5. dezember 2020

4 minuten, bevor ich mit dem hund los will, einen blogpost anfangen, weil mir grade danach ist. vorher marktrunde mit beiden zwillis, sehr schön, stimmung aber angeschlagen, weil ich sehr gestresst bin wegen einer sache in der nächsten woche, ein zwilling eigentlich mehr lernen wollte, der andere noch keine wohnung und keine nachhilfe für seine mathe-vorlesung in analysis gefunden hat, die er braucht, weil die bescheuerte uni ausgerechnet die übungen nur als präsenzkurse stattfinden lässt, er ist am anfang ein paar mal mit airbnb in halle geblieben oder bei freunden, hat aber trotzdem zuviel verpasst. letzte woche einen negativen test für einen zwilling, jetzt von freunden gehört, die seien gar nicht so zuverlässig, ich möchte aber meiner ärztin vertrauen. kurze verunsicherung, bisschen nervös, andrerseits ist meine erkältung (die ich vom getesteten zwilling hatte) wieder weg bis auf ein kratzen in den bronchien. mein sicherster indikator ob krank oder gesund ist sowieso mein insulinbedarf, und der ist nicht mehr erhöht. also denke ich nicht mehr drüber nach. neben dem stress momente großer rührung, wenn die zwillis beide da sind, und wenn der weihnachtsteller mit mandarinen, lebkuchen und dominosteinen wie früher innerhalb von einem nachmittag geleert wird, bis auf die mandarinen. wohnung schlecht geputzt und mit schon wieder zuwachsenden büchertürmen, gestartet durch die bücher, die der g.-zwilling beim auszug nicht mitgenommen hat, und die wachsen ja autonom weiter, aber ich sehe das grade nichtmal mehr in meinem tunnelblick. sauber mache ich dann zum 3. advent.

viel spass am adventspodcast mit frau herzbruch und frau novemberregen, ich denke über die themen tatsächlich immer noch ein bisschen nach, anders als bei zeitungstexten, die mit der letzten zeile meistens verschwinden, und lächle ihnen hinterher.

das altersthema aus dem 4. türchen begleitet mich schon eine weile, es wird im idealfall auf etwas mit freunden hinauslaufen, die singles, die ich kenne, wollen das alle tun. niemand will allein sein im alter, das finde ich interessant, wo wir doch jetzt alle mehr oder weniger zufrieden alleine sind. vielleicht kommt auf uns eine bewegung zu, die das single-glück auch im alter verteidigen wird? es besteht natürlich die frage, wann „das alter“ eigentlich anfängt, ich schätze, ab 70 kann man es nicht mehr verleugnen, aber weiß es ja auch nicht. ich habe eigentlich nur finanzielle sorgen, weil meine rente voraussichtlich unter 500€ betragen wird, habe noch versicherungen laufen, aber viel wird da wohl auch nicht bei rumkommen, erben werde ich vielleicht noch ein bisschen, aber eher sowas wie den persianer, den mir meine mutter gestern mitgegeben hat, oder silberleuchter und das ein oder andere bild. das finanzielle scheint mir kein problem, dass man mit nachdenken lösen kann, sondern nur mit mehr geld, also mehr geld verdienen, meinte ich, und das wird schwierig. ich habe noch ein paar assets, die ich aber an die goldjungens weitergeben, und nicht schnöde verleben will. habe immerhin letzhin wieder im lotto gewonnen, 11€, das war schön.

4. november 2020

grad der große per voicemessage: „ich weiß noch, wie wir letztes mal, das war ein freitag, morgens ab 5, 6 uhr vorm fernseher sassen, und es war genau wie heute, michigan und wisconsin waren auch wackelkanditaten, und ich musste dann zur schule und hatte englisch-doppelstunde, und da haben wir das dann weitergeguckt.“ – ich hatte den wochentag vergessen und weiß nur noch, dass es auch eng war. zumindest erzieherisch war der move damals richtig, die jungs sind die ganze zeit dabei, werfen zahlen und prozente in den chat, ich weiß allerdings nichts genaues über den anteil prokrastination dabei. ich frag natürlich auch nicht. stimmung um 18:00 bei mir unentschieden, aber optimistisch, schon weil es noch offen ist. der hund war beim tierarzt und bekommt etwas gegen blasenentzündung, man weiß aber nichts genaues.

was für ein tag. mein gefühl ist gut, biden wird es schaffen, ich würde wetten abschließen darüber, auch, weil es bisher mit den auszählungen wie erwartet verläuft, die briefwahl eher für die demokraten, die direktwahl eher trump. es zählt natürlich nicht, wenn der t. durch einen coup gewinnt, dann habe ich trotzdem gewonnen. dass die reps die auszählung der stimmen in pennsylvania nach der wahl stoppen wollen, obwohl sie die auszählung vor der wahl verhindern wollten (oder verhindert haben), geschenkt. es ist alles nicht mehr feierlich, ich werde mich anstrengen, mich nicht daran zu gewöhnen. ich hoffe, das land verkommt nicht weiter zur räuberpistole wie einige länder südamerikas in den 70-80er jahren, mit all den opfern, die sowas kostet.

vorhin hatte ich hier einen wetteinsatz stehen, der war aber eher ergebnis meiner abendlichen wiederaufregung mit dem wahlthema. ich werde keins meiner wiedergefundenen langweiligen schlimmen liebesgedichte aus den achtzigern hier veröffentlichen, egal, was passiert, keine sorge. sie können ihre aber gerne in die kommentare stellen, mir und den anderen lesern zur erbauung, denn nicht vergessen: love rules.

ach, das ist aus einem gedicht von ingeborg bachmann, „reklame“, das beschwört die sorglosigkeit als ein leeres versprechen, das wir brauchen, freilich etwas zynisch in diesem weltuntergangsszenario grade. lässt sich nur als foto hier reinstellen, mit den blöden wordpress- blöcken bekomme ich es anders nicht hin, die sind SO ein nerviges system, habe es jetzt eine halbe stunde versucht, vielleicht ist in der zwischenzeit schon die wahl gewonnen.

es stellt sich natürlich bei aller gerechtfertigter panik die frage, ob der klimawandel wirklich noch aufzuhalten ist, oder ob die industrie ganz unabhängig von den regierungen da nicht sowieso zu profitorientiert und desinteressiert für ist.

