vista mare

usseliges wetter. genieße die ruhe, leises tröpfeln auf der balkonbrüstung. kein licht. abendliche ausflüge in andere möglichkeiten, vielleicht ein nettes kleines häuschen überm meer? irgendwo nicht ganz in der nähe, und nach ein paar wochen erinnere ich mich gar nicht mehr so genau an berlin und seine vielen regeln und bedingtheiten, die riesige stadtfläche, schlecht beleuchtet, mit strassen voller nassem laub, weil nie einer aufräumt. nach ein paar weiteren wochen habe ich wieder muskeln vom treppenlaufen. leider hat es keine heizung.

foto einer aussicht aufs meer, von der immoseite idealista.

weihnachtsgeschenke, mal schaun, mal sehen. dachte an kunst, wollte den zeichnen-begabten davidzwilling in die farbenwelt locken, aber so etwas wie mein uralter lukas-aquarellkasten, metall, 24 farben, ist heute eher ein anlageobjekt. werde meine diversen kästen mal zusammensuchen und aufarbeiten oder neu füllen, das geht bestimmt auch. oder das fördern, was da ist, vielleicht einen kurs schenken?

andererseits ist die phase abgeschlossen, früher hab ich alles gefördert, was ans licht kam, hab sie aber nicht zur nötigen täglichen arbeit angehalten, die mir ja selber nicht entspricht. wenn sie malen wollten, würden sie es tun, die sehnsucht nach der zeit, als ich dran war an den kindern, mitgestalten konnte und musste, das selbstverständliche daran.

der partner meiner tante ist am wochenende immer losgezogen, in die fränkische schweiz, mit seinem kleinen kasten aquarellfarben, und hat die landschaft gemalt. es war so, dass ich ihn ganz selbstverständlich als künstler wahrgenommen habe, er hat es auch mit dem gebotenen ernst gemacht, den ich bei eigenen ausflügen ins zeichnen oder musizieren vermisse, beim schreiben eigentlich nicht. die eigenen begabungen respektieren. die ganze familie hat bilder von ihm an der wand.

julian lage is back in town, 7. mai im huxleys, aber ich werde schon bei der vorstellung müde, einen abend unter der woche 3 stunden stehen zu müssen. vielleicht, wenn jemand mitkommt.

nachricht von anita, freundin meiner mutter, die mit 90 noch mit ihrem porsche herumfährt. sie ist jetzt doch in ein altersheim umgezogen. die haben wir alle bewundert, erzählt sie, die schöne anita.

die trauer, dass ich nicht so bin wie sie, so gesund, schön und unkompliziert, und das gefühl, dass sie mir das auch immer noch vorwirft, ihre mit scheu durchsetzte ahnungslosigkeit, was mein leben angeht. hoffe sehr, dass ich bei meinen kids anders sein kann.

teilen

poste restante

nach nur einer woche lag ein weißer umschlag im briefkasten, darin der alte, zurückgekommene, mit einem sammelsurium an marken beklebt. die briefmarke darin ist schön sonnengelb und deutlich unverlierbarer als die deutschen. für bhutan bin ich inzwischen wahrscheinlich zu alt, das kloster sieht im netz derbe unerreichbar aus, weit oben an einer felswand.

ich soll sie nicht abspielen, schrieb der herr noch dazu, das alte plastik von 1973 sei zu brüchig, aber yt hilft da natürlich weiter.

gleich vorgenommen, mal wieder weihnachtspost zu verschicken, es kommt ja gar generell überhaupt keine private briefpost mehr, im sommer in italien habe ich nicht mal mehr postkarten gefunden, sie sind irgendwie mitsamt den kiosken verschwunden, alles ein opfer der digitalisierung. habe vor ein paar jahren die eine mit einem bild vom ferragosto-feuerwerk aus einem tabacchi mitgenommen, der inhaber meinte, sie würde längst nicht mehr nachgedruckt, lohnt sich nicht mehr, kauft keiner, außer mir natürlich. alles nur noch per whatsapp, bilderserien mit oder ohne reisebericht, das mag ich eigentlich auch, aber natürlich bleibt die am kühlschrank hängende postkarte viel länger in erinnerung, und als liebhaberin von autographen gefällt mir der gedanke, wie jemand sie im urlaub in der tasche oder im zimmer herumliegen hat, lastminute noch schreibt, mit der sommerhandschrift, und dann am letztmöglichen briefkasten einwerfen muss, es ist eine handfeste erinnerung.

früher musste ich die fläche dort einmal im jahr leeren, inzwischen kommen vielleicht im jahr ein oder zwei karten, vom großen (dieses jahr kam sie aus nepal, das war schon aufregend) und von der besten freundin. martin hat auch immer mal eine geschickt, eng beschrieben, als gruß aus einem fernen leben. inzwischen sind im briefkasten nur noch rechnungen und werbung, alles andere kommt als paket und muss dann aus nahen spätis abgeholt werden.

