same old, some new

ein kaffeenachmittag, bei dem sich alles abspielt, die ganze  vieljährige beziehungsgeschichte. kann man sie erzählen mit einem nachmittag? nein. die ganzen baustellen liegen nicht offen. die narben unterscheiden sich nicht mehr von den muskeln, die alles im lot halten. lächeln, bitte.

wenn innen- und aussenleben inzwischen zwei verschiedene länder sind mit verschiedenen sprachen, oder hast du gar kein innenleben? was du redest, hat kein herz, aber keine sorge, du merkst das gar nicht. verliere ich meins, wenn ich es nicht reden lasse? es wird dann halt zurechtgestutzt auf das kommunizierbare, in minimalen möglichen gesten.

(wie die intelligenz in den kinderaugen aufblitzt, wenn sie irgendwo dahinterkommen und sich darüber freuen, wie durchlässig sie noch sind, wie sauber und unzerbröselt die energiebahnen laufen, wenn nichts über neurotische umleitungen muss. wie sie kommen und sich ankuscheln und dabei versuchen, das ipad für ein paar spielchen zu klauen, ich sage dann „vergiss es“ und sie lachen und versuchen es ein paar minuten später nochmal, dann gibt es wieder fragen über autos der zukunft, fahrradfahren bei eis&schnee, vokabellernen in anderthalb minuten, während der dritte heimlich tv guckt, bis ich „ausmachen!“ rüberrufe. das innenleben kommt mal ans licht, mal nicht, es fluktuiert mit den themen, es wirkt nicht so, als ob angst oder not da eine rolle spielen würden.)

tisch leeren

den letzten irgendwie übersehenen stapel post aufgemacht und alle offenen strafzettel bezahlt, ich habe offensichtlich sogar punkte in flensburg, es hätte mich nachdenklich stimmen sollen, das der brief in einem gelben umschlag gekommen ist, plus einen jahresbeitrag einer rentenversicherung, den ich regelmässig erstmal ignoriere.

in deutschland reden alle immer über ihre altersvorsorge, haben mir die gastgeber der schönen silvesterparty erzählt, die eigentlich in schottland leben, und stimmt genau, gestern sassen wir beisammen und redeten auf eine hastige und undialogische weise über unsere altervorsorgen, es hat ein bisschen was vom kröten ausspucken, ein pflichtbeitrag zum jahresanfang. wobei summen nicht genannt oder nicht kommentiert werden. aber man streift im abzählen die frauen, die ganz viel oder eher wenig verdienen, beides unverdientermassen, die erste in der schweiz, die andere ich, aber wer will schon in die schweiz? die meisten frauen in meiner bekanntschaft haben natürlich männer, die mitzahlen und mitsichern. ich habe eine wohnung. in meiner wahrnehmung haben wir erst in den letzten beiden jahren mit diesen themen angefangen, nachdem die männer-kinder-wohnungs-marathone vom tisch waren. das nächste große ding am kneipentisch wird die gesundheit sein, wir werden in ein paar jahren mit gesenkten köpfen über unsere verdauung, die gelenke und die zähne palavern, auch dabei wird ja der leistungsaspekt immer relevanter.

eigentlich regnet es aber nur seit stunden in strömen und ich will nicht mit dem hund raus.

2012

jahresrückblick? ach nö. ein gemischtes jahr, ein ruhejahr, so fühlt es sich an, ein luftholen. bin dabei, mal wieder einen neuen weg zu finden, gerade habe ich lust, in die diabetesberatung zu gehen, größter vorteil: sinnvolle tätigkeit. bin dabei die nadel im heuhaufen. habe meinen frieden gemacht mit meiner langen berufsliste, das leben ist zu kurz für nur einen job, und kein frieden führt ja auch nicht weiter. dass keiner der berufe genug geld oder bestätigung gebracht hat: well, thats me.

das tollste sind wie eigentlich immer die kinder. es ist so ein glück, welche zu haben, muss ich ja weiter nix zu sagen, denke ich mal. leider darf ich nicht mehr viel von ihnen schreiben, schon gar nichts lustiges, weil sie das nämlich nicht mehr wollen – (ihr kleinkindbloggereltern: geniesst die zeit) – aber die jungs sind natürlich meine familie und mein lebensmittelpunkt. und emma, die mir füsse und herz wärmt und die doppelt soviele haare wie ein normaler collie hat, bei halber größe. und die kitchenaid.

