050825 #wmddgt

jetzt haben wir zufällig an einem 5. was unternommen, da bietet sich das doch an.

zu früh für ferien wachgeworden, mir und dem großen einen kaffee gebracht, fenster aufgerissen und die noch kühle frische luft hereingelassen – es gab dieses jahr noch keine dieser üblichen schwülen 35°c-tage hier, es ist tagsüber um die 28°, abends kühlt es auf 23° oder so ab, perfekt.

dienstags ist eigentlich markt in der stadt, aber ich hatte am tag zuvor eingekauft, wir konnten uns das frühe aufstehen wg parkplatznot sparen. gut gefrühstückt, ich mit mitgebrachtem müsli, der große mit salat, caprese und obst, alles klar von ihm selbst gemacht.

nach dem frühstück internet gelesen, unter vermeidung von nachrichten, da bin ich im urlaub im verdrängungsmodus.

nachmittags ist der große zu fuss zum strand gelaufen, ich bin erstmal noch in die stadt für einen einkauf, danach auch an den strand, dort jemanden verabschiedet, die zurück nach hause muss, außerdem mein seit paar jahren vergessenes schlauchboot identifiziert, also der große hat es in einem großen beutel in der umkleide, unter all denn minisurfbrettchen, flossen, einzelnen rudern uä entdeckt, mit nach oben genommen, es ist fast zu schwer zum alleine tragen. es passen 5 oder 6 leute rein, ich war in den letzten jahren halt immer allein hier.

dann schon um kurz vor 5 hoch, wir wollen nach locarno rüberfahren. der große kocht sich noch schnell was, ich räume bisschen herum, um halb sechs fahren wir los, nur bisschen später als vorgenommen. es sind um die 60km am see entlang, mir fällt der sehr dichte verkehr auf, vielleicht berufsverkehr? die kombi arbeit in der schweiz/ wohnen in italien ist recht beliebt. endlich die grenze, wie meistens komplett verlassen, ich fahre langsam durch. dann gibt es noch 12km autobahn, nach der ausfahrt in die stadt sofort auf parkplatzsuche, bin generell eher frei von orientierungssinn und bei der weit verbreiteten verkehrsführung mit unmengen von einbahnstrassen, kreisverkehren und fussgängerzonen schnell überfordert, trotz navi („kehren sie in 5m um“; „BITTE WENDEN“, etc.) bin kurz gestresst, dann einen der gesuchten parkplätze gefunden, die ab 19 uhr nix mehr kosten, kurz mit zwei jungen frauen geschnackt, die eine hatte eine feine kette über dem nasenrücken, zwischen zwei kleinen ringen an den nasenlöchern, das hab ich noch nie gesehen, nicht mal in berlin. danach gemütlich am see lang zur piazza grande gelaufen.

reihen von gelben plastikstühlen, hinten mit aufdruck "locarno film festival"

der platz ist noch relativ leer, sehr viele gelbe und schwarze plastikstühle sind dort aufgereiht, bis zu 8000, lese ich, aber das scheint mir doch etwas übertrieben. die leinwand ist wirklich riesig, die projektoren sind so groß wie ein container, schick in schwarz am ende des platzes, da reiche ich noch fotos nach. wir kommen von der leinwandseite des platzes um ca halb 8, es gibt eine taschenkontrolle, bei der ich mein mückenspray nicht deklariere, es hat nämlich ein „vorsicht brand“-zeichen an der seite und dürfte eigentlich nicht mit rein.

schwarzes sitzpolster mit aufdruck, ein leopardenkopf und aufschrift "prix du public UBS"

wir bekommen so sitzpolster mit werbung für teilnahme am publikumspreis („die größte jury der welt“ sagen entweder festivalsleitung oder einer der ubs-sponsoren später) und ziehen dann nacheinander noch einmal los, um kaffee und einen kleinen imbiss zu besorgen. es gibt viel zu gucken, der platz füllt sich rasch, mit dem großen versuchen wir die altersmischung zu schätzen, er meint „eher alt“, ich meine „eher jung“. schön angezogene, lächelnde menschen überall jedenfalls. wir hören, wie bei ein paar stühlen die lehnen abbrechen mit lautem knacks, da hat sich wohl jemand zu beherzt angelehnt.

dann gehen die lichter aus, der himmel ist noch nicht ganz dunkel, aber leinwand und film sind sehr gut sichtbar. nach den ersten szenen enttäuschung, die untertitel sind auf italienisch, sooo international sind die dann doch nicht, denke ich. sage dem großen, dass wir jederzeit gehen können, wenn ihn das nicht verstehen nervt, aber der film last dance ist auch so gut und nachvollziehbar verständlich, wir bleiben bis zum schluss.

filmleinwand an der liazza grande in locarno, vor dem film wird das publikum gezeigt

achtung, es folgen spoiler:

germain ist 75 und lebt in glücklicher ehe mit seiner frau lisa, die begeistert bei einem tanzprojekt von la ribot mitmacht, ihm filmchen schickt, viel erzählt. dann stirbt sie, germain wird von seiner familie und nachbarn aufgefangen, bekocht, begleitet, jeder übernimmt eine der rollen, die alle auf einem großen kalender in seiner wohnung farblich markiert werden. ihm ist es etwas zuviel, die vielen speisen bekommt die katze, bald mehrere katzen, weil es sich herumgesprochen hat.

das paar hat sich versprochen, für den anderen dinge zu ende zu bringen, falls eine/r früher gehen muss, er besucht also eine probe von la ribot und fragt, ob er mitmachen darf, findet sich so eher ausversehen in einer mehrmonatigen und sehr intensiven täglichen probezeit wieder, wo er langsam vom „pinguintanz“ (der große) in eine gewisse ausdrucksfähigkeit hineinfindet. er erzählt keinem davon, es gibt einige lustige missverständnisse deswegen, weil er nie zu hause ist und sich alle sorgen machen. der film endet mit der aufführung, die familie im publikum, die aufführung ist uns ein bisschen zu einfach gelöst, andrerseits sieht man die lücke, die seine frau gerissen hat, das passt dann wieder. schöner leichtfüßiger film.

