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wir fahren morgens im grand canyon village los und am south rim entlang richtung osten, ich fahre nochmal ein paar meilen zum desert view tower, einfach weil er da ist und ich noch einen letzten blick auf all das wunder werfen möchte. die kinder maulen, sie wollen weiter, aber ein gewitter überzeugt die jungs, mit blitzen und wolken und einem eimerguss regen, der erreicht uns auf dem weg zwischen parkplatz und restauration, wir werden pudelnass, die laune ist wg abenteuer wieder großartig. gespräche mit anderen touristen bei pommes und gutem, starken kaffee (ich hab den berüchtigten amerikanischen plörrkaffee nur in einem oder zwei billigmotels bekommen, alles andere war überrraschend stark, heiss und lecker), diese art von gesprächen, die einen aus der tiefenentspannung nicht rausholen und die ich ganz gern mag, mit der grundbegeisterung darüber, dabei zu sein, hier zu sein, dem schwebenden freundlichen desinteresse, mit dem man nach ein paar sätzen aus dem „where are you from?“- bereich übergangslos wieder in die landschaft guckt.

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ich stelle mich nach dem guss an den canyonrand, es sind ziemlich viele menschen dort, trotzdem herrscht stille, wir stehen bewegungslos am geländer, als hätten alle den atem angehalten. der ausblick ist spektakülär, wir können den colorado genausogut sehen wie die nordkante, darüber blauer himmel, schwarze wolken und riesige, lange blitze, es donnert, die möglichen bilder sind schnell verschossen, dann versuche ich diese weite einzuatmen, das tiefe rot, es passen ja millionen farbnuancen zwischen die farben rot und braun, der gesamte horizont ist damit gefüllt, und es ist ja ein großer horizont, den man am canyonrand sieht, weil es außer nach vorne und ringsherum auch noch 3000 meter nach unten geht. man hat vielleicht im weltraum oder im ozean so einen freien blick in jede mögliche richtung, und auch nach den drei tagen am grand canyon haut mich der anblick sofort aus dem hocker. dann fällt mir das ding mit den 6 millionen jahren erdgeschichte ein, die da vor mir ausgebreitet liegen, und all die schönheit kriegt noch einen 4D- touch: raum und zeit, ich atme ein und habe den aromatischen nadelholzduft in der nase, der seit dem gewitter in der luft liegt. alle sinne satt (pommes vorhin), das zaubert ein leicht meschugges grinsen in die meisten gesichter. sogar das „ja ja mama, is ja gut“ der kinder hörte sich ein bisschen respektvoll an.

nach dem abschied vom grand canyon geht es über 180 meilen in die stadt page. bei der reiseplanung hatte ich in google earth beim rumklicken bilder vom antelope canyon gesehen, ich weiss noch den prozess von „ganz weit ab vom schuss“ bis „liegt auf dem weg“, den ich als sehr befreeiend erlebt habe wegen dem mu welteroberungswillen, den man so ausleben darf, wie die landkarte zu strasse wird. page, nie vorher gehört und zum glück nicht gewusst, dass der antelope zu den „meistfotografierten slot canyons der welt“ zu gehört, nein, ich habe es für uns entdeckt, das war das gefühl.

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das gelände wird flacher, die erde bleibt tiefrot, die landschaft beeindruckt mich nachhaltig, über weite strecken ist bis zum horizont nichts menschliches sichtbar, es sieht aus wie vor hundert, 200 oder 300 jahren. rund um die stadt konglomerate von imbissen, tankstellen, supermärkten, in großen hallen mit großen parkplätzen davor. im superwalmart vor page, man kann ihn gut auf google earth erkennen, kaufe ich uns schnell noch einen kindle touch für 99$, weil die kinder nichts mehr zu lesen haben und bei den mobilen geräten die akkus immer so schnell ausgehen. das ding war ab kauf auf jeder fahrstrecke und in jedem hotelzimmer in dauerbetrieb, sobald weder pool noch tv möglich (erlaubt) waren. lustig, wie das monatelange theoretisierende ja-nein-oder bzgl ebooks in der sekunde vom tisch war, in der ein wirklich überzeugender grund aufgetaucht ist.

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das rodeway inn in page, rechts hinten im pic, ist ein arg unprätenziöses motel, aber es bietet einen swimmingpool und einen kleinen rasen mit picknicktischen und charmante rotgestrichene wände. die kinder haben den zeitraum zwischen auto ausladen und ins schwimmbad hüpfen inzwischen auf unter 2 minuten gedrückt, ich habe dann immer ein bis anderthalb stunden für mich, bis der hotelmanager die jungs rausschmeisst, weil sie unbeaufsichtigt nicht dürfen. im supermarkt gegenüber hole ich abgepackte sandwiches, die sofortigen würgreiz auslösen und ungegessen in den müll wandern. wir weichen auf einen imbiss beim walmart aus, wo uns die bedienung zu unseren sandwiches aus versehen 12 tacos fertigmacht, die wir im lokal verteilen und so mit allen ins gespräch kommen. ein altes ehepaar lässt uns dafür von seiner auswahl probieren, ein fröhliches try this und try that, und es bleiben immer noch 4 tacos übrig, die ein kräftiger junger mann mit einem lauten „thank you!“ in minuten verdrückt.

mir ist aufgefallen, dass die bedienung aussieht wie weit über 80, eine alte dame in fastfooduniform. ich muss die tacos nicht bezahlen und bin erst beruhigt, als die anderen studi-kellner und die alte dame schnelle witze übers zählenkönnen reissen. ich habe viele alte menschen in solchen jobs gesehen, immerhin sagt dort niemand, sie würden es tun, weil sie sich noch fit fühlen.