3. november 2020

gestern abend hatte ich gerade meinen hund umgoogelt, weil sie besonders oft pullern muss gerade (sie hat um vier uhr nachts vergeblich um ausgang gebettelt und dann einen see in die küche gesetzt, armes mädchen. ein vorteil der wahl: heute nacht werde ich wach sein und kann sie runterbringen).

(grmbl-absatz:) … als dann über die repubblica der push-hinweis auf das attentat in wien hereinkam, hab auf twitter ein video der repubblica verlinkt, in dem man aus einem fenster auf einen platz guckt, während schüsse fallen. nach dem hinweis von frau novemberregen auf die bitte der wiener polizei, keine videos zu zeigen, den tweet gelöscht, weiter auf der seite der repubblica geblieben, die einen videofeed gezeigt hatte, von einem anbieter, den ich nicht kannte. hab ein paar minuten gebraucht, um seine unterirdischheit zu bemerken, sie haben dort nämlich ein kurzes video laufen lassen, in dem ein mensch erschossen wurde. habe hingesehen, das beim gucken vor mir entschuldigt mit dem bedürfnis, das geschehen zu verstehen, und habe das video, das wie gesagt auf der seite einer eigentlich rechtschaffenen zeitung lief, dann erst nach dem nächsten schnipsel abgeschaltet, nachdem nämlich ein reporter dort erklärt hat, er habe es „leider nicht geschafft“, „näher“ an einen der orte des attentats heranzukommen. dann gewechselt zum orf, der professionell und gut berichtet hat. werde mich bei der repubblica beschweren, weil sie mir das urteil über den boulevardscheiss überlassen hat, die repubblica ist eine der schnellsten zeitungen, die ich kenne, das ist manchmal nützlich, trotzdem darf das journalistische urteilsvermögen dadurch nicht vollkommen außer acht gelassen werden. wenn ich ungefilterte hinweise sehen will, schaue ich auf youtube nach, nicht auf einer redaktionell betreuten seite. einself. (/grmbl)

es sind 5 menschen erschossen worden, einer davon ein täter. wieviele es insgesamt waren, ist noch nicht klar, ob noch welche herumlaufen, ist auch nicht klar. sie wollten vor dem lockdown zuschlagen, heißt es. ein wiener hat aus dem fenster gerufen: „schleich di, du oaschloch“, mehr muss über den mörder nicht gesagt werden eigentlich. 4 unschuldige opfer, 5 katastrophal zu ende gegangene leben. testosteron und wahn und wut.

heute am schreibtisch, im selfcare-modus, blutzucker spinnt nach wie vor schlecht berechenbar. versuch, mit einem gut geplanten tag und nutellatoast der beängstigenden weltlage beizukommen. heute abend zoom-yoga im fast leeren zimmer vom g.-zwilling, darauf freue ich mich, auch wenn sich mein körper grad anfühlt, als sei er 10 jahre zu alt für 2020. danach die wahlfolge von west wing gucken.

um ortszeit 13 uhr öffnen die wahllokale in den usa, ich hoffe so sehr, dass ich mich ab mittwoch nicht mehr dauernd mit den bescheuerten usa herumärgern muss. die mediale dauerpräsenz von trump ist so, als wäre man gezwungen, dauernd die bild zu lesen. es macht einen krank und es beleidigt den verstand, die moral, die sinne, all das, was mich als person ausmacht, jeden tag neu. ich versuche also, dem phänomen mit verstand beizukommen, kann ursachen erkennen und verstehen, aber werde mit all dieser wahrnehmung dauernd volle fresse gegen die wand gefahren, weil ich nichts daran ändern kann, denn gegen gier, skrupellosigkeit und rassismus, und brutalität, und verantwortungslosigkeit in all ihren erscheinungsformen, hilft politik nur dann, wenn ihr system als demokratie handlungsfähig bleibt. darum machen die letzten berichte über den versuch, die auszählung der briefwahlergebnisse zb in pennsylvania illegal zu machen, mich so fertig, obwohl es eine kalte klare linie dorthin gibt. immerhin wurde der versuch vom supreme court verhindert, aber die wahl ist ja noch nicht rum. ach wären wir doch in einem james bond, wo die welt noch gerettet wird! aber bond ist ja auch schon tot.

außer denken und hektischem bloggen kann ich ja nichts tun, das ist zumindest aktiver als das reine fühlen. die usa haben ja seit vietnam immer wieder erbitterte proteste ausgelöst, es hat mich aber nie so fertig gemacht wie die trump-ära, das liegt sicher am klimawandel, der für immer und für alle stattfinden wird, aber auch an der empfundenen machtlosigkeit* angesichts der übermacht des „kapitals“, dieses schietegaltum, das weder auf die rechtslage noch auf die wahrheit rücksicht nehmen muss, wenn ich das mal so formulieren darf als unbedarfte ex-geisteswissenschaftlerin. das ist teil des problems, dass ich es als unbesiegbar und unabänderlich wahrnehme, der frühere kampf gegen, was weiß ich, den nato-beschluss, die atomwaffen, die atomenergie, den krieg im iran, das hat sogar spass gemacht, alles konflikte, wo man zwar auf der seite der verlierer stand, aber im vertrauen auf demokratische entscheidungsfindungen eben immer nur des zeitweiligen verlierers. angesichts des machtmissbrauchs der regierung in den usa fühle ich mich ähnlich hilf- und machtlos wie angesichts der vergangenheit, die ja nu wirklich unabänderlich ist, wo ich zwar verstehen und nachvollziehen will, aber eben nichts mehr tun kann, und das geschehene nur noch betrauern und verarbeiten muss. die wut passte oben nicht mehr in den satz, irgendwo nach machtmissbrauch und vor vergangenheit, die ist immerhin ein zeichen fürs jetzt. ach ja, ein weg in die selbstwirksamkeit wär toll, ums mal pädagogisch zu sagen. handlungsfähig werden.