zeit für die weihnachtsbestellung aus nürnberg, da kann ich auch die lieferung terminieren, wenn ich micht richtig erinnere.

teilen

2. august 2025

heute bei kräftigem regen gefrühstückt, dann war wieder sonne und wir sind zur fähre gefahren, der große brauchte eine badehose, die es auf dem markt an der anderen seeseite geben würde. in saisonzeiten fährt alle 15minuten eine fähre, 13,60 für beide hin und zurück, drüben durch den ultravollen markt gelaufen, badehose gefunden, dann noch die suchtmässig leckeren zitronen-ricotta-tortellis geholt, 12 große stück für 16 euro, schwamm drüber, mit olivenöl (oder butter?) und frischem parmesan sind die eine sünde wert. viele deutsche extrem unelegante touris unterwegs, zu enge t-shirts, bauchteile frei, rote hälse und köpfe, ich weiß nicht, warum mir das so auffällt dieses jahr, es sollte mich nicht kümmern eigentlich. mein sohn trägt ein gestreiftes baumwollhemd und bermudas und sieht blendend aus, tjé.

ich hätte hunderte handtaschen wählen können, aber es war dann einfach zuviel auswahl, sehr lustig die gefakten birkinbags aus leoparden-kunstfell, hätt ich vielleicht mitnehmen sollen, aber die kosten meist auch über 200€, und sind nur im vergleich spottbillig*. (ich rechne dies jahr mehr, weil mir der in den letzten monaten zuviel gezahlte lohn {im öd ist man bei versetzung immer erstmal auf vollzeit und muss die teilzeit neu beantragen, das hatte ich übersehen, habe aber weiter teilzeit gearbeitet} auf einmal abgezogen wurde, ausgerechnet in den sommerferien.

mit den hörgeräten höre ich das haus knacken und weiß nicht, ob das früher auch schon so war.

mittags bekocht worden vom großen, andere tortelli aus dem kühlschrank mit einem extrem leckeren und frischen tomaten-gemüse-sugo, zum reinsetzen, dabei wollte ich eigentlich nur ein oder zwei probieren. am eher späten nachmittag dann noch zum see für eine runde schwimmen, lesen, plaudern mit den anderen, danach aperitiv, diesmal am see, auch hier teurer geworden, aber der blick ist natürlich unbezahlbar. abends bruschetta mit dem rest sugo, sehr lecker, und ein bierchen, lese am handy gründe für intensives weiteres daumendrücken nach, es ist ein elend alles, aber es wird alles besser werden, unbedingt, ausrufezeichen.

erholung setzt ein, es ist ein riesiger unterschied, nicht mehr restlos erschöpft zu sein bei urlaubsbeginn.

*nachgesehen: es sollte eine kelly und keine birkin gefaked werden, und die gab/gibt es sogar wirklich.

teilen

31. juli 2025

erster tag see und strand, mit alten freunden und bekannten. wir merken, dass wir langsam die alten sind, die immer am strand sitzen und lesen, im schatten der großen birke. sonne mit wolken, es ist fast frisch gelegentlich, mit sonne aber wie immer, das wasser klar und kühl. abends aperitiv, diesmal oben an der strasse statt unten am see, weil es unten sehr voll ist und oben leckere häppchen dazu gereicht werden. danach hoch zum essen und abwarten, wann die sonne nicht mehr spürbar ist auf der haut. nivea.

tisch mit aperol und ein paar kleinigkeiten zum essen

gemerkt, dass ich endlich mal zum filmfestival nach locarno kann und es nicht wie sonst immer verpasse. es gibt für alles noch tickets, möchte gerne einen der filme auf der piazza grande sehen (slowtiger hat recht, den anblick sollte man mitnehmen), bisschen sorge, weil ich ja nach filmende noch anderthalb stunden um den see zurück fahren muss, aber wann, wenn nicht jetzt. tagsüber eine reihe kurzfilme, darunter bleifrei 95, dann sehnsucht in sangerhausen, abends happy worker, mit colm meaney, den ich als trekkie natürlich immer gern sehe, danach kommt auf der piazza grande noch ein mich null interessierender film über einen milliardär und seine tochter, den schaue ich just for the feeling sozusagen. der spannendere film läuft am abend davor, aber der kommt bestimmt auch mal nach berlin. oder lieber last dance? dafür ein gratis-ticket gebucht. 4+ -filme an einem tag, dafür habe ich jahrelang beim streaming geübt.

