x ist eitel*

wie eine übermäßige ausgabe sowohl belohnung als auch last sein kann, setzen sie einfach ihren eigenen kaufbaren herzenswunsch ein, etwas nicht lebensnotwendiges, das auch einfacher möglich wäre, und nehmen weiterhin an, das geld dafür sei da, aber nicht leicht wiederverdienbar, ein polster für waschmaschinen oder autoreparaturen, sowas.

einerseits gönne ich mir etwas, erfülle mir einen wunsch, werde mich jeden tag daran erfreuen, andererseits verdienen solche fixierungen eine portion mißtrauen, weil die differenz zwischen ausreichend („läuft“) und übertrieben („wow“)  so sehr mit bedürfnissen gefüllt ist, die mehr in der beziehung zur welt als der zur sache ihr zuhause haben. ich habe ein paar solcher wünsche, z.bsp. nach einem neuen rad. ich habe ja eins, es ist 18 20 jahre alt und die gänge springen, aber es fährt und fährt, bergauf und bergab, aber so ein neues, mit heilem lack, trommelbremsen und rund laufender mechanik? ich besitze sogar ein zweitrad von bianchi, das fährt auch, ein klares flanierrad ohne platz für einkaufstüten – allerdings ist es quasi osmotisch in den besitz des großen sohnes übergegangen, steht in seinem zimmer und wird von ihm betreut.

sonst habe ich solche fragen beim kauf teurer appleprodukte, wo es andere für ein drittel gibt, die auch funktionieren, nee, ist vielleicht kein gutes beispiel, weil bei apple der irrationale anteil am wert deutlich höher ist, vielleicht besser: eine leica, wenn es auch eine fuji täte – ich meine also dinge, die nur ich nutze, die in preiswerter (alles drin, in dem wort) version ihre funktion genauso erfüllen, wo also eine freude am luxus teil des begehrens ist, wo allein das wahrnehmen der unterschiede in der leistung schon wieder eine nur den spezialisten und ästheten mögliche form der distinkion erfordert. gildet nicht für apple, für alle android-geräte bin ich inzwischen zu blöd, habs versucht.

oder eine feine gitarre von martin, auch so ein irrationaler wunsch, obwohl ich noch kaum spielen kann, bestimmt mag ich die firma schon wegen ihres namens, er hat den vollen, warmen und bisschen traurigen klang vergangener lieben, beide martins konnte ich weder kaufen, noch spielen oder gar behalten.

aber ist das nicht auch ein entwicklungstillstand, abhängig sein von zukunftsangst, bleibe ich nicht stecken in so einem blöden protestantismus, die nachhaltigkeit immer, das sicherheitsdenken, soll ich nicht doch mal einfach kapital raushauen, kopfüber ins wertesystem eintauchen und mich wärmen lassen von nutzloser nicht vollständig nutzbarer verschwendung? überlege ich grad. ich möchte im grunde wissen, ob es einen tragfähigen grund für luxus gibt – oder nur im sinne einer verschwendung als feier der vergänglichkeit, als potlatsch? luxus als schönheitsreserve, das ist auch ein feiner grund, wir lieben schönheit, in jeder form, und den überfluss als freiheit von notwendiger mühsal. die selbstbestätigung durch schöne dinge, überhaupt die möglichkeit, etwas schönem nahe zu sein, gern auch in demut, oder was immer eben übrigbleibt nach einem leben im leben. das ist mehr als genug, aber.

zumindest bei rädern, gitarren und kameras ist der hohe preis im handwerk und materialien nachvollziehbar, zu sagen wir mal zwei dritteln? das letzte drittel ist irrational und prestige, weiß ich aber nicht genau, mehr oder weniger je nach gewinnmarge. man kann ja sicherlich schon das profitstreben selber als im kern irrational verstehen. bei apple, nunja, man erkennt sie noch, die magie.

vielleicht löst sich auch der wunsch im zuge des nachdenkens darüber in luft auf, und der damit stillbare mangel (an luxus, nicht an rädern) ebenfalls, er ist ja vielleicht einfach aus anderen bereichen herübergeschwappt, bis dann der ganze herzenswunsch als verschiebung sozusagen durchsichtig wird und eh nicht ganz erfüllbar, und der bedarf dann pragmatisch mit etwas preiswertem gestillt wird, wenn es notwendig wird, und keinen tag früher. die mühe, symbolische mit reellen werten zu vergleichen

auch blöd. ohne glamour.

luxus, darauf wird es hinauslaufen, muss man sich leisten können, ohne der ausgabe mehr als ein paar tränen nachzuweinen, und luxus beginnt dort, wo der wert nicht mehr nur aus der sache oder dem nutzwert erklärbar ist, bei armen menschen ein bisschen früher als bei den reichen.

