wunderbarerweise kam noch ein paket für frau casino. die jungs, sehr beeindruckt: da schenkt dir wieder jemand was! dabei ist es ein geschenk für die jungs, aber das erfahren sie erst übermorgen. sehr gefreut, vielen dank!
Kategorie: Allgemein
the parameters of our cage
there is a young man in a prison in the usa. he is looking for a way to spend his time and begins to be interested in art, begins to paint and write, later leads the courses himself. in january 2020 he wrote a letter to a photographer asking for contact and discussion. the photographer replies, and in the following months there will be a long exchange of letters about photography and life.
the photographer is alec soth, he made a book out of the conversation, mack published it for little money, the entire proceeds will go to the writing group in prison where the man started with his art. the book turned out great, and i only found it by chance while loitering on the internet because i never read the publishers‘ newsletters.
the prisoner, chris fausto cabrera, tells his life in the course of the letters (“I had plenty of opportunities to follow some good paths, and I almost did”, p.38), soth talks about his childhood, his path to photography, his workflow. They slowly get to know each other through the letters, at first just like a classic pen friendship in the fifties, then the contact becomes more urgent somehow, Corona and Trump occupy and burden soth, black lives matter happens, the letters are becoming more and more important for both writers, one notices that in the texts, in the beginning it is more of an exciting project, then they kind of dive into it, as a whole person. the two find a level of relaxed curiosity, an interest in each other, where both sides can be completely with themselves, open up, talk about their own world, the other reacts in his own way, with different stories and from a different perspective. From these very different lifes, completely different in everything, something new arises, about photography and dealing with it, about the ways of taking pictures, seeing pictures (soth), about life and the perception of life as an artist (cabrera ). Soth sends photos to jail with the letters and asks cabrera to write about them. At first Cabrera is surprised about the selection, then finds an entrance that offers a place for himself: “It’s interesting to enter the past through the backdoor of other peoples photos ”(p. 46). one takes the pictures, the other lives in them.
soth reports from the corona period, which bothered him a lot, (he emphasizes that the circumstances are totally different), cabrera was in isolation for a while and talks about how it changed him, he says, after the corona period maybe everyone will notice that the view and the interaction with people takes place from a greater distance, that the perception contains more of the self.
cabrera describes the photographs that he would like to have; he is only allowed to keep very few pictures in his closet. a couple of his family, a couple of pornographic ones, one of an actress who sits in her room wearing a t-shirt, a che guevara poster on the wall, a skeleton in the corner (he can practice drawing on it), objects in the space with which he can imagine her life, travel souvenirs, that sort of thing. soth passed the idea on on instagram, and asks his followers to build this photo with photoshop, and promised a signed photo for the best one. he has shown the final selection in the book, and he has asked cabrera to explain his decision in favor of one of them. cabrera does that, in just a few sentences, but he also writes about the other pictures, and goes on about traveling in his head, and then starts meandering through a few stories of his life, also telling about what brought him to prison, which i really wanted to know, of course, but also admired the fact that soth didn’t ask about it directly.
but you should read it for yourself, it really turned out to be one of the finest books of the year, and you can tell that the two of them didn’t intend to do that at all, or only very understated, unlike e.g. the man who put together a 5kg volume about the renaissance, to make a totally inappropriate comparison, and the renaissance band has certainly turned out to be a wonderful book, but not as beautiful as this one.
soth and cabrera both treat each other with this special sincerity, or no, they both take it seriously, they give everything because this seriousness is the best way to deal with the strangeness of the difference between their lives and to overcome it in the process, through communication, contact, proximity. it is also a typical tone, i think, for this kind of contact that it is alien to both of them, that is part of the fascination. it somehow reads very well.
it is a very special educational novel in which both sides learn a lot about each other, a book for photography and for art, even if it is only allowed to take place in the imagination.
(translated with google, sorry for that)
the parameters of our cage
da ist ein junger mann in einem gefängnis in den usa. er sucht nach einem weg, seine zeit zu verbringen und beginnt, sich für kunst zu interessieren, beginnt zu malen und zu schreiben, leitet die kurse später selber. er schreibt im januar 2020 einem fotografen einen brief, in dem er um kontakt und gespräch bittet. der fotograf antwortet, in den folgenden monaten entsteht ein langer briefwechsel über die fotografie und das leben.
der fotograf ist alec soth, er hat er ein buch aus dem gespräch gemacht, mack hat es für wenig geld veröffentlicht, der gesamte erlös geht an die schreibgruppe im gefängnis, bei der der mann mit der kunst angefangen hat. das buch ist großartig geworden, und ich hab es nur durch zufall beim herumlungern im netz gefunden, weil ich die newsletter der verlage immer nicht lese.
der gefangene, chris fausto cabrera, erzählt im lauf der briefe sein leben („I had plenty of opportunities to follow some good paths, and I almost did“, S.38), soth erzählt von seiner kindheit, seinem weg zur fotografie, über seine arbeitsabläufe. sie lernen sich über die briefe langsam besser kennen, zuerst wie in einer klassischen brieffreundschaft in den fünfzigern, dann wird der kontakt irgendwie dringlicher, corona und trump beschäftigen und belasten soth, black lives matter passiert, die briefe werden für beide schreiber immer wichtiger, man merkt das in den texten, am anfang ist es noch eher so ein spannendes projekt, dann begeben sie sich hinein, als ganze person. die beiden finden dabei so eine ebene entspannter neugierde, ein interesse füreinander, bei dem beide seiten ganz bei sich sein können, sich öffnen, von der eigenen welt erzählen, der andere reagiert auf seine eigene art darauf, mit anderen geschichten und aus anderer perspektive. aus diesen so grundverschiedenen leben, in komplett allem verschieden, entsteht etwas neues, über die fotografie und die auseinandersetzung damit, über die arten, bilder zu machen, bilder zu sehen (soth), über das leben und die wahrnehmung des lebens als künstler (cabrera). soth schickt mit den briefen fotos in den knast, und bittet cabrera, darüber zu schreiben, der wundert sich erst über die auswahl, findet dann einen zugang, der einen platz für ihn selber bietet: „It’s interesting to enter the past through the backdoor of other peoples fotos“ (S. 46). der eine macht die bilder, der andere lebt darin.
