herz

hört auf euer herz. wenn es manchmal drückt oder zieht, wenn es in einer klammer steckt, wenn euer atem kürzer wird, obwohl ihr nur mit dem einkauf die treppe raufgeht, dann geht zum telefon, jetzt, und macht einen termin beim hausarzt. der mann einer freundin ist vor ein paar wochen mit anfang vierzig an einem herzinfarkt gestorben, sie hat ihn ein paar stunden später gefunden. der notarzt hat erzählt, dass er relativ häufig zu solchen männern gerufen wird. wenn sie es überleben, sind sie immer total überrascht, weil sie ihre sterblichkeit genuin verdrängt haben bis dahin, selbst wenn es in der familie schon probleme mit dem herzen gegeben hat, weil diese art pragmatischer vorsorge nicht reinpasst in die unteilbarkeit von körper, gegenwart, identität, die immer ein angenehmes gefühl von unsterblichkeit vermittelt.

(grad einen termin fürs stress-mrt gemacht, als diabetikern ist mein risiko für koronare herzerkrankungen recht hoch, meine kasse bezahlt das netterweise)

KW 51

der angriff auf den weihnachtsmarkt bringt mehr wut als trauer. die blinde aggression, die gleichgültigkeit gegenüber dem wertvollsten, das rohe daran. es sind kinder auf solchen märkten unterwegs, familien, menschen, die mit äußerster gewalt zu opfern gemacht werden sollen, eines konflikts, der nur in den köpfen der mörder existiert. natürlich kriegt niemand berlin klein. die sorge, dass diese form der gewalt nur in ganz großem massstab zu verhindern ist, über bildung, chancengleichheit, dass dieser wechsel eine aufgabe für generationen ist, weil gewalt und angst da auf wirklich schlimme weise mittel wie zweck sind. gewalt als agenda, die macht und der endsieg irgendeiner auf angst gebauten herrschaft stehen weit hinten in der zweiten reihe. weiß es aber auch nicht genau, natürlich, es ist ja unvorstellbar. vielleicht ist es ja bei kriegen immer so und es ist bloss seit den großen kriegen immer weiter gegangen mit dem tabubruch gewalt. nicht mehr nur offizielle gegner, jeder kann zum gegner werden. meine hoffnung, dass dieses wegschleifen der hemmschwelle gegen das morden doch noch aufwand bedeutet, also verhinderbar ist.

schwer abzuschütteln so eine bluttat kurz vor weihnachten. bin anderthalb stunden vor der tat mit frau ziebarth da entlanggefahren, um die q-damm-lichter anzugucken. sie kommt mir zuliebe mit, ich mache das nur ihr zuliebe, ein perfektes höfliches gleichgewicht also, darüber hätte ich lieber geschrieben. jeder hätte da sein können, so banal es ist. tröste mich mit der hebammen-show auf netflix. sie bringt die ewige heutige leier der totalen selbstverantwortung wieder auf den boden der tatsachen (gut, bissken zuviel tünche, aber das muss mich nicht stören): es geht nicht alleine, erstens, zweitens: die liebe.

davidzwilling sollte eine kurzgeschichte schreiben, nach einem bild, dass ihnen die lehrerin gegeben hat. er hat sie auf meinem rechner geschrieben und die seite offengelassen, ich habs natürlich gelesen. es ist richtig gut. einer der jungs kann schreiben, der rhythmus stimmt, die bilder, er hat in einer einseitigen geschichte einen wirklich eleganten wendepunkt und eine auflösung untergebracht, gefühl, bilder, eine geschichte. große, warme freude und dankbarkeit. das ist mein hauptgeschenk, aber sagen sie ihm das nicht!

zuviel geschenke für die jungs gekauft. mach ich immer. wie jedes jahr tue ich so, als ob sie diesmal leider nur irgendwas praktisches kriegen und halte es wie immer solange durch, bis sie mir glauben, oder bis ich ihnen glaube, dass sie mir glauben. also ziemlich blank und hoffe, es kommt nichts dazwischen in den nächsten monaten. mit gregorzwilling den baum geholt, er trägt ihn locker über der schulter und hat die andere hand in der hosentasche dabei.

der große wird volljährig am ersten januar. unglaublich. er macht eine party bei uns, ich werde mit dem hund bei meiner mutter sein, und hoffe, er schafft es, nur seine geladenen gäste reinzulassen. dummerweise hat es sich schon herumgesprochen. für seine party bekommt er ein catering und natürlich mein vertrauen, aber vielleicht engagiere ich ihm noch einen türsteher.

