gute laune bekommen mit lovesick. erinnerungen, ich kenne so männer, mit out-of-bed-haaren auch noch am frühen nachmittag, auf der suche, unterwegs, whatever, mit hinreißendem leicht verknurpseltem lächeln. fröhlich, unbekümmert sexy auf sehr britische weise. bisschen angst, dass die figuren in den nächsten staffeln doch noch erwachsen werden. zu einigen sehr lästigen anteilen lebe ich dummerweise immer noch so.
Kategorie: angelweide
leerstellen
ob sich die leute wohl mehr an das erinnern, was man geschafft hat, oder mehr an das, was nicht gelungen ist? ob es neben den eigentlichen themen, neben der ausgelebten persönlichkeit nicht noch etwas verborgenes gibt, wie ein mitlaufender streunender hund, der immer noch futter bekommen hat, wenn keiner hinsieht, obwohl eigentlich kein platz für ihn da war.
wie sehr filtert meine wahrnehmung das selbstbild des anderen? vielleicht gehört zum abschiednehmen auch dazu, den anderen so zu erinnern, wie er sein wollte, im besten licht. den toten als vollendet begreifen, in jedem sinn.
(die freundschaft als erinnerung, es ist ja keine beziehung mehr möglich, es wird zum selbstgespräch)
5.1.17
um 6:30 klingelt der wecker, wie jeden morgen im berlinwinter kurze fassungslosigkeit über die tiefe dunkelheit, wecke dann die kinder und mache kaffee. die kaffeemühle dient zuverlässig als endgültiger weckruf, die kids entern die dusche, ich mache frühstück, ich freue mich, weil ich endlich einen yoghurt für den notorischen nichtfrühstücker gefunden habe.
um halb acht sind sie weg, ich leg mich für ne halbe stunde wieder hin und lese im netz. dann mach ich bisschen haushalt und gehe mit emma ihre morgenrunde, um neun rum sitz ich am schreibtisch und bin guter dinge. draussen ist es hell und grau. zwei stunden arbeiten, dann mach ich die post auf und lese mit einigem entsetzen die hohe hausgeldrechnung, blick aufs konto verdirbt mir die laune, es ist ja erst der fünfte. war aber auch der erste blick drauf in diesem jahr, januare sind ja bekanntermassen etwas heikel. kaufe hundefutter im netz, mache wäsche, denke an etwas anderes und setz mich wieder hin.
am frühen nachmittag kommen zwei von drei jungs, entern den kühlschrank, machen musik und tv an und chillen erstmal. ich bleib sitzen, mache um halb vier schluss und dann noch ein bisschen ablage, das heisst briefe öffnen und dabei eine grundsätzlich andere ordnung meiner unterlagen überlegen, eine, die funktional und gut und professionell ist, nicht so selbst gewachsen und nach mäandernden zusammenhängen gewuchert, reisse mich aber zusammen und beginne nicht, alles neu zu sortieren. gut wäre die ordnung, wenn jeder sofort alles findet, nicht nur ich, wenn das licht gut steht
mit dem grossen eine kurze hunderunde, er unterschreibt seinen ersten dauerauftrag, der den ab januar an ihn gezahlten kindesunterhalt an mich zurücküberweist. gewähre ihm ein skonto, obwohl es eigentlich kein taschengeld ist, sondern lebensunterhalt. kind fragt, ob es mir irgendwie komisch ginge dabei, ich hätte so einen blick gehabt. erkläre ihm, dass es sich nicht gut anfühlt, vom kind mehrere hundert euro überwiesen zu bekommen, obwohl das ja alles seine richtigkeit hat. ärgere mich über den kindsvater, der jede chance nutzt, es mir nicht leicht zu machen. versuche positiv zu denken, so ist das ja unter erwachsenen, man zahlt für seinen lebensunterhalt, aber er ist eben noch nicht erwachsen, eigentlich sollt er den unterhalt erst bekommen, wenn er wirklich auszieht. klappt also so mittel.