soth berichtet aus der corona-zeit, die ihn sehr mitnimmt, (betont dabei, dass die umstände total verschiedene sind), cabrera war eine zeitlang in isolationshaft und erzählt davon, wie es ihn verändert hat, er sagt, nach der corona-zeit würden eventuell alle merken, dass der blick und der umgang mit menschen aus größerer distanz erfolgt, das mehr ich in der wahrnehmung liegt.
cabrera beschreibt die fotografien, die er gern hätte, er darf nur sehr wenige bilder in seinem schrank aufbewahren. ein paar von seiner familie, ein paar pornographische, eins von einer schauspielerin, die mit einem t-shirt bekleidet in ihrem zimmer sitzt, ein che guevara poster an der wand, ein skelett in der ecke (daran kann er zeichnen üben), gegenstände im raum, mit denen er sich ihr leben vorstellen kann, reiseandenken, sowas. soth gibt die idee auf instagram weiter, und bittet seine follower, dieses foto mit photoshop zu bauen, dem besten verspricht er ein signiertes foto von sich. die endauswahl hat er im buch abgebildet, und er hat cabrera gebeten, seine entscheidung für eins davon zu begründen. das tut er, in nur ein paar sätzen, aber er schreibt auch über die anderen bilder, und dann weiter über das reisen im kopf, und mäandert dann durch ein paar geschichten seines lebens, erzählt auch über das, was ihn ins gefängnis gebracht hat, was ich natürlich wirklich wissen wollte, es aber auch ein bisschen bewundert habe, dass soth nicht direkt danach fragt, ganz im duktus des respects vor seinem gesprächspartner.
solltet ihr aber selber lesen, es ist wirklich eins der schönsten bücher des jahres geworden, und man merkt, dass die beiden das so gar nicht vorhatten, oder nur sehr understated, anders als z.bsp. der mann, der einen 5kg-prachtband über die renaissance zusammengestellt hat, um mal einen total unpassenden vergleich zu bringen, und der renaissance-band ist sicherlich ein wunderschönes buch geworden, aber nicht so schön wie dieses.
soth und cabrera gehen beide mit dieser besonderen aufrichtigkeit miteinander um, oder nein, sie nehmen es beide ernst, sie geben alles, weil diese ernsthaftigkeit der beste weg ist, mit der fremdheit, dem unterschied zwischen ihren leben umzugehen und ihn dabei zu überwinden, durch kommunikation, kontakt, nähe. es ist auch ein typischer tonfall, glaube ich, für diese art des kontakts, dass er ihnen beiden fremd ist, macht einen teil der faszination aus. es liest sich irgendwie sehr gut weg.
es ist ein ganz besonderer bildungsroman, bei dem beide seiten gleich viel voneinander erfahren, ein buch für die fotografie und für die kunst, selbst wenn sie nur in der vorstellung stattfinden darf.
vielen dank!
gerade eben kam noch ein paket ins haus, und es war an frau casino adressiert, da wusste ich gleich, es ist was überraschendes drin. ein leser hat dem hotel mama ein paar wünsche erfüllt, vielen dank! es war ein dickes lehrbuch für den g.-zwilling, den angehenden ingenieur, und noch ein paar sehr nützliche dinge, wird alles unter den weihnachtsbaum kommen. und tatsächlich meinen lieblingsgin! der war versehentlich beim nachbarn gelandet, aber ich halte ja sehr gute beziehungen zu meinen nachbarn, und so habe ich ihn zurückbekommen. mal schaun, ob ichs schaffe, den auch erst unterm baum zu öffnen. hach. sehr gefreut.
partner in spe
wir sollen schön sein, und jung, zumindest jünger, mit glattem hals und feinen gelenken, unser hintern soll sich sehen lassen können, das haar soll schwingen oder einen sitz haben, der von heute ist und den sie ebensogut schon mal in einer zeitung gesehen haben könnten, die männer, die uns suchen. die jahre soll man uns nicht ansehen, oder nur im charmanten detail, paar lachfalten gehen immer, wir sollen zwingend schlank sein, nicht „normal“, nein, schlank, und uns weiblich kleiden, gerne, also freiwillig, wann immer wir können, und bitte nicht im langen wollkleid! denn dann müssen sie nicht nachdenken, dann sehen sie das, was sie schon immer im kopf hatten, die frau, die all diese traumbilder und wünsche und filmrollen verkörpern tut, ohne es zu merken, die frau, mit der sie sich gerne zeigen, die in ihren freundeskreis passt, um die sie beneidet werden, die sie beschützen können und ein bisschen betüddeln, obwohl sie eigentlich überhaupt nichts braucht, weil sie total unabhängig ist, vor allem finanziell, die sich und ihnen keine blösse gibt, die frau, die sie nicht wieder verlassen wird, mit der alles auf neu sein kann. und weil die suche eine weile dauert und doch nicht so leicht von der hand geht, suchen sie auch in sexportalen, nach sex ohne bedingungen und ohne folgen, nur fürs vergnügen, dort schreiben sie ihre wünsche auf, detailliert teilweise, und müssen überhaupt nicht mehr romantisch klingen, und da ist es plötzlich völlig egal, wie die frau aussieht, aussehen nebensächlich, figur nicht so wichtig, du kannst gern etwas älter sein, dicke willkommen, hauptsache es kommt zur sache.
ja, das hat mich gewundert, weil ich auch auf dem partnerbörsenparkett immer dachte, die männer wollen für den sex eine schönejungeschlanke frau haben, dabei ist es ihnen für den sex gar nicht so wichtig, wie schönjungschlank wir sind. da ist es ziemlich egal. da müssen wir nur da sein, und dann sieht man weiter. aber als partnerin reicht guter sex nicht, er ist vielleicht nicht einmal so wichtig, oder wichtig, aber nicht alles. da geht es auch um den status, also um projektion, zumindest bei der suche, da geht es um viel mehr, um das große ganze, um ihr bild auf der großen bühne, und die liebe ist bestimmt auch willkommen, wenn sie dabei ist, aber für die liebe müssen wir erst durchs nadelöhr passen.