meine kamera in berlin gelassen, die alljährlichen aufnahmen vom rosanen monte rosa mit dem handy versucht, aber das klappt dann doch eher nicht.

blick auf den monte rosa im morgenlicht, etwas unscharf
monte rosa unscharf im morgenlicht

versucht, den großen herzulocken. eine zugfahrt würde 10 stunden dauern und hin und zurück über 330€ kosten (via trainline), flüge von köln/bonn nach malpensa hingegen nur 120€ hin und zurück. so wird das nix mit der energiewende.

teilen

nach hause

angekommen, bei fast allen gemeldet, sehr entspanntes zuhausegefühl. heute bei nils minkmar (über draussen nur kännchen) eine beschreibung gefunden, in der ich mich wiederfinde, die ferien in italien sind bei mir jedes jahr eine „rückkehr ins eigentliche leben“. ich merke so eine tiefenentspannung, weil die anpassung an berlin wegfällt, an die stadt, ans komplexe allerlei des alltags. gut, vielleicht ist das einfach „ferien“ und nicht italien, wobei ich das miteinander hier als viel angenehmer und frei von diesem andauerndem subliminalen vergleichen wahrnehme. die leute droppen eher küsschen als namen. niemand fragt, was du denn so machst im leben*, wobei das hier natürlich alle schon wissen, vielleicht ist das auch meine gute bubble am see, und nicht die italienische allgemeinheit, für solche aussagen bin ich eigentlich viel zuwenig hier. und kriege nichtmal mehr eine zeitung! es gibt kaum noch welche zu kaufen, ich habe die repubblica im online-abo, mag aber den spaziergang in die bar am see, mit cappuccio und brioche und zeitung.

*ich hab, wobei das klar nur mein problem ist, ein paar jahre gebraucht, um in deutschland ohne scham über meinen nicht akademischen job reden zu können. neuerdings erzähle ich mit begeisterung und rede eher ein bisschen zu lang, wenn mich jemand fragt, eine wirklich erfreuliche veränderung. in italien hatte ich nie solche gefühle, hier sind jobs und selbstwert nicht so eng ineinander verflochten vielleicht. oder ich bins nur.

ich brauche immer 2,3 tage, bis mein italienisch sich wieder genauso anfühlt wie mein deutsch. ich rede mit leichtem mailänder akzent, den ich allerdings nicht wahrnehmen kann.

noch nicht am strand gewesen, in berlin auch keine neue bademode mehr gekauft, gestern dann bei lektüre eines gesprächs zwischen frau gedankenträger und herrn ix das überraschende gefühl bekommen, zuwenig zu wiegen, weil man mit einem bmi von 27 wohl die beste lebenserwartung hat (auf mastodon), jetzt wieder entspannt mit meinen röllchen.

halt: beim suchen im netz zum thema allerdings einen 9 jahre alten artikel aus dem ärzteblatt gefunden, der zu einem anderen ergebnis kommt: bmi ≥ normalgewicht ist mit höherem sterberisiko verbunden, für männer mehr als für frauen, in einem ärzteblatt-text von 2018 (mit anmeldung, und unangenehmem foto) wird das noch einmal bestätigt.

bei allem der hinweis, dass statistik nur statistik ist, und die lebenswege immer das ergebnis einer vielzahl von bedingungen, geschichten, ereignissen und beziehungen sind, und genen, in krankheit und gesundheit.

schade, hatte mich schon auf mehr pasta und mehr von dem großartigen italienischen käse, vor allem, gefreut, die ich kaum noch esse, weil ich schon immer mit leider extrem wenig kalorien auskomme.

immerhin schleppe ich meine dicken bücher herum, zwei ziegelsteine mitgenommen, den murakami, auf den ich mich richtig freue, und den vuong, den ich als herausforderung empfinde, vor allem wegen des schriftbildes allerdings. die bücher sind so groß, eigentlich brauche ich eine neue handtasche dafür, ausrufezeichen!

teilen

springweg brennt

heut nachmittag hab ich mich auf den balkon in die sonne gesetzt, um meks buch anzufangen, springweg brennt, und dann ging es mir so wie den anderen leser*innen: plötzlich war es ein paar stunden später und das buch ist zu ende, es liest sich sozusagen von selber. ist mir schon lange nicht mehr passiert. beim lesen sofort wieder in dieser zeit gewesen, als alles noch so offen war, das leben, die wege, entscheidungen, jetzt sind meine kinder gerade noch in dieser lebensphase, und ich bin mek wirklich dankbar dafür, dass ich dem modus, dieser unmittelbarkeit der jugend mal wieder näher bin.

