24. november 2020

freue mich über die glättende überbelichtung, wenn ich mir morgens beim zoomen selber ins gesicht gucken kann. zensiert meine alterswahrnehmung, sie wird geweißt. und die grauweißen haaransätze an den gewissen stellen fallen nicht mehr auf. versuche mein gesicht als den nur zufällig sichtbaren teil meiner gesamtpersona zu sehen, und keinen besonders relevanten, dann gehts.

beim zu hause herumlungern bin ich fast soweit, okcupid zu besuchen, wie man eben eine liegengebliebene arbeit im haus erledigt, weiß aber nicht mehr, ob ich das überhaupt noch kann alles. soviel pflicht bis zur kür! das angenehme: wg corona ist die langsamkeit berechtigt. mir fehlen nicht mal mehr die umarmungen, es ist alles abgestellt, wenn jemand etwas anzügliches sagt, höre ich das wie eine bemerkung über das wetter, es besteht keine gefahr dabei, die oberfläche ist geschlossen und spiegelglatt, ich kann mir sogar ein bisschen was vorstellen so als mutprobe, aber es gibt keine resonanz, einfach nichts ist da, auch wenn ich das ein bisschen zu oft betone, um mir ganz glauben zu können.

soll ich da wirklich wieder ran? die statistik ist nicht auf meiner seite, und die vorstellung, mein alter eben mit freundinnen zu verbringen, erscheint mir eigentlich ganz angenehm. ich müsste wahrscheinlich einen anderen teil meiner lebenserfahrung ruhigstellen dazu, dann geht das vielleicht wieder, also weg von erfahrungen, und nur noch die gegenwart, die eigene person als komplexes und durchgearbeitets erlebnis- und wahrnehmungskonzept ohne knoten und ohne sand im getriebe, repariert und neu geschmiert, um das bild mal zu strapazieren, mit der romantik als easter egg. gegenwart wagen, etc. pp, aber es fühlt sich albern an, ich bin doch meine geschichte, also eher dauersingle mit eigenverantwortung, und meine bilder von der liebe sind, nach 16 jahren ohne, bestimmt sowieso ein bissken realitätsfern. dann putzt man sich raus und sitzt da mit all dem tiefgang und es gibt doch wieder nur auf die fresse, weil die optik nicht passt, oder das einkommen, oder das auto. aber das sagt einem ja keiner, man spürt nichts davon in den freundlichen absagen, oder in den fehlenden absagen. die männersuche ist was für die jugend. und es ist so ein aufwand für einen anfang, den ich als etwas leichtes und aufregendes, eher selbstläuferisches, erinnere, viel zu viel gewese um die auswahl, es geht doch eher um die beziehung danach.

nee nee. ideal wäre eine art von freundschaft, bei der das nichtplatonische im wunsch bleibt. dann hätte ich die anregung und das flirren eines flirts, ohne mich, ohne risiko, ohne den rest eben.

bei der weihnachtsplanung stelle ich die kids vor die wahl zwischen freiwilliger quarantäne vor dem treffen oder dem ausfallen lassen. hier im hotel mama wäre dann ein zwilling noch vor ort, der noch keine bleibe in halle gefunden hat, die anderen beiden leben in wgs, deren mitglieder stand jetzt alle nach hause fahren wollen. muss ev etwas an meinem vertrauen arbeiten. weihnachten alleine wäre merkwürdig, aber was solls, ich kann mir ja was inszenieren mit essen, schampus und kerzen. und hund. bis jetzt wollen alle kommen, ich denke, das ist bei vielen familien so. die senioren sitzen da am kürzeren ende, die söhne haben einen sehr kranken großvater, ich muss ihnen noch vermitteln, dass sie entweder ihn (nach einer q-zeit) besuchen können oder den rest der familie, beides geht wohl nicht. ein jammer, dass es keine unaufwändig verfügbaren tests gibt.

heute gelesen, dass t. inoffiziell beigegeben hat. möge er balde aus meiner wahrnehmung verschwinden. sehr erleichtert.