(das positive daran, wenn es denn so ist, vielleicht irre ich mich ja kolossal und hab wieder nur vorurteile, und kann nur einem schönen runden gedanken nicht widerstehen, aber wenn da was dran ist, dann könnte ich, wenn mir diese art kontakt belieben würde, wahrscheinlich sex bis ins hohe alter haben, solange es dabei bleibt. das würde mich beruhigen und den zeitdruck nehmen, weil ich irgendwann bestimmt mal wieder sex möchte)
10. dezember 2020
glühwein an jeder strassenecke. ich war eigentlich für morgen abend mit einer freundin verabredet, auch einen zu trinken, schon zur feier des wahlsiegs (wir hofften, t. hätte es bis dahin aufgegeben), aber auch zur feier einer erledigten aufgabe, die für mich morgen noch ansteht und mir angst macht. die glühwein-idee ist großartig, strassenverkauf, bisschen guter verdienst für die geplagten gastronomen, denn glühwein ist ja leider meistens ein rechtes gesöff, das ohne viel aufwand erzeugt werden kann. aber die leute stellen sich dann mit ihren glühweinbechern alle zusammen in die nähe der ausschankstellen, meistens an die nächste strassenecke, wo sie dann in pulks von 10-15 leuten beisammen stehen, plaudern, trinken, lachen, wie auf einem sommerfest im garten. ohne masken. so merkwürdig.
es ist anders als es im sommer war, wo man sich mal zu zweit mit abstand vor eine kneipe setzen konnte, es ist neu und also mit hipnessversprechen (wie heißt das heute? trend erscheint so lahm), es scheint halbwegs okay, weil draußen, der schutz der gruppe ist gegenwärtiger als die vage angst, sich anzustecken, und weil niemand die abstände kontrolliert, kann die freundesgruppe gegen den rest der welt zusammen sein, das zusammensein wirkt nach den monaten der isolation bestimmt schon drogenartig intensiv. das glück der gruppe. ich finds interessant, und schade, weil ich so den verabredeten glühwein mit freundin nicht trinken gehen kann.
the expanse angefangen. tolle effekte, wunderbar und selbstverständlich divers, sehr viele tolle starke frauen. in der zukunft werden ein paar planeten und ein asteroidengürtel von menschen bevölkert, diese kolonien werden selbständig und geraten in konflikt um ressourcen. die serie zeigt figuren, die sich zwischen diesen parteien hin und herbewegen, es gibt für den zuschauer keinen eindeutig guten oder bösen, jede partie hat gute gründe, das fand ich wirklich fascinating. es gibt bisher, staffel 2 bin ich, es sind 5 inzwischen, eigentlich nur eine lange reihe von konflikten zwischen allen parteien, intrigen, machtkämpfe, wobei diese intrigen und manipulationen oft wie eine dramaturgische abkürzung wirken, um den konflikt eben filmisch voranzutreiben, und dabei trotzdem die menschheit als eigentlich friedliebend darstellen zu können, also der böse einzelne vs. den am frieden als systemerhalt interessierten regierungen. der entwurf dieses systems ist toll gemacht, die un als weltregierung, die erde total überbevölkert und größtenteils im elend lebend, die regierung als netzwerk von privilegierten, das ist irgendwie glaubwürdig. so könnte es werden.
die plots wirken ein bisschen wie eine verfilmung eines geschichtsbuches, in dem die nicht kriegerischen aspekte des lebens nicht vorkommen müssen. musste an „der große krieg“ von herfried münkler denken, in dem mit bewundernswerter unermüdbarkeit die strategien auf die einzelnen entscheidungen heruntergebrochen und dann detailliert erzählt werden, in all ihrer komplexität, die ja oft nicht mehr als reine gleichzeitigkeit ist.
hier herfried münkler zum thema gesellschaft nach corona, auch interessant.
(zufällige seite aufgeschlagen, sehr schön ein zitat von moltke: „Ein feindliches Holland im Rücken könnte bei dem Vormarsch des deutschen Heeres nach Westen von verhängnisvollen Folgen sein, besonders dann, wenn England die Verletzung der belgischen Neutralität als Vorwand nehmen sollte, an dem Krieg gegen uns teilzunehmen. Bleibt Holland neutral, so sichert es uns damit den Rücken, denn England wird die holländische Neutralität nicht seinerseits verletzen können, wenn es uns wegen unserer Verletzung der belgischen Neutralität den Krieg erklärt.“ [S. 89], es geht um den schlieffenplan.)
