20. mai 20

ping! wunderbarer frühlingstag.

und dann der klimawandel. die freundin, die in kladow durch den wald läuft und lauter tote eichen findet, vertrocknet im letzten sommer, die aussterbenden insekten und kranken singvögel, man kann zur zeit in jede beliebige richtung in die katastrophe weiterdenken, die pandemie jetzt und die seuchen, die noch kommen, im großen wie im kleinen. es verändert und durchsetzt die wahrnehmung, die gewohnheiten des alltags sind prekär geworden, mein erstes eis auf einer hunderunde ist davon nicht unbedingt besser geworden, aber es verweist auch auf die eis, die ich noch nicht gegessen habe, weil die eisläden zu hatten, und die, die ich nicht mehr essen werde, weil sie wieder geschlossen sein werden.

jetzt könnte das posting sich weiterbewegen mit einer empfehlung, das wesentliche wieder vom unwesentlichen unterscheiden zu lernen, man sieht sich noch, auch wenn die umarmungen fehlen, die eltern leben noch, auch wenn ich sie nicht besuchen darf, grün sind die wälder trotzdem noch. reframing gehört dazu, aber es hat sich ja auch grundsätzlich und für immer was verändert durch die erfahrung, mal von etwas direkt betroffen zu sein.

ich kenne diese sorge, das risiko von spätschäden oder hypos begleitet mich, seit ich denken kann, ich werde, so nehme ich an, nicht besonders alt werden, etc. pp – beim durchlesen merke ich, es ist eine domestizierte angst, nur ein kleiner anteil gefühl im gesamtsystem chronische erkrankung, gerechtfertigt und begründet, ein angsthäschen, verdrängt, aber gut versorgt. compartmentalized heißt es auf englisch, das ist mir lieber als abgespalten, weil es im begriff als teil eines ganzen erkennbar bleibt, nicht wie im deutschen völlig (und gewaltsam) getrennt vom ganzen menschen. das geht nämlich schief, vermute ich. verdrängen, aber nicht ganz, den richtigen pegel finden, mit gestaltungspielraum.

die pandemie als zusätzliche gefahr, die es in die wahrnehmung zu integrieren gilt, ohne das sie den ablauf stört, sie wird ja bleiben, bis nächstes jahr, habe ich gelesen, oder bis es eine impfung gibt, und danach kommt die nächste pandemie, so sind die zeiten eben. gewöhnung tut not. mich beschwert das gelegentlich, wenn ich mir folgen ausmale, ich kann die sorge ans licht bringen, manchmal mag ich das gruseln dabei, dann pack ich sie wieder weg und mache eins der vielen dinge, die nicht mehr lebenswichtig sind, wenn viel auf dem spiel steht, aber die trotzdem spass machen.

ich integriere die unsicherheit als einen akkord, eine zweite leise linie, die in der selbstwahrnehmung immer so mitläuft, deren energie ich fühlen kann wie eine art basso continuo, eher philpp glass als bach, auch mal coltrane, so eine mehrstimmigkeit. mich freut das meistens, es ist eine jetztverankerung, ein leises genieße den tag, denn es ist alles dabei.

16. mai 2020

heute früh nochmal kurz mein schrottiges rad gecheckt, weil ein ausflug mit zwei freundinnen anstand. nach zwei stunden ist es zu spät für den großeinkauf, dafür fährt das rad wieder, klappert nur noch vorne, mit einem einzelnen fast angenehmen dengelton, wenn das lose schutzblech gegen die gabel schlägt. ich versuch den großeinkauf in auszügen („nur notwendiges“) zu delegieren und fahre los.

die radtour war anders als erwartet, wider erwarten konnte ich nur den ersten und zweiten gang meiner dreigangnabe benutzen, weil es die ganze zeit bergauf ging. prenzlauer berg eben! die freundinnen haben mich in den botanischen garten pankow gebracht, wo wir nach ihrem acker schauen wollten. eine initiative hat dort kreisbeete angelegt, ca. 20m im durchmesser, in der mitte steht jeweils ein wasserhahn mit automatik, der in abständen kreisförmig wasser sprüht. die kreise sind in tortenstücke zerteilt, die man pachten kann, sie werden nach einem system bepflanzt, teils vom anbieter, teils von den pächtern, es gibt blumen, gemüse, kräuter hintereinander. es sind vielleicht zwei handvoll leute auf den beeten, jäten, pflanzen, mulchen oder ernten, zb rauke und spinat. ich bekomme ein radieschen direkt aus dem boden, knackig und scharf. auf der wiese daneben ruhen vier weitere kreise für ein oder zwei jahre, bis sich der boden erholt hat. sehr cool. ich hatte so etwas schrebergartenmäßiges erwartet, stattdessen ist es ein reines nutzfeld, die pächter kommen zum arbeiten, liegestühle sehe ich keine. aber für beschauliche samstagnachmittage kann man ja den umliegenden park verwenden. schön für familien, weil die kinder so karotten, pastinaken oder kartoffeln schon am grünzeug erkennen lernen und einen einblick in dinge wie pflanzfolgen bekommen. das gemüse genügt wohl für eine familie über den sommer, je nach appetit und pflanzglück, es klappt ja nicht immer alles. eine gewisse disziplin müssen die nutzer mitbringen, auch beim ernten, die freundinnen erzählen von einer zucchini, die einmal den verkehr aufgehalten hat, so monstergroß ist sie geworden. faszinierend.