im buch wird ein altes haus in utrecht besetzt, mek und seine truppe gehören dabei schon zu einer art von profis, es gibt bestimmte abläufe beim besetzen, dann beginnt eine art rollenspiel mit der stadtverwaltung, wo jede seite abwechselnd schritte macht, wie bei einem gesellschaftstanz. die gespräche, die verschiedenen persönlichkeiten, wie entscheidungen mal getroffen werden und mal einfach passieren, die totale offenheit von situationen, es liest sich sehr lebensnah und hat einen intensiven zeitreiseneffekt. und oft ist es lustig, wie die hausbesetzer ihre strasse vor der räumung an beiden enden mit sofas abriegeln, so schön, und dann kam berta, aber das solltet ihr selber lesen. und es gibt überraschend viele hunde im buch!

beim lesen gleich gedacht, das wär ein würdiges ende auch für mein riesiges altes sofa, die jungs wollen es immer loswerden, aber ich sitze halt noch drauf.

mir waren hausbesetzer*innen lange zeit ewas unheimlich, so piratenartig, sie nehmen sich halt, was sie brauchen. in mailand gibt es das leoncavallo, von dem mek auch schreibt, da war ich in den frühen achtzigern auf demos und konzerten, ich hab mich aber eher als solidarische touristin gefühlt, nicht als teil der leute, hab mich nicht getraut, auf den diskussionsrunden zb zum thema feminismus was zu sagen, bin aber hingegangen. das leoncavallo gibt es noch, es steht schon wieder vor einer räumung, die am 15. mai stattfinden soll, irre. ich war ja immer mehr in der bürgerlichen ecke zuhause, und die besetzten häuser waren jenseits der grenze, also die gründe dafür waren alle richtig und nachvollziehbar, aber der weg war mir zu kämpferisch, vielleicht, weil die häuser immer nur kurz vor oder nach den räumungen in meiner wahrnehmung auftauchten. dann sind freunde von mir in welche einzogen, dann war es normalisiert, der jetzt tote freund martin hat eine zeitlang in der rigaer str. gewohnt, weiß gar nicht, ob es das haus da noch gibt.

jedenfalls. lest das.

teilen

ab jetzt abendrot

tiefblauer himmel, man sieht oben in der mitte einen winzigen roten kinderdrachen fliegen
blauer himmel mit kleinem roten drachen

ich war immer tiefblau, ozeanblau, ultramarin, bodenlos mit den paar pixeln bianchigrün dazwischen. das meer in allen schattierungen, der himmel, wenn er mal wie heute strahlend und voller licht ist, kobaltblau und lapislazuli, wenn es abend wird. wenn man die augen schließt und die sonne brennt, ein paar momente, bevor alles wegfließt, einfach nur die glorreiche sommerhitze, das gleissende meer, das kindheitsglück, wenn der himmel weit und der sommer endlos ist.

oben diesiger himmer, darunter hellblauer pazifik, im unteren drittel sieht man die schwanzflosse eines wals aus dem wasser schlagen. whalewatching 2012 vor monterey
whalewatching 2012, vor monterey

der strand zu heiß für nackte füße, also flipflops. und dann, ausrufezeichen, habe ich mir heute eine rote brille gekauft, obwohl ich auch diverse blaue probiert habe, eine war voll die frau-casino-farbe, durchsichtig wie flusswasser, oder eine mit leichtem türkisem glitzerdingens, aber nein, erst bei der roten war es ein klares ja. neulich habe ich schon eine korallenrote handyhülle gekauft, und einen roten pullover, ich erwäge sogar, meine roten lederstiefel mal wieder anzuziehen. ist das auch das alter? der farbwandel fühlt sich elementar und grundlegend an, wie ein abschied, also nicht nur gut. nur noch 80% sehkraft, sagt die optikerin.

ich schaffe das meer nicht, komme nicht hin, klebe hoffnungslos im grauen berlingetriebe fest, und kleide mich jetzt als rote ampel, vor sich hin blinkend, ein roter punkt im farbchaos der großstadt. die alten brillen weggeworfen.

blick von oben auf ein felsiges küstenstück am highway 1 in californien, man sieht gischt, aus dem wasser ragen schwarze felsstücke
bucht am highway 1

bevor alles den bach runter geht, lieber noch schnell für 1 euro ein haus am meer kaufen, echt, das war so knapp heute.

teilen

5. november 2024

wahltag, und ich bin aufgeregter, als wenn die wahl bei uns wäre, also in deutschland oder italien. werde spät ins bett gehen und früh aufstehen, um etwas mitzukriegen, aber das ergebnis wird wohl noch länger auf sich warten lassen. es ist keine angenehme spannung, es steht einfach unangemessen viel auf dem spiel.

zum beispiel das hier.