 

 

 

nett und anonym

mich bei tellonym angemeldet, um hotelmama zu reservieren, weil der name so schnell weg ist normalerweise. wie damals auf twitter. bisschen tut es mir ja leid, das hotelmama auf twitter so hartnäckig die klappe hält. ich bin da hin- und hergerissen zwischen meiner wunschidentität als coole halbintellektuelle großstädterin und meiner realen existenz als eher nicht relevante fünfzigerin ohne karriere oder, oder, ach, ich sag mal: oder ähnlichem. ist mir neulich erst aufgegangen, verbunden mit der frage, wann das nichtgelebte endlich mal abgetrauert ist, denn dann könnte ich als serienguckerin und comicleserin und frau mit einem mehr banalpoetischem zugang zur welt endlich entspannt vor mich hin twittern! wär doch was. so abstrakte metaprobleme hab ich beim bloggen zum glück gar nicht, als wär twittern öffentlicher. gibt es eingentlich beschreibbare unterschiede zwischen weiblichem und männlichem twittern? witz, aphorismen, aphrodisiaka, befindlichkeiten, minitheoreme, je vielseitiger, desto lieber lese ich.

diese neue seite ist eigentlich ein bisschen pubertär, oder nicht? der erfinder ist ja auch erst 19, oder war es grade noch. meiomei.

die rückseite von komplimenten und geständnissen ist ja denunziation, aber ich glaube dem macher, dass da nix böses dahintersteckt, wie postsecret nur für dich. muss es mal den jungs zeigen, aber in deren umfeld twittert keiner, auf instagram sind sie auch nicht unterwegs, facebook dient ihnen glaube ich mehr der repräsentation als der kommunikation, da geht eh nur der heimliche zettel in der schultasche, und so wichtig ist es dann auch wieder nicht, um dafür ein risiko einzugehen.

ist es nicht eine eher ostdeutsche eigenschaft, mit meinungen, vor allem mit kritik, hinter dem berg zu halten? vielleicht aus stasizeiten, wo unpassende oder unerfreuliche äußerungen den menschen existenziell gefährdet haben, mein eindruck (und meine erfahrung): diese zurückhaltung, das schweigen und rumdrucksen hat sich in die neuzeit gerettet, das gefühl der bedrohlichkeit von kritik ist vielleicht unhinterfragt in allgemeine höflichkeitsregeln diffundiert.

ich kriege mich nicht mehr auf 140 zeichen, fürchte ich, wird alles immer langwieriger hier.

in italien gibt es eine charmante art, alles in komplimenten mitzuteilen,  das kompliment gehört zur eloquenz dazu, ist kein kommunikativer sonderfall mit alarmzeichen, keine wasserscheide, nichts, was die strömung aufhält oder ändert. es wird elegant in die normalen kommunikationsformen integriert, es ist ein kleines geschenk, eine höflichkeit, man gibt damit nicht den schlüssel zum innersten heiligtum aus der hand, man macht das gegenüber nicht zum alleinerben damit, meistens ist es auch kein heiratsantrag, nichtmal versehentlich. wer niemals komplimente macht, nimmt sich zu ernst, glaube ich. ich vermisse die komplimente im kalten dunklen berlin (slow und jorge, an mein herz!), darum mach ich da mit. eine woche oder zwei.

na, mal gucken.