danach noch kuchen und kaffee im ehemaligen gewächshaus, den wir unter freiem himmel an tischen essen, bisschen fröstelig ist es. auf der heimfahrt geht es rätselhafter weise ebenfalls nur bergauf, ich spüre lauter vergessene nervenenden im allerwertesten. die freundin erzählt von ihrem geplanten sommerurlaub, mit dem rad von hier nach wien und weiter nach athen, ich denke, puh, aber du hast mehr gänge, ich hab nur drei, davon praktisch nur zwei zu verfügung! freue mich sehr, als wir wieder zuhause sind und ich mich vom sattel entfernen kann. den d.-zwilling gefragt, ob er einkaufen war, er sagt nein, der g.-zwilling hätte gehen wollen, der g.-zwilling sagt nein, der d.-zwilling habe gehen wollen. der d.-zwilling hat immerhin eier und äpfel vom markt geholt, allerdings übereinander im rucksack, was nicht gutgegangen ist. muss also noch mal scheuchen. abends couscous und eine weinschorle, ein zwilling geht aus, der andere nicht. gelernt habe ich den unterschied zwischen grade aus der erde kommendem möhrengrün und unkraut, und dass es unter umständen erstmal eine weile nur bergauf gehen wird, wenn ich wie geplant wieder mehr sport machen werde.

10. und 11. mai 20

dispatches from elsewhere (prime) hat mich so halb im unbewussten am meisten beschäftigt in den letzten tagen. nichts an der serie ist erwartbar, kein chlichee oder genre passt, ein bisschen vielleicht sowas wie good omens oder so, aber auch da funktionieren ja handlung und figurenkonstellationen nach bekannten kriterien, liebe, hass, abhängigkeit, macht, geld, nur der kosmos ist ein anderer. bei dispatches ist alles offen, ich werde dauernd total überrascht, habe nicht die geringste ahnung, wie es weitergehen könnte. das ist elektrisierend und öffnet ganz gut für diese momente, in denen ich alles wiedererkenne, nicht die begebenheiten, aber die gefühle, ängste und freuden, die kleinen serendipities und aha-momente, die davon ausgelöst werden. wirklich, wirklich besonders. funktioniert mit der genauigkeit von guter lyrik, ist dabei aber liebevoll und offen. spielerisch. die letzte folge ist wieder völlig unerwartet. der macher, jason segal, scheint ein wirklich freier mensch zu sein. hätte gern weitergeguckt, war aber ein bisschen ein gefühl wie: kurs beendet, alles gesagt, jetzt du!

am muttertag mutter mit blumen überrascht, bei der heimkehr selber mit blumen überrascht worden. gefreut.

die letzten tage viel am rechner gesessen, mal schaun.

mich belasten die corona-einschränkungen noch immer nicht besonders, nur finanziell natürlich. finde es angenehm, nicht auszugehen, nur spazieren, auch das bei den jungs übliche herumstehen an wänden oder sitzen auf mäuerchen finde ich sehr angenehm flüssig, unstofflich, beweglich. möchte immer noch lieber nicht erkranken, denke da aber auch nicht jede woche neu drüber nach. kann es nicht einschätzen, ob die vielen merkwürdigen impfgegner und verschwörer mich beunruhigen sollten. tun sie nicht, aber lieber wären mir gegner mit argumenten, die erfassbar sind und sein sollen, die stehenbleiben, damit ich über sie nachdenken kann, statt wie alles dieser leute immer nur weiterzuverweisen auf den nächsten zusammenhang. ich bin hier.

einen tag später, immer noch über „dispatches“: als hätte der macher sowas wie eine checkliste gehabt, mit diesen erlebnissen, die er seinem publikum ermöglichen möchte, und der erkenntnisprozess des publikums bestimmt die handlungsverläufe, nicht umgekehrt, auch wenn es dann mal holpert oder zu lücken führt. deshalb fühlte es sich (als autorenfilm) so uneitel an. auch die letzte episode ergänzt dann das konzept noch mal um alles, was noch nicht gesagt wurde. schauts euch mal an, bin gespannt.

9. mai 20

so ein schöner morgen, dachte ich gestern, stand früh auf und macht mich auf den weg in den tag. nach hunderunde klein und frühstück mit dem auto zum großeinkauf, der grade gefühlt alle drei tag nötig ist, weil die jungs das kochen entdeckt haben. dort wie immer mit einer von drei karten zahlen gewollt, aber sie war nicht da, weil sie noch im portemonnaie vom g.-zwilling steckte, den ich letzte woche mit emma zum tierarzt geschickt habe. zweite karte, kassiererin, kartenlesegerät und ich bemerken: die ist abgelaufen. 04/20, wie die zeit vergeht! dritte karte ist die visa, niemand kennt die pin seiner visakarte, weil man die nirgendwo braucht, nur eben an supermarktkassen. den vollen wagen an die kasse gestellt, zum auto, nach hause. g.-zwilling war nicht da, hatte aber sein portemonnaie liegengelassen, ich also mit ec-karte zurück zu meinem einkaufswagen, gezahlt, das eis in die tüte für gefrierzeugs gepackt, nach hause, keinen schlüssel in der tasche gehabt. bei nachbarin geklingelt und ihr das eis in den freezer gelegt, gleich ein paar lebensupdates gemacht, wir haben uns alle solang nicht mehr gesehen. sie hat die nummer vom d.-zwilling (mein handy liegt auf dem schreibtisch vom g., wo ich seine geldbörse durchsucht habe), hat ihn herbestellt, ich hab ihn alles hochtragen lassen und wollte mich auf den weg zum optiker machen, mein 0€ gestell ersetzen lassen, mit termin. mein rad hatte ich am tag zuvor an den g. verliehen gehabt, am fahrrad fällt mir auf, dass mein radschlüssel nicht am schlüsselbund ist, weil er noch am schlüsselbund vom g.-zwilling hängt, was anders besprochen war. ich also schnell zu fuss los, zu spät, brille repariert, halbe stunde zu spät für geplante große hunderunde mit freundin, sie kann nicht später, wir haben uns lang nicht gesehen und setzen uns also wie zwei studies mit unseren laptops auf dem schoß auf eine parkbank, wo wir zweieinhalb stunden in ruhe etwas tun können, eine rechts außen, eine links außen. um uns herum die jugend, also leute unter 40, mit bocciakugeln, drinks in der hand, zu nah beieinander stehend. dann wird die bank zu hart.