wir frühstücken aus styroporgeschirr, die gab es sogar in einigen der besseren hotels, tellerchen und becherchen und schälchen aus einem federleichten vollkunstkram, der nach dem essen in grossen müllsäcken verschwindet, wie ein notbehelf auf einem campingplatz, wenn man die ganze ausrüstung vergessen hat, ein bisschen albern ist es und bringt die europäischen gäste zum lächeln und die französischen zu einer kleinen geste kultureller überlegenheit (augenbrauen und spitze finger), ich denke, das wasser muss hier extrem teuer sein. es gibt nicht genug sitzplätze für alle, wir stehen an einen betonkübel gelehnt vor dem ess- aka-rezeptionsraum, alle in schlangen vorm toaster und dem kühlschrank mit yoghurt, obst und den großen milchtüten mit je einer gallone inhalt. mir gefällt das unwattierte an diesen unterkünften, ich bleibe nah am real life, mit dem plastebecher neben der leeren hauptverkehrsstrasse, blick auf diese grossen flächen und flachen häuser überall.

dann geht es schnell zu antelope canyon tours weiter, 300m über die strasse, ich mit ausgedruckter bestellbestätigung aus berlin in der hand. die canyons gehören den navajos, man muss also zwangsläufig eine tour mit führung buchen. die indianerin an der kasse vergleicht meinen zettel mit einer handschriftlichen liste in einem dicken notizbuch, wir sind dabei, 4 personen, 120$, es wird gleich losgehen, die jungs sind wie immer schon von dem transportmittel begeistert, riesigen wüstentauglichen pickups mit 2 aufmontierten sitzbänken hinten. festhalten! schreit der fahrer und fährt einige rasante minuten über den highway 98, dann geht es durch eine schranke und er brettert noch eine viertelstunde durch roten, feinen wüstensand, der wagen springt über dellen im boden, die haare fliegen, es gibt staubwolken und die jungs kreischen, für sie war der ausflug jetzt schon ein voller erfolg.

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die antelope canyons waren dann eine vollkommen schräge erfahrung. wunderschön anzusehen, eins dieser einmaligen unbelievables, es sind unterirdisch ausgewaschene, vielleicht 20 oder 30meter tiefe schmale einschnitte durch viele schichten stein in all den wunderbaren rottönen, die es dort gibt.

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schräg ist die hatz, in der wir durch den canyon getrieben wurden, wir durften nicht anhalten, die bilder müssen aus der hüfte geschossen werden, unser führer treibt andauernd an, weil die nächste gruppe schon drängelt, als sei sie ein naturgesetz, jede minute wird zu geld gemacht.

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die hälfte der zeit muss man sich an der vorherigen gruppe vorbeidrücken, weil der canyon an vielen stellen sehr schmal ist, es gibt kaum chancen, fotos ohne menschen zu machen, schon stehenbleiben ist ein risiko fürs stativ und die kamera.


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gregorzwilling schreibt nach dem durchlauf mit einem stein etwas auf den fels, als wir auf die abfahrt warten, unser führer verbietet es ihm wegen der heiligkeit des steins, ich hätte ihn in schutz nehmen sollen, wie soll man bei all der hektik in der luft noch ein gespür fürs nichtmaterielle bewahren können?


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unser guide macht motivvorschläge, dort ist lincoln zu sehen, dort washington, dort pocahontas, er zeigt auf die felsen und den passenden standort, ein paar von den 40-50 leuten versuchen, sich dort zu positionieren, während der rest schon weiterstolpert. ich habe die kamera auf dem stativ, wb auf wolkig, und mache mehr oder weniger blind die bilder, es tut bisschen weh, weil man stunden und komplette grosse speicherkarten lang dort bleiben will, aber es ist fließband und keine handarbeit, eine bilderproduktionsstrecke, die bilder sind auch alle in ordnung, aber das riesige dollarzeichen in den augen der besitzer bleibt in genauso lebhafter erinnerung wie das naturwunder. klar, dürfen sie, keine frage, aber eine geringfügig weniger offensichtliche verachtung der gäste wäre cool.

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aber schön ist es.

freilauf

die kinder haben dauernd hitzefrei, kommen mittags nach hause, stürzen ans telefon und sind ein halbe stunde später wieder weg, ins freibad, jeder mit eigenen freunden. gregorzwilling heute zum ersten mal alleine mit einem kumpel, ohne erwachsene begleitung, „gehen lassen“, denke ich, und beginne im gleichen atemzug, ohne es verhindern zu können, mit einer recht langen und offenbar sehr unterhaltsamen reihe von verboten, die mit wilden sprüngen und dauertauchwetten anfangen und mit mädchen-ärgern aufhören. gregorzwilling sagt „mama, ich werde nicht ertrinken, nicht überfahren werden, nicht sterben und mich nicht kloppen und mir nichts brechen!“ und verschwindet durch die tür, kommt aber nochmal zurück und sagt: „aber vielleicht gibt es ein paar blaue flecken“. ich denke an meine mailänder kindheit zurück, die ich als komplett innerhäuslich erinnere, freibäder haben meine eltern nicht besucht und freunde wohnten zu weit weg für spontane treffen, es hat mir nicht gefehlt damals, es fehlt eher heute, in der erinnerung. keine ahnung, was jetzt normaler ist, ich habe von süddeutschen bekannten gehört, dass dort das kinderleben eher planungsintensiv gestaltet wird, aber das ist sicher nur ein vorurteil.

highway 1

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diese fahrt von monterey aus nach süden war für mich der beginn einer ganze reihe von großartigen naturerlebnissen, ein teil davon dieser überraschung verschuldet, ja noch nichts, nichts gesehen zu haben von der welt, die erinnerungen an reisen nach indien, china und japan, mit anfang zwanzig, sind ja inzwischen verstoffwechselt, die kann ich nicht mehr von mir unterscheiden.

in den letzten 13 jahren haben die kinder und ich die varianz des immergleichen genossen, immer in norditalien im gleichen (heimat-)ort, auch da sieht ja jeder sonnenuntergang anders aus als der davor, und der danach, ich habe bilder von 30 jahren sonnuntergängen, ich seh sie nicht oft an, aber sie funktionieren, tief eingeprägt durch die wiederholungen, diese bilder sind autobahnen im erinnerungsvermögen (autsch. ach, egal).