*dieser gedanke wird ausgeführt in dem buch von donatella di cesare, von der politischen berufung der philosophie oder s.ä., das ich immer noch nur in auszügen gelesen habe. falls t. gewinnt, lese ich es ganz!

vielleicht ein beliebiges anderes land auswählen, mit dem ich mich befassen kann? ich fühle mich co-dependent. neuseeland, island?

omg, schon wieder so lang. sorry. ich plappere. es sind aufregende zeiten.

rot und blau

die politische farbcodierung sitzt tief. die italienische wikipedia führt das international weit verbreitete rot für linke parteien auf die fahnen der pariser kommune zurück, die glaube ich etwas neues waren, international und für alle gültig sein wollten, ohne einschränkung und zuordnung durch wappen, logos, farbkombis oder andere zeichen. anders als bei konservativen parteien, die viel unterschiedlicher sind in der farbwahl, vermute ich bei linken auch wegen der assoziation mit der ersten richtigen, der französischen revolution einen eher internationalistischen und solidarischen ansatz, bei den konservativen eher einen aufs jeweilige land fokussierten, um jetzt mal nicht „nationalistisch“ zu sagen.

ich habe deshalb immer noch ein sekunde widerwillen, wenn mir die farbwahl der parteien in den usa begegnet. die geschichte der amerikanischen farben scheint nicht so klar datierbar, eventuell hat auch dort die revolution die farbzuordnung begründet, 50 jahre vor der französischen revolution, der republikanische norden war dabei zuerst blau, die demokraten waren ab dem ende des 19.jh dann ein paar jahrzehnte die roten, im 20. jh wechselten die zuordnungen dann noch ein paar mal hin und her (alles aus wikipedia). rot war jedenfalls die grundfarbe der ersten fahne der vereinigten staaten nach der unabhängigkeitserklärung, mit 13 bundesstaaten, weil man dafür einfach die rote handelsflagge der briten in streifen schneiden und die dann neu vernähen konnte. erst in den achtzigern des letzten jahrhunderts hat sich rot für die republikaner und blau für die demokraten eingebürgert, festgesetzt wurden sie dann von einem fernsehjournalisten, der sie in schaubildern zur wahl von george bush eingesetzt hat.

vielleicht funktioniert die prägung rot=links weltweit und sitzt tiefer als die jüngeren entwicklungen der letzten 40 jahre, ich gebe die hoffnung also nicht auf, dass es sich wieder in ordnung bringen lässt. mich stört es bei jedem einzelnen schaubild, habe immer eine halbe sekunde latenz beim begreifen des bildes, vielleicht erlebe ich es ja noch, dass die farben wieder richtig sortiert werden, oder sie werden egal, weil eh alles schwarz wird, wobei schwarz ja vor den faschisten schon den anarchisten gehört hat.

30. september 2020

sie wollen ausziehen, aber das ausziehen war kein großes thema bei der wahl der unis, es war etwas gegebenes und selbstverständliches. sie sind dabei 4 jahre jünger als der durchschnitt, in deutschland liegt er bei 23 jahren, viel höher als erwartet, ich dachte, die zentralisierte studienplatzvergabe hätte zu einem jüngeren alter geführt, aber in d studieren halt nur 56% eines jahrgangs. (vgl. italien: im schnitt bis 30 bleiben sie im hotel mama, nur 41% schreiben sich an einer uni ein. in europa sind es 49%)

es ist bei aller planbarkeit natürlich dann doch anders, wenn man drinsteckt. es fühlt sich chaotischer an, die zwillis sind weniger autonom als der große, der in kürzester zeit den bürokratischen kram erledigt hat, die wg gefunden, alles gepackt hatte, ohne ein aufsehen drumherum zu machen. bei den zwillis gerät es anders, sie fordern mehr begleitung und sind lauter und ausführlicher in ihren abschiedsritualen, weil ich ja zur verfügung stehe, vor zwei jahren beim großen habe ich vollzeit gearbeitet und war nicht dabei. ich habe ja eigentlich auch jetzt zu tun, nur eben zuhause. es soll endlich losgehen, sagen die söhne, sie sind es leid, hier festzuhängen, obwohl sie seit dem sommer wieder andauernd auf feste und in parks gehen, erst gestern war ein haarschneidetreffen im bad mit musik und vier freund*innen, anders als im märz hatte ich weder das herz noch die energie, die alle rauszuwerfen.

meine corona-warn-app zeigt seit wochen „1 risiko-begegnung“, vermutlich ein freund vom g.-zwilling, mit dem er kurz vor dessen begegnung mit einem erkrankten zusammen war, und der sich dann angesteckt hat. weiß natürlich nichts genaues. ich trage maske in geschäften, auf der strasse nur, wenn ich vergesse, sie abzunehmen, wasche hände und habe desinfektionsmittel dabei, ich möchte an mir in unter o,5m abstand vorbeikeuchenden nassgeschwitzten joggern immer noch gern ein bein stellen (schon weil die so unhöflich sind!), trage aber beim einkaufen keine handschuhe mehr, weil ich keine nachgekauft habe. auf parties, in konzerten war ich seit märz nicht mehr, habe aber freunde auf hunderunden getroffen und andere zum essen hier gehabt. mein risiko sind also die söhne, die es gar nicht bemerken, wenn sie sich aussetzen, sie tun es ohne böse absicht und nicken meine allwöchentlichen hinweise auf abstand-händewaschen-maske freundlich ab.

für mich gehen mit den auszügen vom großen und den zwillis 16 jahre alleinerziehen zu ende. ich hab mich immer gefreut, wenn die leute das gar nicht bemerkt haben und wollte vermeiden, dass es einen zu großen platz in meiner familie bekommt. hoffe, das hinbekommen zu haben, für mich hat es funktioniert, es ist wie es ist, oder wo du hingehst, da bist du dann. was anstrengend war, ist längst vergessen, es bleibt dankbarkeit und glück. ich wünsche mir, dass sie fröhlich und klug und mit guter musik in die welt losziehen. habe sie gebeten, mir vor ihrem auszug etwas zum alleinerzogenwerden zu sagen, sie meinten: du wirst es vielleicht nicht gern hören, mama, ich bin also bisschen besorgt, werde aber was drüber schreiben, vielleicht als tip für andere alleinerziehende.