keinen haushalt gemacht, jetzt keine lust mehr. abends koche ich ein kochbuchessen (ich habe für volle tage ein sehr dickes buch mit italienischen regionalrezepten, die sind alle aus dem alltag, teilweise mit rätselhaften zutaten in dialekt, immer nur 3 bis 4 zugaben, eine davon salz, „fertig garen“, das wars), schmeckt allen, salsiccia mit knofi, peperoncino und broccoli, dazu kartoffeln.

müde.

abends nochmal stimmung, weil der g.-zwilling sich von einer freundin ein ohrloch stechen lassen will, mit einer stecknadel. es geht wohl in der stadt erst wieder übermorgen, muss also heute sein, und „ich bin 19, mama“. er besitzt jetzt zwei ohrringe, braucht also ein zweites loch, habe ihm zum geburtstag die beiden brillis geschenkt, die ich vor 23 jahren von seinem vater geschenkt bekommen habe, wunderbar, hab es immer bisschen bedauert, dass keins der kinder mir handtaschen, kleider und schmuck klauen will oder abnehmen wird. nach den ersten schreien holt erst er, dann die freundin sich einen grappa, bevor sie nach einem hinweis aus dem internet mit besserem werkzeug (alter pen von mir mit frischen nadeln) einen neuen versuch machen. nach einigen quiekern und schreien gelingt das unterfangen, der stecker sitzt, die beiden gehen noch auf eine runde in die stadt, was wohl irgendwie wieder geht.

bewundere sie fast mehr als ihn.

es war ein g.-zwilling-tag, merke ich, das ist manchmal so, das liegt teilweise an all der ungebundenen energie wegen corona, denke ich, teilweise … teilweise aber auch nicht.

8. mai 2020

ich habe meine deutsche ausgabe der mussolini-texte noch immer im regal, auf zerbrechendem kriegspapier gedruckt, meine mutter hat das kitschige bild (motiv: strasse in pompei) von einem mussolini-sprössling auch noch herumstehen. keiner will die sachen haben, zumindest keiner, an den wir sie weitergeben wollen. aber im müll sind sie auch noch nicht gelandet. ich hebe sie auch deswegen auf, weil es nazis gab in meiner familie, väterlicherseits, unbelehrbare, von der wirklichkeit vergessene menschen. es gab auch andere, kriegsgegner und antifaschisten, deren geschichten leichter erzählt werde. für das gute gibt es keine dokumente, die geschichten werden größer oder kleiner mit den jahren, verändern sich, sind frei wie kleine luftballons, ein zeichen für das gute, als solches nicht so wichtig und nachhaltig wie die dinglichen beweise für die nazis, von denen wir nur wissen, dass sie mehr als nur mitläufer waren, der stiefgroßvater hat in rom für die deutschen gearbeitet, hat seine energie und intelligenz (er war anwalt) für die nazis eingesetzt. ich denke da nur noch am 8. mai dran, aber vor ein paar jahren hat meine schwester entdeckt, dass die CIA in der unmittelbaren nachkriegszeit diesen stiefopa beobachtet hat, die unterlagen wurden im rahmen des freedom of information act freigegeben, man kann sie einsehen und downloaden, es sind pdfs von schlecht fotokopierten dokumenten, tickets, quittungen, berichte von dritten. es steht wenig drin, aber es wird klar, dass der mann sich nach dem krieg ganz unbekümmert und ungestört weiterhin für den aufkommenden neofaschismus eingesetzt hat. wir wollen das mal aufarbeiten und aufschreiben, meine schwester und ich, seit jahren allerdings, vielleicht wird es endlich mal was.