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*alter text vom april ’14, wieder rausgekramt, denn inzwischen habe ich so eine supergitarre, ich hab sie nicht geklaut und nicht geschenkt gekriegt, sagen wirs mal so. und ja, ich erfreue mich jeden tag daran, nein, ich spiele sie nicht jeden tag, ich könnte sie wieder verkaufen, und das geld sinnvollem, wie anwälten oder nachilfelehrern für die jungs oder einem loverboy für mich. über den umgang mit dieser gitarre bin ich mir nicht im klaren, ich sollte sie verkaufen, will es aber nicht, da gilt der text oben noch, herz gegen den rest. ich kann ja stattdessen im notfall erstmal den füller verkaufen, aber das bringt auch wieder ärger. das alte fahrrad fahre ich aber immer noch, bergab und bergauf.

 

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kaum durchblick

wie ich dann aus allen ritualen rausfalle, sobald die kinder beim vater sind. zweiter feiertag, die stille bleibt, im kopf eher ein leeraum, den ich fast lieber mit ritualen oder zumindest mit alkohol füllen sollte. um meinen kleinen platz herum fast alle fenster dunkel, als wären es wirklich alles junge leute, die noch zu ihren familien fahren.

den kindern go geschenkt, seitdem versuche ich es zu lernen, mit einer app. hemmungen, gegen einen guten spieler als anfängerin herumzustoppeln, meine lernhaltung ist älter als das internet. mißtraue den einfachen regeln, faszininiert davon, wie damit so komplexe spielsituationen erschaffen werden können, die ich nur leider noch nicht begreife. ein paar partien durchspielen, irgendwann werde ich verstehen, warum sie verloren sind.

erster wein um 16:16, angemessen, aber eigentlich keine zeit für pausen, weil mir ein gericht am tag vor weihnachten eine klageschrift geschickt hat, in zwei wochen irgendwie zu beantworten, sie wollen offensichtlich auch noch die verdiente entspannung torpedieren. macht mich nicht freundlicher gesonnen, dieser termin. (hatte für das konfirmationsessen im juni mit 33 gästen 20% weniger bezahlt, weil der wirt die reservierung tatsächlich komplett vergessen hatte, wir übelste plätze auf dem weg zum klo hatten, stundenlang warten mussten und die hanseln keine karten nahmen, so dass ich nachts noch zum automaten musste, um die anzahlung abzuheben. sieht er nicht ein, der wirt, er könne nämlich glückliche gäste erkennen.) es hängt wohl von der meinung des richters ab, bei meinem glück erwische ich garantiert einen, der mich als zechprellerin sieht. das neue jahr fängt an, wie das alte aufgehört hat, bin allein verantwortlich dafür, wie für den rest ja auch. der nietnagelneue geschirrspüler streikt auch schon, also weiter spülen, spülen, spülen, und es wird nicht sauber, das glas. geh mir weg, 2015.

„na, immerhin“ sagen, in den stillen nachmittag.

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graue stunde

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acht nach acht morgens, das zimmer noch kaum zu erkennen, die herumliegenden dinge sind nicht unterscheidbar in möbel und nichtmöbel. die kinder gehen um halb acht und kommen im dunkeln wieder, ich sitze tagsüber am schreibtisch, das berliner licht wirft kaum schatten und reicht nicht in die tiefe der räume. möchte statt der planerfüllung viel lieber einen langen text lesen, in dem nichts wichtiges passiert, mit weiten pupillen. lieber nur nachtmensch sein in diesen tagen, wohlgeborgen im kleinen lichtkreis. ab vier uhr nachmittags die wohnung hell erleuchten, präsenz zeigen, mühelose sicherheit, draussen die gelb-gilben laternen und ein paar helle fenster auf der anderen seite des platzes, sonst nichts.