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der wasserfall im helen pfeiffer park, picture perfekt, aber es ist doch anders, wenn das wasser läuft und die brandung rauscht, und die kinder sich auf das niedrige geländer setzen wollen, bis auf den großen, der grade mit schlechter laune irgendwohin gestürmt ist. es bleibt ein bisschen auf einer zwischenstufe zwischen realität und bild hängen, weil man nicht hinunter an den strand darf, und die internetpics und der eigene blick deswegen eine so ähnliche perspektive haben wie alles, was man schon kennt. der kurze weg hoch über dem wasserfall ist relativ gutbesucht, einige familien wie immer vollkommen furchtlos mit allem bis auf ein kleines stück hintern über dem abgrund hängend, auf den klippen, beim picknick.

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die vielen neuen eindrücke auf dieser fahrt kicken wirklich erstaunlich intensiv, der highway 1 ist eine bombe. die kinder erleben das auch, sie rufen “boah″ oder brüllen einfach laut, wenn sie über diesen klippen stehen, bis sie sekunden später im galopp bergab (klippab) richtung küste losstürmen, “mal sehen, wie weit man runter kommt, och mama, bitte, nee, die schuhe hab ich, weiß ich auch nicht, im auto gelassen″.

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eine wilde, schöne küste, mit felsen, blumen, meer, einem frischen wind und jeder menge seerobben unten auf den felsen, nach jeder kurve ein neuer ausblick, eine neue klippe, netterweise geht das über einige hundert meilen, es gibt kleine diners am strassenrand mit burgern und zitronenlimonade und aussicht aufs meer.

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ein paar am nachbartisch hat gefragt, ob die kinder auch schon so einen kick von der strasse bekommen wie ihre mutter ganz offensichtlich (strahlen, schwärmen, trinkgeld), es ist vielleicht noch unmittelbarer bei ihnen, und nicht mit geschichten, biografie, tiefgang gepimpt. es ist noch nicht vergleichbar, mal sehn, was sie behalten. sie gewöhnen sich schneller, sie sind intensiv dabei, wenn die natur noch ein paar extras wie abgründe, seeelefanten und steile kletterpfade bereit hält. ich jedenfalls habe alle paar meilen an diesen unzähligen parkbuchten angehalten und mich einfach nur in die landschaft gestellt, zum hingucken, mit der kamera eher als alibi um den hals, und den kindern dafür pommes satt versprochen, aber natürlich kann niemand soviel essen.

seeelefant

das hearst castle überspringen wir, architektur, selbst megalomane, hat keine chance bei soviel schönheit in der natur. und es war schon nach 5, als wir dort vorbeifuhren. viel viel besser war ein parkplatz, an dem ich erst ein paar hundert meter vorbeigefahren bin, bis das schild mit dem wort „elephantseal“ darauf bei mir angekommen war. ein riesiger leerer parkplatz, die menschen alle an einem geländer zum strand hin, und da waren sie, hunderte und hunderte von seeelefanten, riesigen, sehr träge herumliegenden echten rüsseltieren. sie liegen dort bis zu einem monat, wedeln sich mit ihren flossen gelegentlich sand über die leiber und machen seeelefantengeräusche, die sind one of a kind. darüber pelikane.

pelikan

pharmacy

ich habe eine dauerhafte schwäche für nahrungsergänzungsmittel. in meiner küche gibt es einen kasten, der magnesium, vitamin d3 und fischöl in kapselform enthält, wobei ich die verbindung stoff/körper wie in einem poetischen ritual als synonyme lese, es genügt also, etwas zu schlucken. kleine erfolge in meinem alltag, omega3s sind gesund, ich esse welche, also geht es mir besser, es darf nicht komplizierter werden als das. ist einfacher, als jede woche zweimal seefisch auf den tisch zu bringen. ich bleibe dabei deutlich vor der grenze zum esoterischen stehen, ich kaufe nichts, dass mir besseres gedächtnis, längeres leben oder ewige jugend verspricht, und keine stoffe, die ich nicht aussprechen kann, weil es zuviele q-zahlen-kombinationen im namen hat.

dieser moment vor den regalen, bis fokus und rationales überwunden sind und ich ganz ernst davor stehenbleiben kann, sofort beginnt der blick zu wandern, herz-kreislauf? nee, noch nicht, vitamin a auch nicht, aber dieses multivitamin enthält natürlich auch zink – bei schlecker, rip, waren es immer nur ein paar meter, aber in den usa sind die apotheken so groß wie ganze warenhäuser, an den highways irgendwo in der wüste sind der superwalmart und target nicht viel größer als die pharmacy direkt daneben.

CVS-14st-8-Ave

diese eine filiale in new york an der 14st/ecke 8 avenue zum beispiel, ich wollte sie nochmal in gut fotografieren, habs aber vergessen. vollkommen angemessener raum für diese ganzen schätze, ehemals hauptsitz einer sparbank, jetzt weihevoller ort fürs geldausgeben, es gibt große bereiche für bestimmte mängel im körpersystem, schnupfen, rheuma, magen, jeweils in 12m-regalen, für kinder und erwachsene, lange regale voller schmerzmittel, sie sind nötig in dieser stadt und passenderweise kosten sie fast gar nichts im vergleich zu allem anderen hier. den gesamten diabeteskram auf vielen regalmetern, ganz viel zeug mit zimt, wahrscheinlich genügt irgendeine ministudie am ende der welt mit 50 leuten, dann läuft die produktion los. ich weiss gar nicht, ob die teststreifen von den kassen getragen werden (eine frau hat mir erzählt, ihre schwester sei aus der kasse geflogen, als sie an diabetes erkrankt sei – also zahlen die kassen gar nichts für chronische krankheiten. ich habe nicht verstanden, warum so etwas nicht zur revolution führt). die wunderbaren großen glucosetabs, leicht zu nehmen, gut zu berechnen, idiotensicher auszupacken, auch, wenn man durch die hypo schon arg grobmotorisch geworden ist, es gibt sie auch hier im versandhandel.

nachts ab 22 uhr muss man an automatischen kassen alles selber scannen und bezahlen, eine mitarbeiterin kontrolliert, die jungs sind begeistert, achach denke ich.

