berlin, berlin

mit bloggerinnen tango tanzen – im bebop, das liegt inzwischen direkt an der spree,  gegenüber von der 02-arena, sehr suggestiv, in einem loftgebäude, das seit den 80zigern bespielt wird. ich hab da mal sylvester gefeiert, also in einem der lofts, ich glaube im ersten offenen berliner winter, und wir sind nachts über die oberbaumbrücke, an deren ostberliner ende ein grenzwärterhäusschen stand, wir hatten die pässe dabei und haben ein eintagesvisum bekommen, ein grünes a5-blatt. drüben war nix, sind wir wieder zurück, aber die brücke war aufregend genug, meine ich zu erinnern.

im bebop, noch am mehringdamm, ist damals mein großartiger tangolehrer gestorben, bei einem tanz in den mai. alte zeiten, ich war danach nicht mehr da, ich hatte drei kleinkinder und bin nicht mehr tanzen gegangen, aber natürlich kriegt man den tango nicht aus dem system.

gestern abend  waren wir auf auf einer praktica, ich habe zum ersten mal im leben geführt, schwieriges unterfangen, mich dann aber doch einem mann überlassen für ein paar richtig schöne tangos zu später stunde, bisschen wackelig gefühlt, aber die musik fängt mich auf, und der tänzer, wie es sich gehört. wie immer will ich gleich weitermachen. großen dank an engl fürs mitnehmen und an wortschnittchen und anne fürs mitkommen. wir haben alle getanzt! vorwärts wie rückwärts. könnt ihr glauben. ich habs genossen, die welten ein bisschen zu verknüpfen, vorgestern und jetzt, tango und bloggen. schöne nacht.

heut um kurz vor elf an der gethsemanekirche im schnee fast vom rad gefallen, weil die glocken losgeschlagen haben, tief und laut. das sind ernsthafte glocken. ich war auf dem weg in die nächste kirche, wo der große mit seinen kumpels als konfirmand vorgestellt wurde. geborgen gefühlt, ich sollte wahrscheinlich einfach mehr in die kirche gehen, dann hat sich der agnostizismus ganz schnell erledigt. schöner morgen.

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die iden des mimi

ich möchte ein bisschen rumjammern, aus völlig banalen stressgründen (selber krank, krankes kind, noch 2 kinder, hund u haushalt, und arbeit), aber dann fällt mir immer als erstes der letzte liebeskummer ein, der übers blog nur gesagt hat „selbstmitleid“ (der ist vorher selber jahrelang zum jammern zu mir gekommen, daher wahrscheinlich), dann fällt mir jorge ein (hugs an jorge!), an die schlimmst kranken will ich jetzt gar nicht denken, weil ich ja eigentlich nur ein bisschen jammern will, weil das alleinerziehen bei krankheit am meisten nervt, und ich hab ja schon die chronische grunderkrankung, die überhaupt kein zuckerschlecken ist, nee im ernst, ein bisschen jammern vom hohen podest der lebenden aus, (wie h. h. jahnn schrieb: der toten sind viele) mit noch gesunden kindern, einer wohnung und einem fröhlichen kleinen hund. verd., es war schon mal leichter, ein bisschen wehleidig zu sein, das ganze entnervende relativierungsgewese klebt am leiden wie ein rudel luftballons, ich komme nicht auf grund, nee.

2. versuch: ich hab fieber; ein kind muss kotzen, die anderen streiten, sollen aber a) lernen oder b) rausgehen, ich hab einen hund, ich muss essen machen, ich muss betten beziehen, streit schlichten, bezugsperson bleiben, geld verdienen, aber ich bin echt platt grade. nicht mal komplexe rezepte sind möglich, ich werde die hühnerbeine mit gewürzen bepasten und in den ofen schieben, mehr nicht, von komplexen sätzen ist ja schon lang nichts mehr zu sehen.

wobei, was ich alles nicht muss: müll runterbringen, trockner leeren, hund rausbringen, fällt mir da ein, gell, zu irgendwas waren die letzten 9 jahre allein mit drei kindern ja doch gut, sie machen all das nach nur 4 bis 5 aufforderungen, was ich für einen guten schnitt halte, da hab ich doch was geschafft, oder? ich würde mich jetzt gern 9 jahre ausruhen, bitte danke.