6. mai 2020

den jungs endlich wieder helme gekauft. sie trugen natürlich welche bis zur vielleicht 7. klasse, im gymnasium war der helm oft dabei, aber nicht immer auf dem kopf. der große hatte mal einen unfall, als er einen helm trug, verletzt war aber der rücken, durch glück nur eine prellung, aber direkt an der wirbelsäule. ihr schulweg war 6km hin, 6km zurück durch den prenzlauer berg nach pankow, seitdem belabere ich die jungs, schicke statistiken wie diese, ohne erfolg. gestern war ich überzeugend, weil meine angst und mein zorn spürbar waren, glaube ich, es war ein echtes leidenschaftliches machtwort, es hat sie erreicht, die reine faktenlage nicht. mal schauen, ob es hält.

maske habe ich jetzt immer dabei, sie behindert mich nur bei gesprächen, die konzentration erfordern. da lenkt sie ab und bindet aufmerksamkeit, die mir dann fehlt. das ging sehr schnell, ich hab fast ein jahr gebraucht, um immer eine einkaufstasche dabei zu haben nach dem ende der plastiktüte.

bei anderen projekten auch einen schönen moment der selbstsicherheit gehabt, das gefühl, einen guten plan zu haben, ihn ausführen zu können, so ein sekundenlanges gleichgewicht im freien raum, ohne schwanken, getragen von dem, was ich bin und kann. hatt ich sehr lange nicht mehr.

heut ist der 6., nicht der 5. mai, was mir erst eben aufgefallen ist. völlig aus dem fluss gefallen, was zeit, tage, abläufe angeht, inzwischen ganz bei mir. ich wache früh auf, also nicht buddenbohm-früh, aber fragmente-früh, trinke kaffee im bett, stehe auf, mache haushalt und die erste hunderunde, die zwillis wecke ich um 9 mit ebenfalls kaffee ans bett, liefere dann noch ein paar aufrufe, überlasse sie aber sich selber. bin gegen 10 mit halbwegs wachem kopf am schreibtisch. ich sitze dann tagsüber an den verschiedenen tischen meiner wohnung, gern auch auf dem balkon, laufe herum, liege herum, oder erledige kram, spätestens gegen fünf bekomme ich hunger und esse ein paar knäckebrote, dann entweder große hunderunde oder animation der zwillis oder haushalt, danach noch bisschen nachdenken, essen mit oder ohne kochen (habs delegiert, wir wechseln uns ab damit) und abschweifen bis ca. mitternacht. oft schlafe ich um zehn schonmal kurz ein und bin um elf wieder wach, dann beginnt die wirkliche, segensreiche nacht erst gegen eins. es sind alles in allem gute tage grade, wobei ich aber mit großer leichtigkeit so gut wie alles verdrängen kann, als wäre es nichts.

zweite ausgabe nach den helmen heute war der tierarzt für emma, die wahnsinnig viel fell verloren hat, viel mehr als sonst beim fellwechsel, sie ist nur noch halb so groß, sieht fast zierlich aus, das ganze unterfell ist verschwunden. der arzt sagt, es könne alles mögliche sein, aber es müsse nicht, und empfiehlt omega-3. das hätten noch ein paar andere hunde hier im viertel, sagt er noch, vielleicht eine krankheit. tja. nu. omega-3 bekommt sie schon, dazu rät auch das internet, den besuch hätten wir uns also sparen können.

2. mai 20

gut war in der letzten woche der moment, als auf dem bildschirm des g.-zwillings das windowsfenster aufleuchtete. der rechner war zwei jahre kaputt, bzw. gar nicht kaputt, nur die festplatte war hinüber. kind hat sich nicht gekümmert, also hab ichs übernommen, neue ssd gekauft, die festplatte vom identischen rechner des d.-zwillings geklont, läuft wieder, ich liebe ja einfache lösungen. sie verhandeln, ob der g. die ganzen spiele vom d. löschen muss oder nicht. war ihr konfi-geschenk, 5 jahre alt, also nicht mehr taufrisch.

schönen langen spaziergang gemacht, mit hund und eis und freund, die gesellschaft von freunden fehlt wirklich. bin mit einer freundin oft zum aperitiv ins misirlou gegangen, all’italiana, ohne aufwand für ne leicht verlängerte dreiviertelstunde sitzen, leute gucken.

die leise und nicht unangenehme aufgeregtheit wg. der berliner feierlichkeiten zum ersten mai ist diesmal vollkommen ausgefallen. zum ersten mal in, ähm, 33 jahren berlin. es ist mir erst heute aufgefallen.

die trauer um m. begleitet mich weiter, im hintergrund, wenn ich zur ruhe komme oder anhalte und hinschaue. mein bild von ihm, die erinnerung an stimme, stimmung, persönlichkeit von m. ist noch völlig unversehrt. ich kann mir nicht vorstellen, wie es für die familie ist, dann glaube ich wieder, es mir doch vorstellen zu können, habe als referenz aber nur die angst vorm tod eines liebsten zur verfügung, dahinter versagt die empathie. die verunsicherung bleibt, so schnell kann es gehen, ein ruf zur ordnung ist es.

für die beerdigung hat die familie ein lied verschickt, dass alle freunde und verwandten spielen können, wenn der sarg ins grab gesenkt wird. haben wir gemacht, auf dem balkon stehend, es war sehr intensiv, ich konnte mir den großen kreis vorstellen, er ging über kontinente. möge die erde dir leicht sein, wollte ich ihm über seine angehörigen noch schreiben, habs vergessen, jetzt wird der satz zu einem winzigen haufen pixel in der unendlichkeit des universums, und ich bin nicht unterzuckert. es sind alles nur worte, mehr haben wir grad nicht.

großeinkauf heute mit langer schlange, einer raus, einer rein, die einkaufswägen gingen von hand zu hand. hatte handschuhe an. versuche, mehr mit den augen zu lachen, vergesse es manchmal und reagiere mimisch gar nicht, fühlt sich unhöflich an. bei rewe alle mit maske, im laden schieben sich die leute aber manchmal recht eng aneinander vorbei. nur wenige mit handschuhen. es gibt wieder genug ware.

trinkgeld

vor jahrzehnten hab ich mal strassenmusik gemacht mit ein paar freunden, in einem heißen sommer in der toscana, hatte eine kleine schwäche für den gitarristen und konnte viele erste strophen auswendig. es hat für pizza und wein gereicht, aber wir sahen natürlich gut aus damals, besonders der gitarrist, die tage waren hell und der himmel weit.

vielleicht möchten sie auch mal ein paar münzen in so eine sammelbüchse werfen, habe dafür einen kleinen button in die seitenleiste gebaut. freue mich, wenns klappt, vielleicht reichts ja für ein eis oder zwei.