seligman

ich hatte die strecke sehr angenehm überschätzt, wir können jetzt ein paar tage lang einfach so herumgondeln, und so landen wir am nachmittag im städtchen seligman, von einem seligman gegründet im 19 jh. dann von der route 66 gelabt und genährt. mit der eröffnung der autobahn endete die geschichte, ein winziges dorf blieb stehen mit ausschließlich souvenirläden und 7 kleinen, einfachen motels, einem laden, einer kneipe (black cat, fensterlos, world famous, umgitterter hof mit paar trinkern), drei restaurants. wir bleiben im romney motel, weil ich auch mal etwas auf genau diese art heruntergekommenes haben wollte, nicht verwahrlost oder so, es benutzt einfach einen eigenen standard des in ordnung-seins, und der benötigt kein weltbügertum. es steht da seit den siebzigern, vor den zimmern ein kleiner überdachter gang mit lauter verschiedenen plastikstühlen, dann der parkplatz.

die jungs liegen auf dem bett und gucken filme, ich sitze draussen neben dem auto auf einem ollen klappstuhl und trinke ein dosenbier, 20:15, schon fast dunkel, langsam geht die wärme und ein ganz leiser würziger duft kommt hoch, ich sitze 20 meter von der strasse weg, über die jetzt mehr autos fahren als tagsüber, wo sie total verlassen wirkte. der hotelier hat vorhin die pflanzen auf dem parkplatz gegossen, mit einem kompliziert aussehenden variablen druckdüsendingens am schlauchende, jeden topf mit einem anderen wasserdruck. seine frau kommt kurz danach vorbei und macht einen witz über ihren mann, der morgens und abends mit diesem gerät arbeitet. sie zeigt mir ihre pflanzen, einen topf mit eggplants, einen dicken tomatenstrauch und erzählt, wie ihr letzten winter bei plötzlichem frost ein ganzes beet mit tomaten eingefroren ist, ja, es friert hier, zwei-dreimal im winter, manchmal schneit es richtig viel (sie zeigt bis zum handgelenk) dann schliessen sie die interstate und alle, alle kommen durch seligman, und die leute klingeln um 5 an ihrer moteltür und betteln um etwas wärme, das sind die guten zeiten, erklärt sie. ihr mann brauchte herausforderungen, darum haben sie das motel gekauft damals, es war total heruntergekommen, sie selbst habe ihren job als preschoolteacher erstmal nicht aufgeben wollen, in l.a.! er war gerichtsübersetzer für singhalesisch, er macht das immernoch, am telefon jeden morgen, und sie macht dann das motel alleine, weil es keinen gibt hier, die studies kommen immer nur 2 tage, und das andere motel da vorne, das sei eine ganze familie, die sind hier geboren und haben immer hier gelebt, immer, alle.

mich interessiert diese lebensform, als hätte man einen kompletten ort in der zeit festgenagelt, kein entkommen möglich, lauter um die fünfzig-sechzigjährige auf motorrädern, leute in tollen teueren autos halten an und machen bilder. hinter den ladenkassen in den souvenirläden, ich muss in jeden, davidzwilling liebt grade souvenirläden, da sitzen frauen mit starken gesichtern und langen haaren, schlagfertig und solide, die konnten alle neulich noch einen vergaser im dunkeln reparieren, vor nicht mal 30 jahren. und das der ort so winzig klein geblieben ist, anders als all die anderen disneylands mit ihrer mordsindustrie.

das motel kommt mir jetzt natürlich viel liebenswerter und schöner vor, anders als das schabrackige motel 6 in barstow neulich, wo morgens um 3 lautstarke streiteren im nachbarzimmer darauf hinausliefen, dass der mann dann doch weg ist (you motherfucker, if you have to leave, then leave).

ich hab dann noch ein signiertes foto von semmelrogge kommentieren dürfen, das neben einer kasse hing, der passte da wirklich hin, merkwürdigerweise hing der nicht in dem anderen laden, der bayerische bierkrüge auf den tischen hat und unglaubliche german bratwürste verkauft, nach denen meine kinder sehr grün im gesicht waren, und habe für 10 $ eine signierte cd von einem musiker erstanden, der mir vom alten las vegas erzählt hat, wie allen touristen vor mir und allen danach, aber er hat mit seinen songs und seinem vollbart eine seite berührt. those were the times. wir kommen erst gegen mittag los.

mojave

die größe der wüste ist von einem horizont bis zum anderen, mit nichts außer ein paar winzigen schienensträngen oder einer strasse darin. sie ist nicht einladend, es gibt steine, erde, außer gelegentlichen kakteen wachsen dort nur tribbles. ich fahre von der vielbefahrenen interstate 40 runter und nehme die route 66, die vollkommen leer und verlassen in der nähe verläuft. wir sind allein, so allein, dass ich meinen 13jährigen kurz fahren lassen kann, eine geschichte, die ich erzählenswerter finde als er, weil ihm die strasse natürlich gar nichts sagt, bei mir gibt es einen kleinen kick, aber der lässt sich nicht weitergeben, es ist halt eine alte strasse durch ein land, es gab einen film, jetzt gibt es touristen, sage ich den kindern, naja alt, nicht ganz 100 jahre. auf den souvenirs überall steht sowas wie: „wegen dir sind wir hier“ und „wir verdanken dir alles“, das hätte man in den ersten hundert jahren auch über die via appia sagen können, aber das fällt mir erst nachher ein, das wir hier immer noch am anfang einer geschichte stehen, in der es auch noch ums überleben geht. neben dem asphalt haben hunderte von menschen mit steinen etwas auf einen kleinen parallellaufenden erdwall geschrieben, namen und botschaften, „guck mal mama, hippiezeichen“ sagt einer zu den friedenszeichen, bestimmt im winter, draussen sind 47 grad und ich will da eigentlich nicht mehr als notwendig aus dem auto raus. ich schicke die jungs versuchsweise in die wüste, sie werden schon nach ein paar metern winzig klein vor dem riesigen panorama, der wind ist so fön, dass der schweiss sofort verdunstet. die totale stille da draussen und die temperaturen sind nichts für große lebewesen, sehr marsähnlich alles, ich werde ernst und wundere mich. ich kann mir den menschenschlag, der sich hier niederlassen mag, gar nicht vorstellen, wir bekommen ja eher die dienstleister mit, in bakersfield und jetzt grade in needles sind sie fröhlich, neugierig und wirken von der hitze vollkommen unbeeindruckt. nachdem wir in ein best western eingecheckt haben, das zufällig neben unserem mittagslokal liegt, bin ich mit den kindern runter zum colorado gefahren, im auto 50 grad, man verbrennt sich die finger am lenkrad, weil es natürlich nirgendwo schattenplätze gibt – elias‘ iphone ist angeschmolzen, als wir es mal für eine stunde im handschuhfach gelassen haben, die schwarze schicht hat lauter risse und blasen bekommen, es geht zum glück noch, er war mehr beeindruckt als verärgert.