vorher die skurrile geschichte, dass die beiden republikanischen wahlaufseher in michigan sich nur schwer dazu durchringen konnten, die wahlmänner zu bestätigen, was mir wie eine unverhältnismäßige dramatisierung ihrer aufgabe erscheint, als ob die normen des politischen miteinanders bei jedem schritt zur disposition stünden, und der weg dahin dem einzelnen mann überlassen wird. norm shinkle ist als republikaner in dieser position, er wurde von t. unter druck gesetzt, die wahrheit zu ignorieren, und hat sich nicht zu helfen gewusst, er hat sich enthalten, als wäre es eine wahl gewesen. was für ein armutszeugnis. oder vielleicht ein romanthema, der aufrechte mann, der zwischen loyalität (oder angst) und seinen pflichten hin- und hergerissen wird, und sich dann in absurden sinnfreien argumentationen öffentlich zerreibt und lächerlich macht, womöglich sogar von ihm selbst unbemerkt, um beides unter einen hut zu bringen. wobei halt! haha, nein, shinkle ist vielmehr schon mal damit durchgekommen, einen wahlbetrug zu legitimieren, mit dem argument, der buchstabe „n“ auf einem wahldokument sei zu klein gedruckt gewesen – der mann war also einfach überfordert mit der aufgabe, bei dieser ungleich komplexeren wahl eine rechtssichere ausrede zu erfinden, wollte er aber auch nicht seinen chef enttäuschen, also enthält er sich. es ist für die geschichte irrelevant, ob es jetzt loyalität oder angst ist, die ihn beim t. hält, es bleibt nur, dass die wahrheit für ihn nicht zählt und nichts wert ist. die anderen drei wahlaufseher, 2 demokraten und der andere republikaner, haben die wahl für biden bestätigt. es sind so dermaßen absurde zeiten, man glaubt es kaum.

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21. november 2020

auf hunderunde erfahren, dass die schulkinder sich einen festen freund für den winter aussuchen müssen, den sie dann ausschließlich besuchen dürfen. wenn es nicht klappt, ist das eine zementierung des doofen gefühls, in keiner mannschaft gewollt zu werden. es ist sicher merkwürdig für die kids, wenn der stromschnellenreiche fluss der kinderfreundschaften so fixiert wird, andrerseits fangen ja viele schöne geschichten so an, dass zwei aneinandergeraten, die das eigentlich nicht so geplant hatten. wenn die lehrer*innen die auswahl den kindern überlassen, kann das zur benachteiligung einzelner kinder führen, überhaupt scheint es schwierig, als lehrerin über das privatleben der schüler entscheiden zu wollen.

vorhin ging meine tastatur nicht, da wollte ich kurz einen found-footage-beitrag schreiben mit copy und paste. das war aber zu mühsam, dann habe ich nach einem neuen bett gegoogelt, ich kann ja das schlafzimmer der wohnung wieder beziehen, seit der g.-zwilling auszgezogen ist. aber ein schickes, nicht-ikea- bett kostet ab 1.5, eher richtung zweieinhalb tausend, das ginge grad sowieso nicht. lieber tastatur instand gesetzt. kleinanzeigen sind vielleicht auch eine lösung? es trennen sich doch genug leute. ich bin jedenfalls inzwischen im richtigen alter für ein bett, statt schlafsofa statt europaletten statt bodenlager wie bisher. ich schlafe überall problemlos, habe mir aber vorgenommen, trotzdem eine gute neue matratze zu besorgen. die beste, auf der ich je gelegen habe, befand sich in einem hotel pacific in monterey, californien, an die betten erinnern sich sogar die kinder noch nach 8 jahren, sie war genau richtig, und man hatte das bedürfnis, von ihr zu sprechen, zu schwärmen, sich wieder hinzulegen, obwohl wir an den morgenden alle wunderbar ausgeruht waren.

trump ignoriert seine niederlage seit inzwischen über 2 wochen, unfassbar. der tsp sieht dahinter reines machtkalkül, offenbar soll mit dem drive der empörten t.-anhänger eine senatswahl in georgia gewonnen werden, die allerdings erst im januar stattfinden soll. die republikaner befördern nur noch eine dystopische zukunftsvision, und kommen damit durch, verlieren keine anhänger, werden gewählt etc. fehlt es an geld oder an ideen, um den kahn noch zu wenden? bildung fördern, studienschulden erlassen, laber rhabarber, es wäre vielleicht einfacher, die politiker zu erziehen, anstatt die gesamte wählerschaft. ich frage mich, ob die lage schon immer so kurz vor hoffnungslos war, oder ob ich jetzt im alter bin, indem man die welt von zu weit oben betrachtet, also tendenzen sieht statt entscheidungen, strömungen statt unmoralischer menschen, und sich damit die hoffnung nimmt, noch etwas bewegen zu können.