sport war super, halte seit anderthalb jahren durch mit laufen und seit zweieinhalb mit yoga. körper wieder integriert. lotussitz ist trotzdem noch eher lala, aber ich fühl mich topfit und bin zuhause in mir.

literatur ja, doch, wieder mehr gelesen dieses jahr. stecke gerade in einem sehr skurrilen roman von william gass, der tunnel. kann ich meine schwäche für bombastische parallele weltsysteme ausleben. hatte das buch als signierte erstausgabe 2004 in new york gekauft und bin im englischen nicht in den fluss gekommen, jetzt hat nikolaus stingl das mammutwerk übersetzt.

warte übrigends immer noch auf eine übersetzung von „horcynus orca“ von stefano d’arrigo, moshe kahn sass daran, es sollte im amman-verlag erscheinen, den es ja nicht mehr gibt. die sprache des romans ist überwältigend, herrlich und dicht auf eine nicht mehr zeitgemässe = nicht ökonomische weise. ich bin neugierig darauf, ob das werk wiedererkennbar bleibt im deutschen, weil land, figuren, geschichte so unlösbar in der sprache verwoben sind im original.

männertechnisch war das jahr suboptimal, eine uncharmante geschichte am jahresanfang (ja. ich weiss. selber, selber schuld), merke grade, das ich gerne was total fieses über die männer schreiben möchte, aber es sind ja immer nur die doof, die ich mir ins bett hole, und davon nicht mal alle, das wäre also eine verallgemeinerung, die zu unwahr ist, um noch statthaft zu sein. sonst nur ein paar betrunkene küsse auf parties. es fehlt mir bis weit in die tiefe nicht, der lack ist trocken, der boden hält, wer tiefer bohrt, muss whisky schenken und zeit und eine schulter, ansonsten ist das thema partnersuche offiziell durch. vielleicht gelingt mir mal eine funktionale trennung sex/herz, damit wenigstens ein bisschen haut rumkommt – wobei ach, vielleicht einfach mal wieder hier rumsurfen.

eine absolut großartige USA-reise gemacht im juli, mit den jungs, die war alles wert. es ist einfach alles dabei gutgegangen, ich habe die vielen bilder noch vor der nase, muss bloss die augen zumachen. die weite, die großen augen der kinder, das immer-weiter-fahren können, die freundlichkeit der amis, das essen, die 45°-strassen und die brücke in san francisco, der highway 1, der riesige buckelwal, der vor unserem boot einen luftsprung gemacht hat, der geschmack von eiskaltem bud an einem lauwarmen swimmingpool nach einem tag mit +45°C in der wüste. die total verlassene route 66 mit meinem ältesten am steuer, der sonnenaufgang am grand canyon, der erste blick in diesen abgrund. die überwältigenden sequoias mit ihrer zimtrinde und ihrer größe, die livrierten kellner im california zephyr, der sonnenuntergang in den rockies, das kurze herumstolpern in chicago, unsere fahrt mit den öffis zum flughafen dort, der nächtliche anflug auf new york mit blick auf alles, neben einem orthodoxen juden mit schläfenlocken, der den jungs in kinderenglisch die freiheitstatue zeigte – diese reise liefert nachhaltige und wunderbare erinnerungen, eine toller als die andere.

habe freundschaften bissken schleifenlassen dieses jahr und mich zuwenig gemeldet bei meinen lieben, es ist zuwenig freiraum im kopf geblieben bei all dem existenzgewurschtel. wird wieder anders.

und jetzt montale mole, der mit „Opening the World“ eine sehr schöne sammlung herausgegeben hat – ich mag mich aber nicht entscheiden. vielleicht ein vers aus „Following the Thread“:

All the stories are made up. So am I;
so are you. In the end there is no end,

there is only the spider angel spinning out
the drifting threads of heaven.

ich wünsche allen lesern einen wunderbaren start ins neue jahr. feiert feste, küsst jemanden, egal wen, zündet ein paar knaller, brüllt laut yippieyeh, wenn die raketen hochgehen!