spätnachmittags hypo, die mir in die lektüre knallt, mache dann erstmal wäsche und gehe einkaufen. risotto für die bande, dann hätte ich yoga, aber der blutzucker ist dafür inzwischen zu hoch, lass es sausen und lege mich mit wärmflasche und buch ins bett.
um neune klingelt das telefon, die yogarunde fragt, ob ich nicht noch für ein gläschen raus wolle – klar will ich, gehe mit emma ins lieblingslokal und rede mit den freundinnen, sehr wohltuend. laufe noch ein stück mit dem hund, es ist wirklich kalt geworden, es liegt ein hauch schnee, und lande um halb elfe wieder beim buch. die wärmflasche ist noch warm.
(hab jetzt vergessen, wie das heisst mit dem monatsfünften, kann mir apokryphen (ja, genau) akronyme nie, nie merken, mach ich morgen. es ist 22:53, höchstens noch eine halbe stunde für mein tägliches 50-seiten-pensum, die zeit reicht nicht für links.)
![](http://hotelmama.it/wp-content/uploads/2017/01/Photo-20170105230652833.jpg)
kt 1
die polizei kam nicht, getanzt wurde sehr, das schwarzlicht hats gebracht. um sechs uhr früh gingen die letzten gäste. der große ist am ersten januar volljährig geworden und hat reingefeiert, rauschend und sehr sehr laut, mit geliehenen monsterboxen, und mit allen seinen freunden. und freundinnen! ich war dafür bei meiner mutter am stadtrand und hab mich mit ihr unterhalten, vor den stones auf 3sat, das hatte auch irgendetwas. diese achtzehn jahre sind so so schnell vergangen und waren eine freude, das kind ist wunderbar und kein kind mehr! echt, merk dir das, muttern.
haufenweise sylvestervorhaben, ich brauche anlässe. jeden tag gitarre, jeden tag lesen, mehr yoga. beruflich muss ich vieles schaffen, habe aber gar keinen glauben mehr an gute ausgänge, es ist ein sehr zenmässiges naja, mal gucken geworden nach all den überraschenden wendungen ins leere und ins abseits in den letzten jahren. der plötzliche spannungsabfall von ideen als leitmotiv, die ideen sind nicht synchron mit der welt, kommen zu spät oder zu früh. dazu die wechseljahre.
in der liebe ist es genauso, da muss aber auch nichts passieren, anders als beim geld geht es auch ohne, wobei: aus der hebammenserie auf bbc die schöne erkenntnis mitgenommen, dass sich die liebe in jedem leben anders zeigt, und meines ist durch die großartigen söhne, die freunde, den hund randvoll damit. gelegentliche abenteuer füllen die paar bedürfnisse, und küsse ohne geschichte sind in ordnung, ehrlich gesagt gar keine lust auf noch mehr socken in der wäsche, einen festen mann verbinde ich hauptsächlich mit deutlich mehr arbeit.
sachen ausmisten werde ich in den nächsten wochen, platz für neues schaffen, für leere bin ich nicht so der typ. die freude an dingen, auswahl, wanderwege für den blick, wie die vielen objekte lauter geschichten haben, die ich erzählen kann oder auch nicht.
tippen geht schlechter seit einigen monaten, i/o/p geraten immer durcheinander unter den fingern, mit der linken hand hab ich das problem nicht, bin linkshänderin. alter oder was nervliches? durch den diabetes immer einen merkwürdig nicht hypochondrischen blick auf das schlimmstmögliche.