29. april 20

immer wenn ich über leute lese, die sich im leben dauernd selber wieder aus dem sumpf gezogen haben, rattere ich eher gebetsmühlenartig meine blessings herunter („ist gar kein sumpf“), bevor ich ermüdet auf die couch sinke, mit einem tunnelblick auf meinen computer.

das zeitgefühl ist völlig anders. die letzten wochen sind vergangen, als wäre es nichts, weil es gar keinen rahmen dafür gab, keine arbeitszeit, keine ferien, erschöpfend auf eine enervierende und unbefriedigende weise. beneide menschen mit homeoffice, oder auch nur mit klaren aufgaben. ich bewerbe mich so herum, bekomme oft nicht mal eine bestätigungsmail, sonst nur die bestätigungsmail, dann nichs mehr. ein leerer raum.

leute sind unterwegs wie bisher, sehe mehr masken, bei vielleicht 10-20% der passanten. in der schlange vorm eisladen ist der abstand eher so lala, da scheint die reihenfolge in der schlange ein höheres gut zu sein. ich bin immer noch gerne zuhause, leider zu unproduktiv, die zeit bis zur konzentration ist vergeudet.

habe kein genaues gefühl für die gefahr. man liest gruseliges, schäden an den endothelien, außer der lunge sind auch nieren und hirn gefährdet, aber in jeder statistik gibt es ja auch die 90 von hundert, denen nix passiert. ich versuche, mir die 5000 infizierten auf einem stadtplan vorzustellen, lauter kleine pünktchen, wie wahrscheinlich wäre ein begegnung im supermarkt?

auf netflix „win the wilderness“ geguckt, fasziniert. meine erste reality-show. zwei menschen in alaska wollen ihr haus an jemanden weitergeben, der dort leben will, „200 meilen von der nächsten strasse“. fand die aufgaben nicht so schwierig, mit bisschen handwerklicher begabung ist das wohl alles zu schaffen, die herausforderung liegt bei so einem projekt in der langstrecke. es reizt mich nicht, allein im wald zu leben, weit ab von jeder zivilisation, immerhin wäre man da fern von allen möglichen viren, mir wäre eine cicely-lösung lieber, mit einer kleinstadt in der nähe. überraschend, dass es solche orte noch gibt. über das siegerpaar gefreut, aus gründen. die gewinner hängen noch fest in england, können noch nicht nach alaska, corona und visa sind noch im weg. werde das blog der beiden (spoiler) weiter verfolgen.

spass an ganz alten filmen (prime), matrosen, pazifik, cary grant und tony curtis, wo dem krieg eher schnoddrig begegnet wird, noch ohne das unerträgliche heldenpathos der neuzeitlichen kriegsfilme aus den usa. das helle licht und das meer, die männer mit freiem oberkörper. mir fehlt das meer.

22. april 2020

heute einen vollen tag gehabt, zwar ordentlich prokrastiniert mit porzellankauf, andrerseits war es nur ersatz für kaputtes und angeschlagenes. texte gesucht und gelesen, ich werde nach jahrzehnten mal wieder eine facharbeit schreiben, freue mich darauf, weiß aber noch nichts genaues über das thema, gerade genug um ein bisschen das umfeld abzuschnuppern.

mittellange hunderunde, parks sind relativ voll, viele am telefon und mit dem gesicht in der sonne. aperitiv im park mit zwei freundinnen, auf abstand, eine hatte drinks mit eis in der thermoskanne dabei, und gläser. wir haben uns wochenlang nicht gesehen, es war sehr wohltuend. das ordnungsamt geht an uns vorbei, erleichterung. viele sportler, paare, familien.

abends dann der anruf von einer nahen freundin. ihr mann ist am sonntag gestorben, an einem herzinfarkt. es ist, es war auch ein freund von mir, wir kennen uns seit 30 jahren, er war ein paar jahre älter. er hinterlässt frau, zwei kinder, zwei kleine enkelchen, er war ein weiser, irlandliebender, gitarrespielender mann, […], der ein irrsinniges loch reissen wird, noch reisst, es hat ja grade erst angefangen, wenn der tod eben erst passiert ist. ein familienmensch im besten sinne, eingewachsen und aufgehoben in seinen menschen, im guten wie im schlechten, aber was weiß ich schon, ich kenne ihn ja nur so. es fühlt sich bisschen übergriffig an, darüber zu schreiben, er hat ja seine angehörigen, dort sollte euer mitgefühl hin, aber es ist nicht wichtig, das merke ich auch, keiner von ihnen liest blogs. es wird schon nicht weiter stören. er ist tot. ich werde auf der beerdigung nicht dabei sein können wegen corona (beerdigung. unfassbar.), das fehlt. ich bin traurig.

heut nacht noch den todestag im kalender eingetragen, auf dem handy, dabei ein kreuz gesucht, stattdessen eine liegende acht gefunden, das passt genausogut: für uns ist es für immer.

was für ein roher text. carpe diem, freunde.