the expanse wirkt authentisch, es gibt kein beamen und keine lichtgeschwindigkeit (zumindest in staffel 2 noch nicht), und die einzige außerirdische lebensform tritt nicht in beziehung zur menschheit, sondern dient im drehbuch eher als projektion, ist wie eine wesenswerdung (richtiges wort fehlt mir grade) der hoffnung an gewissenlose unbesiegbarkeit. die auseinandersetzung der figuren mit einer solchen waffe könnte interessanter sein, wenn es nicht immer nur um nationalität bzw. zugehörigkeit und um persönliche rachebedürfnisse ginge, ein paar anspruchsvolle ethische debatten würde ich gerne mal gut verfilmt sehen. aber das ist in der wirklichkeit bestimmt genauso, die diskussionen über best. waffen finden alle innerhalb des militärs statt, stimmen von außerhalb sind ja nicht kriegsrelevant. in expanse wirken die argumente gegen den einsatz einer außerirdischen lebensform als waffe deswegen alle ein bisschen flowerpower -mässig, die figuren, die sie äußern, bleiben seltsam farblos, weil sie keine argumente bringen dürfen, so dass ihre haltung als gesetzt erscheint, und von außerhalb des politischen systems kommt (eine pastorin glaube ich), zumindest außerhalb der politischen intrige (ein etwas farbloser guter regierungschef), weil, klar, es eben eine scifi-serie ist, und da soll ja dauernd gekämpft werden.
so ähnlich stelle ich mir die welt im spiel eve vor, darum interessiert es mich nicht.
eine serie, deren gewalt ich gut aushalte. nachteil ist der ewige konflikt, den ich als wenig befriedigend und ein bisschen langweilig empfinde, dauernd kämpfe, dauernd weltuntergang, wenig humor, wenig spielerei, wenig neugierde, keine utopie. ein bisschen utopie braucht eine gute scifi-serie. hatte in staffel zwei deswegen erstmal keine lust mehr, mal schauen, wann ich weitergucke.
6. dezember 2020
es ist von außen alles so ähnlich wie immer, die nicolaus-rituale bekommen einen angenehm albernen beigeschmack, sie halten das aus, und die schokolade wird gegessen, trotzdem bin ich viel tiefer als sonst um diese zeit in mir drin, durch das jahr zurückgeworfen und festgehalten an einem punkt, der das nicht verträgt, der erledigt gehört, weil niemand auf mich wartet. in nicht-corona-jahren passiert halt immer irgendwas, ich bleibe in bewegung, werde weiter gezogen, mitgenommen, bleibe im spiel, es ist eine aufgabe, die ich allein nicht gut kann, die mir zuwiderläuft. und eigentlich muss niemand alles können, die fehler beheben, alle lücken schließen, aber es ist natürlich sonst keiner da, und das leben findet einen weg und fordert seinen tribut.
5. dezember 2020
4 minuten, bevor ich mit dem hund los will, einen blogpost anfangen, weil mir grade danach ist. vorher marktrunde mit beiden zwillis, sehr schön, stimmung aber angeschlagen, weil ich sehr gestresst bin wegen einer sache in der nächsten woche, ein zwilling eigentlich mehr lernen wollte, der andere noch keine wohnung und keine nachhilfe für seine mathe-vorlesung in analysis gefunden hat, die er braucht, weil die bescheuerte uni ausgerechnet die übungen nur als präsenzkurse stattfinden lässt, er ist am anfang ein paar mal mit airbnb in halle geblieben oder bei freunden, hat aber trotzdem zuviel verpasst. letzte woche einen negativen test für einen zwilling, jetzt von freunden gehört, die seien gar nicht so zuverlässig, ich möchte aber meiner ärztin vertrauen. kurze verunsicherung, bisschen nervös, andrerseits ist meine erkältung (die ich vom getesteten zwilling hatte) wieder weg bis auf ein kratzen in den bronchien. mein sicherster indikator ob krank oder gesund ist sowieso mein insulinbedarf, und der ist nicht mehr erhöht. also denke ich nicht mehr drüber nach. neben dem stress momente großer rührung, wenn die zwillis beide da sind, und wenn der weihnachtsteller mit mandarinen, lebkuchen und dominosteinen wie früher innerhalb von einem nachmittag geleert wird, bis auf die mandarinen. wohnung schlecht geputzt und mit schon wieder zuwachsenden büchertürmen, gestartet durch die bücher, die der g.-zwilling beim auszug nicht mitgenommen hat, und die wachsen ja autonom weiter, aber ich sehe das grade nichtmal mehr in meinem tunnelblick. sauber mache ich dann zum 3. advent.
viel spass am adventspodcast mit frau herzbruch und frau novemberregen, ich denke über die themen tatsächlich immer noch ein bisschen nach, anders als bei zeitungstexten, die mit der letzten zeile meistens verschwinden, und lächle ihnen hinterher.
das altersthema aus dem 4. türchen begleitet mich schon eine weile, es wird im idealfall auf etwas mit freunden hinauslaufen, die singles, die ich kenne, wollen das alle tun. niemand will allein sein im alter, das finde ich interessant, wo wir doch jetzt alle mehr oder weniger zufrieden alleine sind. vielleicht kommt auf uns eine bewegung zu, die das single-glück auch im alter verteidigen wird? es besteht natürlich die frage, wann „das alter“ eigentlich anfängt, ich schätze, ab 70 kann man es nicht mehr verleugnen, aber weiß es ja auch nicht. ich habe eigentlich nur finanzielle sorgen, weil meine rente voraussichtlich unter 500€ betragen wird, habe noch versicherungen laufen, aber viel wird da wohl auch nicht bei rumkommen, erben werde ich vielleicht noch ein bisschen, aber eher sowas wie den persianer, den mir meine mutter gestern mitgegeben hat, oder silberleuchter und das ein oder andere bild. das finanzielle scheint mir kein problem, dass man mit nachdenken lösen kann, sondern nur mit mehr geld, also mehr geld verdienen, meinte ich, und das wird schwierig. ich habe noch ein paar assets, die ich aber an die goldjungens weitergeben, und nicht schnöde verleben will. habe immerhin letzhin wieder im lotto gewonnen, 11€, das war schön.