(in zukunft schreibe ich immer nur noch: 9jahre!, dann ist allen klar, was ich sagen will, oder?)

 

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handel, projekte, musik.

bei der suche nach einer bespielbaren alten sog. westerngitarre grossen spass. lese mich abends durch gitarristenforen und suche auf ebay und auf seiten mit kleinanzeigen. eine hatte ich schon zuhause, 40 jahre alt, klang super, zuhause habe ich die saiten entfernt (oder sagt man: sie entsaitet?) und dann einen riss entdeckt und innendrin etwas, das wie schimmel aussah. zurückgebracht, ohne saiten, ärger bekommen, ich soll über meinen umgang mit mitmenschen nachdenken. eine nächste ist unterwegs, der verkäufer wortkarg und bildarm im netz, das wird wohl auch eher nüscht, aber ich hab ja zeit und mein jagdfieber ist geweckt.

man ölt gitarrenhälse mit lemon oil, sehr wohlriechend, und sollte sie angenehm temperiert aufbewahren, wie alte bücher, zwischen 45 und 55% luftfeuchtigkeit. ihr holz richtet sich durch das spielen an den klangwellen entlang anders ein, darum verändert sich durchs spielen der klang von vollholz- instrumenten, bei sperrholz nicht, weil es durch die leimschichten unflexibel geworden ist.

oder die geschichten über das beste holz.

natürlich sollte ich lieber alle energie in die pflege des herdfeuers job- und kundensuche investieren, aber das handeln, die ergebnisse, die selbstläuferische realisierbarkeit dieses neuen unterfangens erinnert an das leichte leben und die guten zeiten, zauber im anfang. anders als das herumstochern im dunkeln ohne echo und erfolge.

gestern noch eine führung durch die fabrik der altmeister angesehen, danach fällt es schwer, einen nachbau in betracht zu ziehen, die es in guter qualität zu einem viertel des preises gibt, also nicht für mich, ich brauche ein preiswertes anfängerding, aber so als traumobjekt. diese martins waren schon früher der rolls unter den opels, freund g. hatte eine, sie wurde im koffer transportiert und war perfekt, silbrig, rund, warm. kann aber auch sein, dass das die zeit war, und nicht die gitarre.

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ah geh.

wow. immer etwas mit den bestandteilen abwehr, selbstmitleid und vorfreude (also ironie, bitterkeit und glück), wenn ich sowas lese, weil ich ja weiss, dass es mich irgendwann haargenau so wieder einmal umhauen wird, die freude darauf liegt tief in den rezeptoren verborgen, die auf diese stürme warten.

es gibt ja immer so ein leichtes endorphinöses rauschen, wenn eine erkältung losgeht, weil das immunsystem herumhüpft und endlich was zu tun kriegt, etwas in der art. das freut den körper, aber dann, aber dann, nee nee.

lieber anders als durch liebe.

(ein bisschen: abdankungsreden halten und nicht merken, dass der saal schon lange leer ist, aber hey, es ist februar. reden wir lieber über sex.)

 

 

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try harder

die meisten menschen singen gerne. letzte woche bei einem essen mit guten freunden, der mann des hauses holt nach der nachspeise (applecrumble, danach singt man quasi von alleine) seine gitarre raus, nach ein paar minuten sind wir alle dabei, kinder wie erwachsene, die erwachsenen in den ersten takten leise und vorsichtig, dann vergisst man sich und singt einfach mit. es entspannt und macht ruhig.

jetzt überlege ich, noch mit gitarre anzufangen, obwohl die lagerfeuerjahre mit den kindern eigentlich fast rum sind, also die, wo ich dabei sein darf. weiss jemand, ob man in ein oder zwei jahren auch als erwachsener noch in den fluss kommt? mit ein paar grundlagen, für die klassiker? lohnt sich das? als linkshänderin hätte ich einen startvorteil.