die tiefe vorbeuge war eine meiner liebsten yogaübungen, beim ausatmen die nase aufs knie legen, die hände flach auf den boden, rücken und beine in angenehmer anspannung, danach hoch aufrichten mit den armen in richtung zimmerdecke. nach ein paar monaten pause bekomme ich nur die fingerspitzen noch auf den boden, und mein rücken signalisiert, er sei eigentlich nicht dafür geschaffen. mit training verbessert sich die beweglichkeit wieder, aber was passiert dabei? werden sehnen wirklich länger, also wachsen sie? werden sie dann wieder kürzer, wenn ich sie nicht fordere, oder verkürzen sich die muskeln beim nichtstun und müssen trainiert werden? googeln ergab die erstaunliche info, dass in den sehnen auch insulin produziert wird, und dass in ihnen eigentlich gar nichts mehr weiterwächst, wenn das kind mal groß ist. auch bei verletzungen entstehen kaum neue fasern, anders als bei knochen, die neue zellen bilden können, bilden sich bei verletzten sehnen nur vernarbungen, und die fasern, die nachwachsen, tun das in der falschen richtung, also quer zum dehnungsverlauf. es sind also die muskeln, die länger werden, wenn der mensch seine arglosen glieder in einen spagat zwingen will, was ich keinesfalls vorhabe, entweder werden dafür die muskelzellen elastischer oder sie werden mehr, um die entfernung zu ermöglichen. ich hatte in meiner anatomischen einfalt angenommen, muskeln könnten nur in eine richtung wachsen, im umfang, und nicht auch in die länge. wenn mir das jemand erklären kann, ich wäre erfreut!

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pomp, duck and circumstance

wie ich in meinem filmkonsum alle szenen mit gewalt meistens sofort überspringe, als könnte ich sie so aus der welt schaffen, und damit zufrieden bin, weil ich sie so zumindest aus meiner welt schaffen kann. wenn die szenen eingebunden sind in den plot, ist das nicht so, dann kann ich mich da durchblinzeln, also ist zumindest in meiner wahrnehmung begründete gewalt erträglich, als kann also eine begründbare eskalation meine empfindungsfähigkeit für einen moment betäuben. nein, eine begründete eskalation meinte ich, gewalt und ihre darstellung sind ja immer eine entscheidung des regisseurs. wenn sie im film nicht nur um ihrer selbst willen stattfindet, kann ich sie hinnehmen.

(diga di verzasca)

ob es das böse gibt? als eine eigenschaft, eine disposition, als die fähigkeit, entscheidungen nur aus einem einzigen grund zu fällen: dass sie einem nutzen, egal, wer dafür bezahlen muss. ich halte sie für eine nurture-sache, vielleicht gepaart mit dem mangel an empathie, oder an gewissen. ich verstehe es nicht. pompeo sagt öffentlich mit einem gewissen stolz, dass ihm jedes mittel recht ist, um sein ziel zu erreichen, und spottet damit über den kodex seiner uni, west point, als sei dieser eine zu überwindende naivität, etwas, dem eben kadetten folgen, das absolventen aber nicht mehr nötig haben. lügen, betrügen und stehlen, um andere länder zu beeinflussen, mit allen verfügbaren mitteln, also finanziellen, politischen und militärischen. er hat sein über-ich einfach auf die nächste meta-ebene gehoben, in dem der zweck jedes mittel rechtfertigt, moral ist etwas für anfänger, und das vergnügen, dass ihm sein gefühl der macht über leben und tod bereitet, ist sicher nicht nur ein eindruck. solche leute sind interessant, weil ihre käuflichkeit so offensichtlich ist, die macht um der macht willen (und wenn man dann den argumentationen folgt, mit denen andere länder beurteilt werden, landet man vermutlich wieder nur beim geld bzw. dem nutzen für die usa) und sie selber die so offensichtlich nicht einmal wahrnehmen. und wie die masstäbe für sein handeln austauschbar werden, immer mehr grenzen überschritten werden, als wäre die macht eine droge, deren preis eben bezahlt werden muss, egal wie hoch, solange worte genügen, um alles zu rechtfertigen. reden ohne aussagen kann er. solche leute sind glaub ich gefährliche spielbälle für ideologen, ich glaube nicht, dass er sich selber so sieht. er begreift sich sicher mehr als ein im macchiavellischen sinne politisch handelnder, zu t. zeiten hat er die usa verteidigt, jetzt verteidigt er die usa, die nur mit einer figur wie t. an der spitze möglich ist, er verteidigt sie einen tag nach dem anderen, immer neu, wie so ein junkie. seine selbstverliebtheit macht ihn vielleicht angreifbar, er wird in einer biden-regierung keinen platz finden, oder? tja, ich wünschte, ich hätte mehr ahnung von diesen verflechtungen zwischen psyche und politik, oder gehört das zur politologie? es fasziniert und stößt mich ab, in einer guilty-pleasure-art. als alter navy-cis-fan hoffe ich, dass er mit dem agieren (die lügnerei jetzt mal als politische handlung verstanden) gegen die verfassung der usa zu weit gegangen ist, dass irgend ein aufrechter ihn zu fall bringen wird, bevor der auf die idee kommt, das militär einzusetzen. aber wer weiß schon, was noch kommt.