 

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konzerte und konzertchen

abend mit maurenbrecher, wie immer sehr intrigued, weil es alles wunderbare texte sind, die mit soviel wucht und kraft daherkommen, also diese elegante kraft meine ich jetzt, lauter landschaften mit kleinen sehr wunderbaren stellen drin versteckt. und wie er auf die tasten haut! das ganze arme kleine kneipenklavier wackelt, nein, es ist ein braves klavier, spielt jeden ton. bisschen heimlich geweint, nicht wegen der musik, also natürlich wahrscheinlich doch deswegen, sie kratzt und streicht und rüttelt das nervenkostüm und findet mühelos die offenen stellen. weil ich es manchmal alles nicht glauben mag.

zum nikolaus dem großen endlich das wunderbare „to kill a mockingbird“ geschenkt. ich hoffe, er und ich unterschätzen sein sprachniveau. sonntag nachmittag zum chor in eine sehr abgerockte zionskirche mitgenommen worden, sie wurde notdürftig saniert, sagt die freundin, die auch beruflich mit häusern zu tun hat, für die optik hat es dann aber nicht mehr gereicht, es gibt keine heizung, kaum dekor, keine farbe an den wänden, als wäre sie vor jahrzehnten stillgelegt worden. zum mitweinen war der chor dann leider zu lustig und bisschen zu gut gemeint, aber der dezember hat ja grad erst angefangen.

 

 

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kw 48

weihnachtskarte noch vorm dezember bestellt, weil alle kinder und hund und das tageslicht gerade zusammenkamen. schönes bild geworden, mich zusammenreissen müssen, nicht lauter wilde wünsche oder cocktailrezepte mit auf die karten drucken zu lassen. draussen schneetreiben.

orbanism, mit wunderbarem logo. falling in love mag ich nicht so als metapher, hab gleich die choreografie vor augen, gefallen, herumliegen für eine weile, im weg sein, alle anderen gehen weiter, dann steht man wieder auf und tut, als sei gar nichts. naa, lieber leicht angeheitert durch die berliner nacht ziehen. im aufbauhaus war leider wenig los, wäre ich mal lieber zu einer anderen veranstaltung des festivals gegangen, es gab eine riesige tolle auswahl. bin dann in die ausstellung von absolut geraten, schöne bilder von einem freund entdeckt, ein anderes spricht mich an, aber nicht positiv, erinnert an, sagen wirs mal katalogesque, „morphologische spuren der zeit in der selbstwahrnehmung des frauenkörpers“, es geht auch irgendwie um östrogene und weggeworfene gegenstände. na super.

ich soll mal wieder auf einen sixpack trainieren, sagt der große beim abendessen, der von natur aus athletisch gebaut ist und kaum was tun muss dafür, ich hatte einen von ca. ende zwanzig bis kind 1, war aber viel arbeit. das geht nicht mehr, sag ich ihm, das altern schafft grade neue muster ins gewebe, und so wichtig ist es nicht mehr. was? das ist doch wichtig, wie du aussiehst! sagt sein bruder. der große sagt mir, sehr überzeugt: die jugend ist die beste zeit im leben. sage nicht jein, sondern freu mich, dass er sein jungsein als solches wahrnimmt. dann reden über drogen, welche sie schon abgelehnt haben (extasy, „das ist ja eher harmlos“) und wie sich peerdruck anfühlt, verliebt sein und wie es an fehlender auswahl scheitert, („nein, die sind zu jung!“, „nein, die sind zu alt!“, „nein, die sind doof!“. mußte ich lachen.) heroin gibt es nicht an ihrer schule, alles andere schon, sagt der große.

weihnachten mit absicht dieses jahr, adventskranz, -kalender, sterne und lichterketten, plätzchen, weil die welt grad so böse herankommt, nicht an mich, ich bin beunruhigt, aber deswegen nicht in alltag oder lebensfreude eingeschränkt. ein naher verwandter der kinder dreht, zu meiner großen überraschung, völlig frei in einer art weltpanik und will die kinder dahin mitnehmen. neue front, die mich kalt erwischt hat, hoffe, es nicht so ernst nehmen zu müssen, stresst mich, weil der verwandte jetzt auch noch fehlt in meinem an unterstützung armen umfeld. immerhin schenkt die nonna uns einen neuen geschirrspüler, obwohl die kids schon ohne aufforderung abgewaschen haben und ich mich dann immer wie in amerikanischen filmen fühle. hier im haus normalität mit leicht zusammengebissenen zähnen also, bis ich mich wieder entspannen kann, zeitungen, bisschen struktur, blödsinn und freunde, wie immer, mit pasta, risotto und rotwein.