herz
hört auf euer herz. wenn es manchmal drückt oder zieht, wenn es in einer klammer steckt, wenn euer atem kürzer wird, obwohl ihr nur mit dem einkauf die treppe raufgeht, dann geht zum telefon, jetzt, und macht einen termin beim hausarzt. der mann einer freundin ist vor ein paar wochen mit anfang vierzig an einem herzinfarkt gestorben, sie hat ihn ein paar stunden später gefunden. der notarzt hat erzählt, dass er relativ häufig zu solchen männern gerufen wird. wenn sie es überleben, sind sie immer total überrascht, weil sie ihre sterblichkeit genuin verdrängt haben bis dahin, selbst wenn es in der familie schon probleme mit dem herzen gegeben hat, weil diese art pragmatischer vorsorge nicht reinpasst in die unteilbarkeit von körper, gegenwart, identität, die immer ein angenehmes gefühl von unsterblichkeit vermittelt.
(grad einen termin fürs stress-mrt gemacht, als diabetikern ist mein risiko für koronare herzerkrankungen recht hoch, meine kasse bezahlt das netterweise)
KW 51
der angriff auf den weihnachtsmarkt bringt mehr wut als trauer. die blinde aggression, die gleichgültigkeit gegenüber dem wertvollsten, das rohe daran. es sind kinder auf solchen märkten unterwegs, familien, menschen, die mit äußerster gewalt zu opfern gemacht werden sollen, eines konflikts, der nur in den köpfen der mörder existiert. natürlich kriegt niemand berlin klein. die sorge, dass diese form der gewalt nur in ganz großem massstab zu verhindern ist, über bildung, chancengleichheit, dass dieser wechsel eine aufgabe für generationen ist, weil gewalt und angst da auf wirklich schlimme weise mittel wie zweck sind. gewalt als agenda, die macht und der endsieg irgendeiner auf angst gebauten herrschaft stehen weit hinten in der zweiten reihe. weiß es aber auch nicht genau, natürlich, es ist ja unvorstellbar. vielleicht ist es ja bei kriegen immer so und es ist bloss seit den großen kriegen immer weiter gegangen mit dem tabubruch gewalt. nicht mehr nur offizielle gegner, jeder kann zum gegner werden. meine hoffnung, dass dieses wegschleifen der hemmschwelle gegen das morden doch noch aufwand bedeutet, also verhinderbar ist.
schwer abzuschütteln so eine bluttat kurz vor weihnachten. bin anderthalb stunden vor der tat mit frau ziebarth da entlanggefahren, um die q-damm-lichter anzugucken. sie kommt mir zuliebe mit, ich mache das nur ihr zuliebe, ein perfektes höfliches gleichgewicht also, darüber hätte ich lieber geschrieben. jeder hätte da sein können, so banal es ist. tröste mich mit der hebammen-show auf netflix. sie bringt die ewige heutige leier der totalen selbstverantwortung wieder auf den boden der tatsachen (gut, bissken zuviel tünche, aber das muss mich nicht stören): es geht nicht alleine, erstens, zweitens: die liebe.
davidzwilling sollte eine kurzgeschichte schreiben, nach einem bild, dass ihnen die lehrerin gegeben hat. er hat sie auf meinem rechner geschrieben und die seite offengelassen, ich habs natürlich gelesen. es ist richtig gut. einer der jungs kann schreiben, der rhythmus stimmt, die bilder, er hat in einer einseitigen geschichte einen wirklich eleganten wendepunkt und eine auflösung untergebracht, gefühl, bilder, eine geschichte. große, warme freude und dankbarkeit. das ist mein hauptgeschenk, aber sagen sie ihm das nicht!
zuviel geschenke für die jungs gekauft. mach ich immer. wie jedes jahr tue ich so, als ob sie diesmal leider nur irgendwas praktisches kriegen und halte es wie immer solange durch, bis sie mir glauben, oder bis ich ihnen glaube, dass sie mir glauben. also ziemlich blank und hoffe, es kommt nichts dazwischen in den nächsten monaten. mit gregorzwilling den baum geholt, er trägt ihn locker über der schulter und hat die andere hand in der hosentasche dabei.
