wie ich heute auf dem balkon stehe, dösig von der sonne, und unten auf dem platz steht dieser mann in weißem hemd, der sich eine kippe anzündet, stehenbleibt, ein bisschen guckt, mit der hand auf dem rücken über den bürgersteig spaziert, eine demonstration des nur vorübergehenden müßiggangs, im unterschied zu allen anderen, die wochenende haben und im schlüpper auf dem balkon liegen. ich rufe den hund, ziehe schuhe an und gehe auch nach unten. eine ecke weiter spielt ein mann kiss von prince, mit mikro und e- gitarre, ich kenne ihn, ein vater, mager und gross und immer ein wenig düster, er strahlt zurück beim singen, aber ich lege keine münze auf den haufen, weil ich bin eigentlich innerlich noch zu hause und nicht im großstadtmodus. ein paar leute und ein teenie im rollstuhl sitzen dahinter, der mann mit der kippe steht auf der anderen strassenseite vorm liebling, hört zu und raucht, ich beneide ihn, ich liebe pausen, die sind so vollkommen richtig, so durch und durch in ordnung, ich laufe mit emma einmal um den platz herum und denke, dass der mann bestimmt weg ist inzwischen, aber nein, er steht da noch, auf einer anderen strassenseite, genau dort, wo ich vorbeigehen kann. er steht vorne am bürgersteig, er blickt nach vorne, ich spreche ihn an und bitte ihn um eine zigarette und bekomme sie. er gibt mir auch sein feuerzeug, „wenn es noch geht“ sagt er, aber es brennt hell und klar, ich kann das waschmittel von seinem hemd riechen, frisch und nach sommerwiese.
Kategorie: futilità
stumme fische
auf dem datingportal hängt es etwas, weil die jungs nicht antworten, meistens sind sie höflich genug für eine antwort auf die erste mail, verstummen dann aber sofort, wenn ich weiterschreibe, liegt auch daran, dass es wenig männer meines alters gibt, die frauen bis zu meinem alter suchen, von bis geht die alterspannbreite, und sie suchen 5 jahre um ihre untere grenze herum. die zahl meiner kinder werde ich in zukunft besser auch erst beim treffen nennen, beim alter vielleicht ein paar jahre rausnehmen? ich laufe wohl außer konkurrenz, was kinderzahl, alter, alterung, gesundheit und lebensmittelpunkt angeht und werde ein bisschen ungeduldig.
blablubb.
das leben mit seinem ansprüchen und dem alltag ist für so einen singlemann komplex genug, denke, ich, darum wird die frauensuche so einfach wie möglich gestaltet. weil jemand wie ich da rausfällt, muss ich mir eine andere möglichkeit suchen, hat jemand vorschläge? bin ungeduldig.
glaubt mir das nie, wenn ich sage, ich brauche das alles nicht, die liebe und die haut.
einfach weitergehen heute nacht, die musik suchen gehen, den weg nach spandau, immer weiter, hier ein bier, ein paar sätze unterwegs, bis es stiller wird und alles gesagt ist und die bürgersteige leer werden.
(auf dem heimweg in einer kneipe versackt, ganz alleine, die mädels verabschiedet, an meiner haustür vorbei einfach weitergelaufen in die nächste eckkneipengegend, kinder zuhause, hund dabei, rum getrunken, eine kippe geschnorrt, leute geguckt, sie sahen unaufgeregt aus, die frauen geschminkt, die männer mit breitem oberkörper, linoleumboden in brauntönen und internet für 1,50 pro stunde. es ist noch platz an der theke, noch einen rum? die alarmglocken klingeln leise, aber ich lauf weiter aus dem herzschlag des viertels heraus, in die obi- und strauss-innovation-gegend, wo die kneipen neonröhren im fenster haben. sich mal richtig besaufen, ohne drama, aus albernen gründen, das wegräumen von gegenargumenten, alle langweilig, aufstehn, wach sein morgen, bei der guten laune der kinder mithalten können, den vormittag nutzen, und du hast auch eigentlich gar kein trinkerherz. storkower strasse, halb zwei, alles zu. ich ruf ne taxe. aber ich hätte, ich hätte auch bis nach weissensee weitermachen können.)