mit meiner mutter über ihr leben gesprochen, sie sagt: „ich hatte ein sehr schönes leben, es ist mir richtig gut gegangen.“ sie wirkt in frieden. ich hoffe auf ein gemeinsames weihnachten, auch wenn es ihr eigentlich zu viel ist, mit 90 jahren, von ihrem schlimmen unfall im mai hat sie sich aber inzwischen gut erholt und spaziert entspannt mit ihrem rollator durch die gänge, geht zum arzt, versorgt sich fast alleine. im coronajahr bin ich mit den jungs zu ihr gefahren und wir haben als überraschung im garten gesungen für sie, im seniorenheim geht das eventuell auch, sie hat ja einen balkon, mal schaun, mal sehen.

sie erzählt, wie sie mit ende zwanzig in einem job in der jugenpsychiatrie war, bei dem der chef alle interessanten dinge machte und sie mit ihrer kollegin eigentlich nur putzen und hinterherräumen sollte, und wie sie dann zu zweit auf einen berg gestiegen sind, der job war in tübingen, laut „scheiße!“ gebrüllt haben, und dann am nächsten tag beide gekündigt haben. sie sagt, sie hat immer nach richtig guten aufgaben und kolleg*innen gesucht, und wenn es das da, wo sie war, nicht gab, ist sie gegangen.

gemerkt, dass ich meine heizung gerne etwas zu kalt einstelle, um meine wunderbaren norwegerpullis mal anziehen zu können, bei 20° ist es noch zu warm dafür. skifahren werde ich wohl nicht wieder, habe grad so bilder von früher im kopf, abfahrten in madonna di campiglio oder cervinia, ich konnte das ganz gut, mit relativem selbstverständnis, habe mich auch beim fahren im kreis drehen können, hatte keine angst, das gefühl ähnlich wie ich mir das surfen vorstelle. vielleicht einfach mal nach norwegen fahren mit den pullovern.

teilen

sommer ohne ende

diese endlose hitze fühlt sich verjüngend an, es erinnert so an die italienischen sommer, wo es ab ende mai einfach durchgehend heiß und hell war, ein sonnentag folgte auf den anderen, sommer ohne wenn und aber, gelegentlich ein gewitter. ich genieße das sehr, es soll bitte ewig so weitergehen, wird es aber nicht, nächste woche ist es vorbei damit, ich hoffe aber in jeder beziehung auf einen langen altweibersommer. alle meine sommerkleider angezogen, sogar die eigentlich-nur-strand-kleider.

freue mich aber auf morgende ohne die riesigen radlerInnen-pulks auf den engen radwegen vor der ampel, wenn die ganzen sommerradler endlich wieder auf andere verkehrsmittel wechseln, in herbst und winter habe ich private radwege extra für mich. kleine aggressionen ggü den elektroradlern, die einfach anstrengungslos überholen, gut, ich sollte vielleicht die reifen mal wieder aufpumpen.

ein hausgast ist heut früh von einem scharfen schmerz am arm wachgeworden, eine 2cm große schwarze spinne sass dort und biss grade zu, sie hat sie weggehauen, aber der schaden war schon passiert. das fenster war offen, das viech ist wohl vom nahen baum herübergeweht worden, die äste sind weniger als einem halben meter entfernt. der biss wurde dick und schmerzte, habe ihr fenistil gegeben und dann doch lieber beim bereitschaftsarzt angerufen, weil in italien ein todesfall durch eine violinspinne durch die medien ging. die ärztin hat alles abgefragt, gesagt, worauf man achten muss nach dem biss, die gefahr einer allergischen reaktion war wohl größer als die einer giftspinne in prenzlauer berg. das zimmer abgesucht, möbel und sofa von der wand abgerückt, nix gefunden. ich denke, sie ist unten an bett oder sofa oder hinten an der heizung. dann eine weile lang schwarze spinnen gegoogelt, kein vergnügen, ich hoffe, die kommen mir nicht in die träume. und ja, es gibt immer mehr exoten, die hier überleben können, der klimawandel hilft. abends ist die stelle noch immer rot und warm, sagt sie. noch nie passiert sowas, in 37 jahren berlin. eins der kinder verweigert jetzt den besuch, und ich habe vom balkon aus die äste des baumes beschnitten, an die ich herankam.

später zum ersten mal wieder mit den mädels yoga gemacht, draussen auf der wiese, vorm sonnenuntergang. es war nicht mehr heiß, es wehte eine laue brise, die freundlich gerade genug abgekühlt hat. die wiese, die ich grün und saftig erinnere, war braun und vertrocknet, ein jammer. war danach unterzuckert, habe die anstrengung unterschätzt oder vergessen in meinen paar jahren pause, ich hoffe, ich halte es jetzt durch, mit 7h arbeit sollte es machbar sein. sehr wohltuend, aber es öfffnet auch, macht körper und sinne spürbar, hatte so ein kurzes sehnen, wie ein vibrato, nach mehr, nach dem großen ganzen, dem anderen, aber dann hatte der alltag mich wieder.