der große wird volljährig am ersten januar. unglaublich. er macht eine party bei uns, ich werde mit dem hund bei meiner mutter sein, und hoffe, er schafft es, nur seine geladenen gäste reinzulassen. dummerweise hat es sich schon herumgesprochen. für seine party bekommt er ein catering und natürlich mein vertrauen, aber vielleicht engagiere ich ihm noch einen türsteher.
nett und anonym
mich bei tellonym angemeldet, um hotelmama zu reservieren, weil der name so schnell weg ist normalerweise. wie damals auf twitter. bisschen tut es mir ja leid, das hotelmama auf twitter so hartnäckig die klappe hält. ich bin da hin- und hergerissen zwischen meiner wunschidentität als coole halbintellektuelle großstädterin und meiner realen existenz als eher nicht relevante fünfzigerin ohne karriere oder, oder, ach, ich sag mal: oder ähnlichem. ist mir neulich erst aufgegangen, verbunden mit der frage, wann das nichtgelebte endlich mal abgetrauert ist, denn dann könnte ich als serienguckerin und comicleserin und frau mit einem mehr banalpoetischem zugang zur welt endlich entspannt vor mich hin twittern! wär doch was. so abstrakte metaprobleme hab ich beim bloggen zum glück gar nicht, als wär twittern öffentlicher. gibt es eingentlich beschreibbare unterschiede zwischen weiblichem und männlichem twittern? witz, aphorismen, aphrodisiaka, befindlichkeiten, minitheoreme, je vielseitiger, desto lieber lese ich.
diese neue seite ist eigentlich ein bisschen pubertär, oder nicht? der erfinder ist ja auch erst 19, oder war es grade noch. meiomei.
die rückseite von komplimenten und geständnissen ist ja denunziation, aber ich glaube dem macher, dass da nix böses dahintersteckt, wie postsecret nur für dich. muss es mal den jungs zeigen, aber in deren umfeld twittert keiner, auf instagram sind sie auch nicht unterwegs, facebook dient ihnen glaube ich mehr der repräsentation als der kommunikation, da geht eh nur der heimliche zettel in der schultasche, und so wichtig ist es dann auch wieder nicht, um dafür ein risiko einzugehen.
ist es nicht eine eher ostdeutsche eigenschaft, mit meinungen, vor allem mit kritik, hinter dem berg zu halten? vielleicht aus stasizeiten, wo unpassende oder unerfreuliche äußerungen den menschen existenziell gefährdet haben, mein eindruck (und meine erfahrung): diese zurückhaltung, das schweigen und rumdrucksen hat sich in die neuzeit gerettet, das gefühl der bedrohlichkeit von kritik ist vielleicht unhinterfragt in allgemeine höflichkeitsregeln diffundiert.
ich kriege mich nicht mehr auf 140 zeichen, fürchte ich, wird alles immer langwieriger hier.
in italien gibt es eine charmante art, alles in komplimenten mitzuteilen, das kompliment gehört zur eloquenz dazu, ist kein kommunikativer sonderfall mit alarmzeichen, keine wasserscheide, nichts, was die strömung aufhält oder ändert. es wird elegant in die normalen kommunikationsformen integriert, es ist ein kleines geschenk, eine höflichkeit, man gibt damit nicht den schlüssel zum innersten heiligtum aus der hand, man macht das gegenüber nicht zum alleinerben damit, meistens ist es auch kein heiratsantrag, nichtmal versehentlich. wer niemals komplimente macht, nimmt sich zu ernst, glaube ich. ich vermisse die komplimente im kalten dunklen berlin (slow und jorge, an mein herz!), darum mach ich da mit. eine woche oder zwei.
na, mal gucken.