 

Unbenannt

in meiner stillen viertelstunde wildes gezappe durch die musik. nichts fittet, nichts kommt durch, alles bedeckt nur das notwendigste. keine große umarmung. eigentlich ist mir zumindest nach tango, irgendeiner kommunikationsform, die den körper einschliesst. bleibe ausgerechnet beim kölnkonzert hängen, das macht auf eine seltsam altmodische weise traurig, die ich dann erstmal nicht mehr weg kriege, muss lachen, weil ich herz voran ins sentimentale rutsche, mit einem affenzahn, die schnelligkeit von gedanken ist bisschen ennervierend. kurzurlaub an dem ort, den ich leid bin. dabei weiss ich immer noch nicht, was ich heute kochen soll und muss jetzt was blödes improvisieren. dann sport.

 

geschenke

geschenkekauf dieses jahr total stressfrei von zu hause. letzte woche ist mir aufgefallen, wann weihnachten ist, dann hab ich den kram bestellt, jetzt kommt nach und nach alles an.

einen faltbaren kicker für die jungs und ihre energie, den gab es letzte woche noch für ziemlich wenig, au weia.

diese sehr lustigen und entnervend ergebnisoffenen kugellabyrinthe.

einen bop it, weil der grosse langsam ins alter der albernen spiele kommt.

(ja, der gedanke gib plastik noch ne chance war teil des konzeptes. neues, buntes, glänzendes plastik, wie lange werden wir das noch so leicht bekommen? in ein paar jahrzehnten gibt es nur noch trübes recyceltes krümelplastik.)

dazu ein buch pro kind, kannte weder autoren noch titel vorher, amis mit reallife-geschichten für den großen und gregorzwilling. für david numbers von rachel ward, weil er sich relativ häufig mit dem thema tod-sterben beschäftigt hat, hauptfigur ist ein mädchen, dass den todestag aller anderen in deren augen sehen kann, das interessiert mich auch ein bisschen, zuletzt bei canetti so eine idee gelesen, hier wohl als macht- , bei canetti als ohnmachtsfantasie. mal sehen. sie lesen zum glück alles mal an, selten mit begeisterung, gregor hat zuletzt den herr der ringe mit feuer gelesen, elias liebt tschick, den david hab ich noch nicht richtig erwischt.

im app-alter gab es nur einen computerspielwunsch: tropico 3. mir wurde ja sogar „age of empires“ als strategiespiel verkauft, ich bin also leicht zu behumsen, aber das hier soll wirklich kein kriegsspiel sein. wobei, halt, grade den link gelesen, allmächtiger presidente werden? ist das jetzt nur undemokratisch oder wird gregorzwilling gleich zum diktator ausgebildet? oder doch ein italienischkurs? zu spät, ist schon eingepackt.

itunes-karten in höhe von 50€ standen auf 2 listen, sie kriegen also 15€, falls es die gibt. dazu noch ein paar teure sachen, bei denen das taschen- und omageld dazukommt, dieses jahr ist davidzwilling mit einem  fahrrad dran, er wollte „endlich mal ein neues und nicht immer nur das alte vom gregor“, fand ich fair – und ein paar notwendige, wie sportzubehör für elias, der jetzt beim baseball gelandet ist. wie immer deutlich über den durchschnittsausgaben von p.p. euro 230, oder ist das pro empfänger gemeint?

 

 

 

 

 

freies thema

ich kann die kinder nicht mehr richtig beeinflussen. die zwillinge halten ihre freien vorträge in dieser letzten schulwoche des jahres, sie haben sie in der schule vorbereitet, alles, ich musste nur die bilder ausdrucken, nein, sogar das können sie schon selber, ich durfte eigentlich nur die texte korrekturlesen und darauf achten, dass die nicht komplett aus wikipedia abkopiert waren. sie halten über themen aus der grossen sommerreise, gregor über sequoias, david über die freiheitsstatue, bei beiden sind die noten wichtig für die zeugnisse. und ich durfte fast nichts machen! gregor wollte keine meiner tollen ideen, mit denen er alter und grösse der mammuts hätte zeigen können, hat aber immerhin unseren kleinen sämling im blumentopf mitgenommen. david hat immer nur gesagt „nein mama, ich mach das selber“. jetzt paar sorgen darüber, dass die anderen eltern da massiver eingreifen durften und die kids mit grossen powerpoint-präsis ankommen, mit gut durchformulierten vorträgen.