24. november 2020
freue mich über die glättende überbelichtung, wenn ich mir morgens beim zoomen selber ins gesicht gucken kann. zensiert meine alterswahrnehmung, sie wird geweißt. und die grauweißen haaransätze an den gewissen stellen fallen nicht mehr auf. versuche mein gesicht als den nur zufällig sichtbaren teil meiner gesamtpersona zu sehen, und keinen besonders relevanten, dann gehts.
beim zu hause herumlungern bin ich fast soweit, okcupid zu besuchen, wie man eben eine liegengebliebene arbeit im haus erledigt, weiß aber nicht mehr, ob ich das überhaupt noch kann alles. soviel pflicht bis zur kür! das angenehme: wg corona ist die langsamkeit berechtigt. mir fehlen nicht mal mehr die umarmungen, es ist alles abgestellt, wenn jemand etwas anzügliches sagt, höre ich das wie eine bemerkung über das wetter, es besteht keine gefahr dabei, die oberfläche ist geschlossen und spiegelglatt, ich kann mir sogar ein bisschen was vorstellen so als mutprobe, aber es gibt keine resonanz, einfach nichts ist da, auch wenn ich das ein bisschen zu oft betone, um mir ganz glauben zu können.
soll ich da wirklich wieder ran? die statistik ist nicht auf meiner seite, und die vorstellung, mein alter eben mit freundinnen zu verbringen, erscheint mir eigentlich ganz angenehm. ich müsste wahrscheinlich einen anderen teil meiner lebenserfahrung ruhigstellen dazu, dann geht das vielleicht wieder, also weg von erfahrungen, und nur noch die gegenwart, die eigene person als komplexes und durchgearbeitets erlebnis- und wahrnehmungskonzept ohne knoten und ohne sand im getriebe, repariert und neu geschmiert, um das bild mal zu strapazieren, mit der romantik als easter egg. gegenwart wagen, etc. pp, aber es fühlt sich albern an, ich bin doch meine geschichte, also eher dauersingle mit eigenverantwortung, und meine bilder von der liebe sind, nach 16 jahren ohne, bestimmt sowieso ein bissken realitätsfern. dann putzt man sich raus und sitzt da mit all dem tiefgang und es gibt doch wieder nur auf die fresse, weil die optik nicht passt, oder das einkommen, oder das auto. aber das sagt einem ja keiner, man spürt nichts davon in den freundlichen absagen, oder in den fehlenden absagen. die männersuche ist was für die jugend. und es ist so ein aufwand für einen anfang, den ich als etwas leichtes und aufregendes, eher selbstläuferisches, erinnere, viel zu viel gewese um die auswahl, es geht doch eher um die beziehung danach.
nee nee. ideal wäre eine art von freundschaft, bei der das nichtplatonische im wunsch bleibt. dann hätte ich die anregung und das flirren eines flirts, ohne mich, ohne risiko, ohne den rest eben.
bei der weihnachtsplanung stelle ich die kids vor die wahl zwischen freiwilliger quarantäne vor dem treffen oder dem ausfallen lassen. hier im hotel mama wäre dann ein zwilling noch vor ort, der noch keine bleibe in halle gefunden hat, die anderen beiden leben in wgs, deren mitglieder stand jetzt alle nach hause fahren wollen. muss ev etwas an meinem vertrauen arbeiten. weihnachten alleine wäre merkwürdig, aber was solls, ich kann mir ja was inszenieren mit essen, schampus und kerzen. und hund. bis jetzt wollen alle kommen, ich denke, das ist bei vielen familien so. die senioren sitzen da am kürzeren ende, die söhne haben einen sehr kranken großvater, ich muss ihnen noch vermitteln, dass sie entweder ihn (nach einer q-zeit) besuchen können oder den rest der familie, beides geht wohl nicht. ein jammer, dass es keine unaufwändig verfügbaren tests gibt.
heute gelesen, dass t. inoffiziell beigegeben hat. möge er balde aus meiner wahrnehmung verschwinden. sehr erleichtert.
vorher die skurrile geschichte, dass die beiden republikanischen wahlaufseher in michigan sich nur schwer dazu durchringen konnten, die wahlmänner zu bestätigen, was mir wie eine unverhältnismäßige dramatisierung ihrer aufgabe erscheint, als ob die normen des politischen miteinanders bei jedem schritt zur disposition stünden, und der weg dahin dem einzelnen mann überlassen wird. norm shinkle ist als republikaner in dieser position, er wurde von t. unter druck gesetzt, die wahrheit zu ignorieren, und hat sich nicht zu helfen gewusst, er hat sich enthalten, als wäre es eine wahl gewesen. was für ein armutszeugnis. oder vielleicht ein romanthema, der aufrechte mann, der zwischen loyalität (oder angst) und seinen pflichten hin- und hergerissen wird, und sich dann in absurden sinnfreien argumentationen öffentlich zerreibt und lächerlich macht, womöglich sogar von ihm selbst unbemerkt, um beides unter einen hut zu bringen. wobei halt! haha, nein, shinkle ist vielmehr schon mal damit durchgekommen, einen wahlbetrug zu legitimieren, mit dem argument, der buchstabe „n“ auf einem wahldokument sei zu klein gedruckt gewesen – der mann war also einfach überfordert mit der aufgabe, bei dieser ungleich komplexeren wahl eine rechtssichere ausrede zu erfinden, wollte er aber auch nicht seinen chef enttäuschen, also enthält er sich. es ist für die geschichte irrelevant, ob es jetzt loyalität oder angst ist, die ihn beim t. hält, es bleibt nur, dass die wahrheit für ihn nicht zählt und nichts wert ist. die anderen drei wahlaufseher, 2 demokraten und der andere republikaner, haben die wahl für biden bestätigt. es sind so dermaßen absurde zeiten, man glaubt es kaum.