holy grail guitar show 2016
es sind überwältigend viele gitarren zu sehen, und jede einzelne davon verdient wahrscheinlich eine eigene geschichte, die macher haben ja ihre meisterstücke mitgebracht. wie bei großen kunst-austellungen sortiere ich meinen überblick auf einer skala des habenwollens. in museen und gallerien such ich mir immer drei arbeiten heraus, die mich ansprechen, die ich näher heranlassen will, meistens, weil ich sie schon auf einer intuitiven grundlage begreife, bevor die auseinandersetzung mit dem kunstwerk-dingsda etwas fundiertes entstehen lässt. bin also offen für launen, hormone und subjektivität, wie sonst soll ein potentieller käufer bei 500 gitarren auch entscheidungen treffen? gitarren sind ja (fast immer) leichter zu verstehen. drei stück will ich mitnehmen wollen, nur drei sollen sich einprägen, und trotzdem hat sich auf platz drei eine ukulele eingeschlichen.
![blau](http://hotelmama.it/wp-content/uploads/2016/10/blau-375x500.jpg)
tanzen.
geschichten, die man ablegt. einem mann, mit dem ich dieses jahr gern ein paar nächte verbracht hätte, eine mail geschrieben, vielleicht weil die schriftliche form dem möglichen den weg abschneidet, man kann ihr in diesen rationalen und beschäftigten zeiten nur noch mit handlungen oder mit dieser fahlen, unbeholfenen ironie begegnen. wie leicht man gehen kann auf all diesen böden, isn’t it?
tanzen.
die zeilen aus einem kate-bush-song, den ich noch nichtmal gehört habe, und man denkt, well, warum nicht, es könnte doch gehen, so wie man eben geht, wenn man diese stellen noch hat, zwischen den anschlüssen, den jobs, den beziehungen:
„I can see angels standing around you
They shimmer like mirrors in Summer.
But you don´t know it.
And they will carry you o´er the walls.
If you need us, just call.
Rest your weary world in their hands.
Lay your broken laugh at their feet.“*
edit: im blog nach beiträgen mit kate bush gesucht, nachdem ich beim event am letzten samstag nicht konnte. das hier gefunden, von 2011. keine ahnung mehr, um welchen mann es sich handelt. keine engel gesehen seitdem, natürlich nicht. (oh! der post ist mit den kommentaren aus der versenkung gekommen, wie schön.)
12-24gr pro tag
todestag jährt sich bald, zum 13. mal. er war auf einer party und ist bei der rückkehr auf sein boot vom steg gekippt, fast ertrunken, lag noch 5 wochen im koma nach ca. 10min unter wasser. bis dahin war es über viele jahre immer gutgegangen, die autofahrten nach der weinflasche, die geschichten, die erst dann so langsam ins bewusstsein kommen, wenn man sie mehr als einmal hört, oder wenn der unfall dann passiert ist.
ich hab einige freunde, die an einem abend 3 bis 5 bier wegkippen (hier kippen 3 bears), ihre augen glitzern danach ein bisschen mehr, der gang wird einen tick schwerer, die ersten meter auf dem fahrrad haben kleine kurven, aber es scheint mir völlig normal, es sind männer, wir gehen ja aus, und sie vertragen mehr als ich, ich bin ja frau und diabetikerin, alkohol ist sehr gefährlich fûr mich. ich kenne trockene alkoholiker, die offen darüber reden, aber niemanden, der noch mitten drin steckt.
really?