meine erziehung zur selbständigkeit läuft dem schulsystem zuwider. wie es die lehrerin vom grossen damals bei einem elternabend zur notengebung schön geschildert hat: „naja, wenn die vorträge schöner gemacht sind, dann honoriere ich das natürlich, weil das ergebnis benotet wird“. die frage davor war, ob eine offensichtliche elternbeteiligung zu abzügen bei der benotung führt. drücken sie den jungs die daumen bitte.

pedo mellon a minno

wir mussten durch schnee stapfen, um dorthin zu kommen. es war außerdem die allergrößte leinwand, vor der ich je gesessen habe, von links nach rechts füllt sie das gesamte gesichtsfeld. der film lief nicht mit den gewohnten 24 bildern pro sekunde, sondern mit doppelt so vielen, das ganze auch noch in drei dimensionen, eine ordentliche dröhnung also. an einigen stellen ist mir schwindelig geworden, ein par mal hatte ich unwillkührlich die hand vor augen, wenn etwas geflogen kam, und aus den nachbarsitzen mit den jungs kam „ah“ und „oh“, außerdem mehrere hinweise, das jetzt gezeigte komme aber im buch gar nicht vor, so dass ich in der pause erklären musste, was „annalen“ bedeutet. es lohnt, für den hobbit ein kino zu suchen, das bei der technik mithalten kann, wir waren im ehemaligen imax am potsdamer platz. auf ledersesseln. mir hat der film gefallen, wenn auch die leichtfüßigkeit  der handlung etwas leidet, weil all diese megaeffekte so bombastisch sind, es ist ja eigentlich eine kleine geschichte von kleinen leuten, auch das nachvollziehbare in der figurenzeichnung (der unfreiwillige abenteurer) verschwindet etwas unter dem größenwahn des regisseurs. jackson beherrscht sein handwerk souverän, er will das in jeder minute neu zeigen und leidet bissken an horror vacui, aber die seele einer geschichte braucht ruhe und brüllt nicht donner und doria die ganze zeit, sie ensteht im kopf des zuschauers, wenn man sie lässt. die lotr-filme machen glücklich*, der hobbit überwältigt sein publikum eher, und das hat das buch nicht nötig. gefallen mit abstrichen.

ich mochte die längen am anfang, wenn man sich ein bisschen in landschaft und persönlichkeit suhlen soll, bin ja sehr für gemächliches leben, ich hab gelacht, den atem angehalten und fand einige der zwerge sogar recht attraktiv, das mag aber an meiner momentanen situation liegen.

und neuseeland ist traumhaft schön.

*dochdoch. vor den filmen habe ich meine zerfledderte italienische ausgabe alle paar jahre neu gelesen. der film wurde dem gerecht.

penisg’schichterln

im alten blog 400 offline-texte. weiss auch nicht, wie das passiert ist. löschen ginge nur einzeln, aber stört ja keinen, die paar mb auf einem server in A. bisschen egogewurschtel, den text unten hab ich klar einfach vergessen online zu setzen, jetzt ist es wohl zu spät bzw. das buch vergriffen? tja. welches buch? das weiss ich eben nimmer. es hört sich nach einem prima weihnachtsgeschenk für schwester und cousinen an, ich habs irgendwo, finde es nur leider nicht mehr, ist ja immer dunkel, wenn ich zeit zum suchen habe, weiß jemand den titel?