heute beim googeln erst gemerkt, dass ribot eine bekannte choreografin ist, sie hat 2020 einen goldenen löwen für ihr lebenswerk erhalten, und diese art arbeit mit biographischen elementen, dem körper wie er eben ist, mit professionellen und amateurstänzer/innen gleichzeitig auf der bühne, das passt zu ihren konzepten.

wir reden über die raubtiere bei festivals, bär und löwe waren halt vergeben, sind aber auch naheliegender, wie auch die palme für cannes. mal nachforschen, welche bedeutung ein leopard für stadt und gegend (tessin) hat, vielleicht nur die pelze der damen im nahen ascona um die jahrhundertwende? das festival gibt es seit den vierzigern, ich weiß nicht, ob es immer den leopard für den besten film gab.

es ist den ganzen abend schön warm, wir bleiben im t-shirt.

dann durch die stadt zum auto spaziert, um kurz vor mitternacht losgefahren. unterwegs noch fast kein benzin mehr, hat mich gewundert, an einer minitanke mit selbstbedienung noch den tank gefüllt. strasse jetzt fast leer, die dörfer und städte noch voller menschen, es ist august, da arbeitet niemand in italien. um eins ca zu hause.

beim austeigen ohrenbetäubendes grillenzirpen.

#wmdedgt steht für: was machst du eigentlich den ganzen tag?

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2. august 2025

heute bei kräftigem regen gefrühstückt, dann war wieder sonne und wir sind zur fähre gefahren, der große brauchte eine badehose, die es auf dem markt an der anderen seeseite geben würde. in saisonzeiten fährt alle 15minuten eine fähre, 13,60 für beide hin und zurück, drüben durch den ultravollen markt gelaufen, badehose gefunden, dann noch die suchtmässig leckeren zitronen-ricotta-tortellis geholt, 12 große stück für 16 euro, schwamm drüber, mit olivenöl (oder butter?) und frischem parmesan sind die eine sünde wert. viele deutsche extrem unelegante touris unterwegs, zu enge t-shirts, bauchteile frei, rote hälse und köpfe, ich weiß nicht, warum mir das so auffällt dieses jahr, es sollte mich nicht kümmern eigentlich. mein sohn trägt ein gestreiftes baumwollhemd und bermudas und sieht blendend aus, tjé.

ich hätte hunderte handtaschen wählen können, aber es war dann einfach zuviel auswahl, sehr lustig die gefakten birkinbags aus leoparden-kunstfell, hätt ich vielleicht mitnehmen sollen, aber die kosten meist auch über 200€, und sind nur im vergleich spottbillig*. (ich rechne dies jahr mehr, weil mir der in den letzten monaten zuviel gezahlte lohn {im öd ist man bei versetzung immer erstmal auf vollzeit und muss die teilzeit neu beantragen, das hatte ich übersehen, habe aber weiter teilzeit gearbeitet} auf einmal abgezogen wurde, ausgerechnet in den sommerferien.

mit den hörgeräten höre ich das haus knacken und weiß nicht, ob das früher auch schon so war.

mittags bekocht worden vom großen, andere tortelli aus dem kühlschrank mit einem extrem leckeren und frischen tomaten-gemüse-sugo, zum reinsetzen, dabei wollte ich eigentlich nur ein oder zwei probieren. am eher späten nachmittag dann noch zum see für eine runde schwimmen, lesen, plaudern mit den anderen, danach aperitiv, diesmal am see, auch hier teurer geworden, aber der blick ist natürlich unbezahlbar. abends bruschetta mit dem rest sugo, sehr lecker, und ein bierchen, lese am handy gründe für intensives weiteres daumendrücken nach, es ist ein elend alles, aber es wird alles besser werden, unbedingt, ausrufezeichen.

erholung setzt ein, es ist ein riesiger unterschied, nicht mehr restlos erschöpft zu sein bei urlaubsbeginn.

*nachgesehen: es sollte eine kelly und keine birkin gefaked werden, und die gab/gibt es sogar wirklich.

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31. juli 2025

erster tag see und strand, mit alten freunden und bekannten. wir merken, dass wir langsam die alten sind, die immer am strand sitzen und lesen, im schatten der großen birke. sonne mit wolken, es ist fast frisch gelegentlich, mit sonne aber wie immer, das wasser klar und kühl. abends aperitiv, diesmal oben an der strasse statt unten am see, weil es unten sehr voll ist und oben leckere häppchen dazu gereicht werden. danach hoch zum essen und abwarten, wann die sonne nicht mehr spürbar ist auf der haut. nivea.

tisch mit aperol und ein paar kleinigkeiten zum essen

gemerkt, dass ich endlich mal zum filmfestival nach locarno kann und es nicht wie sonst immer verpasse. es gibt für alles noch tickets, möchte gerne einen der filme auf der piazza grande sehen (slowtiger hat recht, den anblick sollte man mitnehmen), bisschen sorge, weil ich ja nach filmende noch anderthalb stunden um den see zurück fahren muss, aber wann, wenn nicht jetzt. tagsüber eine reihe kurzfilme, darunter bleifrei 95, dann sehnsucht in sangerhausen, abends happy worker, mit colm meaney, den ich als trekkie natürlich immer gern sehe, danach kommt auf der piazza grande noch ein mich null interessierender film über einen milliardär und seine tochter, den schaue ich just for the feeling sozusagen. der spannendere film läuft am abend davor, aber der kommt bestimmt auch mal nach berlin. oder lieber last dance? dafür ein gratis-ticket gebucht. 4+ -filme an einem tag, dafür habe ich jahrelang beim streaming geübt.

meine kamera in berlin gelassen, die alljährlichen aufnahmen vom rosanen monte rosa mit dem handy versucht, aber das klappt dann doch eher nicht.

blick auf den monte rosa im morgenlicht, etwas unscharf
monte rosa unscharf im morgenlicht

versucht, den großen herzulocken. eine zugfahrt würde 10 stunden dauern und hin und zurück über 330€ kosten (via trainline), flüge von köln/bonn nach malpensa hingegen nur 120€ hin und zurück. so wird das nix mit der energiewende.