holy grail guitar show 2016

es sind überwältigend viele gitarren zu sehen, und jede einzelne davon verdient wahrscheinlich eine eigene geschichte, die macher haben ja ihre meisterstücke mitgebracht. wie bei großen kunst-austellungen sortiere ich meinen überblick auf einer skala des habenwollens. in museen und gallerien such ich mir immer drei arbeiten heraus, die mich ansprechen, die ich näher heranlassen will, meistens, weil ich sie schon auf einer intuitiven grundlage begreife, bevor die auseinandersetzung mit dem kunstwerk-dingsda etwas fundiertes entstehen lässt. bin also offen für launen, hormone und subjektivität, wie sonst soll ein potentieller käufer bei 500 gitarren auch entscheidungen treffen? gitarren sind ja (fast immer) leichter zu verstehen. drei stück will ich mitnehmen wollen, nur drei sollen sich einprägen, und trotzdem hat sich auf platz drei eine ukulele eingeschlichen.

blau
San Lorenzo Guitars; OD Guitars; Negrini Guitars; Volt Eletrics

„holy grail guitar show 2016“ weiterlesen

tanzen.

geschichten, die man ablegt. einem mann, mit dem ich dieses jahr gern ein paar nächte verbracht hätte, eine mail geschrieben, vielleicht weil die schriftliche form dem möglichen den weg abschneidet, man kann ihr in diesen rationalen und beschäftigten zeiten nur noch mit handlungen oder mit dieser fahlen, unbeholfenen ironie begegnen. wie leicht man gehen kann auf all diesen böden, isn’t it?

tanzen.

die zeilen aus einem kate-bush-song, den ich noch nichtmal gehört habe, und man denkt, well, warum nicht, es könnte doch gehen, so wie man eben geht, wenn man diese stellen noch hat, zwischen den anschlüssen, den jobs, den beziehungen:

„I can see angels standing around you
They shimmer like mirrors in Summer.
But you don´t know it.

And they will carry you o´er the walls.
If you need us, just call.
Rest your weary world in their hands.
Lay your broken laugh at their feet.“*

edit: im blog nach beiträgen mit kate bush gesucht, nachdem ich beim event am letzten samstag nicht konnte. das hier gefunden, von 2011. keine ahnung mehr, um welchen mann es sich handelt. keine engel gesehen seitdem, natürlich nicht. (oh! der post ist mit den kommentaren aus der versenkung gekommen, wie schön.)

12-24gr pro tag

todestag jährt sich bald, zum 13. mal. er war auf einer party und ist bei der rückkehr auf sein boot vom steg gekippt, fast ertrunken, lag noch 5 wochen im koma nach ca. 10min unter wasser. bis dahin war es über viele jahre immer gutgegangen, die autofahrten nach der weinflasche, die geschichten, die erst dann so langsam ins bewusstsein kommen, wenn man sie mehr als einmal hört, oder wenn der unfall dann passiert ist.

ich hab einige freunde, die an einem abend 3 bis 5 bier wegkippen (hier kippen 3 bears), ihre augen glitzern danach ein bisschen mehr, der gang wird einen tick schwerer, die ersten meter auf dem fahrrad haben kleine kurven, aber es scheint mir völlig normal, es sind männer, wir gehen ja aus, und sie vertragen mehr als ich, ich bin ja frau und diabetikerin, alkohol ist sehr gefährlich fûr mich. ich kenne trockene alkoholiker, die offen darüber reden, aber niemanden, der noch mitten drin steckt.

really?

bei ihm haben wir auch nichts gemerkt, nicht das ausmaß des problems. wir haben uns gerne täuschen lassen, glaube ich, und wir werfen es uns immer noch vor. hätten wir intervenieren können, oder müssen? ich weiß nicht, ob es für ihn ein problem war, oder einfach normal, der alkohol ein getränk und durstlöscher wie andere auch? die selbstwahrnehmung ändert ja noch gar nichts. sie lächeln dann ein bisschen, freuen sich vielleicht insgeheim über die mengen, die sie aushalten können, und haben ganz unbemerkt immer was im haus, und sowieso einen haufen anderer sorgen, die das trinken so einladend machen. die sind wichtig, nicht das bisschen alkohol. klar, zum mittagessen einen wein, dient der verdauung, nachmittags vielleicht ein bierchen zischen, weil es so warm ist? ein prosecco mit den freundinnen, zum aperitiv? ein whisky vor dem ausgehen, weil man sich den verdient hat, den guten talisker? es könnte sein, dass ihr alle schon auf dem weg seid, dass schon ein stück gewöhnung hinter euch liegt. die alkoholfreien tage werden immer seltener, ohne dass es euch auffällt. nur ein paar radler! das ist für die verdauung! und ihr müsst es nicht mal euch selber gestehen, wenn der alkohol in euren getränken mehr freude bringt als deren geschmack oder die gesellschaft, in der ihr trinkt.