heut nacht um 3 wachgeworden und geschafft, nicht in die debatte zu schauen. heute morgen kurz versucht, aber es ist nicht auszuhalten, trump ohne jede impulskontrolle, biden wirkte alt, sie sind aus so verschiedenen welten, da geht gar keine debatte. der amtierende präsident hat wohl irgendwann im gespräch gesagt, insulin sei in den usa billig wie wasser; das ist eine gemeine lüge, weil in den usa diabetiker daran sterben, dass sie die ca. 270$ pro ampulle insulin nicht aufbringen können. in deutschland kostet eine ampulle 40€. eine ampulle mit 10ml inhalt à 100 einheiten reicht bei mir etwas über einen monat, weil ich wenig insulin brauche, viele erwachsene benötigen deutlich mehr, der bedarf ist bei jedem anders, sparen kann man eventuell durch verzicht auf kohlehydrate, nicht am grundbedarf des körpers. zuwenig insulin führt zu hohen blutzuckerwerten, die wiederum schwere nebenwirkungen haben. der wahre gewissenlose bösewicht ist dabei natürlich die firma lilly, die solche preise verlangt, trotzdem macht es fassungslos, wenn die banalsten übereinkünfte der kommunikation vollkommen ignoriert werden. als nächstes wird trump auf grammatik und syntax verzichten, oder nur noch dauernd ichichich brüllen.

wir brauchen übrigens noch alle daumen für den studienplatz eines der zwillis, der aus gründen aufs losverfahren vertrauen muss. er hat einen alternativen platz, aber keinen so guten.

23. juli 20

otobong nkanga, marting gropius bau

mit einer freundin bei otobong nkanga im martin gropius bau, eine großartige und auf altmodische art gute kunst (taz-kritik), treffend, poetisch, dicht, jeder raum einmalig und funktionierend. habe sowas lang nicht mehr gesehen, sie hat etwas zu sagen über afrika und sie sagt es auf eine weise, die unmittelbar, klar und traurig ist. die alternative war katharina grosse im hamburger bahnhof, sie schien vor allem bunt und beeindruckend, aber auf eine kunstimmanente weise, und nach sovielen monaten ohne kunst wollte ich lieber etwas mit weltbezug anschauen. ich habe einen slot gebucht, trotzdem mussten wir eine weile anstehen, alle mit maske. es war schön, geht hin! ich bin sogar mit meinen kindern noch ein zweites mal drin gewesen. wir haben den namen der künstlerin einfach mal in einem gespräch dauernd erwähnt, seitdem wissen wir ihn.

*

ich weiß nicht genau, wie ich die kinder benennen soll. meine kinder stimmt natürlich weiterhin, aber es sind keine kinder mehr. meine söhne stimmt auch, klingt aber bisschen prätentiös, als hätte ich eine firma und das wären meine nachfolger. wenn ich jetzt noch mit k 1-3 anfange, versteht das keiner. im italienischen ist das viel einfacher, da sagt man: i miei figli, das bezeichnet die verwandtschaftsbeziehung wie onkel, cousine, mutter, und nicht gleichzeitig noch das alter. in der einzahl gibt es figlia, für tochter, und figlio für sohn, die wörter lassen es vielleicht eher zu, dass die kinder noch zuhause wohnen, obwohl es keine kinder mehr sind. es gibt einfach genug wörter im italienischen.

*

danach bin ich mit der freundin durch kreuzberg 61 geradelt, durch den bergmannkiez, auf einen kaffee und eine runde durch die markthalle, die nach der modernisierung etwas ungemütlicher wirkt, anders als die bergmannstrasse, wo zu den alten cafes neue dazugekommen sind und es den alten secondhandladen immer noch gibt, wo ich in den achtzigern meine pyjamas kaufte in diesem einen winter, wo man pyjamajacken trug, mit der zahnbürste in der brusttasche. angenehm mittelaltes publikum, toll und herausfordernd gekleidete frauen unseres alters, wo die schicken frauen hier im kiez eher so einen mimesis-impuls austrahlen, ich gehör dazu, entspreche dem stil, ich seh dich nicht, gab es in kreuzberg blicke und lächeln und kobaltblaue kleider. verblüffend, wie schnell ich bei diesen typologien an vollkommen und unvergleichbar andere lebensläufe glaube, aber vielleicht sind die 20 jahre lebenserfahrung dazwischen genug, um einem das herz zu öffnen. sonst landet man wahrscheinlich eh in zehlendorf. mir ist mein eigener kiez ja etwas zu jung inzwischen, ich habe die moden knapp verpasst, war zu früh, habe im tiefsten neukölln gelebt, jahrzehnte, bevor das hip wurde und war lange wieder weg, als die jugend nachgekommen ist und der kiez eine instanz wurde, statt zufällige umgebung. wedding, sag ich nur, und mitte! jedenfalls immer noch viel spass mit meinem neuen fahrrad.

*

(hatt ich vergessen zu posten. gestern in der stadt eine frau gesehen, die pyjama trug, da ist es mir wieder eingefallen.)

15. juli 20

mal wieder ein datingportal benutzt, mit ein bisschen scham, weil ich immer noch single bin, und weil es prokrastinativ ein schlechtes zeichen ist. lauter nachrichten gefunden, aus den letzten wochen, hoffe ich, und nicht monaten. ein paar beantwortet, einer reagiert, meldet sich dann aber nicht mehr, um das date zu bestätigen. erleichterung. meine einstellung ist zwischen se son rose fioriranno und I prefer not to.

ohne jugend und schönheit ist es schwierig, jemanden zu finden, glaube ich, ich sollte schickere fotos machen lassen, denn darauf kommt es an, weil das bild ja der haken ist, nicht der text, und die männer alle so gestrickt sind im schutz der anonymität, wage ich mal zu behaupten. ich bin vom typ her eher fürs zufällige kennenlernen, wie es früher war, serendipity ist mein königreich, aber in rl gab es in 8 jahren ungelogen nicht einen single, es sind alle vergeben, es großes paradoxon bei all den singlefrauen überall. es hat jedenfalls auch in tollen gesprächen mit männern keine auch nur kleine geste der kontaktaufnahme gegeben, wobei ein satz wie „vielleicht sieht man sich ja mal wieder“ eine fette geste wäre, und mein versuch einer kontaktaufnahme landet dann in awkward silences oder sie holen sich schnell was zu trinken. schräg. alle schlecht erzogen, echt, ist doch wahr! in italien ist das unglaublich anders, da habe ich auch in meinem alter noch dauernd irgendwelche spielerischen flirts und dates, auch wenn ich nur 3 wochen im jahr da bin. (oder deshalb, raunt der schelm?)