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nach hause

angekommen, bei fast allen gemeldet, sehr entspanntes zuhausegefühl. heute bei nils minkmar (über draussen nur kännchen) eine beschreibung gefunden, in der ich mich wiederfinde, die ferien in italien sind bei mir jedes jahr eine „rückkehr ins eigentliche leben“. ich merke so eine tiefenentspannung, weil die anpassung an berlin wegfällt, an die stadt, ans komplexe allerlei des alltags. gut, vielleicht ist das einfach „ferien“ und nicht italien, wobei ich das miteinander hier als viel angenehmer und frei von diesem andauerndem subliminalen vergleichen wahrnehme. die leute droppen eher küsschen als namen. niemand fragt, was du denn so machst im leben*, wobei das hier natürlich alle schon wissen, vielleicht ist das auch meine gute bubble am see, und nicht die italienische allgemeinheit, für solche aussagen bin ich eigentlich viel zuwenig hier. und kriege nichtmal mehr eine zeitung! es gibt kaum noch welche zu kaufen, ich habe die repubblica im online-abo, mag aber den spaziergang in die bar am see, mit cappuccio und brioche und zeitung.

*ich hab, wobei das klar nur mein problem ist, ein paar jahre gebraucht, um in deutschland ohne scham über meinen nicht akademischen job reden zu können. neuerdings erzähle ich mit begeisterung und rede eher ein bisschen zu lang, wenn mich jemand fragt, eine wirklich erfreuliche veränderung. in italien hatte ich nie solche gefühle, hier sind jobs und selbstwert nicht so eng ineinander verflochten vielleicht. oder ich bins nur.

ich brauche immer 2,3 tage, bis mein italienisch sich wieder genauso anfühlt wie mein deutsch. ich rede mit leichtem mailänder akzent, den ich allerdings nicht wahrnehmen kann.

noch nicht am strand gewesen, in berlin auch keine neue bademode mehr gekauft, gestern dann bei lektüre eines gesprächs zwischen frau gedankenträger und herrn ix das überraschende gefühl bekommen, zuwenig zu wiegen, weil man mit einem bmi von 27 wohl die beste lebenserwartung hat (auf mastodon), jetzt wieder entspannt mit meinen röllchen.

halt: beim suchen im netz zum thema allerdings einen 9 jahre alten artikel aus dem ärzteblatt gefunden, der zu einem anderen ergebnis kommt: bmi ≥ normalgewicht ist mit höherem sterberisiko verbunden, für männer mehr als für frauen, in einem ärzteblatt-text von 2018 (mit anmeldung, und unangenehmem foto) wird das noch einmal bestätigt.

bei allem der hinweis, dass statistik nur statistik ist, und die lebenswege immer das ergebnis einer vielzahl von bedingungen, geschichten, ereignissen und beziehungen sind, und genen, in krankheit und gesundheit.

schade, hatte mich schon auf mehr pasta und mehr von dem großartigen italienischen käse, vor allem, gefreut, die ich kaum noch esse, weil ich schon immer mit leider extrem wenig kalorien auskomme.

immerhin schleppe ich meine dicken bücher herum, zwei ziegelsteine mitgenommen, den murakami, auf den ich mich richtig freue, und den vuong, den ich als herausforderung empfinde, vor allem wegen des schriftbildes allerdings. die bücher sind so groß, eigentlich brauche ich eine neue handtasche dafür, ausrufezeichen!

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kw 30 2025

upsi, ich wollte doch mehr bloggen. zuviel los, dann ist der tag rum und ich schlafe, dann sind die dinge wieder weg, dann kommt der nächste tag. frage mich, wie die anderen (mek, buddenbohm, kaltmamsell) das hinkriegen neben dem alltag, vermutlich brauchen sie weniger schlaf oder haben mehr disziplin.

heute ist die schwester meiner mutter ebenfalls 90 geworden, sie liegt leider im krankenhaus mit einer art schwächeanfall. meine cousine ist bei ihr, fast die ganze familie checkt ein, fragt, grüßt, 3 generationen, wir sind ein bunter und lauter haufen. sie lebt noch alleine, in stade, der geburtstadt meiner mutter, kennt dort alle und jeden, ist tief verwurzelt in der stadt. ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen wird mit ihr, sie hat zwar hilfe, lässt aber wie ein käptn auf hoher see niemanden an die segel, der nicht alles genau so macht, wie sie es will. sie ist eher resolut vom typ her. drücken sie bitte die daumen.