wieder mehr konzerte, diese woche endlich mal wieder maurenbrecher in der florastrasse,  letzte woche einen neuen chansonnier kennengelernt, also neu für mich, die lieder sind zeitlos und sehr charming alte schule. boris steinberg, mein jahrgang und auch ein berliner, im corbo, kleine konzertkneipe in treptow, schöner abend, nur mit sehr feiner gitarre (tobias schmidt, mein geduldiger gitarrenlehrer) und kurz einer sängerin, die im hintergrund sachen macht. unplugged mit drama, der sänger jemand, der mit jeder zelle auf der bühne steht und einfach immer weiter alles gibt, denn es wird ja wieder sommer irgendwann.

 

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paris

oh mama, mußtest du das jetzt sagen? fragt der große, als ich beim frühstück ein bisschen impulsiv verkünde, wir alle sollten jetzt weiterhin ausgehen, spass haben, unser leben genießen, tanzen und sex haben. er hat einen freund mit dabei, und wenn mehrere teenager am tisch sind, da ist schon das wort eine grenzübeschreitung. es ist ja eigentlich egal, was man tut gegen die blinde lebensverneinung. das leben gehört gefeiert. der fotograf, der die eher anregende hysterical literature erfunden hat, hat es heut nacht sehr schön gesagt.

die kinder scheinen nicht so verstört wie die großen, vielleicht ist paris für sie nicht näher als syrien oder palästina oder pakistan, da nehme ich die vielen toten ja auch leichter hin, als teil des anderen lebens in konfliktreichen weltgegenden, also als todesarten, die irgendwie erklärbar scheinen. es ist ja eigentlich die tradition rechter gewalt, unbeteiligte als opfer auszuwählen, aber das hier ist geht darüber hinaus, weil unser normales, buntes und selbstgewähltes leben ein grund zum töten geworden ist. das fühlt sich schlimmer an als die willkür rechter gewalt, sie töten dich nicht, weil du eben heute zufällig da bist, wie es den opfern von piazza fontana oder den menschen im italicus in bologna ergangen ist, oder den opfern der bomben in der londoner u-bahn, sondern weil du so bist, wie du bist, ein freier mensch in einer friedlichen demokratie, eine, die waffen verkauft, nagut – man kann in keiner richtung mehr ungestört im recht sein heutzutage. für die kinder läuft auch ein erklärter krieg immer nur aufs töten hinaus, wie in egoshootern. drüber posten oder nicht? weiß auch nicht. diese woche hab ich keine zeit fürs nachdenken, es ist wieder so eine woche mit 11h-tagen, so bleibt alles unaufgelöst in der tiefen fassungslosigkeit über das grundlose töten.

 

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Unbenannt

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morgens lege ich die zarte halskette um, die mir die liebe freundin zum geburtstag geschenkt hat und nehme mir vor, sie bald mal wieder anzurufen. ein paar stunden später ruft sie an und fragt nach der neuen telefonnummer von astrid, die vor jahren nach hamburg gezogen ist. ich schicke den beiden astrids, die mein mailprogramm kennt, eine nachricht. eine ist die schwester eines anderen guten freundes, stellt sich raus, die andere antwortet auch sofort und erzählt, sie sei heute auf mein blog geraten (ein freundlicher mensch hatte mich bei twitter verlinkt), habe mich im impressum erkannt und wollte sich eh wieder melden. zufall und absicht fein verwoben, sehr elegante verknüpfungen, fein wie das halskettchen. nach dem sport dann noch einen rotwein angeboten bekommen von meinen nachbarn, während unsere hunde miteinander spielen, und eine zigarette drehen können, beim reden darüber, was die welt zusammenhält.

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the room 3

am wochenende bis jetzt, sonntags 12 uhr, nix sinnvolles gemacht, nur mit grosser begeisterung room 3 gespielt. ich habe ja nichtmal pädagogische pflichten, die jungs laden eh, was sie wollen, ich muss nur alle drei wochen oder so mal alles zu brutale löschen. ein puzzle ist immer harmlos, vielleicht sind die gelegentlichen blitze für epileptiker gefährlich, aber auf den kleinen bildschirmen ist das wohl auch okay.