12gr alkohol täglich (pdf, 100 seiten) gelten als unbedenklich bei frauen, bei männern das doppelte. das sind o,3l bier pro tag für uns, ein halber liter bei männern. für frauen ein kleines glas wein, nur 0,12l, bei männern geht ein viertelliter. wer das jeden tag tut, ist aber schon nicht mehr in der ganz grünen zone und sollte mal ein paar wochen aufhören. sobald man sich das vornehmen muss, und es sich nicht mehr von alleine ergibt, muss man auf dem fragebogen zur einschätzung der gefährdung ein kreuzchen machen. vielleicht nimmt man es sich gelegentlich vor und vergisst es dann wieder, weil gerade soviele geburtstage sind, und der juni so lockt, oder weil es wenig schöneres gibt als einen campari-o bei hellem licht auf dem balkon? bei den rosen, und soweiter? bingo. ihr zählt schon mit.

wobei ich nicht weiss, ob das schon ungesund ist, ob es eine klare grenze gibt, ab der alkohol wirklich gesundheitlichen und gesellschaftlichen schaden anrichtet. ich halte schon den moment für kritisch, wenn der verzicht einen etwas kostet, wenn sich der alkoholkonsum in klitzekleinen einzelnen schritten im leben einrichtet, wie ein parasit, den man eingeladen hat. es scheint, als ob es erst deutlich bergab geht, sobald die abhängigkeit die regie übernimmt, sobald also die dosen erhöht werden müssen und schon vormittags getrunken wird, oder sobald man trinkt, um betrunken zu werden, aber die grenzen scheinen auch da fließend, abhängig von geschlecht, konstitution, umfeld und vielleicht auch der qualität des stoffes (die in zwei jahren von ca. mitte zwanzig auf optische mitte vierzig zersoffene frau, die mit ihren billigschnäpsen vor dem supermarkt sitzt, leise schwankend). wobei ich dann ehrlicherweise auch meinen umgang mit dem internet als nicht mehr ganz suchtfrei erkennen muss.

passt bitte auf euch auf! shit happens, und es ist kein putsch, sondern eine langsame machtübernahme.

 

Hund/hund

handschriftlich schreibe ich automatisch mit großschrift, auf jeder tastatur seit jahren nur klein.

(große freude daran, blätter zu füllen, wie die linien sich durchdrücken, wie das schriftbild sich bei unterschiedlichen stiften verändert, wie die lesbarkeit von der tageszeit abhängt. das andere geräusch beim blättern. einen füller verwende ich nur bei langsamem schreiben, bin linkshänderin. ich muss mich noch konzentrieren, um lesbar zu schreiben, daher nutze ich fürs schnelle mitschreiben im lehrgang meist einen caran d’ache, mit widerstand, und nicht den schwerelosen tintenroller.)

wie das kleinschreiben bei einigen worten auch ins handschriftliche sickert („hund“  statt „Hund“ zum beispiel), vielleicht kommen die auch beim denken häufiger vor? ein akt der einbürgerung in den alltag, der bis in die automatismen von daumen/zeigefinger, bis in die tiefen des grundschulwissens hinabreicht?

das kleinschreiben hat meine wahrnehmung verändert, in winzigen, beständigen schritten das substantivische denken unterlaufen, die satzsubjekte zumindest in der orthografie als gleichberechtigt in ihr syntaktisches bezugssystem zurückgedrückt. durch das kleinschreiben nehme ich ihnen ihr deutlichstes merkmal, als zeichen des protests, ich habe ihnen den schlips genommen. dem wie und was mehr geltung verschaffen, als wär die syntax kein abbild, sondern auch eine macherin der weltordnung. gut, womöglich war der eingesparte tastendruck auch ein grund. es stört nur wenige leser, hoffe ich.