18. april 20

gestern den heutigen 19. geburtstag der zwillis vorbereitet. sie bekommen jeder ein fotobuch mit ihren kinderbildern und meinen aufzeichnungen über die ersten jahre, wer wann was gemacht hat, bestellt bei cewe, weil das direkt aus dem fotoprogramm nicht mehr geht. einband und papierqualität sind schlechter als bei apple, oder vielleicht nur: dünner, ich hätte bei „ganze kindheit“ lieber mehr material in der hand. hatte wegen corona schön viel zeit dafür. d.-zwilling bekommt eine sonnenbrille, seine erste, er hat seit ein paar tagen einen dramatischen undercut, sieht ein bisschen aus wie ein franziskaner, und will jetzt endlich eine. bei fielmann steht jemand, der am eingang die hände desinfiziert und uns masken gibt, die ausprobierten brillen werden auf ein tablett mit küchentuch gelegt und danach erst desinfiziert. wir brauchen 20 minuten, dann hat jeder eine ausgesucht, montag gibt es einen termin für die glasanpassung. sehr professionell und angenehm alles. kind freut sich. g.-zwilling bekommt meine brilli-ohrstecker, die mir sein vater vor ca. 23 jahren mal geschenkt hat, seine neue festplatte habe ich leider nicht zum laufen gebracht, hoffe, das kriege ich noch hin. plus bücher, im buchladen auch spray am eingang, kaufe für jeden ein buch und eins für beide, naomi kleins green new deal. außer mir noch 2 leute im laden, alle kaufen was, vielleicht gibt es weniger schmökerer? ich geh ja sonst gern zum anlesen ohne feste kaufabsicht in buchläden, mache ich nicht zur zeit. sie haben so verkehrshüte im sicherheitsabstand um die kasse und um den rechner im hinteren raum gestellt. lasse alle drei bücher einwickeln, weil mcpaper geschlossen ist und ich kein geschenkpapier mehr habe. den rest verpacke ich zuhause in packpapier, wie schon an weihnachten, jetzt halt aus anderen gründen. dazu gibts je einen fuffi von der großmutter. teig, streusel und apfelfüllung für den kuchen habe ich gestern abend noch vorbereitet und heut früh nur gebacken, sehr lecker geworden, die kerzen darauf sind allerdings immer wieder umgefallen, weil der kuchen noch zu heiß war. was sie sich wünschen fürs neue lebensjahr? „ausziehen, studium anfangen und vögeln“, sagt einer und der andere sagt „genau“. alles gut. heute abend gibts lasagna. (das zitat nehm ich gleich wieder raus)

gestern noch erfahren, dass ich ab mai einen neuen job brauche, macht schon auch unruhig. werde mich auch in allen möglichen sozialen einrichtungen bewerben, bin aber eigentlich als risikopatient nicht einsetzbar, bisschen doof grade. bin eigentlich optimistisch wie immer, irgendwas wird sich finden, finanziell kann es eh nur besser werden, hoffe ich zumindest.

hab mich beim einschlafen abgelenkt mit der erinnerung an die geburt der zwillis, mehr bilder als gefühle, besonders für den zeitraum seitdem habe ich gar kein gefühl, neunzehn jahre, das klingt und ist so lang, trotzdem ist in der gegenwart dieser beiden menschen immer die ganze vergangenheit gleichzeitig präsent, anders als bei meinen eltern oder meiner schwester, weil dies ganze warme gegenwart so fest mit meiner verwachsen ist.

auf einer liege im gang im krankenhaus, es war ein kaiserschnitt mit termin, 38. woche, wegen beckenendlage und diabetes. die pda, nach der ich kurz fast weggekippt bin und keine luft mehr bekam, wie die ärztin sagte, „einen moment bloß“ und es mir nach sekunden wieder gut ging, meine entspanntheit bei der sache, der winzig kleine op-raum in der pulsklinik am westend, der ex neben mir am kopfende, wir beide hinter dem vorhang, wie der ex kurz aufstehen wollte, um hinzuschauen, und die ärzte ihn wieder runtergedrückt haben. das geruckel am bauch, wie schnell alles ging, die jungs mit nur 2 minuten abstand auf die welt gebracht, ich vergesse am anfang immer wieder, welcher von beiden der erstgeborene ist, wie dann einer der ärzte lächelnd mit den beiden auf dem arm um den vorhang herumkam, um sie uns zu zeigen, beide noch in käseschmiere. „ich mach ihnen eine schöne narbe!“, sagte die operierende ärztin, und das hat sie auch getan. meine kaiserschnittchen. grad sitzen sie gackernd auf dem sofa des einen und gucken irgendwas, dauernd anrufe, die sie zusammen beantworten. dankbar.

ein freund der zwillis ist im abitur und weiß bis heute nicht, ob und wann er nächste woche prüfungen hat. eine zumutung, das kümmert natürlich keinen. schulen und berlin.

heute bisschen husten, immer noch frosch im hals, die zwillis fühlen sich auch nicht gesund, wir tippen auf erkältung. erkältung und insekten werden uns alle überleben.