es ist perfekt geworden, tolle grafik, die wechsel zwischen den tableaus sind großartig animiert, wie sich die gerätschaften auseinander- und wieder zusammenfalten, ein genuß, ähnlich wie es tengami, viel reduzierter, mit einem japanischen papierschnittbuch gemacht hat. bei the room gibt es vor allem tolle mechanische abläufe, maschinen, eine kleine druckmaschine, eine tischsäge, ein gerät zum drechseln, ein großes planetariums-fernrohr, diverse oszillographen, stromkreise usw., und ein sehr schönes planetenmodell. zahnräder gibt es auch, aber nicht so viele. großartige rätsel, auch die leichteren davon wegen ihrer eleganz bewundernswert, viele läßt man beim spielen ungelöst zurûck, das erklärt sich erst am ende. sehr viel mehr aufgaben und räume als bei den vorgängerversionen.

der weg geht diesmal durch ein planetarium mit tischlerei, druckerei und gärtnerei, dazwischen viele kleine bibliotheken und arbeitszimmer, wo ich sehr gerne die buchstapel durchgesehen hätte. die maschinen scheinen dabei zumindest funktionstüchtig, die mechanik ist logisch aufgebaut, ist nachvollziehbar so vielleicht ab 12 jahren und sieht auch für erwachsene wie mich noch sehr schnieke aus. die oberflächen sind wirklich großartig, man meint das metall zu spüren und glaubt zbsp die schmiede sogar zu riechen, der spieler muss sich einmal dinge selber gießen. ich durfte einen blasebalg bedienen! für the room 4 hätte ich gern noch einen motor oder ein fahrrad dabei, mal ein planetengetriebe reparieren?

als spieler kann man zwischen den levels immer nochmal zurück und alte aufgaben lösen, muss das aber nicht, man kommt also direkt oder auf umwegen ins ziel. für mich insgesamt 8 stunden riesiger spass, die kinder darf ich gar nicht fragen, in welchen zeiten die da durchsausen, das ist nur frustrierend, andrerseits war ich auch traurig, als es vorbei war. getröstet, als es am ende eine richtige himitsu-bako-box gab, die ich ja sehr liebe, leider nicht zu öffnen, und die schöne aussicht auf weitere alternative enden, die man beim nochmaligen spielen erkunden kann. ich bleibe dran, aber nicht heute, nein! fest vorgenommen. heute nicht.

also eine empfehlung, wobei viele meiner freunde damit gar nichts anfangen konnten, wer so kleine haptische 3d-puzzles mag, wird bei the room denke ich auch glücklich, und man kann die version eins für 0,99€ zum probieren kaufen. im spiel gibt es keine ausgaben mehr, es kostet allerdings fünf euro.

 

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unwohl

übelkeit, kopfweh, frieren, ist das die grippe der kinder oder die folge der hypo von heut morgen? vomex und ibu, dann sehen wir weiter. mcp ist leider alle. vormittag ist gelaufen. heut nacht in die unterzuckung hinein von außerirdischen geträumt, panik, weil ich sie überhaupt nicht verstehen konnte, weder ihre absicht, noch ihre art, und weil meine kinder heute abend alle unterschiedliche pläne haben, ich sie so nicht retten kann. in die stuckrosette über meinem bett gestarrt, sie für ein unentzifferbares zeichen gehalten, verzweifelt, dann haribos gegessen und saft getrunken, sprach- und wortfindungsstörung beim frühstück, rede wenig, kinder merken nichts.

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KW 44

mit den zwillis in der philarmonie, thielemann und der großartige menahem pressler, 91 jährig, spielt federleicht und freut sich sehr über den stehenden applaus. danach strauss, die alpensinfonie mit ganz großem orchester, inclusive der wirklich großen pauke und einer windmaschine mit kurbel, die ich noch nie gesehen habe vorher. zwillis sitzen vorne auf der klappstuhlkante und sehen hin. das konzert ist absolut perfekt, der eine kurze atemzug einer ich glaube oboe, den man nicht hätte hören sollen, macht es nur noch größer, es war makellos gespielt. draussen zeigt davidzwilling auf die gemäldegalerie und sagt: „das konzert war ja eigentlich ziemlich in ordnung, aber da drüben, das ist ja wohl das langweiligste museum der welt“. denkt man so (als vermittlerin von inhalten, nicht meinungen): yeah.