musste eine neue yogamatte bestellen, hab die alte in italien vergessen und es bis jetzt nicht einmal gemerkt, so wenig war yoga in meinem leben. sachen gibts.

teilen

reiseunlust

hatte den im hinteren zimmer stehenden ventilator komplett vergessen, jetzt große erleichterung. meine unleidlichkeit der hitze gegenüber ist mir unangenehm, das war doch früher anders? jetzt wird mir bei normalen alltagstätigkeiten viel zu heiß, aufräumen, herumlaufen, einkaufen, jede wegstrecke. ist es das alter? vielleicht gibt es zwischen 28° und 32° eine schwelle im umgang des körpers mit temperaturen, drunter gehts, drüber nicht mehr. höre jedenfalls im umfeld vom einbau von klimaanlagen und halte das nach den letzten wochen für eine verlockende idee. man kann sie auch zum entfeuchten verwenden, hier sind 90% luftfeuchtigkeit.

auf den zugfahrten musste ich für jeden zug online einchecken, sonst hätte ich bei kontrolle strafe zahlen müssen, vielleicht ersetzen sie dadurch die schaffner*innen? in 6 zügen nur einmal kontrolliert worden, per qr-code. insgesamt hatte nur ein zug einmal 2min verspätung beim abfahren, italien hat deutschland da sowas von überholt, wie unvorstellbar war das in den achtzigern, andererseits ist es dann wohl doch möglich, so ein riesiges system zum funktionieren zu bringen. vielleicht klappt das auch in d? von italien lernen. gilt auch für die autobahnen, laut g.-maps hätte ich eine baustelle zwischen dem see und rom, auf dem weg nach halle werden es über 25. kein wunder, dass die leute lieber fliegen.

unlust bei der reiseplanung, ich will diesmal über 800km am ersten tag fahren, weil ich bei den zwillis in halle pause machen möchte. vermisse die großartigen autoreisezüge von früher. selbst schuld vielleicht, hätte ja auch im schönen bayern oder bwb irgendwo bleiben können. werde früh los und lange pause machen. weiß gar nicht mehr, was ich an lebensmitteln alles mitnehmen möchte, außer diversen litern an richtig gutem olivenöl, in berlin gibt es einfach alles inzwischen. gut, die kilobrocken parmesan mit 2jähriger reifezeit, die nehme ich natürlich auch mit. und kekse!

haha, jetzt bittet auch das hotel in halle um einen checkin.

war eine halbe woche länger hier als letztes jahr, gar nicht richtig gemerkt, weil ich viel weniger leute gesehen habe. letztes jahr hat jemand um mich geworben und wir haben viel unternommen, das war natürlich sehr fein, immer mit vielen anderen, freunde von mir kommen dieses jahr erst später, usw usw. es stört mich nicht, bin ans alleinsein sehr gut gewöhnt, vielleicht zu gut, ich vermisse nix. glaube nicht, dass sich das nochmal ändert.

teilen

milano

ein bisschen bin ich der trägheit anheimgefallen, keiner nur guten, wie das ja immer so ist. also gegen mittags spontan mit dem zug nach mailand gefahren, wollte dort bisschen shoppen, bisschen kunst gucken, also zuerst zur triennale, von der ich einen tag vorher noch genau wusste, wo sie war, direkt im park hinter dem bahnhof, höchstens 1km. im zug verliess mich dann das roaming, zum glück hat niemand nach dem ticket gefragt, also in mailand losgelaufen und mich sehr, sehr doof gefühlt, weil ich in meiner alten heimatstadt nichtmal die kunstpaläste wiederfinden konnte. 2 leute gefragt, drei richtungen gezeigt bekommen, also im kiosk karte gekauft, die sie nach langem suchen auch gefunden haben. triennale gefunden, gae aulenti angesehen, von der ich vorher nie etwas gehört habe, mochte die olivetti-schreibmaschinen, so eine habe ich glaube ich auch, in rot, die hat aber ettore sottsass designt, der ist auch schon tot. im triennale-shop hab es einige feine sottsass-objekte, lampen, kalender, alles im höheren drei-vierstelligen bereich. bei den objekten von aulenti eher so eine hmm-stimmung, vielleicht waren die im zeitlichen kontext aufregend und neu, die aufgebauten räume ihrer wohnung wirkten so authentisch wie befremdlich, so out of context, weil persönliche dinge fehlten, sie hatte als erfolgreiche designerin natürlich eine sehr durchgestylte design-wohnung. interessante erfahrung war es allemal.

dann weiter in die fabbrica del vapore, mit stadtplan hinspaziert, ich vergesse wegen berlin immer, wie klein mailand ist. war gut besucht, schöner platz mit bänken unter bäumen, da habe ich etwas ausgeruht, es war deutlich über 30°.