15. april 20

in einer auseinandersetzung mit einem zwilling, der für ein paar tage zu einem freund ziehen will, unbedingt weg von zuhause. seine argumente sind alle nachvollziehbar, meine aufgabe ist es, mein nein zu begründen, aufs interesse der allgemeinheit zu verweisen, infektionsschutz vs bedürfnis des einzelnen. er sagt, er sei gesund, sein freund auch, sie würden eben dort isoliert bleiben. die lage ist ja eh unklar. es ist eine vertrauensfrage, sagt er, ich bringe die wahrscheinlichkeit ins spiel. jetzt warten wir, ob solche besuche erlaubt werden oder nicht, wobei eine erlaubnis ja nichts daran ändert, dass ansteckung leichter durch dritte als im eigenen haushalt erfolgt. ich möchte jedenfalls lieber nicht infiziert werden.

ein naher verwandter schickt den kindern einen tag, nachdem ich sie ihm mit dem auto gebracht habe, statt sie anderthalb stunden mit den öffentlichen fahren zu lassen, einen haufen links, die sie verteilen sollen. darin wissenschaftler mit belegen zu seiner überzeugung, es sei alles u.a. ein who-schwindel, um mehr impfstoffe verkaufen zu können, die sterblichkeit läge bei <1%, man müsse grundimmunisierung durch offene schulen vorantreiben, etc. als würden solche leute nur den elfenbeinturm kennen, als hieße wissenschaftliches denken vor allem, von gegenargumenten ungestört eigene theorien in die welt zu setzen. nichts bringt solche typen in die krankenhäuser von new york oder norditalien, wo die folgen dieser argumentation so offensichtlich sind. nicht nachvollziehbar. na, der mensch hat die kinder im auto zurückgebracht, der rest soll mir wurscht sein.

bleibt schwer zu begreifen, warum intelligente, studierte leute ihre zeit mit all diesen psychoterrorisierten verbringen oder selber welche werden. sie glauben, sie stünden an irgendeinem abgrund, den sie mit aufgerissenen augen und vorgeschobenem kiefer vollumfänglich verkünden (immer lange videos), und sind bloss hoffnungslos im abseits, ihr größter schmerz, nicht gehört zu werden, obwohl sie doch alles besser wissen. macht ratlos. beim versuch, zu verstehen, rutsche ich in was anamneseartiges, schaue in meinem dicken berger unter paranoia und wahn nach und bins zufrieden. zum glück bloss internet. abschütteln, fenster auf.

(und diese leute auf twitter, hoffentlich nur eine kleine blase, die sich um die sozialschwachen kinder sorgen, wenn die schulen länger geschlossen bleiben, und sich aufregen, wenn man in diesem hinweis kein argument für sofortige coronaparties schulöffnung sieht. ja, es ist schwieriger für diese kinder, alles ist schwieriger in solchen familien, das bestreitet doch niemand, trotzdem ist eine längere schließzeit zu befürworten. leute, die ampeln abschaffen wollen, weil ein teil der bevölkerung farbenblind ist. schräge welt. weniger twitter tut not.)

meine tage sind kürzer geworden, weil ich mehr zeit für die einzelnen schritte darin habe. aufstehen, hunderunde, bespassung der jugend (zuwenig, sie wollen nicht), essen, haushalt, jobsuche und bewerbungen und fortbildung durch lesen – alles bekommt jetzt eine eigene kleine blase im tag und kann sie füllen, bis der druck weg ist, der hund müde, nur eine statt drei bewerbungen geschrieben, das erste kapitel nochmal gelesen, weil vergessen. vielleicht prokrastiniere ich sonst gar nicht, sondern brauche schlicht mehr zeit für meinen kram.

alles in allem okay.

13. april 20

zum ersten mal seit der sperre allein zu hause, sofort total k.o. und müde. keine lust auf hunderunde, der hund schläft zu meinen füßen. sie verliert grad ihr winterfell und ihr körper findet dabei irgendwie kein ende, das ganze dichte und leicht filzige unterfell ist schon weg und sie verliert immer noch büschelweise fell. sie sieht ganz zart aus.

die jungs heut von mittags bis abends beim vater, ich hab sie hingebracht, damit sie der bvg fernbleiben können, genieße die leere der wohnung sehr. bin in den letzten wochen auf mich zurückgefallen, ich habe mich sowenig verändert im kern, merke ich erst, wenn das außengerüst abfällt mit verhalten, gewohnheiten, abläufen, beziehungen und all den anderen bedingungen des alltags, die genauso formen wie halten, aktiv wie passiv. bald bin ich wieder bei lyrik. bisschen schade, dass ich kein home-office machen kann, würde gern herausfinden, ob das noch geht oder nicht.

spass am rumwurschteln mit dem rechner vom g.-zwilling, der total hinüber ist, jetzt warte ich auf eine neue ssd-festplatte. habe mein aaps aktualisiert und werde einen weiteren rettungsversuch beim edison versuchen, dessen antenne nicht mehr geht, man kann ihn wohl versuchsweise neu flashen, mit einem pc statt mac, das hat ja bei der smartwatch auch wunder bewirkt. es beruhigt mich, es ist mit den großartigen und idiotensicheren anleitungen im netz genau wie malen nach zahlen, das ist ja auch sehr meditativ.