(schöne materialien zum lernen von großschreibung, pdf)

oppenheimer as himself

manhattan-netflix
links wikipedia, rechts still aus der serie manhattan, auf netflix

oppenheimer hat offensichtlich auch das zeitreisen erfunden. sogar die ohren! das licht gefällt mir, es ist ein bisschen angegilbt, das setting wirkt authentisch, weil es unsere bildliche wahrnehmung der vierziger wie einen filter mit übernimmt. manhattan (netflix) ist bisher noch nicht so spannend, dass ich ihren wahrheitsgehalt überprüfen möchte. schaue die serie mit überraschend wenig grusel und weiss noch nicht, ob ich neugieriger werde auf figuren und plots, auf angelegte brüche in vorgestellten gesellschaftlichen korsetts. was interessiert an so einem thema? ja, militärische hierarchien, geheimdienstparanoia, zweiter weltkrieg auf der einen und wissenschaftliche elite auf der anderen, da liegen gute, sogar große themen, die bisher doof einfach gelöst werden, regierung gewinnt, oder ist es als reine dokumentation gedacht? dann würde ich es mir weiter ansehen, wenn es bei serien noch um freie entscheidungen ginge, also eher: weiter als ca. folge 8, bis dahin rutsche ich auch in doofen serien gerne einfach so mit. bisher bleibt für nichtgenies der inhalt 'atombombenbau' arg abstrakt, liegt sehr sehr weit im hintergrund vor der zerstörungsgewalt der beiden gefallenen bomben von hiroshima und nagasaki. und der vielen, die es noch gibt.

 

tonys guitar

sachgeschichte eigentlich, aber es ist mehr als das: diese alte d-28 hat alles durchgemacht, was einer gitarre so passieren kann, sie wurde für tot erklärt und doch wieder instand gesetzt, jemand hat an ihr herumgesägt, es gab um- und unfälle, sie wurde überfahren und angeschossen, jahrelang auf bühnen gespielt, sie hat eine flut überstanden. alle beweglichen teile wurden ausgetauscht, und die unbeweglichen auch. heute ist sie eins der wertvolllsten instrumente in der welt der vintage-gitarren. hier kann man sie hören.

 

das graue kleid

tag mit verschiedenen feierlichkeiten, abwechselnd in nikolassee, karlshorst und charlottenburg. sommerkleid! zwischen fischen, blumen, blümchen gewechselt, gemerkt: sie passen alle noch, sind halt rundum tiefergelegt, aber sie sind mir zu laut geworden. fühlen sich an wie eine behauptung. der mann, der sich nach einem umdreht, und dann sofort wegsieht. klare übergangsphase, in 10 jahren wird alles pink und türkis und ultramarin, dann werde ich einen weg gefunden haben, der eher langweiligen dameneleganz zu entkommen. in diesen jahren arbeite ich noch daran, den neuen, nicht erotisch interessierten blick als gegeben hinzunehmen. auch wenn der viel mehr sieht von meiner person, viel mehr eigenes sucht oder findet als die dumme genetisch bedingte anziehung, bewusst geschieht, oder geschehen könnte, in meiner fantasiewelt. vermisse den reflexhaften hingucker trotzdem. es fühlt sich vielleicht anders an, wenn man einen partner hat?