(rechts „alfreds day off“, bei den erbsen hab ich keinen titel gefunden) diese miniaturen sind nice, ich weiß nicht, ob es kunst ist, vielleicht eher kunsthandwerk? enormer niedlichkeitseffekt. kleine lustige stillleben und so panoramen, im shop eine kleine holzminiatur mit ein paar gebäuden unter glas gekauft und eine mini-lavalampe. von da ins zentrum gelaufen, durch meine alte schulgegend, zona garibaldi, in einem schaufenster ein blaues raumschiff, wie von möbius gezeichnet, der künstler im laden, aber er kannte möbius nicht, hat sehr begeistert von seinen objekten erzählt, alles aus alten elektronischen bauteilen zusammengeklebt, dann vetrifiziert, wie er mehrmals für die gäste im laden erklärt. vollkommen schräg, wie aus einer anderen welt.

ein raumschiff aus elektro-müll, von pietro messina.

einbinden von fotos kann ich gar nicht, merke ich, es dauert zu lang und sieht doof aus. ist halt ein textblog. zum shoppen war es mir zu heiß, wollte weihnachtsgeschenke für die jungs kaufen, ein paar schöne klamotten aus milano gehen ja immer eigentlich. so bin ich schon am spätnachmittag auf gut glück zum bahnhof zurück und mit richtigem papierticket zurück an den see gefahren, gefroren, die züge sind intensiv klimatisiert. guter tag, mailand lohnt immer.

teilen

kw 30

ab woche drei ist es erholung, bin wieder fitter, mehr kraft und mehr optimismus, was das leben aller oder mein eigenes angeht. am wochenende wieder einmal erstaunt über die geschwindigkeit der repubblica, die bidens ausstieg und harris‘ nominierung sehr genau vorausgesagt hat. habe seit langem mal wieder ein ereignis sofort an die familie weitergegeben, war wirklich kurz aufgeregt und optimistisch. die jungs sind weiter skeptisch, aber ich genieße den kurzen flow und will gleich wieder doch noch neue möbel kaufen, gestern hab ich zu meiner großen überraschung in einem dorfmuseum der gegend einen schirmständer entdeckt, der als allererster schirmständer überhaupt einen deutlichen will-haben-reflex auslöste, von antonia campi designt.

stein-objekte von antonia campi

sie hat auch sehr elegante ausgehöhlte steine hergestellt, ich habe ähnliche steine von jedem trip ans meer mitgebracht, es sind auf ihre art perfekte steine. ich habe dann gleich nach „dremel“ gegoogelt und wollte sowas selber machen, aber es ist wohl nicht gut für die handgelenke. jetzt mit neuem ziel über die hiesigen flohmärkte und trödelshops ziehen.

heute über den markt, wollte ein paar neue gürtel kaufen, dann ein kleid gefunden, wie es hier viele ältere damen tragen, weit und leicht und bunt, bisschen putzfrau, bisschen althippie. ich frage den verkäufer nach dem material, „seide!“ sagt er, ich äußere zweifel, er: „indische seide“, „nicht bügeln“, sagt er noch, wahrscheinlich würde ich es nie wieder vom bügeleisen abkriegen. außerdem zitronentortelli, brot, zeitung. keine gürtel.

dies jahr ist deutlich zu warm, den ärger über die verregneten berliner sommer kann ich noch abrufen, aber eher in der theorie. die kette von tagen über 30° hat eine eigene solide unbezwingbarkeit, kein ausweg möglich. die sommer meiner kindheit erinnere ich nur wegen dem licht, das endlose zuverlässige licht der hochsommer, an die temperaturen habe ich keine erinnerung.

teilen

kw sommer

heute am see war richtig wochenende, in der großen villa neben dem strand wummerte irgendein ballermann-kram, die gäste fuhren mit vielen motorisierten spielzeugen im strandnahen schwimmbereich herum, darunter ein riva-boot, ein jetski, eine handvoll fliegender surfbretter, ein oder zwei andere motorbooten, alles immer mit vollgas durcheinander. die leute sind recht wohlhabend und zeigen das, ob man will oder nicht. mein schwimmweg zur boje geht eigentlich an diesem grundstück vorbei, aber es war wie auf dem jahrmarkt mit autoscootern.