prokrastinationsposting. sehr unausgegoren, wenn ihr literatur oder ideen habt zur politischen moral, gerne, aber meine angst vor der lage in den usa habe ich etwas bändigen können, immerhin, immerhin scheint es noch mehr plan als wahn.

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10. november 2020

netflix -filme, die außer dem setting nichts haben. ärztin gerät nach alaska, wo sie nicht hinwill, ich habe bisschen neugierde, wie das motiv umgesetzt wird, und finde nichts. keine figuren, keine handlung, keine spannung, gibt es cg-drehbücher? es ist wie hintergrundrauschen. nichtmal die schauspieler sehen echt aus. rätsel.

der amtierende präsident der usa ignoriert weiterhin, dass er die wahl verloren hat, sein staatsminister pompeo erklärt, mit so einem verschlagenen lächeln, es werde einen glatten übergang zur nächsten t.-amtszeit geben, kein hauch eines zweifels. wie kann das sein? ist das nicht schon ein bisschen staatsstreich? t. hat gestern seinen verteidigungsminister (m. esper, der sich bei seinem dienstherrn schon durch seinen widerstand gegen den einsatz des heeres gegen demonstranten unbeliebt gemacht hat) gefeuert und durch einen christopher miller ersetzt, und in den letzten tagen hat er schon die bereichsleiter für die lagerung von nuklearwaffen, für die strom- und gasversorgung und für die überseehilfe entlassen. ich hätte gedacht, dass der t. im krisenfall die medien mit anhängern besetzen will, oder vielleicht selber ein t.-tv aus dem boden stampft, und zweifle daran, dass t. auch nur die arbeitsfelder der entlassenen kohärent umschreiben kann. verteidigung, atomwaffen und energie, diese bereiche gehören auf jeden fall in die hände von fachleuten, ich hoffe, da führt keiner der üblichen verdächtigen (miller, bannon und solche figuren) was im schilde und sucht sich neue hebel, nachdem das mit der wahl nicht geklappt hat. oder der t. möchte auf seiner rückzugsinsel in der südsee immer genug waffen haben und mit frischen golfbällen versorgt werden.

ich lerne so schlecht, will viel lesen und eigentlich lieber alles behalten, aber es ist jeden tag bis auf ein kleines restchen wieder weg. wenn der fortschritt über kleinste restchen gehen muss, brauche ich mehr zeit, als ich habe. sieht so aus, als wäre ein seniorenstudium nix für mich. ich kann dann ja später sticken lernen.

hund emma hat ja in ihrer welpenzeit bei unseren spaziergängen mehr telefonnummern bekommen als ich. eine nummer gehörte einem kleinen mädchen, dass erst mit ihrer mutter, dann mit freundinnen 9 jahre lang mit emma spazieren gegangen ist. emma würde mich glaube ich sofort für das mädchen verlassen, alles an ihr ist ein glücksversprechen, sie erkennt ihre ankunft schon am klingeln (meistens sonntags am nachmittag) und ist dann nicht mehr zu halten, hüpft und juchzt herum wie ein flummi. emma war bei dem mädchen auch babysitter ein paar jahre lang, weil an einem abend beide eltern arbeiten mussten, und sie mit emma keine angst mehr hatte. jetzt hat dieses mädchen endlich einen eigenen kleinen hund bekommen, ich gebe tips und helfe aus der ferne und werde auch ein paar trainingsstunden mit dem hund machen, und darf dafür am onlineyoga teilnehmen, dass die mutter des mädchens anbietet. sie ist eine sehr gute yogalehrerin. einwandfrei runde sache.

das thema weihnachten ist aufgekommen, wären wir konsequent, dürfte es kein familienweihnachten mit meiner alten mutter geben. es ginge eventuell, wenn sich die kinder vorher eine zeit in quarantäne begeben würden, aber sie leben in wgs, die müssten dann auch alle in quarantäne. vielleicht bitte ich sie, anderthalb wochen vorher hier aufzulaufen und dann niemanden mehr zu sehen, oder nur mit strengen sicherheitsmaßnahmen? ein test wäre die einfachste lösung, aber den wird es nicht geben ohne grund. über ideen freue ich mich.