21. november 2020
auf hunderunde erfahren, dass die schulkinder sich einen festen freund für den winter aussuchen müssen, den sie dann ausschließlich besuchen dürfen. wenn es nicht klappt, ist das eine zementierung des doofen gefühls, in keiner mannschaft gewollt zu werden. es ist sicher merkwürdig für die kids, wenn der stromschnellenreiche fluss der kinderfreundschaften so fixiert wird, andrerseits fangen ja viele schöne geschichten so an, dass zwei aneinandergeraten, die das eigentlich nicht so geplant hatten. wenn die lehrer*innen die auswahl den kindern überlassen, kann das zur benachteiligung einzelner kinder führen, überhaupt scheint es schwierig, als lehrerin über das privatleben der schüler entscheiden zu wollen.
vorhin ging meine tastatur nicht, da wollte ich kurz einen found-footage-beitrag schreiben mit copy und paste. das war aber zu mühsam, dann habe ich nach einem neuen bett gegoogelt, ich kann ja das schlafzimmer der wohnung wieder beziehen, seit der g.-zwilling auszgezogen ist. aber ein schickes, nicht-ikea- bett kostet ab 1.5, eher richtung zweieinhalb tausend, das ginge grad sowieso nicht. lieber tastatur instand gesetzt. kleinanzeigen sind vielleicht auch eine lösung? es trennen sich doch genug leute. ich bin jedenfalls inzwischen im richtigen alter für ein bett, statt schlafsofa statt europaletten statt bodenlager wie bisher. ich schlafe überall problemlos, habe mir aber vorgenommen, trotzdem eine gute neue matratze zu besorgen. die beste, auf der ich je gelegen habe, befand sich in einem hotel pacific in monterey, californien, an die betten erinnern sich sogar die kinder noch nach 8 jahren, sie war genau richtig, und man hatte das bedürfnis, von ihr zu sprechen, zu schwärmen, sich wieder hinzulegen, obwohl wir an den morgenden alle wunderbar ausgeruht waren.
trump ignoriert seine niederlage seit inzwischen über 2 wochen, unfassbar. der tsp sieht dahinter reines machtkalkül, offenbar soll mit dem drive der empörten t.-anhänger eine senatswahl in georgia gewonnen werden, die allerdings erst im januar stattfinden soll. die republikaner befördern nur noch eine dystopische zukunftsvision, und kommen damit durch, verlieren keine anhänger, werden gewählt etc. fehlt es an geld oder an ideen, um den kahn noch zu wenden? bildung fördern, studienschulden erlassen, laber rhabarber, es wäre vielleicht einfacher, die politiker zu erziehen, anstatt die gesamte wählerschaft. ich frage mich, ob die lage schon immer so kurz vor hoffnungslos war, oder ob ich jetzt im alter bin, indem man die welt von zu weit oben betrachtet, also tendenzen sieht statt entscheidungen, strömungen statt unmoralischer menschen, und sich damit die hoffnung nimmt, noch etwas bewegen zu können.
die tiefe vorbeuge war eine meiner liebsten yogaübungen, beim ausatmen die nase aufs knie legen, die hände flach auf den boden, rücken und beine in angenehmer anspannung, danach hoch aufrichten mit den armen in richtung zimmerdecke. nach ein paar monaten pause bekomme ich nur die fingerspitzen noch auf den boden, und mein rücken signalisiert, er sei eigentlich nicht dafür geschaffen. mit training verbessert sich die beweglichkeit wieder, aber was passiert dabei? werden sehnen wirklich länger, also wachsen sie? werden sie dann wieder kürzer, wenn ich sie nicht fordere, oder verkürzen sich die muskeln beim nichtstun und müssen trainiert werden? googeln ergab die erstaunliche info, dass in den sehnen auch insulin produziert wird, und dass in ihnen eigentlich gar nichts mehr weiterwächst, wenn das kind mal groß ist. auch bei verletzungen entstehen kaum neue fasern, anders als bei knochen, die neue zellen bilden können, bilden sich bei verletzten sehnen nur vernarbungen, und die fasern, die nachwachsen, tun das in der falschen richtung, also quer zum dehnungsverlauf. es sind also die muskeln, die länger werden, wenn der mensch seine arglosen glieder in einen spagat zwingen will, was ich keinesfalls vorhabe, entweder werden dafür die muskelzellen elastischer oder sie werden mehr, um die entfernung zu ermöglichen. ich hatte in meiner anatomischen einfalt angenommen, muskeln könnten nur in eine richtung wachsen, im umfang, und nicht auch in die länge. wenn mir das jemand erklären kann, ich wäre erfreut!
pomp, duck and circumstance
wie ich in meinem filmkonsum alle szenen mit gewalt meistens sofort überspringe, als könnte ich sie so aus der welt schaffen, und damit zufrieden bin, weil ich sie so zumindest aus meiner welt schaffen kann. wenn die szenen eingebunden sind in den plot, ist das nicht so, dann kann ich mich da durchblinzeln, also ist zumindest in meiner wahrnehmung begründete gewalt erträglich, als kann also eine begründbare eskalation meine empfindungsfähigkeit für einen moment betäuben. nein, eine begründete eskalation meinte ich, gewalt und ihre darstellung sind ja immer eine entscheidung des regisseurs. wenn sie im film nicht nur um ihrer selbst willen stattfindet, kann ich sie hinnehmen.