6. april 2011

neulich über ein buch von max goldt gelesen, dass ich weder kannte noch besass, voller goldt-gedichte, die wiederum voller hummeln und barsche sind und sogar mindestens einen penis enthalten, es gibt zu meiner freude sogar „Penisg’schichterln aus dem Hotel Mama“, obwohl ich mich zu meinem bedauern an die geschichte nicht erinnern kann, zumindest nicht in dieser form, und auch – nein.

jeder text hat außer der lyrik auch noch mindestens eine überraschende wendung, oder auch ein überraschendes fehlen einer wendung, was mehr ist, als man gemeinhin von einem gedicht erwarten darf, aber deswegen wollte ich das buch gar nicht unbedingt sofort. ich habe es natürlich schon, obwohl gedichte ja warten können und ich für den notfall immer welche zur hand habe, aber mit dem hinweis auf eine begrenzte und numerierte ausgabe kriegt man mich sofort.

die texte sind außergewöhnlich gesetzt, vom drucker martin z. schröder, alle unterschiedlich mit der hand, in alten und wohl auch fast ausgestorbenen schriftypen (die wurden „abgelegt“ nach dem buch, heißt das für immer?), jede seite anders, sie illustrieren die texte so, dass man das alberne manchmal erst nach einer weile bemerkt. das buch glitzert. echt, man rutscht unweigerlich ins adjektivische beim beschreiben. konkrete poesie, für erwachsene, ein bisschen zu dünn ist es leider, 8 blatt, 32 seiten, plus deckblatt und umschlag. das blog des druckers hab ich dann auch entdeckt, es gibt das büch direkt beim drucker noch zu kaufen für 28 euro, man muss nicht bei amazon 99 dafür ausgeben, kann man aber natürlich.

edit: „nackt in einem märchenschloß voll wirklich schlechter menschen“ heisst das schmale buch, ich habs im zimmer wiedergefunden und auch im netz, bei isa. es ist vergriffen, aber der nächste band ist noch zu haben. er heisst: „Sind wir denn nur in Cordbettwäsche etwas wert?

 

kekse, fieber, bbc

gestern statt keksen und wienerschnitzel beim hochfiebernden davidzwilling geblieben, während es draussen immer weiter schneite. mein profihasentum daran bemerkt, dass ich den kleinen heissen kopf auch allein mit den brüdern gelassen hätte (paracetamol), wenn die schon um vier mit dem vater und nicht erst um 20 uhr mit der s-bahn dazugekommen wären.

das kleine  appletv-ding ist total großartig, ich kann meine lieblingsserie von bbc statt auf dem kleinen ipad auf der großen glotze gucken, ruckelfrei und in annehmbarer qualität, ich kann von allen rechnern und handys musik dorthinstreamen, mit hdmi in den fernseher, mit optischem kabel in den verstärker, es hört sich besser an als über kopfhörer. nichts anzumachen, nichts einrichten. so einfach.

new tricks heisst die serie, in der ältere polizisten unaufgelöste mordfälle bearbeiten, ein durchgängies vergnügen. vier staffeln sind über die bbc-app online.

den hund mit winterlichem leuchthalsband ausgeführt, bei schnee nicht nötig, wie ich gemerkt habe. er hüpft und tobt und freudenspringt wie ein kleiner schwarzer plüschball durch den weissen background, jedesmal, das hündisch lückenhafte kurzzeitgedächtnis ist da sehr glückssteigernd.

10-15 cent?

wenn die 10 monatlichen freien nyt-artikel mal wieder durch sind und der monat noch nicht rum ist. genervt, wenn ich den vorteil von zeitungen im netz nicht geniessen darf, das selektive und internationale lesen einzelner artikel.

warum, also ich verstehe das wirklich nicht, das ist doch das naheliegendste, warum gibt es keine möglichkeit, die sahneartikel zu kaufen? die seite 3, oder die theaterkritiken? für angemessene cent-beträge, entweder über flattr oder über kreditkarte oder über weeßdennicke, gerne auch mit daten wie bei itunes. statt dem weiter lesen– link gibt es dann nach dem teaser ein bezahlkästchen, nach 2 sekunden kann ich lesen, wo ich zeit sparen kann. ich mag dafür keine 3 euro ausgeben.