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mir fehlt die see

eine liebste freundin war mal wieder in berlin, aus heilbronn, wo sie seit ein paar jahren arbeitet, bis nächste saison, danach geht sie eventuell nach greifswald, also wieder ganz woandershin. sie ist eine reisende und muss den verträgen folgen, jedesmal ein neues abenteuer. ich habe versprochen, sie da öfter als nie zu besuchen, anders als in heilbronn, schon wegen der ostsee, die im italienischen mar baltico heißt, was noch ein bisschen mehr nach abenteuern, schiffsunglücken und wilden geschichten klingt. die ostsee ist fast halb so groß wie das mittelmeer – halt, das stimmt überhaupt nicht, merke ich grade, sie schien mir nur größer, weil ich sowenig von ihr kenne. vor den kindern, ich glaube nicht vorm mauerfall, war ich mal mit einem mann auf fehmarn, in einer neubauwohnung mit aussicht, nicht im sommer, jeder mit einem eigenen bild des anderen vor den augen, wir waren wahrscheinlich eigentlich zu viert dort. ich erinnere außer ein paar dingen noch einen langen, verlassenen strand, mit großen, runden steinen, von wasser und sand abgeschliffen, hin- und hergespült, ich fand den zweitschönsten stein meines lebens und habe ihn nicht mitgenommen, weil wir mit dem motorrad da waren. er sah aus wie ein herz, mit kammern, aorta und allem.

ein paar jahre lang hab ich mit den kindern auf rügen ferien gemacht, erinnere die ostsee als wenig aufdringlich und mit langen, flachen wellen und gezeiten, nicht so einladend wie das mittelmeer, es ist ja sowieso fast immer zu kalt zum schwimmen dort. die ostsee ist sogar ein stückchen tiefer als der lago maggiore, und ach, ich war seit jahren nicht am meer, obwohl es mich heil und ganz machen kann. ich hoffe, es wird was.

(ich habe wirklich noch einen schönsten stein gefunden, ein paar jahre danach, und mitgenommen, den hat ein kind, ich sag nicht, welches, mal mit hammer und meißel angeschlagen, stundenlang hörte ich aus dem nebenzimmer das feine pock-pock-pock, ohne nachzusehen. jetzt hat er eine delle und das kind die aufgabe, einen neuen perfekten stein zu finden, egal, wie lang das dauert.) (ja, ich weiß, der angeschlagene ist jetzt erst recht der schönste, aber die sehnsucht bleibt.)

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4. november 2020

grad der große per voicemessage: „ich weiß noch, wie wir letztes mal, das war ein freitag, morgens ab 5, 6 uhr vorm fernseher sassen, und es war genau wie heute, michigan und wisconsin waren auch wackelkanditaten, und ich musste dann zur schule und hatte englisch-doppelstunde, und da haben wir das dann weitergeguckt.“ – ich hatte den wochentag vergessen und weiß nur noch, dass es auch eng war. zumindest erzieherisch war der move damals richtig, die jungs sind die ganze zeit dabei, werfen zahlen und prozente in den chat, ich weiß allerdings nichts genaues über den anteil prokrastination dabei. ich frag natürlich auch nicht. stimmung um 18:00 bei mir unentschieden, aber optimistisch, schon weil es noch offen ist. der hund war beim tierarzt und bekommt etwas gegen blasenentzündung, man weiß aber nichts genaues.

was für ein tag. mein gefühl ist gut, biden wird es schaffen, ich würde wetten abschließen darüber, auch, weil es bisher mit den auszählungen wie erwartet verläuft, die briefwahl eher für die demokraten, die direktwahl eher trump. es zählt natürlich nicht, wenn der t. durch einen coup gewinnt, dann habe ich trotzdem gewonnen. dass die reps die auszählung der stimmen in pennsylvania nach der wahl stoppen wollen, obwohl sie die auszählung vor der wahl verhindern wollten (oder verhindert haben), geschenkt. es ist alles nicht mehr feierlich, ich werde mich anstrengen, mich nicht daran zu gewöhnen. ich hoffe, das land verkommt nicht weiter zur räuberpistole wie einige länder südamerikas in den 70-80er jahren, mit all den opfern, die sowas kostet.