gestern noch ein geburtstagsgeschenk eingelöst, mit 2 freundinnen ins freiluftkino, ich dachte, wir gucken diesen bob-dylan-film. dann kam eine sehr explizite werbung, junge tänzerin oben ohne und unten fast ohne, tische, männer, ein striplokal, aber es war dann keine werbung, sondern der hauptfilm, in dem eine prostituierte einem reichen berufssohn begegnet, er sie für eine woche kauft, spontan in vegas heiratet, sie sich an den obszönen reichtum gewöhnt, bis der vater des jungen mannes seine gehilfen schickt, um die sache zu beenden, was ihnen natürlich gelingt. ich kannte keine der schauspielerInnen, sie waren alle sehr gut, besonders das gesicht von mikey madison ist als lolita perfekt, eine schöne, glatte maske, fast zu glatt für mimik, bis auf die augen. mochte das nebeneinander des verwöhnten jungen, der immer alles bekommen hat und den sehr klar sehenden zynismus der frau, und wie sich beide dann in kleinen momenten erkennen im biblischen sinne, herz zu herz, beide gleich verloren und verlassen, der freiraum für die absurde hoffnung, dass es doch eine liebe werden könnte, und nicht nur ein kurze berührung in einem geschäft. und wie sie dann beide in ihre rollen zurückkippen, sie hoffnungslos und traurig, er bedröhnt und abwesend, den preis zahlt sie, weil ihr leben danach wieder im club stattfindet, und seins im jet. die clichees kullern da nur so, pretty woman blablubb, sry! ich war halt vollkommen hinterm berg dies jahr, was filme angeht, dabei war anora der gewinnerfilm der oscars. guter film, aber zuviel sex. männer sehen das bestimmt anders. (merke, ich komme mit mehr feminismus aus dem film raus, als ich reingegangen bin)

bin mit frisch überwundener blasenentzündung in decken eingerollt, es ist wolkig, aber bleibt ganz knapp über 20°, sehr feiner abend, die freundinnen nehmen mich seit jahren regelmässig mit ins freiluftkino, es gibt einen tisch, erdnüsse und ein bierchen dazu, mit viel luft und himmel drumherum. nachher radelt man durch den dunklen park wieder nach hause.

heute dann vorfreude auf den urlaub, morgen gehts los. beim packen die versuchung, gitarre, ukulele, das klavier und zeichenzeug mitzunehmen, weil ich ja eventuell in der freien zeit mal wieder etc. beim zeichnen habe ich eine reelle chance, mein job gibt mir gelegenheit dazu, das mit kindern zu machen, hätte fast noch ein lehrbuch gekauft, hoffe, das internet hilft da weiter. ich kann die erste ebene halbwegs, den reproduktiven teil, ein wiedererkennbares tier aufs papier bringen, habe aber keine ahnung, wie ich von da in eine kreative, interessante darstellung kommen kann, oder wie so ein weg vermittelbar ist.

habe nur ein bisschen respekt vor der langen horrorfahrt über deutsche autobahnen, mit all den geisteskranken rasern. die geschwindigkeit ist so ein typisch phantasieloser männerfetisch, passt gut ins land (und ja, am see brauchte ich ein auto, es gibt keinen nahverkehr.)

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kw 29, 2025

es ist mir zu kalt inzwischen, dauernd komme ich durchgeregnet zuhause an, trotz regenklamotten, diese bindfäden kommen überall rein. berlin ist ja eigentlich nur im sommer richtig schön, und wenn der nicht stattfindet, bleiben nicht so viele gute gründe. ich sach ja nur.

die geburtstagssträuße alle noch stehen gelassen und ihnen beim verwelken zugesehen, die lilien öffnen sich immer weiter, nehmen raum ein, bleiben dabei aufrecht, ich wünschte, ich könnte das malen und nicht nur fotografieren, muss an einen onkel denken, der jedes wochenende zum malen ins fränkische umland gefahren ist (die fränkische schweiz), aquarelle, jeder in der familie hatte ein paar davon in der wohnung hängen, zumindest in den ersten 10 jahren nach seinem tod, es waren dezente, angedeutete landschaften, aufs wesentliche reduziert. am see hängen noch seepanoramen, die er gemalt hat.

generelle genervtheit über die kapitalisierung von restlos jedem medizinischen bedarf. meine insulinpumpe hat den riesigen nachteil, dass die dafür angebotenen katheder überhaupt nix taugen, auch lange kaum lieferbar waren, ich also die anderer hersteller nutze, die natürlich nicht richtig passen, weil die verbindungen zwischen pumpen und kathedern meistens über einen proprietären anschluss laufen. katheder von medtronic passen nur auf pumpen von medtronic usw., die pumpen von medtronic lassen sich aber nicht durch meine loop-app steuern, sondern nur durch ein vom hersteller angebotenes system. die auswahl der katheder ist oft von unverträglichkeiten oder körperstrukturen abhängig, also werden adapter für die verbindung der systeme selber gedruckt, von uns, aber da sind die materialien nicht immer richtig, kommen manchmal in kontakt mit dem insulin, und das will ich dann auch nicht unbedingt. es ist ein bisschen wie früher, als jedes handy seine eigene ladebuchse hatte, an die nix anderes passte, der weg zum usb-c-eingang für alle war weit, und da gab es nur 4 varianten oder so, bei den insulinpumpen sind es fast 10 hersteller, weltweit verteilt.

auf bluesky einen langen thread über die reacher-filme gelesen, mit denen ich leider nichts anfangen kann, weil sie so sehr auf körperlichkeit hin ausgelegt sind, nur prügeleien, der schauspieler ein riesiger, cartoonesker muskelmann, er nimmt drogen für den film, hat er erzählt. auf die bücher von lee child hab ich mich jedes jahr gefreut, sommerlektüre, auch weil die art mann, die reacher darstellt, in den büchern eine bischen diskretere version von körperlicher überlegenheit hat, zumindest bleibt sie im text und drängt nicht ins bild, es gab platz für dialoge, beziehung, für die umgebung als archetypisch untiefe amerikanische provinz, nicht die reine unfassbar langweilige männliche überlegenheit durch muskelmasse, ein endpunkt für narration, plotentwicklung, spannungsaufbau, alles, er haut druff und das problem ist aus dem bild. inzwischen schreibt wohl lee childs bruder die bücher weiter, habe tatsächlich 16 bände reacher auf dem kindle. es spricht natürlich für die bücher, wenn sie so unterschiedlich gelesen, nein: so derbe reduziert werden können, das weite feld, finde es trotzdem traurig, wie wenig von meiner faszination es in die verfilmung geschafft hat. es ist ein reiner uncharmanter männerfilm geworden, der so nebenbei mittransportierte bias dabei, die vermutlich männliche angst/bequemlichkeit: nur ein superheld kann gerechtigkeit walten lassen, alle anderen sind irgendwie entschuldigt, das stört mich in den büchern nicht, da ist es teil der suspension of disbelief, es ist halt ein james bond, eine modesty blaise, ein poirot. und die kraft der hauptfigur bleibt mittel und verselbständigt sich nicht zum zweck. wobei, ich sollte mal wieder reinlesen, vielleicht erinner ich das falsch.