in den datingportalen wollen sie sex, antworten mit fertigtexten, verstummen, wenn ich mehr als sie zurückschreibe, ich vermute, sie wollen sex wie teenager, die noch nie welchen hatten, als wäre der sex das eine, was ihnen dauernd zusteht im leben und besonders im onlinedating, als sei der sex das eine, womit all der verlust und die einsamkeit geheilt werden kann, ohne zu privat zu werden, ohne in den spiegel sehen zu müssen, und sie hoffen, es sei selbstverständlich, dass sich eine frau um ihren schwanz kümmert, als sei das der hauptertrag der aufklärung, etwas, das sie einfordern können, und vielleicht sind die jungen, schmalen körper der noch nicht gealterten frauen da ein sicherer hafen auch für ihre selbstwahrnehmung? andrerseits glaube ich den daten, es ist halt einfach so, auf eine auch wieder angenehm unkomplizierte weise. ich schaue mir natürlich auch gern schöne körper an und finde sie attraktiv, aber ich will dann keine beziehung mit ihnen, nicht einmal sex. teenager alles.

hab im alten blog nach einer alten zeit gesucht, weil ich etwas vergessen hatte, den satz gefunden: „man muss ja einen kleinen teil der seele unbedeckt lassen, sonst merkt sie es nicht, wenn sich etwas bewegt“, ihn albern gefunden, dann gemerkt: diese art poetisches denken hilft tatsächlich immer noch.

habt ihr alternativen zu datingportalen? mein dilemma: mir fehlt eigentlich grad gar nichts, nichtmal sex, aber ich fürchte, dass ich bald zu alt bin für partnerschaften mit männern, und die 70jährigen sind mir auch zu alt. vielleicht gibt es keinen unterschied zwischen diesem zu alt und dem zu alt der typen, die lieber eine 25jährige hätten? hmm.

ach, alles zuviel aufwand. und wenn es jetzt nicht fehlt, warum soll es dann später fehlen?

15. april 20

in einer auseinandersetzung mit einem zwilling, der für ein paar tage zu einem freund ziehen will, unbedingt weg von zuhause. seine argumente sind alle nachvollziehbar, meine aufgabe ist es, mein nein zu begründen, aufs interesse der allgemeinheit zu verweisen, infektionsschutz vs bedürfnis des einzelnen. er sagt, er sei gesund, sein freund auch, sie würden eben dort isoliert bleiben. die lage ist ja eh unklar. es ist eine vertrauensfrage, sagt er, ich bringe die wahrscheinlichkeit ins spiel. jetzt warten wir, ob solche besuche erlaubt werden oder nicht, wobei eine erlaubnis ja nichts daran ändert, dass ansteckung leichter durch dritte als im eigenen haushalt erfolgt. ich möchte jedenfalls lieber nicht infiziert werden.

ein naher verwandter schickt den kindern einen tag, nachdem ich sie ihm mit dem auto gebracht habe, statt sie anderthalb stunden mit den öffentlichen fahren zu lassen, einen haufen links, die sie verteilen sollen. darin wissenschaftler mit belegen zu seiner überzeugung, es sei alles u.a. ein who-schwindel, um mehr impfstoffe verkaufen zu können, die sterblichkeit läge bei <1%, man müsse grundimmunisierung durch offene schulen vorantreiben, etc. als würden solche leute nur den elfenbeinturm kennen, als hieße wissenschaftliches denken vor allem, von gegenargumenten ungestört eigene theorien in die welt zu setzen. nichts bringt solche typen in die krankenhäuser von new york oder norditalien, wo die folgen dieser argumentation so offensichtlich sind. nicht nachvollziehbar. na, der mensch hat die kinder im auto zurückgebracht, der rest soll mir wurscht sein.

bleibt schwer zu begreifen, warum intelligente, studierte leute ihre zeit mit all diesen psychoterrorisierten verbringen oder selber welche werden. sie glauben, sie stünden an irgendeinem abgrund, den sie mit aufgerissenen augen und vorgeschobenem kiefer vollumfänglich verkünden (immer lange videos), und sind bloss hoffnungslos im abseits, ihr größter schmerz, nicht gehört zu werden, obwohl sie doch alles besser wissen. macht ratlos. beim versuch, zu verstehen, rutsche ich in was anamneseartiges, schaue in meinem dicken berger unter paranoia und wahn nach und bins zufrieden. zum glück bloss internet. abschütteln, fenster auf.

(und diese leute auf twitter, hoffentlich nur eine kleine blase, die sich um die sozialschwachen kinder sorgen, wenn die schulen länger geschlossen bleiben, und sich aufregen, wenn man in diesem hinweis kein argument für sofortige coronaparties schulöffnung sieht. ja, es ist schwieriger für diese kinder, alles ist schwieriger in solchen familien, das bestreitet doch niemand, trotzdem ist eine längere schließzeit zu befürworten. leute, die ampeln abschaffen wollen, weil ein teil der bevölkerung farbenblind ist. schräge welt. weniger twitter tut not.)

meine tage sind kürzer geworden, weil ich mehr zeit für die einzelnen schritte darin habe. aufstehen, hunderunde, bespassung der jugend (zuwenig, sie wollen nicht), essen, haushalt, jobsuche und bewerbungen und fortbildung durch lesen – alles bekommt jetzt eine eigene kleine blase im tag und kann sie füllen, bis der druck weg ist, der hund müde, nur eine statt drei bewerbungen geschrieben, das erste kapitel nochmal gelesen, weil vergessen. vielleicht prokrastiniere ich sonst gar nicht, sondern brauche schlicht mehr zeit für meinen kram.

alles in allem okay.

fanfriction*

john krasinski ist ein mann, bei dem ich an fanfiction denke. es gibt ja viel davon im netz, nie reingesehen, warum eigentlich nicht? vielleicht weil es meistens erotische geschichten sind, und sowas lese ich nur in zeiten der not, und selbst dann mag ich grade das nicht identifizierbare an den figuren, die völlige offenheit für eigene projektionen. gibt es kluge, besser: lesbare, nicht erotische fanfiction? am selber schreiben hindert mich der fiction-teil, meine ganze phantasie wäre dann glaub ich gefangen im moment der überwindung der unwahrscheinlichkeit einer solchen geschichte, durch diesen aufwand wird das objekt der fiction eher glorifiziert als erzählt.

jedenfalls einer dieser männer.