ich habe ja sogar einen strassenmusiksommer gehabt (wenn ich mir die bilder so ansehe: hach ja. schöner sommer war das.) ich kann also noch einen haufen erster strophen. einer hatte früher immer eine gitarre dabei, das lag sicherlich am jahrgang, aber auch an der breiteren musikalischen alphabetisierung in italien, wo jeder ein paar dutzend lieder singen kann, oder konnte, in den endsiebzigern und achtzigern zumindest. wir haben folk gehört, als er mainstream war, wir konnten live at budokan auswendig, die italienischen liedermacher sowieso, ein uferloser schatz.

außerdem ist der gitarrenlehrer vom kind, nun ja, der hat mal für maurenbrecher gespielt, von dem würde ich auch gerne etwas lernen. kind meint allerdings, das wäre extrem peinlich, aber man muss ja nun nicht auf jedes gefühl der gören rücksicht nehmen.

 

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auch, wie anders man im winter die eigene wohnung bewirtschaftet, ich fülle sie neu und dehne das zuhausesein auf jeden dunklen winkel aus, die papiere sind mal stapel, mal berge, mal weggeräumt, ein langsamer atem, grade spiegelt sich ich in jeder anhäufung, den alten notizbüchern, den buchstapeln, den sockenwaisen, alles wird zuviel zeug, zuviel bindung, lieber kabelkasten in der schreibtischschublade, du bist größtenteils überflüssig, aber ich habe platz für dich, du musst nicht mal notwendig sein, und der kleine visitenkartenstapel auf der fensterbank birgt eine unmenge an möglichkeiten. wer ist jutta overmann? eine beraterin, und f&k fotodesign werden mir vielleicht einmal das leben retten. könnte sein. viamala raststätte thusis dankt mir mit 1 tasse merkur kaffee, ich müsste allerdings erstmal hinkommen. und auf einem anderen brett sitzt der holzfrosch zwischen den beiden bisschen staubigen japanischen figuren, mann und frau, als würde er dorthin gehören. tut er vielleicht ja auch, alle drei haben klapperaggregate, die figuren ein glöckchen, das klingelt, der frosch hat einen hohlen bauch, über den man ein stöckchen ziehen kann, wenn man es denn wiederfände. im februar merke ich immer, das vieles im leben womöglich hauptsächlich auf diese weise zusammenhängt, dann könnte man es einfach umsortieren, müsste es nicht vorher ausreissen und aus geschichten herauslösen. das zuhause als sichere geschichte.

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alltag

jetzt ist sie rum mal wieder, die filmschau. zum ersten mal seit 26 jahren berlin null berlinale, auch weil ich grade glamour nicht sehen kann, er könnte einen meter vor mir vorbeilaufen, ich würde ihn nicht bemerken, glaube ich, es wäre ein mensch in schöner kleidung, die wertschätzungskette, die aus dieser person etwas besonderes macht, verläuft gerade weit hinter dem sichtbaren horizont. dort sind freunde, familie, einkaufen, essen, hund ausführen, lichtmangel, auch bisschen abwechslungsmangel, bücher und wintermüdigkeit. und weil die stadt so wunderbar groß ist, merke ich hier in meinem kleinen viertel nichts von weltereignissen, auch wenn ich jude law sehr gern mal in kameranähe gehabt hätte. ich lebe hier ganz ruhig im kulturellen abseits (als berlinerin heisst das, ich müsste bis zur nächsten kulturmöglichkeit 7min fahrrad bergrunter zur volksbühne in kauf nehmen, wenn ich nicht zu einem kino will, das näher liegt, oder zu einer galerie, die noch näher liegen würde, aber will ich ja nicht, ich bleibe hier oben und gucke vom zweiten stock aus in den grauen himmel), behalte meine millionen schnupfenviren für mich und versuche wie immer und ewig mein leben umzugestalten, am liebsten so, dass alles beim alten bleibt.