wobei ich dazu sagen sollte, dass ich bei gewalt immer sofort vorspule und also verhältnismässig wenig gesehen habe von der serie.

darauf ein paar lilien:

rosafarbene große lilienblüte
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musik und parties

eine freundin fragte an, ob ich eventuell in die philarmonie wolle, sie hätte da eine steuerkarte übrig. immer, natürlich, wer will das nicht? es war auch noch ein wirklich sehr guter platz in der ersten reihe von block b, der saal voll, etwas über ein drittel weißhaarige menschen, die anderen von ca. 12 jahren an aufwärts. seit langem mal wieder ein abend, bei dem ich so gut wie nichts vorher kannte, oder zwar schon mal gehört habe, aber ohne eine beziehung zur musik aufzubauen. liszt und strauss, thielemann und erin morley, eine sensationell gute sopranistin aus den usa. beim zuhören kann ich es kann glauben, dass jemand (strauss) so eine melodieführung schreiben kann für eine stimme, es scheint eine sehr wilde reise, doch sie bleibt souverän, gutgelaunt, charmant in einem wunderschön schwingenden plisseekleid in bianchigrün. die orchesterlieder sind es, thielemann erzählt, dass er ein bisher unbekanntes lied gefunden habe, für piano, und daraus ein orchesterstück geschrieben hat, unfassbar eigentlich. das lied war fein und voller schönheit, ganz leicht und elegant, nicht so voller sensationeller effekte wie die anderen lieder.

mit ubahn zurück, wie immer mit pendelverkehr, ich weiß auch nicht, was grad in berlin los ist.

so, das war am 6. juli, schon wieder über eine woche her. im klassikblog, das ich oben verlinkt habe, sind seitdem schon wieder drei komplette seiten gefüllt, ich habe mir zum 60. mal wieder das weiterbloggen vorgenommen, egal wie, egal was, nicht mehr warten, bis die ganzen angefangenen texte mit ideen, sätzen, abschweifungen angereichert werden. überhaupt: nicht auf ideen warten, einfach losschreiben, wie früher. ich tue das nicht mehr, weil mein beruf die meiste zeit des tages einnimmt, auch die meiste kraft verbraucht, das freie fliessen der gedanken, wie es idealerweise bei mir aus einer gewissen langeweile heraus entsteht, das kann man nicht erzwingen. na, mal schaun, mal sehn. im neuen job bin ich abends nicht erschöpft, vielleicht klappt es da mit gewohnheit, wenn ich nicht mehr dauernd einfach so einschlafe, sobald ich nicht mehr stehe. jeden abend ein paar zeilen vorm einschlafen oder so.

meinen geburtstag im kleinen kreis gefeiert, nach jahren mal wieder, weil runde zahl etc. der davidzwilling hat mir ganz selbstverständlich beim vorbereiten geholfen, er hat die rolle übernommen, denn der gregorzwilling war in umbrien, der große steckt in seiner abschlussarbeit. es war sehr schön und fast herbstlich heimelig, weil es draussen so geschüttet hat die ganze zeit, die luftfeuchtigkeit ist fast so hoch wie am lago, das ist gut für haut und haar. reden, zuhören, plaudern, die freundeskreise mal zusammenbringen. man bleibt im fluss miteinander. vorgenommen, das wieder regelmässig zu machen, weil jünger werden wir ja nicht.

s/w-bild, in der mitte ein tisch, drumherum menschen im gespräch

foto: gaga nielsen

habe meine geburtstagszigarette jedenfalls sehr entspannt am sofatisch genossen, ich biete das bei einladungen immer allen an, raucht drinnen, ich mag das aroma, macht aber keiner mehr, der gang auf den balkon ist konditioniert, ist ja auch so ein ausstieg aus der sozialen situation ins ganz eigene, du mit deiner kippe unterm nachthimmel, das hat was.

heute dann auf der arbeit mit einem kuchen und einem blumenstrauss überrascht worden, nasse augen bekommen, es ist ein wirklich guter ort, an dem ich gelandet bin.

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5. juli 25

endlich sommer, also verlässliche temperaturen über 20°, mehr will ich ja gar nicht. ich bin immerhin abends wieder ansprechbar und für spontane aperitivs zu haben, ein riesenfortschritt, nehme die stadt wahr, die schön gekleideten jungen leute, viel weiß dieses jahr, anliegende weiße schlauchkleider und -shirts, bei denen ich überhaupt nicht in versuchung komme. parallel dazu empfinde ich meine sommerkleider als einen tick zu blümerant und bunt, aber ich kann ja nicht jedes jahr neue kleider kaufen, nur weil die mode sich dauernd ändert, wobei ich mich dunkel erinnern kann, dass ich das früher deutlich anders wahrgenommen habe. und ja, mein schrank ist sehr voll.

dies posting entsteht nach dem schönen text übers schreiben beim herrn buddenbohm, über frau kaltmamsell.