einen tag später frau ziebarth besucht, mit den jungs, wir bringen kuchen mit und ein buch, leider das falsche. da hast du wohl meine souveranität überschätzt, sagt sie, und ich nehme „sterben“ wieder mit. sie kennt knausgård noch nicht, was ich kaum glauben kann, aber vielleicht ist er menschen, die das ichbezogene netzschreiben nicht kennen, auch nicht so leicht nahezubringen? werde ihr „lieben“ mitbringen stattdessen, schon aus neugierde, ob es ihr gefällt, mit ihren 93 jahren, die reihenfolge ist ja auch nicht so zentral. sie freut sich über die jungs, die sie zuletzt vor jahren gesehen hat, und fragt sie aus, die kinder werden ganz still und stumm vor soviel altmodischem interesse, niemand fragt ja noch, lässiges ignorieren ist angesagt, wenn kinder mitkommen. der stuhl, in dem du sitzt, gehörte brecht, sagt sie, kennt einer von euch brecht? die jungs schweigen, ja, doch, sagt gregor dann zögerlich, ein autor, oder? elias weiß etwas aus der hauspostille, ich höre natürlich den weckruf lauter als nötig (das schlechte gewissen der alleinerzehenden irgendwie, und mein kultureller kontext fühlt sich zuhause bei frau ziebarth auch eher behauptet als gelebt an) und packe brecht auf meinen inneren stapel. frau ziebarth lacht und fängt an, surabaya johnny zu singen, sie kennen es noch nicht, wollen aber alle mal auf dem stuhl sitzen. wir verabreden einen gemeinsamen abend im BE, bei mutter courage. sie hat dort, das muss man wissen, einen sitzplatz in der ersten reihe, der für sie freigehalten wird.

 

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verloren

ihre haut ist fein und weiß, sie liegt in kleinen falten über dem schmalen körper. sie hat keine zähne mehr und kein gebiss, ihre lippen sind eingefallen, sie liegt halb auf der decke, halb schiebt sie die decke weg mit bewegungen, die gleichzeitig zart und fahrig sind. ihre arme und hände rudern herum, ihr krankenhaushemd rutscht dabei erst hoch, dann gleitet ihr arm heraus und sie liegt nackt vor mir. sie scheint zu reden, ohne dass ich worte erkennen könnte, die ganze zeit kommen ein-oder zweisilbige laute aus ihr heraus, mit einer leisen dringlichkeit. sie hat kaum mimik, kein lachen oder weinen, nur ihre augenbrauen sind noch im spiel. sie hebt ihren kopf oder versucht es, eine große unruhe ist in ihr, aber sie hat zuwenig kraft, um den körper in irgend einen zusammenhang zu bekommen. ich versuche, sie zuzudecken und frage sie, ob ich das darf, lege die decke über sie, aber sie bewegt sich weiter und liegt schnell wieder nackt, ihre brüste fast mädchenhaft klein. vielleicht muss sie mal, denke ich, und sage einer schwester bescheid, die meint, sie würde gleich kommen, aber es dauert noch eine weile. hilflos versuche ich, mit ihr in kontakt zu treten, sie sieht mich nicht richtig an, ihr blick ist unfokussiert und wandert hin und her, wie ihre arme. sie hat ihr hemd mit einer hand umwickelt und hebt die immer wieder, endlich komme ich auf die idee, dass sie angezogen sein möchte, vielleicht nicht einmal nicht nackig, als ob die scham komplexer ist und schneller verloren geht als die reine gewohnheit, kleidung zu tragen, aber ich weiss das natürlich nicht. es fühlt sich nicht übergriffig an, sie anzufassen, ich schiebe ihre kleine hand durch den weiten ärmel, lege ihren kopf aufs kissen, decke sie zu, wie ein kleinkind, und sie wird ganz ruhig. dann kommt die schwester mit einer bettpfanne ins zimmer, „musste pullern?“ fragt sie laut, klappt die decke hoch und die frau zur seite, legt die bettpfanne hin und die frau oben drauf, freundlich und resolut. „alles gut, mutti“ sagt sie noch und geht wieder raus. ich rede weiter mit dem menschen, den ich da besuche, die frau ist die ganze zeit sehr unruhig und windet sich hin und her in ihrem bett. nach einer viertelstunde oder so kommt die schwester wieder, die frau hat eingenäßt, sie bekommt eine windel, das bettzeug wird gewechselt, danach wird sie ruhiger. nach dem essen wird mein patient in ein zimmer mit jungen leuten verlegt, die schwester entschuldigt sich, sie hätten soviele pflegebedürftige grade da. großen respekt vor dem pflegepersonal und auch den nahen verwandten, die da einen umgang mit finden müssen, und hoffentlich einen pyjama für die alte dame, vielleicht in einem schlafsack, wie bei einem kleinen kind.