vorhin hatte ich hier einen wetteinsatz stehen, der war aber eher ergebnis meiner abendlichen wiederaufregung mit dem wahlthema. ich werde keins meiner wiedergefundenen langweiligen schlimmen liebesgedichte aus den achtzigern hier veröffentlichen, egal, was passiert, keine sorge. sie können ihre aber gerne in die kommentare stellen, mir und den anderen lesern zur erbauung, denn nicht vergessen: love rules.

ach, das ist aus einem gedicht von ingeborg bachmann, „reklame“, das beschwört die sorglosigkeit als ein leeres versprechen, das wir brauchen, freilich etwas zynisch in diesem weltuntergangsszenario grade. lässt sich nur als foto hier reinstellen, mit den blöden wordpress- blöcken bekomme ich es anders nicht hin, die sind SO ein nerviges system, habe es jetzt eine halbe stunde versucht, vielleicht ist in der zwischenzeit schon die wahl gewonnen.

es stellt sich natürlich bei aller gerechtfertigter panik die frage, ob der klimawandel wirklich noch aufzuhalten ist, oder ob die industrie ganz unabhängig von den regierungen da nicht sowieso zu profitorientiert und desinteressiert für ist.

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3. november 2020

gestern abend hatte ich gerade meinen hund umgoogelt, weil sie besonders oft pullern muss gerade (sie hat um vier uhr nachts vergeblich um ausgang gebettelt und dann einen see in die küche gesetzt, armes mädchen. ein vorteil der wahl: heute nacht werde ich wach sein und kann sie runterbringen).

(grmbl-absatz:) … als dann über die repubblica der push-hinweis auf das attentat in wien hereinkam, hab auf twitter ein video der repubblica verlinkt, in dem man aus einem fenster auf einen platz guckt, während schüsse fallen. nach dem hinweis von frau novemberregen auf die bitte der wiener polizei, keine videos zu zeigen, den tweet gelöscht, weiter auf der seite der repubblica geblieben, die einen videofeed gezeigt hatte, von einem anbieter, den ich nicht kannte. hab ein paar minuten gebraucht, um seine unterirdischheit zu bemerken, sie haben dort nämlich ein kurzes video laufen lassen, in dem ein mensch erschossen wurde. habe hingesehen, das beim gucken vor mir entschuldigt mit dem bedürfnis, das geschehen zu verstehen, und habe das video, das wie gesagt auf der seite einer eigentlich rechtschaffenen zeitung lief, dann erst nach dem nächsten schnipsel abgeschaltet, nachdem nämlich ein reporter dort erklärt hat, er habe es „leider nicht geschafft“, „näher“ an einen der orte des attentats heranzukommen. dann gewechselt zum orf, der professionell und gut berichtet hat. werde mich bei der repubblica beschweren, weil sie mir das urteil über den boulevardscheiss überlassen hat, die repubblica ist eine der schnellsten zeitungen, die ich kenne, das ist manchmal nützlich, trotzdem darf das journalistische urteilsvermögen dadurch nicht vollkommen außer acht gelassen werden. wenn ich ungefilterte hinweise sehen will, schaue ich auf youtube nach, nicht auf einer redaktionell betreuten seite. einself. (/grmbl)

es sind 5 menschen erschossen worden, einer davon ein täter. wieviele es insgesamt waren, ist noch nicht klar, ob noch welche herumlaufen, ist auch nicht klar. sie wollten vor dem lockdown zuschlagen, heißt es. ein wiener hat aus dem fenster gerufen: „schleich di, du oaschloch“, mehr muss über den mörder nicht gesagt werden eigentlich. 4 unschuldige opfer, 5 katastrophal zu ende gegangene leben. testosteron und wahn und wut.

heute am schreibtisch, im selfcare-modus, blutzucker spinnt nach wie vor schlecht berechenbar. versuch, mit einem gut geplanten tag und nutellatoast der beängstigenden weltlage beizukommen. heute abend zoom-yoga im fast leeren zimmer vom g.-zwilling, darauf freue ich mich, auch wenn sich mein körper grad anfühlt, als sei er 10 jahre zu alt für 2020. danach die wahlfolge von west wing gucken.