unten am ufer sitzt eine großfamilie, die frauen auf zwei campingstühlen weit weg von den männern, alle sitzen ungerührt unter der sonne herum, wo ich schon nach ein paar metern eiskalt duschen und ein kühles getränk möchte. wir kommen sofort ins gespräch, es reicht wie überall, das man Hi! sagt. ich bekomme bier und wasser aus einer riesigen kühlbox angeboten, von einem sehr wohlproportionierten mann, glatt, braungebrannt und interessant tätowiert – und er ist ein plumber, sagt er später. als ich lachen muss, sagt er „No! I do also other stuff around the house, not just plumbing“, mit 4 kindern von verschiedenen frauen, und das leben sei einfach wunderbar. ich stehe dann ein paar minuten in diesem ofen am strand, mit den füssen im frischen und sauberen colorado-river und unterhalte mich mit dem halb so alten mann, frank, dessen kinder doppelt so alt sind wie meine, über die mühen und freuden des alleinerziehens, kommt der vater manchmal? fragt er und erzählt von seinen lebensplänen, das haus gerade gekauft und instand gesetzt, er möchte soviel verdienen, dass er mal einen sommer lang gar nicht arbeiten muss, um dann mit seinen kindern ferien zu machen, genau wie ich das gerade mache, das sei toll, wie alt ich denn sei? dann macht mir solange komplimente, bis mir der kopf auch noch innen raucht und ich leine ziehen muss, zurück in unser klimatisiertes hotelzimmer. die gegend ist wirklich heiss.

(ich wollte eigentlich paar bilder statt soviel text reinstellen, aber twoday und ipad geht irgendwie überhaupt gar nicht. twoday erkennt beim bilderhochladen das ipad nicht als rechner, das ipad lädt die bilder aber nur auf flickr oder facebook hoch. die app „blogsy“ arbeitet auch nicht mit twoday. zeit, weiterzuziehen)

(sie können hier über paypal etwas in die trinkgeldbüchse werfen, wenn sie möchten. das hotel mama hat auch einen wunschzettel. vielen dank dafür!)

monterey

8:30. es ist eine alte rote bretterbude, am zweiten steg von vorne, bei der wir uns treffen sollen, jede menge anderer leute stehen schon ein stück weiter auf der mole vor den beiden booten. ich bin total guter laune und freue mich, dass alles so gut geklappt hat, unser hotel ist nur 10 minuten vom hafen entfernt, die kinder haben gut gefrühstückt, ich hab die kamera dabei. das ist aber ein kleines schiff, denk ich, mit zwei bänken in der kajüte, oben drüber die kommandozentrale, oder wie man das nennt. es passen unendlich viele leute drauf, die ganze lange schlange, wir alle haben einen zettel mit unserem namen drauf unterschrieben, die schiffbrüchigenliste, denke ich noch, aber lese den text nicht durch, es soll ja weitergehen. alle finden ein plätzchen, die jungs und ich stehen direkt am bug an der reling.

die meeresbiologin an bord sieht genauso aus, wie ich mir so jemanden vorgestellt habe, mittelalt, blauäugig, braungebrannt und basecup, mit t-shirt, hemd und fleecejacke, was andere leute im händedruck haben, hat sie im blick, ein fester blick. bei mir geht unmittelbar das parallelfilmchen los, wie kommt sie auf so eine tour, ist das ein angesehener job oder nicht, ist sie zufrieden, wäre sie lieber an der uni oder einer forschungststation? sie wirkt wie die spezialistin im hollywoodfilm, solider frischluftmensch. sie macht den job fröhlich und sehr informativ, wie eigentlich alle leute, die mir bis jetzt begegnet sind, sie wirken immer sehr zuhause in ihren tätigkeiten. schon bei der ausfahrt aus dem hafen erzählt sie über die riesigen kormorankolonien, die wir überall sehen können, sie sitzen grad viel auf dem kai, weil sie füttern und auf die küken achten müssen, in meiner ahnungslosigkeit war ich mir sicher, die seien fast ausgestorben und kämen nur noch in der literatur vor. die kormorane sehen alle aus wie größere archeopterixe, mit ihrem zurückgelegten kopf und dem langen schnabel, sie liegen träge auf dem wind und bewegen sich nicht mehr als nötig beim fliegen.