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entlieben, mäandernd

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frau fragmente hat einen sehr schönen text übers entlieben geschrieben, und da fühle ich mich irgendwie auch als profi, hab ich mich doch genauso oft ent- wie verliebt, ungefähr alle zwei bis drei jahre.

erlebe mich nach dem entlieben nicht wie ein neues selbst, eher wie in einer vorübergehenden verhärtung des jetzigen, weil ich die gefühle ein paar monate lang intensiv verdrängen und nicht zulassen darf, ich muss sie richtig austreten wie einen funken, es sind ja immer großartige und strahlend sichere gefühle, ein mächtiges ist so. nach der trauer kann ich dann wieder aufmachen und bin mir wieder näher.

fragmente schreibt: „Die Hoffnung ist die zerstörerischte Kraft überhaupt“, das ist ein bitterer satz, aber der moment der klarheit kommt leichter und schneller mit den jahren, man erkennt das alte im neuen und kann schneller darauf reagieren, obwohl, manchmal wünsche ich mir einen modus, der das kämpfen ermöglicht, gegen die erfahrung und das offensichtliche, alles setzen, nicht nur leise für sich, sondern offen und für den anderen, tun, was man kann, weil jede liebe schutz verdient? wäre das freiheit oder masochismus? da bin ich mir auch noch nicht so sicher, praktiziere aber den kontaktabbruch, als sichersten weg. wir waren ja auch beim entlieben, das beginnt erst am ende der strategien.

ich erinnere es als wirkliche arbeit, erleichtert durch das bei fragmente erwähnte abflauen des oxytocins (wenn es nur oxytocin ist, war es keine liebe),  die entmutigung, wenn mal wieder klar ist, dass es nix wird, weil man ja eine body&soul-sicherheit („ja. alles.“) wegdenken muss, die so real ist wie der tag, besonders in der endorphinösen phase, über die ich leider nie hinausgekommen bin in den letzten 12 jahren. immer als kalten entzug erlebt, mit der liebe geht ja auch die intensität der wahrnehmung, dieser unverschließbare zugang zur welt. den abschied von vornerein als unvermeidbaren und ebenso vergänglichen teil des abenteuers begriffen.

es gibt schönere bilder für die liebe, sie drängen selbst in einen versuch übers entlieben. love is.

es gehört dazu, wenn es mich mal wieder erwischt, plane ich das entlieben im kräftehaushalt von anfang an mit ein, wird es gehen, hast du genug ressourcen, geht das noch einmal? lohnt die liebe das erwachen, ist es das wert? hast du zeit dafür grade? es ist ein zu erwartender preis, den man für ein paar tolle wochen oder monate zahlen wird, ich möchte heute keine meiner lieben missen (gut: fast keine), ich erinnere die magie und nicht den kummer danach. die praxis verhilft einem zu einem zustand, der erst nach dem dritten oder vierten korb möglich wird: entspannte freiheit im und von dem mangel, er wird zum blinden fleck, mit dem ein gutes leben möglich ist. darauf kann man sich verlassen auch im entlieben, es gibt andere dinge, kinder, freunde, bücher, arbeit. musik.

und die so bezaubernde wie nagende erkenntnis, dass jede liebe bleibt, einen fußabdruck hinterlässt, den man auch nach jahren noch wiedererkennt. mein pathostroll dazu: dein zertrampeltes herz!

wäre neugierig darauf, wie es sich das selbstfahrende entlieben anfühlt, ohne ein nein als auslöser, in einer langjährigen beziehung, als normalen prozess ohne trennung. ich stelle es mir wie ein verebben auf normalnull vor. ändert sich so eine liebe nicht sowieso alle paar jahre (oder jahrzehnte, how should i know), und man muss seine neue form im alltag erkennen, würdigen und feiern, als bewussten erkenntnisprozeß? bei dem dann die gefühle magischerweise auch ohne rausch überleben, in anderer form.

also yeah, wie immer: still not saved. won’t happen.