mich beschäftigt die vor monaten gelesene statistik über die vielen frühen tode von typ einsern immer noch, ich habe das bedürfnis, meine rente früher zu beantragen, die stunden zu reduzieren bis auf ein mass, dass nicht mehr anstrengend, sondern nur noch auslastend und angenehm ist. gregorzwilling sagt, ich solle wieder mehr sport machen, er hat recht, aber grade habe ich überhaupt keine energie übrig dafür. das ist schon ungut, sagen wirs mal so. ja, ich weiß, der sport bringt energie, aber die müdigkeit ist eine koppel ohne gatter, rausgucken ist einfach, rauskommen weniger. erstmal über den zaun irgendwie. jedenfalls werde ich mir so bald wie möglich joggingschuhe nachkaufen, nachdem die letzten von einem sohn erst ausgeliehen und dann irgendwie übernommen wurden. heute, sonntag, hätte ich wunderbar zeit dafür. ich bin nicht unfit, aber fit bin ich auch nicht, und das reicht nicht mehr.

kann sein, dass es ein frauending ist, wenn wir dann in der menopause angekommen sind und immer noch nicht genau wissen, ob das jetzt alles so bleibt, oder ob ich in die etwas zu groß gekauften bhs auch noch reinwachse, wie aus den erst neulich gekauften hosen wohl bald wieder heraus, gleichzeitig ändert sich der masstab peu a peu, ich bin dankbar dafür, dass ernste erkrankungen bisher ausbleiben.

ich werde 60 in dieser woche, das ist schon richtig cool eigentlich. am geburtstag bin ich bei patti smith, falls ich das ticket nicht noch loswerde, ich wär auch einfach gern allein gut essen gegangen. mal sehn.

jetzt gleich mit einer von einer freundin vermittelten steuerkarte in die philarmonie, liszt und ein paar strauss-lieder, gemerkt, dass meine ganzen sommerschuhe ungeputzt und staubig im schrank stehen, ich weiß gar nicht mehr, ob ich damit länger laufen kann. trage mal wieder das alte graue lieblingskleid, mit meiner grauen perlenkette, die mir plötzlich viel zu grob und groß vorkommt, merkwürdig. immerhin passe ich noch rein.

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g.-zwilling auf reisen

vor 9 tagen hat israel den iran angegriffen, um ihn von der herstellung von atomwaffen abzuhalten. der iran greift daraufhin israel an.

der gregorzwilling sieht in amman die raketen über die stadt fliegen, richtung israel, und wie sie abgeschossen werden. in den ersten tagen waren familie und freunde besorgt, er hat mich und die anderen beruhigt, nur die trümmer der abgeschossenen raketen könnten eventuell gefährlich werden, und das sei unwahrscheinlich, davon getroffen zu werden. war ich unbegeistert, von der lage. dann hat ryanair den rückflug gecancelt, geplant für irgendwann ende juli, gestern hat auch der DAAD dazu geraten, das praktikum (an der uni in amman, er studiert umwelt- und verfahrenstechnik) abzubrechen und das land zu verlassen. das auswärtige amt, bei dem er sich vor der reise gemeldet hatte, sagt, er soll sich ein kommerzielles ticket kaufen, wenn das noch geht. hat er gemacht und wird morgen zurück kommen. heute läuft er noch in amman herum, schaut sich die stadt an, geht gut essen, verarbeitet die situation.

heute nacht sind dann auch noch die usa in den krieg mit eingestiegen und haben ebenfalls den iran angegriffen.

gregor bekommt die allgemeine volatilität der weltlage persönlich zu spüren, das ist ihm schon einmal passiert, er wollte im märz 2020 buchstäblich am vorabend der reiseblockaden wegen corona nach südafrika fliegen, um eine freundin zu besuchen, dann ist der flug schon ab berlin ausgefallen und er sass zum glück nicht ewig in kairo fest, sondern ist dann eben ein paar jahre später woanders hin gereist.

(ich bin durch mein leben dermassen gut im compartmentalizen, dass ich meine sorge nur anhand einer eher kurzen zündschnur und gedanklichen unbeweglichkeit wahrnehmen kann. der herzensfokus liegt auf dem g.-zwilling, bis er heil wieder hier ist.)

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jugend reist

der gregor-zwilling fliegt morgen nach amman, für ein praktikum. bin aufgeregt und habe stellvertretendes reisefieber, mein mutterherz flimmert etwas. was ist denn bitte falsch an so einem klassischen praktikum irgendwo im schwäbischen? als angehender ingenieur müsste da doch was zu finden sein! im sächsischen hat er nix gefunden, trotz langer suche, das tiefere westdeutschland ist ihm schlicht nicht eingefallen. wenn ich mich dann kurz konzentriere und die frau casino von früher erinnere, kann ich meine neugierde auf den rest der welt ein bisschen reaktivieren, die vorfreude auf andere kulturen, sprachen, regionen, bevor alles verdeckt wurde durch die mediale flut an informationen, bildern, vorurteilen. die eigene person mit haut und haaren ins andere, fremde, unbekannte bringen und schauen, was passiert. der spass an entdeckungen. drücken sie dem g.-zwilling die daumen auf seinem weg zum weltbürger.

ich war nie im arabischen raum, ich möchte da eigentlich wirklich gerne mal hin, bin träge geworden, fahre immer nur an den see im sommer, dabei geht ja reisen auch ohne viel geld oder zeit, dann ist der impakt viel intensiver, diese klimatisierten großen hotels sind ja auch entfremdung pur von der umgebung. habe frau ziebarth immer dafür bewundert, dass sie überall mal war, „jedes land nur einmal„, mit ihrem kleinen köfferchen, sie hat auch die buddha-statuen in afghanistan sehen können, bevor die taliban sie gesprengt haben. der kleine gregorzwilling macht das nu einfach, bewundere ihn sehr. frage an die kundige leserschaft: soll er seinem kurzzeitchef irgendwas kleines mitbringen, ich dachte an italienische kekse oder taralli oder sowas?

ansonsten habe ich diese maikälte langsam satt, es wird und wird nicht wärmer, besonders, da sie auf die aprilkälte folgt, die ja direkt auf die märzkälte gefolgt ist. ich denke dann an rahmstorfs these, dass es in mitteleuropa ebensogut richtig kalt wie viel zu heiß werden kann, und befürchte schlimmes, bin als absolutes sommerkind einstweilen aber einfach traurig darüber. die klematis verblüht auf dem balkon, ohne dass ich mich abends raussetzen wollte, zu ungemütlich. immer noch wollpullis, mir ist aufgefallen, dass ich sowieso kaum halbwegs elegante tragbare leichte alltagskleidung mehr habe, weil ich über alles einen pullover ziehen muss. meine garderobe ist leider anders als geplant noch nicht ganz geupdated, immerhin nehme ich langsam aber irgendwie unaufhaltsam etwas zu und kann dann zu engen kram einfach direkt entsorgen.