just music
manchmal bin ich ratlos vor unserer fähigkeit zur liebe, all diese nervenbahnen und sinne dafür, ein ganzes orchester, das immer nur proben und nie spielen darf, es wird gelegentlich gebucht, aber dann wieder ausgeladen, oder es kommt keiner, oder es gibt das konzerthaus gar nicht, nicht mal die stadt, und so wird es über die jahre ein bisschen sonderbar und taucht gelegentlich in vollem ornat in einer dorfdisco auf, wo eine olle jukebox genügt hätte, oder es wendet sich unbekannten finnischen komponisten zu, obwohl es jederzeit mahler spielen könnte. vieleicht konvertiert es auch in toto zum elektronischen minimalismus. der dirigent sitzt dann nach den heimfahrten noch eine weile in seiner bahnhofskneipe und hält reden.
das wegploppen der besonderheit
also es war deutlich mehr was für die eltern, so als bühnen-ergebnis, wurde aber von meiner liebsten annette, die auch eins der sogenannten labore betreut hat, darüber aufgeklärt, dass der akademie-gedanke eine der hauptsachen bei der winterakademie ist, inzwischen ein absouluter renner bei den akademischen mittelstands-eltern. es gibt zuwenig solcher projekte in der stadt, eigentlich nur die leute vom gripstheater – und eben die winterakademie. hmhmmm dachte ich mir so als reines publikum. kleine grundschulkinder rennen mit goldfolie bekleidet über die bühne der parkaue und brüllen immer gold! gold!, sehr sweet. dann am ende noch ein absolut professionelles puppentheater, auf den punkt, musik stimmt, ton stimmt, die texte sind in ordnung, habe leider nur 5 von den insgesamt 10 stücken sehen können. in einem ein junge, typ adrian brody mit 10, der ein totales leichen- und weltungergangspanorama erzählt hat, sehr zielstrebig, auf einem overhead-projektor, die figuren waren ernie und bert nach arbeit im atommüll oder so, am ende waren alle tot. ich hätte ihn sofort adoptiert, den lütten, das stück war wirklich eigen.
das konzept geld ist ja erstmal total überzeugend und notwendig so als kinderthema. ich werde nächstes jahr meine kinder auf jeden fall auch dort unterbringen wollen, das thema soll netzwerk sein, aber ich weiß nicht genau, weswegen. akademie! bildung, sicher, es sind brave und behütete kinder, die dort auf der bühne stehen, was ist mit den anderen, den kreuzberger und neuköllner kids, die niemand ins theater trägt? es geht halt nicht immer alles. annette hat einen debattierklub mit deutlich pubertierenden auf die beine gestellt, neben mir im publikum der mann von der theaterzeitung, oder was macht er inzwischen? auch ein freund, der bei den „und wofür sind sie?“- fragen immer für den fortschritt und das wachstum gestimmt hat, die kinder waren für die beständigkeit und das bewahren der werte so als weltrettungsgedanke, sollen sie auch, einer muss ja die welt retten. das essen war ausgezeichnet, alles bio, bionade war auch als sponsor dabei, die kinder haben mich gerührt natürlich, stimmbruch! mein gott. meine sind ja auch so, gute absichten, wir sind so als eltern ja randvoll mit guten absichten für unsere kinder, aber ein bisschen neben der realität ist es schon, oder nicht?
nachher bei minus 10 grad mit der freundin über die verschneite frankfurter allee nach hause radeln, plaudern, um 10 uhr abends, wir retten auch eine welt, zumindest die berliner projektewelt, und uns selber, thats something, wie ich zu oft denke in letzter zeit.
2011
I’m doing it wrong,
And singing along
es ist ja so, dass man mit einem leben wie meinem die suche nur deutlicher sehen kann, ich bin die frage, immer neu gestellt, und wer bist du? will ich fragen, und dann ist wieder was dazwischengekommen. ich hänge mir einen orden um, perlen und givenchy, was sonst, weil ich noch unterwegs bin, weil ich die blessings counten kann, wann immer alles andere zu leise wird.
das jahr hat diesmal nicht nur 12 monate, es hat zwei freunde auf einem friedhof in caldè, norditalien, die haben meine zeitrechnung verformt und verbeult, andererseits, wie schön das zählen der monate ist, august, september, oktober, was für ein makelloser ablauf.
ich war dienstleistung in diesem jahr, habe nicht für mich gearbeitet und nichts produziert, es war sehr anders, ein geschützter raum, es hat mir den rücken freigehalten. aber für was, werden sie fragen? für die kinder, das leben, für das granulat mit den vitaminen und den versprechen und den möglichkeiten. für jede menge gutes essen.
ich habe einen hund bekommen, sie ist sehr, sehr hinreißend und kriegt im allgemeinen mehr telefonnummern als ich, wenn wir unterwegs sind. sie ist ein warmes neues familienzentrum, wie schon mit jack sind wir vollständiger auf eine schöne, runde art.