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ø

hba1c ist 5,7! es war wohl mehr ab als auf in den letzten wochen, trotzdem ein sehr, sehr gutes gefühl. (könnte man, wenn es nicht so sehr tmi wäre, einen tagesbericht diabetes in den wechseljahren machen: angefangen heut früh mit einem blutzucker von 327, nach abendlichem superwert, also keinem frühstück wg wert, korrekturbolus wirkt um 13:00, als ich noch beim arzt sitze, bei dem ich um 11:30 einen termin hatte, hypo, vorsichtig korrigiert mit 2,5 BE traubenzucker, konzentrationsschwierigkeiten bis ca. 14:30, dann frühstück, normaler postprandialer wert von 168 um 16:00, dann nach hunderunde eben um 19:00 wieder weit über 200, deswegen kein yoga und frust über einen dieser tage, hunger, werde irgendwas gemüsiges essen müssen, kohlehydrate gehen erst wieder ab ca. 22:00, wenn der blutzucker wieder im normbereich ist, und dann ist es wegen unübersehbaren nachtwerten zu spät. trinke ich einen whisky drauf.)

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kw 38

mit der schwester ein paar tage verbringen, sie begleitet ihre tochter, die nach berlin gezogen ist. wunderbar, wir verstehen uns wortlos und sehen uns viel zu selten. wir spazieren herum, mitte und prenzlauer berg, ich wundere mich über die touridichte und die menschenströme auf den strassen. die kunstwerke lassen uns und andere vorzeitig in ihre neue ausstellung, etwas über die sehnsucht nach dschungel, gelungen ist sie, eine empfehlung, ein paar sehr sehenswerte arbeiten über phantasie, natursehnsucht und modernes leben. einen laden für hundezubehör entdecken wir, mit eleganten leinen und schönem anderen kram, kaufe nix, weil ich alles schon habe und in einem soliden pragmatismus lebe.

ein abend mit freunden, einer mit docbuelle und s., in alter tradition im due forni, sehr schön und warm. freut mich immer, wenn ich meine römische schwester mit in meine zusammenhänge bringen kann.

gestern dann ein paar museen, die ausstellung im dhm zu homosexualität_en, sehr lehrreicher überblick über den umgang mit schwulen, lesben und transmenschen in den letzten 200 jahren, mit vielen sehr persönlichen videozeugnissen (wie heissen selfies als video?) übers coming out, jeder menge teils so skurriler wie finsterer objekte aus der langen geschichte der gesellschaftlichen ächtung. leider war der katalog sehr chaotisch aufgebaut, bild nach bild nach bild, ohne eine erkennbare struktur, ansonsten hätte ich den für die jungs mitgebracht, die sind ja noch ein bisschen in limbo und bestimmt neugierig. großartiger neubau von i.m. pei ums zeughaus herum, war da irgendwie noch nie mit vollem bewusstsein drin, sehr repräsentativ und großzügig, elegante toiletten, mit glastüren und marmorbecken, alles sehr edel da, klar hab ich als mutter sofort die schulen und ihre miserable ausstattung im kopf, aber das dhm ist ja eine stiftung des bundes und steht ausschliesslich in der öffentlichkeit, anders als die schultoiletten, in die ja nicht mal die schüler gehen.

über die linden ging eine größere gruppe menschen mit weissen kreuzen, abtreibungsgegner, of all things, dass die immer noch so laut werden wollen! es waren sogar frauen dabei, und sehr viele polizisten. bei der abschlusskundgebung, die wir hören, als wir uns vor dem dhm noch vor dem regen unterstellen, spielen sie eins der schöneren kirchenlieder, „von guten mächten wunderbar geborgen“, weil bonhoeffer sich wohl in seiner ethik gegen schwangerschaftsabbrüche geäußert hat, was mich überrascht. aneignung von schönen liedern übers aufgehobensein, um eine praxis der entrechtung und lebensverändernder übergriffigkeit zu propagieren, sehr unangenehm manipulatives vorgehen.

hab mir für den tag mein rennrad vom großen ausgeliehen, fand es schwer bremsbar (bremsen viel zu weit vorne am lenker) und war wahnsinnig schnell damit, auch beim bergauf fahren alle überholt, wie von selber ging das, meine langsamkeit liegt wohl doch am ollen tourenrad und nicht nur am alter. es hat geregnet, doof ohne schutzbleche, habe aber mein guccitäschchen über dem hintern platziert und so stilvoll mich und die anderen geschützt, rennradfahren ist schon etwas für eher zierliche gesäße.

 

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