 

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freie schulwahl

ohjeohje. anmeldemaschinerie für die oberschule, zwillinge. dummerweise gehört die schule, an die ich sie haben will, zu den beliebtesten des viertels, platz 2, genauergesagt. der große bruder hat es dorthin geschafft vor zwei jahren, allerdings in den französisch-zweig, trotz meiner die grenze zur lächerlichkeit überschreitenden versuche, ihn in die italienischklassen zu bekommen. der notwendige notenschnitt wird je nach menge der anmeldungen gewählt, im letzten jahr lag er bei 1,5. so gut sind die mäuse nicht. geschwisterkinder sind dem direktor egal, hat er gesagt.

der große verlässt jeden morgen singend das haus, weil er so gerne in diese schule geht. ich will also die zwillinge dorthin bekommen.

aber wie?

man bekommt von der grundschule einen anmeldebogen für die oberschule, darauf schreibt man die erste, zweite und dritte schule der wahl. klappt es mit der ersten nicht, wird die bewerbung an die zweite weitergereicht. wenn die mit erstwahl-kandidaten noch nicht ausgelastet ist, werden diese kinder dort genommen. sonst geht es an die drittwahlschule. danach beginnen ganz neue sorgen, wenn die auch voll ist, wählt nämlich der bezirk eine schule aus, an die sonst keiner will.

also sollte man zumindest die zweite schule auf der liste so auswählen, dass das kind dort eine chance hat. man kann also die sekretariate anrufen, um etwas über noch verfügbare plätze zu erfahren, aber die müssen nix sagen, sowieso sind in unserem gut durchkinderten viertel die schulen alle so gut wie voll, in beiden bedeutungen. also vorauseilende aufgabe? never. ich werde wohl drei gute schulen auswählen, wohlwissend, dass die jungs dann eine realistische gefahr laufen, auf das doofe gymnasium zu kommen, das aussieht wie eine schule, die ein paar jahrzehnte lang als strafvollzugsanstalt für jugendliche missetäter zwischengenutzt worden ist, und dann nach 10 jahren leerstand immerhin von der stadt neue neonröhren spendiert bekommen hat.

können mir meine leser bitte ein paar argumente liefern, um die jungs auf die schule ihres bruders zu schicken? es gibt in berlin gerade keine sog. „geschwisterregelung“, nach der familienmitglieder bevorzugt genommen werden. nächstes jahr gibt es die wieder. dieses jahr nicht. grrrrr.

(und nein, bitte keine kommentare mit „alle schulen sind gut“ – die nächste oberschule hier im viertel ist auch gut, aber genauso überlaufen,  die zwillis hätten da zwar eine bessere chance, weil ihr schnitt zufällig genau der an der schule notwendige ist – aber davidzwilling will da auf gar keinen fall hin, warum, habe ich nicht herausbekommen, und mir ist das italienische wirklich, wirklich wichtig, aus nicht nur sentimentalen gründen – immerhin gibt es zwei römische cousinen, die es zu bespassen gilt, meine halbe bibliothek ist italienisch, wir haben da eine wohnung, hach.)

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noch 6 stunden! You did it!

diabetes-tagebücher sind eine leidige und disziplinarisch sehr intensive notwendigkeit. nicht, weil man sie eimal am tag füllen muss, sondern weil man das jeden tag, jede woche, jeden monat, jedes jahr eines lebens machen muss, immer. also: müsste, sollte, ich scheitere da seit jahren regelmässig dran und versuche es dann eben neu, jeden tag. jede, absolut jede abwechslung und verbesserung ist da willkommen. ich habe natürlich schon einige apps durchprobiert, leider gibt es immer noch kein system, dass die daten meiner insulinpumpe und meines messgerätes von alleine importiert und in eine nutzbare oberfläche integriert, und diese daten dann auch wieder in einer lesbaren und von irgendeiner intelligenz berührten tabellenform exportieren kann, für ärzte oder freunde oder für ein neues system, in das sie dann wieder importiert werden könnten, aber das ist sehr sehr ferne zukunftsmusik. stellen sie sich vor, es gibt 30 schreibprogramme, keines dominiert, und keines kann die formatierungen der anderen lesen oder nur die dateien öffnen- genau so ist das mit diabetesdaten. ein horror. also schreibt man mit der hand, wie immer, aber das ist frustig für einen netzbürger wie mich

dieser junge mann hier bietet für ICT- patienten etwas an, das lernfähig ist und den leuten viel arbeit abnehmen soll. sein kickstarterding läuft bald aus und es fehlt schon noch ein sümmchen. ich hab 5 pfund gespendet, wer weiß, ob dieses ding der lösung ein stück näher kommt als die anderen. ich wünsche es ihm.