nach ein paar minuten liegt der hafen hinter uns, wir fahren raus auf den pazifik, ich finde das wort schon aufregend, ich hätte da gar nicht unbedingt hinfahren müssen, es ist schon als wort groß genug, aber ha! jetzt sind wir hier und ich freue mich nach 5 tagen immer noch drüber. die biologin spricht inzwischen weiter, vom kontinentalschelf, auf dem wir entlang fahren werden, dort fällt der meeresboden nach den flachen küstengewässern eher senkrecht um mehrere 1000 meter ab, am kliff gibt es strömungen, die plankton und krill anlocken, deswegen seien dort oft wale in der nähe. sie plaudert so vor sich hin, plötzlich fährt das schiff steil bergauf, im 45grad – winkel, bis auf ungefähr gefühlt zweiter-stock-höhe. die welle, mit der das passiert, ist so lang wie das schiff, das fährt hoch wie auf einer achterbahn, saust oben über den kamm und stürzt dann jäh viele viele meter in die tiefe, im freien fall. ich hatte mich nicht richtig fest gehalten und knalle auf den davidzwilling, dann sausen wir schon wieder den nächsten berg nach oben, husch über die kante, und wieder sausen magen und schiff ins tiefe tal. nach ein paar seemeilen, in denen ich die crew verfluche, weil sie wegen ein paar dicken fischen das leben vieler unschuldiger touristen riskieren, scheint unser überleben nicht mehr ausgeschlossen, auch weil die biologin die ganze zeit weiterredet. die jungs kreischen, gehen in die knie beim sturz, springen hoch, wenn der kahn wieder steigt, beim fall bleiben manchmal ihre füße in der luft, so schnell geht das. das ehepaar, mit dem ich mich unterhalten habe, hat sich aufgeteilt, sie sitzt, er steht vorne neben meinen kindern und sagt zu seiner frau: „you are missing all the fun, it’s rock!“ ich schiebe das auf sein hohes alter und bereue, nicht beim teuersten anbieter mit dem größten schiff gebucht zu haben. es geht gefühlt ewig so weiter, keine chance, einen einmal eingenommenen platz wieder zu verlassen, weil man sich, also weil ich mich nicht ohne etwas zum festhalten auf den beinen halten kann, fotografieren ginge auch bloss mit einer hand, weil die andere um irgendwas geschweisst bleiben muss.

ich weiss jetzt, an mir ist keine seemansbraut verloren gegangen, besonders als die biologin ankündigt, wir seien jetzt auf der schelfkante, da denke ich nur daran, wie weit man da fallen kann, 10.000 feet, neenee, und überhaupt, stand vorhin die kajüte nicht anders auf dem deck, verrutscht die nicht auch langsam, und nicht nur ich? die kinder fragen nach den sandwiches und und den getränken, streiten sich kurz über den besten belag, einen meter weiter spuckt ein passagier über die reling, in den pazifik. seekrank bin ich zum glück überhaupt nicht, ich habe nur einen realistischen eindruck vom ernst der lage – aber dann brüllt der alte mann vorne: whales! und weit, weit draussen, hinter vielen wellen, sieht man eine große fontäne aus der see kommen. ich denke ach ja, jetzt haben wir doch einen wal gesehen, jetzt können wir wieder nach monterey zurück. die sea star II ändert aber sofort die richtung und fährt jetzt mit einem affenzahn längs der wellen, so dass man den freien fall noch einmal in einer anderen himmelsrichtung erleben darf. kurz danach entdecke ich den hund, der oben vor dem steuerstand mitfährt, unter freiem himmel, die vier beine weit auseinander, der pullert aufs deck, ohne ein bein dafür zu heben, der muss das also kennen, so spontan anpassungsfähig sind hunde beim pullern nicht.

ich falle also zurück an die reling am bug, klemme die hand darum, und gucke. und dann springt vielleicht 50m vor uns ein riesiger buckelwal komplett aus dem wasser ein paar meter hoch in die luft, dreht sich einmal um sich selber und fällt zurück in sein element. ich kriege die kamera natürlich nicht in betrieb, weil ich mich festhalten muss und dieses wunder nur ein paar sekunden gedauert hat, aber ein anderer mitfahrer war schnell genug, hier. mein schisshasentum verflüchtigt sich dann endlich endlich, während wir gebannt und sehr berührt den auf-und abtauchenden walrücken zusehen, den flossen, wie sie aus dem wasser hochschlagen, ein bisschen herumwirbeln und wieder untergehen, ganz um uns rum, sie wedeln und winken mit ihren brustflossen und schlagen mit den tail fins herum, die biologin erklärt uns, dass man diese wale gut beobachten könne, weil sie miteinander spielen und kommunizieren und sehr aktiv sind, es sind drei oder vier gruppen von jeweils zwei bis vier tieren, denen das schiff etwas zu ungestüm folgt, wie ich immer noch finde, aber die faszination ist so gross, dass man den mund offen lässt und entzückt herumjuchzt. besonders das freie, lässige spielen ist großartig, man kann es nicht voraussehen oder nachvollziehen, es ist klar, das eigentliche geschehen passiert in ihrem element, unter der wasseroberfläche, wir können immer nur ein paar kurze fragmente aus diesen leben sehen, einen fuss eines tänzers, dessen musik man nicht hören kann, manchmal öffnen sie ihre mäuler, wenn sie an die oberfläche kommen, und man sieht einen sehr rosanen, sehr hellen rachen, bis sich der kiefer mit den ganzen draufklebenden muscheln wieder schließt. ich hab vergessen, wieviel sie wiegen, wie alt sie werden und so weiter, aber es war klar, es geht ihnen gut, sie haben spass und machen ihr ding. als krönenden abschluss sehen wir in der ferne noch einen blauwal, das größte lebende tier, wie die biologin erzählt, nicht so leicht zu finden, weil er 30 minuten unten bleiben kann und nicht herumspringt, dazu ist er zu schwer. er ist dunkelblau und sehr diskret, ein langer glänzender rücken, der einen atemzug lang auftaucht, die luft in großer fontäne ausstösst und wieder verschwindet in seinen 3000 metern tiefe, da hab ich auch später, bei unserer autofahrt längs der kalifornischen küste noch drübernachdenken müssen, dieses privileg des 3d-zugangs zum eigenen lebensraum, das glück der meerestiere. die passagiere reden nicht mehr, wir haben viel mehr gesehen, als wir hoffen durften, „we can all agree, that today was extraordinary“, sagt die biologin noch (ich hab ihren namen leider nicht mitgekriegt). hab ich die delphine erwähnt? zwischen küste und walen haben wir bei hin- und rückfahrt eine große gruppe delphine gesehen, sie springen und schwimmen sinuös durch das meer und sind viel größer, als ich gedacht hatte. wie war die rückfahrt? keine welle!

gute hände

Make me beautiful,” said one of my clients, with a hopeless shrug

“Well, that’s easy,” I said. That’s always the first thing you do, if you’re doing it right. You just lay on hands, and wait for what’s beautiful to rise up to meet them.
ich glaube ihm, dass er das kann.