ob es das böse gibt? als eine eigenschaft, eine disposition, als die fähigkeit, entscheidungen nur aus einem einzigen grund zu fällen: dass sie einem nutzen, egal, wer dafür bezahlen muss. ich halte sie für eine nurture-sache, vielleicht gepaart mit dem mangel an empathie, oder an gewissen. ich verstehe es nicht. pompeo sagt öffentlich mit einem gewissen stolz, dass ihm jedes mittel recht ist, um sein ziel zu erreichen, und spottet damit über den kodex seiner uni, west point, als sei dieser eine zu überwindende naivität, etwas, dem eben kadetten folgen, das absolventen aber nicht mehr nötig haben. lügen, betrügen und stehlen, um andere länder zu beeinflussen, mit allen verfügbaren mitteln, also finanziellen, politischen und militärischen. er hat sein über-ich einfach auf die nächste meta-ebene gehoben, in dem der zweck jedes mittel rechtfertigt, moral ist etwas für anfänger, und das vergnügen, dass ihm sein gefühl der macht über leben und tod bereitet, ist sicher nicht nur ein eindruck. solche leute sind interessant, weil ihre käuflichkeit so offensichtlich ist, die macht um der macht willen (und wenn man dann den argumentationen folgt, mit denen andere länder beurteilt werden, landet man vermutlich wieder nur beim geld bzw. dem nutzen für die usa) und sie selber die so offensichtlich nicht einmal wahrnehmen. und wie die masstäbe für sein handeln austauschbar werden, immer mehr grenzen überschritten werden, als wäre die macht eine droge, deren preis eben bezahlt werden muss, egal wie hoch, solange worte genügen, um alles zu rechtfertigen. reden ohne aussagen kann er. solche leute sind glaub ich gefährliche spielbälle für ideologen, ich glaube nicht, dass er sich selber so sieht. er begreift sich sicher mehr als ein im macchiavellischen sinne politisch handelnder, zu t. zeiten hat er die usa verteidigt, jetzt verteidigt er die usa, die nur mit einer figur wie t. an der spitze möglich ist, er verteidigt sie einen tag nach dem anderen, immer neu, wie so ein junkie. seine selbstverliebtheit macht ihn vielleicht angreifbar, er wird in einer biden-regierung keinen platz finden, oder? tja, ich wünschte, ich hätte mehr ahnung von diesen verflechtungen zwischen psyche und politik, oder gehört das zur politologie? es fasziniert und stößt mich ab, in einer guilty-pleasure-art. als alter navy-cis-fan hoffe ich, dass er mit dem agieren (die lügnerei jetzt mal als politische handlung verstanden) gegen die verfassung der usa zu weit gegangen ist, dass irgend ein aufrechter ihn zu fall bringen wird, bevor der auf die idee kommt, das militär einzusetzen. aber wer weiß schon, was noch kommt.
prokrastinationsposting. sehr unausgegoren, wenn ihr literatur oder ideen habt zur politischen moral, gerne, aber meine angst vor der lage in den usa habe ich etwas bändigen können, immerhin, immerhin scheint es noch mehr plan als wahn.
10. november 2020
netflix -filme, die außer dem setting nichts haben. ärztin gerät nach alaska, wo sie nicht hinwill, ich habe bisschen neugierde, wie das motiv umgesetzt wird, und finde nichts. keine figuren, keine handlung, keine spannung, gibt es cg-drehbücher? es ist wie hintergrundrauschen. nichtmal die schauspieler sehen echt aus. rätsel.
der amtierende präsident der usa ignoriert weiterhin, dass er die wahl verloren hat, sein staatsminister pompeo erklärt, mit so einem verschlagenen lächeln, es werde einen glatten übergang zur nächsten t.-amtszeit geben, kein hauch eines zweifels. wie kann das sein? ist das nicht schon ein bisschen staatsstreich? t. hat gestern seinen verteidigungsminister (m. esper, der sich bei seinem dienstherrn schon durch seinen widerstand gegen den einsatz des heeres gegen demonstranten unbeliebt gemacht hat) gefeuert und durch einen christopher miller ersetzt, und in den letzten tagen hat er schon die bereichsleiter für die lagerung von nuklearwaffen, für die strom- und gasversorgung und für die überseehilfe entlassen. ich hätte gedacht, dass der t. im krisenfall die medien mit anhängern besetzen will, oder vielleicht selber ein t.-tv aus dem boden stampft, und zweifle daran, dass t. auch nur die arbeitsfelder der entlassenen kohärent umschreiben kann. verteidigung, atomwaffen und energie, diese bereiche gehören auf jeden fall in die hände von fachleuten, ich hoffe, da führt keiner der üblichen verdächtigen (miller, bannon und solche figuren) was im schilde und sucht sich neue hebel, nachdem das mit der wahl nicht geklappt hat. oder der t. möchte auf seiner rückzugsinsel in der südsee immer genug waffen haben und mit frischen golfbällen versorgt werden.
ich lerne so schlecht, will viel lesen und eigentlich lieber alles behalten, aber es ist jeden tag bis auf ein kleines restchen wieder weg. wenn der fortschritt über kleinste restchen gehen muss, brauche ich mehr zeit, als ich habe. sieht so aus, als wäre ein seniorenstudium nix für mich. ich kann dann ja später sticken lernen.
hund emma hat ja in ihrer welpenzeit bei unseren spaziergängen mehr telefonnummern bekommen als ich. eine nummer gehörte einem kleinen mädchen, dass erst mit ihrer mutter, dann mit freundinnen 9 jahre lang mit emma spazieren gegangen ist. emma würde mich glaube ich sofort für das mädchen verlassen, alles an ihr ist ein glücksversprechen, sie erkennt ihre ankunft schon am klingeln (meistens sonntags am nachmittag) und ist dann nicht mehr zu halten, hüpft und juchzt herum wie ein flummi. emma war bei dem mädchen auch babysitter ein paar jahre lang, weil an einem abend beide eltern arbeiten mussten, und sie mit emma keine angst mehr hatte. jetzt hat dieses mädchen endlich einen eigenen kleinen hund bekommen, ich gebe tips und helfe aus der ferne und werde auch ein paar trainingsstunden mit dem hund machen, und darf dafür am onlineyoga teilnehmen, dass die mutter des mädchens anbietet. sie ist eine sehr gute yogalehrerin. einwandfrei runde sache.