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konfirmation

dieses jahr im frühsommer wird der große konfirmiert, ich plane bereits kräftig. von den kindern, mit denen er im evangelischen kindergarten war, sind nur noch wenige dabei, aber in seiner klasse steht die quote jugendweihe/konfi/gar nix fifty/fifty/“weiss nicht, ein paar sind katholisch“, was so im umfeld ein normaler schnitt zu sein scheint. die motivation bei den kindern ist eine eindeutig ökonomische, weil heutzutage der rite du passage sehr häufig mit geld begleitet wird, es werden also geldscheine in schönen umschlägen verschenkt. immerhin ist der eigentliche anlass der feier noch nachfragbar, die jungs glauben und reden sehr entspannt darüber. in den letzten jahren halte ich mich da eher raus, ich werde immer agnostischer, liebe aber nach wievor die rituale, die alten lieder und das gesegnetwerden (die neuen lieder klingen alle so, als wären sie von kompositorischen analphabeten für menschen im stimmbruch geschrieben worden). meine eigene strategie, eine entflechtung von geld- und glaubensaspekten, ist ein bisschen auf der strecke geblieben, jetzt lenke ich den schwerpunkt auf die familienfeier, wir hoffen dass alle kommen, und wir mal wieder ein oder zwei tage lang reden, gackern und tratschen können. wir, das ist die frauenrunde meiner familie, die schwestern meiner mutter, meine schwester, ihre töchter, die töchter meiner tante, deren töchter, männer kannste an einer hand abzählen in der runde, es sind vier bei 26 frauen, und da ist mein exmann schon mitgezählt, plus 3 kleine mädchen unter 8.

das fest zu meiner eigenen konfirmation war ein bisschen überschattet von nervosität, weil sich die eltern meines vaters da zum ersten mal seit über 30 jahren sehen würden, ich weiß noch, die beiden alten sassen an den gegenüberliegenden kopfseiten eines sehr langen tisches im beucc, dass es immer noch gibt. es war düster und ein bisschen staubig, ich war beeindruckt, weil die räume etwas zeitlos herrschaftlich-angeberisches hatten, mit dem ich wenig anfangen konnte, aber es ging ja nicht um mich, sondern um den gesamteindruck. die geschenkten goldkettchen habe ich allesamt in kürzester zeit wieder verloren, habe aber den unterricht, den pfarrer und die kleine lutheranische kirche in mailand in bester erinnerung behalten, so eine etikett-erinnerung ohne irgendwas reales dahinter, worum es ging, was ich damit verband, worüber wir gesprochen haben im konfiunterricht: aber der pfarrer hat einen aufsatz von mir in seiner predigt verwendet, das hat mich stolz gemacht, und ich trug einen scheusslichen rock in scheusslicher länge und fühlte mich vollkommen verborgen unter den klamotten, da haben jungs mit ihren anzügen es leichter. wir werden mit dem großen im zander essen gehen, ich habe da erst einmal gegessen, durch zufall (restaurant auf der kollwitzstrasse, spaziergangsnähe), und es war fein und so ambitioniert wie entspannt. mal sehen, ich hoffe, es wird munden.

 

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feeds

(hinweis an die leser:  in ihrem feedreader tauchen haufenweise neue postings in diesem blog auf, das sind alles alte texte aus den jahren bis 2011. ich möchte in den nächste wochen endlich den kram aus meinem alten twoday-blog hierher umziehen, dauert lang schon wg meinem langsamem internet, ich gehe nach kategorien vor, eine nach der anderen. hab leider die kommentare unterwegs verloren.)

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blog hop!

isa hat mir ein autorenstöckchen geschickt, was mich sehr freut, weil ich schon so einen uralten, wenig differenzierten, dünngeträumten buchwunsch herumtrage, wie bestimmt viele blogger. wenn ich genauer in den spiegel schaue, hätte ich am liebsten schon eines fertig, in der schublade oder auf einer alten festplatte auf dem dachboden oder notfalls irgendwo im herzen vergraben, eines, das dann aus dem off kurz eingeblendet wird wie bei den royal tenenbaums.