es sind immer die ersten paar minuten bei egal welcher art von handauflegen, massage, physiotherapie, sogar bei pediküre, ich weiß immer sofort, woher diese hände kommen, also an wem sie hängen, es gibt die leeren, vor sich hin plappernden, bei denen der griff ein mü zu spät, die abfolgen zu langsam kommen, als müssten sie die bewegung noch immer zuerst denken. oder die ganz jungen unerfahrenen, mit ganz federleichten fingern. die hektischen und die ängstlichen, bei denen ein teil von mir leicht zugekniffene augen behält, und die meister mit diesem souveränen und freundlichem ernst, die mit den guten händen, die tun was sie können, nicht mehr und nicht weniger, bei denen ich still bleibe und ausatmen kann. more than meets the eye.

ich hatte bei den ersten reiseideen einen stop in portland eingeplant, um einen termin beim herrn mole buchen zu können, einfach so. aber das land ist zu groß dafür. beim nächsten mal.

reisefieber

vorfreude und aufregung und ein bisschen nervosität vor unserem sommertrip. die nervosität kann ich nicht gut ab, sie kleidet mich nicht, ich komme normalerweise erst an den bahnhof, wenn der schaffner schon den arm hebt, einmal bin ich mit riesiger tasche über ein flugfeld zum flieger gerannt, dem bus nach, der schon vorgefahren war, in münchen hab ich mich einmal auf dem autozug-bahnhof zu jemandem durchstellen lassen, der zeit hatte, mir den weg zu erklären (vor navi-zeiten), und der ganze autozug hat auf mich gewartet, ich schwör, und auch da war ich noch nicht nervös, sondern habe noch mit dem wegweiser geflirtet. diesmal hake ich im kopf sogar listen ab, zähle sockenpaare (20) und kann mich nicht für die richtige handtasche entscheiden. gut, die richtigen handtaschen. soll ich die sexlose aber wasserdichte funktionsjacke mitnehmen oder was für die stadt, oder beides? das sind keine würdigen überlegungen. in den letzten jahren habe ich für 3 wochen einen koffer in handgepäcksgröße benötigt, den brauche ich diesmal allerdings als handgepäck und muss meinen großen zweitkoffer verwenden, der seit einzug auf der ablage verstaubt. da passen schon einige handtaschen hinein, und dann ist womöglich immer noch platz für all die schuhe. bei den kindern muss ich inzwischen außer abfragen kaum noch was machen, die packen alleine nach vorgabe, da muss ich nur die extras checken, kameras samt ladekabeln, medikamente, lieblingsmusiken, und schlüpper, weil die zwillinge einen pro woche als absolut genügend empfinden, während der große mittlerweile einen höheren groomingpark als seine mutter pflegt.

eine sache ist allerdings wie immer: wie bei allen turnieren der letzten 11 jahre sind wir entweder beim finale oder beim halbfinale unterwegs, 2006 im autozug nach münchen oder verona, und morgens hatte dann italien gewonnen, dieses jahr im flieger nach san francisco, die mal davor hab ich vergessen. immerhin das finale könnten wir im goethe-institut gucken, hab ich festgestellt, vielleicht sogar in gesellschaft von frau modeste? ich werde mit den jungs wohl gucken gehen, sogar wenn d nicht gewinnen sollte im halbfinale, weil wir ja mit den italienern auch so verbunden sind.

(von vor 2008. frau modeste ist inzwischen hier)

lauf

am beispiel laufen beobachten, wie etwas über monate selbstverständlich wird. der wiedereinstieg im herbst, bei regen und dunkelheit, wie ich völlig fertig die letzten meter langgeschoben bin, total auf meinen körper fokussiert, die beine, die muskulatur, der schwung, aka totaler mangel von. wie die erde mit all der erdanziehung so einladend wurde: einfach hinsetzen. wie dann ein paar wochen lang der körper das hindernis blieb, ihn hochzukriegen, in die klamotten rein, auf die strasse, schon nach ein paar kilometern war ich bloss noch atemnot und blei, also wörtlich ein paar: 2. dann lösen sich über die nächsten wochen zuerst die gedanken vom körper, man ist nicht mehr nur maschine bergauf, sondern denkt wieder über dies und das nach, zu dick angezogen, ich brauche etwas für schlüssel, taschentuch, traubenzucker, besser bauchbinde oder tasche mit reissverschluss? auch mal die üblichen themen, und das ich noch zu schlecker muss. der nächste kick war die erkenntnis, dass ich jetzt weiter und länger laufen sollte, wenn ich besser werden will, das war wieder ein sprung im kopf und nicht im körper. ich habe gelernt, dass mein körper sehr sehr viel zeit braucht, um fitter zu werden, dafür bin ich in einem weiteren schritt aus den ganzen trainingsplänen im netz wieder rausgekommen, und konnte mich ganz entspannt nach mir selber richten. das wunderbare gefühl, wenn man nach dem laufen nicht mehr so kaputt, sondern eher wach und frisch ist, also nach dem duschen natürlich. dann habe ich die strecke verändert, es gibt hier nicht so viele gute, und bin aus dem hochhaus- + sozialviertel in den szenigen mauerpark weiter, der ist voller anderer läufer und es gibt was zu gucken. es kostet kaum noch überwindung und ist so im tagesablauf kein grosses ding mehr, also nicht mehr wie wäscheabhängen oder fensterputzen. ich versuche, es dreimal pro woche hinzukriegen, lasse es bei blutzucker über 200 oder bei terminen vor 10uhr. kann es wirklich, wirklich empfehlen. das tolle konzept „laufen mit hund” geht leider nur bis vielleicht 15° c außentemperatur, ab dann macht mein kleiner fellberg wegen überhitzung schlapp.

reisen

die begeisterung über den mai legt sich mit einem summen auf alles, die vielen einzelnen minuten, ich sitze auf dem balkon, lese das sehr großartige „stadt der engel“ von christa wolf, die vögel zwitschern, das bier schmeckt.