um ortszeit 13 uhr öffnen die wahllokale in den usa, ich hoffe so sehr, dass ich mich ab mittwoch nicht mehr dauernd mit den bescheuerten usa herumärgern muss. die mediale dauerpräsenz von trump ist so, als wäre man gezwungen, dauernd die bild zu lesen. es macht einen krank und es beleidigt den verstand, die moral, die sinne, all das, was mich als person ausmacht, jeden tag neu. ich versuche also, dem phänomen mit verstand beizukommen, kann ursachen erkennen und verstehen, aber werde mit all dieser wahrnehmung dauernd volle fresse gegen die wand gefahren, weil ich nichts daran ändern kann, denn gegen gier, skrupellosigkeit und rassismus, und brutalität, und verantwortungslosigkeit in all ihren erscheinungsformen, hilft politik nur dann, wenn ihr system als demokratie handlungsfähig bleibt. darum machen die letzten berichte über den versuch, die auszählung der briefwahlergebnisse zb in pennsylvania illegal zu machen, mich so fertig, obwohl es eine kalte klare linie dorthin gibt. immerhin wurde der versuch vom supreme court verhindert, aber die wahl ist ja noch nicht rum. ach wären wir doch in einem james bond, wo die welt noch gerettet wird! aber bond ist ja auch schon tot.

außer denken und hektischem bloggen kann ich ja nichts tun, das ist zumindest aktiver als das reine fühlen. die usa haben ja seit vietnam immer wieder erbitterte proteste ausgelöst, es hat mich aber nie so fertig gemacht wie die trump-ära, das liegt sicher am klimawandel, der für immer und für alle stattfinden wird, aber auch an der empfundenen machtlosigkeit* angesichts der übermacht des „kapitals“, dieses schietegaltum, das weder auf die rechtslage noch auf die wahrheit rücksicht nehmen muss, wenn ich das mal so formulieren darf als unbedarfte ex-geisteswissenschaftlerin. das ist teil des problems, dass ich es als unbesiegbar und unabänderlich wahrnehme, der frühere kampf gegen, was weiß ich, den nato-beschluss, die atomwaffen, die atomenergie, den krieg im iran, das hat sogar spass gemacht, alles konflikte, wo man zwar auf der seite der verlierer stand, aber im vertrauen auf demokratische entscheidungsfindungen eben immer nur des zeitweiligen verlierers. angesichts des machtmissbrauchs der regierung in den usa fühle ich mich ähnlich hilf- und machtlos wie angesichts der vergangenheit, die ja nu wirklich unabänderlich ist, wo ich zwar verstehen und nachvollziehen will, aber eben nichts mehr tun kann, und das geschehene nur noch betrauern und verarbeiten muss. die wut passte oben nicht mehr in den satz, irgendwo nach machtmissbrauch und vor vergangenheit, die ist immerhin ein zeichen fürs jetzt. ach ja, ein weg in die selbstwirksamkeit wär toll, ums mal pädagogisch zu sagen. handlungsfähig werden.

*dieser gedanke wird ausgeführt in dem buch von donatella di cesare, von der politischen berufung der philosophie oder s.ä., das ich immer noch nur in auszügen gelesen habe. falls t. gewinnt, lese ich es ganz!

vielleicht ein beliebiges anderes land auswählen, mit dem ich mich befassen kann? ich fühle mich co-dependent. neuseeland, island?

omg, schon wieder so lang. sorry. ich plappere. es sind aufregende zeiten.

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2. november 20

ein schönes volles wochenende. noch eins mit großeinkauf, der g.-zwilling war wieder zu besuch, marktrunde mit dem d.-zwilling, um äpfel, eier und pasten zu kaufen. markt war voll, ein paar nasenmänner, sonst alle mit maske. lange hunderunde mit freundin, romanze gelesen, weil ich bei all den texten zu den usa, dem klimawandel und allgemein dem untergang des abendlandes etwas nur emotional packendes lesen musste, nichtmal serien gehen zur zeit, ich habe die neue folge discovery nicht zu ende gucken können, bin immer wieder raus zu den nachrichtenportalen. nicht gut, so bin ich gar nicht eigentlich. abends stew gekocht, den tisch im wohnzimmer gedeckt, dem ausgezogenen das familiengefühl mitgeben, als wäre es eine postkarte, es hat aber funktioniert, das system familie trägt. er sagt, es würde sich hier bei jedem besuch etwas anders anfühlen.