„das hätte ich ja auch gekonnt“ sagt der zuschauer, „aber ich habs gemacht“, sagt der künstler.

bloggen ist leicht, das geht so aus dem handgelenk heraus, aber ein konzept entwerfen, womöglich sogar einen menschen, das traue ich mir nicht zu, dieses durchhaltevermögen, ist das teil der autorenpersona,  kann man das auch irgendwie durch magie erhalten? nee, nur durch fleiss. ich mach das vielleicht, wenn ich 60 bin, es keine verlage mehr gibt und man alles kaufen kann. ich kann dinge beschreiben, die mir passieren, ich würde mir gern ein abenteuer leihen in einer art plot-hypnosedienst, dann müsste ich es nur noch aufschreiben.

woher kam die idee für das buch?

ich hätte gern eins geschrieben, das wäre eine herausforderung, daraus ein buch zu machen, vielleicht: buch über jemanden, der unbedingt ein normales leben führen will, wo alle anderen immer ein besonderes leben haben wollen? buch über die liebe in zwischenräumen, buch über jemanden, der das lager des naturkundemuseums nicht verlassen will, buch über eine 47jährige alleinerziehende diabetikerin, mit 3 kindern und einem hund, die einen mann findet, buch über einen gingko, den ich mal gesehen habe, buch über eine barbour-kinderjacke, die eine reise antritt, buch über eine katastrophe, die keiner bemerkt, oder über einen hund, den keiner bemerkt, buch über das betrachten von steinen –

es ist unter umständen nicht so leicht, eine idee zu haben.

in welches genre fällt das buch?

etwas zwischen loseblattsammlung und stream, nee, das war ja das bloggen. auf jeden fall: etwas brüchiges.

wie lautet die einsatzzusammenfassung ihres buches?

etwas fängt an, etwas anderes geht zuende, dazwischen ist landschaft.

welche schauspieler sollten ihre charaktere in einer filmumsetzung spielen?

laura linney finde ich toll, bill nighy mag ich auch sehr, meine lieblingsschauspielerin aber ist frances mcdormand. mit ihr zusammenzuarbeiten wäre den aufwand „buchschreiben“ durchaus wert, vor allem weil dann eventuell ein essen mit ihr und ihrem mann und dessen bruder rauspringen könnte, hach.

werden sie ihr buch selbst verlegen oder wird es vertreten durch einen agenten?

wenn ich denn etwas fertiges vorzuweisen hätte, dann würde ich es glaube ich erst einem agenten schicken, nach der ablehnung noch zu 5 oder 10 verlagen und es danach, wo schon mal geschrieben ist, als ebook oder so veröffentlichen.

wie lange haben Sie gebraucht, um den ersten entwurf Ihres manuskripts zu schreiben?

also es kam erst eine krankheitsphase dazwischen, die kinder haben fast alle asthma! dann hab ich einen job bekommen überraschend, dann kam meine mutter ins krankenhaus, dann musste ich in italien babysitten, danach hatte ich eine geheimnisvolle allergie, die zum glück gerade wieder verschwindet, aber ich schaffe es mit großer sicherheit bis zu dem notfalltermin, den sie eingang erwähnten, ich kann ihnen gerne ein attest besorgen, wenn ihnen das irgendwie weiterhilft?

welche anderen bücher würden Sie mit Ihrem genre vergleichen?

immerhin wird es weder dem telefonbuch noch einem thriller ähneln. vielleicht ein reisebericht?

was sonst über ihr buch könnte das interesse des lesers wecken?

ich hoffe, es wird sex drin vorkommen. und ein lesebändchen auch.

möchten Sie andere autoren für das interview nominieren?

klar, es gibt drei, von denen ich gar nicht weiss, woran und ob überhaupt sie arbeiten. bov (wegen blogmich 13 gibts jetzt auch stöcke) natürlich, goncourt – und: praschl, noch immer.