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kw mai 25

versuchsweise eine kleine leselampe für um den hals bestellt, damit ich vorm einschlafen statt handy auch mal wieder ein buch lesen kann, die nachtischlampe macht mehr atmo als licht.

das neue buch von ocean vuong macht den einstieg schwer, der text ist winzig, ein hunderte seiten langer fußnotentext schreckt mich etwas ab. seine sprache ist bildreich, hätte es vielleicht lieber als ebook geholt, um wörter nachsehen zu können beim lesen, das mache ich gern bei den ersten seiten, wenn der lesefluss dann trägt, gibt der umliegende text genug bedeutung ab für die nicht verstandenen wörter, die werden dann mitassimiliert.

zweite seite: „Down our back roads, the potholes are so deep and wide that, days after a summer downpour, minnows dart freely in the green-clear pools.“ ohne google hätte ich nicht gewusst, um welches lebewesen es sich handelt, hatte aber schon etwas lebendiges assoziiert. minnows sind jedenfalls elritzen, die elritze lebt in „klaren sauerstoffreichen gewässern in ufernähe“, ich kenne diese silbrigen kleinen fische, ein bild, dass mich noch eine weile begleitet, überhaupt ein bildreicher einstieg ins leseerlebnis, zuletzt hatte ich etwas ähnliches bei arundhati roys „god of small things“, ich habe aber auch eine schwäche für lebendige landschaftsbeschreibungen. das buch bis jetzt voll mit kleinen glitzernden stellen.

im blog nach dem gott der kleinen dinge gesucht, nix gefunden, bestimmt, weil es ja schon 1997 erschienen ist, ich habs vermutlich vor der bloggerei gelesen. weiß aber noch, wie meine freunde damit nix anfangen konnten, nee, die eine freundin, die bücher für ihr seminarangebot suchte, die fand es uninteressant, und ich zweifelte dann sofort an meiner wahrnehmung, obwohl ich ja wusste, dass eine reise nach indien in den achtzigern mich geöffnet hatte für den text, in den ich jetzt allerdings auch nicht mehr reinkomme. unfassbar, wie die zeit vergeht.

zweite woche in der neuen arbeitststelle verbracht, es ist eine sehr außergewöhnliche grundschule, an der ich gelandet bin, montessori-orientiert, kinder und kollegium so sprühend vor energie, ideen, kreativität und talent, ein sehr lebendiges mobile, wo eins ins andere greift, es abholt, weiterbringt, in bewegung und in beziehung bleibt. ich habe das erste mal in diesem beruf das gefühl, ich könnte da alles von mir einbringen, jeden aspekt, jede minibegabung, die man so entdeckt an sich über die jahrzehnte, meine person als gesamtpaket. sehr aufregend und am anfang etwas anstrengend, ich muss die in den letzten jahren festgetrampelten schutzschichten erstmal ablösen, die scheu überwinden, ins handeln kommen, das wird ein bisschen dauern, aber diese schule ist eine großartige chance. drücken sie mir die daumen bitte.

merke grade, wie ich die fischchen aus dem emperor of gladness, ihr schnelles hin und her, ihre leichtigkeit, als assoziation auch bei den zeilen über die schule noch im kopf hatte. fascinating.

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kw neulich

am tag vor dem 1. mai lustiges supermarkterlebnis, ich konnte wieder lachen, weil ich auf einem diebstahl durch kartenbetrug wohl nicht sitzenbleiben werde, den tag darüber aber verloren habe, deshalb zu spät doch noch einkäufe für muttern und mich, und es war wie beim minigolfen mit lauter großfamilien, alles rannte komplett ziellos durcheinander, im kreis, hin und her, viele mittelalte männer, die in den gängen stehenbleiben und laut äähm sagen, große gruppen teenager, die sich aneinander festhalten und dann dramatisch innehalten, weil sie gummibärchen wollen. allgemein besonders viel herumgeirre in diesem besonders labyrinthisch angelegten rewe in der kulturbrauerei, in den ich selten gehe, weil es keine fahrradparkplätze gibt und ich mich dauernd verlaufe in dem doofen durcheinander an versperrten durchgängen und fehlender sardellenpaste.

(eine woche später habe ich mein geld immer noch nicht wieder, die reiseagentur, bei dem der/die betrügerIn es ausgegeben hat, kriegt die rückbuchung nicht auf die reihe, es könnte noch „tage oder wochen“ dauern, bis sie das hinbekommen, so schreiben sie. werde die bis dahin anlaufenden dreistelligen dispozinsen dann auch ihnen aufbürden. echt, wie schwer kann das sein?)

zwischendrin ideen, vielleicht doch nicht ewig in berlin zu bleiben. die stadt hat sich ein bisschen abgenutzt über die jahrzehnte. vielleicht nach bayern? oder in den freiburger raum? möbel und bücher hier lassen, einfach losziehen, der freundeskreis ist eh seit jahren mobiler als ich, lebt paar jahre hier, paar jahre dort, meistens woanders jedenfalls. ich bin ungebunden.

oder endlich ans meer.