sonntags großes frühstück, lange schlange vorm bäcker um 10uhr. mein blutzucker ist die ganze zeit zu hoch, insulinbedarf um ein drittel oder mehr höher, das liegt auch bisschen an einer art fortbildung mit prüfungen, die ich grad absolviere, aber hauptsächlich an der weltlage. glaube ich, ich weiß es ja nicht, merke bloss die symptome, wer weiß, welche hormone da auch noch den üblichen ärger machen, vielleicht sind es ja auch noch die wechseljahre. ich bin aber bei tag 360, nach einem jahr ohne ist frau durch, heißt es, dann beginnen die heiteren jahre der postmenopause, bei der noch ein haufen schöner dinge verloren gehen können, u.a. die haare, die kreativität, die geschicklichkeit, die gelenke und die figur. bekomme jedenfalls fast keine guten postprandialen werte mehr hin, trotz allem, was ich weiß und kann. das erdet und lehrt demut. trotzdem gute laune.

nachmittags ist mir aufgefallen, dass die museen ab heut geschlossen sein werden und bin mit dem g.-zwilling noch mal in die gemäldegalerie. es war sehr voll, eigentlich ein gutes zeichen, dass die berliner nochmal kunst tanken, das mit dem abstand und den masken hat gut funktioniert. in der wandelhalle in der mitte der galerie findet eine eher finstere ausstellung statt, the last judgement scultpure von anthony caro, mit massiven strukturen aus holz, stein und metall, etwas bosch-artig, ohne das spielerische, humorvolle, lebensbejahende von bosch. sehr deprimierend, wirkte wie diese eingänge zur hölle in den indiana jones-filmen, wo pfeile, fallen und allerlei machenschaften den durchgang verhindern sollen.

ich wollte dem g. ein paar bilder zeigen, aber es war leider zu voll für einen ruhigen zugang. wollte mir ein meeruferbild von einem holländer ansehen, als trost für den dieses jahr ausgebliebenen blick aufs meer, habe es aber trotz mehrfachem herumsausen nicht finden können. jetzt hab ich es als bildschirmhintergrund, das funktioniert vielleicht auch. hatte freude an den bildern von üppigen gelagen und feierlichkeiten, überhaupt ansammlungen von menschen, daran dann doch gemerkt, dass mir was gefehlt hat in diesem jahr. das bild oben ist von einem joachim pantenier, „die ruhe auf der flucht nach ägypten“, von ca. 1520, mit seiner idyllischen landschaft hat es fast wehgetan, gibt es doch für die flüchtlinge von heute keinerlei hafen und keine ruhe mehr (es scheint verschiedene schreibweisen zu geben, im netz heißt es patinir, im museum patenier).

lustig die sprichwörter von brueghel, das bild ist mir vorher nie aufgefallen, habe fast keines erkannt. auf meinem kühlschrank hängt eine magnettafel mit einem verschwommenem foto und der aufschrift „leg dich lieber wieder hin“, den brueghel gab es als große postkarte im museumsshop, der wäre als fokussierhilfe und muntermacher vielleicht sinnvoll in den dunkeln morgenstunden, schade, zu spät.

ein unerwartetes geschenk war die ausstellung zum 300. geburtstag von piranesi, dessen römische veduten ich sehr liebe. habe nix davon mitbekommen, weil ich so fern der kunst war, was für ein glück, das noch erwischt zu haben, gemäldegalerie oder kupferstichkabinett zeigen ja alle paar jahre etwas von piranesi, diesmal ging es um wege und umwege seiner kreativität. auch hier wieder eine finstere folter-phantasie, mit einigen anderen kerker-bildern ein zentrales moment der austellung, zumindest haben sie eine ganze wand eingenommen. kann aber auch sein, dass mir das nur so auffällt mit meiner zzt. deutlich erhöhten grundunruhe.

heiliger bimbam! schon wieder soviel text. das liest doch keiner, aber zum kürzen hab ich jetzt natürlich wieder keine zeit. ich sehne mich auch nach meiner poetischen dichte und hoffe, ich finde sie wieder.

das noch: da hat doch 2014 ein begabter junger mensch aus kunstinteressierter familie einen ganzen haufen piranesi-zeichnungen identifizieren können? was für eine schöne geschichte.

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