das thema weihnachten ist aufgekommen, wären wir konsequent, dürfte es kein familienweihnachten mit meiner alten mutter geben. es ginge eventuell, wenn sich die kinder vorher eine zeit in quarantäne begeben würden, aber sie leben in wgs, die müssten dann auch alle in quarantäne. vielleicht bitte ich sie, anderthalb wochen vorher hier aufzulaufen und dann niemanden mehr zu sehen, oder nur mit strengen sicherheitsmaßnahmen? ein test wäre die einfachste lösung, aber den wird es nicht geben ohne grund. über ideen freue ich mich.
mir fehlt die see
eine liebste freundin war mal wieder in berlin, aus heilbronn, wo sie seit ein paar jahren arbeitet, bis nächste saison, danach geht sie eventuell nach greifswald, also wieder ganz woandershin. sie ist eine reisende und muss den verträgen folgen, jedesmal ein neues abenteuer. ich habe versprochen, sie da öfter als nie zu besuchen, anders als in heilbronn, schon wegen der ostsee, die im italienischen mar baltico heißt, was noch ein bisschen mehr nach abenteuern, schiffsunglücken und wilden geschichten klingt. die ostsee ist fast halb so groß wie das mittelmeer – halt, das stimmt überhaupt nicht, merke ich grade, sie schien mir nur größer, weil ich sowenig von ihr kenne. vor den kindern, ich glaube nicht vorm mauerfall, war ich mal mit einem mann auf fehmarn, in einer neubauwohnung mit aussicht, nicht im sommer, jeder mit einem eigenen bild des anderen vor den augen, wir waren wahrscheinlich eigentlich zu viert dort. ich erinnere außer ein paar dingen noch einen langen, verlassenen strand, mit großen, runden steinen, von wasser und sand abgeschliffen, hin- und hergespült, ich fand den zweitschönsten stein meines lebens und habe ihn nicht mitgenommen, weil wir mit dem motorrad da waren. er sah aus wie ein herz, mit kammern, aorta und allem.
ein paar jahre lang hab ich mit den kindern auf rügen ferien gemacht, erinnere die ostsee als wenig aufdringlich und mit langen, flachen wellen und gezeiten, nicht so einladend wie das mittelmeer, es ist ja sowieso fast immer zu kalt zum schwimmen dort. die ostsee ist sogar ein stückchen tiefer als der lago maggiore, und ach, ich war seit jahren nicht am meer, obwohl es mich heil und ganz machen kann. ich hoffe, es wird was.
(ich habe wirklich noch einen schönsten stein gefunden, ein paar jahre danach, und mitgenommen, den hat ein kind, ich sag nicht, welches, mal mit hammer und meißel angeschlagen, stundenlang hörte ich aus dem nebenzimmer das feine pock-pock-pock, ohne nachzusehen. jetzt hat er eine delle und das kind die aufgabe, einen neuen perfekten stein zu finden, egal, wie lang das dauert.) (ja, ich weiß, der angeschlagene ist jetzt erst recht der schönste, aber die sehnsucht bleibt.)
4. november 2020
grad der große per voicemessage: „ich weiß noch, wie wir letztes mal, das war ein freitag, morgens ab 5, 6 uhr vorm fernseher sassen, und es war genau wie heute, michigan und wisconsin waren auch wackelkanditaten, und ich musste dann zur schule und hatte englisch-doppelstunde, und da haben wir das dann weitergeguckt.“ – ich hatte den wochentag vergessen und weiß nur noch, dass es auch eng war. zumindest erzieherisch war der move damals richtig, die jungs sind die ganze zeit dabei, werfen zahlen und prozente in den chat, ich weiß allerdings nichts genaues über den anteil prokrastination dabei. ich frag natürlich auch nicht. stimmung um 18:00 bei mir unentschieden, aber optimistisch, schon weil es noch offen ist. der hund war beim tierarzt und bekommt etwas gegen blasenentzündung, man weiß aber nichts genaues.
was für ein tag. mein gefühl ist gut, biden wird es schaffen, ich würde wetten abschließen darüber, auch, weil es bisher mit den auszählungen wie erwartet verläuft, die briefwahl eher für die demokraten, die direktwahl eher trump. es zählt natürlich nicht, wenn der t. durch einen coup gewinnt, dann habe ich trotzdem gewonnen. dass die reps die auszählung der stimmen in pennsylvania nach der wahl stoppen wollen, obwohl sie die auszählung vor der wahl verhindern wollten (oder verhindert haben), geschenkt. es ist alles nicht mehr feierlich, ich werde mich anstrengen, mich nicht daran zu gewöhnen. ich hoffe, das land verkommt nicht weiter zur räuberpistole wie einige länder südamerikas in den 70-80er jahren, mit all den opfern, die sowas kostet.
vorhin hatte ich hier einen wetteinsatz stehen, der war aber eher ergebnis meiner abendlichen wiederaufregung mit dem wahlthema. ich werde keins meiner wiedergefundenen langweiligen schlimmen liebesgedichte aus den achtzigern hier veröffentlichen, egal, was passiert, keine sorge. sie können ihre aber gerne in die kommentare stellen, mir und den anderen lesern zur erbauung, denn nicht vergessen: love rules.
ach, das ist aus einem gedicht von ingeborg bachmann, „reklame“, das beschwört die sorglosigkeit als ein leeres versprechen, das wir brauchen, freilich etwas zynisch in diesem weltuntergangsszenario grade. lässt sich nur als foto hier reinstellen, mit den blöden wordpress- blöcken bekomme ich es anders nicht hin, die sind SO ein nerviges system, habe es jetzt eine halbe stunde versucht, vielleicht ist in der zwischenzeit schon die wahl gewonnen.
es stellt sich natürlich bei aller gerechtfertigter panik die frage, ob der klimawandel wirklich noch aufzuhalten ist, oder ob die industrie ganz unabhängig von den regierungen da nicht sowieso zu profitorientiert und desinteressiert für ist.