ich wollte dieses jahr einen reisepartner finden fürs nächste, ich hatte auch einen, aber der ist im november wieder abgesprungen, mal gucken, ob mir noch jemand begegnet – der platz ist zu haben, freunde. den rest der vorhaben hab ich erledigt, bescheidenheit ist alles, obwohl mir das langsam extrem auf die nerven geht, seien wir mal größenwahnsinnig, wann sonst? – keinen text verkauft, ich hatte keine zeit, einen zu schreiben, nix außer blogtexten dieses jahr, und die meisten davon muss ich auch kein zweites mal lesen, well –
2011 war ich unglaubliche 8 jahre lang alleinerziehend, niemals hätte ich damit gerechnet damals. die letzten beiden jahre gefühlt komplett alleine, gerade sind wir wieder auf einem jedes-2.-wochenende-rhythmus, der vater und ich, das ist ein lifesaver. ich werde in ein paar jahren sagen können: ich hab meine drei söhne alleine großgezogen, und das ist nur ein kleines bisschen übertrieben. es wird langsam besser und ich frage mich an diesen jahresendabenden, die langsamer und größer sind als alle anderen im jahr – nee, ich frage nichts, es gibt nichts zu fragen. es ist, wie es ist. ich habe mich daran gewöhnt und gucke nicht mehr hoch, also ohne drama, man hat halt immer was in den händen. (ich werde weitsichtig, das finde ich wirklich lästig.) ich war nicht perfekt, aber die jungs sind bis jetzt in ordnung soweit. thats something.
summa: ein echtes jahr, ein lebensjahr. fürs nächste: wieder ein paar abenteuer, irgendwas neues, weniger existentielle herausforderungen. ich wünsche mir mehr magie – ich hätte da noch einen termin in 3 wochen, zwischen 14 und 15 uhr? 2011 gab es engel, ich hab endlich gelernt, sie zu sehen. der bindestrich ist das zeichen des jahres. bmi 21,5, hba1c war scheisse, aber ich bin auf sehr gutem weg. immer noch lagavulin, der am morgen danach noch da ist. mehr liebe, but hell, who am I. kultur! mit den jungs. mehr vertrauen in mich, mehr blindheit bei fehlern. mehr zeit mit freunden, mehr musik.
aber jetzt schnell weiter ins neue, und nicht umdrehen.
hang on snoopy
termin verschmissen, eine änderung vergessen, die leute rufen an und erzählen, dass sie warten, und wie lange. jetzt in jacke zuhause, der nächste termin ist erst um 4, totaler ärger über meine unkonzentriertheiten, immer dieses woanderssein, nur wo, fragt man sich, im raum, im jetzt, frei von zielen. (ich mag das nicht an diesen diffusen wurschtelphasen, diese große ungebundenheit, mir ist dann immer so frei, ich muss gar nichts. knackige erinnerung ans konzentrierte, triebhafte arbeiten, den flow, die autobahn.)
kinder, geschenke
die menschen, die mit 241 euro für ihre weihnachtsgeschenke auskommen (wunderschöne geschichte bei formschub, über isabo), haben höchstwahrscheinlich kaum kinder, eltern und freunde. vielleicht haben ihre kinder den fatalen legokosmos einfach schon verlassen, das zeug ist so teuer, dass die frustrationstoleranz vom david an weihnachten getestet wird, dieser wunsch wird nämlich nicht erfüllt werden. die anderen sind in ordnung, geheimkamera, taschenmesser, ferngesteuertes, das ist okayer jungshorizont, damit kann ich arbeiten. grade das wunderschöne tim-und-struppi-flugzeug bestellt, bisher mein lieblingsgeschenk, natürlich nicht auf einem der umfangreichen wunschzettel der zwillinge gefunden, sondern in der faz, gleich bilder von kindern mit glänzenden augen im kopf gehabt, altmodisches blechspielzeug, altmodische glanzaugen, leider kann ich den coolheitsfaktor schlecht einschätzen, aber das ding wächst ihnen beim zusammenbau der 300 einzelteile bestimmt ans herz.
sonst nehm ich es einfach.
eigentlich sollte ich mich ausschließlich an den präzisen vorgaben abarbeiten, schon um im preislimit zu bleiben, aber dann müsste ich auf die überraschung der kinder verzichten. am liebsten totale überraschung! ein geschenk, dass sich auf magische weise an die persönlichkeit anschmiegt, ein ultimativ passendes geschenk, eins, nachdem glanz und frieden herrschen. mütterliche phantasien.