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kunst kann

mit einer freundin eine runde durch die offenen galerien in mitte gemacht, es ist gallery weekend in berlin. den beeindruckendsten künstler gleich in der ersten galerie entdeckt, nicola samorì, der alte kunst dekonstruiert und seine bilder buchstäblich öffnet für eine tiefgehende analyse dessen, was er wahrnimmt, die zeit, den verfall, die energien, die ein leben freisetzt. zum ersten mal seit jahren einen deutlichen kaufimpuls verspürt*, allerdings nicht mal nach den preisen gefragt, weil die zeiten vorbei sind, und die künstler quasi ab ihrem ersten erscheinen auf dem markt hohe vierstellige summen kosten, naja, schön für sie natürlich, aber es ist inzwischen schon ein deutlicher spekulantenmarkt, kein markt für liebhaberinnen, herzenskäufer und blitzverliebte. und nein, keins meiner gekauften bilder hat bisher irgendein plus gemacht, eher im gegenteil, und für die geerbten alten gibt es keinen markt mehr, aber sie machen mich halt noch immer froh, wenn ich sie ansehe. sie sind alle tief verwachsen mit meiner wahrnehmung, meiner familie und meiner welt, eine art der aneignung, die eh nicht mit geld aufzuwiegen ist.

* nachgefragt: die arbeiten mit den figürlichen details (portraits, blumen) sind alle schon verkauft, die anderen kosten zwischen 6.000 und 12.000. erinnerung daran, wie ich damals die drei- oder viereinhalb (vergessen) für das große bild mit den kois zusammengekratzt habe, das ist um die 20 jahre her. 6k hätte ich damals nicht geschafft. tant pis.

nach ein paar galerien fing es an zu regnen, wir haben uns vors strandbad mitte gesetzt und ein bisschen geplaudert. beim vorbeilaufen an den galerien ist mir die große unterschiedlichkeit der arbeiten aufgefallen, von feinen kupferstichen, schwarzweiß-fotografien, über riesige bunte klecksbilder, von klassischer malerei bis zu politischen kollagen war alles dabei.

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konzert im pianosalon am 28. april ’25

es gibt ja so punkte auf der bucketlist, die tauchen vor ihrer erledigung gar nicht auf, ich hab die chance ergriffen und hab einen platz in der zweiten reihe ergattert, und sass vielleicht 2, 3m von der bühne entfernt, auf der júlia pusker und julien quentin ihr konzert gaben, mit stücken von brahms, bartok und franck, gespielt auf einer stradivari und einem bösendorfer flügel.

blick auf die bühne im pianosalon christophori, man sieht einen flügel im vordergrund und ein paar andere im hintergrund
blick auf die bühne im piano salon

so schlecht kann es um die menschheit gar nicht bestellt sein, wenn ein instrumentenbauer vor fast 300 jahren ein paar geigen baut, die noch heute klingen wie am ersten tag, oder besser? absolut herrlich, ich kanns nicht anders beschreiben, tief, voll, eine klangdichte, dabei fein und glasklar in den hohen lagen. die geigerin ist sehr vertraut mit dem instrument, sie trägt es in einer hand, hält sie nur oben an den wirbeln oder unten am ende, ich hab etwas angst bekommen, dass sie sie fallen lässt oder gegen den flügel schlägt damit, mochte aber das selbstverständnis: die geige wird gespielt, es ist ein instrument. sie spielt virtuos, fehlerlos, mit einer intensität, dass ihr die haare vom bogen reissen. zum glück gab es als zugabe noch ein andante von bela bartok, da konnte ich den körper der geige mal hören, mir ist ja das sportlich virtuose nicht mehr so wichtig. ich mochte die zugaben fast lieber hören als die stücke im konzert, wobei „lieber“ jetzt kein urteil sein soll, das konzert war sehr aufregend und abenteuerlich beim zuhören, mit diesen minimomenten der fassungslosigkeit, das sekundentiefe verständnis von allem, was musik sein kann. der pianist kongenial dabei, den möchte ich auch noch mal als solist hören, in der kammermusikreihe musica litoralis spielt er im quartett nochmal am 1. juli, ebenfalls im pianosalon christophori.

(er nutzt ein gerät zum notenlesen, das ist einmal hängengeblieben und die beiden mussten neu ansetzen, „never happened before“, sagt er am ende zu pusker, es könnte ein großes ipad gewesen sein.)

beim heimradeln immer noch nicht ganz wieder in der welt gewesen, hauptsächlich dankbarkeit verspürt.

es gibt noch 282 stradivaris auf der welt, die englischsprachige wikipedia spricht von 450 bis 512, diese heißt massart und ist von 1714, die geigen gehen über die jahrhunderte von hand zu hand, die meisten sind leihgaben, die massart wurde von ihrem besitzer györgy pauk an pusker verliehen, von lehrer zu schülerin.

es gibt viele theorien über die gründe für den großartigen klang, unter anderem soll eine sog. kleine eiszeit dazu beigetragen haben, dass das holz eine höhere dichte aufweist als in den jahren danach und davor, stradivari hat das holz eventuelle mit borax behandelt (gegen holzwürmer), oder es liegt an der lackierung, vielleicht beeinflussen über die jahrhunderte ja auch die spielenden, die endnutzer, den klang? mit vielen teils sehr lustigen methoden wird versucht, die qualität der geigen zu reproduzieren, ich mochte die idee eines schweizers, einfach ein stück knetmasse am steg zu befestigen, um irgendein gewicht zu verändern.

es gibt wohl auch einen bias bei der wahrnehmung, bei einem blindversuch mit 4 verschiedenen geigen wurde die stradivari nicht verlässlich erkannt. ich weiß nicht, ob ich sie erkannt hätte, vermutlich deutlich nicht, ich habe jedenfalls die außergewöhnlich excellenz des instruments erkannt als ein extra, neben der excellenz der geigerin, es war eine vierte dimension des hörens.

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