenn sie nachmittags nach hause kommen, gibt es immer erstmal spiegeleier und speck, salamibrote und kekse, dazu ein paar kilo äpfel am tag, und ein pfund möhren, getunkt in knoblauchöl mit petersilie. wenn der kühlschrank bei schulschluss leer ist, machen sie auf dem absatz kehrt und kaufen sich erstmal schawarma oder falafel, und vielleicht noch einen hotdog für den weg. ich weiß nicht, wo das alles hingeht, der große ist hoffentlich ausgewachsen, die zwillis sind noch vor dem schub. ich kaufe ihnen kein buntes junkfood zum frühstück, von den normalen müslikram essen sie halt mehr, es gab cornflakes mal in kilopackungen! das war praktisch. und für das dünnste kind immer noch den sahneschwapp mit rein, wenn es nicht hinguckt, leckere weihenstephaner, in halbliterflaschen. sehr große goudastücke, die über nacht verschwinden, von den aus italien mitgebrachten leckeren salamis ist schon keine mehr da („die schmeckten komisch, aber ich hab sie dann trotzdem gegessen“ – trüffel-, steinpilz- und fenchelsalami. seufz), die paar kilo erdbeermarmelade vom sommer sind auch schon arg dezimiert, da bleibt nichtmal was zum verschenken übrig. das schulessen schmeckt ihnen nicht mehr, ich habe sie abgemeldet und überlege grad wieder, bentos mitzugeben, zu den schulbroten dazu, damit die organismen durch den tag kommen.

acqua passata

am see die möglichkeit gehabt, einen vergleich zwischen zwei lebensmitteln aus meiner kindheit zu ziehen. wir hatten in mailand eine große wohnung mit zwei ausgängen, einer ging aus der küche zum treppenhaus, der andere aus dem flur zum fahrstuhl. über den kücheneingang kam in abständen der getränkemann mit wasser und wein, ich erinnere nur jeweils eine kiste mit, eine ohne  und jeweils eine mit weiß- oder rotwein, den es jeden abend zum essen gab, nicht für uns kinder natürlich, darum kann ich mich an die weine nicht erinnern, aber das wasser war immer das gleiche: fiuggi und s. pellegrino (san pellegrino meint wohl heute den ort).

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ich mochte die blaue farbe des etiketts beim wasser mit, und fand in der jugend auch den roten stern darauf irgenwie yeah, und wenn es mal spannungen gab bei tisch, dann konnte man eine weile auf dem etikett herumlesen und musste nicht aufsehen. das wasser ohne sollte gesund sein, sagte mama, weil es nicht nur keine kohlensäure, sondern auch sonst kaum etwas enthielt und den körper durchspülen sollte, fast ein heilwasser. das stimmt auch heute noch, der festkörpergehalt bei s. pellegrino ist 8x höher als bei fiuggi, die wasser sind wohl noch gleich.

vorstellung, wie seit jahrzehnten wasser mit konstanter zusammensetzung aus einer quelle sprudelt, wie macht s. pellegrino das nur? die liefern doch heute ein vielfaches aus, oder kann man bei quellen einfach das loch größer machen? –  seit jahrhunderten: in fiuggi seit 63 v.c., erwähnt von michelangelo buonarotti vor über 500 jahren, in san pellegrino seit 1482, erwähnt bei leonardo da vinci, 1:o für die ungassierten, würde ich sagen.

acqua di fiuggi wird seit 1907 abgefüllt, von einer aktiengesellschaft, die firma s. pellegrino gibt es seit 1899, das wäre dann eher 0:1.

bei beiden hat sich das design nur wenig verändert, bei s. pellegrino gar nicht, bei fiuggi wurde es, wie man wohl sagt, vorsichtig modernisiert, bestimmt neuerdings, weil sie laut hp den verkaufsradius vergrößern wollen. die quelle von san pellegrino liegt bei bergamo, der ort hat eine bewegte geschichte, von den guelfen/ghibellinen über venetien, von napoleon bis zu den österreichern. fiuggi scheint ruhiger geblieben zu sein, es heißt erst seit 1911 so, davor hieß es anticoli, bekannt seit der römerzeit, es liegt im lazio, vielleicht hatten wir es deswegen, weil mein vater in rom aufgewachsen ist und es vielleicht aus seiner kindheit kannte? das würde mir gefallen, aber vermutlich waren das einfach die sorten, die der händler vertrat.

 

 

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früher haben wir nicht dauernd trinken müssen wie heute, niemand nahm getränke mit, weder zur schule noch zum park, es gab allerdings auch noch kaum plastikflaschen, meine ich zu erinnern. wir tranken nicht dauernd, sondern zum essen, wenn wir getränke mitnahmen, dann auch nahrung, und planten damit einen ernsthaften ausflug in die berge oder an den see oder so etwas. dann gab es meistens sowas wie diesen frischkäse da oben, der sich ohne kühlung hält und sehr nach kindheit schmeckt, dazu cracker. die lehrer an unserer schule, fällt mir da ein, die hatten eine vollausgestattete bar vor der aula, mit barista, fauteuils und allem, in der oberstufe trauten wir uns da manchmal rein.