ich muss noch einige hotels buchen für den sommer, das internet macht mich wahnsinnig dabei, die ganzen seiten mit hotels und bewertungen navigieren sich wie diese sehr bunten elektrokram-beilagen in tageszeitungen, jeder quadratzentimeter eine neue möglichkeit, und alle sehen gleich aus. soll ich mich und die jungs in einem luxushotel einbuchen, mit walnussmöbeln und leinen-bettwäsche? ein frühstück für 4 kostet dort extra, und zwar 70€, das hotel, ein hyatt, kostet nur halbsoviel, wenn man sofort bezahlt.

ich mag am luxus, wie er alles andere überdeckt, keine geschichten liefert, seine eigenartige beziehungslosigkeit, man weiß immer nicht, ob er bedürfnisse dämmt oder sie tatsächlich stillt. dagegen die anderen hotels, wo die leute auf den bewertungsportalen sich über dünne wände, harte decken, sofas mit flecken beschweren, da bleibt man immer teil einer ganzen serie von geschichten, und nie als deren mittelpunkt. eines ist um ein haar dem bankrott entgangen, vor 2 jahren, und ist immer noch unrenoviert, kann man lesen, die zimmer sind ruhig und gehen auf einen friedhof, man kann direkt auf die gräber gucken, geister wurden keine gesehen, der pool ist zu klein und ein bisschen dunkel und es liegen blätter drin. das meer soll nur 300 meter entfernt sein, es ist 4,5 km ab vom schuss. es kostet inclusive frühstück und barbecue soviel wie das skontierte hyatt – der mangel an entscheidungskraft geht mitten durch mich durch. morgen sind alle weg und ich muss dann doch ins motel am highway.

mir vorgenommen, wieder besser zu kochen. in letzter zeit wegen dauermööp eine fühlbare häufung von fischstäbchen, tk-pizzen und schawarmas vom imbiss, was die kinder immer sehr begeistert. ich habe phasenweise einen unpräzisen jieper auf fertigfutter, dieses ganz spezielle aroma hinten im gaumen, das alle rezeptoren auf einmal bedient, nach ein paar mahlzeiten mit glutamat gibt das hirn wieder ruhe, aber nee, es ist doch hauptsächlich ne energiefrage. wenn ich auf die putzfrau verzichtete, könnte ich mir stattdessen die menues von kommt essen bringen lassen, die wirken ziemlich lecker, aber die putzfrau kann nicht auf mich verzichten, sage ich mir immer, obwohl wir natürlich eher horrorkunden sind, nur bücher, kinder, tonnenweise spielzeug und ein hund, und sie bestimmt lieber eine alleinstehende ältere dame hätte.

von dem ganzen haushaltsdingen mache ich übrigends die wäsche am unliebsten, es wird auch nicht weniger, weil die kinder ja größer werden, eine maschine mindestens täglich. ich hasse es, den kram aufzuhängen, zusammenzulegen, zu bügeln, wegzuräumen. die tatsache, dass das in jedem fall so bleibt, also wäsche und kochen, tröstet mich über jeden männermangel.

oder mal einen trockner anschaffen?

hoodies sind das schlimmste, sie nehmen soviel platz weg in den zu kleinen schränken meiner söhne. ein hoodie sind zwei pullover, 5 t-shirts und 3 langarmhemden.

a walk

wie ich heute auf dem balkon stehe, dösig von der sonne, und unten auf dem platz steht dieser mann in weißem hemd, der sich eine kippe anzündet, stehenbleibt, ein bisschen guckt, mit der hand auf dem rücken über den bürgersteig spaziert, eine demonstration des nur vorübergehenden müßiggangs, im unterschied zu allen anderen, die wochenende haben und im schlüpper auf dem balkon liegen. ich rufe den hund, ziehe schuhe an und gehe auch nach unten. eine ecke weiter spielt ein mann kiss von prince, mit mikro und e- gitarre, ich kenne ihn, ein vater, mager und gross und immer ein wenig düster, er strahlt zurück beim singen, aber ich lege keine münze auf den haufen, weil ich bin eigentlich innerlich noch zu hause und nicht im großstadtmodus. ein paar leute und ein teenie im rollstuhl sitzen dahinter, der mann mit der kippe steht auf der anderen strassenseite vorm liebling, hört zu und raucht, ich beneide ihn, ich liebe pausen, die sind so vollkommen richtig, so durch und durch in ordnung, ich laufe mit emma einmal um den platz herum und denke, dass der mann bestimmt weg ist inzwischen, aber nein, er steht da noch, auf einer anderen strassenseite, genau dort, wo ich vorbeigehen kann. er steht vorne am bürgersteig, er blickt nach vorne, ich spreche ihn an und bitte ihn um eine zigarette und bekomme sie. er gibt mir auch sein feuerzeug, „wenn es noch geht“ sagt er, aber es brennt hell und klar, ich kann das waschmittel von seinem hemd riechen, frisch und nach sommerwiese.

stumme fische

auf dem datingportal hängt es etwas, weil die jungs nicht antworten, meistens sind sie höflich genug für eine antwort auf die erste mail, verstummen dann aber sofort, wenn ich weiterschreibe, liegt auch daran, dass es wenig männer meines alters gibt, die frauen bis zu meinem alter suchen, von bis geht die alterspannbreite, und sie suchen 5 jahre um ihre untere grenze herum. die zahl meiner kinder werde ich in zukunft besser auch erst beim treffen nennen, beim alter vielleicht ein paar jahre rausnehmen? ich laufe wohl außer konkurrenz, was kinderzahl, alter, alterung, gesundheit und lebensmittelpunkt angeht und werde ein bisschen ungeduldig.

blablubb.

das leben mit seinem ansprüchen und dem alltag ist für so einen singlemann komplex genug, denke, ich, darum wird die frauensuche so einfach wie möglich gestaltet. weil jemand wie ich da rausfällt, muss ich mir eine andere möglichkeit suchen, hat jemand vorschläge? bin ungeduldig.

glaubt mir das nie, wenn ich sage, ich brauche das alles nicht, die liebe und die haut.