so im lauf eines monats habe ich einen haufen zeitungen im browser, eigentlich alles was geht, keine ganzen kompletten zeitungskörper, ich picke mir mal hier und mal da einen artikel heraus, warum? weil ich es kann. meine netzlektüre folgt mal einem themenbaum, mal dem zufall, einer laune oder den links von anderen. ich möchte in meinem lesestil nicht mehr allzuweit hinter all diese wunderbaren möglichkeiten zurück, ich will nicht den ganzen spiegel kaufen im netz, er ist nicht gut zu lesen, ich kann nicht blättern, wenn alles, dann lieber das echte heft, eine zeitung ist kein album, das im ganzen mehr als die summe der einzelnen songs ist, wo es eine kurve, einen aufbau, einen zusammenhang gibt, eine zeitung ist kein kunstwerk, es ist handwerk, der zusammenhalt ist der veröffentlichungstag, und die ordnung der inhalte. wahrscheinlich gehen genau da die meinungen auseinander und es gibt so einen gedanken wie den aus der bücherwelt, wo die gut verkäuflichen das experimentelle und/oder literarische buch am leben erhalten? aber auch da muss nicht jeder käufer von verloren ein exemplar von liao yiwu mitkaufen. das dürfen zwei verschieden leute machen, und die müssen sich auch nicht kennen, im selben haus leben oder dieselbe kreditkarte benutzen.

ich hab wenig lust dazu, meine bedürfnisse den marktstrategen anzupassen, wenn ich damit auf die ganzen vorteile im netz verzichten muss. umgekehrt wird doch ein schuh draus. und all diese möglichkeiten gehen doch nicht mehr weg, man kann natürlich eine mauer davor setzen, dann bleiben halt die leser weg.

der corriere della sera hat eine originelle mauer, der hält bloss die facebook-leser draussen, ich hoffe, das ist stil und keine baustelle.

überhaupt hätte ich ja früher gerne so ein gemischtes abo gehabt, montags die sz wegen der nyt, dienstag öhm vergessen, wer da was hatte, mittwochs die faz wegen der wissenschaftsbeilage, donnerstags den tagesspiegel, weil der ist eh immer gleich langweilig, und so weiter. das haben doch taz und faz mit ihren wochenendausgaben mal gemacht, lief das nicht auch ganz gut? jetzt ist das selektive lesen möglich, aber ich darf nicht. auf dem rechner würde ich vielleicht einzelne autoren oder themen abonnieren – aber nicht drei komplette zeitungen, nichtmal, wenn es die nyt ist. das traurige gefühl, wenn ich ungelesene zeitungen wegwerfe, lauter artikelwaisen, immerhin das habe ich bei ungelesenen elektrojournalen nicht. kleine unaufgerufene dateien vereint euch! neenee.

hatte aus neugierde mal die faz als pdf, man kriegt dann aber reduktion und muss auf alles verzichen, was das lesen im netz erträglich macht, es ist schwer zu lesen mit maus oder touchpad, es scheinen auch dieselben texte zu sein wie auf faz.net, warum soll man dann in eine pdf kriechen? bestimmt eine übergangslösung, aber der abturnende affekt wird eine weile halten bei mir. die app der berliner zeitung ist angenehm, aber ich kaufe mir keine komplette zeitung im netz, wenn ich es nicht muss (reine rethorik, weil da hab ich ja ein echtes abo, dass ich leider mit dem ipad nicht ins ipad kriege, muss man anrufen mit dem telefon, ja, ich bin faul). die faz plant ein bezahlmodell, hab ich gelesen, mal sehn, bei allen alles oder nichts- modellen bin ich draussen natürlich, aber es geht ja nicht um mich, es geht ja um die zeitung, also der zeitung geht es um die zeitung und nicht um mich als leserin, ich wünsch ihnen da alles alles gute, aber mein budget ist begrenzt. ich liebe die nyt, aber ich kann auch sehr gut auf sie verzichten, bis der monat um ist und ich wieder lesen darf, bis dahin lese ich die washingtonpost und salon, und nochmal, ich würde wirklich gerne für die artikel bezahlen, ich liebe zeitungen sehr.

warum nutzen die verlage nicht alles, was das netz bietet? wahrscheinlich sind mir die wichtigsten juristischen und journalistischen argumente dagegen bloss nicht eingefallen. es muss ja gute gründe geben.