 

mi. kleines gejammer.

müde und in lebensgeschichtliche verwirrung verstrickt. muss mir schon wieder einen neuen job erfinden, bin noch auf dem weg mit der hundesache, aber der job, für den ich mich ausbilden lasse, ist überflüssig geworden. 5000€ stecken schon drin, knapp über 1000€ werden es noch sein, danach bin ich nicht wie geplant und erhofft die einzige ausbilderin von diabeteshunden in berlin, sondern eine von dutzenden hundetrainerinnen. diese tierjobs sind was für leute mit partnern, für ehefrauen, sind ja fast nur frauen im kurs. eine supertolle trainerin hat in einem jahr nur drei kunden binden können, und sie ist gut, jung und energetisch. hätte gern etwas sicheres in reserve, auf das ich zurückgreifen kann. hätte, hätte, fahrradkette.

nutzt alles nix. ich weiß ja, wie ich gerne arbeite, im team, nicht alleine, und werd mir jemanden suchen, mit dem ich ein konzept entwickeln kann. die antriebslosigkeit überwinden, in die mich müdigkeit und frust und wechseljahre und diverse mängel hineinbringen wie in einen hafen. der merkwürdige trost am grossen anteil eigenverantwortung an meiner situation, als ob ich dann auch alleine wieder rauskäme, sobald ich nur einen startschuss setzen kann. egal was, es ist immer allein. jetzt warten, dass der frühling den schalter wieder umlegt.

 

februar.

oh boy. der februar ist immer an der grenze. verlässlicher aufbruch, dem meistens nix folgt, der letzte wintermonat, hunger, überall spürbar, als wär jeder muskel schon auf dem weg. geschichten und abenteuer passieren mir im februar, ich werde albern und bin zu laut und könnte kinder zeugen, jeden tag ein paar. konnte, ich konnte kinder zeugen.

also laufen gehen und sich verausgaben, bis in die tiefe nacht, bis es zu spät ist, beeing pathetic, ungesehen im dunkel.

(wilde träume zur zeit, heut nacht [editiert und wieder ins private tagebuch zurückgeholt. der traum war anderthalb tage an der luft, das ist schon genug sauerstoff, liebe leser und leserinnen.] die psyche als bodenlose keksdose.)

 

Unbenannt

orr. ist das eine alterssache, nicht mehr gut schreiben zu können? gar nicht im blog, da hab ich nur die leicht verdrängbare erinnerung an alte zeiten, als die worte noch flossen und hüpften und sich allgemein halt fügten, und beobachte die änderung eher als eine normale entwicklung, zum faktischen, leiserem, zu längeren sätzen mit hintereinander geordneten inhalten, aber beim schreiben für geld ist es mir wirklich unangenehm. ich brauche einen job, bei dem nicht mehr soviel denken muss.

q&a&q

großer spass:

1. Käme heute Nacht eine Fee zu Ihnen ans Bett, welchen erfüllten Wunsch gäben Sie zurück?

ein paar große wünsche hab ich mir erfüllt und kann keinen zurückgeben (einer ist fast volljährig und die anderen beiden behalte ich auch lieber), ich würde lieber die unerfüllten zurückgeben wollen.

2. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachtschrank?

das oberste ist von katja kettu, wildauge. hat mir der grosse zu weihnachten geschenkt, ich will es mögen.

3. Welcher Geruch lässt sie schaudern?

vergorene milch, aber es gibt wenig intensive gerüche in meinem leben, selbst die milch ist immer alle, bevor sie schlecht werden kann. ich kann mir einen üblen geruch auch so schnell wegdenken, dass es bis zum schaudern selten reicht. am liebsten rieche ich muskatnuss und pfeffer.

4. Was haben Sie zuletzt verloren?

meinen lieblingsring, den ich vor jahren schon mal verloren hatte, dann wiedergefunden und sofort danach wieder verloren. auf der suche nach ihm habe ich wohnung und leben umgepflügt, erfolglos. großes rätsel.

5. Sind Sie glücklich?

nein. ertappe mich trotzdem dabei, weil ich im schönen nicht kartographierten manchmal-land alles um den moment herum vergessen kann und dann restlos aufgehoben bin. habe eine recht solide begabung zum glück, ich funktioniere tagelang mit einem lächeln oder einem satz.

6. Zöge Alice sie mit ins Kaninchenloch, in welcher Welt wachten Sie gerne auf?

in einer, wo alles noch möglich ist.