vielleicht haben sie einen neueren kinderwunschzettel mal gesehen, da sind teilweise die bestellnummern mit drauf, da freut man sich schon, wenn man die farbe noch selber aussuchen darf. bei einigen dingen musste ich das internet bemühen, jemals etwas von beyblades gehört? haben alle, meint davidzwilling, das netz sagt, der hype dauert schon ein paar monate, meine sinne blenden so buntes plastikzeug wahrscheinlich sonst sehr effektiv aus.
der große hat nur einen einzigen wunsch, ist das nicht toll? ein fahrrad. ein fahrrad!
moments.
es sind kurze momente, bei denen ich nicht widerstehen kann und einen kleinen, hopefully übersehbaren schritt zu weit gehe, die grenzen neu schreiben möchte – well, es wird nix draus werden, wie üblich, aber was ich mich dann frage auf dem heimweg: erschafft sich die sehnsucht neu in solchen gelegenheiten, wo zumindest in einer der narrativen linien alles plötzlich möglich wird? oder ist sie tatsächlich der alte und zähe maulwurf, der eben gänge gräbt, wo die erde es zulässt, und dem der garten wurscht ist, unter dem das passiert.
(urgh, was ne metaphern-metapher. blinkbild im kopf: die grabgeschwindigkeit vom wunderbaren mr. fox, der sich mit hoher geschwindigkeit und großer coolness durch jeden untergrund wühlt, als wär es nichts. so ist meine sehnsucht auch, sehr cool, sehr schnell, sehr selbstverständlich. well trained. ich mag sie, auch wenn sie sich gelegentlich als unwucht zeigt, ich sollte sie an die leine nehmen, aber wozu? sie bringt ja manchmal wendungen, die sonst nicht möglich gewesen wären. gut, auch nicht nötig, aber wir wissen ja alle, wie kurz das leben ist.)
mit den vom vater wiedergekommenen kindern eher aus versehen love actually im fernsehen geguckt, die jungs den rest des abends aufgeregt, kichernd und flüsternd durch die wohnung hüpfend, nur einer kreischt noch „iiih“ bei den kussszenen, und zwar der große, eher aus deckungsgründen. die jungs finden den film schön, es ist ja auch ein kinderfilm
ob es leute gibt, die an keiner stelle des film feuchte augen kriegen? nee, sagt es mir bitte nicht.
anruf gymnasium, der große fühlt sich „schlapp“ und wird nach hause entlassen. der ungerührte gedanke, dass „wir“ früher nur mit fieber und/oder schüttelfrost nach hause durften. sofort weg, als die übliche angst sich meldet. und wenn es diesmal losgeht? die untersuchung ist anderthalb jahre her. 95% hieß es damals von den arschloch-studienhilfen, das sind rational 100%, bei unser großen affinität zu murphys law eher mehr. ich glaube an gar nichts. aber er trinkt nicht mehr als sonst, er ist eigentlich fit, die schule ist anstrengend! genau.
traurig, glücklich, betrunken. freunde gesehen, und wiedergesehen, umarmt worden, selber umarmt, geweint und gelacht. auch deswegen hingeflogen, weil ich am sonntag hier vorm blog sass und mir kommentare gewünscht hatte, irgendwelche, darum geht es bei trauer, dazu sind beerdigungen da: gemeinsam verabschieden, „commiato“, und trauern, mit freunden, die ihre geschichten mit g. erzählen, gemeinsam essen und trinken, all that stuff. und es war falsch, den kram ins netz zu stellen, das netz sind die paar hundert leser seit vorgestern, die nichts sagen und nur als zahl existieren, aus gründen, die mich nichtmal was angehen. gemerkt, dass sich grad was verändert in meinem umgang mit dem netz.
again
dann hat er, anders als die anderen, noch so ein kleines flirren in seinem wesen, er scheint noch näher am männerding, auf eine koboldige weise. er bringt mich auf gedanken mit seinen armen und seiner präsenz, wenn ich mit ihm rede, ein kleines „ja?“. aber er ist vergeben wie eigentlich alle interessanten männer, die mir begegnen, ich freue mich am summen im bauch, dann lasse ich los* und der mann verschwindet wieder, eine schöne passage. vielleicht wird er eine phantasie, vielleicht nicht einmal das, die welt im kopf ist groß und unüberschaubar.
*loslassen, bilder von sich loslassen, entscheiden, welche bilder das sein sollen, und warum genau man sie loslässt, aus selbstachtung oder aus müdigkeit, baby, niemanden interessiert deine müdigkeit, jeder ist müde, ist es das, was du sagen willst am ende: ich war so müde?