bei ihm haben wir auch nichts gemerkt, nicht das ausmaß des problems. wir haben uns gerne täuschen lassen, glaube ich, und wir werfen es uns immer noch vor. hätten wir intervenieren können, oder müssen? ich weiß nicht, ob es für ihn ein problem war, oder einfach normal, der alkohol ein getränk und durstlöscher wie andere auch? die selbstwahrnehmung ändert ja noch gar nichts. sie lächeln dann ein bisschen, freuen sich vielleicht insgeheim über die mengen, die sie aushalten können, und haben ganz unbemerkt immer was im haus, und sowieso einen haufen anderer sorgen, die das trinken so einladend machen. die sind wichtig, nicht das bisschen alkohol. klar, zum mittagessen einen wein, dient der verdauung, nachmittags vielleicht ein bierchen zischen, weil es so warm ist? ein prosecco mit den freundinnen, zum aperitiv? ein whisky vor dem ausgehen, weil man sich den verdient hat, den guten talisker? es könnte sein, dass ihr alle schon auf dem weg seid, dass schon ein stück gewöhnung hinter euch liegt. die alkoholfreien tage werden immer seltener, ohne dass es euch auffällt. nur ein paar radler! das ist für die verdauung! und ihr müsst es nicht mal euch selber gestehen, wenn der alkohol in euren getränken mehr freude bringt als deren geschmack oder die gesellschaft, in der ihr trinkt.
12gr alkohol täglich (pdf, 100 seiten) gelten als unbedenklich bei frauen, bei männern das doppelte. das sind o,3l bier pro tag für uns, ein halber liter bei männern. für frauen ein kleines glas wein, nur 0,12l, bei männern geht ein viertelliter. wer das jeden tag tut, ist aber schon nicht mehr in der ganz grünen zone und sollte mal ein paar wochen aufhören. sobald man sich das vornehmen muss, und es sich nicht mehr von alleine ergibt, muss man auf dem fragebogen zur einschätzung der gefährdung ein kreuzchen machen. vielleicht nimmt man es sich gelegentlich vor und vergisst es dann wieder, weil gerade soviele geburtstage sind, und der juni so lockt, oder weil es wenig schöneres gibt als einen campari-o bei hellem licht auf dem balkon? bei den rosen, und soweiter? bingo. ihr zählt schon mit.
wobei ich nicht weiss, ob das schon ungesund ist, ob es eine klare grenze gibt, ab der alkohol wirklich gesundheitlichen und gesellschaftlichen schaden anrichtet. ich halte schon den moment für kritisch, wenn der verzicht einen etwas kostet, wenn sich der alkoholkonsum in klitzekleinen einzelnen schritten im leben einrichtet, wie ein parasit, den man eingeladen hat. es scheint, als ob es erst deutlich bergab geht, sobald die abhängigkeit die regie übernimmt, sobald also die dosen erhöht werden müssen und schon vormittags getrunken wird, oder sobald man trinkt, um betrunken zu werden, aber die grenzen scheinen auch da fließend, abhängig von geschlecht, konstitution, umfeld und vielleicht auch der qualität des stoffes (die in zwei jahren von ca. mitte zwanzig auf optische mitte vierzig zersoffene frau, die mit ihren billigschnäpsen vor dem supermarkt sitzt, leise schwankend). wobei ich dann ehrlicherweise auch meinen umgang mit dem internet als nicht mehr ganz suchtfrei erkennen muss.
passt bitte auf euch auf! shit happens, und es ist kein putsch, sondern eine langsame machtübernahme.
Hund/hund
handschriftlich schreibe ich automatisch mit großschrift, auf jeder tastatur seit jahren nur klein.
(große freude daran, blätter zu füllen, wie die linien sich durchdrücken, wie das schriftbild sich bei unterschiedlichen stiften verändert, wie die lesbarkeit von der tageszeit abhängt. das andere geräusch beim blättern. einen füller verwende ich nur bei langsamem schreiben, bin linkshänderin. ich muss mich noch konzentrieren, um lesbar zu schreiben, daher nutze ich fürs schnelle mitschreiben im lehrgang meist einen caran d’ache, mit widerstand, und nicht den schwerelosen tintenroller.)
wie das kleinschreiben bei einigen worten auch ins handschriftliche sickert („hund“ statt „Hund“ zum beispiel), vielleicht kommen die auch beim denken häufiger vor? ein akt der einbürgerung in den alltag, der bis in die automatismen von daumen/zeigefinger, bis in die tiefen des grundschulwissens hinabreicht?