 

imago

gestern abend auf der bbc-app eine doku über die mappa mundi von hereford gesehen, die karte aus dem 13. jh, eine mittelalterliche kombination aus abbild, weltentwurf und mythisch-religiöser inszenierung von geschichte. kannte ich die karte schon? nein. ein passendes hä?-geschenk für die jungs gefunden, sie bekommen ein plakat und dürfen rätseln. gleich bereut, dass ich den großen doch nicht auf ein humanistisches gym geschickt habe, latein ist ja wirklich einfacher als französisch.

ich habe eine grosse schwäche für karten. für wertvolle habe ich keinen platz, aber alle reisen stehen hier noch im regal, und natürlich der falkplan „mit allen grenzübergängen“. mein vater hat unsere familie einmal bis zu mercator zurückverfolgt, 16 jh., aber ich habe die aufzeichnungen nie gefunden und halte die geschichte inzwischen für einen familiären mythos, es gibt auch nur einen geografen in der familie.

aber die alten, zerfledderten, mit bleistiftzeichen, bei denen ich noch die kühlerhaube darunter sehen kann, wo wir sie raufgelegt hatten beim x-ten verfahren in frankreich, die  spanienkarten zerrissen, weil ich sie im offenen käfercabrio liegen hatte, und mein gott, was habe ich mich gern verfahren in meinem leben. wenn jetzt das navi ausfällt, fluche ich laut und drücke drauf herum und bin auf unangenehme weise verloren, aber mit einer karte weiss man ja noch ungefähr, wo man grade langfährt, dann anhalten, karte auseinanderfalten, konzentrieren, suchen, mit durchatmen verbunden, während einen das navi-neu-laden erstmal wieder wegholt vom reisen.

 

advent

ich habe tatsächlich den adventskalender vollkommen vergessen. wir nehmen seit ewigkeiten denselben, sackleinen mit filzdeko, ich musste ihn also nur schnell aufhängen, während die kinder in ungewohnter freiwilligkeit mit hund nach draussen stürmen (schnee), notfallgummibärchen rein, zack: freude in kinderaugen. das war leicht. ich bin stolz darauf, dass ich den kalender so schnell gefunden habe, weil er normalerweise im laufe eines jahres von der obersten in die unterste kammerschicht transfundiert.

ich selber freue mich seit minuten darüber, dass ein junger mann auf der couch sitzt und mit nichtmalmehr annähernd treffender brummstimme die weihnachtslieder auf der cd mitsingt, die er selber hören wollte (letztes jahr war noch sopran möglich). der hund hat sich danebengesetzt und kann sich den ganzen oh tannenbaum lang nicht entscheiden, ob er das kind trösten oder ablenken soll, das kann ich an seinen ohren lesen, es sieht nur so aus, als würde er die rhythmisch hoch- und runterklappen.

 

schulwechsel

die zwillinge sind in der 6. grundschulklasse, beim diesmaligen lehrergespräch geht es hauptsächlich um die abläufe und bedingungen bei der wahl der weiterführenden schulen. bei den gesprächen mit den lehrerinnen der zwillinge gelernt, wie sich der schnitt errechnet, hauptfächer mal zwei, die anderen noten nur einfach, bis 2,2 unbedingte gymnasialempfehlung, bis 2,7 ermessensspielraum, „aber es ist schon eine grössere entscheidung, so einem schüler eine empfehlung zu geben“. beide lehrerinnen schreiben alle ausserschulischen aktivitäten mit auf die förderprognose, instrumente, sport („verein ist besser“), kirche und theater und what not, falls noch jemand grundschulkinder mit freizeit hat – füllt sie, denn man kann das nicht ganz aus dem blauen erfinden, die lehrer kennen ja die kids. es sind 3 zeilen dafür vorgesehen auf dem formular.*

gefreut über den davidzwillling, über den seine lehrerin lauter wunderbare dinge gesagt hat, er entwickelt sich, ist gut integriert, lernt eigenständig, lässt sich nicht ablenken, ist sozial und arbeitet mit, nur einser und zweier, als ich es ihm zuhause erzähle, fragt er erst ungläubig nach und strahlt dann sehr, und traut sich seitdem gelegentlich, seinen bruder zu verkloppen.