jedenfalls. bis in die achtziger haben wir einen gleichstand in der geschichte und qualität dieser beiden marken, 1:1, sie schmecken auch heute beide noch gut, aber san pellegrino ist durch seinen erfolg miserabel zugerichtet worden, ordentlich abgelebt, würde man bei einem star sagen: in den flaschen ist ein viertel weniger drin, das macht in italien sonst niemand, es gibt im supermarkt glasflaschen mit einem oder plastik mit anderthalb litern inhalt, nur s. pellegrino benutzt diese albernen und würdelosen, sehr profitgiergeborenen 0,75l-flaschen aus plaste, und es muss sich das etikett mit einem anderen logo teilen, von einem motorradhersteller, keine ahnung wieso, aber ich muss es natürlich auch nicht wissen, solange das wasser nicht mit sachen versetzt wird, die auch in motoren vorkommen, also außer den stoffen, die sowieso schon drin sind. gut, es ist eine sehr feine motorradmarke, nichts gegen guzzi.

grund für den niedergang ist bestimmt der verkauf an nestle, die haben die marke für ein butterbrot ein paar brotkrumen ergattert (kann das sein? unter 50.000 euro im jahr für eine abfüllgenehmigung? bei einem millionenumsatz? ach italien.), und haben das produkt, naja, es ist die mangano in einer telenovela, so ungefähr. sie haben ein exempel statuiert.

kw 31

2 wochen kinderfrei, kaum aus dem quark gekommen. erdbeerquark. die karls-erdbeeren sind die besten der stadt, reif, süß, intensiv, gibt es heut zum letzten mal, saisonende. die ganze zeit kaum sinnvolles gemacht, auch das handwerkszeug nicht allzu ergebnisorientiert angegangen, lieber ausgegangen. gemerkt, dass mein hirn vollkommen untrainiert ist, nichts zuende gedacht, man kann das denken endgültig verlernen, dann ist alles zu spät, mir vorgenommen, texte zu lernen, dann kann ich zumindest ein bisschen durch schöne oberflächen navigieren. ich weiß nichtmal, ob ich jetzt erholter bin, oder ob ohne die kids nicht doch zuviel struktur fehlt, das alte-hasen-dümpeln-syndrom* unter alleinerziehenden, wollte mir ja eigentlich einen irgendwie-gefährten suchen für die beiden wochen, aber es gab eine so riesige auswahl, da wollte ich mich nicht entscheiden. sopranos erste paar staffeln geguckt, bis mir das einfach abknallen zu langweilig wurde, schlachtensee. fingernägel, halten aber auch ohne kinder nicht allzulange. maniküren lassen: ich könnte mich dem luxus so anschmiegen, wenn ich reich wäre, glaube ich, alles unangenehme machen lassen, jemanden kommen lassen, infinitiv passiv als betriebsmodus* bis das bezahlen können das gehirn tapeziert hat, mit lilien, und der luxus auf ne yacht umgezogen ist.

umsonst gesehen, ich weiß nichtmal, ob ich den jetzt empfehlen soll oder nicht, ich mochte die berlinbilder, der ganze film ist in einem radius von vielleicht 2km um das kino herum entstanden, in dem ich ihn gesehen habe, er zeigt einen dieser nachmittage, die wir alle mal hatten in dem alter, die ich heute mit etwas zwischen langeweile und wehmut betrachte, weil die unsicherheit und losgelöstheit der protagonistin sie zu nichts neuem führen muss, außer in den nächsten tag. der sprung in eine rahmenhandlung „filmdreh“ am ende des films ist in seiner beliebigkeit auch ein schönes berlinbild. klug und dicht war die mutter-tochter beziehung, über die man nach den paar szenen alles zu wissen glaubte.

diese nachmittage, an denen ich stundenlang auf dem rad durch mauerberlin gefahren bin, ohne schatten oder ziel, noch ohne den fortlaufenden inneren comment aus design oder ach oder kritik, überhaupt ohne absichten. inzwischen gibt es ja rhabarberschorle, da lohnt es den versuch wieder.

berlin ist sehr heiß gerade, man mag nichtmal tanzen gehen, die luft ist im körper so warm wie draussen, bestes sommergefühl seit jahren. diffusion, osmose.*

es ist gar nicht so ein irrer gewinn fürs wohlbefinden, zeit für fingernägel zu haben, weil ich den lack nicht vermisse, wenn ich keine zeit dafür habe. alles wieder entfernt, liebe den geruch vom nagellackentferner.

morgen seh ich die kinder wieder und freue mich sehr auf sie. totally.

fast sechse, vielleicht doch mal packen? dicke kamera mit? nee, wozu, die neuen bilder legen sich auf die der alten jahrzehnte, da reicht die knipse, für die kids und freunde ist die auflösung nicht wichtig. jedenfalls bin ich ne weile am lago und ohne internet, kommen sie bitte wieder ende august!

*ich packe nämlich immer noch nicht, hier noch ein halbsatz, da noch eine metapher (ich liebe metaphern, im gegensatz zu den alk-leuten), der tinnitus sirrt so gemütlich, ich könnte wahrscheinlich ellenlange texte schreiben, eine elle internet sind zwei bildschirme hintereinander weg, wenn ich etwas anderes zu tun hätte.