*nicht so gemeint, aber passt im weiteren sinne.

veränderung

sie haben einen großen modernen kinosaal in der anlage, einen 12m-pool, eine offene bibliothek mit tischen, lampen und einem relativ aktuellen katalog. die wohnungen („appartments“ sagen sie dort, das große ganze immer mitintendiert) sind zwischen anderthalb und drei zimmern groß, der speisesaal ist schön eingerichtet, die richtigen lampen, sehr freundliches personal, geradezu fröhliches personal. die älteste bewohnerin ist 106, sagt uns die frau, die meiner mutter alles zeigt, die jüngste mitte sechzig, der schnitt liegt beim alter meiner mutter, bei 85 jahren, das ist nicht ohne, nicht ohne, wo ich selber doch nur einen menschen in dem alter kenne. wir bleiben zum mittagessen. die bewohner auffallend elegant, mit gold und silber geschmückt, feine wolle, die männer in sakko und hemd, einer im lodenjanker, weißes haar, niemand färbt es sich noch ab alter x. meine mutter ist noch eher blond, vielleicht ist das ein einzugsritual, der abschied von der vergangenheit? ist nicht mehr und wird nicht mehr werden. paar rollatoren, „aber die sind dann auch schon 20 jahre hier, sind hier alt geworden“, paar rollstühle. mich würde glaube ich die ganze eleganz stören, das gediegene, ich empfinde das als zur schau gestellten wohlstand, ein auffälliges gleiche-unter-gleichen, vielleicht nur, weil ich nicht dazugehöre mit meinem einen kaschmir im regal, diese menschen haben halt einfach kein h&m im schrank, die können sich das ja nicht aussuchen, nicht mehr aussuchen, ihr leben hat die feine kleidung hinter ihnen angehäuft. sie kennen es nicht anders. die frauen sehen interessant aus, ihre verschiedenheit fällt mir auf, sehen sich doch alte leute oft ähnlicher als jüngere, weil ihr alter das erste wahrgenommene ist, von meinen zarten 50plus jahren aus betrachtet. ich bilde mir ein, ihnen ihre guten leben ansehen zu können, weiß aber nix natürlich. vielleicht waren sie einfach besonders schön, und nicht besonders interessant, im alter fällt das ein bisschen ineinander. sie bringen bestimmt einen großen teil ihres lebens mit, wenn sie in so einen alterssitz umziehen, und müssen viel zurücklassen, wie das eben so ist.

ein bisschen kreuzfahrt war das heute, wo die leute aus ihren kleinen kabinen immer in abendgarderobe erscheinen.

meine mutter passt da hinein und wieder nicht. „diese ganzen alten tanten“, sagt sie, es fällt ihr aber dann noch auf, dass sie selber dazugehört. männer gibt es deutlich weniger. ihre berufe kann ich frauen und männern nicht ansehen, kann ich aber bei gleichaltrigen auch nicht gut. ein mann sieht noch ein bisschen nach baumogul aus, auch wenn der körper hinter dem dominanten kinn schon zu verschwinden beginnt, bei damen würde ich nie nach baumogulinösem suchen, da sehe ich eher akademische berufe. die paare unterhalten sich miteinander, nicht alle, einige reden nur einen satz zum menue. die menschen sind ja zuhause dort, ich weiß nicht, ob der repräsentative anteil der eigenen existenz in den hintergrund tritt, wenn man jeden tag im restaurant isst. finde ich interessant, welchen preis so eine normalität hat, sicher hält es die leute auch beieinander, wie jedes ritual.

eine bekannte, die dort schon lebt seit ein paar jahren, rät meiner mutter zum hinwarten, vermisst ihre wohnung und vielleicht auch die realität, oder sie ist ihre einsamkeit dort nicht losgeworden, und dann ist das endgültige noch dazugekommen. es hängt vielleicht davon ab, wie wichtig das zuhause für die identität ist, wie sehr man die sehr pragmatischen grundrisse und die neubauödnis wahrnimmt im lebensalltag. wie es einem geht vorm umzug. aber schöne holzböden auf den balkonen.

ich will dauernd „im alter“ schreiben: so ist das eben im alter, weil darauf alles hinausläuft, so einen lakonismus, die akzeptanz des todes. die zimmer werden frei, wenn jemand gestorben ist, das wissen ja alle, da zieht keiner mehr aus, da sind sich alle bewohner gleich, vielleicht werden sie deshalb alle mit namen angesprochen, bei jeder begegnung, weil angesichts des großen gleichmachers der namen ans leben als einzelner und einziger erinnert, das die menschen ja hier auch noch leben, zu ende leben, päng, da ist er wieder, der tod. dieser aspekt macht mir auch noch schwierigkeiten, glaube ich, dass die mutter als ewige präsenz an einen ort umziehen will, an dem nix mehr ewig währt. ihr sicher auch, bei aller norddeutschen resolution. das verfliegt aber auch wieder beim dort herumlaufen, sobald man sich daran gewöhnt hat, im alltag ist eh mehr gegenwart, das ende fern wie immer. bei abwesenheit von schmerz und not, natürlich. oder nicht? bin ich gespannt drauf.

„sie denken darüber nach, sich zu verändern?“ fragte die mitarbeiterin und rät zur baldigen entscheidung. wenn man schon pflegestufen hat, wird man wohl nicht mehr genommen, lieber sind ihnen aktive senioren, die die arbeit des kulturrates zu würdigen wissen, ende des monats kommt walter momper und erzählt von der wende, ein film mit burt lancaster wird gezeigt, es gibt lesungen und konzerte. eine wasserreise und eine landreise pro jahr, „sehr begehrt“.