ich werde ihm erstmal nicht erzählen, dass er gegen hunde und katzen allergisch ist, wie heute erfahren, „häufig nicht gegen den eigenen hund“, sagt die arzthelferin am telefon, aber er soll den kontakt möglichst gering halten. well. nun gut, ich werde die weckprozedur morgens ändern (emma springt zu david ins bett und legt ihren kopf direkt neben seinen kopf) und sowieso, öfter mal neue herausforderungen! habe null lust auf google-exegesen, lieber eine schön bebilderte broschüre vom arzt mit do this und don’t do that.

zurück zum thema schule und berlin: mit dem englischen ist es an ihrer grundschule so, dass die englischlehrerin der zwillinge erst drei wochen und dann nochmal 4 wochen krank war, und es berlintypisch mit der krankheitsvertretung gar nicht geklappt hat. es gab keine. der unterricht ist einfach ausgefallen, weil sich dummerweise auch keine eltern fanden, die zeit und staatsexamen zur verfügung hatten. nach den ersten wochen kam die lehrerin eine woche wieder, lang genug, um eine arbeit schreiben zu lassen, bei der die noten sehr lala waren, dann verschwand sie aufs neue, um einen monat später wieder aufzutauchen, rechtzeitig für die klausuren. die noten in englisch werden auch zweifach gezählt, „unter vorbehalt“ wollen sie nicht dazuschreiben, ich hab gefragt, „schreiben sie doch dem senat, wir können da nichts machen“, heisst es.

das ist berlintypisch, glaube ich, menefreghismo auf jeder amtsebene. aber die verantwortung für den bildungsstand der kinder ist in D höher als in anderen ländern**, und man verliert jahre, bis man das bemerkt. sollte mit auf die infoblätter vom senat: vertrauen sie der schule ihrer kinder nicht. es liegt nicht an den lehrern, die bis auf zwei ausnahmen alle in ordnung waren, es liegt an der erschreckenden unsicherheit des systems über sich selber, glaube ich, und dass höchstes engagement für die bildung keine selbstverständlichkeit ist. vielleicht geht es in den köpfen der entscheider auch um standesdünkel? ein undurchlässiges system schützt ja auch diejenigen, die aufgrund des sozialstatus ihrer eltern eine gute bildung genossen haben, und macht scheint sehr schnell ins wertsystem der machthabenden hineinzusublimieren. ich habe inzwischen gelernt, dass die vielen pädagogischen gründe für schulreformen nur fassade sind und es meistens nur um eine anpassung an löcher in der haushaltskasse geht, dass also der pädagogische nutzen nur sekundär, der finanzielle dagegen hauptausschlaggebend für neue ideen ist, das sagt einem natürlich keiner, kein lehrer, kein schuldirektor, kein senator. mein großer, 8. klasse, hat in seinen schuljahren mehrere große reformen über sich ergehen lassen müssen, das jahrgangsübergreifende lernen fing in seiner ersten klasse an (soll jetzt wieder abgeschafft werden), oder die reduktion auf zwei schularten (haupt+ realschulen abgeschafft, ex-haupt- mit den ex-realschülern in sog. sekundarschulen) ohne änderung der abschlüsse (die wurden nur unbenannt, realschulabschluss heisst jetzt msa, beim hauptschulabschluss ist ihnen die lust ausgegangen, der heisst jetzt berufsbildungsreife) und natürlich ohne änderung der kinder, die genauso unterschiedlich gestrickt sind wie zuvor. es ist bestimmt nur ein zufall, das jedes modell weniger kostet als das vorherige, die klassen größer, der lernstoff mehr und die schulzeit immer kürzer wird. laut bildungsbericht tabelle b1 sind die berliner ausgaben von 2000 bis 2009 von 5,2 auf 5,0% des bip gesunken, da muss man schon sagen: viel schaden für son bisschen ersparnis. europaweit ist deutschland sowieso eine peinliche niete.

und wer musses ausbaden? ich! in berlin außer den schülern immerhin auch die eltern.

 

* und dass die versorgung der kids mit all diesen extras den familien leichterfällt, die die finanziellen und logistischen mittel (zeit! üben, bringen, kuchenbacken) dafür haben – na wie praktisch, noch ein easy zu habendes distinktionsmerkmal.

** heute irgendo was über eine studie darüber gelesen, aber wo? aber wo?