 

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kein aufschrei

die aufschrei – sache hab ich erst gestern so richtig mitbekommen, das netz ist arg schnell und ich hatte ein sehr beschäftigtes wochenende mit schulbesichtigungen und teenieübernachtungsparty bei mir und erwachsenenparty bei freunden, und ikea.

mein erster gedanke war: jetzt werden die deutschen männer ihren charme ganz abstellen, mein zweiter: halt, es geht nicht ums charmieren, sondern um übergriffe, von schritt 1 zu schritt 2 habe ich schon einen halben tag benötigt, ich denke, weil ein artikel in der berliner (find ich jetzt nicht) die macht dieser welle nur schildern und nicht spüren lassen konnte – und weil ich die erlebnisse auf twitter noch nicht gelesen hatte. ein paar kommentare vertraten die meinung, dass es sich um einen feinen grat oder sowas handele, ziwschen anflirten und belästigen, das habe ich gelesen und meine einschätzung daran orientiert und bin damit einer offensichtlichen männerstrategie aufgesessen, denn selbstredend liegen lichtjahre zwischen dem einen und dem anderen, wenn man mehr als eine sekunde darüber nachdenkt. ich dachte, dass erziehung, persönlichkeit, seelische gesundheit bei den meisten dafür sorgen, dass sie flirten als spiel mit mal mehr, mal weniger heissem herzen begreifen, dass die übergriffigen und sexisten also klar die anderen sind, die mir nicht begegenen und an die ich nicht gerate, wobei ich die paar idioten in der bahn oder auf der strasse mit obszönen gesten oder worten als normal erachte, genau wie die penner und die hooligans und die trunkenbolde.

vorm einschlafen kam dann die erinnerung hoch, an diesen einen diabetologen, bei dem ich mal in einer ganz und gar elenden verfassung gelandet war, nach einer über- oder unterzuckerung mit unstillbarer übelkeit und schüttelfrost, und der mir, auf einer liege im hinterraum der praxis liegend, den puls gemessen hat und dabei meine hand an seine hose gedrückt hat, mit seiner erektion drin, und mich festhielt, als ich wegwollte, und sagte: „einen moment noch“. ich hielt auch in diesem fall den mann für eine ausnahme, nein: ich nahm glaube ich sogar die situation als eine ausnahme für den mann, als sei der womöglich sonst ganz in ordnung, so als arzt, hätte eben nur das kleine problem, dass er seine lust als masstab für sein handeln nimmt und nicht den anstand und respekt vor patienten im allgemeinen und frauen im besonderen. ich hab seitdem kaum an die episode gedacht, und nur, wenn ich mich wieder mittenrein begebe, ist auch die erniedrigung und funktionaliserung meiner situation wieder da, und ich kann denken: du vollarschloch. ich muss dafür von meiner selbstwahrnehmung das toughe berlinfrau-ding erst abschälen, dass den mann einfach als eher komischen soziospasten mit einer erektion-so-what abtun will.

ist das nicht irre? wie widersprüchlich da mein weltbild ist, einerseits sind es die anderen, die übergriffig werden, und dann ist ein einzelner übergriff noch nicht mal ausreichend, um sexist zu sein, und ich finde einen schwanz nicht mal besonders dramatisch, wenn da noch stoff zwischen ist – dabei ist der mann natürlich eine schande für seinen beruf und sein geschlecht gleich mit. hab ich reagiert damals? nein. es hat mich kurz geekelt, aber mir war sehr schlecht und diese geschichte habe ich weggepackt, als es mir dann wieder besser ging, sobald das mcp wirkte.

die fehlende selbstbeherrschung bei begierde, überhaupt die geilheit angesichts einer wehrlosen frau, das war bei mir einfach ein irgendwie hormonelles ding, mit dem die männer zu kämpfen haben, klassische täter-zu-opfer-verschiebung, aber so bin ich aufgewachsen, mein vater konnte auch nie was dafür, wegen seiner kindheit – deshalb läuft mein automatisches denken noch immer auf dieser bahn, so wurde ich erzogen. es war dabei auch ein zeichen von souveranität und drüberstehen, wenn man als frau das einfach ignorieren konnte. an sabbernde männer erinner ich mich einfach nicht, sowenig wie an schlechtes wetter.

weibliche sexualität gab es in meiner gesamten kindheit überhaupt nicht, fällt mir dabei auf, und die männliche ist ein stetig dräuendes etwas, eine dunkle macht, etwas, das man zähmen und gut pflegen muss, und zwar: als frau, weil „die männer sind halt so“.

puls fühlen?

meine fresse.

 

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