 

ich habe bilder von angelina jolie immer gern angesehen, diese art von schönheit, die auch im dunkeln erkennbar ist, weil alles im gesicht so groß und ausdrucksstark ist. eine schöne frau, halbwegs engagiert, irgendwie in ordnung. grade über irgendeine doofe facebook-werbung ein interview gelesen, indem sie eine massive esstörung beschreibt („obsessed with weight loss“), ohne dass sie oder sonst jemand das so benennt, endend in werbung für eine von ihr vertriebene diätpille of all things, die den stoffwechsel in ketose versetzen soll, einen zustand, der in notlagen wie hunger und krankheit auftritt, und bei diabetikern zur ketoazidose führen kann, einer ernsthaften und lebensbedrohlichen stoffwechselentgleisung. sie verdient damit geld. unfassbar, ein paralleluniversum. bin doch ein bisschen enttäuscht, ich hielt sie für halbwegs intelligent, also nur soweit ich sie überhaupt für etwas gehalten habe. da hat ihr marketingexperte nicht aufgepasst. hoffentlich enthalten die pillen nur placebos und keine pharmakologisch wirksamen bestandteile, die wären unter umständen ordentlich gesundheitsschädlich. schon verschiebt sich die wahrnehmung von ’schön‘ zu ‚ausgemergelt‘, von außergewöhnlich zu einer von vielen, die von ihrem aussehen leben. vielleicht ist das für sie ja auch ganz erleichternd, endlich sein zu können, wer sie ist. schaudernd ab

android wear 1.5.

[das wird eher langweilig]

ein anderes projekt fordert vor allem meine geduld. ich habe eine sony smartwatch 3, die auf ein vorheriges os zurückgesetzt wurde, um auf ihr wieder nfc betreiben zu können, habe damit meinen libre sensor ausgelesen. das ist nicht mehr notwendig, ich könnte die uhr aber dazu verwenden, meinen pancreas-algo übers handy zu betreiben, dazu muss ich sie allerdings erst wieder von android wear 1.3. auf 1.5. bringen, was sich bei gerooteten uhren als eher komplex erweist.

jemand hatte vorgeschlagen, einfach den google play store auf der uhr zu ersetzen, aber das hat nicht funktioniert, immerhin hab ich beim versuch den respekt vorm umgang mit den nötigen anwendungen verloren und einfach drauflosgepusht. die uhr teilte mit, das update wäre nicht passend, erst dann ist mir eingefallen , dass eventuell auch all die leute, die solche tips geben, nicht immer genau wissen, was sie tun. die sony-companion-software weiß ebenfalls nicht weiter.

bisher habe ich hier ein ota-update (over the air-update) auf mein gewünschtes betriebssystem gefunden, und es übers terminal und mit adb auf die uhr bekommen, aber installieren kann ich das update leider nicht. irgendwelche sony debug build nummern sind falsch, weil die uhr ja gerooted worden ist, denk ich. vorher habe ich schon ein paar andere versionen versucht, die wollten aber auch alle nicht. rücksichtslos flashen, hab ich irgendwo gelesen, ich bin bisher immer rücksichtslos dabei gewesen, natürlich eher, weil ich keine ahnung habe, wo das eine aufhört und das andere beginnt.

was würde flash gordon machen?

kurz davor, über ebay irgendeine andere smartwatch zu kaufen, dann fällt mir aber ein, dass ich das ding eigentlich gar nicht wirklich brauche, weil alles übers handy genauso gut geht, ich das handy eh immer am leibe tragen muss etc. pp. aber im winter? denkt es dann, mit handschuhen und dicker jacke? es wäre nett, das zu haben, das genügt ja eigentlich.

natürlich mache ich das hauptsächlich, weil es mir spass macht, aber mein anspruch im umgang mit diesen dingen ist inzwischen ein hauch mehr als dabei-sein-ist-alles. ich könnte jetzt weitere stunden nach etwas unklarem suchen, aber muss ja nicht. habe mir sowieso vorgenommen, erfolg bei der lebensplanung mehr in den vordergrund zu rücken.

wildwuchs

der sturm neulich hat die beiden akazien, die mitten in die aussicht gewachsen sind in den letzten 15 jahren, deutlich gelichtet. umgefallen sind leider andere.

der weg ins dorf geht ein stück durch einen steilhang mit sehr ungepflegtem wald, an den straßenrändern mit brombeeren auf der einen und holunder auf der anderen seite, drumrum dichtes unterholz und von kletterpflanzen umrankte bäume. kastanien und akazien sehen gesund und munter aus, viele andere sind unter dem gestrüpp längst morsch und faulig, bei jedem sturm fällt irgendwas um, meistens jüngere bäume mit stämmen zwischen 10 und 15cm, diesmal ist allerdings auch eine richtig große esche (glaube ich) umgeknickt, die hängt da jetzt auf halbmast im dickicht, die krone liegt grade neben der straße und welkt ganz langsam vor sich hin, kein schöner anblick.

habe neulich auf twitter eine eher brutale praxis der entrindung gesehen, um in einem wald für totholz zu sorgen, damit platz für insekten und kleintiere ist, davon gibt es hier genug. vielleicht wurde der wald früher besser gehalten, ein paar prachtvolle alte bäume mit anderthalb meter dicken stämmen stehen dort auch, die müssen vor dem schlingzeug hochgekommen sein. beim größten, einer eßkastanie, sieht es aus, als habe sie selber mit unzähligen austrieben ihren stamm geschützt, efeu ist da nur als ein paar einzelne zweige zu erkennen. sie ist nach ihrem umfang über 400 jahre alt, das erzähle ich grad allen, denn damals ging hier die renaissance grad zu ende, so sehr damals ist es, in mailand regierten die sforza, die lombardei ging zwischen den spaniern und den schweizern hin- und her, nach der blütezeir folgte ein langer, ökonomischer abstieg, vielleicht wurden ihre kastanien damals noch gesammelt und verwendet. die beiden kleinen mädchen, die immer bei den hunderunden mitkommen, weil sie in emma verguckt sind, hören stets interessiert zu und sagen höflich toll!, oder ja?