meine rolle in der familie hat etwas flirrend-unklares bekommen, will die jungs zu sinnvollem anhalten, lesen, bewerben, lernen, loslaufen, was sie ja seit ihren abis selbstverantwortlich tun sollen, sie waren da im selben fluss wie fast alle ihre freunde, reisen, jobs, vielleicht ein praktikum, dann studium oder lehre. jetzt fehlt ihnen die erfahrung der fremdheit, die grand tour, die sie so gebraucht haben, um von zu hause und von der kindheit wegzukommen. die meisten spielen, sagen die jungs, übers netz verbunden, jeden tag ein paar stunden. der eine kumpel, erstsemester irgendwo, den alle insgeheim ein bisschen bewundern, ist allein zu hause, eltern im ferienhaus, ernährt sich von nudeln mit ketchup und spielt den ganzen tag.

g.-zwilling erzählt von eve, ein sandbox-mmo-spiel, wo sich seit 2003 ganze zivilisationen bilden, wo man alles sein kann, was man will, in einer galaxie voller welten. fasziniert mich, auch wenn es in den erklärbärvideos eher um kriegsführung geht als um handel. „so ein titanschiff ist so groß, da kannst du nicht mehr steuern, da jumpst du dann irgendwo hin und bleibst da, bis der kampf vorbei ist“, so der moderator in einem let’s play-beitrag, als wäre die kämpferei, wie so ein reiner geldjob, eine notwendige, aber lästige verpflichtung, um im spiel bleiben zu können. einen geldjob muss sich der spieler in eve auch suchen, um weiterzukommen. erinnert mich an tad williams‘ otherland, in dem die menschen über physische plugins ins netz kommen und dort um ihr leben kämpfen, wenn ich das richtig erinnere. parallele universen. wenn ich da nur forschen oder reisen oder raumschiffe ausprobieren könnte, wäre ich dabei, mich interessiert die umsetzung von raum und weite in die wahrnehmung des spielenden, dabei ist das bestimmt das leichteste beim programmieren.

ich habe alle brettspiele wieder aus der kammer geholt vor zwei wochen oder so, bisher hatten wir ein paar zweierspiele wie boggle (ein paar zweier wäre einen versuch wert, das ginge auch zu dritt, wenn einer doppelt spielt), weil wir das gemeinsam spielen nicht mehr gewöhnt sind, das ganze konzept brettspiel ist uns aus dem fokus gerutscht. lust auf malefiz oder monopoly, werde es inszenieren, also etwas größer machen als die selbstverständlichkeit, die dem spielen gebührt in einer familie. meine höflichen kinder spielen dann meinetwegen mit, es fühlt sich nach schauspielerei an, es dauert eine weile, bis es wieder ums gewinnen geht, dann sind auch sofort die hahnenkämpfe der jungs wieder da, um coolness, pointen, gemeinheiten, dann sind sie wieder teenager und nicht fast keine mehr.

wir reden beim abendessen miteinander, wir wollten abwechselnd kochen, was nicht immer klappt, dann gibts es auch mal stullen. für gemeinsames programm wie spielen, filme, hunderunden verabreden wir uns, wir leben in unserer wohnung, als wäre es die welt, nicht ausgehen heißt im eigenen zimmer bleiben, ausgehen heißt küche oder wohnzimmer.

bisschen heiser, gliederschmerzen und großes schlafbedürfnis, gelegentliches niesen, kein husten, isf bei 130%.

1. april 20

falle sehr in einen ruhigen teil meines wesens zurück. ich bin mit wahrnehmung häufig schon ganz glücklich, mich stresst ja sonst eher der aufwand, den ich mit der welt treiben muss, bis ich mich wieder der kontemplation hingeben kann.

in den letzten wochen beim buchsortieren bin ich vom erwerb neuer bücher grundsätzlich abgekommen, ich hab so eine sehnsucht nach einrichtung und entstapelung, andererseits bin ich etwas bibliophil und liebe neue bücher, als versprechen wie als objekt, gerade jetzt, wo ich zeit fürs lesen habe. fürs versprechen gibt es den kindle oder secondhand oder bibliotheken, nur, was mich umhaut, darf bleiben, da werden vermutlich die meisten neuen bücher wieder gehen müssen, ich habe mich beim sortieren etwas radikalisiert, das trennen fällt mir leicht inzwischen.

die lust auf den gegenstand buch muss ich irgendwie anders bedienen. habs schon mit nur einem buch pro zeitraum x versucht, funktioniert nicht, da geht der lustgewinn verloren über die strecke, die extra großen und dicken bücher haben auch nicht geholfen (ach, da hab ich ein posting im entwürfe-ordner vergessen, über ein comic- und ein pop-up-buch. hol ich nach), im inneren karteisystem zählen sie auch nur als ein buch. in meiner not habe ich mir einfach eine komplett neue zweite bibliothek in die erste gebaut, in eine ecke von einem bücherregal. ich habe dafür winzig kleine bücher genommen, man kann sie zwar schlecht oder gar nicht lesen, aber ich konnte jede menge davon kaufen, und es passen noch mehr hinein, wenn es mich wieder überkommt. a library in a library, mit regalen, ein bisschen einrichtung. und mit beleuchtung. ein befriedigender und genügend alberner kompromiss. bisschen riskant niedlich, aber was solls, der ruf ist eh ruiniert. (massimo listri hat das bild geschossen, dass ich für die perspektive benutzt habe)

heute nur einen kleinen aprilscherz gemacht, von keinen anderen gehört, lange hunderunde gedreht, emma an der leine, kontakt mit familie und ein paar freunden gehabt, von den jungs wenig gesehen. sie haben lange zusammen auf dem balkon vom d.-zwilling gesessen und sich unterhalten. nicht gekocht, nichts gebacken, kaum haushalt, dauernd den wochentag vergessen.