gestern im kiosk einen l’espresso gekauft, titelbild ist der blutende trump mit erhobener faust, ein klares jahrhundertbild. im netz auch die anderen fotos gesehen, mit t. hinter den armen seiner leibwächter, kopf gesenkt, und das bild mit der flugbahn der kugel natürlich, von dem erzählen sogar die jungs am telefon. pete souza schreibt auf instagram über die fotos. ich habe das attentat erst einen tag später mitbekommen, sollte unbedingt wieder newsfeeds verfolgen, bei nachrichten habe ich die pings abgestellt, da kommt ja sonst dauernd irgendein kram. der espresso titelt mit „unaufhaltbarer t.“, das ist wirklich mehr propaganda als journalismus, werde keinen mehr kaufen, werde zu einer dieser nervigen abonnent*innen, die immer mit kündigung drohen, als ob das irgendwas ändern würde.

weiterhin in gedanken über letzte wege, fühle mich grade älter als ich bin, kann es aber schon wieder albern finden gegenüber den ganzen wirklich alten leuten im umfeld. ebenfalls weiterhin gespräche über die letzten lebensjahre, die familiären verknüpfungen, menschen müssen weiterleben, so lang es geht, weil ihre renten aus einer zeit stammen, als man von der rente noch gut leben konnte, oft sitzen weitere angehörige (ob pflegend oder nicht) mit im boot, die renten sind eine wichtige stütze für die eigene versorgung, so der hinweis einer ärztin im geriatrie-bereich. wenn die alten dann sterben, geraten die angehörigen in teils missliche lagen, und nein, das lässt sich nicht immer verhindern. fand ich bestürzend. in italien sind die renten wesentlich höher, abhängig von den jahren der beitragzahlung. 60% bei 40 jahren, 48% bei 30 jahren, 70% hab ich auch gesehen, aber nicht wiedergefunden. die mindestrente ist bei 615€, man muss aber generell vorher mindestens 20 jahre gearbeitet haben.

keine zeitungen geguckt, bei nachrichtenstille stellt sich am see recht schnell ein zustand der zeitlosigkeit ein, stehe dann vorm spiegel und sehe den nicht nachgefärbten ansatz und fühle mich kurz vor den kopf gestossen. lange in der sonne gesessen, vergessen, einzucremen, die haut hat die wärme sehr angenehm gespeichert, eine elementare freude. nachher mit einem kalten chinotto zero im handtuchgarten gesessen, während die sonne unterging.

teilen

14. juli 2024

die tage sind wunderbar endlos.

mich bei einem freund gemeldet, er erzählt, dass die mutter eines anderen freundes vorgestern gestorben ist, mit 92, einfach umgefallen. gestern war die trauerfeier, in einer kleinen katholischen kirche mit einem evangelischen pfarrer, sie war protestantin. der pfarrer hat einen kurzen hochphilosophischen vortrag über das sterben als notwendigen übergang gehalten, konnte schlecht folgen, dann haben der ältere sohn und seine partnerin kurze und berührende worte gesprochen, wie sie mit vielen kleinen dingen alles zusammengehalten hat, musik und kunst in ihre leben gebracht hat. keine lieder.

danach sind wir mit paar freunden noch über den friedhof gelaufen, wir haben uns die stelle angesehen, wo nächste woche die urne beigesetzt wird, neben ihrem ehemann und ihrem jüngeren sohn, der vor 14 jahren gestorben ist. ein weiterer freund liegt dort auch schon, motorradunfall, ich höre den geschichten zu, die mir die anderen von den vielen erzählen, die dort schon liegen, es ist ein dorf, die leute wissen viel voneinander. ich spüre die nähe, als wäre die grenze zwischen leben und tod kurz durchlässig, wenn jemand verabschiedet wird, geschichten, lachen, eigenheiten, die persönlichkeiten und die stimmen sind wieder präsent, als wäre es gestern. die liebe bleibt in einer eigenen form, wie eine art halo, wenn sich die menschen gemeinsam erinnern. das leben nach dem tod ist kurz leichter vorstellbar als die tatsache, dass danach alles vorbei ist.

war vorher unsicher, ob ich hingehen soll oder nicht, bin froh, dass ich da war.

nachher noch stunden in der bar am see zusammen gesessen, endloser aperitiv, ich mit wasser und coke zero. meine kinder vermisst und zuhause gefühlt.

eine freundin erzählt, dass sie mit ihren kindern einmal pro jahr eine woche gemeinsam irgendwo hinfährt, und ihre kids leben auch in anderen städten und ländern, finde die idee großartig, werde das im herbst zu planen versuchen, dieses jahr hats ja nicht geklappt. irgendwo ans meer! und sei’s mallorca, ich werde zahlen müssen – oder eben ein bnb an der ostsee, außerhalb der saison, seien wir realistisch.

neue kategorie „tod“ erstellt, dann aus aberglauben wieder löschen wollen, ging aber nicht. hrmpf.

teilen