eine andere kastanie sieht bis zwei meter über der erde aus wie mehrere bäume, der stammteil unten ist ein paar meter breit, lässt auf ein alter von einigen hundert jahren schließen. jetzt ist der stamm im gestrüpp kaum zu erkennen, lebendige und tote bäume stehen dort dicht an dicht, alles bleibt im ständigen halbschatten. der hang ist seit dem tiefsten mittelalter sich selber überlassen. der dicke baum verdient eine geschichte, dacht ich, und wollte ihn mal aus der nähe erkunden.

von einem pfad unterhalb des wäldchens wollte ich mich hineinwagen, hab dazu sogar sneaker angezogen, aber die dornen stehen dort bis auf den boden, darunter schlamm, dazu um die 45° steigung:  ich müsste mir alles freischneiden, im grunde mit einer säge, also nee. dafür reicht der erkenntnisgewinn nicht. ein wunder, dass sich die bäume da halten können, wenn es nicht umgekehrt ist, und die bäume das gelände halten, bei den andauernden sturzregengüssen.

also weiter ins dorf gelaufen, bei der nächsten freistehenden kastanie angehalten, sie trägt eine lange stola, und sieht auch sonst sehr elegant aus. die könnte ich ja messen, wenn ich ein maßband hätte. so stand ich da kurz herum, allein im wald, und dachte mir so, du kannst den umfang auch mit deinen armen messen, zweimal ganz rum bin ich gekommen, die stola ist überraschend weich. dann habe ich die jungen ausflügler gesehen, die grad vorbeiliefen, natürlich, als ich meine arme noch um den baum hatte.

ich werde aber auch ideell zum treehugger auf meine alten tage, erhöhte baumsensitivität seit den sequoias 2012. kastanien können ja genauso alt werden wie sequoias, der älteste baum europas ist eine kastanie, geschätztes alter liegt zwischen 2000 und 4000 jahren, sie steht auf sizilien und trägt immer noch früchte, sie tragen erst ab 30 jahren, sagt wikipedia, und am ertragreichsten sind sie ab 100. kastanien sind so nährreich wie kartoffeln, wißt ihr, oder? seit den alten römern werden kastanienwälder angelegt, sie haben die bevökerung norditaliens durch einige hungersnöte gebracht, aus ihrem mehl kann man backen, wenn man es mischt, es ist glutenfrei, süß, vielseitig verwendbar. ein ehrwürdiger baum, hier überall zu finden, im oktober liegen hier die esskastanien zentnerweise herum. er wird auch noch angebaut, mehr in süditalien und in der toscana, im piemont gibt es auch noch ein paar.

ich könnte ja mal, dachte ich beim herumlaufen, nach alten schönen bäumen suchen, gemerkt, das geht auch über google, hier hat ein guter geist in ganz italien nach besonderen bäumen gesucht, nach provinzen sortiert, sehr toll. sollte mal wieder in die villa taranto und auf die isola madre fahren.

habe den jungs auch von den bäumen erzählt und ihnen fotos geschickt. sie meinen, dass ich wohl langsam genug entspannung hatte und teilen mit, ich sollte jetzt lieber wieder nach hause kommen.

sonntag, keine pläne

erster tag ruhe. nach dem gewitter war es heut früh endlich unter 30°, emma hat sich zufrieden auf den balkon gelegt und hat sich an die kühlen kacheln geschmiegt. ich hab weiter aufgeräumt, habe ärger mit dem bz, schwankungen ohne erkennbaren grund, brauche mal 6, mal 9 und mal 12 einheiten für mein frühstück, obwohl die sensitivität nur um 20% schwankt. nervig. was kann es sein? wenn sich nichts findet, war es nichts beeinflussbares, dann tauscht man eben alle systeme und guckt nach vorne. nachmittags in der ruhe des hauses mit den diab-apps rumgepuzzelt, muss eine aktualisieren, dafür wird sie neu kompiliert, android studio meldet aber immer einen fehlercode, den ich nicht verstehe, weil ich ja das ganze programm nicht verstehe, es nur den app-aufbau ausführen lassen kann.  nutze vielleicht eine zu alte git-version. überlegt, meinen gesamten 11 jahre alten laptop auch mal zu aktualisieren auf ein neues os, was mir eigentlich ziemlichen spass macht, dann gibt es plötzlich auch für die dienstprogramme neue versionen. aus alt mach neu! habe ich bisher gelassen, weil nicht sicher ist, dass meine photoshop-version auch auf 10.10 oder 10.11. läuft, andrerseits weiß ich nicht mal mehr, wann ich das programm zuletzt selber genutzt habe, und nicht für freunde oder kinder. brauche es also nicht wirklich, anders als aaps. geht aber erst, wenn ich an eine festplatte fürs backup komme, meine liegt natürlich in berlin auf dem schreibtisch. 1tb gibts für 45€, zeiten …

mit d.-zwilling telefoniert, ihm ist ein eichhörnchen ins rad gelaufen, er  wollte es erst zum tierarzt bringen, aber es ist in anderthalb minuten gestorben. es hat ihn beschäftigt, und er ist morgens um sechs noch mal hingefahren, hat es mitgenommen und im park beerdigt. „ich konnte es nicht so liegenlassen“. inzwischen geht es ihm wieder,  denn „solche dinge passieren.“

g.-zwilling einen film mit sting (twitter, aber wer?) in einer norddeutschen kneipe geschickt, wie er eher herzschmelzend sachen singt, die gregor die ganze zeit spielt, er: „oha, richtig gut, so werde ich auch mal“, ich: „weißt du, wer das ist?“ er: „nee?“ ich: erklär. er: irgendeinen freundlichen smiley. ach ja.

ich weiß, kinderfreie zeit, aber ich brauche ein paar tage, um mich dran zu gewöhnen.

abendpläne abgesagt bei 350 mg/dl steigend, ich werde einen schönen whisky vorm sonnenuntergang trinken, die mücken verscheuchen und warten, bis der spiegel sich wieder einebnet, bis dahin nichts essen. kopf voll behalten den ganzen tag, dazwischen an die mama von frau hingst gedacht, hilflos gefühlt, wieder abgelenkt. mir kommt alles so lebendig vor gerade. die abendsonne scheint ins zimmer, es ist schon wieder um die 30°, aber ich habe jetzt einen ventilator.