das kleinschreiben hat meine wahrnehmung verändert, in winzigen, beständigen schritten das substantivische denken unterlaufen, die satzsubjekte zumindest in der orthografie als gleichberechtigt in ihr syntaktisches bezugssystem zurückgedrückt. durch das kleinschreiben nehme ich ihnen ihr deutlichstes merkmal, als zeichen des protests, ich habe ihnen den schlips genommen. dem wie und was mehr geltung verschaffen, als wär die syntax kein abbild, sondern auch eine macherin der weltordnung. gut, womöglich war der eingesparte tastendruck auch ein grund. es stört nur wenige leser, hoffe ich.
(schöne materialien zum lernen von großschreibung, pdf)
oppenheimer as himself
![manhattan-netflix](http://hotelmama.it/wp-content/uploads/2016/05/manhattan-netflix-500x311.jpg)
oppenheimer hat offensichtlich auch das zeitreisen erfunden. sogar die ohren! das licht gefällt mir, es ist ein bisschen angegilbt, das setting wirkt authentisch, weil es unsere bildliche wahrnehmung der vierziger wie einen filter mit übernimmt. manhattan (netflix) ist bisher noch nicht so spannend, dass ich ihren wahrheitsgehalt überprüfen möchte. schaue die serie mit überraschend wenig grusel und weiss noch nicht, ob ich neugieriger werde auf figuren und plots, auf angelegte brüche in vorgestellten gesellschaftlichen korsetts. was interessiert an so einem thema? ja, militärische hierarchien, geheimdienstparanoia, zweiter weltkrieg auf der einen und wissenschaftliche elite auf der anderen, da liegen gute, sogar große themen, die bisher doof einfach gelöst werden, regierung gewinnt, oder ist es als reine dokumentation gedacht? dann würde ich es mir weiter ansehen, wenn es bei serien noch um freie entscheidungen ginge, also eher: weiter als ca. folge 8, bis dahin rutsche ich auch in doofen serien gerne einfach so mit. bisher bleibt für nichtgenies der inhalt 'atombombenbau' arg abstrakt, liegt sehr sehr weit im hintergrund vor der zerstörungsgewalt der beiden gefallenen bomben von hiroshima und nagasaki. und der vielen, die es noch gibt.
tonys guitar
sachgeschichte eigentlich, aber es ist mehr als das: diese alte d-28 hat alles durchgemacht, was einer gitarre so passieren kann, sie wurde für tot erklärt und doch wieder instand gesetzt, jemand hat an ihr herumgesägt, es gab um- und unfälle, sie wurde überfahren und angeschossen, jahrelang auf bühnen gespielt, sie hat eine flut überstanden. alle beweglichen teile wurden ausgetauscht, und die unbeweglichen auch. heute ist sie eins der wertvolllsten instrumente in der welt der vintage-gitarren. hier kann man sie hören.
das graue kleid
tag mit verschiedenen feierlichkeiten, abwechselnd in nikolassee, karlshorst und charlottenburg. sommerkleid! zwischen fischen, blumen, blümchen gewechselt, gemerkt: sie passen alle noch, sind halt rundum tiefergelegt, aber sie sind mir zu laut geworden. fühlen sich an wie eine behauptung. der mann, der sich nach einem umdreht, und dann sofort wegsieht. klare übergangsphase, in 10 jahren wird alles pink und türkis und ultramarin, dann werde ich einen weg gefunden haben, der eher langweiligen dameneleganz zu entkommen. in diesen jahren arbeite ich noch daran, den neuen, nicht erotisch interessierten blick als gegeben hinzunehmen. auch wenn der viel mehr sieht von meiner person, viel mehr eigenes sucht oder findet als die dumme genetisch bedingte anziehung, bewusst geschieht, oder geschehen könnte, in meiner fantasiewelt. vermisse den reflexhaften hingucker trotzdem. es fühlt sich vielleicht anders an, wenn man einen partner hat?