7. Lesen Sie Gedichte? Wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

ich liebe lyrik. da leider wenig neue autoren, also ja, montale immer noch, platz eins, thomas sowieso, grad wieder sehr über die wunderbaren zeilen unter gagas füßen gefreut. mein textgedächnis ist so miserabel, dass ich mich immer wieder wie neu freuen kann. online lese ich zb dale und freue mich, wenn ich irgendwo lyrik entdecke, wie häufig bei frau wildgans.

ich hab nur ca. 2m lyrik und gehe manchmal ans regal und lese dann etwas neu, männer wie frauen. ernst herbeck, weil die zeiten so verrückt sind. rene chars texte aus dem widerstand, aber im winter auch mal gern die mit dem fokus auf sich selber, meckel, auch bachmann immer mal wieder. mascha kaleko, so schön klar, oder ausländer, zuerst noch in mailand mit michael endes unendlicher geschichte gelesen, aus zufall, seitdem verbinde ich sie immer mit der kindlichen kaiserin.

songtexte sehe ich auch als eine art funktionale lyrik, höre sie aber anders,  da will ich immer gemeint sein, als ob gedichte sich eher an die allgemeinheit richten und songs an den, der sie hört oder spielt, auch weil da über die musik noch ein direkter zugang ins limbische system dabei ist, mit projektionsfläche für all das, was beim hören außerdem noch passiert, oder nicht passiert, mit gleicher macht. es ist ein dialogisches medium, anders als bei gelesenen zeilen, die eher in sich geschlossen sind und vielleicht einen werkbezug haben oder einen historischen, als kontext oder als lebensphase des lesenden. ich mag die kleine form sehr gern, sie entspricht auch meiner art, glück zu erleben, das gedicht/der song als kleines funktionierendes universum, das man dabeihaben kann, wie die katze ihres in mib, etwas intimes, ein sicherer hafen für mich. ich mag die klaren, linear und narrativ aufgebauten, bei den exaltierten und prätentiösen werde ich sofort von der intention des autors abgelenkt und muss lachen.

8. Sie stehen ohne Kompass, Stadtplan und Smartphone im Wald. Wie kommen Sie zurück in die Stadt?

mit gesundem menschenverstand. vielleicht atme ich aber auch tief aus, bleibe da, baue mir eine hütte, und lebe mein ganzes verbleibendes leben in ein paar wochen zuende.

9. Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

mit einer freundin heute vormittag, über uns. im netz gestern zb hierüber und allgemein gern über albernen kram.

10. Welche drei Dinge, die sie nicht haben hätten Sie gern?

ein neues rad, ein neues handy, mehr ram für den ollen imac.

11. Wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig Zeit genommen?

dummerweise für netflix, wenn ich ehrlich bin. untergang des abendlandes. bin aber auch sehr in winterstimmung abgetaucht, heute werde ich deswegen lyrik lesen, irgendwas klassisches, oder shakespeare? bei mir hat das lesen in letzter zeit etwas inszeniertes bekommen, ist folge eines vorhabens, nicht mehr der selbstverständliche griff ins buch. ich mag aber diese zweihandbewegung, eine hand greift um den buchrücken, die andere sucht nach der stelle. ich glaube, ich nehme die mir nahen bücher in die linke hand dafür, die anderen, noch unerschlossenen, in die rechte.

ich habe all diese fragen freundlicherweise von marie_sophie gestellt bekommen, und gebe weiter an frau montez und frau gaga, die herren goncourt und kid antworten normalerweise nicht  auf sowas, oder? und too1? frau wieseltier würd ich auch gern lesen, und herrn dieseldunst!

meine fragen wären: 1. mit wem sprechen sie täglich als erstes? 2. wann waren sie zuletzt verliebt? 3. welches buch begleitet sie schon länger als 10 jahre? 4. haben sie ein geheimes projekt? (ja/nein reicht) 5. lesen sie gedichte? wenn ja welche, wenn nein, warum nicht? 6. worüber haben sie zuletzt gelacht? 7. wofür haben Sie sich zuletzt ausgiebig zeit genommen? 8. haben sie sich schonmal grundlegend geändert? 9. sind sie glücklich?